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Napoleon

Oneshots
von

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Verbrannte Erde

1812. Es war ein ruhiger, klarer Morgen, als Gilbert die Grenzen überquerte und die Weiten Russlands betrat. Nie zuvor hatte er das andere Land besiegt gesehen, so verletzt und verwüstet wie nun. Dörfer und Felder waren verbrannt, keine einzige Menschenseele begegnete ihm auf seinem Weg nach Moskau. Der Anblick der verlassenen Stadt war verstörend. Weder Berlin noch Königsberg hatten je durchmachen müssen, was in Moskau geschehen war - man nannte es die 'Verbrannte Erde'. Die Hauptstadt war zerstört, von den Russen selbst. Gilbert erreichte den Roten Platz.
 

Ein großgewachsener Mann stand auf dem verbrannten Grund, ging ein paar Schritte nach vorn, blieb wieder stehen. Er bückte sich und setzte dann seinen Weg fort. Als Gilbert näher kam, konnte er sehen, dass der andere kleine Bäume in die Asche setzte.

"Du baust sie wieder auf?"

"Da." Ivan drehte sich langsam zu ihm. Gilbert hatte erwartet, dass er erschüttert und verwundet aussehen würde, aber tatsächlich lächelte der junge Mann. "Ich denke sie wird noch schöner werden. Eine gute Stadt." Er klopfte liebevoll den staubigen Stein. "Sie hat ein paar zehntausend Soldaten vernichtet."
 

Gilbert musste sich eingestehen, dass er beeindruckt war. Dass es funktionieren würde, daran hatte er nie geglaubt. Vorallem nicht gegen Napoleon's Armee. Und selbst wenn, dann hätte er nie einen so furchtbaren Schritt zu tun gewagt. Ivan jedoch hatte es getan. "Bist du nicht verletzt?" fragte er ihn.

"Verletzt?" wiederholte Ivan, und er sprach das Wort aus wie eine Nebensächlichkeit. Er ging einen Schritt zur Seite und pflanzte einen weiteren Baum. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft sah Gilbert an dem anderen vorbei, und nun bemerkte er die Menschen, viele Menschen, die wie ein Staat Ameisen in die Stadt zogen. Sie trugen Steine und Holz, Dachziegel und Werkzeuge, um sie wieder aufzubauen.
 

"Nun ich denke, ich bin tatsächlich ein bisschen verletzt." gab der Russe zu. "Aber wie du siehst, heilen meine Wunden schnell. Morgen bin ich vielleicht stärker als je zuvor. Gerade in diesem Moment folgen meine Truppen der französischen Armee in dein Land, um sie zu schlagen. Und dann..."

Ivan kam näher. In einer schnellen Bewegung ergriff er Gilberts Handgelenk.

"Wenn ich dich aus der Scheiße ziehe, sei ein guter Junge und sag Danke."
 

Gilbert versuchte sich loszureißen. "Ich brauch deine Hilfe nicht!" knurrte er.

Doch die Hand des Russen war stark und er konnte sich nicht befreien. Ivan zog ihn näher. Gilbert konnte fast schon die Lippen des anderen an seiner Stirn spüren. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Jeder Muskel, jeder Nerv von ihm schrie danach, sich aus dem Griff zu weden und wegzuspringen, aber er konnte sich nicht bewegen. Ivan hatte bereits einen Arm um ihn gelegt, zog ihn näher heran, dann in einen Kuss.

"Kranker Bastard." fauchte Gilbert durch seine geschlossenen Zähne. Er würde die Geste sicher nicht erwiedern.
 

Ivan hielt einen Finger an seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. "Zuerst werden wir Frankreich in seine Schranken weisen, du hast also genug Zeit, deine Sitation zu überdenken."

Er lächelte und ließ den Preußen los. "Wie du siehst habe ich noch eine Menge zu tun." Dann gewährte er ihm etwas Abstand. Er nahm einen weiteren Setzling hoch. Wie diese starken, grausamen Hände einen kleinen Baum mit so viel Sorgfalt berühren konnten, verstand Gilbert nicht.

"Wir sehen uns an der Front." murmelte er und ging fort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Koenigsberg
2012-02-21T00:02:26+00:00 21.02.2012 01:02
Ich hab mich immer gefragt warum es keine FFs zu Napoleon gibt...
aber wie ich eben festgestellt hab, eine gibt es... auch wenn sie nichts mit Frankreich als Charakter zu tun hat, naja Russland und Preußen sind auch ohne ihn toll >D
Es ist irgendwie niedlich
Etwas kurz... naja, klein aber fein ;)

 Koenigsberg


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