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DBZ: The Saga Continues

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Back to Business - "Endless mourning is no good!"

Kapitel VIII: Back to Business - "Endless mourning is no good!"
 

~Drei Wochen waren seit Shenlongs Erscheinen und dem Vorfall am Quittenturm vergangen. Die Z-Krieger gingen alle - mehr oder weniger - ihren normalen Tätigkeiten nach, auch wenn ihnen der Tod von Gohan und den anderen schwer zu schaffen machte. Aber immerhin würden die Dragon Balls in etwas weniger als einem Jahr wieder einsatzbereit sein.~
 

~Dann eines Tages...~
 

Es regnete in Strömen. Der ganze Himmel war von einem Ende des Horizonts bis zum anderen mit dunklen, grauen Wolken behangen. Nicht ein einziger Sonnenstrahl brach durch den wolkenverhangenen Himmel und nichts schien darauf hinzuweisen, dass der Regen in absehbarer Zeit aufhören würde.
 

Das besserte die Laune des Fremdenführers nicht gerade auf. An Tagen wie diesen wünschte er sich des Öfteren, dass der Tourbus direkt an der Gedenkstätte halten würde. Aber dem war leider nicht so: der letzte Kilometer musste auf dem Fußweg beschritten werden. An solchen Tagen hasste er einfach alles. Er hasste seinen Job. Er hasste seinen Boss, weil er ihn ausgewählt hatte bei diesem Wetter die Führung zu übernehmen. Er hasste die Gruppe Touristen, die er heute zu führen hatte.
 

Warum konnten diese zwanzig oder dreißig Irren die Führung nicht an einem anderen Tag machen? Warum ausgerechnet heute? Er hatte sowieso zuerst versucht, es den Leuten auszureden und ihnen vorgeschlagen, die Führungen an einem anderen Tag zu machen. Aber nein! Diese Idioten - besonders die fette, alte Schachtel - mussten lautstark darauf bestehen, die Führung heute zu machen. 'Sie hätten die Regenmäntel schließlich nicht umsonst dabei' wiederholte er die Worte der Frau in seinem Kopf und verfluchte sie dafür.
 

*Ja, Regenmäntel haben wir. Aber kalt und nass ist es trotzdem*, dachte er zornig. Schließlich hatten sie den Platz erreicht. Er atmete einmal kräftig aus, setzte ein Lächeln auf und drehte sich zu der Gruppe hinter ihm um.
 

"Meine Damen und Herren, willkommen an der Gedenkstätte, die zu Ehren Mr. Satans errichtet wurde, um seinen Sieg über Cell zu feiern und in Erinnerung zu behalten! Sie befinden sich hier am Fuße der zehn Meter hohen Statue unseres Retters." Der Fremdenführer drehte sich etwas zu Seite und wies mit einem Arm die Statue von Mr. Satan hinauf. Es war ein allgemeines Staunen zu vernehmen, gefolgt von dem mehrfachen Geknipse, als die Leute ihre Fotos schossen.
 

*Ja, ja, als ob die Statue erst in dem Moment aufgetaucht wäre, als ich sie angepriesen hatte*, meinte er sarkastisch. Die ewigen 'Ohs' und 'Ahs' der Touristen gingen ihm schon lange auf die Nerven. *Alle gleich!*
 

"Wenn Sie nach rechts blicken, sehen sie den Ring, in dem Mr. Satan vor nun bereits siebzehn Jahren Cell bekämpft hat. Natürlich handelt es sich dabei um einen Nachbau - der originale Ring wurde während des Kampfes von Cell in die Luft gejagt."
 

Mehr 'Ohs' und 'Ahs', noch mehr Geknipste. Wie lange machte er diesen Blödsinn nun eigentlich schon mit? Über zehn Jahre mit Sicherheit schon. Vielleicht sollte er diesen Job an den Nagel hängen. Er konnte Touristen einfach nicht mehr ausstehen. Er wurde wieder aus seinen Gedanken gerissen, als ein paar Mitglieder der Gruppe ihm Fragen stellten. Er beantwortete sie geduldig und mit aufgesetzter Freundlichkeit, aber innerlich schrie er. Es waren dieselben langweiligen Fragen wie immer. Konnte es nicht sein, dass alle Menschen irgendwann einmal genug von dieser Stätte hatten?
 

Nachdem er die letzten Fragen beantwortet hatte, setzte er seine Führung fort.
 

"Folgen Sie mir bitte!" Er setzte sich in Bewegung. Die Touristengruppe folgte ihm gemächlich. "Ich führe sie nun zu den beiden gigantischen Kratern, die entstanden sind, als Cell riesige Ladungen Sprengstoff zündete, um Mr. Satan zu erledigen. Zum Glück ist er damit gescheitert. Gleich sind wir da..."
 

"Was ist, wenn Cell zurückkommt?"
 

Der Fremdenführer blieb ruckartig stehen. Nicht aus Schreck, sondern weil er nun kurz davor war, endgültig die Geduld zu verlieren. Dreizehn Jahre lang - er erinnerte sich jetzt wieder an die genaue Zeit - machte er diesen Job nun schon und bei jeder verdammten Führung wurde diese Frage gestellt. Nur eines war dieses Mal anders: Normal stellten kleine Kinder oder ältere Menschen diese Frage. Die Stimme von heute klang aber weder sehr jung, noch sehr alt, geschweige denn ängstlich. Die Stimme hatte einen selbstsicheren, fast schon spöttischen Klang.
 

"Das wird nicht passieren", antwortete der Führer. "Und wenn doch, dann wird Mr. Satan ihn mit Sicherheit wieder besiegen." Das war seine Standardantwort auf diese Frage und für ihn war das Thema damit abgehakt. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung. Es gab einfach nichts Neues in diesem Job.
 

"Und was wird passieren, wenn jemand auftaucht, der stärker als Cell ist? Viel stärker?"
 

Das war neu. Der Fremdenführer drehte sich langsam um, um zusehen wer die Frage gestellte hatte. Es war nicht schwer zu erraten wer es gewesen war. Die Person, die direkt hinter ihm stand und von den restlichen Mitgliedern fragend angestarrt wurde, kam wohl als einzige in Frage. Er musterte sie. Es war ein Mann - das war eindeutig an der Stimme zu hören gewesen - von normaler Größe. Er trug ein Paar schwarze Stiefel, eine weiße, weite Hose und eine lange schwarze Kutte mit Kapuze. Er hielt den Kopf leicht gesenkt. Von seinem Gesicht war nichts weiter zu erkennen, als sein zu einem Grinsen verzogener Mund und ein schwarze Strähne die unter der Kapuze hervorragte. Der Typ musste ziemlich viel Gel benutzen, denn trotz des trüben Wetters glänzte die Haarsträhne und wirkte wie ein einzelner schwarzer Stachel.
 

*Komisch, der Typ ist mir im Bus gar nicht aufgefallen* stellte der Fremdenführer fest. Er hatte seine Musterung abgeschlossen und suchte kurz nach einer Antwort, die den Zweifler zufrieden stellen würde. "Ich glaube nicht, dass so ein Wesen existiert. Und wenn doch, Mr. Satan ist nicht allein. Er bildet viele talentierte Schüler in seiner Schule aus."
 

"Oh, aber so ein Wesen existiert", meinte der sonderbare Typ mit belehrendem Tonfall. "Es ist bereits hier!"
 

Die Gestalt packte ihre Kutte und riss sie sich mit einem Ruck vom Körper. Ein paar der anderen Touristen sprangen erschrocken einen Schritt zurück. Die einen, weil die schnelle Bewegung sie erschrocken hatte, die anderen, weil sie vor der bizarren Gestalt mit nacktem Oberkörper, die unter Kutte zum Vorschein kam, zurückwichen. Der Fremdenführer konnte es ihnen nicht verdenken. Der Typ hatte schwarze Augäpfel, anstatt weißen und wirkte auch ansonsten recht bedrohlich. Die Gestalt kreuzte ihr Arme vor ihrem Brustkorb, spannte die Hände kurz an und mit einem schmatzenden Geräusch schoben sich aus jeder Hand drei schwarze Dornen zwischen den Knöcheln hervor.
 

"Ihr seid einige der ersten Menschen, die das Vergnügen haben mich kennen zu lernen!" teilte die Gestalt mit einem bösartigen Grinsen mit.
 

"Was zum...?!"
 


 

* * *
 


 

~Sehr viel später, in der Nacht desselben Tages.~
 

Kalt. Dunkel. Alles um sie herum war kalt und dunkel. Wo war sie? Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und ihre Schritte hallten noch lange nach. Es hörte sich so an, als würde sie sich in einer großen, dunklen Halle befinden. Wie war sie hier hergekommen? Es war unheimlich hier. Sie machte ein paar weitere Schritte. In welche Richtung sollte sie gehen? Sie hatte keine Ahnung wo sich der Ausgang befand.
 

"Videl!"
 

Sie wirbelte herum. Alle Angst war in dem Moment verschwunden, als sie seine Stimme vernahm. Auch stieg ein warmes Gefühl in ihr auf, das sämtliche Kälte verdrängte. Dann erblickte sie hin. Er stand in einiger Entfernung und lächelte dieses Lächeln, das sie so sehr an ihm liebte. Dieses Lächeln hatte er gelächelt, als sie ihn das erste Mal richtig gesehen hatte. Er hatte es bei ihrem ersten Date gelächelt. Als er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte, hatte er dieses Lächeln getragen. Genauso bei ihrer Hochzeit.
 

"Gohan!" rief sie entzückt.
 

"Videl!"
 

"Gohan, komm her zu mir!"
 

"Ich kann nicht! Komm du zu mir! Komm, Videl!" Gohan breitete die Arme aus und lächelte sie weiter an. Videl begann auf ihn zuzugehen, beschleunigt aber bald ihre Schritte. Etwas stimmte nicht. Sie kam ihm nicht näher. So schnell sie auch lief, sie verblieb immer auf der gleichen Stelle. Sie begann zu sprinten, aber es half nichts.
 

"Videl, warum kommst du nicht?" fragte er ruhig, immer noch lächelnd.
 

"Gohan, etwas stimmt hier nicht!"
 

"Videl, komm zu mir!"
 

Sie blieb stehen und versuchte mit einem Sprung vom Fleck zu kommen, aber das Ergebnis war dasselbe. Dann bemerkte sie etwas. Hinter Gohan begann das Schwarz leichte Wellen zu schlagen, wie eine Wasserfläche die aufgewirbelt wurde. Etwas begann aus dem Boden hinter Gohan zuwachsen. Zuerst war es nur eine schwarze Silhouette, aber dann begann das Schwarze wie eine Flüssigkeit an der Gestalt herabzufliesen. Mit Entsetzen erkannte sie, dass es das Monster war, das am Palast Gottes aufgetaucht war.
 

"GOHAN, PASS AUF! VERSCHWINDE VON DORT!"
 

"Warum? Ich warte auf dich! Dann verschwinden wir beide von hier."
 

"GOHAN!" Sie versuchte mit aller Kraft, zu ihm zu rennen, aber es gelang ihr nicht. Verzweifelt sank sie auf ihre Knie und begann zu schluchzen. Nano stand in voller Größer hinter Gohan. Mit einem bösartigen Grinsen ließ er seine Klauen aus seinen Händen gleiten. Sie rief Gohan mehrmals zu, er solle sich umdrehen, aber er schien sie nicht zu hören. Er stand nur da und lächelte sie mit ausgebreiteten Armen an.
 

"NEIN!" Videl stieß einen weiteren verzweifelten Schrei aus.
 

Dann rammte Nano seine Klaue in Gohans Rücken. Das geschah wieder und wieder. Zehnmal. Hundertmal. Dieselbe Szene wiederholte sich überall um sie herum. Unter ihr, über ihr, aus allen möglichen Perspektiven. Gohans Todesschrei hallte aus allen Richtungen. Sie schloss ihre Augen presste die Hände auf ihre Ohren, aber es half nichts. Sie hörte seinen Schrei trotzdem.
 

Dann war alles auf einmal wieder still.
 

Langsam öffnete sie ihre Augen. Ihr Blick war von ihren Tränen verschwommen. Sie stand auf und ging zitternd in die Richtung, wo sie Gohan vorher stehen gesehen hatte. Sie verschränkte ihre Arme und hielt sie fest an ihre Brust gepresst.
 

"Gohan", schluchzte sie, "Gohan, bitte verlass mich nicht..."
 

Sie spürte, wie sich ein Paar Hände auf ihre Schultern legten und ein warmer Atem ihren Nacken streifte.
 

"Aber Videl", flüsterte eine Stimme, "Ich bin doch hier."
 

Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Es war Gohans Stimme. Gohan war bei ihr. Gohan lebte. Überglücklich drehte sie sich um.
 

Und blickte in die schwarzen Augen von Nano's neuer Form.
 

"Gohan ist hier", teilte ihr Nano mit einem bösen Lächeln mit. "Er ist ein Teil von mir..."
 

"AAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!"
 

Mit einem Schrei setzte sich Videl in ihrem Bett auf. Als ihr die Luft zum Schrein ausging, ließ sie ihren Kopf in ihre Hände fallen und begann lauthals zu schluchzen. Keine Minute später stürmte ChiChi in das Zimmer, um ihre in Tränen aufgelöste Schwiegertochter zu trösten.
 


 

* * *
 


 

Goten lag wach in seinem Bett und starrte die dunkle Decke seines Zimmers an. Videls Schrei hatte ihn nicht geweckt. Er hatte sowieso nicht geschlafen. Zu vieles ging ihm im Kopf herum. Drei Wochen war es her, seit Gohan gestorben war.
 

Er hatte es nicht miterlebt. Er war mit Uubu gerade am Quittenturm - oder was davon übrig gewesen war - angekommen, als die anderen gerade aufbrechen wollten. Sein Vater war bewusstlos gewesen, seine Mutter ebenfalls und Videl nur noch ein schluchzendes Wrack. Als er wissen wollte, was passiert war, hatten ihn die anderen nur traurig angesehen und gesagt, er solle ihnen zur Capsule Corporation folgen. Wortlos war er hinter ihnen her geflogen.
 

Dort angekommen, hatte sich Dende um seine Eltern gekümmert, während Piccolo versucht hatte, ihm Gohans Tod einigermaßen schonend beizubringen. Er hatte Piccolo nicht geglaubt. Schließlich konnte niemand seinen Bruder umbringen! Sein Bruder war einer der stärksten Kämpfer überhaupt! Er hatte Piccolo angeschrieen und ihn einen Lügner genannt. Bulma, Muten-Roshi und Kuririn hatten versucht ihn zu beruhigen.
 

Goten erinnerte sich noch daran, wie er aus dem riesigen Haus lief. Trunks hatte ihm folgen wollen, war aber von irgendjemandem zurückgerufen worden - Bulma wahrscheinlich. Somit war er allein davongeflogen, aber genau das war es gewesen, was er gewollt hatte. Er wusste nicht mehr, wie lang er unterwegs gewesen war oder wohin er geflogen war. Aber er wusste noch, dass er irgendwo in der Wildnis in der Luft angehalten hatte und einen lauten Schrei ausgestoßen hatte, um seinem Zorn und seiner Trauer Luft zu verschaffen. Dann war er zu Boden gesunken und sich den Kummer von der Seele geheult. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie viele Jahre davor er nicht mehr geweint hatte. Aber in diesem Moment hatte er sich wirklich todunglücklich gefühlt.
 

Goten schloss die Augen, als er sich an das erinnerte, was dann folgte.
 


 

* * *
 


 

Der Szenerie war beinahe idyllisch. Eine hohe, kahle Felsformation, umgeben von einem dichten Wald. Die Blätter der Bäume rauschten leicht im Wind und das abendliche Gezwitscher vieler Vogelarten war zu vernehmen. Der Himmel hatte bereits eine leicht rötliche Färbung angenommen und die Sonne näherte sich immer weiter dem fernen Horizont. Das einzige, was die Idylle störte, war die zusammengekauerte Gestalt, die bewegungslos auf dem Felsplateau saß und apathisch in die Ferne starrte.
 

Goten hatte die Beine an seinen Brustkorb herangezogen, die Arme darum geschlungen und sein Kinn auf eine seiner Kniescheiben gestützt. Der Wind wehte durch seine ungebändigte Haarmähne und trocknete langsam die letzten vereinzelten Tränen, die noch immer an seinen Wangen herabflossen. Die Wunden aus seinem Kampf mit Uubu waren mittlerweile verheilt - Dende sei Dank - aber seine Kleidung war zerfetzt und mittlerweile verkrustetes Blut bedeckte noch immer einige Stellen seines Körpers. Bis auf ein gelegentliches Blinzeln starrte er regungslos in die untergehende Sonne.
 

Ihm war egal, dass er auf eventuelle Beobachter wahrscheinlich wie eine schwächliche Heulsuse wirkte, die gerade fürchterlich zusammengeschlagen worden war. Aber ihm war alles egal.
 

Gohan war tot.
 

Gohan, sein großer Bruder. Gohan, der immer da gewesen war, seitdem er denken konnte. Gohan, der immer für alles eine Lösung parat hatte. Gohan, der ihm schon mehr als einmal geholfen hatte, eine Prüfung zu bestehen. Gohan, der ihm beigebracht hatte zu fliegen. Gohan, einer der drei stärksten Kämpfer der Welt, vielleicht des ganzen Universums, vielleicht sogar der Stärkste. Dieser Gohan war tot.
 

Nicht einfach nur tot. Absorbiert! Absorbiert von irgendeinem - für Goten - gesichtslosen Monster. Es war nichts von ihm übrig geblieben, nicht einmal seine Kleidung, hatten ihm die anderen erzählt.
 

Und er selbst hatte nichts unternehmen können um ihm zu helfen. Der kleine Bengel, der sich der Schüler seines Vaters schimpfte, hatte ihn zu lange aufgehalten und abgelenkt. Und sein Vater? Er war dort gewesen, aber er hatte Gohan auch nicht geholfen. Warum, wusste er nicht. Piccolo hatte nur gesagt, dass Nano - so hatte er das Monster genannt - sie total überrascht hatte, was immer das heißen mochte.
 

Goten hob den Kopf etwas an, als er ein leichtes Kribbeln verspürte. Jemand näherte sich. Jemand, den er nur allzu gut kannte und mit dem er jetzt eigentlich nicht reden wollte. Goten ließ den Kopf zurück auf sein Knie sinken und starrte weiter in die Ferne. Mit einem 'Tap' landete der Besucher schließlich hinter ihm auf den Felsen.
 

"Goten...", hörte er seinen Vater sagen, während dieser langsam näher kam.
 

"Was willst du?" fragte Goten mürrisch ohne ihn anzublicken.
 

"Ich weiß, wie's dir jetzt geht", sagte Goku leise und bleib hinter Goten stehen. Er fuhr ihm mit einer Hand durchs Haar und streichelte leicht Gotens Kopf.
 

"Gar nichts weißt du!", erwiderte Goten barsch und ruckte mit einem Schnauben seinen Kopf zur Seite, um Gokus Hand aus seinem Haar zu bekommen. Das Letzte, was er jetzt brauchte, waren Streicheleinheiten von seinem Vater. "Du weißt gar nichts über uns!"
 

"Hmm?" fragte Goku etwas verwirrt und zog seine Hand zurück.
 

"Seit wann weißt du, wie es uns geht?" Goten drehte seinen Kopf und blickte über seine Schulter zu seinem Vater auf. "Gohan ist tot! Gestorben! Das scheint dir überhaupt nichts auszumachen."
 

Gokus Augen weiteten sich überrascht. Mit so einer Anschuldigung von Goten hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Goten war indessen aufgestanden; hatte sich aber wieder abgewandt und blickte zur Sonne, die bereits zu verschwinden begann.
 

"Natürlich macht es mir etwas aus", sagte sein Vater schließlich mit betrübter Stimme. "Als Nano ihn vor meinen Augen umgebracht hat, hat es mir beinahe das Herz zerrissen. Noch schlimmer war, dass ich absolut machtlos war. Ich konnte es nicht verhindern." Er machte eine kurze Pause und ließ den Kopf hängen. Schließlich hob er ihn wieder an, sprach mit etwas aufbauender Stimme weiter. "Aber es hat keinen Zweck lange Zeit zu trauern: Du musst immer nach vorne blicken. Gohans Mörder ist erledigt. Das Leben geht weiter und in einem Jahr sind die Dragon Balls auch wieder einsatzfähig."
 

"Dragon Balls..." Goten ballte seine Hände zu Fäusten, seine Arme begann vor Anspannung zu zittern und seine Stimme bebte.
 

"Dragon Balls... Dragon Balls... Immer nur Dragon Balls!" Mit einem Ruck drehte sich Goten um und blickte seinem Vater wütend in die Augen. In seinen eigenen Augen sammelten sich bereits erste Zornestränen.
 

"Die Dragon Balls sind wohl deine Lösung für alles, was Dad?"
 

Sein Vater wollte etwas antworten, aber Goten ließ es nicht zu. Er war zu aufgebracht, um sich jetzt unterbrechen zu lassen.
 

"Deine heiß geliebten Dragon Balls sind das nächste Jahr über verdammte, nutzlose Steine. Gohan ist ein ganzes Jahr tot. Ein ganzes Jahr! Weißt du, was das heißt? Pan muss ein ganzes Jahr auf ihren Vater verzichten, Videl auf ihren Mann und Mum auf ihren Sohn! Wenn du dich in den letzten Monaten auch nur einmal um deine Familie gekümmert hättest, wüsstest du, dass Mum in den letzten Monaten immer einsamer geworden ist." Goten machte eine kurze Pause und versuchte den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, hinunterzuschlucken. Mit einem Arm wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht, bevor Goku jedoch etwas sagen konnte, sprach er weiter. "Aber du musstest ja abhauen und mit einem wildfremden Kind trainieren, das dir scheinbar wichtiger ist als deine Familie. Und wofür? Wenn es dann einmal darauf ankommt, dann bist du unfähig deine Familie zu beschützen! Du warst dabei! Warum hast du Gohan nicht gerettet?! Was bist du nur für ein Vater?!"
 

Goten war fertig und atmete heftig, denn er hatte beinahe seinen ganzen Atem verschrien. Die Tränen flossen ihm mittlerweile wieder in Strömen an den Wangen herab und blickte seinen Vater immer noch zornig an, der mit einem traurigen und geschockten Gesichtsausdruck diesen Blick erwiderte.
 

"Goten... ich..." Goku ging einen Schritt auf seinen Sohn zu und wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen, aber Goten schlug die Hand beiseite.
 

"LASS MICH IN RUHE!" schrie er mit aller Kraft und begann sein Ki freizusetzen. Die Energie sprengte die Felsen unter ihm auf. Mit einem Satz sprang Goten in die Luft und schoss in eine willkürlich gewählte Richtung davon.
 

Goku setzte einen Schritt nach, unterließ es dann aber ihm zu folgen. Schweigsam sah er zu, wie sein jüngster Sohn am Horizont verschwand.
 


 

* * *
 


 

Goten öffnete seine Augen wieder und starrte zur Decke. Er hörte, wie jemand an seiner Tür vorbei ging. Seine Mutter wahrscheinlich. Sie hatte Videl wohl etwas beruhigen können und war auf den Weg zurück in ihr eigens Zimmer. Er wartete bis sich ihre Schlafzimmertür schloss, dann drifteten seine Gedanken zurück zu dem Streit mit seinem Vater.
 

Er hatte sich für die harten Worte bis heute nicht bei seinem Vater entschuldigt, aber er schien zumindest etwas damit bewirkt zu haben. Sein Vater war die nächsten zwei Wochen zu Hause geblieben, was besonders seiner Mutter gut getan hatte. An manchem Tagen hatte er sich zwar zu Uubu teleportiert, um zu trainieren, aber am Abend war er wieder zu Hause gewesen.
 

Goten selbst hatte ebenfalls ein paar Sparringmatches gegen seinen Vater geführt. Aber er hatte sie mit gemischten Gefühlen bestritten. Einerseits, weil er froh gewesen war ihn wieder zu haben, andererseits, weil Kämpfen das einzige gewesen war, was sie zusammen gemacht hatten. Sie hatten durchaus miteinander gesprochen, aber über nichts Wichtiges.
 

Eigentlich hatte er immer gedacht, er würde sich freuen, wenn sein Vater wieder bei ihnen war, aber so war es nicht gewesen. Immerhin war seine Mutter glücklich gewesen. Gokus Anwesenheit hatte ihr geholfen Gohans Tod - deutlich besser als Videl - zu verkraften. Das war genau der Punkt, der Goten so unglaublich gestört hatte. Sein Vater hatte alles für Goten so unverständlich locker genommen. Goten hatte keine einzige Träne gesehen, keinen Wutausbruch erlebt. Gar nichts. War ihm der Tod seines Sohnes so egal? Er hatte zwar immer wieder darauf hingewiesen, dass Gohan durch die Dragon Balls wiederbelebt werden konnte, aber bis dahin war es noch eine halbe Ewigkeit. Goten konnte ihn einfach nicht verstehen.
 

Vor knapp einer Woche war sein Vater nun wieder für längere Zeit zu Uubu aufgebrochen, um mit ihm zu trainieren. Goten konnten den kleinen Insulaner noch immer nicht leiden. Seine Mutter hingegen schon. Als Goku Uubu einmal mitgebracht hatte, um ihnen allen vorzustellen, war sie ganz hingerissen von der Höflichkeit und Schüchternheit des kleinen Kämpfers gewesen.
 

Goten schnaubte genervt, wälzte sich zur Seite und blickte zu seiner Balkontüre hinaus. Er hielt Uubu noch immer für gefährlich. Er war schließlich Buu's böse Seite - und unglaublich stark. Das hatte er in ihrem Kampf gegeneinander bewiesen. Goten hätte nie gedacht, dass er mit der Kraft eines Super Saiyajins mithalten könnte. Aber was Goten noch mehr verärgert hatte, war die Reaktion seines Vaters auf den Kampf gewesen. Er war nicht wütend gewesen, weil sein Sohn und sein Schüler sich gestritten hatten - Goten hätte auf solch eine Reaktion gehofft, dann hätte er seinem Vater von Uubu Verbrüderung mit diesen verrückten Aliens erzählt. Aber was musste sein Vater tun? Er hatte sich bei ihm bedank, weil er mit Uubu trainiert hatte und der Kleine angeblich einen unglaublichen Fortschritt gemacht hatte. Das war ein Moment gewesen, in dem Goten kurz davor gewesen war endgültig durchzudrehen.
 

Er rollte sich wieder auf den Rücken und legte einen Arm über seine Augen. Er würde diese Nacht wohl wieder keinen Schlaf bekommen. Die ganze Situation nervte ihn gewaltig. Noch dazu würde in knapp eineinhalb Wochen die Schule wieder beginnen. Auch das ging ihm auf die Nerven.
 

Er hörte wie die Tür zu seinem Zimmer sich öffnete, was ihn aus seinen verdrießlichen Gedanken riss. Er nahm den Arm von seinem Gesicht und hob den Kopf leicht an um zu sehen, wer so spät in der Nacht noch etwas von ihm wollte.
 

"Pan?" fragte er verwirrt, als er seine kleine Nichte in ihrem Pyjama und mit einem Kopfkissen unter dem Arm in der Tür stehen sah.
 

"Onkel Goten, ich kann nicht schlafen", sagte sie leise und schloss die Tür hinter ihr. "Darf ich bei dir schlafen?"
 

Goten setzte sich leicht in seinem Bett auf, während Pan zu seinem Bett herüber marschierte.
 

"Warum bei mir?", fragte er, hob allerdings seine Bettdecke an, so dass Pan darunter schlüpfen konnte. Dann legte er sich ebenfalls wieder hin. "Du solltest bei deiner Mama schlafen."
 

"Mama schreit manchmal und wälzt sich immer so laut hin und her", meinte Pan, die sich an ihn kuschelte. Er legte einen Arm um sie und begann dann ihr mit seiner Hand durchs Haar zu fahren.
 

"Das ist ganz normal. Deine Mama vermisst Gohan."
 

"Wann kommt Papa wieder?"
 

"Bald", log Goten. "Recht bald. Schlaf jetzt!"
 

Er fühlte sich nicht gut, wenn er Pan anlog, aber irgendwie musste er sie ja trösten. Es waren noch etwas mehr als elf Monate, bis die Dragon Balls wieder einsatzbereit sein würden. Das war - vor allem für ein Kind, das auf seinen Vater wartete - eine halbe Ewigkeit. Gohans Job war ebenfalls ein Problem gewesen. Sie hatten lange überlegen müssen, wie sie ein ganzes Jahr lang seine Abwesenheit entschuldigen sollten. Schließlich hatte Videl bei seiner Arbeitsstelle angerufen und erzählt, Gohan hätte einen schweren Unfall gehabt und läge im Koma. Sie hatte hinzugefügt, er würde von Mr. Satans besten Ärzten versorgt und dürfe keinen Besuch erhalten. Es war nicht leicht für sie gewesen, aber das war es für niemanden von ihnen.
 

*Mit Ausnahme von Dad*, dachte Goten säuerlich. Für seinen Geschmack steckte sein Vater das alles viel zu leicht weg.
 

"Papa", flüsterte Pan leise.
 

Goten hob seinen Kopf leicht an. Pan war bereits eingeschlafen und hatte im Schlaf gesprochen. Er konnte sich vorstellen, dass seine Nicht ebenfalls sehr unter dem Verlust ihres Vaters litt. Mit einem Finger wischte er eine einzelne Träne weg, die ihre Wange hinunterkullerte, dann ließ er seinen Kopf zurück in sein Kissen sinken und gähnte herzhaft.
 

Er wünschte sich, er hätte den Mörder seines Bruders wenigstens einmal gesehen. Er wollte wissen, wie er aussah. Am liebsten hätte er den Bastard selbst umgebracht, aber wahrscheinlich war es gut, dass sein Vater ihn schon erledigt hatte. Piccolo hatte gesagt, dass er sich Gohans Kraft angeeignet hatte und deshalb unglaublich stark gewesen sein musste.
 

Goten ging seinen Gedanken noch einige Minuten nach, dann übermannte auch ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
 


 

* * *
 


 

~Währenddessen, fast zur gleichen Zeit, auf einer Landstraße irgendwo in der Einöde.~
 

Er war müde. Unglaublich müde sogar und die Tatsache, dass Mitternacht bereits lange verstrichen war und es in Strömen regnete, was die Fahrt sehr anstrengend machte, trugen nicht gerade dazu bei ihn wach zu halten. Am liebsten hätte er an der Raststätte, an der er vor einer halben Stunde vorbeigekommen war, angehalten, aber er konnte es sich leisten zu rasten. Er war sowieso schon spät dran und sein Chef saß ihm im Nacken. Die Lieferung musste morgen früh pünktlich eintreffen und er wollte es nicht riskieren seinen Job zu verlieren. Immerhin saß er gerne am Steuer eines Trucks.
 

Er gähnte herzhaft, dann blickte er wieder durch die verregnete Windschutzscheibe auf die Straße. Obwohl sein Fahrzeug mit wirklich hervorragenden Scheinwerfern bestückt war, war es schwer bei dem Regen etwas zu erkennen - vor allem mit seinen ermüdeten Augen. Zum Glück verlief die Strecke hier fast ausschließlich gerade und es waren - besonders zu dieser Zeit - so gut wie keine anderen Autos unterwegs. Er drehte sein Radio lauter, in der Hoffnung, die Musik würde ihn wach halten, was aber nur mäßig funktionierte.
 

Fast so, als wolle das Schicksal ihm beweisen, dass er sich nicht auf die Sicherheit, die er sich gerade eingeredet hatte, verlassen konnte, bemerkte er etwas vor sich auf der Straße. Mit einem lauten Fluch stieg er auf die Bremse. Die abgefahrenen Reifen sorgten dafür, dass die Bremsen wenig effektiv waren und sein Truck schlidderte auf der nassen Straße dahin. Kurz bevor das tonnenschwere Fahrzeug endlich zum Stehen kam, vernahm er ein dumpfes Geräusch.
 

"Verdammte Scheiße!" fluchte er lauthals, "Das hat gerade noch gefehlt!"
 

Er schnallte sich ab und sprang, ohne den Motor abzustellen, aus dem Truck in den Regen. Er verfluchte seinen geizigen Boss ein weiteres Mal dafür, dass er mit der Wartung der Fahrzeuge immer so 'nachsichtig' war. Schnellen Schrittes ging er nach vorne und erwartete das Schlimmste. Ihm fiel ein Stein vom Herzen als er eine Gestalt im Licht der Scheinwerfer stehen sah. Nicht einmal ein halber Meter trennte den Truck von dem nächtlichen Wanderer.
 

"Sind Sie verletzt?" rief er laut, um den Regen und den laufenden Motor zu übertönen. Die Gestalt - er konnte sie nicht genauer erkennen, da sie eine schwarze Kutte mit Kapuze trug - betrachtete ihre Hände.
 

"Sieht nicht so aus", kam als ruhige Antwort. Der Stimme nach handelte es sich bei der Gestalt um einen Mann.
 

*Er muss einen Schock haben, sonst wäre er nicht so ruhig*, stellte der Truckfahrer in Gedanken fest. "Sie haben riesiges Glück gehabt! Ich hätte Sie beinahe überfahren! Was machen Sie eigentlich bei diesem Wetter und so spät in dieser verlassenen Gegend?"
 

Die Gestalt gab ihm keine Antwort, sondern blickte ihn nur an - so schien es zumindest, er konnte die Augen des Wanderers nicht erkennen.
 

"Haben Sie sich verlaufen?" fragte der Fahrer weiter.
 

"Eigentlich nicht." Die Antwort klang beinahe schon spöttisch. "Ich geh nur gerne bei Regen spazieren und hab's nicht eilig irgendwo hinzukommen."
 

Sein Beinahe-Unfallopfer musste wirklich einen Schock erlitten haben, davon war er jetzt fest überzeugt. "Im Umkreis von über hundert Kilometern lebt hier kein Mensch. Sie wandern noch ewig bis Sie wieder eine Stadt erreichen." Er machte eine kurze Pause. "Soll ich Sie mitnehmen?"
 

Der Angesprochene antwortete wieder nicht, sondern drehte seinen Kopf zur Seite und blickte den Truck an. Langsam hob er seinen Kopf an und senkte ihn dann wieder, als würde er das Fahrzeug prüfen. Die Scheinwerfer schienen ihn kein bisschen zu blenden.
 

"Damit?" fragte er schließlich und richtete seinen Kopf wieder nach vorne. "Warum eigentlich nicht? Könnte ganz lustig sein."
 

"Dann lassen Sie uns einsteigen, sonst holen wir uns noch eine Erkältung!"
 

Die beiden kletterten in die Fahrerkabine und kurz darauf setzte sich der Truck wieder in Bewegung.
 

"Wo wollen Sie eigentlich hin?" fragte der Fahrer seinen Passagier.
 

"Ich habe kein bestimmtes Ziel. Ich will einfach irgendwo hin, wo viele Menschen sind."
 

"Da sind Sie aber in der vollkommen falschen Gegend. Sie haben echt Glück, das sie mich getroffen haben. Wenn wir es noch pünktlich zur Fähre schaffen, erreichen wir morgen Mittag die südliche Hauptstadt. Ist ihnen das belebt genug?" Der Passagier, der immer noch seine Kapuze aufgesetzt hatte, antwortete nicht, also sprach der Fahrer weiter. "Wenn ja, dann können sie bis dorthin mitfahren. Achja, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Gim."
 

Gim hielt seinem Fahrgast die rechte Hand hin, der seine nasse Kapuze zurückschlug. Ein Kamm aus schwarzen Haaren und ein Paar dunkle unheimliche Augen kamen darunter zum Vorschein. Mit einem Lächeln, das Gim nicht einordnen konnte, ergriff er seine Hand.
 

"Nano."
 


 

* * *
 


 

~Am Vormittag des nächsten Tages in der Capsule Corporation.~
 

Trunks saß auf der Couch und wusste nicht, was er mit seiner Zeit anfangen sollte. Gelangweilt schaltete er von einem Fernsehsender auf den nächsten um, ohne sich wirklich für die Programme zu interessieren. Warum hatte ihn seine Mutter eigentlich so früh geweckt? Er verstand zwar, dass sie ihn zum künftigen Präsidenten der Firma machen wollte, aber dass er wegen ein paar falsch abgehefteter Verträge geweckt wurde, ging doch etwas zu weit. Die Ferien waren bald vorüber. Sie könnte ihn wenigstens die letzten Tage noch ausschlafen lassen.
 

Trunks lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke. Immerhin war mittlerweile wieder so etwas, wie Alltag eingekehrt. Die ersten beiden Wochen nach dem Überfall waren alles andere, als angenehm gewesen. Gohans Tod hatte alle schwer mitgenommen und die ganze Zeit hatte eine seltsame Unruhe geherrscht. Alle hatten irgendwie Angst davor, dass sie nicht alle Feinde erledigt hatten.
 

Vor allem der Typ, der sich Nano nannte, hatte ihnen Kopfzerbrechen bereitet. Niemand wusste wer er war, wo er herkam, warum er das alles getan hatte oder warum er so stark gewesen war. Trunks war sich sicher, dass er nicht gegen ihn bestehen hätte können. Immerhin war sogar Piccolo nur knapp dem Tode entronnen. Bei seinem Vater hatte das Ereignis ebenfalls etwas ausgelöst. Er trainierte wieder verstärkt. Während er in den letzten Monaten vielleicht ein bis zweimal die Woche trainiert hatte - meistens um sich abzuregen - verbrachte er nun täglich wieder mehrere Stunden in seinem Schwerkraftraum. Fast wie in alten Zeiten.
 

"Wie in alten Zeiten", flüsterte Trunks.
 

Er musste an das Gespräch denken, das er mit seinem Vater geführt hatte, nachdem er Freezer erledigt hatte. Sein Vater hatte ihm Sachen erzählt, die Trunks immer noch nicht richtig glauben wollte. Er hatte von Schlachten mit fremden Völkern gesprochen, von den Planten, die die Saiyajins leergefegt und dann verkauft hatten, vom Leben der Saiyajins im Allgemeinen. Dann waren sie unterbrochen worden.
 

Sie hatten das Thema bis heute nicht wieder aufgenommen. Trunks überlegte, ob er vielleicht seinen Vater aufsuchen sollte, um das Gespräch fortzusetzen. Er war wahrscheinlich beim Training. Ihn jetzt aufzusuchen würde darauf hinaus laufen, dass Trunks mit ihm trainieren müsste, was wiederum auf einige blaue Flecken und vielleicht sogar gebrochene Rippen hinauslaufen würde. Trunks hatte um diese Tageszeit kein Bedürfnis dafür. Eigentlich hatte er überhaupt kein Bedürfnis dafür. Er beschloss, das Gespräch mit seinem Vater ein anderes Mal zu suchen.
 

Einige hastige Schritte und ein - fast schon ängstliches - Keuchen ließen ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Trunks hob seinen Kopf an und sah, wie Dende, der zusammen mit Popo immer noch bei ihnen im Haus lebte, in den Raum stürzte.
 

"Was..?" Bevor Trunks seine Frage zu Ende stellen konnte, hechte sich Dende auf - für den angeblichen Erdengott auf jeden Fall - würdelose Weise hinter die Couch.
 

"Dende, was ist hier los?" fragte Trunks über die Lehne des Sofas auf den Namekianer blickend.
 

"Bitte, Trunks", flehte Dende, "verrat ihr bloß nicht, dass ich hier bin!"
 

Trunks brauchte Dende gar nicht nach den Grund für sein Versteckspiel zu fragen. Die hochfrequente Stimme seiner Großmutter beantwortete die ungestellte Frage.
 

"DENDE!"
 

Trunks versuchte unwissend zu wirken, als seine Großmutter den Raum betrat. Er überlegte bereits, was er sagen sollte, sollte sie nach Dendes Aufenthaltsort fragen. Aber es stellte sich heraus, dass er sich umsonst um eine Ausrede bemüht hatte. Sie fragte ihn gar nicht. Mit einer Präzision, die jeden Auftragskiller vor Neid hätte erblassen lassen, marschierte sie an ihm vorbei und warf einen Blick hinter die Couch.
 

"Da sind Sie ja, Dende!" stieß sie verzückt aus. "Warum kauern Sie am Boden? Haben Sie etwas verloren?"
 

"Äh... Nein, eigentlich nicht." Dende stand auf und blieb mit gesenktem Kopf und leicht gerötetem Gesicht hinter der Couch stehen.
 

"Dann ist ja gut! Ich habe doch versprochen, mit Ihnen einkaufen zu gehen. Heute ist der ideale Tag dafür!"
 

"Wissen Sie, Mrs. Briefs, wegen mir müssen Sie sich keine Umstände machen. Wenn es Ihnen unpassend ist, können wir gerne hier bleiben."
 

"Keineswegs! Sie brauchen dringend neue Klamotten. Sie als Gott können doch nicht ständig in dieser alten Robe rumlaufen."
 

"Wissen Sie, ich... äh... mag meine Robe eigentlich und außerdem..."
 

"Kein Widerrede!" Mit einer schnellen Bewegung packte Mrs. Brief Dende am Kragen und begann mit sich mitzuzerren. "Sie sind der Gott der Erde. Sie haben einen Repräsentationsposten. Etwas gepflegter müssen Sie schon aussehen."
 

Dende seufzte laut, als er aus dem Raum gezogen wurde. Beim Hinausgehen warf er Trunks, der die ganze Szene amüsiert beobachtet hatte, einen Blick zu der sagte: 'Bitte töte mich, oder tu mir etwas ähnlich gnädiges an!'. Dann waren die beiden verschwunden.
 

Trunks musste leise lachen. Wenn er irgendjemanden erzählen würde, dass seine Oma gerade Gott, der eigentlich ein Alien war, aus dem Haus geschleift hatte, um mit ihm Shoppen zu gehen, würde er wahrscheinlich für verrückt erklärt werden. Bra war mit Sicherheit auch das einzige Kind auf der Welt, das auf die Frage 'Wo wohnt eigentlich Gott?' als Antwort 'Bei uns im Gästezimmer, mein Kind' zu hören bekäme.
 

Irgendwie hatte das gerade Geschehene seine Laune etwas aufgebessert. Er beschloss etwas mit seinem gewonnenen Vormittag anzufangen und Goten zu besuchen. Er streckte sich kurz und stand dann auf. Er knipste den Fernseher aus und verließ den Raum. Hätte er am Ende noch auf das Programm geachtet, wäre ihm die Nachrichtensendung, die vom spurlosen Verschwinden einer Touristengruppe berichtete, nicht entgangen.
 


 

* * *
 


 

Sie hatte ihr Ziel erreicht. Zufrieden schwebte sie über dem Haus, in dem er wohnte. Gleich würden sie ihre Mission endlich erfüllen. Diesmal würde sie nicht scheitern, da war sie sich sicher. Sie spannte ihre Muskeln an und streckte ihre Glieder, ein leises Knacken von den Gelenken war zu vernehmen. Sie sah zu ihrem Partner. Sein Blick verriet, dass er ebenfalls bereit war, außerdem nickte er ihr zu. Gut, sie waren soweit!
 

"SON GOKU! KOMM RAUS! WIR SIND HIER UM DICH ZU VERNICHTEN!" schrieen C21 und C22 lautstark im Chor. Da das Dorf, in dem das Haus der Sons stand, in einem Tal lag, wurde der Schrei von den Felswänden zurück geworfen und hallte noch durch das Dorf, als die beiden bereits wieder verstummt waren. Mehre Hunde begannen daraufhin zu bellen und irgendwo fing ein kleines Kind an zu schreien.
 

In dem Haus, an dessen Bewohner der Schrei gerichtet gewesen war, tat sich nichts. Niemand öffnete ein Fenster, niemand trat vor die Tür. Der Feigling versteckte sich, da war sich C22 sicher. Sie holte Luft, um einen weiteren Schrei auszustoßen, kam aber nicht mehr dazu. Die Tür des Balkons, über dem die beiden - wie das letzte Mal schwebten - wurde aufgestoßen und mit einem Schrei schoss eine von einem grellen gelben Leuchten umgebene Gestalt daraus hervor.
 

Die beiden Cyborgs wussten gar nicht, wie ihnen geschah, als sie beide von zwei kräftigen Händen am Hals gepackt und von ihrem Angreifer rückwärts durch die Luft gedrängt wurden. Mit einem Krachen schlugen die beiden seitlich auf eine steile Felswand auf. Ein paar kleine Felsbrocken brachen daraus hervor und rieselten zu Boden.
 

"Ihr Zwei schon wieder!"
 

Erst jetzt konnte C22 erkennen, wer sie angegriffen hatte. Es war der Bengel, der das letzte Mal ihren Auftrag vereitelt hatte. Aber irgendwie war er kräftiger als zuvor. Sein Haar war golden und seine bösartig funkelnden Augen blickten zwischen ihr und C21 hin und her.
 

C22 versuchte Gotens Klammergriff um ihren Hals zu lösen, aber er war im Zustand eines Super Saiyajin zu stark für sie. Ihr Partner versuchte dasselbe, aber auch er scheiterte.
 

"Ich habe euch bereits gesagt, dass mein Vater nicht mehr hier ist", presste Goten zwischen seinen Zähnen hervor. Es war deutlich zu erkennen, dass er ziemlich wütend war.
 

"Er lebt jetzt irgendwo im Süden, auf einer Insel. Wenn ihr unbedingt mit ihm kämpfen wollt, dann sucht ihn dort. Und glaubt bloß nicht, dass ich mich noch mal mit euch abgebe. Beim letzten Mal war es ganz witzig, aber zur Zeit bin ich wirklich leicht gereizt."
 

Goten machte eine kurze Pause und starrte die beiden so zornig an, dass er schon beinahe wahnsinnig wirkte. "Also, wenn ihr nicht wollt, dass ich euch wandelnden Blechdosen zu Alteisen verarbeite, wie es mein gnädiger Vater schon lange hätte tun sollen, dann taucht ihr in dieser Gegend nie wieder auf! VERSTANDEN?!"
 

Die überraschten Cyborgs nickten nur stumm. Goten erhöhte den Druck um den Hals der beiden, dann ließ er sie los. Er verschränkte die Arme und schwebte vor den beiden in der Luft. Mit finsterem Blick musterte er die beiden.
 

"Verschwindet endlich!" rief er schließlich.
 

"Du kleiner...", fluchte der weibliche Cyborg und wollte Goten angreifen, aber C21 packte sie Arm. Erschrocken sah sie ihren Partner an, der seinen Blick senkte und den Kopf schüttelte. C22 riss sich los und sah Goten grimmig an.
 

"Wir verschwinden!", sagte sie schließlich, "Du hast Glück, Kleiner, dass wir hinter deinem Vater her sind und nicht hinter dir, sonst würdest du etwas erleben!"
 

Goten antwortete nicht, sondern blickte die Cyborgs nur verächtlich an. Ohne ein weiteres Wort stiegen die beiden weiter in die Luft auf und schossen davon, sobald sie oberhalb der Gipfel angelangt waren. Sie flogen nach Süden, stellte Goten fest. Wahrscheinlich machten sie sich doch auf die Suche nach seinem Vater.
 

Goten entspannte seinen Körper und mit einem leisen Zischen verwandelte er sich zurück. Sein Haar färbte sich schwarz und fiel herab. Es atmete ein paar Mal kräftig durch und beruhigte sich, dann machte er sich auf den Rückweg. Er beschleunigte seinen Flug, als er merkte, dass er wieder mal nur in Unterwäsche aus dem Zimmer gerauscht war.
 


 

* * *
 


 

"Du sollst dich doch nicht in einen Super Saiyajin verwandeln, Goten. Du erschreckst die Leute im Dorf und bist ein schlechtes Vorbild für Pan. Man hat dich durchs ganze Dorf schreien hören", meinte ChiChi vorwurfsvoll und blickte nicht einmal auf, als Goten in die Küche trat.
 

Goten grummelte etwas Unverständliches als Antwort und setzte sich an den Küchentisch. Er legte die Arme übereinander und bettete seinen Kopf darauf. Er schloss die Augen und begann leicht zu dösen.
 

Diese verdammten Cyborgs! Wieso mussten sie immer mitten in der Nacht angreifen. Er öffnete kurz ein Auge und blickte auf die Uhr die an der Wand hing. Halb Zehn. Nun gut, es war nicht unbedingt mitten in der Nacht, aber er hatte nicht viel geschlafen. Daran war nicht nur Pans nächtlicher Besuch schuld. Seine Gedanken machten einen kleinen Sprung. Wo war Pan eigentlich? Als das Kriegsgeschrei der Cyborgs ihn aus dem Bett getrieben hatte, war sie nicht mehr in seinem Zimmer gewesen. Sie musste wohl früher aufgestanden sein.
 

Er döste noch ein paar Minuten - er glaubte zumindest, dass es Minuten waren -, dann wurde mit einem scheppernden Geräusch etwas vor ihm auf den Tisch gestellt. Er schreckte hoch und öffnete die Augen. Ein Teller mit Essen stand vor ihm.
 

"Du hast schon wieder das Frühstück verschlafen", teilte ihm seine Mutter mit, die sich bereits wieder dem Abwasch zugewandt hatte. "Du solltest diese Faulenzerei nicht zum Alltag werden lassen..."
 

"Es sind Ferien, Mum!", beklagte sich Goten, während er langsam zu essen begann. Irgendwie hatte er keinen richtigen Hunger, was normalerweise eine Seltenheit war, aber seit dem Vorfall vor drei Wochen hatte sich alles verändert.
 

"Ja, noch sind Ferien, aber nicht mehr lange." Sie machte eine kurze Pause und blickte ihn über ihre Schulter mit vorwurfsvoll fragendem Blick an. "Hast du die Ferien über eigentlich nur trainiert und geschlafen, oder hast du auch irgendetwas für die Schule gelernt?"
 

Goten maulte genervt eine Antwort, aber da sein Mund voller Essen war kam nur ein Grunzen heraus. ChiChi drehte sich wieder um und fuhr fort, die Teller vom Frühstück abzutrocknen.
 

"Ich seh schon, worauf das hinausläuft, Goten. Jetzt bist du faul und zu den Prüfungen kann dir dann Goh..." ChiChi machte abrupt eine Pause, sowohl beim Sprechen, als auch bei dem Teller, den sie gerade abtrocknete und sah zum Fenster über der Spüle hinaus. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. Goten sah sie zwar nur von hinten, aber er war sich sicher, dass sie eine Träne weggewischt hatte.
 

"Zu den Prüfungen gerätst du dann wieder in fürchterlichen Stress", beendete sie den Satz, den sie vorher anders begonnen hatte.
 

Goten schluckte den letzten Bissen seines Frühstücks hinunter - zumindest den letzten für ihn. Es war noch mehr auf dem Teller, aber ihm war der Appetit vergangen. Abermals wünschte er sich, er könnte Gohans Mörder in die Finger bekommen. Aber nicht nur um Gohan zu rächen: Wenn er eines hasste, dann war es, wenn jemand seine Mutter zum Weinen brachte. Leider schaffte sein Vater dies auch ab und zu.
 

Er hätte nie geglaubt, dass ihn der Tod seines Bruders so sehr mitnehmen würde. Eigentlich sah er seinen Bruder tagsüber nicht sehr oft. Gohan hatte einen Job und verbrachte den Großteil seiner freien Zeit mit Videl und Pan. Es war nicht, als würde sich Goten deshalb vernachlässigt fühlen. Er hatte sein eigenes Leben und das genoss er auch. Die Sparring-Sessions, gemeinsamen Mahlzeiten und gelegentlichen Gespräche waren im Normalfall genug brüderliche Interaktion. Aber gegenwärtig war es so, dass er Gohan jede Minute vermisste, in der er an ihn dachte.
 

Mit nicht unbedingt besserer Laune als vorher stand er auf. Er wollte in sein Zimmer, sich endlich etwas anziehen.
 

"Achja, Envy hat für dich angerufen", teilte ihm ChiChi mit, als sie bemerkte, dass er den Raum verlassen wollte. Goten hielt daraufhin in der Tür inne.
 

"Aha", sagte er schließlich desinteressiert und setzte sich erneut in Bewegung. Ein lautes Scheppern brachte ihn erneut zum Stillstand.
 

"Junger Mann!"
 

Goten wusste was jetzt folgen würde. Langsam drehte er sich um. Seine Mutter stand da, den Rücken zur Spüle, leicht vorgebeugt, die Fäuste in die Hüften gestemmt und blickte ihn wütend an.
 

"Auch wenn ich normalerweise sehr skeptisch bin, was deine Frauengeschichten angeht, was du in letzter Zeit anstellst, ist ein Verhalten, das ich von keinem meiner Söhne sehen möchte!", keifte ChiChi. Goten stöhnte kurz genervt auf. So schnell konnte es gehen. Gerade hatte er mit seiner Mutter zusammen noch um Gohan getrauert und nun - im nächsten Moment - hatten sie einen dieser Teenager-Eltern-Streit. Einen ziemlich einseitigen Streit, wie Goten feststellte, da er eigentlich nicht dazu beitrug.
 

"Wie lange versucht dieses arme Mädchen nun schon, dich zu erreichen? Über eine Woche sicher schon!" ChiChi setzte ihre Standpauke ohne Pause fort. "Ich finde, du könntest sie wenigstens anrufen!"
 

"Ja, kann ich machen" maulte Goten. "Vielleicht morgen", fügte er schließlich noch leise hinzu. Er hatte zur Zeit einfach keine Lust mit Envy - oder sonst irgendjemandem - zu reden. Er machte kehrt und wollte die Küche nun endgültig verlassen. Dabei stieß er fast mit Videl zusammen, die gerade die Küche betreten wollte.
 

"Äh... Guten Morgen", stotterte Goten aus Überraschung. Er hatte sie nicht bemerkt. Videl sah nicht gut aus, stellte er fest. Sie wirkte schlapp, müde und hatte schwarze Ringe unter den geröteten Augen. Goten nahm an, dass sie einen Großteil der Nacht wieder weinend verbracht hatte. Sie nahm der Tod von Gohan wohl am schlimmsten von allen mit.
 

"Morgen" flüsterte sie leise und trottete an ihm vorbei in die Küche.
 

"Videl", rief seine Mutter besorgt, ohne ein Anzeichen der Wut, die sie gerade noch heimgesucht hatte. "Geht es dir etwas besser?"
 

"Ja, ein bisschen", antwortete Videl leise. Goten hörte nicht weiter hin. Er verließ die Küche endgültig und ging langsam die Treppe hoch in sein Zimmer. Er wollte sich endlich etwas anziehen und raus aus diesem Haus. Er brauchte frische Luft.
 


 

* * *
 


 

~Knapp eineinhalb Stunden später in der südlichen Hauptstadt.~
 

"Wo gehst du hin? Das sieht mir nicht mehr nach der normalen Straße aus", stellte Kuririn mit leichten Seitenblicken fest. Er konnte nicht erkennen, wie die Straße vor ihm aussah, da er einen riesigen Berg aus Schachteln voller Kleidung und Schuhe vor sich her trug, aber vom dem was er neben sich erkennen konnte schloss er darauf, dass sie sich in einer Gasse befanden.
 

"Eine Abkürzung. In der nächsten Straße ist ein Geschäft in das ich noch hineinschauen muss", antwortete ihm C18 monoton.
 

"Und warum ausgerechnet hier durch?"
 

"Weil es der kürzeste Weg ist. Du sagst doch immer, wir sollen nicht fliegen, um die Leute nicht zu erschrecken."
 

"Ja, aber musst du unbedingt noch in dieses Geschäft?" fragte Kuririn und bereute es im nächsten Moment bereits. C18 bleib stehen, was er zwar nicht sah, aber er hörte keine Schritte mehr.
 

"Ja", sagte sie kalt.
 

Kuririn schluckte leise. Er konnte den eisigen Blick, den sie ihm zuwarf durch die Schachteln zwar nicht sehen, aber er konnte ihn fühlen. Er beschloss besser leise zu sein. Einmal alle paar Monate bestand seine Frau darauf, dass ein Großeinkauf fällig war und er mitkommen sollte. Nicht, dass sie ihn als Träger brauchte - C18 war deutlich stärker als er. Es ging wohl eher darum, dass sie als Frau ihre Einkäufe nicht selbst tragen wollte. Das Tragen machte ihm eigentlich nichts aus, aber ihn störte die Tatsache, dass sie nicht alles in einem Geschäft kaufen konnte, sondern zehn verschiedene abklappern musste.
 

Noch dazu war es - wie fast jeden Tag - unglaublich heiß. In den nördlicheren Gefilden begann zwar langsam der Herbst einzukehren, aber hier im Süden war es immer noch unglaublich heiß. Besonders jetzt, wo die Sonne kurz davor war ihren Höchststand zu erreichen. Kuririn beschloss, das er froh sein konnte in der dunklen Gasse etwas kühlenden Schatten abzubekommen.
 

Die beiden schritten zielsicher durch die Gasse, und übersahen die beiden Gestalten geradezu, die vor ihnen aus dem Schatten einer Nebengasse traten. Ein breitschultriger Kerl, der fast zwei Köpfe größer als C18 war baute sich vor ihr auf. "Hey, Süße! Gib mir dein Geld und du... WHAMM!"
 

C18 hatte den Räuber nicht weiter beachtet und ihn mit einer lockeren Handbewegung - als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen - gegen die nächste Wand gedonnert. Zusammen mit ein paar Mauerbrocken sank er bewusstlos zu Boden. C18 und Kuririn stapften an ihm und seinem verwirrten Kumpan achtlos vorbei.
 

"H... Hey, Kumpel? Wa... Was hast du?" stotterte der zweite Gangster.
 

"Ist das dann wenigstens das letzte Geschäft, in das du heute musst."
 

"Na wartet, ihr!" Der zweite, kleinere Räuber zückte ein Messer und stürzte sich mit einem wilden Angriffschrei auf Kuririn. Der warf den Berg aus Schachteln leicht in Luft, trat kurz nach hinten und schleuderte seinen Angreifer mehrere Meter zurück durch die Gasse, bis er schließlich zwischen ein paar Mülltonnen - ebenfalls bewusstlos - zum Liegen kam. Lässig fing Kuririn die Schachteln daraufhin wieder auf und setzte seinen Weg fort, als sei nichts geschehen.
 

"Was würdest du machen, wenn ich dir sagen würde, dass es nicht das letzte Geschäft?"
 

"Es ist doch das letzte Geschäft?!" stöhnte Kuririn. "Ansonsten streike ich! Es ist heiß, ich hab Hunger und ich bin der Meinung du hast für die nächste Zeit genug Klamotten!"
 

"Es ist das letzte Geschäft."
 

"Man muss den Göttern für kleine Wunder danken", murmelte Kuririn leise.
 

"Was hast du gesagt?" fragte C18 daraufhin mit einem skeptischen Blick über die Schulter.
 

"Nichts, Schatz", antwortete Kuririn hastig.
 

Bevor seine Frau jedoch weiter auf seinen Kommentar eingehen konnte, verließen die beiden die Gasse und traten wieder auf die belebte Straße hinaus. Sie bannten sich ihren Weg durch die Menschenmenge. C18 voraus, mit einem Blick, der jedem klar machte, dass es besser war auszuweichen und Kuririn hinterher, immer noch ohne wirklich zu sehen, wohin er ging. Aber er konnte sich auf seine anderen Sinne verlassen und somit verhindern, dass er mit jemandem zusammenstieß. Außerdem lief er sozusagen in C18s 'Windschatten'. Sie bannte sich selbstsicher den Weg durch die Menschen und er konnte dem Pfad folgen, den sie hinterließ.
 

Kuririn ließ seinen Blick zur Seite schweifen und sah dem Treiben der Menschen zu. Der Fußgängerweg auf der anderen Seite war ebenfalls überfüllt und auf der breiten Straße reite sich ein Auto an das andere. Für einen gewöhnlichen Wochentag war viel los, aber schließlich war dies eine der sechs größten Städte der Welt und noch dazu - wegen der südlichen Lage - ein beliebtes Urlaubsziel. Soweit er wusste waren noch Ferien und wahrscheinlich waren deshalb viele Touristen hier, aber wirklich beurteilen konnte er es nicht.
 

Er kam nicht sehr oft in diese Stadt. Er genoss das Leben auf Muten-Roshi's kleiner ruhiger Insel. Und zum Einkaufen genügte das Fischerdorf ein paar Inseln weiter im Normalfall auch. Nur für wichtige Erledigungen - also, wenn seine Frau und Tochter die neuste Mode benötigten - kamen sie hierher.
 

Nach ungefähr fünf Minuten Fußmarsch erreichten sie schließlich das von C18 erkorene Ziel. Mit einem Ächzen ließ Kuririn die Schachteln zu Boden sinken und starrte frustriert an dem gigantischen Gebäude empor. Das mussten mindesten dreißig Stockwerke sein.
 

"Ist das ein reines Kleidergeschäft?" wollte er von seiner Frau wissen.
 

"Nein, ganz oben ist ein Restaurant."
 

"Und du willst da unbedingt rein?"
 

"Ja."
 

Mit einem noch lauteren Aufstöhnen, als vorher ließ sich Kuririn auf dem Kistenstapel nieder.
 

"Ich will nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Hast du nicht schon genug für diesmal!?" Kuririn klang wehleidig, wie immer wenn er auf etwas absolut keine Lust mehr hatte. C18 strafte ihn mit einem weiteren eisigen Blick.
 

"Nein, hab ich nicht! Und ich werde jetzt da rein gehen!" Daraufhin lockerten sich ihre Züge allerdings wieder auf und sie lächelte leicht. "Du musst aber nicht mit kommen, wenn du nicht willst. Du kannst hier draußen warten."
 

Kuririns Züge hellten sich daraufhin auch auf. "Ich danke dir", sagte er erleichtert. Er sah sich kurz um, und blickte dann seine Frau wieder an. Mit einem Daumen zeigte er auf eine Imbissbude auf der anderen Straßenseite. "Ich werde mir dort drüben etwas zu Essen holen."
 

"Tu das", sie beugte sich leicht nach vorne und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Bis später." Dann drehte sie sich um und schlenderte auf den Eingang des riesigen Gebäudes zu. Kuririn atmete einmal kräftig durch, dann stand er auf und wollte sich gerade daran machen, die Straße zu überqueren, als C18 noch einmal nach ihm rief.
 

"Kuririn!"
 

"Ja?", er drehte sich um und fragte sich, was sie vergessen haben könnte, doch dann traf ihn ein weiterer eisiger Blick.
 

"Lass dir bloß nicht einfallen meine Sachen unbeaufsichtigt hier zulassen!"
 

"J... Ja!"
 


 

* * *
 


 

~Zur gleichen Zeit in einem Café in derselben Straße.~
 

"Kopf hoch, Dende! Sie haben keinen Grund mehr sich zu schämen! Sie sehen toll aus in ihren neuen Klamotten", zwitscherte Bulmas Mutter fröhlich und nahm daraufhin einen weiteren Schluck Kaffee.
 

"Wenn Sie es meinen, Mrs. Briefs", sagte Dende leise und hob seinen Kopf etwas an. Er sah an sich herunter. Bulmas Mutter hatte ihn komplett neu eingekleidet. Anstatt seiner namekianischen Robe trug er jetzt eine hellblaue Jeans und ein graues T-Shirt mit großer, roter Schrift des Herstellers. Seine Füße steckten in einem Paar weißer Turnschuhe, aber was er als am Schlimmsten empfand, war die rote Baseballmütze, die er auf dem Kopf trug. Er hatte zwar mehrmals versucht, seine kaufwütige Begleiterin davon zu überzeugen, dass er so etwas nicht brauchte, aber Bulmas Mutter ließ sich einfach nicht vom Gegenteil überzeugen.
 

"Und wie ich das meine! Jetzt sind sie endlich diese altmodische Robe los und haben genug Sachen, um sich unter die Leute wagen zu können."
 

Dende blickte zu den vier großen Einkaufstaschen, die neben dem Tisch standen. Darin befanden sich noch etliche Klamotten, die alle für ihn bestimmt waren. Er seufzte leise. Zu dumm, dass er zur Zeit bei Bulma wohnte. Das bedeutete nämlich, dass er die Sachen nicht einfach verschwinden lassen und wieder in seine Robe schlüpfen konnte. Bulmas Mutter würde ihn sofort wieder neu einkleiden. Er wünschte sich, er könnte in seinen Palast zurück und einfach über die Erde wachen. Manchmal spielte er mit dem Gedanken, einfach wie Piccolo irgendwo in der Wildnis zu leben. Aber er konnte Popo nicht mit Bulmas Mutter allein lassen.
 

"Eigentlich will ich gar nicht unter die Leute", antwortete er schließlich. "Wissen Sie, als Gott..."
 

"Aber im Gegenteil! Sie als junger Mann müssen erst recht unter die Leute." Sie nahm einen weiteren Schluck und setzte die Tasse dann wieder ab. Dende griff währenddessen zu seinem Glas voll Wasser und trank es aus, während Mrs. Brief weiter sprach. "Dende, haben Sie eigentlich eine Freundin?"
 

Dende begann krampfhaft zu husten, als er sich vor Überraschung verschluckte. Er stellte das nun leere Glas vor sich und hustete das Wasser aus seiner Lunge. Bulmas Mutter beobachtete ihn besorgt.
 

"Nun? Haben Sie eine?" fragte sie schließlich, als Dendes Hustenkrampf vorüber war.
 

"Äh... Nun... Eigentlich sind wir Namekianer..."
 

"Haben Sie noch einen Wunsch?" fragte ein Kellner freundlich, der an den Tisch der beiden getreten war. Dende war froh über diese Unterbrechung.
 

"Bitte bringen sie mir noch einen Kaffee."
 

"Sehr wohl, Madam!" Der Kellner wandte sich an Dende. "Und Sie, junger Herr?"
 

"Ähm... Äh... Bringen Sie mir noch ein Wasser."
 

"Sehr..."
 

"Aber, Dende!" unterbrach Bulmas Mutter. "Sie können doch nicht immer nur Wasser trinken. Wissen Sie was?" Sie tippte dem Kellner auf den Unterarm. "Bringen Sie ihm den größten Eisbecher, den Sie im Angebot haben."
 

"Sehr wohl!" Der Kellner verneigte sich leichte und eilte zurück an die Theke.
 

"Aber ich... wir..." versuchte Dende sich zu verteidigen, gab recht bald auf. Ein weiteres Mal ließ er den Kopf hängen.
 

"Wie alt sind Sie eigentlich, Dende?" fragte Bulmas Mutter weiter. "Eine Freundin würde ihnen sicher nicht schaden. Wissen Sie, Goku war mit Achtzehn schon verheiratet." Sie machte eine kurze Pause und wartete ob Dende antworten würde. Dem war jedoch nicht so, als setzte sie selbst das Gespräch fort. "Da fällt mir ein, eine Bekannte von mir hat eine Tochter, die genau in Ihrem Alter sein dürfte. Soll ich sie Ihnen einmal vorstellen?"
 

Bevor Dende dazu kam, sich fertig zu überlegen, wie er ihr das Fortpflanzungsverhalten von Namekianer am besten erklärte und ihr klar machte, dass er als Gott des Planeten eigentlich schon eine feste Zukunftsvorstellung hatte, erschütterte eine Explosion die Straße. Dende riss den Kopf hoch und blickte durch das Fenster nach draußen. Er konnte aber außer entsetzten Menschen nichts entdecken.
 

"Oh, da scheint es einen Autounfall gegeben zu haben", stellte Mrs. Brief ohne große Aufregung fest.
 

*Das war kein Autounfall*, stellte Dende in Gedanken fest. Er sprang auf. "Bleiben Sie hier, Mrs. Brief! Draußen könnte es gefährlich sein." Dann rannte er aus dem Café.
 

"Aber, Dende! Ihr Eis?!"
 


 

* * *
 


 

Kuririn hatte es gerade geschafft mit C18s Einkaufsschachteln die andere Straßenseite zu erreichen, als die Explosion erfolgte. Erschrocken ließ er die Pakete fallen und blickte sich um. Er brauchte nicht lange, um herauszufinden, wo die Detonation stattgefunden hatte. Aus einer Seitenstraße quollen dichte Rauchwolken und mehrere Menschen rannten panisch daraus hervor.
 

Es erfolgten ein paar weitere Explosionen und schließlich wurden zwei Autowracks durch die Luft geschleudert. Eines traf ein anderes Auto auf der Hauptstraße, das zweite hatte mehr Schwung und donnerte gegen eine Hauswand.
 

Kreischende Menschen flohen von der Abzweigung weg und Kuririn hatte alle Mühe in die entgegengesetzte Richtung zu gelangen. Schließlich beschloss er, dass er kaum noch Panik verursachen würde, wenn er fliegen würde, also erhob er sich ein paar in Luft und schoss auf die Abzweigung zur Nebenstraße zu.
 

Kurz davor landete er wieder und erstarrte fast vor Angst. Kuririn erblickte den (mutmaßlichen) Verursacher der Explosionen. Er schritt langsam, mit aller Ruhe, durch das Chaos, das er verursacht hatte. Das Feuer der brennenden Autos verlieh seinen schwarzen Hornplatten und -stacheln einen unheimlichen Glanz und mit einem bösartigen Grinsen sah er sich nach seinem nächsten Opfer um.
 

"Nano!"



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