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Auch Engel essen Fleisch

von

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Kapitel 11

Kaum hatte Sarah an der Tür der Theater-AG geklopft, wurde diese bereits aufgerissen. Viktoria zerrte das Mädchen förmlich ins Innere und Luise schenkte ihrer freunden einen milden, aber vielsagenden Blick.

„Wir sind so froh, dass du dich entschieden hast mitzumachen!“, grüßte Jasmin den Neuankömmling.

Luise fühlte sich unwohl, da Sarah nur zugesagt hatte, da sie sich in irgendeiner Form verpflichtet fühlte.

„Hattest du Gelegenheit das Skript zu lesen?“, wand Ilsa ein.

Sarah nickte, Luise hatte ihr eine Kopie ausgehändigt und sie hatte sich über die Einfachheit und die Kürze des Stücks gewundert. Andererseits besaß sie kaum Einwände, es war schließlich nicht ihre Idee. Dies änderte sich jedoch, als das Mädchen sich über die Kostüme beugte, die sich in einer schwere Kiste eines Wandschranks befanden.

Sarah stieß einen vergnügten Pfíff aus, als sie das sporadisch zusammen genähte, aber trotzdem elegante Kleid musterte.

„Das will ich anziehen!“, entschied sie und schlüpfte ohne zuvor etwas abzulegen hinein.

„Perfekt, wir hatten ohnehin dich als Rolle der Prinzessin im Auge. Alles was noch fehlt… ist der Prinz.“, erklärte ihr Ilsa dann.

Sarah drehte sich ein paar mal demonstrativ und grinste dann.

„Wenn ich die Prinzessin spiele, habe ich doch bestimmt das Vorrecht mir meinen Prinzen selbst auszusuchen, oder?“, erwiderte sie freudig.

Die Mitglieder der Gruppe sahen einander an und nickten dann. Nur Luises Miene wirkte etwas skeptisch.

„Du kannst gerne einen Jungen aus deiner Klasse fragen, bei dir würde er bestimmt zustimmen. Sonst wären wir ohnehin alles nur Mädchen.“, willigte Viktoria ein.

Doch darauf schien Sarah gar nicht hinaus gewollt zu haben.

„Also… eigentlich wäre mein Traumprinz bereits hier. Ich möchte unbedingt Luise für die Rolle haben!“, verriet sie.

Erstaunte Blicke folgten, die auf Luise abzielten.

„Wa… Was? Wie kommst du jetzt ausgerechnet auf mich?“, stammelte sie ohne es zu wollen.

Ihr war natürlich bewusst, warum Sarah sie wählte, doch das war alles andere als in Ordnung, oder? Es könnte auffliegen, dass die beiden in Wirklichkeit ein Paar waren, wie unbesonnen konnte ihre Freundin also sein?

Ilsa wollte etwas erwidern, bis sich Sabine ins Geschehen einmischte.

„Das ist eine hervorragende Idee! Die beiden sind gut befreundet und können deshalb am glaubhaftesten gemeinsame Szenen spielen. Außerdem ist Luise ein super Prinz, denkt ihr etwa nicht?“

Raunen ging durch die Gruppe aus Mädchen, doch zum Schluss gab es keinerlei Einwände.

Es war Jasmin, welche die Geschichte des Stücks noch einmal wiederholte. Der Prinz des Märchenreichs war verschwunden und die Prinzessin unternahm alles um ihn zu finden. Sie setzte sich mit dem Zauberer in Verbindung der von Ilsa gespielt werden würde. Dieser schlug vor, zwei Kinder aus der Menschenwelt zu holen, welche die Prinzessin bei der Suche unterstützen sollten. Natürlich wurden diese Rollen von Viktoria und Jasmin eingenommen. Schließlich fanden sie den Prinzen, doch dieser ist gänzlich von sich aus untergetaucht, weil er schlicht weg genug von den Heldentaten hatte. Der finale Akt bestand somit darin, dass die Kinder, so wie die Prinzessin ihn von seiner Rückkehr überzeugen mussten.

Natürlich war die Story aufgrund fehlender Darsteller etwas verändert worden. Am einfachsten wäre es gewesen, Sabine hätte die Rolle des Königs übernommen, doch das hatte sie sich nicht zugetraut. Also übernahm sie die der Dienerin, welche die Prinzessin erst auf den Zauberer aufmerksam machte.

Luise war froh die Rolle des Prinzen bekommen zu haben. Für sie fiel die erste Hälfte des Stücks aus, auch wenn die Zweite sehr viel von ihr abverlangen würde.

Die erste Probe fiel unglaublich sporadisch aus. Sarah fand sich rasend schnell in die Rolle der verwöhnten Prinzessin, Luise verkniff sich jedwede Andeutung. Sabine ging in ihrem Spiel völlig auf, obgleich es sich nur um eine einzelne Szene handelte.

Beim Kostüm des Zauberers hatte Ilsa improvisieren müssen und alte Klamotten ihres Großvaters mitgebracht. Plötzlich erschienen Viktoria und Jasmin aka Jana und Alex aus der Menschenwelt vor den beiden. Auf der Bühne würden sie eine Kombination aus einer anderen Vorhangfarbe und Lichteffekten verwenden. Es sollte so wirken, als wären die beiden direkt aus einer anderen Welt auf das Podest spaziert.

Dann fand eine kleine Wanderung statt, auf der die Prinzessin nur so von ihrem Prinzen schwärmte. Als dieser in Form von Luise endlich gefunden war, stellte er sich bockig und wollte nicht zurück. Die Prinzessin flehte, doch es half nichts. Schließlich zählten die beiden Kinder all die guten Taten des Prinzen auf, und wie viele Leute ihm deshalb dankbar waren. Am Ende fand natürlich die berühmte Hochzeits-Zeremonie statt, in der sich Prinz und Prinzessin das Ja-Wort gaben. Und dann natürlich…

„Wir müssen bitte was?“, fragte Luise ungläubig an Ilsa gewand.

Immer noch in einem geliehenen Kostüm sah sie auf, da die gerade über das Skript gebeugt war, um alles zu koordinieren.

„Naja… bei einer Hochzeit küsst man sich für gewöhnlich.“, schien sie nichts Schlimmes oder gar Seltsames daran zu finden.

„Ähhmm… ein kleines Küsschen auf die Lippen wird ja durchaus ausreichen.“, schlug Sabine vor, welche den Druck förmlich spürte, der auf ihre Freundin ausgeübt wurde.

Sarah räusperte sich lautstark.

„Ihr nehmt das alles zu ernst, mein Prinz. Es ist nur eine gewöhnliche Schulaufführung, kein Grund Euch zu grämen.“, versicherte sie und näherte sich mit ihrem Gesicht, das von Luise. Diese wich sofort zurück und ließ von Sarah ab.

„Tut mir leid, ich denke das können wir auslassen.“, vertrat sie ihre Meinung.

Die anderen Mädchen sahen sie überrascht an.

„Wo liegt dein Problem? Bist du so bieder? Freundinnen oder Bekannte küssen sich ja auch auf die Wange, da sollte ein knapper Schmatzer auf die Lippen doch keine Katastrophe darstellen.“, wand Viktoria ein.

Sabine warf sich sofort dazwischen.

„Naja, das ist ja auch nicht das Wichtigste an dem Stück. Ich finde es war eine tolle erste Probe und wir können stolz auf uns sein! Oder was denkt ihr, Mädels?“, profilierte sie sich, obwohl sie mit ihrer Mini-Rolle kaum Grund dazu hatte.

Dennoch waren alle davon überzeugt, dass es bis zum Aufführungstag zu schaffen war und sie ihre Energie noch intensiveren müssten.

Alle gratulierten sich und verließen dann eine nach der anderen den AG-Raum. Sabine überlegte noch ob sie bleiben sollte, beschloss dann aber das Feld dem jungen Paar zu überlassen. Kaum war sie gegangen legte Sarah ihre Hand auf Luises Schulter.

„Es tut mir leid.“, sagte sie etwas kleinlaut.

Luise blickte sie mit gemischten Gefühlen an.

„Du weißt mir fällt nichts Schöneres ein, als dich zu küssen, aber… so vor aller Öffentlichkeit, das kann ich einfach nicht. Ich wünschte ich wäre mehr wie du, die sich nicht künstlich Probleme schafft, aber so bin ich nun mal nicht.“, erwiderte sie.

Sarah nickte und ergriff ihre Hand.

„Ich weiß, aber genau wegen diesen Dingen liebe ich dich. Aber sieh mal, die Leute wissen nicht, dass wir ein Paar sind, wenn wir uns küssen, denken sie es gehört zum Stück. Was… es ja auch tut.“, hoffte sie mit diesem Argument punkten zu können.

Nach langem Hin und Her, stimmte ihr Luise dann zu. Niemand würde die beiden im Nachhinein als Lesben beschimpfen, man würde ihnen eher auf die Schulter klopfen, dass sie diese heikle Aufgabe hinter sich gebracht hatten.

„Also, liebster Prinz? Gewährst Ihr mir die Ehre, mein Gatte zu werden?“, fragte Sarah theatralisch und Luise schlang ihre Arme um das zum Teil etwas miefende Kleid.

„Es gibt nichts was ich lieber tun würde meine Prinzessin.“, erwiderte sie und holte das nach, was ihr unter Publikum nicht gelungen war.

Eine Stunde später waren sie bereits zu Hause, genauer gesagt in Sarahs Zimmer.

Luise sah hämisch zu Tsurara, der Figur auf Sarahs Dakimakura. Bald hatte diese Tussi ausgedient, und Sarah würde nur noch ausschließlich mit ihr schlafen, dachte sie.

Während ihre Freundin ihr eine Tasse Tee gegen die kalte Jahreszeit hinstellte, kam Luise auch endlich dazu von Svenja und Tabea zu berichten.

Doch zu ihrem Erstaunen schien Sarah dies völlig kalt zu lassen.

„Dann kennen sie sich eben, na und? Oder dachtest, beide wären in eine Verschwörung verstrickt, die es zum Ziel hat, unsere Liebe zu vernichten?“

Luise seufzte und schüttelte natürlich den Kopf.

„Ich meine nur… was Svenja angeht, kann man nie vorsichtig genug sein. Wenn nicht wegen uns, dann hat vielleicht diese Tabea sie noch nicht durchschaut.“, wand sie ein.

Sarah dachte kurz darüber nach und stimmte ihr dann zu.

Obwohl Tabea sehr schroff, abweisend und nach ihren Maßstäben eine Kuudere war, wollte Sarah sie davor warnen, sich nicht allzu sehr mit Svenja anzufreunden.

Immerhin… wenn zwischen ihren Elternteilen alles glatt lief, würden sie in ferne Zukunft Stiefgeschwister sein, nicht wahr?
 

Sarah Heidenreich wusste immer noch nicht, was sie sich eigentlich dabei gedacht hatte. War es vielleicht übertrieben her zu kommen und mit Tabea reden zu wollen? Ja, Christiane hatte sie eingeladen jederzeit vorbeizuschauen, und sie zu besuchen. Sie wollte das Mädchen näher kennen lernen und umgekehrt war es kaum anders. Wo würden die beiden Familien leben, sollten Herr Heidenreich und Christiane tatsächlich auf die Idee kommen zusammen zu ziehen? Hier? Das Anwesen war wesentlich größer, als das teils verwilderte Haus der ehemaligen Bewohnerin Frau Sommer. Aber Moment! Wenn sie Luise nicht mehr zur Nachbarin hatte, würde sie ihre Liebste auch wesentlich weniger sehen.

Ein Alptraum.

Wäre Sarah dann Teil einer Patchwork-Familie, oder wie sie das nannten?

Christiane öffnete ihr mit freundlichem Gesicht und bat sie hinein. Sie erzählte ihr, dass Tobias bei seinem Vater wäre und sie ohnehin eine Essensration übrig hatte. Sarah lehnte die milde Gabe natürlich nicht ab, wunderte sich aber, dass Tabea nicht am Küchentisch Platz nahm.

„Ach, ich weiß auch nicht wann sie so geworden ist. Sie isst lieber in ihrem Zimmer und redet nicht mehr viel mit mir. Dabei müsste ihre rebellische Teenager-Phase bald ein Ende finden, zumindest wenn man es gewissen Eltern-Ratgebern glaubt. Du bist da ganz anders, du würdest deinen Vater niemals enttäuschen.“

Sarah räusperte sich und wiegte unsicher mit dem Kopf.

Christiane erkannte gleich, in welches Fettnäpfchen sie getreten war.

„Ich meine… die Sache mit deiner Luise wird er ebenfalls schon noch verdauern. Zumindest… wenn du es einmal über dich bringst, mit ihm darüber zu sprechen. Bist du etwa deshalb hier? Um dir meinen Rat zu holen?“, hakte die fürsorgliche Mutter nach, doch Sarah wehrte unverzüglich ab.

„Ähm… ehrlich gesagt nein. Mir war einfach nur danach mal vorbeizuschauen. Ich habe im Moment auch irre viel zu tun, wir führen in der Schule gerade ein Stück auf.“, versuchte sie schnellstmöglich das Thema zu ändern.

Christiane sprang zum Glück darauf an und Sarah berichtete ihr von ihrer Rolle als Prinzessin. Das Gespräch wurde vom Klicken der Mikrowelle unterbrochen.

Christiane erhob sich seufzend und fischte den Teller heraus.

„Dann werde ich ihn Tabea mal hochbringen, auch wenn sie ihn sich selbst holen könnte.“, sagte sie bescheid, doch Sarah stand blitzschnell auf.

„Das kann ich doch machen! Ich wollte Tabea ohnehin Hallo sagen.“, meinte sie und nahm Christiane den Teller aus der Hand, bevor diese etwas einwenden konnte.

Also erklomm sie die Treppe in den ersten Stock und steuerte auf Tabeas Zimmertür zu. Selbst mit schlechtem Erinnerungsvermögen, hätte sie diese leicht wieder gefunden. Laute Musik dröhnte in den Gang, Sarah konnte nicht feststellen ob es sich um Black-Metal oder Death-Metal handelte. Im Grunde konnte sie nicht einmal sagen, ob es sich überhaupt um Musik handelte.

Sie klopfte an, wie es sich gehörte, erkannte aber schnell, dass dies vergebens war. Also stieß sie die Tür einfach mit ihrem Bein auf und betrat das Innere.

Tabea erkannte die Situation recht schnell und schaltete die Sound-Anlage aus.

„Werte Tabea, Eure Zofe bringt Euch das werte Mahl.“, war sie innerlich noch immer ganz in ihrer Rolle.

Tabea schritt auf sie zu, entriss ihr den Teller und stellte ihn auf ihrem Schreibtisch ab.

„Und wo kommst du auf einmal her?“, brüllte sie regelrecht.

Sarah zuckte etwas zusammen, sie hatte angenommen, beide würden sich seit dem letzten Mal etwas besser verstehen. Oder… gab es gar nicht Grund warum Tabea so mies drauf war?

„Deine… Mutter hat mich eingeladen und ich wollte dir einfach Hallo sagen.“, gestand sie, doch die Rockerbraut Tabea blieb eisern.

„Hallo.“, erwiderte sie und versuchte Sarah aus dem Zimmer zu schieben. Doch nur mit mäßigem Erfolg, denn diese ließ sich so eine rüde Behandlung nicht gefallen.

Sie stieß Tabea von sich und bedachte sie mit einem bösen Blick.

„Jetzt hör mal, du hast Besuch, da könntest du ruhig etwas netter reagieren! Oder ist das der Einfluss dieser Svenja?“, schlug sie zurück.

Das wirkte.

Tabea musterte sie skeptisch.

„Svenja? Was hast du denn mit der zu schaffen?“, hakte sie verdutzt nach.

Sarah schluckte und beide Mädchen setzten sich erstmal auf das Bett.

„Eine Freundin hat euch beide zusammen gesehen. Also… ich bin dieser Svenja begegnet und man hat mich vor ihr gewarnt. Deswegen…“

Tabea verstand immer noch nicht ganz, nickte aber.

„Oh ja, dass Svenja eine Zicke ist, das kann ich bestätigen.“

Sarahs Stirn verfiel in Falten und sie wartete darauf, dass ihre Quasi-Stiefschwester fortfuhr.

„Also…“, begann Tabea und man konnte ihr ansehen, dass es kein leichtes Thema für sie darstellte.

„Mama hat es dir sicher schon erzählt, ihrer neuen Ersatztochter. Mein Freund… Ben, sie hält ihn für keinen guten Umgang für mich. Er hat keine geregelte Arbeit und er hat sogar einmal gesessen.“

Jetzt fügten sich die Puzzlestücke für Sarah zusammen, wenn auch nur langsam. Deshalb die zurückhaltende Einstellung seitens Christianes und auch das bedenkliche Verhalten im Freizeitpark, als Sarah deren Tochter erwähnte. Doch es passte, dass Tabea sich so jemanden aussuchte, immerhin schienen sie ihrer Erzählung nach, eine Menge Gemeinsamkeiten zu teilen.

„Moment mal! Erstmal bin ich keine Ersatztochter für sie. Christiane… ich meine deine Mutter macht sich nur Sorgen um dich. Ich hatte ebenfalls vor kurzen so ein Erlebnis. Die Mutter einer Freundin empfand ihren…ähh… Freund nicht als gut genug und diese ist daraufhin heulend weg gelaufen. Doch kurz darauf sind wir gemeinsam zu ihrer Mutter und haben mit dieser geredet. Und weißt du was? Das war die Idee von Christiane, sie hat uns beide dazu überredet. Deine Mutter ist sehr schlau und wenn du ihr alles erklärst, dass deine Gefühle ernst gemeint sind, dann wird sie dir auch vertrauen. Bestimmt!“, redete sie auf die junge Frau ein.

Tabea wand jedoch nur ihr Gesicht ab.

„Schön, dass du meine Frau Mutter besser verstehst als ich! Und überhaupt, was verstehst du schon von Liebe?“, warf sie ihr vor.

Sarah wollte etwas erwidern, hielt dann aber inne. Für einen kurzen Moment dachte sie nach, holte tief Luft und antwortete Tabea dann.

„Ich weiß genau wovon ich rede, meine Liebe ist nämlich auch kompliziert.“, verriet sie.

Tabea musterte sie eingehend und überlegte wohl, ob sie ihr glauben konnte.

„Aber… sagtest du nicht, dass du keinen Freund hättest?“, erinnerte sie das Mädchen an ihre eigenen Worte.

Sarah schnaufte und nickte dann.

„Ich habe keinen Freund… aber ich bin in einer Beziehung.“, vertraute sie Tabea an.

Diese reagierte aber umso verwirrter auf das Geständnis.

„Diese Freundin von der ich dir erzählt habe… sie war einmal mit Svenja zusammen und kennt sie deshalb sehr gut. Sie warnte mich vor ihr und ich habe ihr dein Foto gezeigt. Deshalb sorgte sie sich um dein Wohlbefinden. Und außerdem… der Grund warum ihre Mutter wegen ihrer Beziehung Probleme hatte war… dass sie diese mit mir führt.“, platzte sie mit der ganzen Wahrheit heraus und verspürte daraufhin eine gewisse Erleichterung.

Tabea wand ihre Augen nicht von dem Mädchen neben ihr ab und schien das Gesagte gerade zu verdauen.

„Du willst mir also sagen…“, begann sie, doch Sarah beendete den Satz für sie.

„Ich bin lesbisch, ok? Du weißt es jetzt und Christiane weiß es sowieso. Du kannst mit der Info machen was du willst, ich wollte dir nur klar machen, dass ich dich durchaus verstehe.“

Als kurz darauf Tabeas schrilles Lachen ertönte, verlor das Mädchen aber schnell wieder sämtlichen Mut.

„Wow, ich habe dich wirklich total falsch eingeschätzt. Du bist eine Granate.“

Sarah zwang sich zu lächeln und zuckte mit den Schultern.

„Deine Meinung von mir muss jetzt wohl total in den Keller gesackt sein, oder?“

Tabea schüttelte amüsiert den Kopf.

„Nein, ich hätte dich nur ehrlich nicht so eingeschätzt. Aber ich freue mich für dich, dass du jemanden hast, den du über alles liebst. Weißt du… für mich ist einfach Ben dieser Mensch.“, offenbarte sie und Sarah drückte ihr Verständnis aus.

„Genau deshalb solltest du mit deiner Mutter reden!“, startete sie erneut einen Versuch.

Tabea war erst daran abzuwehren, versprach dann aber es doch auf einen Versuch ankommen zu lassen.

„Wenn du für deine Liebe einstehen kannst, wird mir das wohl auch gelingen, oder?“, sagte sie zuversichtlich.

Sarah nickte, bis ihr erneut Svenja einfiel.

„Wieso… hängst du eigentlich mit ihr ab, wenn du findest, dass sie eine Zicke ist?“

Tabea stöhnte hörbar.

„Weil sie in Bens Clique ist. Ich tue ihm den Gefallen und versuche mit ihr auszukommen, das ist alles.“, erklärte sie.

Sarah nickte und war froh, dass es wirklich nichts Weltbewegendes war. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr allerdings, dass es Zeit wurde.

„Hey…“, begann Tabea dann. „Es hat gut getan mit dir zu reden. Das könnten wir doch wieder mal tun, oder?“, schlug sie vor.

Sarah grinste und nickte zustimmend.

Die beiden tauschten sofort Nummern so wie Email-Adressen aus.

„Also bis zum nächsten Mal.“, hauchte Tabea.

„Gerne, und dann stellst du mir auch deinen Ben vor!“, verlangte Sarah.

Tabea versprach ihr möglichstes zu tun, auch wenn ihre Mutter ihren Freund nicht ohne weiteres in ihrem Haus dulden würde.

„Und du stellst mir deine Luise vor, ja? Ich bin schon echt gespannt. Ich war zuvor nämlich noch nie mit einer Lesbe befreundet. Wie ist der Sex mit einer Frau denn so?“

Sarah räusperte sich, da sie fand, dass Tabea den Bogen nun etwas überspannte, aber dennoch spielte sie mit.

„Atemberaubend. Also bis zum nächsten Mal Stiefschwesterchen!“, winkte sie und ließ Tabea allein. Kurz darauf ertönte erneut die metallene Musik aus der Anlage und Sarah musste zugeben, dass sie diese Rockerbraut inzwischen wirklich mochte.

In der Küche verabschiedete sie sich noch von Christiane, beide umarmten sich und hofften auf ein baldiges Wiedersehen.

Draußen fischte Sarah nach ihrem Handy, um sofort ihrer Liebsten zu schreiben. Sie wusste nicht, wie Luise reagieren würde, immerhin hatte sie ohne dessen Zustimmung von ihrem Geheimnis erzählt. Sarah war sich zwar sicher, dass Tabea es nicht unbesonnen verwenden würde, aber sie hatte ihre Freundin übergangen, obgleich es für einen guten Zweck war oder nicht. Aber war dieser Zweck nicht nur ihr Wohlbefinden? Nein, sie spürte, Tabea mit ihrem Rat wirklich geholfen zu haben. Luise würde das bestimmt auch so sehen. Sofort schrieb sie ihr eine Nachricht. Sie wollte ihre Freundin heute unbedingt noch einmal sehen.
 

Der Abend gestaltete sich als ein Mix aus Proben und Lernen für eine wichtige Prüfung, die ausgerechnet vor Weihnachten stattfand. Sarah und Luise lasen immer wieder den Text auf und ab und übten die Szenen die sie gemeinsam hatten. Im privaten Umfeld war es natürlich wesentlich einfacher die Hochzeits-Szene über sich ergehen zu lassen. Genau genommen probten sie diese sogar am häufigsten. Alles lief wie am Schnürchen, doch auch das Lernen ging schneller voran als Luise erwartet hatte.

Sarah löste die meisten Aufgaben sogar selbstständig, was die Nachhilfelehrerin überraschte.

„Die neuen habe ich dir doch noch gar nicht erklärt, oder? Wie kommt es, dass du sie dir einfach nur ansiehst und sofort den Rechenschritt erkennst?“, interessierte es sie.

Sarah kaute auf ihrem Stift herum und sah ihre Freundin zögernd an.

„Also… was das angeht, sollte ich dir vielleicht etwas gestehen.“, klang sie nun etwas kleinlaut.

Luise spitzte die Ohren, es hörte sich ernst an. Dabei hatte sie Sarah doch beruhigt, dass nicht einmal Tabea Svenja sonderlich leiden konnte und nur wegen ihres Freundes Zeit mit ihrer Ex verbrachte.

Also was konnte da noch groß kommen?

„Es fällt mir nicht leicht dir das zu sagen, aber… ich habe dich betrogen.“, entfuhr es Sarah unerwartet.

Luises Stirn zog sich in Falten. War das ihr ernst?

„Fremdgegangen nennt man das glaube ich. Also… mit Tabea.“

Luise musterte Sarah eine Weile, diese wirkte wahrlich betroffen.

„OK…“, war alles was sie zuerst herausbrachte.

„Ich meine… sie ist schon ein Jahr mit der Schule fertig und hat dieses Zeug echt drauf. Sie hat mir ihre Email-Adresse gegeben und wir haben uns noch etwas geschrieben. Naja, gechattet wäre wohl der passendere Ausdruck. Sie hat mir diese neuen Rechenaufgaben erklärt, so, dass ich dir nicht mehr so zur Last falle.“, rückte sie mit der Sprache heraus.

Luise schluckte und holte tief Luft.

„Du meinst du hast mit ihr gelernt?“, glaubte sie die Worte richtig zu interpretieren.

Sarah nickte, immer noch mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck.

Luise reagierte erst etwas eingeschnappt, dass ihre Freundin ihr einen solchen Schrecken eingejagt hatte, doch so war diese eben.

„Na warte!“, sagte sie und begann Sarah zur Strafe in die Wange zu kneifen.

„Aua!“, wehrte sich diese und versuchte Luises Hand abzuschütteln.

Dann ein Räuspern an der Tür.

Frau Fahlbusch stand im Türrahmen und hielt ein Tablett mit Gepäck.

„Ich… wollte euch nur die Kekse vorbeibringen und euch als Versuchsobjekte missbrauchen.“, meinte sie lächelnd.

Luise fragte sich, ob die Situation unangenehm für ihre Mutter war, wenn ja hätte sie es verstehen können. Sie und Sarah benahmen sich nun offen wie ein verliebtes Pärchen und seit diesem Abend hatte sie nicht mehr mit ihrer Mutter darüber gesprochen.

War es wirklich in Ordnung für sie? Sie sprach sich zumindest nicht mehr dagegen aus, es war also ein Fortschritt.

„Frau Fahlbusch, kommen Sie auch zur Aufführung?“, hakte Sarah schließlich nach.

Die Frau nickte unverzüglich und stellte das Tablett ab.

„Meine Tochter auf großer Bühne verpassen? Als ob ich mir das entgehen lassen würde.“

Sie wünschte den Mädchen noch viel Spaß und kehrte dann wieder ins Erdgeschoss zurück.

„Hm…“, kam es von Luise.

„Was denn?“, wollte Sarah wissen.

„Naja… denkst du, sie wir austicken, wenn wir uns auf der Bühne küssen werden?“, fragte diese vorsichtig.

Sarah begann zu kichern, auch wenn ihre Freundin die Frage ernst gemeint hatte.

„Nur für den Fall, sollten wir diese Szene noch etwas proben, damit wir uns nicht vor deiner Mutter oder den anderen blamieren. Was meinst du?“, schlug sie vor.

Dafür war Luise natürlich sofort zu haben, schließlich war es für die Schule, oder?
 

Luise betrachtete die Situation zwiegespalten, sonntags das Schulgebäude zu durchqueren. Doch es half nichts, die Aufführung würde bereits am Donnerstag stattfinden, einen Tag vor Weihnachten. Sie mussten nun jede freie Minute auf das Proben verwenden, wenn sie sich nicht allzu sehr blamieren wollten.

Sarah, die neben ihr ging sagte leise ihren Text auf, Luise hätte sie gerne gefragt, wie sie nun das mit dem Kuss regeln sollten. Doch warum war das überhaupt ein Problem? Sie küssten sich ständig, sie schafften es also die Szene glaubwürdig unters Publikum zu bringen. Dennoch war es ihr unangenehm, was sogleich auch lächerlich war. Es war ihr unangenehm, Sarah zu küssen? Drehte sie jetzt völlig durch? Nein, die Schwierigkeit bestand darin, es vor anderen zu tun.

„Ignorier sie einfach. Oder stell sie dir in Unterwäsche vor. Nein, warte, lass das letztere lieber. Ich bin die einzige, von der du solche Gedanken haben darfst.“, gab ihr Sarah den Rat, die ihren Missmut förmlich lesen konnte.

Luise nickte und versprach ihr möglichstes zu tun.

Sabine und der Rest des Teams warteten bereits ungeduldig und besprachen den Ablauf.

Dies war ihre erste, ernste Probe, denn sie fand im Festsaal des Gebäudes statt. Die Bühnenausstattung musste allerdings sehr sporadisch ausfallen, da auch andere Gruppen etwas aufführen wollten und so alles sehr schnell gehen musste. Ein paar Zimmerpflanzen und der Pappständer eines Baums zierten den Hintergrund.

Nachdem auch Luise und Sarah endlich in ihre Kostüme geschlüpft waren, begann die übliche Szene in der sich die Prinzessin verzweifelt nach ihrem Prinzen sehnte. Ihre Dienerin riet ihr, den Zauberer aufzusuchen, was diese sofort in Angriff nahm. Für die dunkle Hütte des Zauberers wurde das Licht etwas getrimmt, damit der waldähnliche Hintergrund nicht mehr zu sehen war. Mit einem Scheinwerfer, der blaues, statt normales Licht abgab, wurde das Erscheinen der beiden Kinder aus der Menschenwelt in Szene gesetzt.

Zusammen mit ihnen, machte sich die Prinzessin auf die Suche nach ihrem Prinzen, doch dieser hatte schlicht weg genug. Jana und Alex erinnerten ihn an seine Guten Taten und auch die Prinzessin schüttete ihm das Herz aus.

Schließlich folgte die Hochzeit, mit Ilsa in einer Doppelrolle.

„Und somit erkläre ich euch zu Mann und Frau!“, trällerte sie, auch wenn der Begriff Mann nicht wirklich auf Luise zutraf.

Sarah stand vor ihr, hatte ihre Hand ergriffen und nickte ihr zu.

Luise wusste, dass es jetzt auf sie ankam. Sie wollte nicht die Spielverderberin sein und ihre Freundinnen enttäuschen.

„Einfach so wie immer.“, wiederholte sie in ihrem Kopf die Worte und beugte sich dann nach vorne um ihre Lippen auf die von Sarah zu pressen.

Und sie hatte recht behalten. Es war wie immer.

Sarahs weiche und anziehende Lippen, der zarte Duft, den sie abgab, die Zunge die sich in ihrem Mund verbarg und bereits auf sie wartete.

Die Münder der beiden Mädchen verschmolzen und ihre Augen schlossen sich genießerisch.

„Ähem…“, wurden sie rüde von Sabine unterbrochen.

Verdutzt sahen sie in die Runde und erkannten zu spät, was sie angerichtet hatten. Sie waren zu weit gegangen, hatten schlichtweg übertrieben.

Luise beschimpfte sich innerlich selbst. Sie war unbesonnen und hatte sich von der Situation hinreißen lassen, so wie Sarah normalerweise.

„Also… ein kurzer Schmatzer ist etwas anderes. Es ist zwar schön, dass ihr euch solche Mühe gebt… aber das ist dann doch etwas übertrieben.“, wand Viktoria ein.

Luise war so durcheinander, dass sie kein Wort herausbrachte.

„Gut, ich lade euch alle noch auf einen Kaffee ein, was sagt ihr dazu? Das haben wir uns heute redlich verdient. Wir sind super vorbeireitet und brauchen vielleicht noch zwei oder drei Proben.“

Sabine klatschte in die Hände, was für die anderen wohl ein Zeichen darstellte, ihre Sachen zu packen. Dann trat sie auf die Bühne und zog Luise, so wie Sarah hinter den Vorhang, wo sich der Geräteraum befand.

„Was sollte das? Das war gerade echt schwierig euch Deckung zu geben!“, beschwerte sie sich.

Sarah faltete die Hände und machte ein Gesicht wie ein Unschuldslamm.

„Es… es ist einfach so geschehen.“, verteidigte sich Luise, aber mit schwacher Stimme.

Sabine seufzte nur.

„Habt ihr etwa vor, das vor versammelter Schule zu wiederholen? Dann könnt ihr gleich Händchen haltend durch die Flure spazieren!“

Luise hasste ihren Fehltritt, musste ihrer Freundin jedoch recht geben.

„Es war wirklich eine dumme Idee! Wir sollten das mit dem Kuss ausfallen lassen.“, beschloss sie.

Sarah sah sie schockiert an.

„Das ist aber der beste Teil! Und wie würden die Zuschauer reagieren, wenn wir nur eine halbe Hochzeit aufführen? Mal davon abgesehen, werden Ilsa und die anderen ziemlich stänkern.“, wand sie ein.

Es war Luise anzusehen, dass sie mit sich kämpfte, doch es belastete sie nach wie vor.

„Ok… bei der Aufführung werden wir das schon irgendwie hinkriegen. Aber während der Probe können wir ja darauf verzichten, oder?“, sagte sie und schlüpfte wieder durch den Vorhang.

Sabine und Sarah blickten einander an und zuckten nur mit den Schultern.
 

Mittwoch. Ein Tag vor der Aufführung des verschwundenen Prinzen.

Luise hatte Wort gehalten. Nicht nur, dass sie während den letzten Proben die Kussszene ausließ, mit der Begründung sie könne es Ilsa und den anderen ohnehin nicht recht machen, nein, auch wenn die beiden alleine waren, lief es nicht all zu gut. Seitdem waren ihre Küsse viel kürzer und weniger intensiv. Luise fiel immer schnell ein neues Thema ein, auf das sie Sarahs Aufmerksamkeit zog. Zum Sex kam es überhaupt nicht, was aber vor allem daran liegen mochte, dass beide viel zu aufgeregt wegen dem näher rückenden Tag X waren.

„Du willst wirklich kommen?“, fragte Sarah ihren Vater, als sich dieser über das Essen beugte.

Herr Heidenreich sah sie überrascht an und befreite gleichzeitig seinen Fisch von den Greten.

„Hey, ich darf meiner Tochter bei einer Schulaufführung zusehen, das ist doch der Traum jedes Vaters!“, wand er ein.

Sarah gab zu froh zu sein, dass Vater nicht arbeiten musste, doch ihr war mulmig zumute wenn sie daran dachte, dass er sie zusammen mit Luise beobachten würde.

„Ich dachte der Traum jedes Vaters wäre, dass die Tochter einmal einen Arzt heiratet?“, meinte sie schmunzelnd.

Herr Heidenreich ging darauf ein und wiegte mit dem Kopf.

„Es muss ja kein Arzt sein, ich wünsche mir für dich lediglich, dass du jemanden findest, mit dem du glücklich bist.“, sprach er sich aus.

Sarah zögerte und verharrte etwas in ihrer Position.

„Und… wenn ich schon jemanden gefunden habe, der mich glücklich macht?“, fragte sie so vorsichtig und diskret wie möglich.

Herr Heidenreich ließ seine Gabel langsam sinken und sah zu ihr hinüber.

„Dann… war meine Vermutung also richtig? Du… gehst mit jemandem? So nennt ihr das doch noch, oder?“

Sarah nickte mit aufgesetztem Lächeln.

„Manchmal. Aber deswegen hast du mir doch Christiane auf den Hals gehetzt, oder?“, erinnerte sie.

Herr Heidenreich reagierte so, als wäre er sich keiner Schuld bewusst.

„Ich dachte mir nur, dass du mit deinem alten, spießigen Vater nicht so gerne über Thema reden möchtest. Ich weiß nicht ob sie es dir erzählt hat, aber sie sieht Tabeas neuen Freund als Problem an. Ich kenne ihn nicht, vertraue aber Christianes Urteil. Du kannst schwer leugnen, dass sie einiges an Erfahrung zusammen getragen hat.“

Sarah schluckte und stocherte in ihrem Essen herum.

„So wie Mama wenn sie noch leben würde.“

Darauf schien ihr Vater nicht vorbereitet gewesen zu sein, weshalb er sich auch nichts zurecht legen konnte.

„Hey, du hast immer noch mich, ja? Du kannst mit mir reden, besonders wenn es so eine wichtige Neuigkeit und Veränderung in deinem Leben gibt.“, startete er einen neuen Versuch.

Sarah sah ihn eine Weile an und fuhr dann fort.

„Angenommen ich wäre Tabea und die Person mit der ich zusammen wäre, würde dir nicht sonderlich gefallen, was dann? Christiane glaubt, dass Ben – also Tabeas Freund – kein guter Umgang für sie sei, doch ich denke anders. Tabea ist schon erwachsen und sie weiß was sie tut.“

Herr Heidenreich befeuchtete sich die Lippen und versuchte eine akzeptable Antwort zu geben.

„Sie macht sich eben Sorgen um ihre Tochter, genau wie ich. Aber du bist mir sehr wichtig, wenn dein Freund etwas… anders wäre, würde ich ihn aber nicht gleich davon jagen, sondern ihn erst mal kennen lernen wollen. Handelt es sich bei dem, in den du verliebt bist etwa… um einen Kriminellen?“, tastete er sich langsam vorwärts.

Sarah verneinte langsam.

„Es war nur ein Beispiel. OK, noch eines. Angenommen derjenige ist 20 Jahre älter, was würdest du dann sagen?“

Ihr Vater musste sich zwingen nicht laut zu protestieren, doch seine Tochter verstand den Wink auch so.

„Siehst du?“

„Er ist also älter als du?“

Sarah schüttelte den Kopf und aß einen Bissen.

„Nein, aber du wärst mit so jemandem nicht einverstanden wie du selbst demonstriert hast. Aber meine… unsere Situation ist ähnlich, weshalb es mir unangenehm ist dir diese Person einfach so zu präsentieren.“

Herr Heidenreich schien die Tatsache einen Moment zu überdenken, Sarah hoffte dass er nicht gleich darauf schloss, dass seine Tochter lesbisch sein konnte. Oder… wäre das überhaupt so schlimm?

„Aber ich bin dein Vater, gerade mir solltest du sowas anvertrauen.“, vertrat er seine Meinung.

Sarah nickte und aß weiter.

„Ein bisschen noch, ja? Lass mich bitte entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.“, bat sie eindringlich.

Herr Heidenreich akzeptierte notgedrungen, auch wenn seine Tochter wusste, dass er hin und wieder dieses Thema anschneiden würde.

„Etwas anderes, ist es in Ordnung, wenn Christiane und ihre Kinder Weihnachten bei uns verbringen?“

Das kam aus dem Nichts, doch Sarah reagierte ganz souverän darauf.

„Ja warum eigentlich nicht. Dann muss ich zwar noch ein paar Geschenke besorgen, aber es wird sicher spaßig Tabea und Tobias bei uns zu haben. Und Christiane sowieso. Aber… kann ich dich auch etwas fragen?“, wollte sie erwartend wissen.

Ihr Vater musterte und wartete darauf was sie zu sagen hatte.

„Dürfen Luise und ihre Mutter ebenfalls mit uns feiern? Ich habe Frau Fahlbusch noch nicht gefragt, aber sie hat bestimmt nichts dagegen.“

Herr Heidenreich ließ sich diese Möglichkeit kurz durch den Kopf gehen und willigte schließlich ein.

„Wieso nicht? Je mehr desto lustiger dürfte unser diesjähriges Fest ausfallen.“, gab er sein OK.

Sarah stand auf und küsste ihren alten Herrn auf die Schläfe.

„Danke Paps! Du bist der Beste!“
 

Endlich war der Tag der Aufführung angebrochen. Doch gleich am Morgen erwies es sich als Herausforderung Sarah aus dem Bett zu kriegen.

„Ich kann nicht, ich bin krank!“, wehrte sich Sarah und zog sich die Decke über den Kopf.

„Bist du nicht.“, war sich Luise da sicher.

„Dann… habe ich meine Tage!“, lenkte Sarah ein.

Ihre Freundin stöhnte nur.

„Nein, die hast du immer erst am Monatsende.“, ließ sie auch diese Ausrede nicht durchgehen.

„Pah! Jetzt weißt du sogar schon wann ich meine Tage bekomme. Was folgt als nächstes?“, zog sie endlich die Decke zur Seite und krabbelte aus dem Bett.

Luise hatte sich bereits angezogen, auch wenn sie nur wenig später in ihr Kostüm schlüpfen würde. Sarah hatte vorgeschlagen gleich damit in die Schule zu fahren, doch die Mädchen wären dann nur unnötig beäugt worden. Wie zwei Nymphen aus einer anderen Welt, die es hierher verschlagen hatte.

Juliane Fahlbusch tat den beiden den Gefallen und fuhr sie die Schule, wo Ilsa, Viktoria und Jasmin ebenso aufgeregt warteten. Es blieb gerade noch Zeit für eine weitere Probe, dann würden die Vorführungen beginnen.

Den Anfang machte eine Band, die trotz der wenigen Zeit einiges zu Stande brachte. Sarah erkannte ihre Freundin Lena, welche als Frontsängerin fungierte.

„Ich bin richtig neidisch. Lena darf einen auf K-On machen und wir führen ein Märchen auf.“, meinte Sarah etwas trotzig.

Ilsa räusperte sich und richtete den Kragen von Sarahs Kostüm.

„Das will ich nicht gehört haben! Wir haben geprobt bis zum Umfallen und werden dem Publikum eine gute Show darbieten, die sie nie vergessen werden!“, stand für sie fest.

Luise fragte sich innerlich, ob der Eindruck den sie erwecken würden wirklich positiver Natur sein würde, hütete sich aber davor dies auszusprechen.

Während ihre Schauspiel-Kolleginnen anderweitig beschäftigt waren, nutzte sie die Gelegenheit um kurz Sarahs Hand zu halten.

„Wir schaffen das! Gemeinsam.“, machte sie ihrer Freundin Mut.

Sarah nickte überzeugt.

„Bestimmt.“
 

„Und wer denkt an mich? Ich habe extra dieses unbequeme Bett mit der Erbse ertragen und nun stehe ich ohne Mann da.“

Sarah hielt sich theatralisch den Handrücken gegen die Stirn und wirkte einer Ohnmacht nahe.

„Ich weiß nur noch eine Chance.“

Alle Blicke fallen nun auf Sabine, welche die Rolle der Dienerin inne hielt.

„Wir müssen den Zauberer um Hilfe bitten, er ist der einzige der jetzt noch etwas tun kann.“

Das Licht veränderte sich, es hat den magischen Effekt den sich alle erhofften.

„Hm. Das ist eine schwierige Sache. Da weiß ich nur einen Weg, aber nein, das ist unmöglich, das hat noch keiner zuvor gemacht.“, antwortete der Zauberer grüblerisch, nachdem man ihm von dem Problem ins Bild gesetzt hatte.

Einige Lacher seitens des Publikums folgten, da Ilsas Kostüm wirklich mehr dem eines Greises ähnelte als dem eines Zauberers, wie man ihn aus Märchen oder Filmen kannte.

„Na gut. Aber ich habe euch gewarnt. Das einzige was wir noch tun können ist zwei Kinder aus der realen Welt hierher zu holen. Sie sind die einzigen die uns noch helfen können.“

Ilsa war stolz auf sich, ein eher unbekanntes Stück gewählt zu haben und war sich sicher, dass die meisten Schüler oder Lehrer nicht vorher sagen konnten welche Gestalt der Rest des Spiels annehmen würde.

Das Lichtspiel änderte sich erneut und waldähnlichen Hintergründe wurden sichtbar. Mystisch klingende Musik ertönte, die vielen einen Schauder über den Rücken jagen ließ. Sarah hatte vorgeschlagen sich eine von Tabeas Death-Metal CDs zu besorgen und einzuschieben, wurde jedoch überstimmt. Ilsa hatte etwas Passendes aus dem Internet herunter geladen, das nun automatisch durch die Boxen auf der Bühne spielte.

„Wasserfluss und Sonnestrahl. Fliegen-Flug und Vogelsturz. Großer Geist der Märchenwelt, bring mir die Kinder aus der anderen Welt.“

Ilsa benutzte ein umgestaltetes Lineal, das als Stauberstab herhalten sollte. Durch einen weiteren Lichteffekt standen plötzlich Viktoria und Jasmin auf der Bühne, in ihren Rollen als Alex und Jana. Die Verwunderung die beide darboten wirkte sehr realistisch, insbesondere ihre Klamotten die typisch für ihr Alter waren.

„Wenn wir schon hier sind könnt ihr uns wenigstens sagen wie wir euch helfen sollen.“, bat Alex und die Dienerin erzählte ihnen vom Verschwinden des Prinzen.

„Wir brauchen eure Hilfe. Wir wissen nicht mehr weiter. Und jeder hier weiß, dass ihr Kinder aus der realen Welt euch so gut bei uns im Märchenwald auskennt.“, appellierte die Prinzessin an die Hilfsbereitschaft der beiden.

Alex zog ein Handy aus seiner Tasche und gab es der Prinzessin.

„Hier ruft ihn doch einfach mal an, dann werdet ihr schon hören wo er steckt!“

Verwirrt klimperte die Prinzessin auf dem Gerät herum, aber ohne großen Erfolg.

Bald wird klar, dass hier konventionelle Mittel nicht Erfolg versprechend sein würden. Also begleitete die Prinzessin die Kinder quer durch den Märchenwald und schwärmt von ihrem Prinzen.

Luise zitterte leicht, noch nie war sie so in den Vordergrund gerückt. Die Prinzessin umarmte den Prinzen freudig, als dieser unerwartet vor ihr auftauchte. Schnell sollten sie zurück und die Hochzeit feiern, doch dieser stellte sich quer.

„Tsundere!“, flüsterte Sarah ihrer Freundin ins Ohr, der das Schauspiel des Mädchens etwas zu flach vorkam.

„Bin ich nicht!“, wehrte sich Luise gereizt und hatte somit ihr Sollt erfüllt.

„Das ist doch alles nur dasselbe! Immer hübsche Prinzessinnen retten und Bösewichte in die Flucht schlagen. Damit verschwende ich nicht mehr meine Zeit.“, sagte sie abfällig und etwas arrogant.

Doch daraufhin erzählten ihm Alex und Jana von den ganzen Geschichten die sie gelesen hatten und wie sehr sich alle Bewohner des Märchenwalds, denen der Prinz beigestanden war, doch über seine Hilfe gefreut haben mussten.

Dieser ließ sich erweichen und wollte wieder ins Schloss zurück kehren.

Alex und Jana wurde von Herzen gedankt und der Zauberer schickte sie in ihre Welt zurück.

Und dann war es soweit. Die Szene, die für Luise eine Zerreisprobe darstellte. Die Hochzeit konnte endlich beginnen und der Hofbeauftragte erklärte sie zu einem Paar.

Es war schon eine Leistung, dass Luise überhaupt Sarahs Hand halten konnte, aber sie nun auch noch zu küssen? Hätten sie in ihren Proben etwa doch mehr Zeit darauf verwenden sollen?

Als sie nicht fortfuhr, ging ein leises Raunen durch die Zuschauermenge und selbst Ilsa in ihrer Zweitrolle hustete laut.

Luise blickte noch einmal intensiv in Sarahs Augen, dann wusste sie es. Solange ihre geliebte Sarah bei ihr war, war sie ohnehin im Stande alles zu bewältigen.

Langsam beugte sie sich vor und küsste die Prinzessin zart auf die Lippen.

Der Hofbeauftragte verkündete darauf ein Fest und die Musik änderte sich.

Kurz darauf stürmten alle auf die Bühne und begannen sich zu verbeugen.

„Komm!“, zog Sarah ihre Freundin mit sich und bald standen sie vor klatschenden Reihen.

Sarah erkannte ihren Vater und Luise auch ihre Mutter, die zweifelnd die Augenbrauen hob.

Dennoch spürte Luise förmlich ihre Anerkennung.

Ilsa schnappte sich das Mikro und dankte allen Anwesenden für ihre Unterstützung. Sie wollte sich schon verabschieden, da griff sich Sarah das Gerät. Immer noch hielt sie Luises Hand, dieser kamen bereits die ärgsten Befürchtungen. Sarah würde sich und sie doch nicht vor der gesamten Schule outen, oder? Die beiden hatten darüber gesprochen es zumindest Sarahs Vater anzuvertrauen, aber so?

„Ich möchte auch noch mal allen danken, die sich heute Zeit genommen haben. Und natürlich meinen verehrten Darsteller-Kolleginnen! Viktoria und Jasmin haben ihre Sache super gemacht und auch Ilsa kam als Zauberer echt gut rüber, genau wie Sabine. Naja und für die Rolle des Prinzen haben wir einen edlen, stattlichen Mann gesucht aber leider… haben wir an dieser Schule keinen gefunden. Deshalb ist meine Freundin Luise eingesprungen, ich war sehr froh sie als Partnerin gehabt zu haben.“

Ein amüsiertes Lachen ging durch die Bänke, hauptsächlich vom weiblichen Anteil der Zuschauer.

Ein weiterer Applaus folgte und alle verbeugten sich erneut.

Dann wurde es Zeit die Bühne zu räumen, denn die Schüler der 9B bereiteten sich bereits auf ihr Grippenspiel vor, eine weitere Attraktion des Abends.

„Aber wir waren die besseren, oder?“, wollte Sabine von ihren Freundinnen wissen, als sie wieder hinter der Bühne standen.

„Und ob!“, klopften sich Viktoria und Jasmin gegenseitig auf die Schultern.

„Und ihr wart sowieso die Besten, auch ohne langen Zungenkuss.“, beglückwünschte Ilsa Prinz und Prinzessin.

Luise schluckte, doch Sarah sah sie nur hämisch an.

„Ach kommt, ist doch offensichtlich, dass ihr beiden was am laufen habt.“, sagte Viktoria kichernd.

Luises Augen weiteten sich, doch Sabine wehrte schnell ab.

„Nicht von mir!“, stellte sie schnell klar und wirkte etwas eingeschnappt, dass ihre beste Freundin überhaupt diese Idee kam.

„Das war doch offensichtlich Mädels! Noch mehr, dadurch wurden eure Rollen sogar noch wesentlich glaubhafter.“, versicherte ihnen Ilsa.

„Und… das ist ok für euch?“, wagte es Luise zu fragen.

Die Mädchen sahen einander an, alle zuckten mit den Schultern.

„Klar, warum nicht? Geht doch nur euch etwas an.“, tat Jasmin die Sache ab.

Luise blickte hilfesuchend zu ihrer Prinzessin aka. Sarah.

„Du hast es doch gehört, oder? Geht nur uns etwas an.“, erwiderte sie und küsste ihre Freundin nun so, wie sie es auf die Bühne gerne getan hätte.

Luise dachte erst daran den Kuss zu unterbrechen, immerhin sahen ihnen ihre Freundinnen zu. Doch dann gab sie sich dem feuchten Vergnügen hin und war glücklich diese Aufführung, nein diesen ganzen Tag mit Sarah gemeinsam überstanden zu haben.

„Muss Liebe schön sein…“, ernteten die beiden vielsagenden Blicke.

„Stimmt, ist sie auch.“, konnte ihnen Sarah nur bestätigen.
 

Sarah lief so ungeduldig auf und ab, dass ihre Schuhe klapprige Geräusche von sich gaben.

„Du musst nicht so aufgeregt sein. Du darfst sie nicht als neue Familie sehen, sondern als eine Art Zuwachs. Christiane wird Mama keinesfalls ersetzen.“, versuchte ihr Vater auf sie einzureden.

Sarah selbst hätte am liebsten laut los gelacht. Christiane hatte sie doch schon längst akzeptiert, auch die laute Tabea und den geisterhaften Tobias. Aber was war mit Luise und deren Mutter? Es war das erste Weihnachten, das sie mit ihrer Freundin verbringen würde. Dabei war es gar nicht mal solange her. Sie kannten einander erst drei Monate und waren zwei davon zusammen. Es ging alles recht schnell, doch Sarah wusste, dass Luise die Richtige war. Würde alles ohne Komplikationen ablaufen? Ihr Vater hatte ihr zu der gelungenen Aufführung gratuliert und sich nichts bei dem Kuss gedacht. Genau genommen wär er der einzige Anwesende, der nichts von Luise und Sarah wusste. Was absurd war, immerhin war er ihr Vater und wusste weniger als eine Gruppe von Fremden. Aber genau das war ja der Grund für ihre Zurückhaltung.

Unruhig starrte das Mädchen zu dem Baum, der in der Mitte des Wohnzimmers aufgestellt worden war. Sie selbst, so wie Tabea und Luise waren zu alt dafür, Herr Heidenreich hatte ihn einzig und allein für Tobias besorgt. Zwar glaubte er schon lange nicht mehr an den Weihnachtsmann und das Christkind, doch Sarah wusste aus eigener Erfahrung wie wichtig ein schönes Weihnachten für ein Kind sein konnte.

Es klingelte und das Mädchen stürmte zur Eingangstür. Es waren Christiane und ihr Anhang. Einen Moment hatte sie befürchtet, Tabea hätte sich abgekapselt und wäre mit ihrem Ben durchgebrannt, doch Fehlanzeige.

Alle umarmten sich und Sarah ließ es sich nicht entgehen sogar den kleinen Tobias zu knuddeln.

„Lass das lieber, sonst fängt seine Pubertät noch früher an, als es gut für ihn wäre.“, warnte Tabea und ihre Mutter räusperte sich.

Herr Heidenreich hatte inzwischen eine CD mit passender Weihnachtsmusik eingeworfen und Tabea stöhnte demonstrativ.

„Was denn? Nicht so deine Musikrichtung?“, fragte Sarah zynisch und ihre Quasi-Stiefschwester zeigte ihr den Stinkefinger.

Der Hausherr begrüßte die Ankömmlinge sporadisch und eilte dann in die Küche um das Essen vorzubereiten. Die Gäste setzten sich, doch da läutete es erneut.

Sarah atmete tief durch, straffte ihren Pulli und öffnete die Tür.

Sie konnte nicht bestimmten, ob das Lächeln von Frau Fahlbusch aufgesetzt war oder nicht. Doch wieso eigentlich, immerhin war heute Weihnachten, richtig? Es gab allen Grund zur Freude, einer davon stand etwas abseits der Frau.

Luise hatte sich festliche gekleidet und Sarah wäre am liebsten über ihre Freundin hergefallen. Doch sie hielt sich zurück und zog sie ins Innere.

„Das sind Luise und ihre Mutter, sie wohnen nebenan.“, stellte sie die neuen Gäste vor.

„Tut mir leid, wir wurden das letzte Mal nicht ordnungsgemäß einander vorgestellt. Juliane.“, meinte Frau Fahlbusch als sie Christiane die Hand reichte.

Auch diese erwiderte den Gruß und nannte ihr ihren Namen.

„So so, du bist also die berühmte Luise. Ich habe bereits eine Menge von dir gehört.“, schmatzte Tabea provokativ.

Luise spürte sofort Unbehagen aufkommen, vor ihr stand ein Mädchen, das sie nicht kannte, aber das wiederum in viele, intime Geheimnis von ihr eingeweiht war.

„Ich kann Sarah verstehen.“, sprach sie, bis sich diese selbst einmischte.

„Ja, wieso fütterst du deinen kleinen Bruder nicht mit ein paar Keksen?“, schlug Sarah vor und schob Tabea beiseite.

Luise setzte sich auf das Sofa, direkt neben ihrer Mutter und Christiane.

„Ach, beehrt uns Ihr netter Sohn heute nicht mit seinem Besuch?“, wollte letztere in Erfahrung bringen.

Frau Fahlbusch zuckte sanft mit den Schultern.

„Er hat versprochen vorbeizuschauen, aber so genau weiß man das nie bei ihm. Er ist einfach ein Freigeist und nicht zu bremsen.“, verriet sie.

„Ach und… danke für den Rat und den Beistand den Sie mir letztes Mal gegeben haben.“, meinte Luise und war selbst verwundert, dass ihr dies so einfach über die Lippen kam.

Christiane sah erst zu ihr, dann zu ihrer Mutter.

Diese nickte und machte gute Miene zum bösen Spiel.

„Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, außerdem hätte es Luise weitaus schlechter treffen können, als mit Sarah.“, gab sie zu.

„Um was geht es denn?“, fragte Tobias etwas kleinlaut, der hinter dem Sofa Deckung gesucht hatte.

„Erzähl ich dir wenn du älter bist Knirps. Und jetzt hilf mir die Kekse wegzufuttern.“, fing Tabea den Geisterjungen schnell wieder ein.

„Hey hey, nichts da! Dann hat er vor dem Essen keinen Hunger mehr und ich habe mir die Mühe umsonst gemacht.“, beschwerte sich Herr Heidenreich, der ausnahmsweise diesmal im Gegensatz zu seiner Tochter den Kochlöffel schwang.

Wenig später saßen sie rund um den Küchentisch und waren in wilde Gespräche verwickelt. Sie hatten dicht aneinander rücken müssen, da die Gruppe doch größer geworden war, als erwartet.

Sarah saß neben Luise und nutzte die Enge, um deren Hand zu halten. Als Luise auch das sanfte Streichen eines Beins spürte, nahm sie erst an diese gehöre auch Sarah, irrte sich aber. Tabea machte sich einen Spaß daraus die beiden zu ärgern und Sarah, welche die Stichelei mitbekam, trat zurück.

Tabea fuhr auf, wehrte aber ab als ihre Mutter sie fragte was denn los sei.

„Danke, das Essen hat wirklich köstlich geschmeckt.“, bedankte sich Luise für die Gastfreundschaft und alle fanden sich wieder im Wohnzimmer ein.

Natürlich waren inzwischen wie auf magische Weise allerlei Geschenke unter dem Baum aufgetaucht.

„Siehst du? Den Weihnachtsmann gibt es doch!“, sagte Christiane erfreut zu ihrem Sohn und dieser rang damit zu lächeln.

Sarah blickte verstohlen zu Luise, beiden war natürlich aufgefallen, wie sich die Frau während des Essens kurz nach draußen zu ihrem Auto begeben hatte.

Dennoch hinterte den Jungen nichts mehr daran die Verpackung aufzureißen und dahinter eine Schachtel mit einer Transformer-Actionfigur vorzufinden.

„Na? Wie sagt man?“, fragte Christiane, während Tobias vergnügt damit spielte.

„Wieso? Der Weihnachtsmann ist doch gar nicht mehr da, wie sollte ich ihm da Danke sagen?“, spielte der Junge den Verwirrten und alle lachten.

„Wo er recht hat, hat er recht, Mama.“, stimmte selbst Tabea ein.

Christiane wurde schließlich selbst überrascht, als Herr Heidenreich ihr eine wertvolle Armbanduhr schenkte. Seines wiederum stellte sich als schicke Krawatte heraus.

Erst hatten sich die beiden geschworen einander nichts zu schenken, aber das kannte man ja.

„Tabea, öffne dein Geschenk!“, drängte sie dann ihre Tochter.

Diese balancierte es skeptisch in ihren Händen.

„Zu klein für ein Bike.“, murmelte sie.

„Vielleicht ist es so ein cooles, extrem Zusammenklappbares. Oder es wurde so sehr verkleinert, dass es in eine Kapsel passt, die man nur anstupsen muss und schon hast du es vor dir.“, schlug Sarah vor, doch Tabea war nicht sonderlich überzeugt.

Wohl mit gutem Recht, im Inneren befand sich eine CD mit klassischer Musik.

„Damit du auch einmal etwas anderes hörst als immer diesen Krach!“, sagte Christiane darauf.

Sarah konnte Tabeas Missmut förmlich spüren. Erst besaß ihre Mutter gegen ihren Freund Einwände und nun gegen ihre Musik. Doch sie war gut auf die Situation vorbereitet und überreichte der jungen Frau das Geschenk, das sie unter dem Tisch versteckt gehalten hatte.

Tabea bedankte sich und packte es voller Überraschung aus.

„Wahrscheinlich habe ich es ohnehin vermasselt. Ich habe im Netz etwas nach guten Band gegoogelt die dir gefallen könnten und eine Track-Liste zusammengestellt. Wenn sie dir nicht gefällt wirf sie einfach weg.“, merkte sie an.

Tabea grinste und erhob sich. Sarah zuckte beinahe zusammen, als sie für einen Moment umarmt wurde. Tat sie das nur, um Luise vielleicht eifersüchtig zu machen? Oder mochte sie diese Rockerbraut inzwischen wirklich?

„Ich müsste erst reinhören, aber jetzt schon einmal danke, dass du das für mich gemacht hast.“

Sarah freute es, Tabea doch noch in absoluter Weihnachtsstimmung vorzufinden.

„Ach, ganz vergessen!“, kam es ihr dann in den Sinn und sah erneut unter dem Tisch nach.

Erneut zog sie ein eingewickeltes Geschenk hervor und reichte es Luise.

„Schöne Weihnachten!“, wünschte sie ihr und wartete auf eine Reaktion.

„Ach… du hättest mich beinahe vergessen?“, fragte diese mit gespielter Empörtheit.

„Ne, du Dummerchen, nur dein Geschenk.“, triezte sie ihre Freundin.

Erwartend packte Luise ihr Geschenk aus und fand den schön verzierten Schal vor, den Sarah gekauft hatte, als sie mit Jonas unterwegs gewesen war.

„Der ist wirklich schön, danke!“, erwiderte sie und umarmte Sarah kurz, aber nicht zu auffällig.

„Und…. meines?“, fragte Sarah wie ein kleines Kind.

Luise antwortete ihr erst, als sie den Schal umgelegt und von allen Seiten betrachtet hatte.

„Das steht noch in meinem Zimmer. Es war zu groß um es her zu schleifen, geschweige denn einzupacken.“, gestand sie.

In Sarahs Gesicht bildete sich ein freudiger Ausdruck und sie rieb sich bereits die Hände.

„Paps, dürfen Luise und ich uns hier ausklinken?“, fragte sie ihren Vater der immer noch mit der Krawatte spielte.

„Ähmmm… natürlich Schatz, wir sitzen hier ohnehin noch eine Weile. Kommt zurück wann es euch beliebt.“, gab er seinen Segen.

„OK, aber zählt den restlichen Abend lieber nicht mehr auf uns, wir feiern noch unsere eigene Party. Nicht wahr, Liebes?“, fragte Sarah und bevor es sich Luise versehen konnte, hatte sie ihre Lippen schon auf die ihrigen gedrückt.

Luise konnte nicht mehr zurückweichen, es war wie während der Probe. Und wieder vor Publikum. Wieder hatte sie ihre Freundin überrumpelt, auch wenn sie ihr deshalb niemals böse sein konnte.

Doch diesmal tat sie es vor ihrem Vater, der die beiden ansah, als hätten sich die beiden Mädchen gerade nackt ausgezogen und zu tanzen begonnen.

„Gut, einen schönen Abend und frohe Weihnachten noch!“, wünschte Sarah und zog Luise mit sich.

„Äh, ja von mir auch!“, schaffte es diese gerade noch zu sagen, bevor sie aus dem Haus gezerrt wurde.

„Häh? Was sollte denn das jetzt? Das Theaterstück ist doch bereits vorbei, oder? Wozu noch diese Proben?“, schien er die Situation gänzlich zu verkennen.

„Joachim? Wir sollten da etwas besprechen.“, fuhr Christiane beruhigend über die Schultern ihres Partners.

„Krass.“, kam es nur von Tobias.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Changeling12
2015-05-10T11:45:34+00:00 10.05.2015 13:45
Am Schluss das Kommentar von dem Kleinen: einfach nur göttlich xD

Achja das ist ne super Fanfiction ^^
Von:  Demaar
2012-06-08T17:39:41+00:00 08.06.2012 19:39
Mann Schon zu Ende?
naja für die ff haben das Ende
und sein Zeitpunkt sehr gut gepasst.
Hat mir jedenfalls gefallen :)
Von:  rikku1987
2012-02-22T13:03:28+00:00 22.02.2012 14:03
puh ich bin durch man war das klasse
Von:  Amazone_Elenya
2012-02-12T23:26:22+00:00 13.02.2012 00:26
so süß die ff <3


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