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Baru Dunia

von

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Erinnerungen

„Was ist denn mit dir los? Wo ist dein schönes Lächeln hin?“, fragte Criada überrascht, als sie am nächsten Morgen Avenirs derzeitiges Gemach betrat.
 

„Er ist nicht gekommen…“, sagte er und schaute aus dem Fenster, während seine Hände auf sein Kinn gestützt waren, von dem gestrigen Lächeln war weit und breit keine Spur.
 

„Recuro?“, fragte sie, während sie das Tablett abstellte und sich zu dem Goldhäutigen Jaím setzte.
 

„Ja, er wollte gestern kommen, aber er ist nicht aufgetaucht… was denkst du, was der Grund dafür ist?“
 

„Ich weiß es nicht, aber ich kann mich gerne für dich informieren, wenn du das möchtest.“
 

„Er hat jetzt ein eigenes Pita, also wird er wohl auch nicht bei Salva sein.“
 

„Salva ist mir gestern auch nicht begegnet und ich glaube, dass er heute Nacht auch nicht zu Hause war.“, er sah sie geschockt an und innerlich hoffte er, dass Salva just in diesem Moment nicht bei Recuro war.
 


 

„Mama? Warum trägst du ein Tuch auf dem Kopf?“, fragte er, während er den bunten Stoff mit seiner Hand berührte.
 

„Weil es mir im Moment nicht so gut geht, mein Kleiner.“, ihre Stimme war liebevoll und sie kam ihm sehr bekannt vor.
 

„Aber du wirst doch wieder gesund!“, sagte eine jüngere Ausgabe seiner selbst, als er in das Gesicht der Frau schaute. Er konnte ihr Gesicht klar erkennen, nicht wie zuvor bei dem Mann, der scheinbar sein Vater war. Er schaute in die gleichen bernsteinfarbenen Augen, wie er selbst welche besaß, nur dass diese Augen in dem wunderschönen Gesicht seiner Mutter saßen. Er wusste nicht warum, aber ihm kamen die Tränen, er spürte sie heiß auf seinen Wangen, doch als er sie berührte, war dort nichts von ihnen zu spüren.
 

„Sanando? Wieso weint er?“, fragte Salva besorgt, während er den noch immer fiebernden Recuro betrachtete. Es versetzte ihm einen Stich, den sonst so fröhlichen, gutmütigen und wissbegierigen Schwarzhaarigen so zu sehen.
 

„Ich glaube, sein Hirn beginnt langsam seine Vergangenheit wieder aufzuarbeiten. Möglicherweise kann er sich, wenn es ihm endlich besser geht, wieder an alles erinnern… Wenn dies der Fall ist, dann darfst du es ihm nicht übel nehmen, wenn er dich nicht erkennt, Salva. Vielleicht behält er seine Erinnerungen, aber es könnte sein, dass sich sein Charakter verändert. Denn der Charakter eines Menschen wird oft durch das geformt, was er erlebt hat. Nimmt man jemandem diese Erinnerungen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er ein vollkommen anderer Jaím ist.“, erklärte der Orangehäutige möglichst sachlich.
 

„Dann wird er sich vielleicht nicht an mich erinnern können? An gar nichts?“
 

„Ich weiß es nicht genau, Salva. Ich möchte nur, dass du dich darauf einstellst, dass so etwas passieren könnte. Du darfst es ihm nicht übel nehmen, hörst du?“
 

„Das ist leichter gesagt, als getan.“, besonders, wenn er bedachte, was er gestern getan hatte. Er verstand noch immer nicht so recht, was in ihm vorging, doch wenn sich sein Verdacht bestätigte, dann würde er ein Problem haben.
 

„Wir müssen einfach nur hoffen, dass alles gut wird. Immerhin ist sein Fieber schon ein wenig gesunken, du hast gute Arbeit geleistet.“, er legte ihm lobend eine Hand auf die Schulter.
 

„Recuro? Bis du da?“, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem hölzernen Tunnel, den man als Flur betrachten konnte. Überrascht sah Sanando auf, er erkannte die Stimme sofort und folgte ihr, bis er auf die Person traf, der die Stimme gehörte: „Criada, was tust du hier?“
 

„Ich mache mir Sorgen um Recuro, er wollte gestern kommen, blieb aber den ganzen Tag verschwunden, ist er hier?“, fragte sie besorgt.
 

„Ja, er ist hier… bevor wir zu ihm gehen solltest du noch wissen, dass er seit gestern Fieber hat und wir im Moment immer noch versuchen es zu senken.“
 

„Das ist ja schrecklich.“, sie schlug sich eine Hand vor den Mund. Plötzlich sah sie sich wieder mit ihren Erinnerungen an Salia konfrontiert. Diese hat damals auch hohes Fieber bekommen und war in Verbindung mit anderen Umständen umgekommen, weil ihr Körper dem Ganzen nicht mehr standhalten konnte. Doch nie wurde Criada das Gefühl los, dass ihre damalige Herrin gewusst hatte, was passieren würde und grade deshalb zur Eile aufgerufen hatte. Sie hatte ihrem Volk damit einen großen Dienst erwiesen und dabei so viel mehr als nur ihr Leben aufgegeben.
 

„Es wird ihm schon bald besser gehen, da bin ich mir Sicher, also mach dir nicht zu viele Sorgen, Criada.“, er fasste sie an den Schultern und führte sie zu Recuro.
 

„Hier steckst du also, Salva. Deine Mutter hat sich schon nach dir erkundigt.“, sagte sie überrascht, als sie dem Grünhaarigen begegnete.
 

„Er kümmert sich um Recuro, weil ich nicht die ganze Zeit hier sein kann. Richte das doch bitte seiner Mutter aus, ja?“
 

„Natürlich.“, sagte sie, bevor sie sich zu Recuro niederkniete und ihn betrachtete. Sie hoffte inständig, dass es ihm wirklich bald besser gehen würde, nicht nur, weil Salva und Avenir ihn mochten und Avenir ihn zu brauchen schien, sondern auch, weil sie ihn selbst als sympathisch empfand.
 


 

Am nächsten Morgen, als Criada ihm das Frühstück bringen wollte, kam Avenir ihr schon entgegen: „Hast du etwas von ihm gehört?“, fragte er besorgt. Beruhigt stellte sie fest, dass wieder Farbe in Avenir Haut getreten war, er ein blaues Gewandt trug und den Turm verließ.
 

„Ja, ich habe ihn gestern aufgesucht. Er ist krank, Avenir, er hat Fieber. Aber das ist kein Grund dir Sorgen zu machen, Sanando hat gesagt, dass er wieder ganz gesund wird.“, beruhigte sie ihn, bevor er sich aufregen konnte.
 

„Ist Salva bei ihm?“
 

„Ja, warum?“, fragte sie verwundert, doch noch verwunderter war sie, als Avenir plötzlich loslief.
 

„Avenir! Wo willst du hin?!“, rief sie ihm hinterher.
 

„Zu Recuro!“, antwortete er ihr, auch wenn sie es fast nicht mehr verstehen konnte.
 


 

„Lässt du mich rein? Es tut mir Leid, was ich gesagt habe. Komm runter und zieh dir eine Jacke über, ich muss dir etwas zeigen.“, sagte die männliche Stimme, die scheinbar seinem Vater gehörte, melancholisch und nachdenklich, nachdem er an die hölzerne Zimmertür geklopft hatte. Er sah, wie die frühere Ausgabe seiner selbst zögerte, bevor sie dann doch den Gang nach unten wagte, sich wortlos eine Jacke überzog und dem ebenfalls fertig angezogenen Mann ohne Gesicht nach draußen folgte. Ohne etwas zu sagen gingen die beiden die Straße entlang, alles schien Recuro vertraut und doch völlig fremd. Schließlich kamen sie an einen Ort, der Still war, sehr still. Nicht einmal das Singen von Vögeln war zu hören, auch der Wind bewegte kein einziges Blatt. Er und sein Vater waren die einzigen Personen an diesem Ort. Der Rasen auf dem sie standen war mit merkwürdigen, unterschiedlich großen Steinen gespickt. Irgendwann blieben die beiden stehen, er sah hinab auf einen der Steine und er spürte, wie seine Beine unter ihm nachgaben. Tränen liefen ihm übers Gesicht, heiß und qualvoll.
 

„Es tut mir leid, ich weiß, ich hätte es dir früher erzählen sollen, aber ich habe es nicht übers Herz gebracht. Du hast deine Mutter mindestens genauso sehr geliebt, wie ich. Sie war wirklich auf Reha, aber das nicht nur einmal. Sie wollte nicht, dass du siehst, wie sehr sie sich gequält hat… Irgendwann habe ich einen Anruf bekommen, als ich auf der Arbeit war. Es tut mir leid, so leid…“, sein Vater war neben ihm in die Hocke gegangen, ihm liefen ebenfalls Tränen die Wangen hinab, während er seinen Sohn an sich zog und sie beide in der Trauer um diese einst so wunderschöne, liebevolle Frau und Mutter vereinte.
 

„Recuro!“, schwer atmend kam er in sein Zimmer gelaufen. Weder Sanando, noch Salva waren zu sehen, nur Recuro lag in der Mitte des Raumes auf den Elomanenfellen. Er ließ sich auf seine Knie sinken, beugte sich über ihn und streichelte ihm die Tränen fort: „Recuro, ich bin`s Avenir. Du musst aufwachen, hörst du? Wach doch bitte auf…“, flehte er, während ihm die Tränen kamen.
 

...
 

Aus der Ferne hörte er plötzlich, wie jemand seinen Namen rief. Nach und nach wurden die Worte klarer und lauter und er begriff, dass er schlief. Er hatte das Gefühl, seit Ewigkeiten zu schlafen… Plötzlich schlug er die Augen auf und das Erste, was er wahrnahm war Gold und Türkis.
 

„Avenir…“, wisperte er, bevor er realisierte, dass er sich in dessen Augen verlor. Erleichtert darüber, dass es Recuro besser zu gehen schien, schloss er ihn fest in seine Arme, seine Haare, die er zu einem Zopf zusammengebunden hatte, legte sich wie ein Baldachin um sie beide: „Zum Glück, ich hatte solche Angst.“
 

Als Salva den Raum betrat, erstarrte er kurzzeitig, bis er wisperte: „Avenir…“
 

„Oh, Salva.“, sagte er überrascht, als er sich wieder aufrichtete und den Blick auf Recuro freigab.
 

„Du bist wach!“, sagte er freudig, wurde aber plötzlich zurückhaltend, weil er sich daran erinnerte, was Sanando gesagt hatte: „Wie geht es dir?“, fragte er vorsichtig, während er sich mit der Wasserschüssel neben ihn setzte.
 

„Ich habe Kopfschmerzen und fühle mich schlapp. Du siehst erschöpft aus, Salva, vielleicht solltest du dich ein wenig ausruhen.“, wisperte er und der Grünhaarige konnte seine Tränen nicht zurückhalten, er war so erleichtert, dass Recuro sich an ihn erinnerte.
 

„Wie ich sehe bist du in guter Gesellschaft, Recuro. Du hast Recht, Salva sollte sich wirklich ein wenig ausruhen, er ist keine Minute von deiner Seite gewichen und hat dich gepflegt.“, sagte Sanando, als er zu der kleinen Gruppe trat. Recuro sah ihn kurz an, bevor er Salvas und Avenirs Arm mit seinen Händen packte und beide an sich zog, sodass sie nicht anders konnten, als auf jeweils einer Seite neben ihm zum Liegen zu kommen: „Ihr seid die besten.“, wisperte er und drückte beide an sich. Gerührt von dieser Szene ließ Sanando die drei in Frieden und nahm stattdessen andere Pflichten wieder war, immerhin musste er noch eine Verbindung vorbereiten.
 

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Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem die Reise vor einem dreigabeligen Weg steht... also, was glaubt ihr, wird passieren?

Werden Avenir und Recuro zusammenkommen und Salva mit seinen Gefühlen sich selbst überlassen? Läuft es vielleicht umgekehrt? Oder... den Rest dürft ihr euch selbst überlegen :3

Vielen Dank fürs Lesen :3
 

lg~

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Salix
2012-09-30T20:12:01+00:00 30.09.2012 22:12
Nun also endlich mal der Kommentar.

Also dann fange ich mal mit dem Plot an. Deine Story scheint zunächst eine typische Weltenwechselgeschichte zu sein, bei der ein Mensch in eine fremde Welt gelangt und dort diese als Held retten muss. Dieser Klischeeplot wird dadurch aufgebrochen, dass dein Hauptcharakter den Weltenwechsel nicht einfach unbeschadet übersteht (er erleidet einen Gedächtnisschwund) und ihm die Möglichkeit in seine eigene Welt zurückzukehren genommen wird (das Fieber). Beides sind Dinge, die in einer typischen klischeehaften Weltenwechselgeschichte nicht vorkommen.
Des weiteren ist ungewöhnlich, dass der Hauptcharakter Recuro anscheinend nicht die gesamte Welt zu retten hat, sondern wahrscheinlich nur eine Person oder nur den Stamm der Jaím.
Das ist mir alles schon einmal positiv aufgefallen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass du dir sehr viel Mühe gegeben hast deine Welt, ihre Bewohner und ihre Kultur auszudenken, die möglichst nicht irgendwelchen gängigen Klischees entsprechen. Das Aussehen, die Kleidung und die Kultur der Jaím ist ungewöhnlich, aber in sich logisch. Ich weiß, dass du bei dieser Geschichte schon viel mehr beschreibst als sonst, aber hier würde ich mir noch mehr Beschreibungen wünschen, einfach weil deine Welt so interessant ist.

Nun zu den Charakteren:
Recuro ist schon einmal nicht der typische Held einer Weltenwechselgeschichte, da er durch seine Amnesie ziemlich hilflos ist und dadurch recht kindlich ist. Es ist spannend wie er nicht nur die fremde Welt, sondern auch sich selbst neu kennenlernt. Von seiner wichtigen Aufgabe weiß er noch nichts.

Avenir, der bei dir die Rolle, der zu rettenden Person einnimmt, erscheint dafür recht selbstbewusst. Es ist zwar deutlich, dass mit ihm etwas nicht stimmt, er trauet und er später Recuros Hilfe brauchen wird, aber noch ist nicht klar wobei eigentlich.

Salva ist zunächst einmal Recuros erste Bezugsperson, da er sich um ihn kümmert, doch geht seine Bedeutung darüber hinaus, da er sich zu Avenirs Rivalen zu entwickeln scheint.

Von der geheimnisvollen Salia, weiß man noch zu wenig, um sie auf Klischees zu überprüfen. Die restlichen Nebencharaktere sind wenig klischeehaft, aber eben auch, wie bei Nebencharakteren üblich, nicht sehr auffällig.

Schön finde ich insbesondere dein Umgang mit den Tieren und Pflanzen deiner Welt, die beschrieben werden. Die Elomanen werden beschrieben und ihre Bedeutung für die Jaím wird gut erklärt. Die Kreaturen im See haben mich an Piranha erinnert.

Die einzige Person, welche mir bis jetzt, abgesehen vom Äußeren, als einem Klischee entsprechend aufgefallen ist, ist Sanando. Sanando erfüllt die Rolle des weisen Schamanen, der sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen lässt. Vielleicht fallen dir für ihn ja noch Charaktereigenschaften, die nicht diesem Klischee entsprechen.

So ein langer und ausführlicher Kommentar. Ich freue mich auf weitere Kapitel von Baru Dunia.

LG

Von: abgemeldet
2012-06-03T20:47:15+00:00 03.06.2012 22:47
Ich hoffe, dass er sich verändert.
Ein Charakter der sich entwickelt ist meistens sehr spannend, ich bin ganz wild darauf zu sehen was du noch aus der Geschichte rausholst.
Ich persönlich bin relativ überzeugt, dass Avenir und Recuro zusammenkommen, und ich würde es mir auch wünschen, abr bei dir kann man sich da nie sicher sein :3

Das Kapitel ist auf jeden Fall interessant.
Von:  KaethchenvHeilbronn
2012-05-31T14:45:14+00:00 31.05.2012 16:45
Aah, das ist grade ganz schwierig >.< Ich hab echt keine Ahnung, wie du sagst, könnte es nämlich noch in alle Richtungen laufen^^

Das mit Recuros Mutter ist traurig :( Er hat sie also sehr früh verloren... Hoffentlich verändert er sich nicht zu sehr, wenn er noch mehr von seiner Vergangenheit erfährt, weil so wie er ist gefällt er mir eigentlich ganz gut :3


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