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Die Geflügelte Schlange - Schatten

* * make love, not war * * - Teil 2
von

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21. Der Dämon (jugendfrei)

Hamarem wurde von einem Rascheln in der Nähe der Vorratsgefäße geweckt. Es mochten nur ein paar Mäuse sein, aber der Schatten, der sich aus dem Zelt stahl, war viel zu groß dafür, und an den Linien der Kräfte, die den Dieb umgaben, erkannte er den Knaben Nefut. Sofort sprang Hamarem auf, und lief dem Jungen hinterher, halb um das Zelt herum, bis er ihn vor dem Abort stellte. Es war zu dunkel, um viel mehr als das Glimmen der Kräfte zu erkennen, aber Hamarem wußte, daß der Junge vor Angst zitterte. "Ist schon gut", sprach er beschwichtigend auf ihn ein, "du brauchst nichts zu fürchten." Aber das beruhigte Nefut nicht und dann sah Hamarem ein wahrhaftes Monster. Dicke Taue der Kräfte bewegten sich wie Fangarme um ein Bündel Kleidung herum, das sich ruckartig bewegte, als wolle sich jemand aus einem zu großen Mantel kämpfen. "Geh' weg da", flüsterte Hamarem dem Knaben alarmiert zu.
 

Der Junge schien durch den Anblick, der sich ihm bot, jedoch wie gelähmt zu sein. Er starrte auf den zusammengesackten Körper vor sich, den immer wieder Zuckungen durchfuhren, dann wurde plötzlich ein magerer, faltiger Arm von den Kräftetentakeln hervorgeschleudert, und die dazugehörige knorrige Hand umklammerte Nefuts Fuß. Plötzlicher Schmerz ging von dem Jungen aus, bevor er mit einem Seufzer in das Gras sackte, sich weinend vor Pein krümmte unter den tastenden Bewegungen der Kräftetentakel.
 

Hamarem wagte nicht, Nefut zu berühren oder den Kräftetentakeln nahe zu kommen. Er griff nach der Lampe und dem Glutkästchen, die noch vom Graben des Loches neben dem Abort standen, und entzündete den Docht, erkannte im aufflammenden Licht in dem unförmigen Bündel am Boden den vermißten ehrwürdigen Vater der Orempriesterschaft. "Orem behüte uns", entfuhr es Hamarem, doch glücklicherweise zog er damit nicht die Aufmerksamkeit dieses Monsters auf sich, das in dem Körper des uralten Mannes zu stecken schien. War das ein Dämon? Es war in jedem Falle sehr kraftvoll und es ging ein so starkes Gefühl des Unheils von ihm aus, daß Hamarem noch ein paar Schritte von Nefut und dem ehrwürdigen Vater zurückwich. Das war etwas, wovor Angst zu haben sich empfahl. Es war schlimmer als der schwarze Abgrund, machtvoller als Amemna, es konnte nur ein Dämon sein.
 

Rasche, leichte Schritte näherten sich, Amemna und der Ostler. Der rothaarige Mann sah sehr erschöpft aus, hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber obwohl seine Kräfte recht matt schienen, waren sie in auffälligem Einklang mit denen Amemnas. Inzwischen hatte Hamarem genug eigene Erfahrungen, um zu erkennen, daß die beiden wohl gerade erst der Göttin gehuldigt hatten und ihre Kräfte deswegen harmonierten. "Bleibt weg, das hier könnte selbst für euch gefährlich sein, Birh-Melack", warnte Hamarem, erhob sich aus der Hocke, ignorierte die sich aufdrängenden Bilder nackter, ineinander verschlungener Körper, schaute von Amemna und Jochawam zurück zu dem Jungen, der sich auf dem niedergedrückten Gras krümmte.
 

Nefut stöhnte vor Schmerzen, aber was konnten sie tun, ihn zu befreien? Die Hand des ehrwürdigen Vaters abhacken, um Nefut mit irgendwelchen Hilfsmitteln aus der Reichweite der Kräftetentakel zu ziehen? Nur mit halbem Ohr hörte Hamarem die Fragen seines Herrn und beantwortete sie beiläufig. Sie mußten schnell handeln, die Kräftetentakel begannen bereits, sich mit den Kräften um Nefut zu verbinden.
 

Plötzlich sah Hamarem, daß Amemna sich zu dem Jungen hinunterbeugte und er riß Amemnas Arm von dem Knaben weg. "Herr, ihr dürft ihn nicht berühren!" rief er, erschrak gleich darauf selbst, daß er gegenüber seinem Birh-Melack handgreiflich geworden war. Wie weich die Haut von Amemnas Arm sich anfühlte, tatsächlich wie die Haut einer Frau, nicht wie die eines Jünglings. Doch eine Bewegung der Kräfte am Rande seines Gesichtsfeldes ließ Hamarem wieder zu dem ehrwürdigen Vater schauen. Die Kräftetentakel streckten sich nach Amemna aus, und Hamarem stieß seinen Herrn mit aller Kraft in die andere Richtung.
 

In dem Moment sprang Jochawam mit gezogenem Schwert vor Amemna. "Mawati zu mir!" schrie der Ostler einen Alarmruf, dann durchzuckte der glühende Schmerz, der zuvor den Knaben Nefut getroffen hatte, auch ihn, schreiend sackte er zu Boden und das gedrungene Ostler-Schwert entglitt seinen Händen. Unwillkürlich war Hamarem ebenfalls ein Schmerzensschrei entwichen. Hatte auch Amemna geschrien? Nun war nur noch das Weinen der kleinen Tochter Amemnas zu hören. Auch sie hatte wohl den Schmerz gespürt.
 

"Was ist das? Was ist das für eine Finsternis?" fragte der junge Birh-Melack vor Furcht flüsternd und sah zu dem alten Mann hinunter, der nun Jochawams Knöchel umklammert hielt.
 

Nefut wimmerte noch immer vor Schmerzen, aber die Kräftetentakel waren verschwunden, sie sammelten sich nun um Jochawam, verbanden sich, vermutlich wegen des geschwächten Zustandes des Ostlers, in Windeseile mit dem zarten Geflecht der Kräfte, das um ihn lag. Jochawams Leib ruckte hin und her, als würden ihn die Kräftetentakel umherstoßen.
 

Hamarem wußte, daß sein Herr Jochawam zur Hilfe eilen wollte, aber nicht wagte, sich ihm zu nähern. Auch er hatte es nun offenbar gesehen, dieses Unheil, diesen Dämon, denn wie sollte man diese anscheinend planvoll handelnde Ansammlung von Kräften sonst nennen? Und tatsächlich hatte Amemna recht, es steckte die Finsternis des schwarzen Abgrundes in diesen Kräftetentakeln, es steckte der Tod in ihnen.
 

"Was ist passiert?" verlangte nun plötzlich der Mawati Nefut zu wissen, in der einen Hand das blankgezogene Schwert, in der anderen die Schwertscheide, der durchtrainierte, sehr wohlgestaltete Körper unbekleidet. Auch seine Kräfte in auffälligem Gleichklang mit denen seines Birh-Melack. Das vielfache Echo der Lust, das er mit Ramilla im Arm empfangen hatte, flackerte unerwünscht durch Hamarems Erinnerung, er wandte den Blick ab von dem Mann, sah hinunter auf den Knaben Nefut, der nun unbehelligt von der Dämonenkraft war. Hamarem bückte sich, hob ihn in seine Arme. Der kleine Körper wurde noch immer von Schmerz durchdrungen, aber er wies keine Verletzung auf. Als habe er sich eines fremden Schmerzes erinnert, als habe er den Tod eines anderen am eigenen Leibe erlebt. Die Zeit würde diesen Schmerz vergehen lassen, und vielleicht mochte es Amemna sogar gelingen, ihn zu heilen. Doch wie sollten sie Jochawam helfen, der nun von den Kräftetentakeln umschlungen wurde, während der Leib des ehrwürdigen Vaters nun eindeutig der eines Toten war.
 

"Trrag den Jungen in mein Zelt, Nefut", befahl Amemna und winkte Hamarem, den Knaben in Nefuts Arme zu übergeben.
 

"Aber ich kann dir...", wandte Nefut ein und auch Hamarem wollte dagegen protestieren, den Knaben weiterzugeben. Schließlich hatte er dessen Mutter versprochen, sich in ihrer Abwesenheit um ihn zu kümmern.
 

"Hamarrem kann mirr hierr mehrr helfen als du, Nefut", schnitt Amemna jeden Protest ab. "Err verrfügt ebenfalls überr einige unirrdische Krräfte." Er sah hinunter auf Jochawam, "auch wenn sie dirr zum Verrhängnis wurrden",  flüsterte er dann. Jochawam mochte ja tatsächlich über unirdisches Blut verfügen, aber zunächst hatte sich der Dämon dem Knaben Nefut genähert und der hatte kein unirdisches Blut in den Adern.
 

"Woherr willst du das wissen?" fragte Amemna provozierend.
 

Hamarem konnte den Blick nicht von Nefuts muskulösem Hinterteil abwenden, als dieser den Jungen in das Birh-Melack-Zelt trug. Das mußten Amemnas begehrliche Gedanken sein, die ihn anflogen. Hamarem rief sich selbst zur Ordnung und sah seinen Herrn an. Worauf beruhte seine Überzeugung, das der Knabe kein unirdisches Blut hatte? Es war ja durchaus möglich, auch wenn seine Mutter es nicht besaß. Wieso war er sich seiner Sache so sicher? "Seine Kräfte sind zu geordnet, viel zu sehr in sich ruhend", erklärte er dann nachdenklich. "Die Kräfte der Menschen mit unirdischem Blut sind in einer bestimmten, bewußt wirkenden Weise in Bewegung oder kunstvoll miteinander verflochten", erklärte er. Auch wenn Hamarem das bei seiner ersten Begegnung mit dem ehrwürdigen Vater nicht klar geworden war und er so lange Zweifel an Amemnas Natur gehabt hatte, schien die Art der Bewegung doch gerade der Schlüssel zum Verständnis der Manifestation unirdischer Fähigkeiten in den Kräften zu sein. Auf den Orakelpriester in Harna und seine Schüler traf es zu und auch Jochawam paßte in diese Theorie. Und der Dämon mußte demnach über ungeheuerliche, den Unirdischen vergleichbare Fähigkeiten verfügen. Um Amemna waren in diesem Moment die Kräfte wie aufgewirbelt in Bewegung. "Das sieht hübsch aus, Hamarrem", flüsterte Amemna. "Siehst du mich immerr auf diese Weise?"
 

Es war unheimlich zu wissen, daß sich Amemna offenbar soeben durch Hamarems Augen selbst betrachtet hatte. "Das müßt ihr doch längst wissen, Herr", gab er verärgert, nein eher beunruhigt zurück.
 

Amemna schüttelte seinen Kopf, sah wieder zu Jochawam, der sich nun gar nicht mehr rührte, nur die Kräftetentakel waren noch in Bewegung, flochten einen Panzer um ihn. "Solange ich denken kann, nehme ich die Gefühle anderrerr wahrr, mal ist der Urrsprrung mirr ganz klarr, mal sind sie wie meine eigenen und mal wie eine ferrne Errinnerrung, aber das ist sprrunghaft, verwirrrend. Bisweilen hatte ich Angst, mich selbst aufzulösen in derr Wahrrnehmung frremder Empfindungen, die sich zu meinen eigenen machen wollen. Aberr seit ich dich kenne, hörre ich gelegentlich auch die Gedanken anderrerr, kann durch derren Augen sehen und kann frremde Gefühle sicherr als die anderrerr Perrsonen zuorrdnen. Und wenn du in meinerr Nähe bist, oderr err", und Amemnas Blick zu Jochawam war so wehmütig, "hat es mehrr Beständigkeit, deswegen wohl auch..."
 

"...die Erhitzung", ergänzte Hamarem spontan. Die Verbindungen im Traum, die Voraussichten in Bildern, das gab es für Hamarem erst, seit er Amemna begegnet war. Ob ihrer beider unirdischen Fähigkeiten sich durch das Zusammentreffen verstärkt hatten?
 

Amemna nickte, aber dann sah er mit beunruhigender Verzweiflung auf Jochawam hinunter. "Wie können wirr ihn aus derr Finsterrnis rretten, Hamarrem?"
 

Die Kräftetentakel waren nun ganz mit dem Kräftegeflecht um Jochawam verschmolzen, waren zu einem Teil von ihm geworden. Das Unheil und der Schmerz waren noch da, aber beides hatte viel von seiner Bedrohlichkeit verloren. Hamarem wagte, sich neben Jochawams ohnmächtig daliegendem Körper in das Gras zu hocken und den Arm des Ostlers durch den Stoff seines Ärmels zu berühren. Nichts geschah, als Hamarem den Ärmel anhob, die hellhäutige Hand hing wie weicher Teig spannungslos herunter. Hamarem faßte mit seiner anderen Hand die Hand Jochawams direkt an und vernahm ein weit entferntes Echo des Unheils. "Ich glaube, die Gefahr ist gebannt." Hamarem war überrascht. Vielleicht war das, was er gesehen hatte, nicht so etwas wie ein Dämon gewesen, sondern die Auswirkung des Todeskampfes des alten Priesters, der ja selbst über unirdisches Blut verfügt hatte. Vielleicht machten sich die unirdischen Fähigkeiten im Moment des Todes selbständig und suchten einen anderen Körper, um darin Unterschlupf zu finden. "Warten wir ab, bis Jochawam wieder erwacht", empfahl Hamarem seinem Herrn.
 

"Warrten wirr also ab", bestätigte Amemna leise. "Solange sollte Jochawam lieberr ebenfalls in meinem Zelt liegen." Er winkte seinem Zweiten, mit anzufassen, schlang die Arme unter Jochawams Armen um dessen Brustkorb und hob ihn an. Hamarem nahm Jochawams Füße und half, den Bewußtlosen in das Zelt seines Birh-Melack zu bringen, ihn neben dem Knaben Nefut auf den dicken Teppichen zu betten. Amemna breitete fürsorglich eine Decke über seinen Geliebten, und die zärtlichen Gefühle Amemnas, als er Jochawam umsorgte, berührten Hamarems Herz. Nefut dagegen, der inzwischen sein Untergewand übergezogen hatte, wandte den Blick ab, als könne er es nicht ertragen, wie Amemna den Ostler ansah. Aber seine offensichtlich heftigen Empfindungen verschloß er in sich.
 

"Wir müssen uns auch noch um den ehrwürdigen Vater der Orempriesterschaft kümmern", erinnerte Hamarem seinen Herrn. Sie konnten ihn unmöglich direkt neben dem Abort liegen lassen und die Orempriester bitten, den Leichnam ihres Altehrwürdigen dort abzuholen.
 

Amemna seufzte, sah hinunter auf Jochawams sehr blasses, eingefallen wirkendes Gesicht, kniete sich neben ihn, strich sanft die langen roten Locken aus der Stirn. "Kümmerre dich mit Nefut darrum", sagte er nur knapp, ohne aufzusehen.
 

Als sie das Zelt wieder verließen, war es plötzlich sehr klamm, kleine Wassertröpfchen schienen in der Luft zu hängen, fast wie in einem Dampfbad. "Der Regen beginnt", sagte Nefut wie zu sich selbst.
 

Die Lampe neben dem Abtritt war durch die Feuchtigkeit erloschen und Hamarem gelang es nicht, sie wieder zu entzünden. Also tasteten sie im Dunkeln nach dem Körper des ehrwürdigen Vaters. Hamarem stellte erstaunt fest, daß der tote Körper des alten Mannes viel leichter war, als der des ohnmächtigen Jochawam.
 

"Wo bringen wir ihn hin?" fragte Nefut. "Ich finde nicht, daß er unbedingt im Mawati-Zelt liegen sollte und noch weniger bei Amemna." Das Zelt der Prinzessin oder das ihrer Wachen standen selbstverständlich gar nicht zur Debatte. "Bringen wir ihn zu den Orempriestern", schlug Hamarem vor. Immerhin befand sich das Birh-Melack-Zelt nahe am Zentrum des Lagers, und der Weg zu den göttergeweihten Zelten war nicht so weit, wie er im Heerlager der Hannaiim gewesen war.
 

*
 

Das spärliche Licht der Feuerschalen, in denen die dicker werdenden Regentropfen zischten, machte den durch Unebenheiten mühseligen Weg durch das noch unbekannte Lager nicht einfacher, doch endlich erreichten sie ohne zu stürzen die breite Gasse, die zu den Zelten der Götter führte. Der Bereich des Nächtlichen Träumers fiel durch die vergleichsweise helle Beleuchtung auf, da die Lampen, die rund um das Hauptzelt aufgehängt waren, durch dessen überragendes Dach vor dem Regen geschützt waren.
 

"Was ist das?" fragte Nefut plötzlich.
 

Hamarem folgte seinem Blick und sah etwas Helles in der zur Faust geballten Hand des alten Priesters. Das war nicht die Hand, mit der er erst den Knöchel des kleinen Nefut und dann den Jochawams umklammert hatte. "Warte einen Moment", bat Hamarem, ließ die Füße des Alten vorsichtig zu Boden, nahm dann die Hand des ehrwürdigen Vaters und versuchte, die zusammengekrampften Finger von dem Stückchen Papyrus zu lösen, das sie hielten. Endlich gelang es ihm, zwei Finger der Faust mit Gewalt aufzubiegen, und den zum Teil beschriebenen Papyrusfetzen aus der toten Hand zu ziehen. Um zu lesen, was dort stand, reichte die Beleuchtung allerdings nicht aus. Da er nicht wußte, wohin nun mit dem Zettel, umschloss Hamarem ihn mit den äußeren beiden Fingern der eigenen Linken und nahm die Füße und den Mantelsaum des ehrwürdigen Vaters wieder auf. Nach nicht einmal hundert Schritten hatten sie die Zelte der Orempriesterschaft erreicht. Ein Wächter des Orem geweihten Bereiches eilte ihnen erschrocken entgegen, besah sich kurz den Leichnahm, lief dann in das Zentralzelt und kam gleich darauf mit dem jungen Priester zurück, der Hamarem während des Heerzuges angesprochen hatte. Er erfaßte mit einem Blick die Lage. "Ihr habt also unseren ehrwürdigen Vater gefunden", sagte er bedauernd.
 

"Ja", antwortete Hamarem. "Er hatte sich hinter unserem Zelt versteckt. Ein Junge, der zu unserer Wannim gehört, hat ihn entdeckt, doch da lag er schon im Sterben."
 

"Bitte übergebt mir eure Last", sagte der Wächter nun, schulterte den Leichnam des uralten, bärtigen Mannes und trug ihn in eines der kleineren Zelte. Hamarem wußte, daß man ihn dort für seine Reise durch das Schattenreich bereit machen würde, während andere die Nacht hindurch für ihn beteten, damit er für sein Wirken als Orakelpriester in Orems Mantel als Stern verewigt würde.
 

"Hat er euch noch irgendetwas gesagt über seine Pläne und Absichten - oder über das Unheil, das er entdeckt zu haben glaubte?" fragte der Priester.
 

Hamarem und Nefut schüttelten die Köpfe, und Nefut ergänzte: "Wenn ihr erlaubt, kehren wir in unser eigenes Zelt zurück." Sie standen beide nur in ihre inzwischen recht feuchten Untergewänder gekleidet im nächtlichen Heerlager und dem Anschein nach begann Nefut tatsächlich zu frieren.
 

"Orems Segen auf euch", sagte der Priester und legte beiden kurz die Hand auf den nassen Scheitel, dann machten Hamarem und Nefut kehrt und eilten zum Mawati-Zelt zurück.
 

*
 

Erst als sie das Mawatizelt wieder betraten, erinnerte Hamarem sich des Papyrusstückchens, das er noch immer in seiner Faust hatte, so fest umklammert, wie der tote ehrwürdige Vater zuvor. Er ließ den Fetzen auf sein Lager fallen und suchte sich ein trockenes Untergewand aus seiner Tasche, hängte das andere über eine der Leinen, die noch um sein Schlaflager gespannt waren. Außerdem hatte er ein Tuch gefunden, mit dem er nun begann, seine Haare zu trocknen. Erstaunlich, daß bei der ganzen Unruhe weder Derhan noch Oremar bisher erwacht waren.
 

"Weißt du, was das für ein Schreiben ist?" fragte Nefut flüsternd, als er sich Hamarems Lager mit einer brennenden Lampe näherte, sich neben ihn auf die Decken setzte. Der schwindelerregende Duft von Amemnas Lust stieg Hamarem in die Nase, als sein ehemaliger Befehlshaber so dicht neben ihm saß, außerdem die unverkennbaren Gerüche einer erregten Frau und von Sperma. Dabei hatte sich doch auch Nefut ein trockenes Untergewand angezogen, die Ursachen dieser Gerüche hafteten demnach also noch an seinem Körper. Mindestens zu viert mußten sie in Amemnas Zelt die Göttin gefeiert haben. Es wurde Hamarem heiß und kalt bei diesem Gedanken und die Bilder, die vor seinem inneren Augen aufstiegen, machten es nicht besser. Nefut gab Hamarem einen leichten Stoß an den Oberarm. "Hast du eine Idee? Ich kann nur 'Chelems Brut' und 'kontrollieren' lesen." Hamarem versuchte, die aufsteigende Erregung zurückzudrängen. Er hätte auch kaum einen unpassenderen Moment dafür finden können, als mit Nefut auf einem Lager sitzend und bei dem Versuch, den Tod des ehrwürdigen Vaters aufzuklären. Er legte das Tuch beiseite und nahm das Stückchen Papyrus aus Nefuts Hand.
 

Die Schrift ließ auf eine dreißig bis vierzig Jahre alte Schriftrolle aus dem Gebiet um Hannai und Harna schließen, auch die Art des Papyrus sprach dafür, soweit man bei dem kleinen Fetzen von der Unterkante eines Buches etwas dazu sagen konnte. Vorsichtshalber hielt Hamarem das Stückchen gegen das Licht der Lampe und sah hindurch. Es war eindeutig Papyrus aus Berresh, wie er in Hannai und Harna gewöhnlich verwendet wurde, der gleichmäßige Schnitt, die akkurate Ausrichtung der Stengelstücke und die besonders glatte Oberfläche der Schriftseite durch das Nachschleifen mit feinem Sandstein sprachen dafür. "Es ist ein Stück einer Schriftrolle", faßte Hamarem seine Erkenntnisse für Nefut zusammen.
 

"Und kannst du sagen, aus was für einer Schrift das stammt?" fragte Nefut flüsternd, während er sich nun die eigenen Haare mit Hamarems Tuch trocknete. Es war einfach unerträglich, Amemnas Duft so deutlich aus Nefuts Haaren und Bart unter die Nase gerieben zu bekommen. "Warte einen Moment", antwortete Hamarem barsch, rückte ein gutes Stück beiseite, öffnete die Tasche, in der er seit seinem Fortgang aus Harna seine Exemplare der Schriften und Kommentare aufbewahrte. Es gab nur wenige Texte, die sich wissenschaftlich mit den Dämonen beschäftigten. In Harna war zwar gemunkelt worden, die Priester des Ungenannten hätten Zugang zu einer ganzen Bibliothek, die sich ausschließlich mit Chelems Reich beschäftigte, aber das konnten auch Legenden sein.
 

Hamarem griff zielgerichtet nach dem dritten Buch der Kommentare, dessen Anfang die Anmerkungen zu Zefars Beschreibung der Weltordnung enthielt. Zefars Werk ordnete die Vorstellung einer Unter-, Mittel- und Oberwelt, wie sie in den Städten des Nordens verbreitet war, in ein System. Nach einer allgemeinen Einleitung über die Bedeutung des Werkes Zefars hieß es im Kommentar: "In der Unterwelt werden die Dämonen, Chelems Brut angesiedelt, die nach dem Aufstieg in die Mittelwelt die Körper von Toten kontrollieren, um auf diese Weise die Lebenden zu verführen und sich von ihrer Kraft zu nähren", las Hamarem flüsternd. "Zefar behauptet sogar, der Kampf zwischen dem Ungenannten und Chelem, in dem ihre jeweiligen Diener, die Dämonen und die Unirdischen, in Menschengestalt um die Herrschaft über die Menschen kämpfen, werde auf der Mittelwelt ausgetragen. Er schreibt: 'Dafür bedienen sie sich auch geschwächter und dem Tode naher Menschen, um deren Körper als Hülle zu verwenden.' Streit gibt es darum, ob er nur von den Dämonen spricht, die menschliche Körper als Hüllen verwenden oder ob er dieses Verhalten gleichermaßen den Unirdischen unterstellt, da er von der Menschengestalt der Unirdischen nur im Zusammenhang mit ihrem Erscheinen auf der Mittleren Ebene schreibt."
 

Hamarem verglich den Text des abgerissenen Stückes mit dem gerade gelesenen. Ja, das 'ten' vor 'kontrollieren' mochte der Rest von 'Toten' sein, und über 'Brut' war noch die untere Hälfte der Buchstaben 'erwelt' wie in 'Unterwelt' zu erahnen. "Ich bin mir sicher, daß dieses Textfragment aus dem ersten Kapitel des dritten Buchs der Kommentare stammt", erklärte Hamarem. Warum aber hatte der ehrwürdige Vater gerade den Kommentar zu Zefars Beschreibung der Weltordnung gelesen? Hatte er gespürt, daß ein Dämon seinen alten Körper als Hülle ausersehen hatte? Oder hatte er sich nur mit Argumenten für ein Gespräch mit Hamarem wappnen wollen? Er hatte seinen Kollegen gegenüber doch von einem Unheil gesprochen. Hatte er vielleicht einfach seinen nahen Tod vorausgesehen?
 

Das nächste Kapitel beschäftigte sich mit der nach Meinung des Kommentators als abwegig zu betrachtenden, auf Zefars Werk begründeten Theorie, daß Dämonen und Unirdische tatsächlich von der selben Art und der Menschheit grundsätzlich feindlich gesinnt seien. Nur wenigen der bekannten Nachkommen der Unirdischen wurden dieser Theorie nach eine den Menschen freundliche Haltung zugestanden. Aber vielleicht war diese Theorie in den Augen des ehrwürdigen Vaters nicht so abwegig gewesen, ihr Gespräch vor einigen Tagen hatte ja schon darauf hingedeutet. Das dritte Kapitel schließlich war den Wohnorten der Dämonen in der Unterwelt gewidtmet, danach wurde bereits die Mittelwelt, der Bereich der Menschen, behandelt.
 

"Vor allem in Berresh und westlich davon verbreitete Ansichten zur Ordnung der die Menschen beeinflussenden positiven und negativen Mächte", las Nefut langsam. Das war eine der Randnotizen, die Hamarem in seinem Exemplar der Kommentare angebracht hatte. "Bei der Traumdeutung zu berücksichtigende lokale Unterschiede der Nordstädlervorstellungen von Verwandtschaftsverhältnissen der Götter", las Nefut weiter, fing dann Hamarems Blick ein. "Das ist doch deine Handschrift, nicht wahr?" fragte er leise.
 

Hamarem hielt dem prüfenden Blick einen Atemzug lang stand, dann nickte er.
 

Nefut schwieg, senkte den Blick auf die Schriftrolle, vielleicht las er noch weitere der Randbemerkungen und noch immer entströmte ihm Amemnas Duft. Amemna selbst konnte Hamarem nicht stärker beunruhigen, als diese Kombination von Gerüchen ausgerechnet an Nefuts breitschultrigem und kraftvollem männlichen Körper. Hamarem rückte noch ein Stück ab von Nefut, der dadurch aufgeschreckt wieder von der Schriftrolle hochsah.
 

"Du bist ein Priester Orems, nicht wahr?" fragte Nefut dann flüsternd, als wäre es ihm gerade erst in dem Moment klargeworden, als er in Hamarems Notizen das Wort 'Traumdeutung' gelesen hatte. "Daher kanntest du auch den alten Priester."
 

Hamarem lächelte müde. "Bis vor drei Jahren war ich ein Priester Orems. Den ehrwürdigen Vater habe ich erst hier im Heerlager kennengelernt.
 

"Ich wußte nicht, daß man das Amt eines Traumdeuters einfach ablegen kann", gab Nefut noch immer flüsternd zurück.
 

"Das kann man auch nicht", war Hamarems Antwort. Er rollte den nun unbeachteten dritten Band der Kommentare wieder zusammen, zog die Lederhülle darum und steckte ihn zurück in seine Tasche. "Nur durch den Tod kann man die Orakelstätte hinter sich lassen - oder nach einer Reihe von Schweigegelübten und der Versicherung, niemals in sein altes Leben zurückzukehren. In jedem Falle ist es für immer."
 

Nefut starrte Hamarem ungläubig an. "Für das Leben in Ashans Bande hast du dein Priesteramt aufgegeben?"
 

Wieder mußte Hamarem lächeln. "Nein, für den Traum von einer geflügelten Schlange." Er mußte sich endlich Amemna stellen, mußte herausfinden, wer von ihnen die geflügelte Schlange war. Ramilla hatte ihn ja geradezu dazu gedrängt, das Gespräch mit seinem Herrn zu suchen. Vielleicht war sein Birh-Melack ja schon vor Tagesanbruch bereit, mit ihm zu reden, trotz der Aufregung in dieser Nacht. Hamarem entschloß sich, nicht länger zu warten, stand auf. "Entschuldige mich bitte, ich muß noch mit unserem Herrn sprechen", sagte er leise, hielt nicht inne, um sich mit Gürtel und Mantel weiter zu bekleiden, sondern ging wie er war hinaus, durch den Regen und an den verschlossenen Eingang des Birh-Melack-Zeltes.
 

*
 

Hier stand Hamarem nun vor dem Zelteingang, spürte die klatschenden Tropfen an der Kopfhaut, auf den Schultern, merkte, wie sein eben noch trockenes Untergewand immer mehr Nässe aufsog und an seinem Oberkörper zu kleben begann. Aber plötzlich war er so unentschlossen und wagte nicht, Amemna auf sich aufmerksam zu machen. Was, wenn es wieder zu einer Erhitzung kam? Er wollte reden mit seinem Birh-Melack, wollte endlich Klarheit über den Traum, für den er nach seinen neusten Erkenntnissen sogar die Aussicht, Orakelpriester zu werden, ausgeschlagen hatte. Er wollte sich für seine barschen Worte entschuldigen - und doch wußte er nicht, wie er beginnen sollte, ob er Amemna deswegen jetzt wirklich stören konnte. Sein Herr hatte ihn ja erst für den frühen Morgen einbestellt. Nun kümmerte er sich sicher gerade um seinen verletzten Liebsten, den rothaarigen Ostler, den sie zusammen in das Birh-Melack-Zelt getragen hatten. Oder er war eingeschlafen nach der erschöpfenden Liebesnacht, die er mit mindestens drei anderen Personen verbracht hatte.
 

Die Zeltöffnung wurde ein Stück geöffnet, Amemna sah seinem Zweiten erwartungsvoll in die Augen, winkte ihn schließlich mit einer knappen Handbewegung aus dem Regen hinein in das Zelt, als hätte er ihn gerade jetzt erwartet. "Ich habe gespürrt, daß du drraußen standest", erklärte Amemna leise, sah hinunter auf Jochawam, der noch immer bewußtlos dalag, mit eingefallenem, sehr blassem Gesicht, die Tentakel der fremden Kräfte fest um ihn verwoben. Der Knabe Nefut dagegen sah aus, als schliefe er, die Wangen von der Hitze unter mehreren Decken gerötet, die Kräfte in den gewohnten ruhigen Wellen. "Wirr sollten miteinanderr sprrechen", riß der junge Birh-Melack Hamarem aus seinen Betrachtungen, winkte seinen Zweiten weiter, bis zu dem von einer Lampe beleuchteten Lager hinter den aufgehängten Decken. Er wartete, bis Hamarem sich gesetzt hatte, dann schloß er den Sichtschutz, setzte sich ebenfalls und sah Hamarem erwartungsvoll an. "Willst du errst dein Anliegen vorrtrragen, oderr soll ich zuerrst von meinem sprrechen?" fragte er dann, als Hamarem noch immer schwieg.
 

Es bestand kein Zweifel daran, daß er gerade auf dem nächtlichen Liebeslager seines Birh-Melack saß. Es roch stark nach der Kopulation von Männern und Frauen und den verführerischen Ausdünstungen Amemnas. "Verzeiht Herr, aber ich glaube nicht, daß ich mich an diesem Ort darauf konzentrieren kann, mit euch zu sprechen", sagte Hamarem leise. Er spürte die weiche Haut und das schöne Haar der Prinzessin, die muskulösen Arme Nefuts, die Küsse des Ostlers, alles überfiel ihn zugleich aus Amemnas Gedanken. Er schloß die Augen und bemühte sich, ruhig zu atmen, doch mit jedem Atemzug nahm er den Duft dieser Orgie der Lust auf, so daß ihn noch mehr schwindelte, er plötzlich in Erinnerung an seine Träume glaubte, die weichen Lippen Amemnas auf seiner Wange, seinen Lippen zu spüren, Amemnas Hand, die seine Hand sanft durch die nur ein Stück geöffnete Knopfleiste eines Untergewandes führte, bis Hamarems Finger auf einer weiblichen Brust lagen. Hamarem öffnete die Augen, überrascht, Amemnas Gesicht so dicht vor seinem zu sehen.
 

"Darüber scheinst du nicht sehrr errstaunt zu sein", hauchte sein Birh-Melack und wirkte ein wenig enttäuscht. Natürlich meinte er seine Brust, auf der Hamarems Fingerkuppen lagen, diese weiche, warme, nachgiebige Rundung, die sich ihm entgegenzustrecken schien.
 

Hamarems Begierde nach diesem wunderschönen, jungen Körper brachte ihn fast um den Verstand. "Ihr wolltet doch mit mir reden, Herr", wandte er ein, mühsam um Beherrschung bemüht. "Ich wollte zumindest mit euch reden."
 

Amemna lächelte ihn so verführerisch an, streichelte Hamarems bärtiges Kinn. "Späterr ist dafürr noch Zeit." Sein Untergewand war gerade weit genug geöffnet, daß er es sich über seine schlanken Schultern streifen konnte, die Arme aus den Ärmeln zog, so daß es bis unter seinen Bauchnabel rutschte, und sich um sein Gesäß legte. "Laß mich dirr zuerrst zeigen, was ich fürr dich empfinde, Hamarrem." Und er beugte sich vor und küßte Hamarem erneut auf die Lippen.
 

Hamarem genoß diesen zärtlichen Kuß. In Amemnas Duft war die weibliche Erregung nun deutlich zu erkennen und Hamarem beugte sich seinerseits vor, um...
 

Hier in Amemnas Schoß fand Hamarem die geflügelte Schlange, das Geschenk der Göttin, so zumindest sah es Amemna, das war so klar in Hamarems Gedanken, als wären es tatsächlich seine eigenen. Die Erinnerung an eine Kindheit als Mädchen, aufwachsend unter schwarzhäutigen, schwarzhaarigen Mädchen und Frauen des Südens, lesen und schreiben lernend anhand der heiligen Texte ihrer Göttin, so ernsthaft Schriften über die Vereinigung der Geschlechter memorierend, wie die Kinder der Oshey die Schriften der Weisen und Heiligen lernten, sich vorbereitend auf die Zeit, in der sie als Dienerinnen ihrer Göttin in die Welt ziehen würden, als zukünftige Mütter und Ehefrauen, bis diese Kindheit für Amemna ein jähes Ende fand mit der Entdeckung, daß die Göttin sie beschenkt, sie teilweise zu einem Mann gemacht hatte - vor etwa sechs Jahren, als Hamarems Träume von der geflügelten Schlange begannen.
 

Hamarem küßte das wunderschöne Geschenk der Göttin, entlockte Amemna damit einen sehnsüchtigen Seufzer, das Aufflammen der um ihn glühenden Kräfte. Ramilla hatte so auf seine Küsse reagiert, die Amapriesterin ebenso, und doch waren Amemnas Kräfte ganz anders, zogen Hamarem eigene aktiv in ihre Bewegungen ein, ließen ihn fast besinnungslos werden vor Begehren, so stark, daß es nicht für menschliche Leiber gedacht sein konnte. ...
 

Ein Zittern durchlief Amemnas nackten Körper. Doch Hamarem wurde fasziniert durch einen Knoten der Kräfte an einer ungewöhnlichen Stelle, zwischen Amemnas Bauchnabel und seinem hoch aufragendem männlichen Geschlecht, dort, wohin Ramilla an ihrem Leib mit roter Tinte die Segenswünsche an Ama zu schreiben pflegte. Ein leichtes Pulsieren ging von diesem Kräfteknoten aus, als Hamarem ihn erforschte, die weiche Haut darüber mit seinen Händen liebkoste, feste Muskeln darunter spürte, den Bauch eines jungen Mannes unter der Haut einer jungen Frau.
 

... Er schmeckte zugleich das Weib und den Mann Amemna und er erinnerte sich an seine Vision im Olivenhain nahe Tetraos. Wenn er sich seinem Herrn offenbarte, sollte das sein Lohn sein.
 

"Hamarrem", hauchte Amemna mit zittriger Stimme, "ich bitte dich...". Er richtete sich auf, ohne sich Hamarems Mund zu entziehen, strich ihm über das Haar, so daß Hamarem schließlich doch aufblickte, sich aufsetzte. Er genoß die Küsse Amemnas, mit denen er Hamarem geradezu darum anbettelte, ihn zu nehmen, während gleichzeitig das fast ebenso starke Verlangen zu spüren war, selbst Hamarem zu begatten. Hamarem wagte nicht, weiter darüber nachzudenken, fürchtete sich ein wenig vor dem Teil in sich, der bereit dazu war, sich seinem Herrn in dieser Art hinzugeben, und wurde von sehr unerwünschten Erinnerungen an die Straßenjungen in Hannai ereilt, an die Empfindung ihrer Schmerzen, wenn sie damit begannen, sich zu prostituierten, um sich zu ernähren.
 

"Hamarem, nichts wird dir Schmerzen bereiten", flüsterte Amemna mit ungewohntem Klang in der Stimme. Es war seine Lust, die darin mitschwang erkannte Hamarem und alle dunklen Gedanken verflogen, als diese Lust in Hamarem ihr Echo fand. Doch bevor Amemnas männliche Gier, Hamarems Körper zu besitzen, überhand nehmen konnte ... Wie ein wahrer Sturm aus Feuer umflackerten die Kräfte Amemna, dicke Stränge, hell wie die Sonne, so daß Hamarem die Augen schließen mußte, um nicht geblendet zu werden. Hamarem fühlte, daß sie wie glühende Finger nach ihm griffen, ihn in die Flammen zogen, die ihn während des Höhepunktes verzehren wollten.
 

Er ließ zu, daß Amemna sich an seiner Lust nährte, doch er nahm seinerseits die Ekstase seines Herrn in sich auf, Teile davon zumindest, denn alles hätte ihn sicher verbrannt. Und schließlich lagen sie einander keuchend, mit rasenden Herzen in den Armen, ihre Körper noch miteinander verbunden, ebenso wie ihre Kräfte, die nun langsam wieder verblassten. Zitternd atmete Amemna tief ein und ließ den Atem langsam wieder entweichen. "Du hast mirr einen wahrren Kampf kelieferrt", sagte er mit einem so befriedigten Lächeln, daß Hamarem allein der Anblick glücklich machte.
 

Hamarem wollte sich nicht von Amemna lösen, streichelte die wunderbare weiche Haut seines Herrn, senkte ermattet das Kinn an seine Schulter, küßte ihn dort. "Ich begehre dich so sehr, Amemna", flüsterte er dann. "Ich träume schon von dir, seit ich dich kenne. Und nicht einmal die Frau die ich liebe hat meine Gefühle für dich erkalten lassen."
 

"Wieso wußtest du, daß ich von sweifacherr Naturr bin?" fragte Amemna leise.
 

"Ich habe es mir erschlossen, doch erst nach jenem Traum, den du mir aus Tetraos geschickt hattest, war ich mir darin sicher."
 

"Ich hatte so sehrr kehofft, daß du meine Kefühle errwiderrst, du warrst so fürrsorglich su mirr, so frreundlich und hast von Anfang an mit deinerr Stimme mein Herrz berrührt. Auch ich begehrre dich, und ich werrde nicht sufrrieden sein diese Nacht, bevorr ich nicht auch dich besessen habe." Amemnas lüsternes Grinsen zeugte von ungebrochener Energie, während Hamarem sich schon fast zu Tode erschöpft fühlte. Doch die Lust Amemnas weckte aller Erschöpfung zum Trotz auch Hamarems Begierde erneut. Amemna wollte, das er sich ihm ganz hingab, und so ließ Hamarem sich vertrauensvoll auf das Lager sinken. Er hatte nichts Böses von seinem Geliebten zu erwarten.
 

... "Kibst du dich mirr hin?" fragte Amemna sehr leise.
 

"Ja", hauchte Hamarem zurück. Egal was kommen mochte, er würde Amemnas Lust teilen. Er schloß die Augen, um sich ganz der eigenen und Amemnas wachsender Erregung hinzugeben, merkte, wie Amemnas Kräfte, etwas verhaltener, wieder aufflammten, seine Kräfte und ihn gleich dazu mitrissen. Er spürte, wie Amemna die Göttin erkannte, sich zugleich zu ihm herunterbeugte und "Hamarrem" in seinen Atem seufzte. Dann trugen ihn die Kräfte mit sich davon.
 

* * *
 



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