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Hunter's Twist

Kariya x Kirino, Kirino x Shindou
von

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A love triangle

Titel: Hunter’s Twist

Serie: Inazuma Eleven

Genre: Sport, Shonen-ai

Pairing: Kariya x Kirino, Kirino x Shindou

Disclaimer: Ich verdiene damit (leider) kein Geld und die Charaktere gehören auch nicht mir. Ich leih sie mir nur aus. ^_~

Widmung: Fiona, weil sie sich eine FF zu den Charas gewünscht hat. <3

Beta: Ryusei

Anmerkung: Wow, dafür, dass ich die ganze FF über keine Ahnung hatte, was ich überhaupt schreiben will, ist das eine ganz schön lange FF geworden. XD Um nicht zu sagen, eine meiner längsten „Kurzgeschichten“ ever. x_x Ich kann mich bis heute nicht entscheiden, wer besser an Kirinos Seite passt, Kariya oder Shindou. XD Aber ich liebe das Verhältnis dieser drei Charas, deswegen hab ich versucht möglichst viele ihrer Gefühle in diese FF zu packen. Ich hoffe, es gefällt. :3

 
 

*$“?/&(%=§)!#;~*$“?/&(%=§)!#;~   HUNTER’S TWIST   ~;#!)§=%(&/?“$*~;#!)§=%(&/?“$*

 
 

Kariya Masaki gehörte zweifellos zu der Sorte Mensch, vor der man sich im Idealfall lieber fern hielt, so viel stand fest. Es gab Menschen, die waren friedliebend und gaben sich Mühe, mit niemandem anzuecken. Kirino Ranmaru gehörte zu diesen Menschen. Er war ein umgänglicher Typ. Er bemühte sich, jedem eine Chance zu geben, niemanden vorschnell zu verurteilen und Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Diese Einstellung hatte sich in seinem bisherigen Leben auch immer bewährt. Er war noch nie in eine Prügelei geraten und war auch nie Opfer einer Mobbing-Aktion gewesen, wenn man von blöden Witzen über sein feminines Aussehen einmal absah - und mit denen wusste er ganz gut umzugehen. Ignorieren, hieß das Zauberwort.
 

Allerdings gab es auch Menschen, denen machte es einfach Spaß, Unruhe zu stiften. Solchen Menschen ging man im Normalfall besser gleich aus dem Weg. Ein Problem stellte es nur dar, wenn gewisse Club-Aktivitäten das nicht erlaubten. Diese Situation war neu für Kirino. Er kam eigentlich mit jedem gut aus. Und man musste ja auch nicht gleich jedes Teammitglied in den Kreis der engsten Vertrauten aufnehmen. Niemand erwartete das. Im Leben eines jeden Menschen kam früher oder später der Tag, an dem er sich mit einem anderen Menschen arrangieren musste, obwohl er mit ihm nicht unbedingt auf einer Wellenlänge war. Das war vollkommen okay. Man konnte nicht mit jedem befreundet sein (außer man hieß Matsukaze Tenma). Aber akzeptieren musste man einander. Und klar kommen. Irgendwie. Nur wie bitte sollte man mit jemandem klar kommen, der von der ersten Sekunde an pausenlos provozierte, beleidigte, stichelte und mehr als deutlich machte, dass er es sich zu seinem neuen Lebensziel gemacht hatte, einem das eigene Leben schwer zu machen? Und das hatte Kariya Masaki ja ganz offensichtlich vor. Nur hatte er die Rechnung da ohne Kirino gemacht. Er mochte ein friedliebender Mensch sein, aber das hieß noch lange nicht, dass er sich alles gefallen ließ. Schon gar nicht von so einem... so einem... Pimpf!
 

"Raimon's Schwachpunkt, pfff!", nuschelte der Zweitklässler und Ass-Verteidiger der Raimon Jr. High mürrisch vor sich hin, während er an diesem Morgen auf dem Weg zur Schule war. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass seine Teamkameraden das wirklich über ihn gesagt haben sollten. Bestimmt hatte Kariya das nur erfunden, um ihn gegen sie aufzuhetzen. Er brachte nur Unruhe ins Team. Das sah man ja schon an seinem harschen Spiel. Fielen all diese Fouls denn wirklich niemandem außer Kirino auf? So blind konnten die anderen im Team doch nicht sein. Kirinos Fuß war jedenfalls deutlich angeschwollen. Er war zwar aufgestanden und hatte einfach weiter gespielt, aber gestern Abend hatte die Stelle, wo Kariya ihn - mit voller Absicht - getreten hatte, noch ganz schön gepocht. Kein Wunder. Er hatte ihn schließlich mit den Stollen gezielt getroffen. Und das so kurz vor ihrem Spiel gegen Gassan Kunimitsu. Wieso sollte ein Mitglied des eigenen Teams so etwas absichtlich machen? Es gab nur eine logische Erklärung dafür und dieser Gedanke beschäftigte Kirino schon seit dem gestrigen Training: Kariya Masaki musste ein Seed sein. Und somit war er eine Gefahr für das gesamte Team. Kirino musste die anderen warnen, damit sie ihm nicht in die Falle gingen. Denn außer ihm schien niemand Kariya zu misstrauen. Aber zuerst musste er herausfinden, ob seine Vermutung stimmte. Ohne Beweise würde ihm sowieso niemand glauben. Beweise... wie sollte man so etwas bitte beweisen? Der Fifth Sector würde es ihm wohl kaum leicht machen, einen Spion zu entlarven.
 

Kirinos Gedankengänge wurden unterbrochen, als er durch das Schultor ging und auf dem Hof zuallererst Kariya erblickte. Er biss sich auf die Lippen. Wenn man vom Teufel sprach...

Er war zu aufgewühlt, um die Möglichkeit, ihm erst einmal aus dem Weg zu gehen, überhaupt erst in Erwägung zu ziehen. Stattdessen ging er direkt auf ihn zu. Kariya hatte ihn ohnehin längst gesehen.

"Was führst du im Schilde, Kariya?", sprach er ihn direkt an, ohne sich die Mühe einer Begrüßung zu machen.

Kariya hatte schon wieder dieses provokante hinterhältige Grinsen im Gesicht. Es machte Kirino nur noch wütender. Aber außer ihm schien Kariya dieses Gesicht niemandem zu zeigen. Alle anderen lächelte er grundsätzlich zum Erbrechen niedlich an.

"Was auch immer du meinst, Senpai...", antwortete er frech. Man musste nun wirklich nicht viel Menschenkenntnis besitzen, um zu erkennen, dass er sehr wohl wusste, worauf Kirino hinaus wollte.

"In unserem Spiel gegen die Akizora Challengers gestern", entgegnete Kirino noch eine Spur wütender. "Du hast mich doch absichtlich angerempelt! Etwas mehr Druck und du hättest mir ernsthaft den Fuß verletzt! Warum solltest du so etwas machen? Noch dazu vor einem wichtigen Spiel."

Kariya zuckte mit den Schultern und wirkte sichtlich belustigt darüber, dass Kirino sich aufregte.

"Keine falschen Anschuldigungen bitte!", tadelte er. Sein Tonfall machte deutlich, dass er sich absolut sicher fühlte.

Kirino knirschte mit den Zähnen. Oh, er war schon lange nicht mehr so sauer gewesen! Wie konnte dieser dreiste Kerl sich ihm nur so ahnungslos gegenüber stellen und blöd grinsen?

"Warum bist du an die Raimon gekommen?", fuhr er ihn an. "Bist du-" Er zögerte. Sollte er das wirklich direkt fragen? Er wusste nicht, ob das ein kluger Schachzug war.

Für den Bruchteil einer Sekunde bröckelte Kariyas scheinheilige Maske und er sah Kirino finster an. Doch es hielt nicht lange an, da war sein Grinsen auch schon wieder auf seine Lippen zurückgekehrt.

"Wenn du mir was zu sagen hast, dann spuck's nur aus, Senpai!", sagte er.

"Bist du... ein Seed?", fasste Kirino seine Bedenken schließlich in Worte. Er bezweifelte allerdings, dass ihm diese Frage viel bringen würde. Selbst wenn er richtig lag, würde Kariya ihm wohl kaum ehrlich antworten.

"Seed?", fragte Kariya und wirkte tatsächlich überrascht. Elender Schauspieler!, dachte Kirino und bohrte gleich weiter nach.

"Gib's zu, du wurdest vom Fifth Sector geschickt, um unser Team von innen heraus kaputt zu machen! Zumindest gehe ich davon aus."

Kariya schwieg und sah ihn amüsiert an.

"Los, antworte!", drängte Kirino ihn lautstark.
 

"Kirino-Senpai!"

Kariya drehte sich um, als sein Gegenüber von einer Stimme hinter ihm gerufen wurde. Die Stimme gehörte zu Matsukaze Tenma, der mit Nishizono und den drei Managerinnen des Fußballclubs angelaufen kam.

"Guten Morgen!", begrüßten die Fünf sie im Chor. "Morgen, Kariya!", fügte Tenma lächelnd hinzu. Und wie auf Befehl war mit dem Auftreten ihrer Mitschüler das gemeine Grinsen auf Kariyas Gesicht verschwunden und einem - Verzeihung - in den Hintern kriechenden, engelsgleichen Lächeln gewichen. Kirino verspürte den Drang, sich zu übergeben.

"Hey, wasn los? Ihr zwei guckt ja muffig!", meldete sich die burschikose Midori zu Wort.

"Ah, nichts, nichts", antwortete Kariya sofort. "Senpai hat mir nur ein paar Dinge über die Holy Road erzählt."

Besagter Senpai musste sich sehr zusammenreißen, hielt es jedoch für klüger, die Sache im Moment ruhen zu lassen.

"Entschuldigt mich, ich hab noch was zu erledigen", sagte er knapp und ließ die anderen damit stehen.

"Haha, ob da wer noch Hausaufgaben abschreiben muss?", sagte Midori laut lachend.

"Manche Schüler erledigen ihre Hausarbeiten, wie es sich gehört, bereits zu Hause", entgegnete Akane daraufhin wie üblich mit leiser, Mäuschen-ähnlicher Stimme, woraufhin ihre größere Mitschülerin mit der ebenso großen Klappe beschämt etwas Unverständliches vor sich hin stammelte und sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Und so begann ein weiterer Tag an der Raimon Jr. High.
 

~
 

Als am Nachmittag die Schulglocke läutete, verließen die Schüler nach und nach das Klassenzimmer und machten sich auf den Weg zu ihren Nachmittagskursen. Kirino stand an seinem Tisch und packte seine Bücher in die Tasche. Er war in Gedanken und trödelte, sodass das Klassenzimmer bereits fast leer war, als Shindou ihn schließlich ansprach. „Kirino, kommst du?“, fragte er. Sie gingen normalerweise immer zusammen zum Trainingsgebäude.

„Ah?“ Kirino schreckte auf. „Oh, ich hab noch etwas zu erledigen“, erklärte er dann lächelnd. „Geh ruhig schon vor.“

Shindou schien sich zwar zu wundern, fragte jedoch nicht weiter nach, sondern ging zur Tür. „Okay, aber komm nicht zu spät.“ Und damit verließ er den Raum.

Kirino sah ihm nachdenklich nach. Shindou… Er war das komplette Gegenteil von Kariya… Kirino schüttelte den Kopf und griff seine Schultasche. Er hatte jetzt keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen.
 

~
 

„Also, worüber wolltest du mit mir reden?“, fragte Tsurugi, der mit verschränkten Armen an einem Baum auf dem Schulhof lehnte. Eine klare Abwehrhaltung, wie immer. Kirino war nicht sicher, ob es eine gute Idee war, ausgerechnet mit Tsurugi darüber zu sprechen und dessen Haltung machte es nicht unbedingt besser. Andererseits hielt Kirino Tsurugi für ziemlich vernünftig – zumindest mittlerweile. Und wenn jemand sich mit diesem Thema auskannte, dann er.

„Was hältst du von Kariya?“, fasste Kirino seine Frage schließlich in Worte. „Kennst du ihn vielleicht von… irgendwoher?“

„Du denkst, er ist ein Seed“, schlussfolgerte Tsurugi sofort. Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung. Die Formulierung von Kirinos Äußerung machte es aber auch ziemlich deutlich, worauf er hinaus wollte. Kirino sagte nichts.

„Nun, es stimmt durchaus, dass er auffallend großes Talent hat…“, fuhr Tsurugi fort.

„Genug, dass es nicht abwegig wäre, wenn der Fifth Sector ihn im Auge hätte oder nicht?“, fiel Kirino ihm ins Wort.

„Aber das macht ihn nicht gleich zum Seed“, sagte Tsurugi ernst. Kirino sah ihn irritiert an. Was sollte das denn nun heißen? Nicht einmal Tsurugi stimmte seinem Verdacht zu? Damit hätte Kirino nicht gerechnet. Er war eigentlich sicher gewesen, dass Tsurugi ebenfalls skeptisch Kariya gegenüber war. Das konnte doch nicht sein, dass niemandem außer Kirino dieses seltsame Verhalten auffiel.

„Wir sollten langsam los“, sagte Tsurugi und erklärte das Gespräch damit für beendet. „Sonst schimpft Captain noch, wenn wir zu spät kommen.“ Der stichelnde Unterton in seiner Stimme machte deutlich, dass es ihm nicht das Geringste ausmachen würde, wenn Shindou sie zurechtwies. Doch Kirino beschloss es zu ignorieren. Enttäuscht gab er sich geschlagen und machte sich mit Tsurugi auf den Weg zum Trainingsgebäude.

Dass sie von Kariya beobachtet worden waren, hatte keiner von beiden bemerkt.
 

~
 

Das Training tat Kirino an diesem Tag besonders gut. Es gab nichts besseres, um sich abzureagieren, als über den Platz zu jagen und Bälle zu treten. Kariya ignorierte er dabei bestmöglich und das funktionierte auch ziemlich gut. Bis zu diesem Moment, wo der Besagte schließlich in Ballbesitz kam und ganz in seiner Nähe dribbelte. Da sie gerade Ball abnehmen trainierten, blieb Kirino nichts anderes übrig. Aber schön, dann würde er ihm eben jetzt mal zeigen, was Raimon's „Schwachpunkt“ so zu bieten hatte. „Na warte, der gehört mir!“, rief er und rannte auf Kariya zu, um ihm den Ball abzunehmen. Dies erwies sich auch als wesentlich leichter als erwartet. Denn kaum hatte Kirinos Fuß den Ball berührt, sah er auch schon, wie Kariya direkt neben ihm über seine eigenen Füße stolperte und sich der Länge nach ins Gras schmiss. Kirino hielt inne und drehte sich verwirrt um. Was war das denn nun gewesen? Kariya lag am Boden und hielt sich das scheinbar verletzte Bein. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Keine Sekunde später war Shindou auch schon bei ihm.

„Was ist passiert?“, fragte er.

„Kirino-Senpai hat-“, begann Kariya wimmernd, brach den Satz dann jedoch ab und gab ein besonders wehleidiges Keuchen von sich, während er weiter sein Bein festhielt.

Kirinos Augen weiteten sich schlagartig. Bitte WAS? Er hatte doch überhaupt nichts getan. Er hatte ihn nicht einmal berührt. Das war doch nur wieder einer seiner miesen Tricks! Doch Kirino war in diesem Moment zu sprachlos, um sich zu verteidigen. Er spürte die Blicke der anderen Teammitglieder auf sich. Sie glaubten Kariya doch nicht etwa, oder?

„Kannst du stehen?“, fragte Kurumada und half Kariya auf die Beine. Dieser schwankte übertrieben, so als fiel es ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten.

„Wir stehen kurz vor einem Spiel, schon vergessen?“, maulte Amagi plötzlich hinter Kirino und lenkte dessen Aufmerksamkeit damit von Kariyas Schauspiel ab.

Und Hayami fügte noch hinzu: „Wenn er ausfällt, haben wir keinen Ersatz.“ Sie glaubten ihm tatsächlich! Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Waren die denn alle blind? Oder hatten sie einfach nicht richtig hingeschaut?

„Aber ich hab gar nichts-“, begann Kirino, als er endlich seine Stimme wieder fand. Doch Kariya unterbrach ihn.

„Bitte gebt Kirino-Senpai nicht die Schuld“, sagte er mit der zuckersüßen Stimme eines unschuldigen Kindes. „Mir geht’s gut.“

„Okay“, sagte Shindou abschließend. „Wir trainieren weiter.“ Und damit wandte er sich von Kariya ab, um zurück auf seine Position zu gehen. Er würdigte Kirino keines Blickes, sodass dieser nicht sagen konnte, ob Shindou genau wie alle anderen Kariyas Lügen glaubte. Aber wenn dem nicht so wäre, dann hätte er Kirino wenigstens verteidigen können, oder etwa nicht? Traute sogar er ihm so etwas wirklich zu? Der Gedanke versetzte Kirino einen Stich im Herzen. Er ballte die Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Oh, er musste sich so sehr beherrschen, nicht hier und jetzt einen Aufstand zu proben, der sich gewaschen hatte. Am liebsten hätte er laut geschrien, Kariya vor allen Anwesenden die Meinung gegeigt und sie gezwungen, ihn sofort aus dem Team zu werfen, weil er sonst selbst gehen würde. Doch das wäre kindisch und passte eigentlich auch überhaupt nicht zu ihm. Deswegen biss er im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zusammen.

„Senpai, mir geht’s wirklich gut“, flötete Kariya amüsiert, als er an ihm vorbei ging und brachte die Bombe damit fast zum Platzen. Das war einfach-! So konnte es nicht weiter gehen, so viel stand fest. Er musste etwas unternehmen und zwar so schnell wie möglich. Kariya war ganz sicher ein Seed. Und selbst wenn nicht, dann war er immer noch ein unkameradschaftlicher Mistkerl, der mit voller Absicht Unruhe im Team stiftete und gezielt Kirinos Freunde gegen in aufbrachte und das konnte Kirino genauso wenig tolerieren wie einen Seed. Er würde nach dem Training mit Shindou reden. Jetzt musste er sich erst einmal zusammenreißen. Er nahm sich vor, Kariyas bloße Anwesenheit für den Rest des Trainings auszublenden und lief zurück auf seine Position.
 

~
 

Nach dem Training ging Kirino mit Shindou nach Hause. Das tat er relativ häufig, denn er war gerne bei Shindou zu Besuch. Sie machten zusammen Hausaufgaben, aßen zusammen (das Essen war super!) und verbrachten gemeinsam ihre freie Zeit. Sie waren beide Einzelkinder und Kirino war schon immer viel alleine zu Hause gewesen, da seine Eltern beide arbeiten gingen. Shindou und er waren Sandkastenfreunde und Kirino in Shindous Haus immer ein willkommener Gast, wenn nicht sogar fast schon ein Teil der Familie. Shindou war immer für ihn da und hatte immer einen guten Rat. Auf ihn konnte man sich verlassen. Trotzdem fiel es Kirino an diesem Tag schwer, seine Sorgen in Worte zu fassen. Besonders nach diesem Vorfall heute beim Training. Bestimmt hatte Shindou ihn gar nicht absichtlich ignoriert. Aber dennoch tat es weh. Mehr als Kariyas ständige Sticheleien. Kirino hing nun mal an Shindou. Und wegen all dieser Gedanken und Gefühle war Kirino auf dem Nachhauseweg und beim Essen heute sehr schweigsam gewesen.
 

Nun lag er auf Shindous Sofa und las ein Mangaheft, während Shindou Klavier übte. Das tat er so ziemlich jeden Tag. Kirino hörte gern zu. Fußball spielen war bei weitem nicht Shindous einziges Talent. Er spielte wundervoll. Nebenbei hatte er auch immer gute Noten in der Schule und sein Benehmen war stets tadellos. Deswegen kam Kirino immer wieder der Gedanke, dass Shindou Kariyas komplettes Gegenteil war. Er war ein bewundernswerter Mensch. Aber so direkt hatte Kirino ihm das noch nie gesagt, und würde es wahrscheinlich auch nicht tun. Komplimente dieser Art machten Shindou verlegen und er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Das wusste Kirino, weil er einmal miterlebt hatte, wie ein mutiges Mädchen (das war nicht Akane gewesen), Shindou ihre Zuneigung gestanden hatte. Sie hatte die garantiert rührendste und herzergreifendste Abfuhr aller Zeiten kassiert. Und Shindou hatte Kirino mehr als einmal gefragt: "War das zu grob? War das gemein von mir?" Dass das Mädchen sicher nicht wirklich mit einer anderen Antwort gerechnet hatte, als mit Shindous "Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit für eine Freundin", lag zwar eigentlich auf der Hand, aber es war doch sehr lobenswert, dass er sich so viele Gedanken darum machte, ob er nun ein Herz gebrochen hatte oder nicht.

Kirino musste schmunzeln, als er daran dachte. Auf seinen Manga konnte er sich schon lange nicht mehr konzentrieren. Stattdessen lauschte er den sanften Tönen des Klaviers. Shindous Spiel hatte etwas Beruhigendes. Es war perfekt, wenn man seine Sorgen einmal vergessen wollte. Kirino schloss die Augen. Er war wirklich froh, Shindou zu haben. Vielleicht sollte er ihm das einfach so mal sagen. Auch wenn Shindou dann bestimmt verlegen würde...
 

Kirino spürte etwas warmes und weiches an seiner Stirn und plötzlich wurde es vor seinen geschlossenen Augen hell. Er wusste nicht wie ihm geschah, doch er erschrak sich so sehr, dass er einen überraschten Laut von sich gab.

"Wuah!" Besagter Laut ließ sein Gegenüber ebenfalls erschrocken zurückweichen.

"Kirino!", sagte Shindou tadelnd. "Bist du etwa schon wieder eingenickt?" Als Kirino sich aufsetzte, saß Shindou ihm gegenüber auf dem Sofa und hielt den Manga, den Kirino zuvor gelesen hatte, in der Hand hoch. "Du schläfst damit auf deinem Gesicht..." seufzte der Braunhaarige. Erst jetzt kam die Information vollständig bei Kirino an. Er war eingenickt und Shindou hatte ihm das Heft vom Gesicht genommen. Da musste er sich erschrocken haben.

"Aah", murmelte er. "Tut mir leid." Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Leider war es nicht das erste mal, dass er während Shindous Klavierspiel knallhart eingepennt war. Anfangs hatte Shindou ihm das wirklich übel genommen und Kirino hatte sich mehr als einmal entschuldigt. Nachdem er ihm erklärt hatte, dass es nicht böse gemeint war, sondern eher ein Kompliment, weil er dabei gut abschalten und sich entspannen konnte, schien Shindou es nicht mehr so ernst zu nehmen. Trotzdem rollte er jetzt das Comicheft zusammen und schlug es Kirino gegen den Oberarm. Dabei machte er "Hmpf", und warf seinem besten Freund einen tadelnden Blick zu. Kirino lächelte.

"Shindou...", begann er dann zögernd und sah auf seine Hände. "Du... glaubst doch nicht auch, dass ich Kariya gefoult hab, oder?"

Shindou sah ihn nachdenklich an. Offensichtlich kam dieses Thema für ihn unerwartet.

"Ich glaube nicht, dass du absichtlich jemanden verletzen würdest", sagte er dann ruhig. Kirino blickte auf. Das war irgendwie nicht wirklich eine Antwort auf seine Frage.

"Auch nicht unabsichtlich!", erklärte er. "Ich hab... wirklich überhaupt nichts gemacht. Gar nichts. Er hat nur so getan, als hätte er sich verletzt, das schwöre ich!"

Shindous Augenbrauen verengten sich, als er Kirino direkt ansah.

"Aber wieso sollte er so etwas denn tun?", fragte er ihn mit ernster Stimme.

"Na ja...", begann Kirino vorsichtig. "Ich... Also, ich hab da so eine Theorie..."

Shindou sah ihn abwartend an.

"Er könnte ein Seed sein", platzte es schließlich aus Kirino heraus.

Shindous Augen wurden groß.

"Ein Seed?", wiederholte er fragend.

"Das heute war ja nicht der erste Vorfall", erklärte Kirino. "Schon seit er da ist, hat er mich auf dem Kieker. Und er versucht alle gegen mich aufzuhetzen." Der Satz war noch nicht einmal ganz über seine Lippen, da fiel ihm auch schon auf, dass seine Worte wie das Gejammer eines Kindergartenkindes klangen, welches ein anderes Kind bei den Erzieherinnen anschwärzen wollte. Das war peinlich.

Shindou hatte den Finger ans Kinn gelegt und fixierte nachdenklich einen Punkt an seinem Klavier. "Hm...", machte er.

Na also! Endlich nahm jemand Kirinos Bedenken mal ernst. Er wusste ja, dass er sich auf Shindou verlassen konnte. Doch dann sagte Shindou etwas, was Kirino vollkommen aus der Bahn warf.

"Ich weiß nicht."

Ich. Weiß. Nicht. Nur drei Worte, aber schockierender hätten sie kaum sein können. Kirino fiel im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunter. Nicht auch noch Shindou! Shindou war klug! Shindou konnte man nicht so einfach hinters Licht führen. Shindou fiel doch nicht auf dieses schlechte Schauspiel herein! Oder... etwa... doch?

"Du glaubst ihm doch wohl nicht etwa, oder?", fragte Kirino ihn entsetzt und nun ganz und gar nicht mehr ruhig.

"Ich verstehe, wie du auf die Idee kommst", antwortete Shindou ohne zu zögern. "Aber, Kirino, nur weil ihr beide nicht miteinander auskommt, muss das doch nicht heißen, dass er ein Seed ist."

Kirino wusste wirklich nicht, was er noch sagen sollte. Er erinnerte sich an das Gespräch mit Tsurugi. Nur weil Kariya ein talentierter Fußballer war, war er noch lange kein Seed. Und nun Shindous Worte...

"Aber wieso sonst sollte er mich so fertig machen?", bohrte Kirino weiter. Er klang fast schon verzweifelt.

"Fertig machen...", wiederholte Shindou seufzend. "Womöglich ist das alles nur ein großes Missverständnis zwischen euch. Vielleicht solltet ihr mal in Ruhe mit einander darüber reden und-"

"Man KANN nicht in Ruhe mit dem reden!", unterbrach Kirino ihn. "Ich hab ihn doch schon gefragt, was sein Problem ist. Er will's mir ja nicht sagen. Wahrscheinlich bin einfach ICH sein Problem. Aber ich hab ihm nie was getan!" Kirino merkte gar nicht, wie seine Stimme zunehmend lauter wurde.

Erst als Shindou beide Arme nach ihm ausstreckte und sanft die Hände auf Kirinos Schultern legte, wurde Kirino still.

"Du bist so aufgewühlt", sagte Shindou mit ruhiger Stimme. "So kenne ich dich gar nicht."

Kirino wandte den Blick ab und seufzte tief. Shindou hatte recht. Normalerweise ließ Kirino sich nicht so provozieren. Er musste sich beruhigen.

"Tu mir einen Gefallen", fuhr Shindou fort. "Lass dich nicht ärgern. Denn meist ist es genau das, was solche Leute wollen." Solche Leute. Damit wäre dann wohl in dem Fall Kariya gemeint. Also glaubte Shindou Kirino doch. Nur, dass Kariya ein Seed war, das glaubte selbst er nicht.

"Konzentriere dich auf dein Spiel und lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Und selbst wenn du denkst, dass er das Team gegen dich aufhetzt, er wird es nicht schaffen, mich gegen dich aufzuhetzen." Kirino blickte auf und sah Shindou an. Dieser lächelte nur sanft, aber das reichte Kirino schon aus. Shindou wusste, wie man jemanden beruhigte, auch ohne Klavierspiel. Kirino seufzte.

"Jaah", murmelte er dann nachgiebig. Und plötzlich spürte er Shindous Hand sanft über seine Wange streicheln.

"Schon besser", sagte Shindou lächelnd und wollte die Hand wieder sinken lassen, als Kirino rasch sein Handgelenk ergriff und ihn festhielt. Shindou sah ihn fragend an.

"Shindou...", begann Kirino leise und sah ihm in die Augen. "Ich..." Es fühlte sich wie eine kleine Ewigkeit an, in der er mit sich haderte. Doch dann sagte er: "Ich bin froh, dass ich dich hab" und lächelte.

Shindou wirkte einen Moment lang zu perplex, um zu reagieren. Doch dann gab er ein gespielt schmollendes "Hmpf" von sich, zog den Arm zurück und wandte sich ab.

"Ich dich auch", nuschelte er verlegen und kaum verständlich.

"Huh?", machte Kirino verwirrt.

"I-ich sagte-!", stammelte Shindou, stand auf und lief eilig zum Klavier, so als wäre ihm gerade eingefallen, dass er etwas vergessen hatte. "Ich meine-... ich bin auch froh, dass ich dich hab!" Und damit klappte er den Klavierdeckel herunter.

Kirino war sich nicht ganz sicher, ob er es sich nur einbildete, aber für ihn sah es so aus, als wären Shindous Wangen eine Spur röter als sonst. Er musste lachen. Er liebte diese Momente zwischen ihnen beiden. Sie hatten etwas... magisches, wenn man es so wollte. Momente, in denen niemand etwas ganz Bestimmtes sagte, aber trotzdem jeder verstand. So etwas konnte man wohl nur haben, wenn man sich schon so lange kannte, wie sie.

"Danke,... Shindou."
 

~
 

Das Spiel gegen Gassan Kunimitsu im Cyclone Stadium der Holy Road war in vollem Gange und Kirino hatte schon ziemlich am Anfang der ersten Halbzeit gemerkt, dass dieses Spiel nicht unbedingt sein bestes werden würde. Zwar hatten ihm Shindous Worte gestern geholfen, doch kaum hatte er heute den Platz betreten und Kariyas dämliches Grinsen gesehen, war wieder alles zunichte gemacht.

Sein Spiel war unkonzentriert und es wurde auch nicht besser, als er daran scheiterte, seinem ehemaligen Teamkameraden Minamisawa den Ball abzunehmen. Dass es ausgerechnet Kariya kurz darauf gelang, in Ballbesitz zu kommen und der Jüngere es nicht für nötig hielt, Kirino auf dessen Rufen hin zuzupassen, machte es nur noch schlimmer. Nur wegen diesem Egotrip hatte sich für Gassan Kunimitsu so schnell die erste Torchance ergeben. Ein Glück, dass Sangoku gehalten hatte. Trotzdem wirkte das gesamte Team (mit Ausnahme von Kariya natürlich) ziemlich angespannt, was wohl nicht zuletzt an Minamisawas überraschendem Auftritt lag. Niemand von ihnen hätte damit gerechnet, ihn so wieder zu treffen. Auf der gegnerischen Seite. Der Hoffnungsschimmer, als es Tenma gelang, die Wirbelstürme auf dem Feld zu seinen Gunsten zu nutzen, hielt nur, bis Gassan's Torwart kurz darauf seinen Kesshin einsetzte und nahezu problemlos Kuramas Schuss hielt.

"Jungs, achtet auf die Bewegungen unseres Gegners!", rief Shindou und lenkte damit Kirinos Aufmerksamkeit auf sich. "Der Ball kommt von dort!"

Sofort rannte Kirino in die Richtung, in die Shindou gedeutet hatte. Na endlich! Nun würden sie den Spieß umdrehen und es ihnen zeigen. Doch plötzlich-

"Kariya! Lass mich das machen!", schrie Kirino, als der Besagte direkt an seine Seite gerannt kam. Wieso drängte er sich jetzt schon wieder auf Kirinos Position? Was sollte das werden? Gleich würden sie sich noch gegenseitig in die Quere kommen! Doch Kariya ließ sich nicht abschütteln und kurz darauf wurde der Ball aus dem Wirbelsturm direkt vor sie geschleudert. Tsukishima mit der Nummer 6 tauchte vor Kirino auf. Kirino sprang, um sich den Ball zu schnappen, doch ehe er reagieren konnte, war Kariya auch schon einen Satz vor ihm und Kirino sprang geradewegs in ihn hinein.

"Minamisawa!", rief Tsukishima, nun in Ballbesitz, und spielte seinem Teamkameraden einen sauberen Pass zu.

Minamisawa schoss, Sangoku sprang zur Seite, die Hände nach dem Ball ausgestreckt, doch plötzlich wurde der Ball von einem der Wirbel umgeleitet und landete auf der leeren Seite des Tores im Netz.

"TOOOOOOR!", ertönte die Durchsage. "Gassan Kunimitsu holt sich das 1:0!"

Das Raimon Team guckte mehr als dumm aus der Wäsche, als der Abpfiff ertönte. Verdammt! Das lief gar nicht gut für sie.

Tsukishima lief an Kirino und Kariya vorbei, die von ihrem unsanften Zusammenstoß noch immer am Boden saßen. "Für das Tor könnt ihr euch bei eurer 15 bedanken", sagte der gegnerische Mittelfeldspieler amüsiert und kehrte ihnen den Rücken. Und er hatte recht!

Kirino warf Kariya einen finsteren Blick zu und stand auf.

"Kariya!", begann er nicht gerade leise. Doch sein Gegenüber klopfte sich nur den Staub von den Hosen und blickte dann grinsend zu seinem älteren Kameraden auf.

"Du hattest recht, Kirino-Senpai", sagte er dann gerade so laut, dass Kirino ihn verstehen konnte. "Ich bin ein Seed."

Kirinos Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Doch Kariya nahm ihm die Entscheidung ab, indem er gleich fortfuhr.

"Haha, war nur ein Scherz!" lachte er und rannte zurück auf seine Position, noch ehe Kirino etwas erwidern konnte.

Doch Kirino ließen seine Worte nicht los. Warum hatte er das nun gesagt? Warum sollte er jetzt auf einmal solche schlechten Scherze machen? Was hatte er vor?

"KIRINO!" Kirino schreckte auf, als Amagis Stimme plötzlich laut brüllend hinter ihm ertönte. Als er sich umdrehte, sah er den stämmigen Verteidiger rot vor Wut auf sich zu stampfen. "Wenn du ein Problem hast, dann sag mir das gefälligst ins Gesicht, klar?", fuhr er ihn lautstark an.

Kirino verstand überhaupt nichts mehr. Wieso war Amagi denn nun so sauer auf ihn?

"Aber ich hab doch-" Er brach den Satz ab, als es ihm schlagartig dämmerte. Es wäre nicht das erste mal, dass ein gewisser Jemand versuchte, Kirinos Kameraden gegen ihn aufzubringen. Ein Blick in Kariyas Richtung und dessen Grinsen bestätigten Kirinos Verdacht.

"Hat Kariya etwas zu dir gesagt?", fragte er Amagi gereizt, doch dieser, aufgebracht wie er war, ließ ihm keine Chance, sich zu erklären.

"Kariya hat damit gar nichts zu tun!", wetterte er weiter. "Nächstes mal, wenn der Ball zu uns kommt, werde ICH ihn kriegen, klar? Gegen solche wie dich verlier ich bestimmt nicht!"

Jetzt reichte es! Und zwar endgültig! Bis eben noch hatte Kirino versucht, sich zu beherrschen, aber nun war auch der letzte Geduldsfaden gerissen.

"Dieser-!", zischte er angespannt mit Blick in Kariyas Richtung. Er ignorierte den wütenden Amagi und stapfte auf Kariya zu, um ihm endgültig die Meinung zu geigen.

Doch plötzlich packte ihn jemand an der Schulter und hielt ihn zurück. Shindou!

"Kirino", sprach der Captain des Raimon Teams seinen besten Freund an. Kirino hielt gezwungenermaßen inne, drehte sich jedoch nicht zu Shindou um.

"Das bist doch nicht du", begann Shindou. "Es stimmt, die Atmosphäre im Team hat sich verändert, seit Kariya dabei ist..." Langsam wurde sein Griff lockerer, bis er die Hand schließlich sinken ließ. "Aber du kommst damit zurecht, oder?" Es war nicht wirklich eine Frage, auch wenn Shindou es als solche formulierte. Es war viel mehr eine Erwartung, die er an ihn stellte. Frei nach dem Motto: "Der Klügere gibt nach." Kirinos Hände waren noch immer zu Fäusten geballt und seine Züge angespannt. Er brachte es nicht fertig, Shindou ins Gesicht zu sehen.

"Ja", seufzte er darum nur leise und gab nach. Er war wütend. Sehr wütend. Und es kostete ihn viel Überwindung, sich zurück zu halten. Doch so wütend, dass er sich gegen Shindou auflehnen würde, war er bei weitem nicht. Das war Kariya einfach nicht wert. Und so beließ er es bei einem tödlichen Blick, den er Kariya zuwarf, während er zurück auf seine Position ging.
 

Die restliche erste Halbzeit verlief nicht weniger erfolglos wie bisher. Amagi war stinksauer auf Kirino, den überhaupt keine Schuld traf und ließ ihn das auch deutlich spüren, indem er ihm absichtlich in die Quere kam. Von Kariyas Solotour ganz zu Schweigen. Sie spielten nicht miteinander, sie spielten gegeneinander. Natürlich merkte Kirino das, doch er konnte nichts dagegen tun. Das war doch alles Kariyas Schuld.
 

In der Pause nach der ersten Halbzeit sprach Kirino mit niemandem, sondern saß alleine mit seiner Wasserflasche in der Hand auf der Bank. Er war froh, dass Amagi mit Sangoku, Kurumada und den anderen zusammen von Minamisawa abgelenkt wurde. Er konnte nicht hören, worüber sie sprachen, aber er merkte die Anspannung, die zwischen ihnen herrschte. Sie hatten genauso wenig einen guten Tag wie Kirino selbst. Er sollte es Amagi also vielleicht nicht allzu übel nehmen, dass er auf Kariyas Sprüche herein fiel. Wenn man eh schon schlecht drauf war, war man wohl einfach besonders anfällig für so etwas. Kirino blickte zu Tenma, der mit Kariya sprach. Dass er auf Kariya hereinfiel, wunderte Kirino kein bisschen. Tenma war zu gutgläubig für diese Welt. Er würde niemals an irgendjemandem zweifeln. Kirinos Blick wanderte weiter zu Shindou, der von Akane bemuttert wurde. Wie immer. Er fand, es wäre gar nicht zu viel verlangt, wenn Shindou sich mal für eine Sekunde von seinem Fangirl losreißen und zu ihm herkommen würde. Ein paar aufmunternde Worte wären ganz schön gewesen. Aber offensichtlich hielt sein bester Freund das nicht für nötig. Irgendwie trug es ganz und gar nicht zur Besserung von Kirinos Laune bei, darüber nachzudenken. Darum war er froh, als Trainer Endou sie schließlich zusammen rief, um ihre Taktik für die zweite Halbzeit zu besprechen.
 

"Nishizono wird gegen Kurumada eingewechselt", begann Endou. Kurumada wirkte etwas frustriert, weil er auf die Ersatzbank sollte, doch als Endou erklärte, dass sie Shinsukes Sprungkraft brauchten um an den Ball zu kommen, gab er sich recht schnell zufrieden. Mit der Sprungkraft ihres Teamzwergs konnte er natürlich nicht mithalten.

"Und Kirino", wandte Endou sich anschließend an den Besagten. "Du wirst in der zweiten Halbzeit nicht spielen."

Kirino klappte im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunter. Bitte WAS? Das war doch wohl nicht sein Ernst?! Jetzt sollte er auf die Bank, obwohl Kariya Schuld an ihrem verkorksten Spiel hatte? Das war-! Das konnte doch nicht-!

"Kirino ist unser Schlüsselspieler in der Verteidigung", meldete Shindou, der neben ihm stand, sich zu Wort. "Wieso soll er nicht mitspielen?" Er verteidigte ihn. Wäre Kirino nicht immer noch sprachlos gewesen, hätte er sich dafür bei Shindou bedankt. Es rührte ihn wirklich. Auch wenn es nichts brachte.

"Verstanden, Kirino?", wandte Trainer Endou sich erneut an ihn und ignorierte Shindous Einwand vollkommen.

Kirino ließ den Kopf sinken. Die Wut in ihm wurde mehr und mehr zu purer Verzweiflung. Ihm war regelrecht zum Heulen zumute. Trotzdem schluckte er den dicken Kloß, der ihm in der Kehle steckte, herunter und antwortete nur leise: "Jawohl."

Shindou warf ihm einen besorgten Blick zu. Doch auch er wusste, dass Diskutieren nicht viel brachte.

"Und wer soll für ihn eingewechselt werden?", fragte er daher ihren Trainer.

"Niemand. Wir werden in der zweiten Halbzeit mit zehn Spielern spielen."

"Was?"

"Mit nur zehn Spielern?"

"Aber wieso das denn?"

Reges Gemurmel ging durch die Reihen. Keiner verstand Endous Entscheidung, doch dieser hielt es auch nicht für nötig, ihnen weitere Erklärungen zu liefern. Ichino und Aoyama schauten ziemlich ratlos drein und Kirino kämpfte weiter mit seinen Gefühlen.

"Das wars. Macht euch startklar!", orderte Trainer Endou.

Kirino überlegte kurz, ob er das Thema ansprechen sollte oder nicht. Doch der Gedanke, dass sein Spiel vor ihrem Trainer so schlecht ausgesehen haben musste, dass er sie lieber mit nur zehn Spielern weiterspielen ließ, als ihn in der Aufstellung zu behalten, ließ ihn nicht locker. Er wollte nicht vor versammelter Mannschaft als der Schuldige dastehen.

"Trainer", sprach er ihn schließlich an, als die restlichen Spieler außer Hörweite waren und nur noch Kidou neben Endou stand.

"Kariya wird nicht ausgewechselt?"

"Nein", antwortete Endou knapp.

"Wieso nicht?", bohrte Kirino weiter.

"Das ist für dich im Moment nicht so wichtig, Kirino", antwortete Kidou an Endous Stelle. "Dein Spiel in der ersten Halbzeit zeugte von einer Menge Frustration. Und dieser Frust hat das Team durcheinander gebracht."

Jetzt waren sogar die Erwachsenen der Meinung, dass es seine Schuld war! Das ging nun wirklich zu weit.

"Aber ER bringt doch alles durcheinander! Nicht ich! Er ist womöglich ein Seed!", widersprach er. Unter normalen Umständen wäre es absolut undenkbar gewesen, dass er Kidou Yuuto gegenüber solche Töne anschlug. Aber mittlerweile war er mit den Nerven völlig am Ende.

"Warum glaubst du das?", fragte Endou ernst.

Kirino ließ den Kopf sinken.

"Weil er ein Lügner ist. Er versucht das Team auseinander zu bringen, indem er Lügen erzählt."

Einen Moment lang schwieg Endou. Doch dann sagte er: "Kirino. Beruhige dich und finde deinen kühlen Kopf wieder, alles klar?"

Es war Kirino peinlich, dass er lauter geworden war. Er erkannte sich selbst kaum wieder.

"Okay", seufzte er und verbeugte sich entschuldigend, ehe er sich abwandte und auf der Ersatzbank niederließ.

"Kirino-Senpai", sprach Tenma ihn plötzlich an. "Ich denke nicht, dass Kariya ein Seed ist." Na ganz toll! Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Waren seine Nerven heute denn noch nicht genug strapaziert worden? Nein, da musste der nächste Erstklässler gleich noch eins drauf setzen. "Er sagte, er wird es in diesem Spiel beweisen", fuhr Tenma fort.

"Na dann kann er ja gleich damit anfangen", zischte Kirino mit Blick auf das Feld, wo Kariya bereits auf seiner Position stand. "Ich werde ihn ganz genau beobachten. Und er soll es wagen auch nur eine verdächtige Bewegung zu machen!" Tenma wirkte etwas eingeschüchtert, was an Kirinos finsterem Gesichtsausdruck liegen könnte. Er wusste wohl nicht so recht damit umzugehen. "Na dann...", murmelte er daher nur und lief auf das Feld.
 

Die zweite Halbzeit begann mit dem Anstoß von Gassan Kunimitsu, doch der Ball blieb nicht lange in ihrem Besitz. Ausgerechnet Kariya war es, der es mit seinen flinken Manövern in Windeseile schaffte, in Ballbesitz zu gelangen. Kirino blieb nicht lange auf seinem Hosenboden sitzen. Das Spiel, welches er beobachten durfte, war zu spannend. Er konnte es kaum fassen. Plötzlich saß jeder Pass und jedes Zusammenspiel. Kariya spielte ganz anders als in der ersten Halbzeit. Sollte es also am Ende tatsächlich nur Kirinos Schuld gewesen sein? Kirino war hin und her gerissen zwischen seinen Grübeleien und der Faszination für dieses erstklassige Fußballspiel. Plötzlich schoss Kariya den Ball mitten in einen der Wirbelstürme, die sich erneut auf dem Feld gebildet hatten. Kirino traute seinen Augen kaum und die Mädchen, die neben ihm auf der Bank saßen, genauso wenig. Nur Trainer Endou nickte zufrieden. Die nächsten Spielzüge passierten so schnell, dass Kirino nur gefesselt zusehen konnte. Tenma nutzte erneut den Wirbelsturm für sich, stürmte nach vorn und – Schuss! Nein – Pass zu Kurama! Und dann Schuss!

"TOOOOOOR!!! Ausgleich in der zweiten Halbzeit." Die Mädchen und Teamspieler neben Kirino jubelten los. Kirino blieb ruhig auch wenn er zugeben musste, das war eben eine beachtliche Leistung gewesen.
 

Anstoß. Gassan Kunimitsus Spieler stürmten sofort los. Sie setzten eine Hissatsu Taktik ein. Kirino beobachtete ihre Formation genau. Sie stießen problemlos durch Raimons Verteidigung. Kirino kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Kariya spielte wie ein Stehaufmännchen. Kaum wurde er umgenietet, stand er auch schon wieder und setzte zum Gegenschlag an. Hatte er vorhin auch schon mit so viel Einsatz gespielt? Wenn ja, war es Kirino nicht aufgefallen. Es machte ihn nachdenklich. Warum sollte ein Seed sich so sehr für Raimon einsetzen? Vorhin war Kirino sich noch ganz sicher gewesen, dass Kariya ein Seed sein musste. Er hatte es ja sogar selbst gesagt, auch wenn er es gleich wieder als Scherz abgetan hatte. Doch angesichts dieses Spiels war Kirino nun nur noch vollends verwirrt. Kariyas nächster Versuch, dem Gegner den Ball abzunehmen, endete in einem ziemlich übel aussehendem Sturz. Im ersten Moment war Kirino sicher, dass Kariya sich dabei ernsthaft verletzt haben musste. Doch keine Sekunde später traf der Ball erneut in Raimons Tor und lenkte Kirinos Aufmerksamkeit damit auf sich. Verdammt! Das war das 2:1 für Gassan Kunimitsu.
 

Nach dem darauffolgenden Anstoß befand sich Gassan Kunimitsu recht schnell erneut in Ballbesitz. Wieder setzten sie die gleiche Taktik ein, mit der sie eben schon punkten konnten. Doch plötzlich fiel Kirino etwas auf. Und in diesem Moment verstand er, wieso Trainer Endou ihn auf die Ersatzbank geschickt hatte. Es hatte nichts mit seinem Spiel zu tun. Endou hielt ihn weder für schlecht noch für den Grund des schlechten Zusammenspiels. Es war etwas ganz anderes gewesen.

„Trainer, es muss doch irgendeinen Weg geben, diese Formation zu durchbrechen“, meldete sich in diesem Moment Ichino zu Wort.

„Wieso fragst du das nicht am besten Kirino?“, entgegnete Endou, woraufhin Kirino sich überrascht zu ihm umdrehte. Ihr Trainer hatte also bemerkt, dass Kirino etwas aufgefallen war.

„Ihre Taktik hat einen Schwachpunkt“, erklärte Kirino daraufhin. „Vom Feld aus ist das nicht so einfach zu sehen, aber wenn sie die Formation wechseln, ist das Timing nicht perfekt. Es entsteht eine Lücke, durch die man brechen könnte.“

„Ah, deswegen sollte Kirino auf die Bank!“, sagte Aoyama plötzlich. „Damit er das sehen kann!“

„Sehr gut, Kirino“, lobte Endou ihn zufrieden. „Und? Wie würdest versuchen an ihnen vorbei zu kommen?“

Es fiel Kirino schwer, es sich einzugestehen, auch wenn er es längst bemerkt hatte. Er wandte den Blick von den anderen ab.

„Kariya ist der Schlüssel“, murmelte er schließlich etwas undeutlich. „Kariya besitzt die nötige Wendigkeit, um schnell genug von A nach B zu kommen. Er ist der einzige von uns, der das hinbekommen könnte.“

„Aber wie soll er das richtige Timing erkennen?“, fragte Endou, obwohl die Antwort längst auf der Hand lag. Kirino blickte auf.

„Ich werde die Anweisungen geben“, sagte er entschlossen.

Endou nickte und lächelte zufrieden. „Na dann los!“
 

Als Kirino eingewechselt wurde, lief er auf dem Platz direkt zu Kariya.

„Kariya“, begann er. „Tu, was ich dir sage, okay?“

Der Angesprochene schmunzelte nur und erwiderte: „Denkst du wirklich, dass ich auf dich hören würde, Senpai?“

Doch diesmal ließ Kirino sich nicht provozieren. Es gab jetzt Wichtigeres, als diese Streitereien. Sie hatten ein Spiel zu gewinnen.

„Das wirst du“, entgegnete er darum nur. „Das heißt… wenn du wirklich gewinnen willst.“ Und dann überwand er sich gänzlich, indem er noch hinzufügte: „Nur du kannst das schaffen. Darum vertraue ich auf dich. Du wirst diese Taktik ganz sicher durchbrechen.“

„Sooo?“, sagte Kariya betont lang gezogen und grinste ihn amüsiert an. „Vertrauen, ja? Fantastisch!“ Er machte sich über ihn lustig. Was auch sonst…

Doch in diesem Moment mischte sich Tenma ein.

„Kariya, bitte!“, begann er, wurde jedoch von Shindou unterbrochen.

„Wir verlassen uns auf dich!“

Kariya schien all der Zuspruch nicht besonders zu gefallen. Doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
 

Das Spiel wurde mit Raimons Einwurf fortgesetzt und es dauerte nicht lange, bis Gassan Kunimitsu erneut die gleiche Taktik einsetzte. Doch diesmal wartete Kirino nur auf den richtigen Moment.

„Kariya, jetzt!“, rief er dem anderen schließlich zu.

Auf sein Kommando rannte Kariya los und versuchte, dem Gegner den Ball abzuluchsen. Es gelang ihm allerdings nur halb und der Ball landete in Minamisawas Nähe. Nah genug für Kirino, um ihn seinem ehemaligen Teamkameraden vor der Nase wegzukicken und zurück zu Kariya zu spielen. „Na, ist das gut genug für euch?“, rief dieser lachend und schoss einen Pass zurück zu Kirino. Sie hatten es geschafft! Kirinos Plan war voll aufgegangen.

„Tenma!“, rief er und spielte dem Besagten den Ball zu. Und ab da lag alles in seiner Hand. Kirino sah von seiner Position aus zu, wie Majin Pegasus erschien und kurz darauf war der Ball auch schon im Tor. Ausgleich! 2:2! Die Freude war fast so groß, als hätten sie das Spiel bereits gewonnen. Es schien, als fiel eine große Belastung vom gesamten Team ab. Kirino atmete erleichtert aus. Nun fühlte er sich schon viel besser.

Und von diesem Moment an lief das Spiel plötzlich wie geschmiert. Auch auf der gegnerischen Seite hatte sich etwas verändert. Plötzlich wirkten alle so motiviert. Beide Teams kämpften erbittert um diesen Sieg. Sogar Kariya kam von seinem Egotrip ab und spielte mit den anderen zusammen. Schließlich war er es, der Kirino den entscheidenden Pass zuspielte.

„Tsurugi!“, rief Kirino und schoss den Ball zu ihrem Stürmer. Und dann-

„TOOOOOOR!!!“ Fast zeitgleich mit dem Rufen des Ansagers hallte die Trillerpfeife zum Abpfiff durchs Stadion. „Raimon macht in letzter Minute das Entscheidungstor und gewinnt 3:2 gegen Gassan Kunimitsu!“
 

Die Menge tobte und das Raimon Team ebenso. Ihr erster Sieg im National Tournament der Holy Road. Und es war ein tolles Match gewesen, egal wie schlecht es begonnen hatte.

„Kariya“, rief Kirino und lief zu dem Jüngeren. „Danke!“ Nun, wo sie es geschafft hatten, zusammen zu spielen statt gegeneinander, fiel es Kirino nicht mehr so schwer, diese Worte über die Lippen zu bringen. Kariya jedoch sah ihn irritiert an.

„Dass du mir vertraut hast“, erklärte Kirino.

„Vertraut?“, wiederholte Kariya fragend und wandte sich dann von Kirino ab. „Hab ich überhaupt nicht.“

Kirino musste lachen. Irgendwie glaubte er jetzt auch nicht mehr, dass Kariya wirklich ein Seed war. Er war ein Idiot, keine Frage. Ein Sturkopf. Eine Nervensäge. Aber kein Seed.

„Weiß ich doch“, fuhr Kirino fort. „Du wolltest nur gewinnen. Aber man merkt, wie sehr du Fußball magst.“

Daraufhin drehte Kariya sich noch einmal zu ihm um. Sein übliches Grinsen, die Maske, hinter der er sich versteckte, war auf sein Gesicht zurückgekehrt.

„Bist du sicher, dass du so etwas sagen solltest? Immerhin bin ich ein Seed. Keiner kann so genau sagen, was ich als nächstes vorhabe.“

„Du bist kein Seed“, antwortete Kirino knapp, aber sehr sicher.

Kariya wirkte kurz überrascht. Doch dann schnaubte er nur und sagte: „Wenn du meinst“, ehe er Kirino den Rücken kehrte und vom Platz zu den Bänken lief, um etwas zu trinken.

"Was ist mit deinem Arm?", fragte Kirino, der ihm folgte.

"Hm?" Kariya blickte auf seinen Arm. "Was soll damit sein?"

Kurzerhand griff Kirino seinen Oberarm und zerrte ihn zu sich. Über der Haut am Ellbogen hatte sich eine dunkelrote Kruste gebildet. "Du bist vorhin drauf gefallen", sagte er. "Sah aus meinem Blinkwinkel ziemlich übel aus."

Mürrisch zog Kariya seinen Arm weg. "Das war gar nichts."

Kirino runzelte die Stirn. Was war denn so schlimm daran, zuzugeben, dass man sich verletzt hatte? So etwas passierte eben ab und zu.

"Doch", erwiderte Kirino. "Dein Ellbogen hat geblutet. Das sollte wenigstens desinfiziert werden. Ich hol was." Und damit ging er zu dem Erste-Hilfe-Koffer, der neben der Bank stand.

"Brauchst du etwas, Kirino-Senpai?", fragte Aoi, die sofort zu ihm gelaufen kam.

"Ah, Aoi", begann Kirino und blickte kurz von dem Koffer auf, ehe er weiter suchte. "Nur was zum Desinfizieren."

Die Erstklässlerin sah besorgt aus. "Ist jemand verletzt?"

"Halb so wild. Kariya hat sich nur den Ellbogen aufgeschlagen, nichts weiter."

"Oh!" Die Wörter 'halb so wild' und 'nichts weiter' schienen nicht bei dem Mädchen anzukommen. Sofort ging Aoi neben Kirino in die Hocke und holte das Desinfektionsspray und Tücher aus dem Koffer. "Ich mache das." Dann lief sie damit eilig zu Kariya.

Kirino zuckte mit den Schultern. Auch gut. Sie wollte eben auch ihre Aufgabe erfüllen. Er sah zu, wie das Mädchen mit Kariya sprach, dieser abwehrend die Hände schüttelte und dann von Aoi etwas grob auf die Bank geschubst wurde, wo er endlich nachgab und sitzen blieb, bis sie ihn verarztet hatte. Kirino schmunzelte. Irgendwie war das niedlich.

Wahrscheinlich hatte Kirino sich wirklich getäuscht. Es war zwar nicht besonders nett, wie Kariya ihn behandelt hatte, aber er selbst hatte sich schließlich auch provozieren lassen. Wie war das? Geärgert wird der, der sich auch ärgern lässt. Kirino beschloss, dem Jüngeren von nun an keine Angriffsfläche mehr zu bieten. Und ihm stattdessen eine zweite Chance zu geben. Immerhin. Ohne ihn hätten sie dieses Spiel nicht gewonnen, das musste er ganz klar zugeben. Vielleicht war er in Wahrheit gar nicht so schlimm. Es würde sich zeigen. Aber heute nicht mehr. Heute wollte er nur noch nach Hause und schlafen.
 

~
 

Es wurde allmählich dunkel, als Kariya an diesem Tag das Waisenhaus Sun Garden erreichte. Im Flur war es allerdings noch laut. Ein paar jüngere Kinder rannten dort herum und aus dem Nebenzimmer hörte er den Fernseher, während er die Schuhe auszog.

"Da bist du ja endlich", sagte plötzlich eine vertraute Stimme und als er sich aufrichtete stand Hitomiko vor ihm und sah ihn streng an. "Ich dachte schon, du hast den Weg vergessen."

"Ich hab doch gesagt, ich bin noch eingeladen worden", maulte Kariya etwas lustlos. Doch die strenge Miene auf Hitomikos Gesicht verschwand schnell.

"War doch nur ein Scherz", sagte sie lächelnd, ging auf ihn zu und legte ihm mütterlich die Hand auf die Schulter. "Herzlichen Glückwunsch zu eurem Sieg."

Kariya grinste. Er ließ gerne den coolen Teeny raus hängen, aber manchmal - so wie jetzt - fiel es ihm schwer. Er war sichtlich stolz. Trotzdem nuschelte er nur:

"War doch gar nichts."

Hitomiko lächelte und ließ die Hand von seiner Schulter sinken. "Hast du Hunger?"

"Nein, ich hab mich bei Matsukaze mit Kuchen vollgestopft."

"Kuchen?", fragte Hitomiko und legte die Stirn in Falten. "Das ist aber doch kein Abendessen. Ich mach dir was warm." Und damit drehte sie sich um und wollte in Richtung Küche gehen. "Oh ach ja! Hast du deine Sachen schon gepackt?"

Kariya nickte. "Ja, gestern schon."

"Dann ist ja gut. Hiroto wartet schon im Wohnzimmer. Aber ihr geht erst, wenn du was gegessen hast!"

"Jaaah~", maulte Kariya und fügte eine unhörbares "Mama", hinzu, was übersetzt werden konnte mit "Hör auf mich so zu bemuttern."
 

Im Wohnzimmer lief lautstark eine Kindersendung im Fernsehen. Mehrere Kinder saßen auf dem Boden und schauten zu. Ein paar andere spielten mit ihren Spielsachen. Auf dem Sofa saßen zwei Erwachsene, die von den Kindern belagert wurden.

Als Kariya das Wohnzimmer betrat, stand der Rothaarige der beiden jungen Männer sofort von seinem Platz auf und lief zu ihm.

"Masaki!", rief er und drückte den Jungen an sich. "Ich bin so stolz auf dich! Du hast großartig gespielt. Auch wenn ich nur die zweite Halbzeit ansehen konnte."

"Eeewwww!", maulte Kariya und versuchte, sich aus dem Griff des Älteren zu lösen. "Du - zerquetscht - mich!"

Sehr zu seiner Erleichterung ließ Hiroto ihn schließlich los und rückte seine Brille zurecht. "Tut mir leid, dass wir nicht ins Stadion kommen konnten", entschuldigte er sich. "Zu viel Arbeit."

In der Zwischenzeit war auch Midorikawa neben Hiroto aufgetaucht.

"So viel Arbeit, dass du sie irgendwann ins Eck geworfen hast, um das Spiel im Fernsehen anzuschauen", fügte er hinzu und warf Hiroto einen tadelnden Blick zu. Dieser lachte jedoch nur etwas verlegen.

Dann wandte Midorikawa sich an Kariya. "Glückwunsch", sagte er und wuschelte ihm durch die Haare. "Wie sagt man so schön? Früh zeigt sich, wer Meister wird."

"Also, bist du fertig? Können wir los?", fragte Hiroto.

"Nein", antwortete Kariya. "Hitomiko lässt uns nicht ohne Abendessen weg."

Hiroto seufzte.

"Nee-san... Wieso traut sie mir nicht zu, dass ich dir auch was kochen kann?"

"Weil du's nicht kannst", stellte Kariya ganz trocken fest und erntete dafür einen sichtlich gekränkten Blick. Leider entsprach seine Aussage aber der Wahrheit.
 

"Na gut, dann setzen wir uns und du erzählst solange von eurem Spiel", schlug Midorikawa vor und ging zurück zum Sofa.

Kariya folgte ihm sofort. Seiner Meinung nach gab Midorikawa Ryuuji auch eine gute Mutter ab. Mal davon abgesehen, dass er keine Frau war, aber immerhin hatte er nicht noch fünfzig weitere Kinder, um die er sich kümmern musste, so wie Hitomiko, die Leiterin des Waisenhauses.

Kariya hatte Midorikawa und Hiroto, genau wie Hitomiko kennengelernt, als er mit 11 Jahren ins Sun Garden Waisenhaus gekommen war. Anfangs hatte es ihm hier überhaupt nicht gefallen. Und im Anschluss finden war er sowieso nie besonders gut gewesen. Erst recht nicht nach dem, was seiner Familie passiert war...

Kariya schüttelte den Kopf. Er wollte nicht darüber nachdenken. Mittlerweile jedenfalls fand er es hier gar nicht mehr so schlimm. Mit Hiroto wusste er zuerst nicht recht umzugehen. Oder um genauer zu sein, mit seiner Art. Der junge Mann neigte dazu, sich ab und an nicht unbedingt seinem Alter, geschweige denn seiner Position als Firmenchef entsprechend zu verhalten. Und zwar immer dann, wenn es um Kariya ging. Dann zeigte er sich nämlich von seiner obsessiven Seite und überdramatisierte einfach alles. Kariya konnte sich gut vorstellen, dass Hiroto ihn am liebsten wortwörtlich in Watte gepackt hätte. Und er verstand einfach nicht, wieso dieser Mann ausgerechnet an ihm so einen Narren gefressen hatte. "Du erinnerst mich an mich selbst", hatte Hiroto einmal zu ihm gesagt. Aber warum, das hatte er ihm nicht erklärt und Kariya hatte auch nicht weiter nachgefragt.

Im Laufe der Monate hatte Kariya sich daran gewöhnt und es akzeptiert. Auch wenn er Hirotos Beweggründe nicht verstand, er verstand sich gut mit ihm und auch mit Midorikawa. So hatte es sich ergeben, dass er bei diesen beiden quasi ein zweites Zuhause gefunden hatte. Er übernachtete oft bei ihnen oder blieb über mehrere Tage. So wie es auch für heute ausgemacht war. Hiroto hatte ein großes Haus und Kariya hatte dort ein Zimmer für sich allein. Nicht so wie im Sun Garden, wo er sich ein Zimmer mit anderen teilen musste. Auch wenn Kariya es niemals zugegeben hätte, am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn Hiroto und Midorikawa ihn einfach hätten adoptieren können. Natürlich ging das nicht. Deswegen behielt er diesen Wunsch auch für sich.

"Und mit deinen Klassenkameraden und dem Team kommst du mittlerweile auch gut aus, ja?", fragte Hiroto, nachdem Kariya, der zwischen den beiden Älteren auf dem Sofa saß, eine Weile von ihrem Match gegen Gassan Kunimitsu erzählt hatte.

Kariya nickte, doch dann musste er plötzlich an Kirino denken. Ein komischer Kerl war das. Zuerst ließ er sich so schön ärgern und dann nach ihrem Sieg war er plötzlich so nett zu ihm gewesen. Er hatte sich sogar bedankt. Hatte er ihm seine Streiche so schnell verziehen? Kariya verstand dieses Verhalten nicht und es hatte ihn verunsichert.

"Masaki?"

"Huh?"

Midorikawa sah ihn etwas besorgt an. "Du wirkst so nachdenklich. Bedrückt dich etwas?"

Kariya schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin nur müde." Er gähnte, um seine Aussage zu untermalen. Prompt griff Midorikawa sein Handgelenk, hielt Kariya die eigene Hand vor den Mund und sah ihn streng an. Kariya seufzte und konnte es sich nicht verkneifen, mit den Augen zu rollen. Ja ja, Hand vor den Mund, bla bla...

"Du Armer", meldete sich Hiroto erneut zu Wort, schnappte sich Kariya und drückte ihn an sich. "Du hast einen anstrengenden Tag hinter dir. Wenn du willst, kannst du auch bei uns im Bett schlafen."

"Bäääh!", murrte Kariya und versuchte, sich zu befreien.

"Hiroto!", mahnte Midorikawa den Anderen, doch Hiroto lachte nur, während er den Jüngeren los ließ.

"Pädo!", zischte Kariya und versuchte etwas Ordnung in seine verwuschelten Haare zu bringen.

"Hey, wie hast du mich genannt?"

"Pädo!"

"Na warte, du Frechdachs!", und damit packte Hiroto ihn erneut und begann ihn durchzukitzeln. Kariya kippte bei dem Versuch, sich frei zu zappeln nach hinten und landete auf Midorikawas Schoß.

Ihr seid solche Kindsköpfe!", beschwerte Midorikawa sich, da er selbst dank Kariyas Gewicht nun nicht mehr aufstehen konnte.

"In deinem Alter hatten wir noch etwas mehr Respekt!", schimpfte Hiroto derweil mit Kariya.

"Lass mich los, du Pädo!"

"Chr-chrm."

Die Kabbeleien der drei wurden unterbrochen, als sie hinter dem Sofa ein Räuspern hörten. Als sie aufblickten stand Hitomiko mit strenger Miene hinter dem Sofa und hatte die Hände in die Hüften gestemmt.

"Manchmal glaube ich, dass ich noch zwei Kinder mehr hier habe", sagte sie. Erst jetzt merkten Hiroto, Midorikawa und Kariya, dass die anderen Kinder im Raum sie allesamt beobachten und nun wie auf Kommando in schallendes Gelächter ausbrachen.

Kariya wurde puterrot im Gesicht und zwängte sich zwischen Hiroto und Midorikawa hervor, die nun wie ein Sandwich ohne Belag auf dem Sofa lagen.

"Runter von mir, Chef!", maulte Midorikawa, doch die Anrede machte mehr als deutlich, dass er es nicht wirklich böse meinte.

"War doch nur ein Spaaaaß", seufzte Hiroto, stand auf und richtete seinen Anzug.

"Kommt jetzt, ihr Scherzkekse, sonst wird das Essen wieder kalt", sagte Hitomiko und verließ das Zimmer.

"Ob sie sauer ist?", murmelte Hiroto nachdenklich.

"Ich denke nicht", fügte Midorikawa hinzu und klopfte das Sofa wieder ordentlich. "Sauer war sie nur, als ihr beide mit dem Fußball ein Bild von der Wand geschossen habt."

Kariya räusperte sich. Daran wollte er gar nicht mehr zurück denken.

"Also, lasst uns essen gehen. Komm, Masaki." Midorikawa legte die Hand auf den Rücken des Jungen und schob ihn zur Tür.

Erst jetzt, wo es nach dem leckeren Essen roch, merkte Kariya, wie hungrig er war. Hitomiko hatte Recht. Erdbeerkuchen war kein Abendessen. Kariya grinste. Ja, eigentlich war es wirklich gar nicht so schlecht hier.
 

~
 

Kageyama Hikaru, also. Hm, sonderlich vielversprechend sah der Kleine ja nicht aus. Und sein Ego schien ebenfalls nicht das Größte zu sein.

„’n Anfänger also, he?“, meinte Kariya, nachdem ihr Neuzugang im Team sich soeben vorgestellt und ihnen gleich mal offenbart hatte, dass er erst seit zwei Monaten überhaupt Fußball spielte.

„Wir waren alle mal Anfänger“, belehrte Kirino, der neben Kariya stand, ihn sofort. Kariya warf ihm den üblichen bissigen Blick zu, sagte aber nichts, als er feststellte, dass Kirino gar nicht so abwertend schaute, wie sonst immer. Hm, was war denn mit dem los? Guten Tag erwischt?
 

Das Training an diesem Tag war alles andere als produktiv. Der Neue, Kageyama, hielt den ganzen Verkehr auf. Kariya saß am Rande des Feldes, als ein Ball vor seine Füße rollte. Oh Mann, das, was dieser Junge als Dribbeln bezeichnete, konnte man echt nicht mit ansehen.

„Tut mir leid“, nuschelte Kageyama etwas außer Puste, als er den Ball aufhob.

„Was machst du denn?“, seufzte Kariya. „Du musst schon auf den Ball schauen, während du läufst. Sonst kannst du doch nicht geradeaus rennen.“

„Oh, ja das macht Sinn“, antwortete der Anfänger mit einem optimistischen Lächeln, welches Kariya mit seinem gespielten erwiderte.

Es dauerte keine zwei Minuten, da knallte Kageyama Hikaru bei dem Versuch, Kariyas Rat Folge zu leisten, auch schon frontal gegen den Torpfosten. Kariya hielt sich vor Lachen den Bauch. Klasse! Somit hatte der Neue bewiesen, dass er wenigstens zu etwas taugte. Nämlich zum auf den Arm nehmen.

Natürlich war es Kirino, die gute Seele, der sofort bei dem neuen Schützling war und ihm auf die Beine half.

„Kariya“, rief er patzig in dessen Richtung. „Du schon wieder!“

Kariya störte sich nicht besonders an dem Tadel. War ja schließlich nicht das erste Mal. Und doch fand er, genau wie vorhin im Teamraum, dass sich etwas an Kirinos Verhalten ihm gegenüber geändert hatte. Sein Tonfall war nicht mehr ganz so bissig, auch wenn er ihn ständig zurechtwies. Und natürlich fielen die Anschuldigungen weg. Keine Unterstellungen mehr, dass er ein Seed sei. Hm, schade. Damit konnte er diesen Scherz wohl endgültig zu den Akten legen. Dabei war es so lustig gewesen mit anzuschauen, wie sein Senpai sich da hineingesteigert hatte.

In der Zwischenzeit hatte Kageyama einen erneuten Anlauf gestartet und spätestens bei seinem Torschuss musste Kariya zugeben, das war gar nicht schlecht gewesen.

Kariya blickte hinüber zu seinen Teammitgliedern auf der anderen Seite des Platzes. Wie Kirino mal wieder an ihrem Captain klebte. Oder der an Kirino… So genau konnte man das nicht beurteilen, aber Kariya war längst aufgefallen, dass diese beiden ständig aneinander hingen. Pff, das war doch peinlich. Wo waren sie denn hier? Im Kindergarten? Merkten die das selbst gar nicht? Wirklich ooooberpeinlich waren die. Kariya rollte mit den Augen.
 

~
 

Nach dem plötzlichen Auftauchen von Fubuki Shirou war das gesamte Raimon Team ziemlich durch den Wind und die Trainings dementsprechend auch. Wer konnte es ihnen verübeln, nachdem dieser Typ da einfach auftauchte und ihnen sagte, dass sie, so wie sie im Moment spielten, nicht allzu große Chancen auf einen Sieg gegen Hakuren hätten. Manch einen schien das erst recht zu motivieren. Kariya hingegen wurde eher mitgeschleift.

Allgemein war er die letzten Tage nicht unbedingt bei bester Laune gewesen. Seit Kirino sich nicht mehr so schön provozieren ließ, war ihm ziemlich langweilig und allgemein fühlte er sich einfach unbeachtet. Wäre da nicht noch Tsurugi gewesen, der sich meist ebenfalls abseits hielt, wäre Kariya sich ziemlich fehl am Platze vorgekommen, wie er da grundsätzlich allein am Rand der Runde saß.

So auch an diesem Tag. Sie trainierten heute auf dem Hallenplatz der Schule und machten gerade eine Pause. Die üblichen Grüppchen saßen natürlich beieinander. Tenma bei Shinsuke und ihrem Neuling. Ichino und Aoyama. Hayami und Hamano. Die Drittklässler. Oh und natürlich Captain und Captain’s Schoßhündchen, Verzeihung, Kirino.

Kariya beobachtete die beiden eher unbewusst. Wie blöd Kirino aus der Wäsche guckte, als Midori dem Captain etwas zu Trinken reichte. Und wie er noch viel blöder guckte, als Akane ihm einen Brief überreichte. Was war das? Ein Liebesbrief etwa? Hmpf, eifersüchtig, Kirino-Senpai? Kariya grinste amüsiert. Doch dann war er doch neugierig, was für Post Shindou da bekommen hatte und spitzte die Ohren.
 

Es stellte sich heraus, dass der Brief von einem gewissen Nishiki war. Ihre Managerin Midori schien sich ganz besonders über den Brief zu freuen. Spätestens nach ihrer Reaktion auf Hamanos Spruch war jedenfalls glasklar, dass sie auf diesen Typ stand. Mädchen… dass die immer so ein Drama um solche Gefühlsduseleien veranstalten mussten.

„Uhm“, mischte Tenma sich nun ein. „Von wem genau ist der Brief denn?“

„Ah, Moment!“, antwortete Shindou, stand auf und lief zu seiner Tasche. Er suchte etwas darin und kam kurz darauf mit einem Foto in der Hand wieder zu ihnen zurück.

„Das war kurz nachdem wir dem Club beigetreten sind“, erklärte er, während er den anderen das Foto zeigte. „Und das ist Nishiki Ryouma.“

Während sie so über diesen Nishiki sprachen, stand Kariya nun doch auf und lief zu der Gruppe hinüber. Unauffällig lugte er über Aois Schulter, um einen Blick auf das Foto zu erhaschen. Es war ein Gruppenfoto des zweiten Teams des Raimon Fußballclubs, das konnte Kariya an den weißen Trikots sofort erkennen. Einige Personen auf dem Bild kannte er nicht. Nur Kurama, Hamano, Hayami, Ichino und Aoyama. Oh und natürlich Shindou und Kirino, die offensichtlich schon damals aneinander geklebt hatten. Pff, fehlte nur noch, dass sie Händchen hielten. Irgendwie machte das Kariya neuerdings wütend, auch wenn er nicht so wirklich wusste warum. Vielleicht weil es so oberpeinlich war. Mindestens so peinlich wie diese Schwärmereien über diesen Nishiki.

„Oh, willst du es auch sehen?“, fragte Aoi so plötzlich, dass Kariya erschrak.

„Was? Oh, äh- nee“, stammelte er, als das Mädchen ihm das Foto unter die Nase hielt.

„Also!“, meldete sich plötzlich Shindou zu Wort. „Genug ausgeruht. Wir trainieren weiter!“

Auf sein Kommando liefen die Teammitglieder zurück auf den Platz. Kariya rümpfte die Nase. Im Befehle erteilen war ihr Captain wirklich ausgezeichnet. Das übte er wohl nicht zu selten. Und Spaß zu machen schien es ihm auch. Kariya passte das ganz und gar nicht, auch wenn ihm das gerade zum ersten Mal auffiel. Wenn er so darüber nachdachte, dann machte dieser Shindou das doch ständig. Nur weil er Captain war, musste er sich noch lange nicht so aufspielen.

Kariya warf einen Blick zu ihren Taschen, wo Aoi das Foto hingelegt hatte und grinste…
 

~
 

„Shindou? Kommst du?“, fragte Kirino. Nach dem Training stand er bereits fertig umgezogen und mit seiner Tasche über der Schulter in der Umkleide. Ein Teil des Teams hatte sich bereits verabschiedet. Shindou jedoch wühlte etwas ratlos in seiner Tasche herum.

„Augenblick nur…“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Kirino.

Kirino trat einen Schritt näher und sah ihm über die Schulter.

„Suchst du etwas?“

„Ich kann mein Foto nicht mehr finden“, antwortete Shindou.

„Oh? Hm…“

„Na ja was soll’s.“ Shindou zog den Reißverschluss der Tasche zu und richtete sich auf. „War ja nur ein Abzug. Lass uns gehen.“
 

~
 

Am nächsten Tag war Kirino nach dem Unterricht spät dran, weil er Klassendienst gehabt hatte. Nun lief er eilig den Schulflur entlang.

„Dann bis Morgen, Kariya“, hörte er plötzlich die Stimme eines Lehrers, der soeben das Klassenzimmer zu Kirinos rechten verließ. Huh? Kariya?

Kirino warf einen Blick in das besagte Klassenzimmer und sah wie Kariya auf seinem Platz saß. Abgesehen von ihm war der Raum leer. Wieso war er noch hier? Und was hatte der Lehrer mit ihm zu Besprechen gehabt? Hatte er womöglich etwas ausgefressen? Wirklich gewundert hätte es Kirino nicht.

„Kariya“, sprach er ihn an, betrat das Klassenzimmer und lief zu seinem Platz hinüber.

„Kirino-Senpai!“ Der Angesprochene wirkte überrascht, als er seinen älteren Mitschüler sah.

„Wieso bist du noch nicht beim Training?“, fragte Kirino, blieb neben Kariyas Tisch stehen und sah zu, wie dieser seine Sachen einpackte.

„Das Gleiche könnte ich dich fragen, Senpai. Spionierst du mir etwa nach?“

Kirino ignorierte die Provokation gekonnt.

„Ich hatte Klassendienst und-“

Kirino stockte, als er plötzlich etwas sah. Er griff an Kariya vorbei, der so schnell nicht reagieren konnte, und zog an der Ecke des Papiers, welches unter Kariyas Pult hervorlugte.

Seine Augen wurden groß.

„Das ist Shindous Foto!“, stellte er empört fest und hielt Kariya das Foto hin, als wolle er sehen, ob Kariya genauso überrascht über den Fund war, wie Kirino selbst.

„Wieso hast DU das?“

Kariyas Pokerface verschwand nur für eine Sekunde. Dann jedoch zuckte er beiläufig mit den Schultern, streckte die Arme und verschränkte sie anschließend hinter dem Kopf.

„Und wenn schon. Ist doch eh nur… ein Abzug.“

Kirino traute seinen Ohren kaum.

„Du hast uns belauscht?!“ Es war halb eine empörte Frage, halb eine Feststellung. Was in aller Welt sollte das nun wieder?

„Ich hab euch GEHÖRT“, berichtigte Kariya sichtlich gelassen. „Ich war auch im Umkleideraum, weißt du? Ich gehör nämlich auch zum Team.“ Er grinste und stand auf.

„Weiß ja nicht, was so schlimm dran sein soll, dass ich ’n Bild von meinem Team haben wollte. Meine… Eltern wollten mal sehen, mit wem ich so rumhäng.“

Erstunken und erlogen. Und davon abgesehen machte diese Lüge nicht einmal Sinn, immerhin war auf dem Foto ja nur ein Teil des derzeitigen Teams zu sehen. Aber so genau musste man es ja nicht nehmen.

„Aber wenn du nicht mal ein einziges Bild von dir und deinem Schnucki entbehren kannst, dann kannst du es gern wieder haben“, fügte Kariya noch hinzu, griff seine Tasche und lief zur Tür.

„Schn-… WAS?“, Kirino hatte längst die Fassung verloren. „Wo-Wovon redest du überhaupt?“ Er steckte das Foto in seine Tasche und lief Kariya nach. „Hey!“ Ehe der Jüngere das Klassenzimmer verlassen konnte, packte Kirino ihn am Handgelenk und hielt ihn fest.

Doch Kariya drehte sich schlagartig um und riss sich von ihm los.

„Na, du und Shindou. Das merkt doch ein Blinder!“, fuhr er Kirino an.

Dieser stand da wie ein begossener Pudel. Er wurde von einem Schockmoment in den nächsten katapultiert.

„W-WIE bitte?“, fragte er irritiert und mit nun wieder gesenkter Stimme.

„Du brauchst dich gar nicht so doof zu stellen, Senpai“, erwiderte Kariya. Sehr zu Kirinos Verwunderung wirkte der Andere wirklich wütend. Kein dämliches Grinsen so wie sonst immer. Alles in allem war die Stimmung wesentlich angespannter, als sie hätte sein sollen. Auch wenn Kirino nicht wirklich wusste wieso das so war. Kariya sah ihn abwertend an.

„So verknallt, wie du immer glotzt“, sagte er und schnaubte verächtlich. „Ihr beide benehmt euch total lächerlich und scheinbar merkt ihr das noch nicht mal. Ts! Ekelhaft!“

-KLATSCH-

Einen Moment lang herrschte Stille.

Kariya blickte zu Boden.

Kirinos Handfläche brannte, so fest hatte sie Kariyas Wange getroffen. Kirino schluckte. Er konnte nicht fassen, was da gerade passiert war. Er hatte noch nie jemanden geschlagen. Noch nie! Und nun war es einfach so passiert. Er konnte sich nicht einmal genau erklären warum. Kariyas Worte hatten ihn einfach so wütend gemacht. Und das taten sie immer noch, aber ihm deswegen gleich eine zu klatschen war eigentlich ganz und gar nicht seine Art.

Er wollte gerade den Mund aufmachen, um sich zu entschuldigen, als Kariya plötzlich anfing zu kichern. Schnell wurde daraus ein lautes Lachen. Was zum-? Was war denn nun kaputt?

„Volltreffer!“, sagte der Jüngere, der sich augenscheinlich köstlich amüsierte. Kirino sah ihn verwirrt an.

Kariya hielt sich vor Lachen den Bauch und wischte sich schließlich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. Kirino fragte sich, ob der Andere vielleicht nur angefangen hatte zu lachen, um zu vertuschen, dass ihm zum Heulen zu Mute war. Aber das würde keinen Sinn machen. SO fest hatte Kirino nun auch wieder nicht zugeschlagen.

„Volltreffer…“, wiederholte Kariya und beruhigte sich langsam wieder. „Senpai… wenn ich nicht richtig liegen würde, mit meiner Vermutung, dann gäbe es ja keinen Grund so auszuflippen, oder nicht?“

Kirinos Augen weiteten sich. Er biss sich auf die Lippen.

„So ein Unsinn!“, zischte er dann und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Ich… hab nichts mit Shindou.“ Allein schon dieser Satz war ihm unglaublich peinlich und gleichzeitig hatte er das Gefühl rot zu werden. Sehr unpassender Moment für so eine Reaktion. Dass er so etwas überhaupt klar stellen musste…

„Und ich hab keine Ahnung wie du auf so was kommst“, fügte er schnell noch hinzu. Wirkte ihr Verhältnis womöglich wirklich… SO auf Außenstehende? Darüber hatte Kirino sich nie Gedanken gemacht, aber nun hatte Kariya ihn verunsichert.

Kariyas Grinsen war auf sein Gesicht zurückgekehrt. Keine Spur mehr von der Wut, die er vorhin ausgestrahlt hatte. Wieso war er eigentlich wütend gewesen? Kirino dachte an Kariyas Wortwahl. „Ekelhaft.“ Anscheinend hatte sein Teamkamerad ein Problem mit solchen… Beziehungen. Schlimm genug. Und ziemlich altmodisch, wie Kirino fand. Aber durchaus gut zu wissen.

„Na,… wenn du es sagst,… Sen-pai“, erwiderte Kariya grinsend. „Dann stört es dich ja sicher auch nicht, wenn ich mein Glück versuche.“

Kirino wollte sich eigentlich gerade wieder beruhigen, aber nun fiel er erneut aus allen Wolken.

„Was zum-?! Lass gefälligst die Finger von Shindou!“ Er wollte sich selbst ohrfeigen, als er merkte, was er da gerade gesagt hatte. Und WIE er es gesagt hatte. Doch da war es schon zu spät. Und Kariya grinste zufrieden.

„Wer sagt denn…“, begann er leise und trat näher an Kirino heran. Dann griff er nach Kirinos Zopf und drehte eine Haarsträhne um seinen Finger. „…dass ich es bei IHM versuchen will?“

Kirino hatte plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl in der Magengrube. Jetzt war es aus und vorbei. Er spürte, wie er knallrot anlief. Warum musste ihm dieser Pimpf so auf die Pelle rücken?

Als er die Fassung wieder erlangt hatte, stieß Kirino den Anderen mit beiden Händen an dessen Schultern von sich.

„Was auch immer du damit zu bezwecken versuchst-“, fuhr er ihn an, rückte seine Tasche zurecht und ging an ihm vorbei. „LASS ES SEIN!“

Und damit verließ er fluchtartig das Klassenzimmer.

„Cheee“, machte Kariya und kratzte sich am Hinterkopf, ehe er die Hände in den Hosentaschen vergrub. „Bezwecken… wenn ich das wüsste…“
 

~
 

Die nächsten Tage an der Raimon Jr. High verliefen relativ ereignislos. Bis auf die Tatsache, dass Kirino seit diesem Vorfall kein Wort mehr mit Kariya gesprochen hatte, es sei denn es war absolut unumgänglich. Abgesehen von einer Ausnahme, während ihrem Spiel gegen Hakuren. Da hatte Kirino ihn sogar gelobt. Wahrscheinlich hatte er im Eifer des Gefechts einfach vergessen, dass er ihn eigentlich wie Luft behandeln wollte.

Seit dem Tag nach diesem Spiel war die Stimmung im Team jedenfalls im Keller. Nach Trainer Endous plötzlichem Rücktritt war ohnehin schon niemand mehr motiviert und Kidous hartes Training machte es nur noch schlimmer.

In gewisser Weise konnte es Kariya recht sein. So merkte ihm wenigstens niemand seine Laune an. Nicht, dass er davon ausging, dass es unter anderen Umständen jemandem aufgefallen wäre, dass er nicht so gut drauf war… Er fühlte sich ohnehin nach wie vor wie das fünfte Rad am Wagen. Aber gerade die letzten Tage war es ihm besonders schlimm vorgekommen. Dieses Gespräch mit Kirino wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? So einen billigen Anmachspruch raus zu hauen… Ein Teil von ihm sagte, dass er seinen Senpai eben einfach gern provozierte. Und da dieser sich seit ihrem Spiel gegen Gassan Kunimitsu nur noch schwer auf die Palme bringen ließ, hatte er eben zu härteren Mitteln greifen müssen. Dass Shindou dabei Kirinos Schwachpunkt war, lag ja wohl ziemlich klar auf der Hand. Nur der andere Teil in Kariya wollte sich mit dieser Rechtfertigung für sein Handeln irgendwie nicht so recht zufrieden geben. Das war der Teil, der jedes Mal stinksauer wurde, wenn Kirino und ihr Captain sich aufführten wie ein Ehepaar. Gut, er hatte es vor Kirino „Ekelhaft“ genannt, aber letztendlich wusste er, dass er zumindest das nur getan hatte, um Kirino zu provozieren und dass das nicht der Grund für seine Wut sein konnte. Er mochte zwar noch sehr jung sein, aber es gab gewisse Dinge, die bekam man eben ziemlich früh mit. Und spätestens seit er Hiroto und Midorikawa kennen gelernt hatte, hatte sich diese Art der Beziehung für ihn zum Normalsten der Welt entwickelt. Vorher… vorher hatte es ihn einfach nicht interessiert. Also blieben eigentlich nicht viele Gründe übrig, warum es ihn bei Shindou und Kirino so aufregte. Ihm fielen nach reichlicher Überlegung jedenfalls nur zwei ein. Entweder er war eifersüchtig, weil die beiden sich so gut verstanden und ein absolutes Vorzeigepärchen waren – mal unabhängig davon, ob sie nun wirklich nur beste Freunde waren oder eben doch mehr – während Kariya immer noch ein Problem damit hatte, im Team richtig Anschluss zu finden. Oder aber… er war eifersüchtig… Na gut, das klang im ersten Moment gleich, aber es war etwas anderes, ein anderer Grund für seine Eifersucht. Nur wollte er den Gedanken irgendwie nicht so wirklich fortsetzen. War ja schon schlimm genug, dass er ihm überhaupt gekommen war. Fakt war, die momentane Situation fand er wirklich ätzend und so konnte es auf gar keinen Fall weiter gehen. Kirino sollte sich gefälligst nicht so anstellen. Nur wegen ein paar doofen Sprüchlein – war ja nicht so, dass er die nicht längst von ihm gewohnt sein müsste. Genau! Ihn deswegen gleich mit Ignoranz zu strafen und das obwohl es nach dem Gassan Kunimitsu Spiel so gewirkt hatte, als wolle er das Kriegsbeil begraben, war absolut übertrieben, ungerechtfertigt und… doof! Und das würde er ihm sagen. Genau so. Hmpf!
 

Das heutige Training hatte sie alle ziemlich geschafft. Kirino fühlte sich so K.O., dass er am liebsten auf der Bank im Umkleideraum eingeschlafen wäre, statt sich umzuziehen. Trainer Kidou war einfach komplett anders als Endou. Er forderte sie bis an ihre Grenzen und auch als es heute während des Trainings auf dem Außenplatz angefangen hatte, wie aus Eimern zu gießen, hatte er keine Gnade walten lassen, sondern sie im strömenden Regen weiter trainieren lassen. Noch nach keinem richtigen Match war Kirino so fix und alle gewesen wie nach ihren derzeitigen Trainings.

Er stand unter der Dusche und hatte die Augen geschlossen. Am liebsten wollte er einfach dort stehen bleiben. Oder sitzen. Sitzen wäre noch besser gewesen. Er beneidete Shindou wirklich nicht darum, dass dieser heute noch Klavierunterricht hatte. Das war übrigens auch der Grund für Kirinos Trödeln. Shindou musste heute sowieso ohne ihn los, also konnte er sich auch Zeit lassen. Er atmete tief durch und seufzte. Das heiße Wasser tat gut. Einzig seine schmerzenden Füße, auf denen er fast nicht mehr stehen konnte, zwangen ihn dazu, den Hahn schließlich abzudrehen, sich abzutrocknen und mit dem Handtuch um die Hüften zurück in den Umkleideraum zu gehen.
 

Dort angekommen stellte er fest, dass die meisten seiner Teamkollegen bereits gegangen waren. Nur Ichino und Aoyama waren noch am Zusammenpacken. Ouh… und Kariya saß noch auf einer der Bänke.

Kirino beachtete ihn nicht weiter und ging zu seinem Platz, um sich anzuziehen. Ihn nicht beachten war das, was er im Prinzip die ganze Zeit schon tat. Er wollte dieses unangenehme Gespräch im Klassenzimmer einfach vergessen und nicht weiter darüber nachdenken müssen. Schlimm genug, dass er sich seit dem in Shindous Gegenwart aufführte, wie der letzte Volltrottel. Kariyas Worte hatten ihn verunsichert. Und er wollte nicht, dass es so aussah, als klebte er an Shindou wie ein Schoßhund. Und was er schon gleich gar nicht wollte, war, dass jemand… so etwas… über sie dachte. Was, wenn irgendwann jemand Shindou darauf ansprechen würde? Undenkbar! In so eine peinliche Situation wollte er ihn auf gar keinen Fall mit seinem Verhalten bringen. Dann ging er lieber ein bisschen auf Abstand.

„HATSCHI!!!“

„Oh, Kirino! Pass auf, dass du dich nicht erkältest!“, sagte Ichino, der gerade mit Aoyama auf dem Weg zur Tür war.

„Ah…“, murmelte Kirino und lächelte. „Ja. Danke!“

„Gute Besserung! Bis morgen!“ Und damit verabschiedeten sich die beiden.

Kirino rieb sich müde die Augen und zog seine Hose an. Er fühlte sich wirklich nicht besonders wohl. Was allerdings nach diesem Training kein Wunder war. Sie waren alle am Ende ihrer Kräfte. Aber krank zu werden konnte er sich deswegen trotzdem nicht leisten. Er brauchte einfach eine große Portion Schlaf. Dann würde es ihm Morgen sicher schon viel besser gehen.

Er hatte gerade das Hemd seiner Schuluniform angezogen, als er aus den Augenwinkeln sah, wie Kariya von seinem Platz auf der Bank aufstand.

„Was starrst du mich so an?“, fragte er verunsichert, als Kariya, ihn nicht aus den Augen lassend, an ihm vorbei ging.

„Nur so…“, nuschelte Kariya und ging an ihm vorbei zur Tür. Kirino rollte mit den Augen und wandte sich ab, um sein Hemd zuzuknöpfen. Doch dann fiel sein Blick auf Kariyas Tasche, die dieser stehen gelassen hatte. Huh? Wieso ging er denn ohne seine Tasche?

In diesem Moment hörte er hinter sich ein klickendes Geräusch. Jemand schloss die Tür ab! Kirino fuhr herum.

„Kariy- ah!“

Kirino schreckte zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Schrankreihe. Er hatte nicht erwartet, dass Kariya plötzlich direkt vor ihm stehen würde. Eher war er davon ausgegangen, dass Kariya die Umkleide verlassen und ihn eiskalt hier eingesperrt hatte.

„Kariya!“, fuhr er ihn wütend an. „Was soll das?“

Es tat einen Knall als Kariyas Handflächen links und rechts von Kirinos Gesicht gegen das Metall der Schränke schlugen.

„So ein Zufall, Senpai!“, begann Kariya, der Kirino nun zwischen sich und den Schränken eingekeilt hatte. „Das gleiche wollte ich dich auch gerade fragen.“ Der Ton in der Stimme des Jüngeren gefiel Kirino ganz und gar nicht. Er kannte diesen Tonfall nicht von ihm. Und irgendwie machte er ihm Angst.

„Ich… weiß nicht, was du meinst“, murmelte Kirino und versuchte, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

„Schlimm genug“, antwortete Kariya und rückte ihm noch weiter auf die Pelle. Kirino wurde nervös, als er den Körper des anderen an seinen gedrückt spürte.

„Du solltest es eigentlich wissen“, fuhr Kariya fort. „Immerhin bist du es, der mich permanent ignoriert.“ Das war alles? Kirino sah ihn irritiert an. Nur deswegen veranstaltete Kariya so einen Zirkus? Kirino war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Er seufzte, rollte sichtlich genervt mit den Augen und wandte den Blick ab. Gerade wollte er den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Kariya plötzlich die Hand von dem Schrank hinter ihm nahm, damit Kirinos Kinn packte und es so grob in seine Richtung drückte, dass Kirinos Wange von dem Druck der Finger darauf schmerzte.

„Ich mag es nicht, wenn man mich nicht ernst nimmt!“, zischte Kariya ihn an.

„Aua!“, maulte Kirino und schlug erst Kariyas Arm weg, bevor er ihn mit beiden Händen so fest von sich stieß, dass Kariya prompt mit seinem Hintern auf dem harten Fliesenboden landete.

„Und ich mag es nicht, wenn man mich so begrabscht!“, konterte er. Bis eben hatte er ja noch vorgehabt, den Ansatz eines zivilisierten Gespräches zu wagen, doch darauf war ihm die Lust nun vergangen. So wie Kariya sich aufführte, war es im Moment sowieso nicht möglich, mit ihm normal zu diskutieren. Darum schlüpfte Kirino eilig in seine Schuhe, schnappte sich seine Jacke und Tasche und wollte zur Tür laufen.

Doch allzu weit kam er nicht, denn schon nach zwei Schritten wurde er zurück gerissen, weil Kariya den Griff seiner Tasche gepackt hatte. Die Tasche rutschte von seiner Schulter und Kariya warf sie mitsamt der Jacke hinter sich.

„HEY!“, schrie Kirino. „Jetzt reicht’s, Kariya! Hör auf damit!“ Oh, wieso musste dieser Giftzwerg nur so nervig sein? Dabei gab Kirino sich doch wirklich allergrößte Mühe. Er hatte sogar darüber nachgedacht, wieder mit ihm zu reden und das Gespräch im Klassenzimmer einfach zu vergessen. Er hatte vorgehabt, sich für die Ohrfeige zu entschuldigen, aber nun sah er sich stattdessen kurz davor, die nächste auszuteilen.

„Gib mir meine Tasche!“, forderte Kirino wütend und wollte an Kariya vorbei gehen, um seine Tasche zurück zu holen, doch Kariya versperrte ihm den Weg.

„Kariya!“

„Was denn, Senpai? Kommst du etwa nicht an mir vorbei?“, lachte Kariya und blockierte ihn weiter. Diesmal ließ er sich auch nicht zur Seite drängen, als Kirino versuchte, ihn mit den Händen weg zu stoßen. Für so eine halbe Portion hatte er ganz schön Kraft, das musste man ihm lassen.

„Lass mich – endlich – in Ruhe!“, zischte Kirino genervt und startete erneut einen Anlauf, Kariya aus dem Weg zu schubsen, doch plötzlich trat dieser ihm mit dem Fuß zwischen die Beine, sodass Kirino stolperte und mit Schwung nach hinten kippte.
 

„Aaah!“ Kirino stöhnte vor Schmerzen und hielt sich den Hinterkopf, der alles andere als sanft auf dem harten Boden aufgeschlagen war. Er kniff die Augen zusammen, in deren Winkeln sich Tränen gebildet hatten. Verdammt, das tat weh! Und irgendwie drehte sich für einen kurzen Moment lang alles um ihn herum.

Sogar Kariya, der den Augenblick nutzte sich kurzerhand breitbeinig auf Kirinos Schoß setzte und ihn somit am Aufstehen hinderte.

„Ka…riya!“, maulte Kirino. „Das… tat WEH, verdammt noch mal!“

„Oh, verzeih mir bitte, Kirino-Senpai“, entschuldigte Kariya sich mit gespielt wehleidiger Stimme und tätschelte Kirinos Kopf, nur um erneut von ihm weggestoßen zu werden. „Aber du hättest ja auch einfach freiwillig mit mir reden können.“

Kirino seufzte und tastete weiter an seinem Hinterkopf nach einer Beule. Oder womöglich sogar Blut. Aber zumindest letzteres spürte er nicht. Na, wenigstens etwas.

„Du hättest auch einfach ganz normal sagen können, dass du mit mir reden willst!“, erwiderte er.

„Und dann wärst du nicht davon gelaufen?“, fragte Kariya und blickte auf ihn herab.

Kirino gab zu, dass das in der Tat ein berechtigter Einwand war. Also beschloss er, nicht weiter darauf einzugehen.

„Also, bitte“, sagte er stattdessen. „Reden wir.“ Er bemühte sich gar nicht erst, Kariya zum Aufstehen zu bewegen. Davon abgesehen, dass ihm so der Schädel dröhnte, dass es vielleicht gar nicht so verkehrt war einen Moment liegen zu bleiben.

Kariya grinste zufrieden.

„Wie schon gesagt“, begann er, beugte sich über den Älteren und stützte sich mit den Händen links und rechts von ihm ab. „Ich mag es nicht, wenn man mich nicht ernst nimmt.“

Kirinos erster Gedanke war: „Dich kann man aber nicht ernst nehmen“, doch er besann sich eines Besseren und verkniff sich diesen Kommentar. Um des Friedens Willen. Und weil es ja hieß: „Der Klügere gibt nach.“ Darum überlegte er sich gut, was er als nächstes sagte.

„Wieso denkst du, dass ich dich nicht ernst nehme?“, fragte er schließlich.

Kariya knickte die Ellbogen ein, sodass er noch tiefer über ihn gebeugt war. Sein Grinsen wurde eine Spur breiter. Kirino spürte, wie die Nervosität, die bis eben von Wut überdeckt worden war, wieder zurückkehrte. Diese Nähe war ihm unangenehm.

„Du…“, begann Kariya. Seine Stimme war leiser geworden und hatte erneut diesen Tonfall, der Kirino bereits zuvor einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Er wusste nicht, wie er ihn beschreiben sollte. Unausweichlich kam ihm das Wort Verführerisch in den Sinn und just im gleichen Moment spürte er wie sehr sein Herz raste. Warum zum Teufel?!

„Du traust mir nicht zu…“, fuhr Kariya leise fort, während sein Blick über Kirinos Gesicht wanderte. Das war Kirino erst recht unangenehm. Er mochte es nicht so gemustert zu werden.

Kariya verlagerte sein Gewicht auf seinen linken Unterarm, sodass er den rechten vom Boden lösen konnte. Er näherte sich Kirinos Gesicht mit dem eigenen noch etwas weiter, legte die Hand auf Kirinos Wange und strich leicht darüber, bis seine Fingerspitzen die Lippen des Anderen berührten.

„…dass ich dich ernsthaft anmachen könnte“, hauchte er leise. Kirinos Augen weiteten sich. Er wollte etwas sagen, doch da war es auch schon zu spät. Kariya überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihnen und drückte seine Lippen auf Kirinos.

Kirino stockte der Atem. Wie erstarrt lag er da und rührte sich nicht, während er die Augen weit aufgerissen hatte.

„Mh-!“, machte er schließlich und stemmte die Hände gegen Kariyas Brust, wodurch ihre Lippen sich kurz voneinander lösten. Doch Kariya war hartnäckiger als erwartet. Blitzschnell packte er Kirinos Handgelenke und drückte sie neben seinem Kopf auf den Boden.

„Kari- mmh-!!!“ Viel mehr brachte Kirino nicht heraus, denn Kariyas Kuss schnitt ihm erneut das Wort ab. Es war ihm unmöglich, die Hände frei zu bekommen, solange Kariya sie mit seinem ganzen Gewicht festhielt, also versuchte er stattdessen den Kopf wegzudrehen. Doch bevor ihm das gelang, ließ Kariya eines seiner Handgelenke los, packte stattdessen sein Kinn und hielt ihn daran fest. Kirino spürte die Lippen des Jüngeren, die sich fest auf seine drückten und Kariyas Zunge, die über seine Unterlippe fuhr. Kurze Nägel gruben sich in die Haut an Kirinos Kinn.

„Hng-“, wimmerte Kirino, der es auch mit einer freien Hand nicht schaffte, den Anderen von sich zu stoßen. Sein Puls raste. Er presste die Lippen fest aufeinander, doch auch das brachte ihm nicht viel, da Kariya seinen Kiefer mit der Hand so fest drückte, dass es ihm schnell gelang, die Zunge zwischen Kirinos Lippen zu schieben. Kirino wollte schreien.

Seine Hand rutschte von Kariyas Schulter. Er schlug mit der Faust gegen seine Brust und packte ihn letztendlich am Hals.

„Hah!“ Kariya gab ein Keuchen von sich und unterbrach den Kuss, als Kirinos Hand auf seine Kehle drückte. Er packte erneut sein Handgelenk, doch in diesem Moment ergriff Kirino die Chance, trat mit dem Knie nach oben und traf genau zwischen Kariyas Beine.

„AH!“ Kariya schrie vor Schmerzen auf und rutschte von Kirinos Beinen.

Hastig rappelte Kirino sich auf und rannte zur Tür.

„Senpai!“, rief Kariya ihm nach. „Warte!“ Er wäre ihm ja zu gern nachgelaufen, doch der Schmerz zwischen seinen Beinen hielt ihn davon ab. „Jetzt mach nicht so ein Theater!“

Kirinos Hände zitterten, während er den Schlüssel im Schloss umdrehte und die Tür aufriss.

„Kirino-Senpai!“, rief Kariya wieder. Es klang so, als wäre da sogar ein Funken Reue in seiner Stimme. Aber Kirino würde bestimmt nicht da bleiben, um das herauszufinden. Fluchtartig rannte er aus dem Raum.
 

Erst als er aus dem Sportgebäude heraus war, blieb er kurz stehen, um Luft zu schnappen. Er stützte die Hände auf die Knie und keuchte atemlos. Dann wischte er sich über die Lippen. In seinem Kopf drehte sich alles und er war nicht sicher, ob das nur von seinem Sturz kam. Seine Finger blieben auf seinen Lippen liegen. Was war da gerade passiert? Und… wieso war es passiert? Kirino schluckte. Er war nicht nur verwirrt, er war sozusagen vollkommen durch den Wind. Wieso hatte Kariya ihn geküsst? Und wieso hatte er nicht aufgehört, als Kirino sich gewehrt hatte? Er hatte ihm ja wohl mehr als deutlich gemacht, dass er das nicht wollte. So etwas tat man einfach nicht. Jemanden gegen dessen Willen küssen… Kirinos Blick wurde trüb. Er seufzte. Das war dann also sein erster Kuss gewesen. Na ganz toll. Man musste es optimistisch sehen: Alle folgenden konnten jetzt wenigstens nur noch besser werden. Nicht, dass er sich sonderlich viel daraus machte… es war ja im Prinzip nur ein Kuss. Irgendwann mal würde es sicher einfach nur noch einer von vielen sein und Kirino würde darüber lachen. Nur weil es der erste war…

Okay, okay, dann machte er sich eben doch was daraus! Das war eben einfach nicht so geplant gewesen. Und er war stinksauer. Am liebsten wäre er zurück gegangen und hätte Kariya ordentlich verprügelt! Verdient hätte der es alle Male! Aber andererseits hatte Kirino nun doch ein bisschen Bammel, immerhin war es Kariya gerade eben schon einmal gelungen, ihn zu übermannen. Wie auch immer der Kleinere das geschafft hatte. Und dann fielen Kirino wieder Shindous Worte ein. „Das bist doch nicht du.“ Hach, Shindou… Shindou, der immer recht hatte. Kirino seufzte. Er wollte ihn jetzt sehen. Er musste ihn jetzt sehen! Er richtete sich auf und warf einen Blick nach oben auf die große Uhr des Schulgebäudes. Es war schon fast dunkel, aber noch konnte er die Zeiger erkennen. Kirino fröstelte. Er rieb sich die nackten Arme. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er seine Jacke und Tasche zurück gelassen hatte. Seufzend knöpfte er die restlichen Knöpfe an seinem Hemd zu und machte sich auf den Weg. Wenn er sich eine Erkältung einfing, dann würde Kariya dafür büßen, so viel stand fest.
 

~
 

Shindou hatte sich nach dem Klavierunterricht sofort in sein Bett verkrümelt. Auch er war fix und alle von ihrem heutigen Training und wollte keinen Schritt mehr gehen. Aber ein Buch lesen, das ging gerade noch. Lesen ging eigentlich immer.
 

Er wurde jedoch keine fünf Minuten, nachdem er sich hingelegt hatte, von einem Klopfen an seiner Tür unterbrochen.

„Takuto-sama“, hörte er die Stimme ihres Hausmädchens von vor der Tür.

„Herein“, murmelte er, klappte dabei das Buch zu und setzte sich auf.

Die junge Frau öffnete die Tür einen Spalt weit und lugte in den Raum.

„Kirino-san ist hier.“

„Kirino?“ Shindous erster Gedanke war, ob sie verabredet gewesen waren, aber da er sich nicht daran erinnern konnte, überkam ihn ein mulmiges Gefühl. War etwas passiert?

Sein Gefühl besserte sich nicht gerade, als Kirino klatschnass und mit gesenktem Kopf zögerlich eintrat. Shindou stand von seinem Bett auf und ging zu ihm hinüber, während das Hausmädchen die Zimmertür kommentarlos wieder schloss.

„Was ist passiert?“, fragte Shindou besorgt. Kirino schniefte, strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und rang sich ein Lächeln ab, um seinen Freund zu beruhigen. Er musste gerade einen ziemlich kläglichen Anblick bieten.

„Tut mir leid, dass ich so spät noch reinplatze“, entschuldigte er sich. „Kann ich bei dir übernachten?“

Shindou nickte, auch wenn er noch immer ratlos war. Er lief zu seinem Kleiderschrank und holte ein Handtuch und einen Pyjama heraus.

„Hast du keinen Schirm?“, seufzte er und reichte Kirino das Handtuch. Die Frage war angesichts Kirinos Anblick natürlich pure Ironie. Und dabei regnete es doch den ganzen Tag schon in unregelmäßigen Abständen. An solchen Tagen spazierte man nicht ohne Schirm herum, wenn es sich vermeiden ließ. Doch in diesem Moment fiel Shindou noch etwas ganz anderes auf.

„Wo ist deine Tasche?“, fragte er verwirrt. Gut, seine nasse Jacke hatte das Hausmädchen Kirino vielleicht ja schon abgenommen, das würde erklären, warum er nur ein Hemd trug, aber ohne Tasche ging man doch nicht aus dem Haus, oder?

„Ach…“, seufzte Kirino, während er die Haargummis aus seinen nassen Haaren fummelte und sich mit dem Handtuch abtrocknete. „Das ist eine lange Geschichte.“

„Würdest du sie mir freundlicherweise erzählen?“, fragte Shindou und setzte sich wieder auf sein Bett. Es war eigentlich mehr eine Aufforderung als eine Frage, aber Kirino war ohnehin klar gewesen, dass er nicht einfach so spät, unangemeldet und durchweicht bis auf die Knochen hier aufkreuzen konnte, ohne wenigstens eine Erklärung dafür abzuliefern.

„Kariya“, antwortete er daher knapp.

Shindou atmete tief ein und seufzte lautstark.

„Nicht schon wieder!“ Eine gewisse Verzweiflung lag in seiner Stimme.

Kirino wusste, dass Shindou diese Kabbeleien im Team nicht gerade glücklich machten. Schließlich spiegelten sich diese negativen Gefühle auch in ihrem Spiel wider.

„Ach, halb so wild“, versuchte er daher das Vorgefallene herunter zu spielen. „Nur ein kleiner Streit.“

Shindou sah ihn streng und äußerst skeptisch an. Doch dann entschied er sich aufzugeben.

„Na gut“, murmelte er und kroch unter die Bettdecke.

Kirino lächelte. Er war froh, dass Shindou nicht weiter nachfragte.

„Ich geh kurz ins Bad“, sagte er und verließ mit dem geliehenen Pyjama das Zimmer.
 

Shindous Badezimmer war ungefähr doppelt so groß wie das bei Kirino zu Hause. Oder drei mal? Kirino konnte es nicht so genau einschätzen. Und es war wirklich Shindous Badezimmer. Nicht etwa das Badezimmer in Shindous Haus. Er hatte sein eigenes. Manchmal beneidete Kirino seinen besten Freund. Aber nur manchmal. Und nur ein kleines bisschen.

Er stand vor dem Spiegel und sah sich an. Shindous Pyjama passte ihm ganz gut. Kirino fragte sich, ob Shindou diesen Pyjama selbst überhaupt noch trug, oder ob sich das Kleidungsstück quasi zu Kirinos offiziellem Gästepyjama entwickelt hatte. Irgendwie trug er nämlich immer diesen einen, wenn er seinen eigenen mal wieder vergessen hatte oder kurzfristig entschied hier zu übernachten. Eine andere Möglichkeit war, dass Shindou diesen Pyjama von vornherein für ihn gekauft hatte. Für alle Fälle sozusagen. Es würde ihm jedenfalls ähnlich sehen. Shindou dachte schließlich immer voraus. Und bewährt hatte es sich dann alle Male, immerhin war es nicht das erste Mal, dass Kirino spontan hier übernachtete. Kirino hob den Arm und roch an dem Ärmel des Hemds. Hm… roch wie alle Klamotten von Shindou. Ein beruhigender Geruch. Konnten Gerüche beruhigend sein? Shindou selbst hatte jedenfalls eine sehr beruhigende Ausstrahlung, vielleicht kam es daher. Deswegen war Kirino ja auch hergekommen. Plötzlich musste er wieder an Kariyas Worte an diesem verhängnisvollen Tag im Klassenzimmer denken. „So verknallt…“

Kirino ließ den Arm sinken als hätte man ihn gerade auf frischer Tat ertappt. Er blickte wieder in den Spiegel und stellte fest, dass er gerade ziemlich bescheuert guckte. So eine Mischung aus begossener Pudel und Schüler, der wegen zu spät Kommens vor die Tür geschickt wurde. Ein bemitleidenswerter und ziemlich peinlicher Anblick. Seufzend wandte er sich ab. Zu viele Gedanken. Konnte man die nicht einfach mal wenigstens für ein paar Stunden ausstellen?
 

Als er zurück in Shindous Zimmer kam, hatte dieser das Licht bereits gelöscht und nur noch die Nachttischlampe brannte.

Shindou lag in seinem Bett und las.

Kirino hatte ein schlechtes Gewissen, dass er ihn nach so einem langen Tag noch störte. Wortlos tapste er zum Bett und kroch neben Shindou, der wie selbstverständlich sowieso schon zur Seite gerutscht war, unter die Decke.

„Tut mir echt leid, Shindou“, murmelte er etwas kleinlaut und zog die Decke hoch. Aah, wie gut es tat zu liegen. Erst jetzt spürte er wieder, wie erschöpft er war. Wenn er etwas heute nach dem Training definitiv nicht mehr eingeplant hatte, dann im Regen noch bis zu Shindous Haus zu laufen.

„Nicht doch“, antwortete Shindou, legte das Buch auf den Nachttisch und drehte sich zu Kirino auf die Seite. Er sah ihn einem Moment lang schweigend in die Augen. Kirino merkte, dass ihn sogar ein einfacher Blick nach dem heutigen Tag schon verunsicherte. Aber wegsehen wollte er auch nicht. Schließlich seufzte Shindou, streckte sich und schaltete die Nachttischlampe aus.

Eine Weile lagen sie schweigend da. Kirino ging davon aus, dass Shindou längst eingeschlafen war. Er selbst jedoch lag trotz aller Müdigkeit wach und starrte an die Decke, auch wenn er außer Schwarz nichts sehen konnte. Zwecklos. Die Gedanken ließen sich nicht abstellen. Nach dem Spiel gegen Gassan Kunimitsu hatte er tatsächlich Hoffnungen gehabt, dass er früher oder später doch irgendwie mit Kariya klarkommen konnte. Und dann passierte so was. Was dachte dieser Pimpf sich nur dabei? Sein ganzes Gerede erschien Kirino völlig wahllos. Wusste er überhaupt selbst, was er wollte? Erst faselte er etwas von nicht ernst genommen werden, dann von Anmachen… und dann küsste er ihn gegen seinen Willen!

Überhaupt hatte Kirino sich bislang nie sonderbar viele Gedanken um solche Gefühle gemacht. Ein paar Mädchen in der Klasse schienen den Großteil ihres Lebens mit dem Schreiben von Liebesbriefen zu verbringen und an Valentinstag hatte er auch schon Schokolade geschenkt bekommen. Aber davon mal abgesehen hatte er mit so etwas nicht viel am Hut. Und hätte man ihm vor ein paar Monaten die Frage gestellt „Liebst du Shindou?“, dann hätte er ohne zu zögern geantwortet: „Klar, ich liebe ihn über alles!“ Nun hingegen reichte allein der bloße Gedanke an die Frage und er spürte, wie es in seiner Magengrube kribbelte wie verrückt. Schon wenn er sie sich nur selbst stellte, war diese Frage plötzlich irgendwie furchtbar unangenehm und peinlich und… auch viel zu persönlich und… Er wurde eigentlich nie rot. Aber zumindest warm wurde ihm ganz schön.

Andererseits hatte er auch vorhin Herzklopfen gehabt, als Kariya ihn geküsst hatte. Und in den war er ganz bestimmt nicht verknallt, auf gar keinen Fall! Es hieß zwar „Was sich liebt, das neckt sich“, aber das traf hier sicher nicht zu. Aber das war sowieso eine ganz andere Art von Nervosität gewesen. Und was sagte ihm das alles nun? Kirino seufzte. Rein gar nichts. Er grübelte und grübelte, aber wirklich weiter brachten ihn all diese Gedanken auch nicht. Er konnte sich nach wie vor keinen Reim auf Kariyas merkwürdiges Verhalten machen. Und was Shindou anging…

Kirino drehte sich auf die Seite. Wäre das Licht noch an gewesen, hätte er jetzt wohl Shindous schlafendes Gesicht gewesen. So aber sah er nur dunkle Umrisse und dahinter das schwache rote Leuchten des Digitalweckers.

Er zog die Hand unter der Bettdecke hervor, streckte sie nach Shindous Gesicht aus und hielt kurz davor in der Bewegung inne.

„Shindou?“, fragte er leise.

„Hm?“, kam es etwas schläfrig von dem Anderen zurück.

Kirino ließ die Hand wieder sinken.

„Ich dachte, du schläfst schon“, murmelte er.

Die Bettdecke raschelte, als Shindou sich darunter zusammenrollte.

„Nur so halb“, antwortete er. „Du… bist so unruhig.“

„Tut mir leid.“

„Und du entschuldigst dich am laufenden Band“, stellte Shindou fest und klang etwas besorgt. „Nimmt dich dieser Streit so mit?“

„Ich… weiß auch nicht…“, sagte Kirino bedrückt. „Ich bin verwirrt.“

„Willst du reden?“

Kirinos Antwort ließ auf sich warten.

„Mh-mh…“, murmelte er dann. „Aber… danke, Shindou.“

„Hmm…“, murmelte Shindou müde.

Wieder schwieg Kirino. Er war sich unsicher, ob er das, was ihm gerade durch den Kopf ging, aussprechen sollte oder nicht. Aber schließlich nahm er all seinen Mut zusammen, denn womöglich würde sich so eine Chance so bald nicht wieder ergeben. Im Moment war Shindou müde, das hieß, im Zweifelsfall konnte Kirino einfach sagen, er habe sich verhört.

„Shindou“, begann er erneut.

Wieder kam als Antwort ein leises „Hm?“

„Darf ich dich küssen?“

Das Geräusch was Kirino dann hörte, klang so, als habe Shindou sich verschluckt, während er gerade etwas hatte sagen wollen. Oh Mann… Es waren noch keine fünf Sekunden vergangen, dass Kirino die Frage ausgesprochen hatte und schon bereute er es. Unter normalen Umständen hätte er das auch nie gewagt und nun wusste er auch wieder warum. Er machte sich lächerlich.

„Entschuldige. Vergiss es“, sagte er knapp, doch Shindou schnitt ihm fast das Wort ab.

„Wieso?“, fragte er nun hellwach. „I-ich meine… wie- wie kommst du jetzt auf so etwas?“

Kirino konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Shindou stotterte. Haha! Hatte er ihn so aus der Fassung gebracht? Einerseits tat das Kirino leid und die Frage war ihm längst peinlich, aber andererseits war die Reaktion einfach zu niedlich und die Blamage fast schon wieder wert gewesen.

„Schon okay“, antwortete Kirino. „Vergiss es wieder.“

Es dauerte einen Augenblick, bis Shindou antwortete.

„Hmm…“, seufzte er. „Ich hätte Ja gesagt.“

Kirino fragte sich, ob das nur die Rache für die dämliche Frage war und Shindou einfach etwas hatte sagen wollen, was Kirino gleichermaßen aus der Fassung brachte, aber irgendwie sah das Shindou nicht ähnlich. Umso mehr verwirrte er Kirino mit diesem Satz.

„Was?“, fragte er daher sehr unintelligent.

„Ich sagte: Ich hätte Ja gesagt“, wiederholte Shindou seine Worte mit einer Ernsthaftigkeit, als würden sie gerade über eine neue Spieltaktik sprechen. So etwas brachte nur Shindou fertig. „Aber du sagtest ja, ich solle es vergessen.“

„Ah! So meinte ich das doch gar nicht!“, entgegnete Kirino, auch wenn er sich ganz und gar nicht sicher war, was er überhaupt meinte. „I-ich fand die Frage nur im Nachhinein unverschämt und…“ Er brach den Satz ab, als er bemerkte, dass er gar nicht wusste, was er noch hatte sagen wollen. Gott, was war heute nur los? Dieser Tag war einfach von vorn bis hinten verhext.

„Ich fand sie nicht unverschämt“, antwortete Shindou. „Im Gegenteil.“ Im Gegenteil? Kirino war sprachlos. „Es ist doch… anständig, vorher zu fragen, oder nicht?“

Wo er Recht hatte… Ach Shindou! Wieso ging er nur so trocken an so etwas heran? Das machte es Kirino nun wirklich nicht gerade leichter. Er konnte absolut nicht sagen, was Shindou sich dabei dachte. Dachte er sich überhaupt irgendwas in diese Richtung? Zum Beispiel: „Warum will mein bester Freund mich plötzlich küssen?“ Brachte Kirino ihn damit nicht quasi in eine ähnliche Lage, wie Kariya ihn selbst noch wenige Stunden zuvor? Ach zum Teufel damit!

„Auf den Mund?“, fragte Kirino noch ehe er groß darüber nachdenken konnte. Das Nachdenken brachte ihn heute sowieso nicht wirklich weiter.

„Uhm“ Er spürte, wie Shindou nickte.

Kirino schluckte und atmete tief durch. Er spürte, wie sein Herz vor Nervosität schneller schlug und rutschte ein Stück näher an Shindou heran. Dann beugte er sich zu ihm, neigte den Kopf zur Seite, schloss die Augen und berührte schließlich ganz leicht seine Lippen.

Sie fühlten sich warm an und weich. Kirino konnte nicht sagen, wie Kariyas Lippen sich angefühlt hatten. Zu viel anderes war ihm durch den Kopf gegangen. Und außerdem hatte Kariya einfach nur mit Gewalt die Lippen auf seine gedrückt. So sollte sich ein Kuss nicht anfühlen.

Ein Kuss sollte… anders sein.

Ganz sanft strich Kirino über Shindous Lippen, löste sie dann und berührte sie erneut. Sein Herz hämmerte wie wild gegen seine Brust. Er spürte den Atem des Anderen auf seinem Gesicht und schließlich, wie Shindou ebenfalls leicht die Lippen gegen die seinen bewegte. In der Stille des dunklen Raums war hin und wieder ein leises Geräusch zu hören, wann immer der Kontakt zwischen ihnen kurz abbrach. Dieser Kuss war einfach so vollkommen anders. So sollte ein erster Kuss sein! Genau so…

Kirino war nicht ganz sicher, wie lange sie sich geküsst hatten. Im nächsten Moment, wo er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte jedenfalls, war der Kuss vorbei und sie lagen stillschweigend nebeneinander. Offenbar wusste keiner von ihnen, was er nun sagen sollte. Kirino hatte das Gefühl, dass es seine Pflicht war, etwas zu sagen, immerhin hatte er sie erst in diese Situation gebracht.

„Uhm…“, begann er daher etwas ratlos.

Was sollte er denn jetzt überhaupt sagen? Er konnte ja schlecht sagen, dass er nur hatte vergleichen wollen, wie es sich anfühlte. Vergleiche ziehen zwischen Kariya und Shindou war ohnehin grenzenlos bescheuert. Er wusste nicht, wieso er das ständig tat. Das war so, als ob man den Pluto mit der Sonne verglich. Yin mit Yang. Oder gleich den Himmel mit der Hölle. Wer bei diesem Vergleich wen darstellte, sollte klar sein.

Und welch Erkenntnis hatte ihm dieser Kuss nun eigentlich eingebracht? Er hatte es genossen, ja. Er hätte Shindou am liebsten gleich noch einmal geküsst. Weil Shindou einfach so… so sanft war. So gefühlvoll. So… Shindou eben! Er konnte es nicht erklären. Aber bedeutete dieses Gefühl, dass er wirklich in Shindou verliebt war? Er war noch nie verliebt gewesen, zumindest nicht, dass er wüsste. Und selbst wenn es so war, konnte er noch lange nicht davon ausgehen, dass Shindou das Gleiche für ihn empfand. Sie waren immerhin beste Freunde. So etwas setzte man nicht so leichtfertig aufs Spiel. Und bis zum heutigen Tag hatte es niemals auch nur den geringsten Aufklärungsbedarf in Bezug auf ihr Verhältnis oder ihre Gefühle füreinander gegeben. Das war doch alles nur Kariyas Schuld! Wäre er nicht gewesen, hätte Kirino sich gar nicht erst groß Gedanken darüber gemacht. Kirino stellte fest, dass sein „Uhm“ schon viel zu lange her war und er endlich etwas sagen sollte. Das Schweigen wurde allmählich unangenehm.

„Also…“, setzte er erneut an. Das war nur leider auch nicht unbedingt ein Fortschritt.

„Schon in Ordnung“, sagte Shindou schließlich. An dem Klang seiner Stimme meinte Kirino erkennen zu können, dass Shindou wohl lächelte. „Du musst nichts erklären.“

Kirino traute seinen Ohren nicht. Ja, Shindou war immer verständnisvoll, aber in dieser Situation hatte Kirino es als das Selbstverständlichste der Welt angesehen, ihm eine Erklärung für sein Handeln abzuliefern. Und es war eigentlich auch Shindous gutes Recht, diese einzufordern.

Stattdessen hob Shindou den Arm und streichelte mit der Hand kurz über Kirinos Wange, ehe er sie wieder unter die warme Bettdecke steckte.

Kirino sagte nichts. Er war mehr als froh, dass Shindou ihm sämtliche wirren Erklärungsversuche ersparte. Und mehr als das: Shindou gab ihm das Gefühl, dass es nicht nötig war, irgendetwas zu erklären. Es war nicht so, dass es ihn nicht interessierte, sondern viel mehr so, dass er es auch ohne große Worte verstand. Und damit war er Kirino wohl mal wieder einen Schritt voraus. Kirino dachte daran, ob er vielleicht demnächst einfach Shindou fragen sollte, was er selbst so fühlte. Denn offensichtlich wusste dieser das besser als er. Kirino musste schmunzeln bei dem Gedanken.

„Gute Nacht, Shindou“, sagte er leise.

„Gute Nacht, Kirino.“
 

~

Der darauf folgende Tag war für das gesamte Team der Raimon Jr. High nicht weniger hart als der vorher gegangene und zwar nicht nur körperlich. Durch Kidous Training war so einigen von ihnen die Lust vergangen und wenn man Amagis und Nishizonos Worten glaubte, dann würden weder sie noch Kageyama morgen überhaupt noch zum Training erscheinen. Training ausfallen lassen… das war das erste Mal seit Kirino im Club war, dass er so etwas erlebte. Die Situation war wirklich mehr als angespannt.

Eigentlich hatte die ganze Sache nur ein Gutes und zwar, dass so garantiert niemand merkte, dass Kirino noch wegen etwas anderem aufgewühlt war. Er hatte den ganzen Morgen und den ganzen Schultag damit verbracht, sich Gedanken zu machen. Über Kariya. Aber auch über Shindou und über alles, was gestern passiert war. Seine Unkonzentriertheit war ihm in der dritten Stunde sogar zum Verhängnis geworden, als ihr Lehrer ihn an die Tafel geholt hatte. Selten hatte er so dumme Leichtsinnsfehler gemacht.

Unter normalen Umständen hätte er an dieser vermasselten Note noch mindestens den gesamten restlichen Tag zu knabbern gehabt. Aber heute war ihm selbst das relativ egal, wenn man von dem peinlichen Moment an der Tafel selbst einmal absah.

Fakt war, so ging es nicht weiter. Er musste mit Kariya sprechen und zwar in aller Ruhe. Er musste ihn dazu bringen, Klartext zu reden und versuchen irgendwie mit ihm klar zu kommen. Sie waren in einem Team. Er konnte ihm also nicht ewig aus dem Weg gehen.
 

~
 

Als die Schulglocke läutete, machte Kirino sich auf den Weg zu den Klassenzimmern der Erstklässler. Er hoffte, Kariya dort vor dem Training abfangen zu können. An einem Tag wie heute würde es nicht einmal auffallen, wenn sie zu spät kamen, immerhin hatten einige ihrer Kameraden vor gleich ganz fern zu bleiben. Da kam es bei ihm auf ein paar Minuten auch nicht an.

Kirino lief den Gang entlang und lugte an der offen stehenden Tür vorbei in Kariyas Klassenzimmer. Sehr zu seinem Missfallen war es bereits menschenleer. Kirino seufzte. Mist, er war zu spät. Na gut, dann musste er die Aussprache wohl doch auf nach dem Training verschieben, auch wenn ihm das gar nicht passte. Er wollte nicht in der Umkleide mit ihm konfrontiert werden. Die Erinnerungen, die seit gestern mit diesem Raum verbunden waren, waren noch zu frisch und Kirino fühlte sich mehr als unwohl bei dem Gedanken daran.
 

Er lief gerade über den Schulhof in Richtung des Fußballclub-Gebäudes, als er plötzlich eine fremde Stimme sagen hörte: „Na Kariya, alles klar?“

Kirino blieb stehen und drehte sich um, konnte Kariya jedoch nirgends sehen. Hm, vielleicht hatte er sich ja verhört. Doch plötzlich hörte er die gleiche Stimme noch einmal. Diesmal war es nur ein Lachen, aber es reichte, um Kirinos Aufmerksamkeit zumindest in die richtige Richtung zu lenken. Er lief ein paar Schritte bis er das Ende der Hauswand erreichte und um die Ecke linsen konnte.

Dort stand Kariya und bei ihm drei andere Schüler, die Kirino nicht kannte.

„Sag mal, ich hab gehört, du hast deine Eltern gekillt, stimmt das?“, sagte einer der Jungs ganz plötzlich und lachte. Kirinos Augen weiteren sich. Bitte was?

„Jemand hat erzählt, du hättest eure Bude abgefackelt und jetzt wohnst du in nem Waisenhaus und keiner will dich. Hey, guck nicht so, wir wollen’s doch nur von dir bestätigt haben!“ Der größte der drei Fremden schubste Kariya mit beiden Händen gegen die Hauswand und spätestens jetzt wurde Kirino klar, was hier gerade vor sich ging. Trotzdem zögerte er einzuschreiten und blieb vorerst hinter einem Baum in Deckung.

„Nee, stimmt nicht so ganz, ich hab was anderes gehört“, mischte sich einer der beiden anderen Jungs ein. „Er soll bei nem Schwuchtelpärchen wohnen.“ Die Schüler begannen lauthals zu lachen.

„Ey, bist du auch schwul, Kariya? Stehst du auf so was? Boah, wie eklig!“

Bis jetzt war Kariya ruhig geblieben, doch nun stieß er sich von der Mauer ab und Kirino konnte seine Stimme hören.

„Hmpf, mit euch verschwend ich doch nicht meine wertvolle Zeit“, schnaubte er und wollte an den Dreien vorbei gehen, doch schneller als er schauen konnte, hatte einer von ihnen ihn auch schon an der Schulter gepackt, herum gerissen und zu Boden geworfen. Kirino schreckte auf und verließ sein Versteck, um zu der Gruppe hinüber zu gehen.

„Oh und scheiß Noten hat der arme Kleine auch noch!“, spottete derweil der Junge, der auch angefangen hatte und hielt einen Zettel in der Hand, den er nun seinen Kameraden zeigte. „Na dann dauert’s ja bestimmt nicht mehr lang, bis du zurück in den Kindergarten geschickt wirst. Haha!“ Sie hielten den Zettel höher, als Kariya wütend und fluchend versuchte, ihn ihnen zu entreißen.

„Hey!“, schrie Kirino schließlich, als er sie erreicht hatte. „Seid ihr noch ganz dicht? Was soll das hier werden?“

Die fremden Schüler und auch Kariya drehten sich überrascht zu ihm um, doch zumindest bei den drei Übeltätern wurde die überraschte Miene recht schnell wieder durch ein fieses Grinsen ersetzt.

„Ach, sieh an, kommt deine Freundin dir zu Hilfe?“, höhnte einer von ihnen und begann erneut zu lachen.

Doch dann meldete sich der Kleinste der Drei zu Wort

„Pssst! Das is Kirino, aus der Zweiten. Sorry Chef, mit dem leg ich mich nich an.“ Derjenige, den er mit „Chef“ angesprochen hatte, guckte plötzlich verdattert drein.

„Hä? Bist du bescheuert? Das is doch auch nur ne halbe Portion!“

„Schon, aber mit Shindou Takuto befreundet“, fuhr der Dritte fort, der sich bis dahin eher im Hintergrund gehalten hatte.

„Zu viele Fans.“

„Ja, zu bekannt“, fügte der Kleinste hinzu. Kirinos Stirn legte sich in Falten. Bitte?

„Zu viel Einfluss!“, endete der Dritte im Bunde, zuckte mit den Schultern und wandte sich ab, um sich in die entgegen gesetzte Richtung aus dem Staub zu machen.

„Boah, Weicheier!“, zischte ihr Anführer, warf Kariyas Zettel auf den Boden und wandte sich ihm zu. „Ts, DU bringst es eh nich weit, Loser!“ Er warf ihm einen abfälligen Blick zu, ehe er sich seiner Bande anschloss und davon lief.
 

Kirino blickte den Dreien irritiert nach. Was waren denn das für Waschlappen? Na gut, Hauptsache, sie waren sie los.

„Alles okay?“, fragte er Kariya, der sich gerade wieder aufrappelte und den Staub von seiner Hose klopfte.

„Ja, ja“, zischte Kariya mürrisch und blickte zu Kirino. „Warum hast du dich eingemischt? Wie steh ich denn jetzt bitte da, hä? Denkst du, ich wär nicht selbst klar gekommen?“

Kirino traute seinen Ohren nicht. Da kam er ihm schon zu Hilfe und so dankte er es ihm. Na toll! Aber andererseits… wieso wunderte ihn dieses Verhalten eigentlich überhaupt noch? Kirino beschloss es zu ignorieren. Er hob den Zettel vom Boden auf und reichte ihn Kariya.

„Hier, das gehört d-“ Er stockte, als er sah, was auf dem Zettel stand. Es war ganz offensichtlich eine Klausur. Und die Punktzahl, die deutlich sichtbar oben im Eck stand, war alles andere als hoch. Outsch! Die hatte Kariya ja mal gehörig in den Sand gesetzt.

Wütend riss Kariya ihm das Papier aus den Händen und ließ es eilig in seiner Schultasche verschwinden.

„War wohl auch nicht gerade dein Tag, was?“, fragte Kirino und lachte ironisch.

„Ts… wohl eher nicht mein Leben“, maulte Kariya und setzte sich in Bewegung. Kirino runzelte die Stirn. Irgendwas war komisch.

„Kariya! Warte!“, rief er und hielt den Besagten an der Schulter fest, als er gerade an ihm vorbei wollte. „Diese Arbeit da… das war doch sicher nur ein Ausrutscher, oder?“

Kariya drehte sich nicht zu ihm um.

„Was geht dich das an?“, zischte er nur.

Kirino schwieg einen Moment lang. Irgendwie bestätigte Kariyas Reaktion ihn in seiner Annahme.

„Sag mal… hat dein Lehrer neulich darüber mit dir gesprochen? Hast du Probleme mit deinen Noten?“, fasste er seine Vermutung schließlich doch in Worte.

Kariya antwortete nicht. Das hieß dann wohl Volltreffer.

Kirino hatte ja eigentlich vorgehabt über etwas ganz anderes mit Kariya zu reden, aber schlechte Noten waren natürlich auch nicht gerade eine Kleinigkeit.

„Brauchst du vielleicht Hilfe?“, fragte er daher.

Und in diesem Augenblick fuhr Kariya herum.

„Wieso willst DU mir denn helfen?“, schrie er. „Du hasst mich doch eh! Du machst dich doch nur wieder über mich lustig!“

Kirino sah ihn sprachlos an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. So wie jetzt hatte er Kariya bisher noch nicht erlebt. Es schien so, als würde der Jüngere durchaus noch eine ganze Menge andere Probleme mit sich herum schleppen. Kirino dachte daran, was die drei Schlägertypen über Kariyas Familienverhältnisse gesagt hatten. Aber er wusste auch, wie es mit Gerüchten so war. Wer konnte schon so genau sagen, was da Wahres dran war. Kirino würde sich hüten, nachzufragen.

„Ich hasse dich doch nicht, Kariya!“, antwortete Kirino schließlich. „Wir… hatten keinen besonders guten Start, das stimmt, aber deswegen hasse ich dich doch noch lange nicht.“

Kariya wandte den Blick ab und starrte ins Gras.

Kirino atmete tief ein und seufzte. Na, prima! Diese Aussprache fing ja ganz wunderbar an.

„Hör mal“, fuhr er fort. „Ich wollte sowieso mit dir reden. Ich will mich nicht ständig streiten.“

„Hmpf!“ Kariya schnaubte und zuckte mit den Schultern.

„Und was willst du dagegen tun?“, maulte er.

„Ich will mich mit dir vertragen“, antwortete Kirino „Aber dazu müsstest du das auch erst mal wollen.“

Und wieder kam von Kariya keine Antwort.

Kirino überlegte und dann hatte er eine Idee. Auch wenn er noch nicht sagen konnte, ob das eine gute Idee war. Einen Versuch war’s wert.

„Brauchst du Nachhilfe, Kariya?“, fragte er. „Wenn du willst, kann ich dir helfen. Ich bin ganz gut in Mathe und den Stoff hatten wir ja erst letztes Jahr.“

Er ahnte nicht mal ansatzweise, wie unangenehm dem Anderen dieses Angebot war. Skeptisch blickte Kariya auf und musterte ihn, so als wolle er herausfinden, ob Kirino ihn auf den Arm nahm oder nicht.

„Meinst du das ernst?“, fragte er schließlich etwas kleinlaut.

„Natürlich“, entgegnete Kirino. „Sonst würde ich es dir ja nicht anbieten.“

Kariya zögerte. „Ich… kann mir keine Nachhilfe leisten. Und ich will nicht, das meine…“ Er stockte, als fiel ihm gerade ein, dass er sich nicht verplappern durfte. „…meine Erziehungsberechtigten das rauskriegen.“

Kirino lächelte.

„Ich will doch kein Geld dafür“, sagte er. „Wie wär’s damit? Ich helfe dir beim Lernen und dafür bekomme ich meine Aussprache. Na, wie klingt das?“

Kariya schien diesem Frieden immer noch nicht so ganz zu trauen. Die bloße Vorstellung, dass Kirino sich mit ihm versöhnen wollte, erschien ihm surreal. Etwas dagegen hatte er aber ja auch nicht.

Die Skepsis in seinen Augen verschwand nicht, während er letztendlich zustimmte.

„Einverstanden. Aber wehe du erzählst irgendwem davon!“

Kirino schüttelte den Kopf.

„Werd ich nicht“, versicherte er ihm. Doch plötzlich fiel ihm etwas ein. „Uhm…“

Kariya sah ihn fragend an.

„Was?“

Kirino kratzte sich an der Wange.

„Was die Nachhilfe angeht…“, begann er und Kariya rechnete sofort damit, dass sein Senpai es sich nun doch anders überlegt hatte. Umso überraschter war er über dessen nächsten Worte.

„Das müssen wir bei dir machen.“

Kariyas Augen weiteten sich.

„Hä?“, fragte er verwirrt.

„Meine Mutter mag es nicht, wenn ich Besuch hab, während sie nicht zu Hause ist“, seufzte er und rollte mit den Augen. „Sie erlaubt nur Shindou, weil sie… weiß, dass ich mit dem nichts anstelle.“ Er betonte den letzten Teil des Satzes mit einer gehörigen Portion Ironie in der Stimme. Manchmal fragte er sich nämlich ernsthaft, was seine Mutter von ihm dachte. Dass ER vorhatte das Haus anzuzünden? Und wenn man mal über die Doppeldeutigkeit der von ihr mit Vorliebe gewählten Formulierung „etwas anstellen“ nachdachte, so war sich Kirino gerade in den letzten Tagen nicht mehr so sicher, ob da nicht gerade bei Shindou die Gefahr relativ groß war, dass genau das passierte.

Kariyas Miene veränderte sich augenblicklich, als es darauf hinaus zu laufen schien, dass er Kirino zu sich nach Hause einladen musste. Das war… schlecht. Aber ablehnen wollte er Kirinos Angebot auch nicht.

„Ich… äh“, stammelte er und wandte den Blick wieder ab, ehe er seine nächsten Worte ziemlich schnell herunter rasselte: „Ich muss meine… El- Er… Erziehungsberechtigten fragen.“ Er ging einen Schritt rückwärts. „Ich… sag dir Bescheid, wenn ich was weiß. Wir müssen jetzt zum Training!“ Und damit drehte er sich um und rannte in Richtung Fußballclub-Gebäude davon.

Kirino sah ihm einen Moment lang verstört nach, ehe er sich selbst in Bewegung setzte. Was hatte denn dieses Verhalten nun wieder zu bedeuten? Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Kerl. Und seine Aussprache konnte er nun fürs erste auch vergessen. Toll! Das war ja wirklich großartig gelaufen. Kirino seufzte. Vielleicht hätte er sich einfach nicht einmischen sollen. Er hätte Kariya einfach selbst mit diesen Typen fertig werden lassen sollen. Und dann hätte er ihn nach dem Training zur Rede stellen sollen. Tja, nun war es zu spät und er hatte sich stattdessen soeben einen Job als Nachhilfelehrer aufgehalst. Verdammt, er war einfach zu nett. Mürrisch setzte er sich in Bewegung, auch wenn der Gedanke an das harte Training seine Laune nicht unbedingt besserte. Vorerst konnte er wohl eh nichts anderes mehr tun als abzuwarten.
 

~
 

Es war schon recht spät an diesem Abend, als Kariya im Schlafanzug aus dem Badezimmer kam. Bis jetzt hatte er eine bestimmte Sache vor sich her geschoben, doch nun musste er sich stellen.

Er tapste über den parkettierten Flur des modernen Hauses zum Wohnzimmer, wo er an den Türrahmen gelehnt kurz inne hielt und in den Raum lugte. Er sah das Sofa von hinten und Hirotos und Midorikawas Hinterköpfe. Die beiden sahen sich gerade einen Film an.

Kariya störte sie nur ungern, aber es ging nicht anders. Also räusperte er sich lautstark, ehe er den Raum betrat. Sofort sah er, wie Hirotos Arm über der Lehne auftauchte, nur um kurz darauf auf seiner eigenen Seite wieder zu verschwinden. Na toll, Kariya unterbrach sie scheinbar auch noch ausgerechnet beim Rummachen. Oberpeinlich!

„Masaki!“, sagte Hiroto und schaute über die Lehne in Richtung des Jüngeren, der nun langsam näher trat, um das Sofa herum schlurfte und sich auf den Sessel daneben fallen ließ.

„Wolltest du nicht längst im Bett sein?“, fügte Midorikawa mit einem Blick auf die Uhr an der Wand hinzu.

„Jaaah…“, maulte Kariya. „Aber… ich wollte euch noch was fragen.“

Hiroto legte die Stirn in Falten, als er bemerkte, wie Kariya zögerte.

„Na dann red nicht um den heißen Brei herum“, antwortete Midorikawa und Hiroto fügte lächelnd hinzu:

„Was gibt es denn, Masaki?“

Kariya zog die Beine an den Körper und schlang die Arme darum.

„Also… ein… Freund… würde mich gern mal besuchen“, nuschelte er schließlich.

„Oh!“ Hirotos Augen wurden groß und begannen zu strahlen. Er verstand natürlich gleich worauf Kariya hinaus wollte.

„Aber natürlich darfst du jemanden einladen“, sagte er sofort.

„Sag nur vorher Bescheid wann, damit ich mehr koche“, fügte Midorikawa hinzu und gähnte.

Kariya blickte verdutzt über seine Knie zu den beiden hinüber.

Oh. Das war ja einfach gewesen.

„Ich bin wirklich froh, dass du dich mit deinen Schulkameraden gut verstehst, Masaki“, fuhr Hiroto fort. „Wenn du willst, kann dein Freund auch über Nacht bleiben.“

Kariya stockte. Oh nein, Hiroto war schon wieder dabei, etwas zu überstürzen.

„Äh…“

„Wie heißt er denn? Ist es jemand aus dem Fußballclub?“

„Also…“

„Hiroto, löcher ihn nicht so“, mischte Midorikawa sich ein.

„Haha, ich bin doch nur neugierig. Lass mich doch!“

„Masaki, mag dein Freund Pilze? Ich würde gern ein bestimmtes Gericht ausprobieren.“

„Hmpf, WER löchert ihn jetzt, Midorikawa?“

„Äh…“

„Es geht um die Essensplanung, das ist wichtig.“

„ER WEIß NICHT, DASS ICH BEI NEM SCHWULEN PAAR WOHNE!“, schrie Kariya schließlich dazwischen, um die beiden in ihrem Geplapper wieder auf sich aufmerksam zu machen.

Schlagartig drehten seine beiden „Pflegepapas“, wenn man es so nennen wollte, sich zu ihm um und sahen ihn ratlos an.

Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen, bis es schließlich Hiroto war, der die Stille durchbrach.

„Ist das… ein Problem?“, fragte er.

Kariya schwieg, legte das Kinn auf seinen Knien ab und starrte auf den Sofatisch vor ihm.

Midorikawa seufzte lautstark und Hiroto warf ihm einen ratlosen Blick zu, doch sein Sekretär zuckte nur mit den Schultern.

„Hör mal Kariya“, begann Hiroto mit einem sanften Lächeln, beugte sich etwas nach vorn und stützte die Unterarme auf seinen Knien ab. „Eigentlich sollte das heutzutage für niemanden mehr ein Problem darstellen.“

Kariya antwortete nicht, also fuhr Hiroto fort.

„Ich weiß, dass das leider nicht ganz der Realität entspricht, aber jemand, der dein Freund ist, wird doch tolerant genug sein, um damit zu recht zu kommen, oder etwa nicht?“

Kariya zuckte mit den Schultern. Eigentlich ging es ihm viel mehr um ihn selbst als um Kirino. Immerhin war er es, der sich Kirino gegenüber so geäußert hatte, als fände er Beziehungen zwischen zwei Männern ekelhaft. Ja, ekelhaft war das Wort, was er benutzt hatte. Dazu kam, dass er nur wenig später regelrecht über seinen Senpai hergefallen war. Er konnte nicht sagen, was Kirino mittlerweile davon hielt. Aber dass Kariyas Verhalten sich in sich selbst widersprach, lag ziemlich klar auf der Hand.

„Masaki…“, seufzte Hiroto besorgt. „Schämst du dich für uns?“

„N-NEIN!“, antwortete Kariya sofort, hob den Kopf und schüttelte den selbigen rasch.

„Hiroto!“, tadelte Midorikawa und stieß den Arm des Rothaarigen an. „Das reicht jetzt.“ Er stand auf und nahm die leeren Gläser vom Tisch.

„Dein Freund soll vorbei kommen, wenn Hiroto mal wieder lange arbeitet“, sagte er zu Kariya ohne diesen anzuschauen. „Wenn nur einer von uns beiden hier ist, dann wirkt es nicht komisch und du musst nichts erklären, oder?“ Und damit ging er um das Sofa herum, um die Gläser in die Küche zu bringen. Doch Hiroto hielt ihn auf, indem er sich auf dem Sofa umdrehte und über die Lehne griff, um Midorikawas Arm festzuhalten.

„Hier geblieben!“, sagte er. „Das ist doch keine Lösung! Wieso soll ich mich verstecken?“

Midorikawa warf ihm einen bösen Blick zu.

„Weil du ihn sonst blamierst.“

„Was? Wieso denn blamieren? Was mach ich denn?“

Midorikawa seufzte. „Du bemutterst ihn! Und du mischst dich ständig ein.“

Kariya blickte vollkommen perplex zwischen den beiden hin und her und wusste nicht, was er sagen sollte. Das Ganze war ihm mehr als unangenehm. Er wollte nicht schuld daran sein, dass Hiroto und Midorikawa stritten.

„Aufhören!“, rief er dazwischen. Überrascht drehten sich die beiden Älteren zu ihm um und sahen ihn irritiert an.

„Hiroto hat recht“, murmelte Kariya und stand auf. „Wenn er ein richtiger Freund ist, dann hat er mit so was auch kein Problem.“ Er nickte. „Danke, dass ich ihn einladen darf. Gute Nacht!“ Und damit lief er zur Tür, noch ehe Hiroto und Midorikawa reagieren konnten.

„Eh?“, machte Hiroto schließlich.

„Masaki, warte!“

Doch es kam keine Antwort mehr aus dem Flur.
 

~
 

Kirino fühlte sich ziemlich unwohl, als er am nächsten Tag mit Kariya nach Hause lief. Der heutige Tag war insgesamt ziemlich komisch gewesen. Das Training. Der Stress im Team. Und dann Kariyas schnell herunter gerasseltes „Okay, du kannst heute mit zu mir kommen“, welches er ihm quasi zwischen Tür und Angel zugerufen hatte.

Und nun befand er sich also in dieser äußerst misslichen Lage, in die ihn sein großes Herz und sein Mitleid gebracht hatten und er lief unsicher neben Kariya den Gehweg entlang.

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sich ganz normal mit ihm über belanglose Dinge zu unterhalten, erschien ihm irgendwie unpassend, immerhin war er eigentlich nach wie vor stinksauer auf ihn. Und bevor sie sich nicht anständig ausgesprochen hatten, würde sich daran auch unter Garantie nicht viel ändern. Dass er ihm vorgeschlagen hatte, ihm beim Lernen zu helfen, war eigentlich nur seine Art zu zeigen, dass er dazu bereit war, ihm noch eine letzte Chance zu geben, seine Fehler auszubügeln. Ob Kariya das so klar war, wusste Kirino allerdings nicht. Aber dass die Stimmung irgendwie merkwürdig war, das schien selbst der Jüngere mitbekommen zu haben, denn auch er startete nicht einen einzigen Versuch, mit Kirino ins Gespräch zu kommen. Das einzige, was er zu ihm gesagt hatte, seit sie das Schulgelände verlassen hatten, war, dass er seinen „Erziehungsberechtigten“ nichts von seinen schlechten Noten erzählt hatte und dass Kirino deswegen ihnen gegenüber die Klappe halten sollte. Wenn es nur das war… Kirino hatte sowieso nicht vorgehabt, Kariya bei seinen Eltern zu verpetzen. Nur warum er immer von „Erziehungsberechtigten“ sprach und jedes Mal ins Stocken geriet, wenn es um dieses Thema ging, das war Kirino nach wie vor ein Rätsel. Aber er würde es sicher noch früh genug erfahren.
 

Und so liefen sie schweigend nebeneinander her, bis Kariya schließlich vor einem kleinen, grauen Eisentor stehen blieb.

„Wir sind da“, sagte er und holte seinen Schlüsselbund aus der Jackentasche, während er mit der anderen Hand das Tor zum Vorgarten öffnete.

Kirino staunte nicht schlecht, als er das große, weiß gestrichene Haus mit der kleinen, jedoch sehr gepflegten Rasenfläche davor sah.

Der erste Eindruck bestätigte sich, direkt nachdem Kariya die Haustür aufgeschlossen und Kirino den Hausflur betreten hatte. Schon hier sah alles blitzblank und sehr schick aus. Eins stand fest, arm waren Kariyas Eltern schon mal nicht. Das Haus war nicht mal halb so imposant wie Shindous, aber auf jeden Fall ein ganzes Stück schicker als Kirinos eigenes.

„Bin da“, murmelte Kariya alles andere als laut, während er seine Schuhe auszog. Kirino tat es ihm nach.

„Ah Masaki“, hörte Kirino eine Stimme aus einem Nebenraum rufen, doch Kariya ignorierte es, packte Kirino am Ärmel und schleifte ihn mit den Worten „Wir gehen in mein Zimmer“, den Gang entlang.

Als Midorikawa von der Küche auf den Flur trat, sah er gerade noch Kariyas Zimmertür zufallen. Er blickte nachdenklich auf das helle Holz und seufzte, eher er kommentarlos zurück in die Küche ging.
 

„Das war ganz schön unhöflich“, merkte Kirino an, nachdem Kariya die Zimmertür hinter ihm so schnell geschlossen hatte, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her.

„Ich sollte mich deinen Eltern wenigstens vorstellen, oder nicht?“

„Kannst du später immer noch“, murmelte Kariya und ließ seine Tasche neben dem Schreibtisch auf den Boden fallen. Er wusste nicht, was er sich davon erhoffte, den Moment der Wahrheit noch weiter hinaus zu zögern. Doch genauso wenig wusste er, wie er Kirino seine seltsame Familien- und Wohnsituation schonend beibringen sollte.

Kirino schüttelte den Kopf, setzte sich auf den Boden und packte seine Schulsachen aus.

„Ihr habt ein hübsches Haus“, meinte er beiläufig. „Was arbeiten deine Eltern?“

Kariya ließ sich rückwärts aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Es dauerte einen Moment, bis er den Mund öffnete.

„Sie sind nicht meine Eltern“, sagte er schließlich. Kirino blickte verwirrt von seinen Büchern auf und zum Bett hinüber. „Und das ist auch nicht mein Haus“, fuhr Kariya fort, stieß sich mit den Händen ab und setzte sich in den Schneidersitz.

„Ich… versteh nicht ganz“, meinte Kirino etwas kleinlaut, doch plötzlich fiel ihm wieder das Gestichel der drei fremden Schüler ein, die Kariya am Vortag aufgelauert hatten. Bis jetzt hatte er eigentlich nicht viel darauf gegeben, aber nach Kariyas Worten fragte er sich ernsthaft, was von dem, was diese Typen erzählt hatten, denn nun eigentlich stimmte.

Kariya grinste. „Nein, ich hab nicht meine Eltern auf dem Gewissen“, sagte er, als habe er Kirinos Gedanken durchschaut. „Aber der Rest stimmt so halbwegs. Ich wohne in einem Waisenhaus. Das hier-“ Er machte mit dem Arm eine ausladende Handbewegung. „-gehört quasi meinen… Pflegeeltern oder so.“ Er zuckte mit den Schultern, um den Eindruck zu erwecken, dass es ihm überhaupt nichts ausmachte, darüber zu reden. Trotzdem wandte er den Blick ab und sah aus dem Fenster. „Is nich so einfach zu erklären“, meinte er. „Oh und bevor du fragst: Ja, es sind zwei Männer und ja, sie sind schwul. Wenn du damit ein Problem hast, kannst du gleich wieder abhauen!“

Kirino klappte im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunter. Nicht wegen der Information selbst, denn die hatte er ja mehr oder weniger sowieso schon von diesen Schlägertypen mitbekommen. Aber die Art und Weise, wie Kariya es ihm sagte, war eben doch sehr speziell.

Er zögerte einen Moment, doch dann lächelte er und wandte sich wieder seinen Büchern zu.

„Also gut, lass uns anfangen“, sagte er.

Prompt rutschte Kariya vom Bett und setzte sich ihm gegenüber auf den Boden.

„HÄ?“, machte er urplötzlich. Kirino blickte auf und sah ihn fragend an.

„Was „Hä“?“, fragte er ruhig.

„Willst du gar nichts dazu sagen?“, entgegnete Kariya sichtlich aufgewühlt.

Kirinos Augenbraue hob sich etwas.

„Nein, wieso?“

„Kein blöder Spruch? Gar nichts? Immerhin hab ich zu dir gesagt, ich find so was ekelhaft.“

Kirino zuckte mit den Schultern und blätterte weiter in seinem Buch.

„Das geht mich doch überhaupt nichts an.“

Doch plötzlich griff Kariya nach dem Buch, welches Kirino hielt und riss es ihm aus den Händen.

„Sollte es aber vielleicht“, fuhr er ihn an. „Ich hab dich geküsst, schon vergessen?“

Kirino seufzte und gab sich geschlagen.

„Fein, dann reden wir eben zuerst.“ Er schob die Schulsachen bei Seite und sah Kariya dann abwartend an.

„Also?“, fragte er schließlich. „Wieso hast du das gemacht?“

„Eeehw…?“ Kariya verzog das Gesicht. Das war wohl voll nach hinten losgegangen. Nervös kratzte er sich am Hinterkopf. „Weil…“, setzte er an, doch so richtig wusste er nicht, was er sagen sollte. „Weiß nicht so genau…“, war schließlich alles, was undeutlich über seine Lippen kam.

Kirino grinste triumphierend und legte den Kopf schief.

„Also dann eben ich zuerst“, begann er. „Ich hab nichts gegen Schwule.“

„Ich bin ni-“, schrie Kariya sofort empört dazwischen, doch Kirino schnitt ihm das Wort ab.

„Klappe zu! Zuhören!“, fuhr er ihn an, ehe er mit ruhiger Stimme weiter sprach. „Aber Shindou und ich sind kein Paar. Nur um das mal klarzustellen.“

Kariya wusste nicht wieso, aber irgendwie fand er diese Klarstellung wirklich gut. Daher beschloss er, Kirinos Befehl Folge zu leisten und hielt die Klappe.

„Ich… kann dir nicht sagen, ob ich solche Gefühle für ihn habe.“ Kirino blickte vor sich auf den Fußboden und lächelte schwach. „Ich weiß es selbst nicht so genau…“

Kariya sah ihn schweigend an. Und irgendwie tat ihm sein Verhalten plötzlich leid. Natürlich nicht alles. Nur… manches. Er atmete tief ein und sagte dann:

„Es tut mir leid, Senpai.“

„Huh?“ Kirino staunte nicht schlecht, als er diese Worte hörte und Kariya dazu auch noch entschuldigend den Kopf senkte. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Vielleicht hätte er doch ein Tonband das Gespräch aufzeichnen lassen sollen, nur um später Beweismaterial zu haben. Doch dafür war es jetzt zu spät und Kariya richtete sich sowieso längst wieder auf, um ihn anzusehen.

„Aber dass ich dich geküsst hab“, fuhr er fort. „Das tut mir nicht leid.“ Er grinste frech. Ja, so sah er gleich wieder viel gewohnter aus. Kirinos Miene verfinsterte sich.

„Du-!“, zischte er, doch weiter kam er nicht, denn Kariya sprach schon weiter.

„Vielleicht steh ich ja auf dich.“

Kirinos Augen weiteten sich. WIE bitte? Was faselte der da?

„Ich weiß das nur leider selbst nicht so genau.“

Erst nach diesem Satz merkte Kirino, dass Kariya ihn gerade verarschte, indem er in etwa seine Worte nachplapperte. Kirino biss sich auf die Unterlippe und schluckte seine aufkommende Wut hinunter. Dann lächelte er Kariya breit an.

„Okay“, sagte er. „Dann ist ja alles klar.“

Kariyas Augenbraue wanderte ein Stück in Richtung Haaransatz.

„Ach ja?“

„Klar.“ Kirino nickte. „Seit du das Thema angesprochen hast, mache ich mir Gedanken darüber, was ich für Shindou fühle. Da ist es doch nur fair, wenn du dir auch Gedanken machen musst, oder etwa nicht?“

Kariya kratzte sich unschlüssig am Hinterkopf und schnaubte.

„Hmpf…“

Kirino grinste.

„Also gut“, sagte er. „Dann lass uns eine Abmachung vereinbaren.“

„Eine Abmachung?“ Kariya runzelte die Stirn.

„Keine Provokationen mehr. Keine Lügen. Und auch keine Freunde gegeneinander aufhetzen“, erklärte Kirino. „Oh und natürlich darfst du auch nicht noch mal einfach so über mich herfallen. Das sollte auch klar sein. Und dafür helf ich dir beim Lernen.“

„Hey, moment mal!“, unterbrach Kariya ihn. „Du sagtest, du hilfst mir, wenn wir uns aussprechen! Das haben wir doch gerade getan, oder nicht?“

„Meine Bedingungen gehören noch zu unserer Aussprache“, antwortete Kirino mit strenger Miene.

Kariya murmelte irgendetwas Unverständliches, beschwerte sich jedoch nicht weiter.

„Bist du einverstanden?“, fragte Kirino ihn schließlich.

„Hm…“

„Ich versteh dich nicht, Kariya!“

„Ja, ja. Mein Gott…“

„Na also.“ Kirino nickte zufrieden und schnappte sich das Buch, welches Kariya ihm zuvor weggenommen hatte. „Und jetzt wird gelernt.“
 

Die Zeit verging schneller als erwartet. Und ehe Kariya sich versah, fand er sich alleine im Hausflur wieder. Die Haustür war gerade hinter Kirino ins Schloss gefallen. Der Abend war gar nicht so schlimm gewesen, wie Kariya befürchtet hatte. Sogar das gemeinsame Abendessen war ohne jegliche peinlichen Zwischenfälle vonstatten gegangen. Kirino hatte Midorikawas Essen in den höchsten Tönen gelobt, woraufhin Midorikawa ihn gleich für die Zukunft noch ein paar Mal eingeladen hatte. Und auch Hiroto hatte keinen einzigen Spruch der Sorte „überfürsorglicher Vater“ gebracht. Stattdessen hatten die beiden Älteren von ihrer Zeit bei Inazuma Japan erzählt und auch der Name Aliea Gakuen war gefallen.

„Deine Eltern sind wirklich nett“, hatte Kirino nach dem Abendessen zu Kariya gesagt, während er sich im Flur die Schuhe anzog. „Du kannst froh sein, dass du sie hast.“

Kariya wollte zuerst Einspruch erheben, als Kirino die beiden Älteren als Eltern bezeichnet hatte, doch dann ließ er es doch sein und lächelte stattdessen zustimmend. „Ja, das bin ich auch…“
 

Kariya streckte die Hände hinter den Kopf und neigte ihn zuerst nach links und dann nach rechts. Puh, das war ein langer Tag gewesen. Aber immerhin hatte er das Gefühl zumindest etwas von Kirinos Nachhilfeunterricht im Kopf behalten zu haben. Vielleicht schaffte er es ja doch noch irgendwann mal eine akzeptable Punktzahl zu erreichen. Dann musste er Hiroto und Midorikawa nicht auch noch mit dieser Sache Kummer bereiten.

Kariya hörte aus der Küche leises Lachen. Auf dem Weg in sein Zimmer lugte er kurz in den Raum und sah, wie Midorikawa mit dem Rücken an der Arbeitsplatte lehnte. Hiroto stand ihm gegenüber, hatte die Arme um seine Hüften geschlungen und küsste ihn. Unter normalen Umständen hätte Kariya jetzt irgendetwas, was garantiert die Stimmung ruinieren würde, in die Küche gerufen. Doch heute war er einfach nur froh, dass die kleine Meinungsverschiedenheit, die die beiden seinetwegen am Vortag gehabt hatten, schon längst wieder vergessen schien. Er lächelte erleichtert und ging in sein Zimmer. Kirino hatte schon Recht mit dem, was er gesagt hatte. Kariya konnte froh sein, dass er Hiroto und Midorikawa hatte. Eltern hin oder her. Sie waren für ihn da und das war alles, was zählte.
 

~
 

Am nächsten Morgen war Kariya auf dem Weg zur Schule. Er hatte selten so gut geschlafen wie letzte Nacht. Müde war er allerdings trotzdem noch. Er gähnte herzhaft, als er plötzlich seinen Namen hörte und ihm fast zeitgleich jemand auf die Schulter klopfte. Erschrocken fuhr er zusammen und drehte sich um. Er war etwas überrascht, ausgerechnet Kirino zu sehen – und dann noch lächelnd.

„Guten Morgen“, begrüßte sein Senpai ihn und lief dann neben ihm her, während er in seiner Schultasche wühlte.

„Morgen“, nuschelte Kariya etwas verunsichert.

„Gut, dass ich dich vor dem Unterricht noch erwische“, sagte Kirino und holte etwas aus seiner Tasche. „Ich wollte dir das hier geben.“ Er hielt ihm ein rechteckiges festes Papier hin. Als Kariya es ihm abnahm, wurde die Verwirrung, die ihm ohnehin schon ins Gesicht geschrieben stand, nur noch größer. Es war ein Foto. Und zwar ein Gruppenbild vom Raimon Fußballclub. Alle derzeitigen Mitglieder waren darauf – nur Kageyama und Kariya selbst nicht.

„Es ist noch nicht so lang her, dass wir das gemacht haben. Aber wie du siehst, brauchen wir eigentlich schon wieder ein neues“, erklärte Kirino. „Ich werde Akane fragen, ob sie demnächst mal eins machen würde. Aber ich dachte vorerst ist das hier immerhin besser als ein ganz altes Foto.“

Kariya starrte wortlos auf das Foto und auf Kirinos Gesicht, welches ihm von dort – zwischen Shindou und Kurama entgegen lächelte.

„Jetzt kannst du deinen Eltern auch mal alle deine Freunde zeigen.“

Freunde? Kariya blickte auf. Eigentlich war das ja nur eine Ausrede von ihm gewesen, damit er nicht zugeben musste, dass er ein Foto von Kirino haben wollte. Aber das behielt er wohl besser für sich. Und „Freunde“ klang schließlich auch nicht schlecht. Genauso wie „Eltern“. Ja, daran konnte er sich durchaus gewöhnen. Kariya grinste frech.

„Danke, Kirino-Senpai“, sagte er. „Ich werd es ihnen zeigen und sagen, „Guckt da!“…“ Er deutete auf dem Foto auf Kirino. „Das ist eure zukünftige Schwiegertochter.“

Kirinos Augen wurden groß.

„Schwie…ger… WAS?“, stammelte er und wurde rot. „Ich glaub du spinnst!“

Kariya duckte sich unter Kirinos Hand weg, die gerade nach ihm ausholte und lachte, ehe er einen kurzen Sprint einlegte, um außer Reichweite zu gelangen. Dann streckte er ihm die Zunge heraus.

„Wirst schon sehen!“

In diesem Moment ertönte die Schulglocke.

„Oh nein, wir kommen zu spät!“, stellte Kirino fest und rannte los.

„Wer zuletzt am Tor ist!“, schrie Kariya, der ohnehin von Anfang an einen Vorsprung gehabt hatte.

„Vergiss es, das zählt nicht!“, rief Kirino ihm nach. „Na warte, du Pimpf!“

Und so begann ein weiterer Tag an der Raimon Jr. High.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  KyuChan
2013-09-04T17:38:10+00:00 04.09.2013 19:38
OMG >_< Das war mal eine mega niedliche FF!! :3
Es gab viele Stellen wo ich gedacht habe "WTF O.O"
Meine lieblings Stelle ist aber wo Kariya sagt: "Das ist eure zukünftige Schwiegertochter."
Man ich hab geheult vor lachen xDDDD
Das Ende war einfach toll und auch wie du die Charas beschrieben hast war genial!
Einfach mal ein großes Lob an die Autorin: Anshie :3
Ich freu mich schon auf die nächsten FF`s von dir ^-^
Antwort von:  Anshie
05.09.2013 09:02
XD Danke für deinen Kommi! ^^ Freut mich dass es dir gefallen hat. ;3
Von:  -Nox-
2012-08-01T22:49:07+00:00 02.08.2012 00:49
Oh mein Gott.
Das war das erste was ich dachte.
Und das dachte ich sehr oft.
Die Fanfic hat so viele schöne Szenen <3
So viel Humor und awwww~
Einfach nur herrlich.
Die Szene mit Kirino und Shindou im Bett ist einfach nur zuckersüß
Genauso hab ich ihn mir in solch einem Moment vorgestellt!
ich finde es allerdings auch sehr höflich vorher zu fragen XD
Und Midorikawa und Hiroto sind auch so toll gelungen <3
herrlich *__*
Von:  Yuuki-Torarin
2012-03-31T20:38:56+00:00 31.03.2012 22:38
...... o////o *////* omgosh
ahh kann nicht aufhören zu lesen <3 einfach megahammermässiggeil :)geil geschrieben und es passt einfach alles xD mach noch eine FF biddebiddebidde :3 *ganz lieb bettel* du hast mich echt süchtig gemacht x3 jetzt muss ich wohl Inazuma rewatchen xD bin dann mal weg & vielenvielenvielen Dank für diese wunderbare Geschichte<3 sie ist einfach süß :3 *awwr ich liebe Kariya einfach <3* DANKE *o*
Mal ganz ganz liebe Grüße dalass :) 0//////0
Von:  LittleWitch
2012-03-19T22:52:02+00:00 19.03.2012 23:52
Was soll ich zu sagen.
*Eigentlich schon lange im Bett sein wollte*
Die FF musste ich aber einfach noch lesen, da ist es mir auch egal dass morgen 6 Uhr aufstehen muss. ^^´
Und es hat sich mal wieder gelohnt noch wach zu bleiben um eine FF von dir zu lesen, einfach nur Liebe an diese. *.*
Kann mich aber immer noch nicht wirklich entscheiden wenn besser für Kirino finde, vertrete daRyusei´s Meinung, er soll einfach beide nehmen. XD
Bin schon gespannt wann und was für eine FF von dir als nächstes kommt. ^-^
Von:  Naib
2012-03-19T22:44:14+00:00 19.03.2012 23:44
Uhrzeit: 20:25
Ich beginne nun mit einem Kommentar.
Ich vermute es wird das längste Kommentar das ich je geschrieben hab.
Bislang hab ich die ff noch nicht gelesen.
Grad mal geöffnet hab ich sie!!!
Und ich trau mich auch ehrlich nicht zu beginnen.
Was wird geschehen? Was ist wenn sie vorbei ist? Werde ich meine Sicht auf die beiden vertretenden Pairings ändern? Wie ich danach wohl emotional drauf bin?XD Ah, die drei sind aber auch kompliziert! D;

Nun gut, ich fang dann jetzt an:

Eine Widmung an mich? Q_____Q Dankeschön, ich freu mich total!!!! >A< ♥♥♥ Dafür kriegst du das beste Kommentar ever [vielleicht]!!

Wär ich ein Freund von Ranmaru, dann wär er ja sowas von ein Mobbing-Opfer 8D Ach Ran, du kleines Mädchen <3
hahahahahaha! Ja, Tenma ist mit allen befreundet. Aber nicht alle mit Tenma XDDDD Und Kariya ist voll kein Pimpf, oke? Ers voll riesig und so!
Hach, die schöne "du bist ein Seed!"-szene ;D Die kenn ich ja breits. Aber sie ist super beschrieben, genau so hat sicher das Script für die Episode ausgesehen. Und Midori... XDD Man, mach doch mal deine Hausaufgaben!
Ja, das ist echt schon krass wie gegensätzlich Takuto und Masaki sind XD Und um so komischer ist es, das sie beide so gut zu Ranmaru passen. [Aber Kariya trotzdem viel besser! D;]
DÖMDÖMDÖÖÖÖÖÖM!
Ach Kariya XDDD Sei doch nicht so gemein, mein kleiner ;D
Wobei.. doch <3 Weil das macht dich doch so niedlich! aaaw!
Aaaaaaw, süüüß! Wie süß sie beste Freunde sind ;__; <333 Und wie süß der Shindou allgemein ist. Da hat man ihn gleich nochmal zehn mal mehr lieb!
XDDDDD Ich wär wohl auch bei seinem Klavier spielen eingeschlafen. Einfach weils so schön beruhigend ist.
OH SHINDOU, WIESO SO NIEDLICH?!?! Noch kann man das ja alles schön als sehr enge freundschaftliche Zuneigung sehen, ich hab also nichts zu meckern XD
Ach Minamisawa, wieso hast du uns nur verlassen? ;A;
Der dumme dumme Amagi, ey. Aber ich hät ja voll angst wenn der auf mich zukaufen würde. Stell dir vor der ist so wütend das er auf dich drauf springt! Oh gott, danach ist man tot! Das ist schlimmer als wenn Tsurugi auf einen drauf springt!
Hahaha! Bist du etwa eifersüchtig auf die Akane, kleiner Ranmaru? ;D
Irgendwie versteh ich nicht wieso Trainer IMMER in Rätseln sprechen müssen. Ich wär richtig aggro, wenn ich einer der Spieler wär! XDD
Oh Gott, dieses Spiel ist sogar spannend, wenn mans schon kennt!!! XDD Aaaaah, so cool die Raimons!
PERFECT TEAMPLAY!!!! *3* *kreisch*
Kyaaa! Und jetzt werden sie bäääste Freunde für immaaah ;D Naja, immerhin bitchen sie nicht mehr rum XD
SUN GARDEN!!!! *____________* ICH FREU MICH SOOO!!!
XDDD AHAHAHAHAH! Ach Hiro. Wie überlebt er nur, wenn er doch gar nicht kochen kann? Wobei.. Endou überlebt ja auch, ne?XD
Ach, sie sind ja sowas von eine Familie! Das ist so wunderschön. Zum weinen schön!
ICH KANNS NICHT OFT GENUG SAGEN, ICH LIEBE DIESE FAMILIE!!!!!!!!!!!!!
Sie sind so toll ;O; Ich mag auch bei ihnen einziehen!
Hahahahaha! Ach, der kleine Hikaru ist auch voll der süße XD Und total trottelig.
Armer Kariya ;A; Er fühlt sich benachteiligt. Armes einsames Kindchen. Habt doch mitleid mit ihm!
Ai, so eifersüchtig, und dabei weiß er es selbst noch nicht mal!
Was hat er nur mit dem Foto vor? Es bleibt spannend!
OH KARIYA!!! Du Spalker! XDDDDDD Jetzt stell ich ihn mir mit Detektivklamotten vor. SÜÜÜß! XDDD
Kirino hatte sein erstes mal mit Kariya. Sein erstes mal, jemanden eine zu klatschen. Das muss wahre liebe sein! [in meinem Kopf]
Jetzt gehts meinem kleinen Baby schlecht ;A; Er weiß gar nicht was mit ihm los ist. Aaah >A<
genau Kirino, sei doch nicht so unfair! D;
DUSCHSZENE! Schade, Kirino ist allein XD
AAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!! Ich trau mich nicht weiter zu lesen... was tut Kariya? Ob er Kirino jetzt droht oder so? Aber selbst das wär mir recht! XDD *weiter les*
KARIYA!!! Hat er ADS oder was?XDDDDD Aber das würde mich bei ihm nicht wirklich wundern XD
XDDD okee, jetzt wär ich auch von Kariya genervt. ABER ICH LIEBE IHN und deshalb bin ichs nicht 8D Nerv den Kirino ruhig schön weiter, kleines <3
schlä-ge-rei!! XDDDDDDDDDD
KYAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!!! ♥
Aber bestimmt bitcht Kirino jetzt haaaaart rum! Ich kenn ihn nur so XD
Ich steh drauf wenn Kariya Gewalt anwendet 8D ähehehehehe
hahahahaahah! so ein auf "kirinooo! ich hab dich doch nur fast vergewaltigt! sei doch nicht saueeer" XDDDDDD ahahahhaahaha! aah, schön ist das |D <3
JAAAA!!! SEIN ERSTER KUSS, MOTHERSAKKA!!!! Den wird er nie vergessen, oke?!
hmmm... |D ich würd mich jetzt auch gern in Shindous Bett schmeißen. Das ist bestimmt RIESIG! ahaha. Hach, sie sind ja so beste Freunde ;_; ♥
... Wie ich hier nur dumm am rumgrinsen bin XDDDDD Takuto und Ran sind sooo niedlich!! aaaaw! Jaa, auch als Pair sind sie super süß. Aber (§/()"(§$ MASAKIII!! Aber ich freu mich trotzdem XD
WAS TUN SIE MIT MEINEM BABY?!!??!!?!?!??!!?!? DDDDDDDDDDDDD;<
AAAAAAAAAAAH!!!!! Ich hau die gleich!!!
;_____________; Einfach so böse Sachen zu sagen! >A< Das find ich gar nicht cool! Gleich kommt SuperHiro und verprügelt die!
Aber Kirino ;_; Wie lieb von ihm! Auch wenn er nur was nützt weilw egen Shindou XD Er ist echt Shindous Beilage XD
NACHHILFE!!!!!
So beginnen die meisten Beziehungen und Fanfictions... XDDDDD
da hab ich absolut nichts gegen 8D
Ich liebe Szenen mit Familie HiroMidoKari!!!!!111111elf
AAAAAAAAAAHAHAHAHAAHAHHAHA!!!! Jaaa! Kariya stört sie bei etwas. ehehehe
AAAAAAAAAAHAHAHHAAHAH!!! ich lach sooooo!!!! Der arme Masaki-chan hat viiiiiel zu neugierige Eltern!
MASAKI IST SO SÜÜÜÜÜß!!! MEIN KOKORO HÄLTS NICHT AUS!
KYAKYAKYAA!!
Aaaaw!! Das Ende!!! So süß!
Und ich finds gut das am Ende keiner mit keinem zusammen ist.
So ist es am realistischsten.
Hach ;D
Das lange warten auf die ff hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Ich fand sie total klasse. Sie hat einfach gepasst, so wie sie war.
Du hast alle Charaktere gut dargestellt. Ich konnt mir eigentlich JEDE Szene im Inazuma-Stil vorstellen. Okay, die Kussszenen vielleicht nicht, aber nur, weils sowas bei Ina halt nicht gibt XD
Also. Die Geschichte würd ich auf jeden Fall jederzeit nochmal lesen.
Super toll! >w<
Und ich weiß gar nicht mehr was ich sonst noch sagen kann XD
ICH LIEBE MASAKI-CHAN!
Und nochmal vielen lieben dank für die Widmung!

Kommentar -> Ende
Uhrzeit: 23:44
Von: Ryusei
2012-03-19T19:30:54+00:00 19.03.2012 20:30
Ich mag die Fanfic total. Stellenweise haben mich die Szenen so gefesselt, dass ich vergessen habe Korrektur zu lesen und die Absätze noch mal in Ruhe lesen musste XD

Entscheiden kann ich mich immer noch nicht ;_; Kirino soll sie einfach beide nehmen.

Allgemein finde ich die Gefühle der beiden Ks sehr gut getroffen. Wobei mir Kirino ein wenig leid tut. Da ist er sich selbst mit seinen Gefühlen noch nicht im Klaren und dann kommt auch noch Kariya dazu.

Und ich liebe das Familienverhältnis zwischen Kariya und seinen Ziehpapas.

Wann krieg ich das nächste Werk vorgelegt? XD


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