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Trommelklang

Creek
von

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Trommelklang

Trommelklang
 

Tick Tack Tick Tack….

Die Uhr an der Wand lief unerbittlich durch. Bei jedem Schlag zuckte Tweek gepeinigt auf. Der blonde Kaffeejunkie lag auf seinem Bett. Er hatte alle viere von sich gestreckt und starrte nach oben an die Decke. Mit jeder Sekunde kam der Moment näher vor dem er sich so fürchtete.

Mitternacht und damit Craigs 18. Geburtstag.

Tweek fürchtete sich vor sehr vielem. Seit seiner Kindheit hatte er vor allem und jedem Angst gehabt. Spinnen, Unterhosenwichtel, Monster, Hamster, seine Lehrer, die anderen Kinder… einfach alles. Er hatte seine Ängste mittlerweile sogar ein bisschen in den Griff bekommen, doch das hatte nur mit Training und mit Psychologischer Betreuung geschafft zu der er einmal die Woche musste. Irgendwann hatten seine Eltern eingesehen das es nicht nur an seiner ADS lag das er spastische Zuckungen und Panikattacken hatte, von seiner Paranoia ganz zu schweigen. Dass es am Kaffee lag, hatten sie aber nicht eingesehen. Immerhin war Tweek nicht der einzige in der Familie der viel zu viel Kaffee trank. Auch jetzt stand eine dampfende Tasse des schwarzen Getränkes auf seinem Nachttisch und wartete nur darauf ausgetrunken zu werden.

Doch im Moment war Tweek viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt als das er an den Kaffee dachte. Das kam vielleicht einmal in tausend Jahren vor und hieß wohl dass er wirklich vor einem schwerwiegenden Problem stand. Dieses Problem nannte sich Craigs 18 .Geburtstag. Aufjammernd krallte Tweek seine Hände in seine sowieso schon wilden Haare und rollte sich frustriert auf die Seite. Das durfte doch nicht wahr sein. Wieso hatte er sich nur darauf eingelassen. Wieso bloß hatte er zugestimmt Craig einen Wunsch zum Geburtstag zu schenken.

Tweeky, ich hab doch Geburtstag… ich wünsch mir einen Wunsch von dir

Craigs zuckersüß berechnende Stimme hallte ihm immer noch in den Ohren als er daran dachte. Tja jetzt war es schon zu spät. Er hatte zugesagt, hatte versprochen Craig einen Wunsch zu erfüllen und hatte sich damit selbst in den Mist geritten. Eigentlich sollte es doch kein Problem sein. Tja aber eigentlich war die Erde auch eine Scheibe.

Tweek begann unkontrolliert zu zittern. Er konnte nichts dagegen tun, es passierte einfach. Craig war sein bester Freund. Seit der dritten Klasse, seit diesem dummen Kampf. Am Anfang hatten sie nicht viel mit einander anfangen können, doch dann hatte sich das gebessert. Sie hatten es irgendwie geschafft sich zusammen zuraufen und waren Freunde geworden. Tweek war immer zufrieden gewesen mit dieser Freundschaft. Craig hatte sich um ihn gekümmert und ihn hin und wieder vor seinen tausend Paranoiden Ängsten beschützt, obwohl er sie selbst für Hirngespinste hielt. Tweek war das später auch klar geworden, doch bis heute konnte er nichts gegen seine Panikattacken machen. Doch dann hatte sich etwas verändert. Tweek war es am Anfang nicht aufgefallen, doch sie waren Älter geworden und Craig wurde immer verschlossener ihm Gegenüber. Er hatte sich ausgegrenzt und verlassen gefühlt.

Irgendwann hatte Craig ihm erzählt was los war. Tweek konnte sich noch gut daran erinnern. Er war gerade 14 gewesen und Craig seit ein paar Wochen 16. Sie waren in Craigs Zimmer gesessen hatten Comics gelesen und versucht einfach normal zu sein, als Craig mit der Sprache herausgerückt war. Er stand auf Jungs, war also schwul. Tweek wäre beinahe in Ohnmacht gefallen an jenem Tag, doch er hatte es akzeptiert, hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Doch die Tatsache dass Craig auf Jungs stand zu ignorieren wurde immer schwieriger je älter sie wurden. Denn Craig machte nie ein Geheimnis daraus das er Tweek süß fand.

Vor einem halben Jahr gipfelten schließlich Craigs Andeutungen und Annäherungen in einer Liebeserklärung. Sie waren auf dem Weg nach Hause gewesen. Craig rauchend und Tweek wie immer seine Thermoskanne haltend waren sie durch South Park gelaufen, da war es Craig herausgerutscht.

Ich liebe dich

Dieser eine kleine Satz hatte zwischen ihnen gestanden wie eine Mauer. Tweek wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Craig war sein bester Freund, aber eben nicht mehr. Höfflich hatte er abgelehnt und hatte weg gesehen als Craig ihn sehnsüchtig angesehen hatte. Doch Craig wäre eben nicht Craig wenn er klein bei gegeben hätte. Seit diesem Tag machte er es ich zur Aufgabe Tweek für sich zu gewinnen.

Tweek versuchte es zu ignorieren, versuchte in Craig weiter nur den besten Freund zu sehen, der er auch war, doch es wurde immer schwerer. Über Beziehungen und Verliebt sein hatte Tweek nie nachgedacht. Er war jetzt 16, würde 17 werden, doch er fühlte sich nicht im Geringsten bereit dafür. Seine Ängste und seine Paranoia bestimmten sein ganzes Leben. Er war an Rituale und Abläufe gebunden, da war kein Platz für eine Beziehung. Das war es auch das er Craig gesagt hatte, doch dieser wollte es einfach nicht verstehen. Tweek wollte keine Beziehung und verliebt sein wollte er auch nicht, schon gar nicht in Craig, denn er hatte davor noch mehr Angst als vor allem anderen. Es bedeutete Verantwortung. Verantwortung die er nicht glaubte Tragen zu können. Tweek hielt sich selbst für eine Belastung. Wer wollte schon die Verantwortung für ihn tragen?

Doch das war jetzt alles egal. Jetzt war eh schon alles zu spät. Er hatte Craig sein Versprechen gegeben und er wusste genau was Craig sich wünschen würde. Einen Kuss, einen einzigen. Doch es würde ein Kuss sein, der vieles ändern konnte. Tweek konnte nicht leugnen dass da schon Gefühle für Craig waren. Sie waren so viel zusammen, hatten so viel zusammen unternommen, dass er nicht Drumherum kam Craig auf eine Art und Weiße mehr als nur einen Freund zu mögen. Doch und das war bis jetzt seine einzige Sicherheit gewesen, er hatte kein Herzklopfen wenn er Craig sah.

Herzklopfen das Sichere Zeichen das man in jemanden verliebt war. Craig hatte es ihm erklärt. Wenn man verliebt war, sehnte man sich nach der Person und jedes Mal wenn man sie sah bekam man Herzklopfen.

Tweek verspürte kein Herzklopfen wenn er Craig sah, doch er wusste das nur wenig fehlte, damit er sich in Craig verliebte. Doch das wollte er nicht. Es würde alles nur kaputt machen und alles verändern. Tweek hatte Angst vor Veränderung.

Der Wecker auf Tweeks Nachttisch piepse laut und schrill. Aufschreiend viel Tweek vom Bett und lag für einen Moment jammernd auf dem Boden. Wie sehr er doch das Geräusch seinen Wecker hasste. Seufzend hob er schließlich den Kopf und sah nach oben. Es war 19.15 Uhr. Um 8 Uhr sollte er bei Craig auf seiner Party sein. Etwas ungelenk rappelte sich Tweek auf. Er zitterte immer noch, ob es am Kaffeeentzug oder an dem was ihm bevorstand lag, konnte er nicht ausmachen. Um sich zu beruhigen griff der Kaffejunkie nach der Tasse und trank einen tiefen Schluck. Sofort wurde er ruhig. Entspannt atmete er aus und trat zum Spiegel. Sich einen Moment betrachtend nippte er erneut an seinem Kaffee. Er trug sein Lieblings Hemd in grün, doch heute würde er für Craig etwas anderen anziehen. Es war sozusagen Teil des Geschenks.

Craig und Tweek waren vor ein paar Wochen zusammen im Einkaufszentrum gewesen. Craig hatte nach einem neuen Pullover gesucht, doch stattdessen hatte er ein T-Shirt gefunden das er unbedingt an Tweek hatte sehen wollen. Nach vielem zureden hatte Tweek sich in der verhassten Umkleide umgezogen. So wirklich wohl hatte er sich nicht gefühlt, aber Craig hatte ihm das Oberteil schließlich geschenkt, so dass er nichts mehr hatte sagen können. Tweek wusste natürlich warum Craig ihm etwas schenkte. Er war aufmerksam und kämpfte um ihn, doch er würde es trotzdem anziehen. Immerhin war es Craigs Geburtstag. Seinem Spiegelbild noch mal zunickend trat er zu seinem Schrank und öffnete ihn.

***

Tweek schaffte es erst um halb Neun vor Craigs Haus zu stehen. Das Auto von Craigs Eltern war weg, also waren sie ausgeflogen um Craig das Haus zu überlassen. Tweek hatte sich ja noch gewundert das Craig überhaupt eine Party machen wollten. Sonst war er eher der Ruhige Typ und zog es vor nur mit Tweek seinen Geburtstag zu verbringen. Auf die Frage des Kaffeejunkies hatte er nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, immerhin würde man nur einmal 18 werden.

Von drinnen drang bereits laute Musik nach draußen. Tweek umklammerte seine Thermoskanne voller heißem Kaffee und atmete tief durch. In seinem Inneren spürte er dass das hier nicht gut gehen würde. Irgendetwas sagt ihm, das der Abend in Tränen enden würde. Vielleicht war es seine Paranoia, immerhin sorgt sie gerade auch dafür dass er sich hecktisch umsah.

Schließlich gab sich Tweek einen Ruck und klingelte. Er wollte nicht weiter in der beängstigenden Dunkelheit stehen. Wer wusste schon was da alles passieren konnte. Von drinnen kamen laute Stimmen und schließlich wurde die Türe aufgerissen. Token stand grinsend im Türrahmen. Er sah Tweek durch leicht alkoholisierte Augen an.

„Tweeky… Craig hat sich schon Sorgen gemacht…“ grinste er breit. Von drinnen rief Craig irgendetwas wüstes das Tweek nicht verstand, doch er war sich sicher, dass der Schwarzhaarige den Mittelfinger gehoben hatte. Tweek lächelte nur Scheu. Token war ihm oft zu laut. Sie waren zwar befreundet, doch manchmal war der Ältere einfach ein bisschen nervig. Sogar Tweek bemerkte das. Schnell schlüpfte er an dem großen, schwarzen Jungen vorbei und betrat die Wohnung der Tuckers. Durch die Wohnungstüre kam man direkt ins Wohnzimmer. Einige Leute waren schon da. Leicht zuckend sah er sich um. Kenny und Kyle standen bei Stan und unterhielten sich. Craigs Stimme kam aus der Küche, nur Sekunden später trat er ins Wohnzimmer.

Tweek blieb stehen und sah zu ihm. Craig lächelte als er Tweek entdeckte, der nahe der Haustüre stand und seine Thermoskanne umklammerte. Der Schwarzhaarige strich sich durch die Haare. Zur Abwechslung trug er mal nicht seine Mütze. Im Haus war es einfach zu warm für das Kleidungstück. Mit wenigen Schritten durchquerte er den Raum und erreichte Tweek, der nervös zuckend stehen blieb.

„Hey, da bist du ja und du hast das T-Shirt an das ich dir geschenkt hatte“ Tweek zuckte zusammen als Craig ihm durch die Haare strich. Er zuckte nervös und klammerte sich noch mehr an seinen Thermoskanne. Er wollte etwas antworten, doch sein Zucken gab ihm nicht die Möglichkeit

„I…I…Ist doch…dei..ahh…dein Geburtstag…“ Er schüttelte leicht den Kopf. Wie sehr es ihn nervte, ständig dieses Zucken. Craig lächelte ihn an und Tweek erwiderte es. Auch wenn er Panik hatte vor dem was werden könnte wenn Craig ihn küsste, blieb der Schwarzhaarige trotzallem sein bester Freund und er freute sich ihn zu sehen. Bevor er noch einmal zum Sprechen ansetzen konnte, hatte Craig schon nach seiner Hand gegriffen und ihn mit sich gezogen, vorbei an Kyle, Kenny und Stan. Im vorbei gehen konnte er gerade noch Pip und Butters kurz zuwinken die auf dem Sofa saßen. Pip wirkte leicht aufgelöst und klammerte sich an seinem Getränk fest.

Erst in der Küche ließ Craig Tweeks Hand los. Der Altere hatte eine selten gute Laune. Normalerweise war er nicht so offen und fröhlich, doch Tweek wusste genau woran es lag. Er blieb stehen als Craig es auch tat und stellte seine Thermoskanne auf die Küchenablage. Wendy und Bebe saßen am Küchentisch und mixten irgendetwas zusammen. Tweek hatte ein mulmiges Gefühl. Wenn es um Alkohol ging hielt er sich zurück. Eigentlich trank er nur Kaffee, doch als Craig ihm einen Becher, von was auch immer in die Hand drückte, konnte er nicht einfach ablehnen. Craig trank selbst einen Schluck.

„Weißt du Tweek, ich hab die ganze Zeit gewartete das du kommst…“ der Schwarzhaarige hob eine Hand und strich dem Kaffejunkie eine wirre Haarsträhne aus dem schmalen Gesicht. Tweek hielt still, so gut es eben ging. Die Nervosität nagte wieder an seinen Nerven und er nahm schnell einen kleinen Schluck des Getränks. Es schmeckte bitter und er mochte es nicht besonders.

„… ich warte schon so lange und heute Nacht gehören deine Lippen endlich mir…“ Craig sah ihn an mit einem Blick an, der Tweek Angst machte. Seine Finger fingen an zu zittern und er trank einen großen Schluck von seinem Alkohol. Vielleicht würde das es besser machen.

Irgendwer musste ihn doch retten
 

Tweek hatte keine Ahnung wie viel Uhr sie hatten. In seinem Kopf drehte sich alles. Er hatte einfach zu viel getrunken. So viel wie heute hatte er noch nie getrunken. Normalerweise nippte er nur ein zwei Mal an Craigs Getränk und hielt sich dann an seinen Kaffee doch seine Thermoskanne hatte er schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen genauso wie Craig. Der war den ganzen Abend mit allem möglichen beschäftigt gewesen, doch nach dem er ihm den ersten becher in die Hand gedrückt hatte, hatten sie nicht mehr mit einander geredet. Tweek fand das irgendwie seltsam, doch er war zu betrunken um sich wirklich Gedanken darüber zu machen.

Im Moment saß er auf dem Sofa im Wohnzimmer und sah Token und Bebe zu wie sie rummachten. Hicksend hatte er den Kopf zur Seite geneigt und sein zucken war nur schwach zu merken. Irgendwo im Hintergrund hörte er wie jemand würgte, doch es interessierte ihn nicht sonderlich. Tweek wollte Kaffee, doch seine Thermoskanne war abhanden gekommen. Schwankend stand er vom Sofa auf und wankte mehr, als das er ging, in die Küche. Auf dem Weg dorthin wäre er beinahe in Clyde hinein gelaufen, der sich mit Kenny unterhielt. Er hatte kaum einen Blick für die beiden, als er seine Kanne auf dem Küchentisch entdeckte.

Mit einem lauten rumsen knallte Tweek mit dem Knie gegen den Tisch und jaulte auf. Sowas passierte wirklich nur ihm. Sich das Knie reibend und auf einem Bein stehend schwankte er hin und her, bevor er auf einen Platz plumpste und sich die Thermoskanne angelte. Tweek fragte sich wo Craig steckte. Irgendwie war er wüten das der Ältere ihn nicht beachtet hatte. Erst hatte er ihm gesagt dass er sich freute dass er hier war und hatte ihn dann den ganzen Abend stehen lassen. Das passte dem blonden Kaffeejunkie gerade gar nicht. In seinem benebelten Gehirn, sponnen sich die absurdesten Gedanken zusammen. Es war nach Mitternacht aber Craig hatte ihn nicht geküsst, bis jetzt. Wollte er ihn nicht mehr. Tweek spürte das ihm der Gedanke nicht gefiel. Er wollte das Craig sich Mühe gab, das er ihm den Hof machte und alles für Tweek tat. Wäre er nüchtern hätte er diese Gedanken nie zugelassen, doch betrunken wie Tweek war, ließ er seiner Eifersucht und Enttäuschung freien Lauf.

Ungeschickt fummelte Tweek an seiner Kanne herum und schraubte den Deckel ab. Bei dem Versuch sich vom Kaffee einzuschenken, schaffte er es den Tisch unter Wasser zu setzen ohne es wirklich zu bemerken. Langsam trank der Blonde einen Schluck. Der Kaffee war nur lauwarm, doch das war ihm egal. Dank des Koffeins wurde sein Kopf ein wenig klarer. Seufzend stellte er die Tasse ab um sich über die brennenden Augen zu reiben.

„Hey Tweeky…“ zwei Hände legten sich auf seine Schultern. Tweek erschreckte sich furchtbar und schlug nach den Händen, die ihn so plötzlich berührten.

„AHH…. Nicht anfassen…“ Seine Zähne klapperten aufeinander und er kniff die Augen zusammen. So sehr hatte er sich erschreckt. Sein Herz pochte wild vor Angst, doch Craigs leises Lachen sorgte dafür das er sich langsam beruhigte.

„Ich bins Tweek, ruhig Atmen… und nicht aufregen“ Craig zog die Hände zurück und zog Tweek von seinem Platz. Er sah den blonden Jungen lächelnd an, der etwas gehetzt wirkte. Tweek war immer sehr nervös wenn man ihn erschreckte.

„Das…w…war nicht witzig….“ Tweek zuckte leicht zusammen und schüttelte etwas zu wild den Kopf. Er sah zu Craig hoch, der immer noch grinste und es wohl lustig fand. Immer noch drehte sich alles in seinem Kopf, wenn auch nicht so schlimm wie vorher. Tief durchatmend lehnte sich Tweek an die Wand der Küche. Er sah kurz zu Kenny und Clyde rüber. In der Zeit war Craig sehr viel näher an ihn heran getreten. Wäre er nicht betrunken wäre das für Tweek bereist zu viel gewesen, doch so sah er Craig nur nervös an.

„W..was?“ fragte Tweek schließlich zittrig. Sein Kopf fühlte sich mit einem Mal sehr klar an. Er sah blinzelnd zu Craig nach oben, der sich mit einer Hand an der Wand abstütze und ihm stur in die Augen sah. War es jetzt soweit? Würde Craig ihn jetzt küssen? Tweek spürte wie er unruhig wurde. Seine Augen huschten nervös durch den Raum.

„Ich würde gerne mein Geburtstagsgeschenk einlösen…“ Craigs Stimme war plötzlich sehr dicht an seinem Ohr. Tweek zuckte stark auf und spürte wie seine Wangen begannen zu glühen. Er zuckte mehrmals mit dem Kopf und konnte Craig nicht in die Augen sehen. Das würde es nur schlimmer machen. Nach Worten suchend leckte sich Tweek über die Unterlippe.

„Das…das ist zuviel f..für mich…“ kam es schließlich nur gekrächzt von ihm. Craig schmunzelte über diesen so Typischen Spruch von Tweek. Dieses Mal würde der blonde Kaffeejunkie ihm nicht entkommen. Der Dunkelhaarige drückte sich noch etwas enger an Tweek, der sich so gut wie Möglich an die Wand presste. Sein Atme schlug gegen Tweeks Hals, der immer wieder zuckte und kurz davor war eine Panikattake zu bekommen. Craig wollte es riskieren. Mit den Lippen strich er über Tweeks Hals und schlang einen Arm um die Hüfte des Blonden. Nur nebenbei hörte er wie Clyde und Kenny die Küche verließen. Sie waren alleine.

Tweek quietschte leise, er versuchte nicht zu zittern, doch es war kaum möglich. Nur Craig, der ihn beinahe gegen die Wand drückte, sorgte dafür dass er nicht wild um sich schlug und schrie. Sein Atem ging flach und sein Herz hämmerte schmerzhaft fest in seiner Brust. Seine Hände waren zu verkrampften Fäusten geballt, die gegen Craigs Brust drückten, immer bereit den Älteren weg zu stoßen wenn es zu viel wurde. Sie waren sich so nah, wie nie zuvor. Tweek war noch niemals überhaupt jemanden so nah gewesen.

„Entspann dich Tweeky…es ist nur ein Kuss“ Tweek sah mit halbgeschlossenen Augen in Craigs, der ihn liebevoll ansah. Mit einer Hand strich er ihm, die wirren blonden Haarsträhnen aus der Stirn. Tweeks Lippen waren leicht geöffnet und er atmete schon etwas ruhiger. Mit jeder Sekunde war es weniger schlimm einen anderen Menschen so nah bei sich zu haben. Doch er hatte kaum Zeit das zu bemerken, da beugte sich Craig schon gänzlich vor und fing Tweeks Lippen, mit seinen eigenen ein.

Tweek wimmerte leise auf. Seine Finger krallten sich in Craigs Oberteil und er kniff die Augen zusammen. Der Kuss war sanft und ruhig, trotzdem glaubte er das sein Herz gleich aus seiner Brust springen würde. Da war sie die Panik.

Craig bot Tweek gar nicht die Möglichkeit groß in Panik zu verfallen. Er hielt den Kuss nur für wenige Sekunden so sanft, schlang einen Arm fest um die Hüfte des Kaffejunkies, vergrub die andere in dessen Haar und zog ihn tief in den Kuss hinein. Das war seine einzige Chance und die würde Craig sicher nicht versauen. Es dauerte eine Gefühlte Ewigkeit bis er spürte das Tweek den Kuss erwiderte. So angespannt wie er selbst war, hatte er kaum bemerkt, wie entspannt der Junge in seinem Arm hing. Craig seufzte leise und genoss den Moment nur noch mehr. Er saugte an Tweeks Unterlippe, strich mit der Zunge über sie und neckte ihn.

Tweeks Welt stand Kopf. Der Kuss löste die ersten Anzeichen einer Panikattacke aus, doch dann vergingen sie, ohne das etwas passierte. Stattdessen entspannte er sich merklich. Küssen war schön. Tweek traute sich kaum, den Gedanken fertig zu denken, doch so war es nun Mal. Geküsst zu werden war herrlich und beruhigte ihn unglaublich gut. Bevor er auch nur einen Gedanken daran verschwendete, hatte er schon de Kuss erwiderte und öffnete die Lippen für Craigs Zunge, die einen Weg in seinen Mund suchte.

Wie lange sie so da standen konnte Tweek nicht sagen. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, doch es war wohl nicht ganz so lange. Al sich Craig mit einem Seufzen von ihm löste, ihm noch einen kleinen Kuss hinterher auf die Lippen drückte, öffnete er die Augen. Tweek sah hoch in Craigs Augen, die ihn fragend ansahen, voller Hoffnung auf eine Reaktion, auf ein Zeichen. Es war wie ein Eiskalter Schauer der über seinen Rücken huschte. Blitzschnell stieß Tweek Craig zurück und atmete schwer.

„Ich… mu…uss weg…“ Natürlich sah er die Enttäuschung in Craigs Augen, doch das war ihm gerade egal. Die Panik ergriff ihn und Tweek wollte nur noch eines. Vor der Situation flüchten, die dafür verantwortlich war. Heftig zuckend krallte er sich die Thermoskanne vom Tisch und rannte an Craig vorbei. Auf dem Weg nach draußen, rannte er beinahe Eric über den Haufen der mit einer Flasche in der Hand mitten im Raum stand. Tweek musste fort. Er musste nachdenken, über das was gerade passiert war, darüber das sein Herz in seiner Brust pochte wie eine Trommel.
 

***

Der Sonntag war der furchtbarste Tag seit langer Zeit gewesen. Aufgekratzt und verwirrt wie er war, hatte er nur wenig geschlafen und dafür Unmengen Kaffee in sich hinein gekippt. Der Alkohol, keine Erholung und der viele Kaffee hatten ihn noch nervöser als sonst schon werden lassen. Doch dem war nicht genug. Der Kuss hatte die ganze Zeit seine Gedanken bestimmt. Jede Sekunde hatte er darüber nach gedacht, hatte versuch es zu vergessen, hatte geschrien, getobt und war einfach nur still auf seinem Bett gesessen und hatte sein Kopfkissen umarmt.

Doch es hatte nichts genutzt. Craig hatte ihn geküsst und es war verdammt noch mal schön gewesen. Jetzt danach machte ihn der Kuss aber verrückt. Jede noch so absurde Idee kam dem blonden Kaffejunkie in den Kopf und wurde bis zum erbrechen durchgekaut. Unwohlsein wurde zu Angst und Angst wurde zu Panik. Gegen Mittag hatte seine Mutter vorsichtig an Tweeks Zimmertüre geklopft weil er so geschrien hatte. Sie hatte wissen wollen, ob alles in Ordnung sei, doch nichts war in Ordnung.

Einen solchen Anfall hatte Tweek schon lange nicht mehr gehabt. All die Therapien, die Gespräche und die Übungen und doch hatte nichts ihn davor bewahren können, solch einen Anfall zu bekommen. Es war genau das eingetreten was Tweek befürchtet hatte. Er konnte nicht mehr an Craig denken, ohne das sein Herz ein Trommelkonzert aufführte, doch verliebt sein war keine Option für Tweek. Es ging einfach nicht. So oft hatte er mit seinem Therapeuten gesprochen genau über dieses Thema, seit er wusste dass Craig mehr wollte als eine normale Beziehung.

Das Problem war das Tweek nicht in der Lage war körperliche Nähe zuzulassen ohne einen Anfall zu bekommen. Allein die Berührung eines Fremden konnte dazu führen das er schrie und nach der Person schlug. Doch eine Beziehung und Liebe beinhaltete so viel mehr. Enger Körperkontakt, Vertrautheit, Intimität, Sex. Er brachte ja nicht mal das Word Sex über die Lippen ohne zu zucken, wie sollte er da überhaupt in der Lage sein welchen zu haben?

Doch jetzt war er verliebt und Craig wollte ihn als seinen Freund. Tweek hatte Craig noch nie etwas verwehren können. Egal was es war, Craig hatte es immer geschafft Tweek irgendwie zu überreden. Der Schwarzhaarige hatte schon immer eine seltsame Wirkung au Tweek gehabt. Doch dieses Mal würde es nicht gehen. Tweek konnte nicht mit Craig zusammen sein. Es würde nicht nur ihn kaputt machen sondern auch ihre Freundschaft, die dem Blonden alles Bedeutete. Craig war so wichtig für Tweek wie niemand anderes.

Jeder machte sich auf irgendeine Weiße über ihn Lustig. Sie nannten ihn `verrückt`, `Spasti` oder auch einfach nur `bekloppt` und auch wenn sie wie Clyde oder Token oberflächlich mit ihm befreundet waren, wusste er doch was sie alle von ihm dachten. Die Jahre hatten ihn verändert. Tweek glaubte nicht mehr an Unterhosenwichtel, auch wenn er trotz dem ab und an zusammen zuckte und sich nach ihnen umsah, er war offener geworden und schrie nicht mehr so oft einfach mitten in der Klasse los, doch das hatte die Ansichten der anderen nicht im geringsten geändert. Nur Craig, sah hinter all den Ticks und Angewohnheiten den echten Tweek. Er war der einzige der ihn nicht mit beleidigenden Spitznamen betitelte oder sich hinter seinem Rücken über sein Zucken lustig machte. Craig war sein Beschützer, sein bester Freund und der einzige der es schaffen konnte ihn aus einer Panikattake zurück zu holen und Tweek war sich sicher er würde den Älteren verlieren wenn er sich auf eine Beziehung mi ihm einließ. Weil er einfach nicht dazu Fähig war eine Beziehung zu führen.

Das schlimmste an diesem Sonntag war die Sms die von Craig gekommen war gegen Abend. Tweek hatte mit zitternden Händen den Knopf gedrückt, der die Nachricht öffnete und hatte mit Tränen in den Augen gelesen was dort stand.

Tweek wieso bist du heute Nacht einfach abgehauen? Ich mach mir Sorgen. War es so schlimm für dich mich zu küssen? Lass mich bitte nicht fallen… Meld dich doch!

Tweek hatte nicht geantwortet. Er hatte das Handy quer durch den Raum geschleudert und sich dann unter seiner Decke versteckt. An diesem Abend hatte er das Bett nicht mehr verlassen, hatte nur noch an die Decke gestarrt und ab und an seine Haare gerauft. Doch es hatte nichts geändert. Der Kuss war passiert und hatte alles geändert.

Heute war Montag und Tweek würde zur Schule gehen müssen. Seine Mutter hatte nur den Kopf geschüttelt als er sie gebeten hatte zuhause bleiben zu dürfen. Sie verstand ihn nicht und sah nicht dass seine Anfälle und nervösen Ticks einen anderen Grund hatten als sonst. Um halb Sieben war eine erneute Nachricht von Craig gekommen, der ihn bat sich doch endlich zu melden, auch diese Nachricht hatte er ignoriert. Er würde ihm schon bald genug Gegenüber stehen müssen. Auf dem Weg in die Schule hatte Tweek mehrmals einfach umdrehen und davon laufen wollen, doch er hatte es nicht getan. Irgendetwas hatte ihn davon abgehalten, einfach zu flüchten. Er war Craig eine Antwort schuldig und wenn er ihm nur Absagen würde, er musste ihm wenigstens in die Augen sehen und ihm sagen warum er nicht konnte, selbst jetzt nicht.

Die ersten beiden Stunden war er noch vor Craig verschont, da der Schwarzhaarige nicht in seinem Kunstkurs war. Etwas verloren saß Craig vor dem Laptop a dem er arbeitete. Bildbearbeitung. Die Fotos hatten sie selbst schießen müssen. Mit seinen Gedanken war er ganz wo anders als er seine Dateien aufmachte und nach einem Bild suchte. Schluckend starrte er auf den Bildschirm. Tweek war nie aufgefallen wie fixiert er auf Craig war, doch jetzt da er die Fotos aus seinem Alltag ansah wurde es ihm immer bewusster. Auf fast jedem Bild war Craig zu sehen. Beim rauchen, wie er lachte, wie er Token den Mittelfinger zeigte, wie er mürrisch über eine Schulaufgabe gebeugt da saß. Instinktiv hatte Tweek das fotografiert was ihn am meisten beeinflusste und das war nun Mal Craig.

Das Zittern begann in seinen Fingern und breitete sich schnell in seinem ganzen Körper aus, dann kam das nervöse zucken, das ihm die ersten Blicke der anderen aus seinem Kurs einbrachte. Das Zittern und zucken wurde mehr und mehr bis es einfach aus ihm herausplatze.

„Zu viel DRUCK“ Ohne auf die Klasse zu achten, rannte Tweek aus dem Raum und durch die Flure der Schule. Ständig wurden seine Bewegungen durch das Zucken und zittern seines Körpers beeinträchtigt. Erst als er die Jungen Toiletten erreichte, in denen er sich verkroch wenn die Panik einfach zu groß wurde, hörte er auf zu rennen und schloss sich in einer der Kabinen ein. Dort blieb er und rührte sich nicht mehr. Wie lange er dort saß wusste er nach einer Weile nicht mehr. Es musste wohl die zweite oder dritte Stunde sein, als er Schritte im Raum hörte.

„Tweek, ich weiß das du da bist, komm aus der Klokabine raus“ Craigs Stimme hallte zu ihm hinein. Gleich darauf hörte Tweek ein sanftes Klopfen gegen die Türe. Der Blonde zuckte zusammen und zog die Beine an den Körper. Er wollte jetzt nicht mit Craig reden, er wollte seine Ruhe haben und nicht nachdenken müssen, auch wenn das kaum möglich war.

„L..Lass mi…ich…“ brachte er mühsam hervor. Das ständige zucken und zittern machte es schwer überhaupt ein Word rauszubringen. Craig, draußen vor der Tür, seufzte nur leise. Er ging einen Moment vor der Klokabine auf und ab bevor er noch mal dagegen klopfte.

„Ich hab dir deinen Kaffee mitgebracht… wenn du ihn willst musst du raus kommen“ sagte er schließlich lockend und schwank die Thermoskanne in seiner Hand leicht hin und her, so das Tweek das gluckern hören konnte. Tweek biss sich auf die Unterlippe. Das war eine ganz gemeine Taktik. Er hatte seinen Kaffee nicht mitgenommen und er wollt unbedingt einen Schluck trinken, doch er wollte Craig nicht in die Augen sehen müssen. Doch er würde sowieso früher oder später in den sauren Apfel beißen müssen und heraus kommen. Hastig rappelte er sich schließlich auf die Beine und schob den Riegel zurück. Craig nicht in die Augen sehend öffnete er die Türe und trat aus der Kabine. Schnell war nach der Kanne gegriffen und der Deckel abgeschraubt. Immer noch nicht hatte er Craig angesehen. Er wusste dass er sich lächerlich anstellte, aber was sollte er machen. Der Kaffejunkie konnte mit der Situation einfach nicht umgehen.

Alleine Craigs Nähe sorgte dafür dass sein Herz beinahe durchdrehte. Wie hatte nur ein einzelner Kuss so viel verändern können? Nervös fummelte er an seiner Thermoskanne herum und schenkte sich einen Becher ein, den er runter stürzte. Die ganze Zeit war er sich Craigs Blick bewusst, der ihn schweigend ansah und darauf wartete dass er etwas sagen oder tun würde. Irgendwann hatte er keine Wahl mehr, sonst würde die Situation einfach nur zu peinlich werden. Lautlos seufzend und nervös zuckend hob er den Kopf und sah Craig ins Gesicht. Sofort machte sein Herz einen Sprung und schlug doppelt so schnell weiter. Der Dunkelhaarige, sah ihn mit einer Mischung aus Enttäuschung und irgendetwas, das Tweek nicht identifizieren konnte, an.

„Wieso hast du nicht zurück geschrieben?“ Tweek hatte gewusst das Craig nicht lange um den heißen Brei herum reden würde. Das war nicht sein Ding. Nervös drehte Tweek die Kanne in seinen Fingern. Die Situation war ihm mehr als nur unangenehm. Was sollte er den jetzt antworten. Mit dem Kopf zuckend sah er hoch zu Craig.

„Ich…k..ko…onnte nicht“ Es folgte ein lasches Schultern heben und ein heftiges zucken, so das ihm beinahe seine Kanne aus den Fingern rutschte. Craig seufzte nur frustrierte und nahm ihm die Thermoskanne ab. Dabei streiften sich kurz ihre Finger und Tweek zuckte zurück. Craigs Blick war scharf und wütend. Dass der Ältere mit dieser Antwort nicht zufrieden war, konnte jeder sehen. Mit Wucht knallte er die Kanne auf den Rand des Waschbeckens und drehte sich wieder zu Tweek.

„Fuck, Tweek, jetzt mal im Ernst. Warum tust du das? Du weißt ganz genau wie es mir geht und erzähl mir nicht dass du keine Gefühle für mich hast, das kauf ich dir nicht ab. Was also ist dein verdammtes Problem? Bin ich dir nicht gut genug als fester Freund? Taug ich nur zum Aufpasser oder was? Ich will eine verdammte Antwort“ Tweek war heftig zusammen gezuckt als Craig die Kanne auf die Kante geknallt hatte. Craig war immer sanft und ruhig in seiner Nähe. Er versuchte alles zu tun das sich Tweek nicht aufregte oder in Panik verfiel, doch jetzt schien ihm das egal zu sein. Beim Reden war er immer lauter geworden. Der Kaffejunkie wurde nervöser. Er suchte nach Worten, die seine Zuckungen ja doch verhindern würden.

„Nein… e..es geht…ei…infach…n..nicht“ brachte er heraus und wich vor Craig zurück der auf ihn zutrat. Der Schwarzhaarige machte ihm Angst mit seinem Verhalten. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und das nicht nur aus Panik. Das Zucken wurde stärker und er stolperte beinahe über seine eigenen Füße als er vor Craig zurück wich.

„Das ist alles? Es geht einfach nicht… das ist wirklich alles was du dazu zu sagen, hast Tweek? Oh Schau mich nicht so leidend an, nur einmal kannst du dich nicht hinter deinen Ticks und deiner verfluchten Paranoia verstecken…“ Craig war wirklich aufgebracht und vor allem war er verletzt. Tweek konnte es in seinen Augen sehen. Der Atem des Blonden ging immer schneller und schließlich Schrie er auf und krallte seine Finger in seine Haare. Er wollte weiter zurück weichen, doch Craig packte ihn am Arm und hielt ihn einfach fest. Das war zu viel.

„L…lass…los… du…s…sollst Los lassen! C…Craig bitte…“ Tweek konnte nichts dagegen machen das ihm die Tränen in die Augen traten. Es war zu viel Nähe und zu viel Kontakt. Beim Kuss war er halb betrunken gewesen, was seine Panik gedämpft hatte, doch jetzt fluteten alle Gefühle pur über ihn und er wusste dass er kurz vor einem Kollaps stand. Doch Craig ließ nicht los. Der Ältere zog ihn nur enger, unerbittlich. Der Blonde spürte plötzlich die Wand in seinem Rücken. Er wurde dagegen gedrückt und Craig lehnte sich gegen ihn. Er war nicht gewaltsam, aber ohne nachzugeben. In Tweeks Kopf war so viel los. Er spürte die Hände des Älteren auf seinem Körper, wie sie ihn festhielten. Er schrie und schlug nach ihm, doch egal was er tat Craig sah ihn nur aus seinen blauen Augen an und ließ ihn nicht los. „Craaaaa…aig….“ Tweek schluchzte auf. Er konnte das hier nicht. Craigs Blick ließ ihn spüren dass er sich nicht wehren konnte, doch seine Panik, die Angst vor Berührungen und seine Zweifel fraßen ihn immer mehr auf. Hicksend sah er ihm in die Augen. Das Zittern war immer noch stark, doch er war erschöpft und wehrt sich nicht mehr so stark.

„I…I…Ich…Ich…“ Wirklich zum etwas Sagen kam Tweek nicht. Craig unterbrach ihn einfach indem er sich vorbeugte und den Blonden küsste. Tweek zuckte unter dem Kuss zurück, doch da er schon an der Wand lehnte, konnte er nicht weiter nach hinten ausweichen. Der Kuss ließ Tweeks Herz höher schlagen und für einen kurzen Moment entspannte er sich völlig, gab sich dem Gefühl hin und wehrte sich nicht mehr, bis seine Panik-Attacke wieder mit voller Wucht zuschlug. Als er Craig von sich stieß, mit einer Kraft von der er nicht wusste wo sie auf einmal her kam, spürte er Bedauern. Er wollte von ihm geküsst werden, wieso also wehrte er sich so stark?

„Du willst eine Antwort? Ich kann nicht. Ich ertrag keine Berührungen, ich bin ein Wrack. Ich hab wegen jeder verfluchten Kleinigkeit Angst und ich fang ohne Grund an zuschreien. Allein der Gedanke dass du mich küsst hat mich dermaßen fertig gemacht dass ich beinahe durchgedreht bin. Ich hab furchtbare Ticks, zucke und zittere den ganzen Tag. Du hast recht ich hab Gefühle für dich, Craig, aber ich kann trotzdem meine ganzen Ängste nicht überwinden und was bringt eine Beziehung wenn ich es nicht mal schaffe das du mich anfassen kannst ohne das ich anfange zu schreien? Vergiss mich doch einfach, bitte Craig… bitte….“ Es war einfach aus ihm herausgebrochen. Tweek stand mitten im Raum, die Hände in den Saum seines Oberteiles gekrallt, Tränen rollten über seine Wangen und er sah Craig in die geweiteten Augen. Der Schwarzhaarige war ein paar Schritte zurück gewichen und antwortete ihm nicht. Sen Blick war traurig geworden. Tweek tat es weh, Craig das anzutun. Ausgerechnet jetzt wo er sich bewusst wurde das er den anderen auch liebte. Doch was würde das schon für eine Liebe sein? Trotzallem, der Blick mit dem Craig ihn ansah, machte ihm klar dass ihre Freundschaft gerade dabei war zu zerbrechen. Craig strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und seufzte dann leise.

„Wenn es wirklich das ist was du willst, Tweek…“ Es fiel dem Schwarzhaarig sichtlich schwer die richtigen Worte zu finden. Seine Hände zitterten sogar leicht. Als er Tweek in die Augen sah war da so etwas wie Trotz. „Wenn es wirklich das ist was du willst Tweek, dann bitte. Nur eines noch. Ist dir überhaupt aufgefallen das du gerade kein einziges Mal gestottert hast?“ Ohne ihn noch mal anzusehen drehte sich Craig um und verließ die Jungentoilette. Tweek blieb zurück und stolperte gegen die Wand. Keuchend rutschte er an ihr herunter und blieb auf dem Boden sitzen. Craig hatte recht. Er hatte gesprochen ohne ein einziges Mal zu stottern.
 

***

Craigs Welt war schlicht und ergreifend zusammen gebrochen. Bei jedem Atemzug spürte er das tiefe stechen seines gebrochenen Herzens in seiner Brust. Was sollte er jetzt tun? So hatte er sich die ersten Tage seiner Volljährigkeit nicht vorgestellt. Doch er hätte damit rechnen müssen. Es war doch klar gewesen das sich Tweeks Haltung nicht einfach änderte nur weil er ihn einmal küsste… zweimal. Tweek war eben wie er war und eigentlich hatte der Blonde ja recht gehabt als er am Morgen Craig angeschrien hatte. Doch es tat so furchtbar weh.

Um die Tränen zu unterdrückten presste Craig seine Hände auf seine Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Seit wann war er zu einer Heulsuse mutiert? Frustriert schrie er leise auf und ließ die Hände wieder sinken. Der Schwarzhaarige hatte immer gewusst dass es für Tweek schwierig, wenn nicht sogar unmöglich war eine normale Beziehung zu anderen zu führen. Er war immer die große Ausnahme gewesen.

Craig Tucker, der beste Freund von Tweek `Spasti` Tweaks. Die meisten hatten ihn für völlig bescheuert gehalten als er sich mit Tweek angefreundet hatte, doch sie hatten nie das gesehen was er gesehen hatte. Für alle anderen war Tweek nur ein Schwachkopf mit ADS und Kaffee sucht. Nur er sah den unglücklichen Jungen dahinter, der unter seinen Ticks litt und sich nur ein ganz normales Leben wünschte. Das war wohl der Grund warum er sich in Tweek verliebt hatte. Je länger sie befreundet waren, desto einfach war es für Tweek abzuschalten. Es gab diese Momente in denen er losgelöst von all seinen Ticks, einfach nur ein Junge war und lachen konnte. Da war kein Stottern, weil er das zittern und zucken nicht kontrollieren konnte, kein gehetzter Blick und kein unbegründetes Schreien. Diese Momente waren kurz und selten, doch es waren diese Momente in denen Craig begonnen hatte Herzklopfen zu bekommen.

Das Tweek nicht damit würde umgehen können, hatte er immer gewusst. Was Tweek nicht wusste war das er bei dessen Therapeuten gewesen war und gefragt hatte ob der Blonde jemals so etwas wie eine Beziehung haben könnte. Die Antwort war ernüchternd und negativ gewesen, doch Craig hatte nicht aufgeben wollen. Er hatte einfach gespürt das Tweek nur einen Funken brauchte um endlich alle die Angewohnheiten und Ängste los zu werden, die ihn seit seiner Kindheit quälten. Doch Tweek hatte ihm eine solche Abfuhr erteilt, das er nicht einmal gemerkt hatte, dass er nicht gestottert hatte. Craig hatte in diesem Moment keinen Sinn mehr darin gesehen weiter auf Tweek einzureden. Er konnte den Blonden schließlich nicht zwingen mit ihm zusammen zu sein, auch wenn es ihm unglaublich weh tat zu wissen, dass er ihn aufgeben musste.

Craig hatte seine Chance gehabt und hatte sie verspielt, doch es würde viel Zeit brauchen bis die Wunden geheilt waren.
 

Seufzend sah Craig zum Fenster. Er saß in seinem Zimmer auf dem Sitzsack, den er in einer Ecke stehen hatte. Draußen war es schon dunkel. Wie spät es genau war, wusste er allerdings nicht. Aus seinem Zigaretten Päckchen zog er eine Kippe heraus, klemmte sie sich zwischen die Lippen und zündete sie mit seinem Feuerzeug an. Auf seinem Schoss thronte sein Laptop. Craig hatte vor sich die Nacht mit Ballerspielen um die Ohren zu schlagen, damit er nicht nachdenken musste. Das würde den Schmerzen zwar nicht verschwinden lassen, doch er würde es vielleicht den einen oder anderen Moment verdrängen können. Er wollte nicht mehr an Tweek denken, wie seine Wangen rosa wurden wenn er etwas peinlich fand, oder wie schön es war ihn zu küssen. Er wollte sich auf sein Spiel konzentrieren und seine Gegner über den Haufen schießen. Mit grimmigem Blick starrte Craig auf den Bildschirm, die Kippe hing in seinem Mundwinkel und eine dünne Rauschschwade stieg auf. So gut er konnte verbannte er Tweek aus seinem Kopf und konzentriert sich.

Tot, Tot, Tot…

Craig hackte mit beinahe übermäßiger Wut auf die Tasten seines Laptops. Lange saß er noch nicht hier. Als er auf die Uhr seines Laptops schielte zeigte dieser gerade mal halb 12 an, aber es fühlte sich an als wäre eine halbe Ewigkeit vergangen. Als er sich wieder auf das Spiel konzentrierte hörte er das laute Klonken. Stirnrunzelnd hob er den Kopf und sah sich in seinem Zimmer um. Doch es war nichts zu sehen. Mit den Schultern zuckend konzentrierte er sich wieder.

Als er das Geräusch wieder hörte, stöhnte Craig frustriert auf. Was war das? Sekunden später erklang das Klonken erneut. Irgendetwas war gegen sein Fenster geworfen worden. Grummelnd stellte Craig den Laptop beiseite und ging zum Fenster. Es war düster. Als er aus dem Fenster sah, entdeckte Craig eine Person, die unter seinem Fenster stand. Mit Schwung schloss er das Fenster auf und riss e auf.

„Hey was soll die scheiße… verpiss dich du… TWEEK?“ Er hatte zwei Mal hinsehen müssen, bis er den Blonden in der Dunkelheit erkannt hatte. Doch das blonde, wirre Haar war unverkennbar. Genauso wie das leichte zucken. Doch was Craig wirklich verwirrte, war die Tatsache das Tweek, trotz seiner Angst vor der Dunkelheit um halb Zwölf in der Nacht unter seinem Fenster stand.

„C…Craig…können wir…reden?“ Tweeks Stimme wehte wie ein Hauch zu ihm nach oben. Der Blonde wirkte unsicher. Auch wenn Craig in der Dunkelheit seine Augen nicht sehen konnte, kannte er doch dessen Stimmlage genau um zu wissen was der Kleinere fühlte. Für einen kurzen Moment spürte Craig wie sein Herz freudig zu pochen begann, doch er zwang sich dazu nüchtern zu bleiben. Sein Blick blieb verschlossen. Lässig lehnte er sich in den Fensterrahmen, zog an seiner Zigarette und blies den Rauch aus dem Fenster hinaus.

„Wieso sollten wir?“ Seine Stimme klang kühler und schneidender als er erwartet hatte. Da war kein Zittern und kein beben, auch wenn seine Beine sich anfühlten wie Wackelpudding. Was auch immer Tweek wollte, er musste sich zusammenreißen. Das letzte was er jetzt brauchte, war das er schwach wurde und Tweek bat ihn nicht weg zu stoßen.

„Ich wi…ill… nicht das du a…aufhörst in mi…ich v…verliebt zu sein…“ Craig zuckte minimal zusammen. Er glaubte ich verhört zu haben. Das hatte der Blonde nicht wirklich gesagt, oder? Tweek sah zu ihm hoch und das winzige Lächeln auf seinen Lippen, versprach so viel. Sein Herz schlug fest und schnell in seiner Brust.

„Bleib wo du bist, ich komm runter…“ Bevor er wirklich darüber nachgedacht hatte, hatte sich Craig schon vom Fensterrahmen abgestoßen und rannte die Treppe nach unten und raus aus seinem Elternhaus. Die Wohnungstüre ließ er nur angelehnt. Kurz bevor er bei Tweek war wurde er langsamer und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. Ruhig und beinahe gleichgültig sah er Tweek an. Der Blonde stand immer noch am gleichen Platz und lächelte nervös und hibbelig. Seine Wangen waren sichtlich gerötet und er sah Craig mit einem Blick an, den der Schwarzhaarige noch nie bei Tweek gesehen hatte.

„Was ist, Tweek?“ Was machst du hier? Hast du keine Angst? Gibst du mir doch eine Chance? All das wollte er fragen, doch Craig tat es nicht. Tweek würde von selbst erklären müssen was er hier wollte. Der Blonde machte einen Schritt auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. Er kaute auf seiner Unterlippe und dachte über die richtigen Worte nach.

„E…es tut mir L…Leid….“ Tweek konzentrierte sich. Er wusste nicht wie er es geschafft hatte am Vormittag ohne zu stottern zu sprechen, doch es wollte einfach nicht klappen. Mit gerunzelter Stirn starrte er auf seine Füße. Craig konnte nicht anders als über die Geste leicht zu Lächeln. Er streckte eine Hand aus und nahm Tweeks Hand in die Seine. Der Blonde hob überrascht den Kopf und sah ihn mit großen Augen an, doch Craig deutete nur mit einem Nicken an, das er weiter reden sollte.

„D…das heute Morgen i…ich wollte dir n…nicht weh tun. Ich will nicht das du mich vergiss wo ich dich d…doch auch mag. Craig ich will mit dir zusammen sein, aber was ist wenn es nicht klappt? Ich hab Angst davor und ich krieg Panik wenn man mich anfasst…und …und…“ Tweek stoppte abrupt. Er fasste sich an die Lippen und sah dann auf ihre Hände, die mit einander verbunden waren. Craig lächelte leicht und zog Tweek dann etwas näher zu sich. Eine Hand legte er auf dessen Kopf und fuhr durch die widerspenstige, blonde Mähne.

„Ist das den noch nicht Antwort genug? Tweek ich weiß das alles. Ich weiß was deine Probleme sind, immerhin bin ich dein bester Freund. Ist dir nie aufgefallen das deine Ticks schwächer werden wenn wir zusammen sind?“ Craig konnte nicht anders als über Tweeks verwirrten Blick zu lachen. Seine Wut war wie verraucht. Mit einem kräftigen Ruck zog er Tweek zu sich und umarmte ihn. Es musste eine riesen Überwindung für den Blonden gewesen sein, Nachts, ganz allein, hier hergekommen zu sein nur um ihm zu sagen, das er ihn nicht verlieren wollte. Tweek erzitterte in seinen Armen, blieb aber erstaunlich ruhig. Ob er unter Schock stand oder ob es einfach der Moment war, wusste Craig nicht zu sagen, doch es war ihm gelinde gesagt egal. Tweeks ganz eigener Geruch, vermischt mit dem Geruch von Kaffee drang in seine Nase.

„Es ist mir ganz egal ob ich ewig warten muss damit du keine Angst mehr hast wenn ich dich anfasse, oder ob ich dir jeden Tag 10 Liter Kaffee kochen muss. Ich liebe dich Tweek und ich mach das alles weil ich es will, also lass mich dich einfach lieben … und du wirst sehen, irgendwann kannst du gar nicht mehr glauben das du dir mal solche Sorgen gemacht hast“ Tweeks Kopf lehnte gegen Craigs Brust. Er lauschte dessen schnellen Herzschlag, der im Einklang mit seinem eigenen schlug. Der Schwarzhaarige roch nach Zigaretten und seinem Deo. Der Geruch war Tweek so vertraut und gab ihm das Gefühl von Geborgenheit. Wenn er den Kopf leicht hob, konnte er in Craigs Augen blicken, aus denen ihm die reine Aufrichtigkeit entgegen sah. Leicht nickte er als Zustimmung. Tweek wollte diesen Moment, so völlig ohne Ticks und Angst-Attacken nicht ungenutzt verstreichen lassen, also streckte er sich und küsste Craig.

Er wusste er würde es nicht bereuen.
 

***
 

edit: Teil I - http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/270373/286306/831757/default/#paragraph-0



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  isy
2021-03-31T13:20:12+00:00 31.03.2021 15:20
oooh das ist so süüß!! ich hab das Pairing erst vor kurzen für mich entdeckt und freu mich über jede FF die ich finden kann, erst recht wenn es eine so schöne ist <3
Von:  Sternenschwester
2013-01-28T21:36:10+00:00 28.01.2013 22:36
ich kenne mich zwar nicht gut mit South park aus, aber dieser OS hat alles was eine gute FF braucht, also großes Lob an dich. ^^
lg, Sternenschwester
Von:  SaRiku
2012-11-06T18:28:13+00:00 06.11.2012 19:28
Aaaaawh~~ natürlich wird es keiner von beiden bereuen!! *fieps* <33
Meine Güte, war das eine süße Fanfiction! :D Auch wenn Craig ein wenig out of character war. Aber wer ist das nicht, wenn er verliebt ist? :3 Aber Tweek war perfekt! >///<
Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass du deinen Text, bevor du ihn hochgeladen hast, nicht per Autokorrektur hast überprüfen lassen. Das würde ich dir für's nächste Mal empfehlen, das macht es deinen Lesern leichter. ;p
TROTZDEM: alles in allem möchte ich mich dafür bedanken, dass du so eine putzige ff geschrieben hast! :)
Von: abgemeldet
2012-08-02T16:54:09+00:00 02.08.2012 18:54
Wow, es war super schön!!
Du hast Tweek wirklich gut getroffen und ich konnte total gut nachvollziehen wie er sich fühlen musste.
Dein Schreibstil passt wirklich gut und er lässt sich toll lesen.

LG Dana


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