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Chasing The Challenge

Puzzleshipping (Yami x Yugi)
von

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Welches Tier bist du? - Part II

Kapitel 4 – Welches Tier bist du? (Part II)

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Bevor Yugi auch nur ansatzweise darauf reagieren konnte, hatte Yami seine Hand schon wieder entfernt und fuchtelte plötzlich mit seiner Waffe herum. Wie es aussah, wollte er sie auf den Täter richten und dadurch versuchen den psychischen Druck, den die Waffe auf die Jugendlichen, die überall im Raum verstreut waren, ausübte, zu lindern. „Schieß und ich blas' dir den Schädel weg.", sagte Yami, als sei das eine für jedermann leicht verständliche Mathematikformel.
 

Leider war es auch nur das, nur eine simple Anweisung. Schließlich war ein Befehl für jeden einleuchtend - es handelte sich dabei um das unliebsame Gesetz von Ursache und Wirkung: Tust du etwas Schlechtes, bekommst du etwas Schlechtes. Tust du etwas Gutes, bekommst du etwas Gutes. Eigentlich sollte das Gesetz nicht „Ursache und Wirkung“, sondern „DAS LEBEN DES YUGI MUTOU" heißen, und zwar direkt in der Überschrift.
 

„Gut, die Bullen sind hier. Wo bleibt das Geld?", forderte er und hielt seine Handflächen auf, um deutlich darauf hinzuweisen, dass er das Geld direkt und zwar genau dort haben wollte. War der Typ irgendwie blöd? Wer erpresste denn ausgerechnet eine Highschool für 5,000 Dollar? Erstens ging es da normalerweise doch um Millionen, ergab ja auch viel mehr Sinn … warum so eine kleine Summe fordern? Und zweitens … wer wäre so dumm, ausgerechnet eine Schule auszusuchen, um Geld einzufordern? Wäre nicht … ähm ... vielleicht eine Bank irgendwie naheliegender? Manche Leute waren doch echt ein bisschen hohl im Kopf.
 

„Hmmmm … geb' ich dir die fünftausend … oder pump ich dir Blei in den Kopf ...?", meinte Yami. Er nahm einen tiefen Atemzug durch seine Zähne und ließ dabei für einen Moment sein unverkennbares Grinsen durchblitzen. „Schwierig, schwierig."
 

Yugi richtete seinen beunruhigten Blick auf die Kinder im Klassenzimmer. Ihre Augen spiegelten die gleiche Angst vor dem Ausgang der aktuellen Situation, wie die seinen. Wen würde die Kugel zuerst treffen und wer würde sie abfeuern? Die Mädchen klammerten sich nervös aneinander und verbargen ihre Gesichter in den Armen ihrer Freundinnen. Die Jungen dagegen standen völlig regungslos und verloren im Raum herum und warfen höchstens ab und zu einen Blick zu ihren Freunden, um sich zu vergewissern, dass auch sie noch aufrecht standen und nicht bereits mit einem blutenden Einschussloch in ihrer Brust am Boden lagen.
 

Es war ganz und gar nicht so, wie man es aus den Nachrichten kannte. Normalerweise würde man den Polizisten doch anschreien, wann er denn den Kriminellen endlich umbrachte, denn schließlich verdiente der ja auch nichts anderes. Aber vor den Augen all dieser Kinder? Zu töten und sie dann mit den schrecklichen Alpträumen alleine lassen, mit der Angst vor ihrer eigenen Schule und der Welt da draußen? Welcher Mensch mit Verstand würde da nicht zögern? Das hier war tatsächlich Russisches Roulette. Ein Schuss. Mehr brauchte es nicht. Schon konnte alles vorbei sein.
 

„Ich werde jetzt bis drei zählen und bis dahin lassen Sie die Waffe fallen und heben ihre Hände hoch, wo ich sie sehen kann.", warnte Yami. Seine durchdringenden Augen waren an die dunklen seines Gegenübers geheftet, die ihn anflehten, ja geradezu herausforderten zu schießen. Irgendwo im Hintergrund läutete eine Glocke und leitete die nächste Stunde ein, doch kein einziger Fuß auf dem gefliesten Boden bewegte sich.
 

Leises Wimmern hallte durch den Raum, ein stilles Schluchzen hier und da, jemand änderte kaum merklich seine Position, aber ansonsten hätte in diesem Moment selbst der Klang einer fallenden Stecknadel dem penetranten Türklingeln eines Handelsvertreters geglichen. Auch da würde man das Klingeln wahrnehmen, es aber doch lieber ignorieren. Niemand wollte die Tür für diesen Verteter öffnen. Denn wenn man es erst getan hatte, würde es vermutlich kein Zurück mehr geben. Dann würde dieser Vertreter sie zu etwas überreden, sei es nun zu einem Produkt oder einer Kampagne. In diesem Fall jedoch wäre der Verlust noch weitaus größer, als ein paar Dollar aus ihren Portemonnaies.

„Eins…" Er schob seinen Finger auf den Auslöser.
 

„Zwei…" Der Mann zögerte und schien endlich zu realisieren, worauf er sich eingelassen hatte. Währenddessen stand Yami einfach nur da; ein nicht zu übersehenden Grinsen zeichnete sich von seinen selbstsicheren Gesichtszügen ab. Er schloss ein Auge und zielte, bereit für den großen Schuss.
 

„Drei!" Yugis Augen weiteten sich, als er eine Hand auf seinem Kreuz fühlte, die sanft durch den Stoff seiner Jacke auf seine Haut drückte. Yamis Hand streichelte quasi seine untere Wirbelsäule, wie ein Geliebter es tun würde. Woah! Das war zu viel! Gerade als Yugi sich zu dem Anderen umdrehen und ihm eine kleben wollte (nicht nur dafür, dass er da gerade etwas anfasste, was ihm nicht gehört, sondern auch weil er so etwas überhaupt inmitten einer solchen Situation abziehen konnte), übten Yamis Finger plötzlich mehr Druck aus, was im Wesentlichen dazu führte, dass Yugi stolperte und nach vorn schoss, während die Erdanziehungskraft sich seiner bemächtigte.
 

In diesem Moment kam die Zeit fast zum Stillstand, zumindest für Yugi. Warum fiel er? Hatte Yami ihn gestoßen? Hatte er es doch gewusst, dass der Andere nach seinem Leben trachtete! Warum hatte er das überhaupt je angezweifelt? Yami war der Fuchs, Yugi war das Kaninchen. Füchse konnten nie mit Kaninchen befreundet sein. Nicht, dass das Kaninchen überhaupt irgendetwas mit dem Fuchs zu tun haben wollte, außer ihn vielleicht zu erwürgen und ins Meer zu werfen. Aber hey, was gab's sonst noch Neues? Immerhin-
 

WAMM!
 

Mit einem Kuss seiner Nase mit einer der Fliesen machte Yugis Gesicht Bekanntschaft mit dem kalten Fußboden. Warme Flüssigkeit tropfte aus seinen Nasenlöchern auf den Boden. Warum hatte Yami das getan? Hatte er nur versucht Yugi wegzustoßen, um ihn zu retten, im Falle der Schütze entschied sich plötzlich dafür auf den Kleineren zu zielen? Er sah absolut keine andere Erklärung für Yamis Manöver. Dann wiederum, wann hatte sein Vorgesetzter je nach dem Gesetz der Logik gehandelt? Andererseits… was er unter sich fühlte, waren definitiv keine steinharten Fliesen… eher… Stoff? Gut, es hätte seine Jacke sein können, aber das Material fühlte sich dicker an… fast wie an diesem einen Tag, an dem es geregnet hatte und er auf Yami gefallen war…
 

Seine Augen weiteten sich, als er es realisierte. Er lag auf einem Körper!
 

Yugi raffte sich auf. Er balancierte sein Gewicht auf seinen Handflächen und setzte sich auf, um zu sehen, auf wem er gelandet war. Entgegengesetzt der Erwartung, dass es sein Boss war, auf dem er lag, war es in Wirklichkeit der Typ mit der Waffe, über den er gefallen war. Das war dann doch eine relativ gute Sache war, wenn man bedachte, dass die Waffe nicht mehr in seinen – Oh Gott! Die Waffe! Sie war nicht mehr in seinen Händen!
 

Ebenso schnell, wie er von dem am Boden liegenden Mann aufgesprungen war, der momentan komplett benommen und weggetreten schien, schnellten seine Arme nach vorn und fuhren über den Boden, bis seine dünnen Finger es schafften den Schaft der Waffe so weit zu ertasten, dass er nach ihr greifen und sie aus Reichweite des Kriminellen holen konnte. Jedoch nicht, ehe ihm das kurze Aufflackern siegreichen Karmesinrotes in den Augenwinkeln entgegenblitzte. Natürlich! Das war von Anfang an Yamis unglaublich dämlicher Plan gewesen! Und während er zugeben musste, dass es eigentlich doch ziemlich clever war und eine großartige Idee, um zu verhindern irgendjemanden vor den Augen eines Haufen Minderjähriger zu töten, war es dennoch schier gefährlich und unglaublich peinlich. Sollten Leute für solche Aktionen nicht eigentlich gefeuert werden?
 

„Hier, das hilft die Blutung zu stoppen.”, meinte Yami und bot dem Kleineren ein Taschentuch an, das der ihm sogleich gewaltsam aus der Hand riss.
 

„Denkst du eigentlich JE drüber nach, was du tust?“, spie Yugi und schob das Tuch in seine Nasenlöcher. Diese Dreistigkeit. Seinen Partner als provisorische Kugel zu benutzen! Wer bitte schön tat denn so was! Yami dürfte überhaupt kein Polizist sein! Er war ein verfluchter Draufgänger! Was, wenn Yugi den Kriminellen auf dem Weg zum Erdboden verfehlt hätte? Was, wenn die Waffe nicht aus seinen Händen geflogen wäre? Was, wenn er Yami aus Instinkt erschossen hä– Moment mal… seit wann machte er sich Sorgen um Yami? Machte er sich gar nicht. Das lag am Kaffee. Der Kaffee. Der Stress. Die chaotischen Mitarbeiter. Das Geld. Wenn es das eine nicht war, war es das andere! Diese Welt trieb ihn noch in den ABSOLUTEN WAHNSINN! Er sollte kündigen, solange er noch konnte. Kündigen, ja, das sollte er.
 

Aber er tat es nicht.
 

Würde er nie.
 

Veränderung.
 

Yami.
 

Stress.
 

Geld.
 

Rechnungen.
 

Wut.
 

Es war wie ein beschissener Teufelskreis, dem er nie entfliehen konnte. Er saß darin ein Leben lang fest, gefangen in der Schlinge, ewig wartend darauf erdrosselt zu werden.

Yami zuckte mit den Schultern und schien sich die Frage noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, während er damit fortfuhr die Hände des Mannes in das glänzend silberne Paar Handschellen, die Yugi ihm aus seiner Tasche gab, zu legen. „Nein, normalerweise nicht.”

Yugi keuchte, er war einfach nur beeindruckt davon, wie wenig funktionstüchtig man sein musste, um einen Job, so wichtig wie der eines Polizeistationschefs, direkt neben DEM Seto Kaiba zu bekommen. Eines schönen Tages würde Yami sich noch selbst umbringen und wenn er das tat, würde Yugi so laut lachen, er würde direkt in die Irrenanstalt eingewiesen werden.

„Ich glaub's echt nicht! Hast du überhaupt auch nur einen einzigen Gramm Verstand oder auch nur das kleinste bisschen Würde?”, krächzte Yugi, während sie mitsamt den Kindern im Schlepptau weiter zum Ausgang des Schulgebäudes liefen. Die meisten davon rannten sofort in die Arme ihrer Mütter und Väter und weinten ihre Augen aus. Yugi jedoch nahm davon keine Notiz, denn seine Aufmerksamkeit galt wieder einmal einzig und allein dem allergrößten Idioten der Welt.

„Die Tatsache, dass du immer noch ein Bulle bist, verblüfft mich echt! Du erledigst deinen Papierkram nicht!”, begann Yugi aufzulisten, als Yami den zukünftigen Gefangenen in den hinteren Teil des Polizeiautos stieß. „Du lässt noch nicht mal deine Angestellten ihre Arbeit erledigen!”, schimpfte er, während seine Hand neben sich fuhr, um die Tür des Autos zuzuschlagen, gerade in dem Moment, in dem Yami den Motor startete. „Und jetzt willst du mir sagen, dass du keine Ahnung hast, was du tust, wenn du draußen rumrennst und das Verbrechen bekämpft!”, rief Yugi. Yami rollte bei all der Theatralik des Jüngeren nur mit den Augen. Er machte da wirklich ein viel größeres Drama draus, als es eigentlich war. Natürlich wusste Yami, was er tat, doch wenn es um Yugi ging, wurde ein kleiner Witz direkt zu einer großen Sache in den Augen des Kleineren, was es umso lustiger machte. Er fragte sich ein wenig, ob Yugi wusste, dass er statt das Feuer zu löschen, er es mit seinen ewigen Anstalten nur immer weiter anfachte, indem er Yami beleidigte. Aber hey, wer war er denn, dass er es sich anmaßen würde den Anderen aufzuhalten ihn 24/7 mit seiner Trotzigkeit zu belustigen? Yami wusste, dass Yugi ihn irgendwo, tief im Inneren, doch sehr schätzte.

„Wann hat das angefangen, Yami? Wann bist du nur zu so einem egoistischen Charakterschwein geworden? Oder bist du einfach schon so geboren worden?”, fragte Yugi geradeaus und kreuzte die Arme vor der Brust, während er Löcher ins Gesicht des Fahrers starrte. Einmal mehr hatte er das Gefühl, dass er hiermit seine Grenzen überschritt und wieder einmal überreagierte, doch der Augenkontakt zwischen ihnen tötete ihn und schürte in ihm die Leidenschaft gegen diesen Mann da vor ihm zu gewinnen. Yugi wollte seinen Stolz zurück, der selbe Stolz, den Yami anscheinend sein ganzes Leben lang versuchen würde zu zerstören.

„Seid ihr verheiratet, oder so?”, fragte der Mann auf dem Rücksitz stirnrunzelnd und sah zwischen den beiden hin und her.

Yugi würgte und brachte Yami damit zum Lachen. „Nein, leider hat der Teuerste hier ein paar Bindungsängste”, seufzte Yami und täuschte Verzweiflung und Sehnsucht vor. Yugi würde ihn umbringen. Zu alledem, was Yami auf der langen Liste schillernder Begriffe, die ihn bestens beschrieben, bereits war, fügte er nun auch noch 'Lügner' hinzu. Sein Boss hatte einen kranken Sinn für Humor, das war ja nichts Neues, aber wie kam es eigentlich, dass es immer Yugi war, der dem zum Opfer fiel? Warum nie Joey oder Mana? Warum war er das Hauptziel seiner albernen Scherze?

Der Gedanke mit Yami verheiratet zu sein beschwörte in seiner Magengegend ein ekliges Flattergefühl. Es war ein furchtbares Gefühl, als ob ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden war und Yugi mochte es mit beiden Beinen auf festem Grund zu stehen und zwar so fest, wie angeleimt. Er wollte nicht hoch zu den Wolken schweben, ins Reich der Märchen und Fantasie, in dem sein Boss sich gegenwärtig niedergelassen hatte.

„Nur über meine Leiche! Und lass dir eins gesagt sein”, knurrte Yugi, während er sich um 180 Grad in seinem Sitz umdrehte, um den ehemaligen Schützen mit grimmiger Boshaftigkeit in den Augen direkt anzusehen. „Ich heirate diesen Mann, wenn Schweine fliegen können.” Das war's. Ende der Diskussion. Niemand, der noch ganz bei Verstand war, würde einen Ehemann wie Yami wollen und nicht einmal Yugi war in diesem Moment ganz bei Verstand! Er hätte zehn Schuss in einer Stunde trinken können und er würde es noch immer nicht in Erwägung ziehen über Yami und sich selbst... in dieser Richtung nachzudenken.

Yami schnalzte mit der Zunge, während er den Mann hinter ihnen im Rückspiegel ansah. „Sehen Sie, was ich meine? Er kann es sich immer noch nicht eingestehen, dass wir bereit für diesen Schritt sind.” Jedes Wort triefte nur so vor herzzerreißenden Emotionen, als ob Yami jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Yugi musste seine Feststellung, dass Yami ein Draufgänger war, zurücknehmen und sie mit 'Schauspieler' ersetzen.

„Leck mich!”, rief Yugi. Er hatte jetzt endgültig genug von Yamis dreckigem Humor und wenn er ganz ehrlich war, er brauchte den ganzen Scheiß im Moment echt nicht. Alles, was Yugi wollte, war ein Eis und eine Tasse Tee und 12 Stunden Schlaf sowie yamifreie Arbeitstage für den Rest seines Lebens. Aber das Leben war kein Ponyhof, nicht wahr? Vor allem dann nicht, wenn dein Name Yugi Mutou war und dein Chef Yami Sennen hieß.

„Ach, Yugi, Schatz~ ist das jetzt die Erlaubnis dir an die Wäsche zu gehen?” Yami grinste, während er die Kartenbroschüre, die ihm sein Angestellter wutentbrannt ins Gesicht warf, gekonnt abwehrte. Yugi sah aus, als ob er seinen Kopf jeden Moment mit bloßen Händen abreißen wollte. Aber wer konnte es Yami auch verübeln? Wirklich. Yugi machte ihm die ganze Sache einfach viel zu leicht. Es war ja glatt so, als ob er Yami dazu einlud sich über ihn lustig zu machen. Ja, er bettelte ihn doch förmlich an ihn ständig zu gängeln. Ja, Yugi wollte es doch so, da war Yami fast schon sicher. Sicher würde Yugi das nie zugeben, verflucht, wahrscheinlich wusste er es selbst nicht einmal! Aber Yami konnte es in den amethystfarbenen Augen des Jüngeren sehen, und er hatte vor diese verborgenen Gefühle in seinem Innersten so gut wie möglich zu seinem Vorteil zu nutzen.

„Verhalt dich doch mal deines Alters entsprechend.” Yugi verrollte die Augen und verschränkte die Arme unter den Ellenbogen, während er die Landschaft am Fenster vorbeiziehen sah. Das war eins der Dinge, die Yugi als Kind schon gerne getan hatte. Immer wenn seine Eltern irgendwohin gegangen waren (oder sein Großvater), hatte er darum gebettelt mitkommen zu dürfen, damit er einfach nur auf dem Beifahrersitz sitzen und all den hübschen Grün- und Blautönen zusehen konnte, die wie eine Art animierte Leinwand an seinem Blick vorbeirasten, wie ein sich ständig veränderndes Gemälde. Irgendwie hatte das im reifen Alter von fünf oder sieben etwas so Beruhigendes und Faszinierend an sich gehabt, vor allem für jemanden, der so klein und nichtswissend über die Welt gewesen war, wie er.

Yami sah, wie Zufriedenheit sich auf Yugis Gesicht gelegt hatte und er sah so viel jünger aus, so viel... schöner, wenn er ihn nicht anzischte oder anschrie. Sein Gesichtszüge wirkten beinahe kindlich. Diese großen, beobachtenden Augen und diese engelshaften Porzellanwangen. Der Junge konnte sogar Yami ins Schwärmen bringen, wenn er nur öfter seine kindliche Seite zeigen würde. Es kam einer Tragödie gleich, wenn ein Kind gezwungen war so früh erwachsen zu werden, nur weil seine Eltern gestorben waren, nur weil er von den meisten seiner Mitschüler während seiner Highschool- und Mittelschuljahre verspottet worden war. Das war es, was er Yugi versuchte beizubringen. Dass das Erwachsenwerden warten konnte.

„Mach ich doch. Du bist der, der sich nicht seines Alters entsprechend verhält.” Yugis Augen weiteten sich und er drehte sich zu Yami um. Aufrichtige Neugier stand in seinen violetten Augen. „Was meinst du?”, fragte er und ausnahmsweise einmal war Yugi nicht wütend auf Yami, wollte ihn nicht in Gedanken töten, machte ihn nicht für seine derzeitigen Probleme verantwortlich. Er wollte wirklich nur wissen, was der Andere mit dem, was er sagte, meinte. Er hatte einfach nur genug...

Ja, genug vom Kämpfen, spottete eine Stimme, der er sich jedoch weigerte zuzuhören.

„Erinnerst du dich noch dran, als du auf der Highschool warst?”

Ach nee? Yugi blickte ein wenig finster drein. Wie hätte er das vergessen können? Es war schließlich, als ob sein gesamtes Leben sich auf dieser Zeit aufbaute.

„Du warst...” Er schüttelte mit dem Kopf, ein ehrliches Lächeln spielte auf seinen Lippen “... ziemlich sonderbar, du mit deinem idiotischen Interesse an Ägypten, und wie du jedes Projekt auf dem Thema der ägyptischen Zivilisation aufbauen wolltest.” Yugi wurde rot vor Scham. Er hatte Recht, Ägypten war sein Leben damals und alles in der Schule drehte sich um dieses spezielle Hobby, das er von seinem Großvater geerbt hatte, der ein Archäologe gewesen war und das Talent hatte sich an jedes noch so kleine Detail antiker Länder und Kulturen zu erinnern.

„Du wolltest immer ein Archäologe sein, weißt du das noch?” Yugi nickte langsam. Langsam wunderte er sich darüber, woher in aller Welt Yami seinen größten Zukunftstraum von damals kannte. War Yami sicher, dass er Yugi nicht vielleicht in seiner Freizeit belauscht hatte? „Warum jetzt nicht mehr? Ich will ehrlich mit dir sein, Yugi, du gibst einen furchtbaren Polizisten ab.” Yugi machte ein finsteres Gesicht. „Aber das liegt daran, dass du hier einfach nicht hingehörst.” Er seufzte und nahm einen tiefen Atemzug, während sich seine Hände fester um das Lenkrad legten.

„Egal, wie oft du dir selbst einredest, dass ich hinter dir her bin, ich bin's nicht. Ich will, dass du kündigst. Ich will, dass du zurück auf's College gehst. Aber ich werde dich nicht feuern, Yugi. Das würde deinen Lebenslauf ruinieren, wenn du schon nach den ersten drei Wochen aus deinem ersten Job fliegst. Yugi hielt die ganze Zeit über Blickkontakt und hing völlig überrascht und mit einem leisen Gefühl von Glück an jedem gesprochenen Wort Yamis. Yami machte sich Sorgen um ihn, oder? Oder nicht? Aber hieß das, dass er dem, was er sagte, auch wirklich Glauben schenken konnte? Er hatte schon früher gelogen, soviel wusste Yugi. Aber würde er auch bei einem so sensiblen Thema lügen? Ob sein Vorgesetzter wirklich so herzlos wäre? Oder war er so voller Herz, dass das, was er sagte, wahr war?

„Geh zurück auf's College, Yugi. Geh zurück und komm nicht wieder nach Hause, bevor du ein erfolgreicher Ägyptologe bist.” Bei diesem Satz wandte Yugi die Augen zum Boden.

„Wahrscheinlich hast du Recht, Yami, aber es gibt da einige extrem wichtige Details, die du komplett außen vor lässt.” Er seufzte und kramte die längste gedankliche Liste hervor, die er je erstellt hatte. „Erstens hab ich das Geld nicht, zweitens kann ich Mai und Ethan nicht alleine lassen. Ich hab jetzt die Verantwortung für die beiden und wenn ich mich nicht um sie kümmere, wer dann? Ich muss meine Schwester und meinen Neffen unterstützen. Das ist viel wichtiger, als aufs College zu gehen.” Yugis Blick verhärtete sich. „Also vergiss es einfach und gewöhn dich dran, dass ich jetzt ein Polizist bin und es auch noch eine ganze Weile lang sein werde.” Seine letzte Aussage sandte einen Schauer über Yugis Rücken und wiedereinmal war ihm kalt und er hasste es.

Der Wagen hielt an, da es nur eine Fahrt von zehn Minuten von der Schule zum Apartmentgebäude war. „Ich kenne jede einzelne Antwort auf deine Probleme, Yugi. Glaub mir oder nicht, und nein, ich versuche nicht Gott zu spielen, aber ich kann deine Probleme nicht für dich lösen, bis du eine wichtige Sache endlich verstanden hast Ich kann dir so nicht weiterhelfen.” Yami seufzte und hätte Yugi es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, dass Yami fast traurig klang… geradezu totunglücklich. War das wirklich ein so wichtiges Thema für seinen Boss?

Yugi beschlich eine ungute Vorahnung, dass es besser war, wenn er das Thema vorsichtiger behandelte, Yami jedoch weiterhin auf die selbe Weise Kontra gab, wie bisher, sodass sich die Atmosphäre zwischen ihnen nicht änderte. Er brauchte diese Hassbeziehung mit Yami, denn endlich verstand er, dass es nicht Yami war, der ihn wahnsinnig machte, sondern er selbst machte sich wahnsinnig. Nein, Yami erdete ihn, holte ihn auf den Boden zurück, hielt ihm wieder und wieder den Trost der Realität vor Augen, so widersprüchlich dies auch klang. Hass… ein so starkes Gefühl. Aber auch das hatte eine gute Seite, wie alles eine gute Seite besaß, und Yugi hatte das Gefühl, dass er sie gerade gefunden hatte.

„Na ja, ich bin keine Jungfrau in Nöten oder so, ich kann mich bestens um mich selbst kümmern”. Er seufzte und ignorierte die Art, auf die Yami die Autotür für ihn offen hielt, ganz in der 'Manier eines Gentlemans'. Was natürlich eine versteckte Andeutung darauf war, dass Yugi etwas Femines an sich hatte. Hatte er nicht! Er hatte einfach nur einen etwas weicher anmutenden Körperbau! Und seltsames Haar, weibliche Augen, so gut wie keine Muskeln, für Frauen typischere Hobbys - Okay, wem versuchte er hier eigentlich etwas vorzumachen?

„Was immer du sagst, Yugi-chan~”, witzelte Yami und bekam einen stechenden Blick von Yugi als Antwort. Im Inneren jedoch lächelte Yugi. Er hatte den alten Yami zurück und war bereit ihm die nächste Herausforderung zu stellen. Und vielleicht, nur vielleicht würde er darüber nachdenken, was Yami zu ihm gesagt hatte. Aber für den Moment war es besser so wie es war und - er hätte nie gedacht, dass er das einmal sagen würde-, es war lustiger so. Klar, seine Mitarbeiter und sein Chef waren wie der berühmt-berüchtigte Stock, den man in den Arsch geschoben bekam, aber auf lange Sicht gehörten sie zu dem Schlag von Menschen, an die man sich anlehnen konnte, wie an eine Art große, erweiterte Familie.

Joey hatte sich praktisch schon am ersten Tag in Yugi verliebt; Mana konnte auf Teufel komm raus nicht aufhören darüber zu kreischen, wie gut Yugi sich mit Kochen und Klamotten auskannte; Tristan mochte es sich mit ihm über Politik zu unterhalten; Malik war stets interessiert an seinem Wissen über atomare Kriegsführung und das alte Ägypten, beides Themen, für die auch Yugi sich am meisten interessierte. Und Yami? Nun ja, er war einfach da, um ihn aufzuregen und ihn dann wieder aufzuheitern, nur um ihn gleich wieder aufzuregen. Und um das Ganze dann direkt zu wiederholen. Und Yugi hatte gerade erst damit angefangen sich an diese Achterbahn zu gewöhnen.

Das jedoch hieß nicht, dass er Yami jemals als Freund betrachten würde. Vielleicht als vertrauten Bekannten, als nicht mehr als das. Aber – was viel wichtiger war - auch nicht als weniger.Yami hatte sich verändert. Vielleicht nur ein bisschen. Vielleicht auch sehr. Aber verändert hatte er sich auf jeden Fall.

Yugi seufzte abermals, als er seine und Mais Wohnungstür erreichte. Er wurde rot, als er realisierte, dass er sich gerade ein wenig so fühlte, wie nach einem Date, und nicht wie nach einer gefährlichen Mission, in der er beinahe versucht hatte seinen Vorgesetzten körperlich zu misshandeln. Wie ein Date. Und so war es doch eigentlich immer, oder? Das Restaurant, Yamis Haus und jetzt irgendeine Schule mit einem Psycho, der Geld von einem Haufen Bullen verlangte. Er hoffte einfach, dass das nicht einen Schatten auf etwas Zukünftiges vorauswarf. Yugi würde sich lieber umbringen, als dass er eine solche Beziehung mit seinem Boss in Erwägung ziehen würde. Niemals. Nicht in einer Millionen Jahre. Nein, nicht in einer Millionen Jahrtausende würde das je passieren.

„Sag Mai Hallo von mir, Aibou. Oh, und versuch dieses Mal ein bisschen zu schlafen. Ich muss das Geschrei echt nicht haben, wenn auf Station alle austicken, weil da angeblich ein Zombie ausgebrochen ist.” Yugi starrte den Anderen wütend an, bevor er demonstrativ mit aller Kraft den Türknopf packte und die Tür aufschlug, als wollte er Yami damit sagen, dass er sich verdammt nochmal verpissen und nie wiederkommen sollte. Leider jedoch war er gezwungen den Mann am nächsten Morgen wiederzusehen. Aber wenigstens wollte er vorher ein wenig Zeit für sich allein, bevor er in dieses heimelige kleine Höllenloch, das sich 'Domino-Polizeistation' nannte, zurückkehren musste.

Yami nickte. Anscheinend hatte er die Botschaft verstanden, denn seine Beine bewegten sich immer weiter und weiter weg von Yugis Tür. Yugi fühlte, wie sein Herz ein wenig sank, aber ignorierte es. Das hieß, er ignorierte es, bis ihm plötzlich etwas einfiel.

„Yami! Warte!” Er schwang die Tür bis zum Anschlag auf. Er stand zwischen Flur und seinem Zimmer, genau in der Mitte des Türrahmens. Yami hob eine Augenbraue und drehte seinen Kopf zu Yugi.

Der Kleinere atmete tief ein. Er wusste nicht, warum er das tat; es fühlte sich dumm an, aber aus irgendeinem Grund musste er es wissen. „Yami... Welches... welches Tier… bin ich?”

Yami runzelte die Stirn und sah seinen Angestellten an, als ob er die Schweinegrippe hatte und sich in schnellen Kreisbewegungen um die eigene Achse drehte, während er zusammenhangloses Zeug brabbelte. So ungefähr fühlte sich Yugi auch im Moment. Er fühlte sich dumm. Vielleicht hätte er lieber seinen Mund halten, Gute Nacht sagen und gehen sollen... aber wieder einmal vernebelte dieses brennende Verlangen sein Bewusstsein.

„Welchem Tier bin ich am ähnlichsten?”, verdeutlichte Yugi seine Frage tapfer und unterdrückte das idiotische Gefühl, das in ihm aufgestiegen war, sich jedoch bald darauf wieder verflüchtigte. Wenn Yami ihn auslachen würde, würde er in seine Wohnung zurückgehen, die Tür hinter sich zuschlagen und ins Bett gehen.

Der Ausdruck auf Yamis Gesichtszügen veränderte sich. Nach einer 180-Gradwendung sah er seinen violettäugigen Komplizen an und klopfte gedankenversunken gegen sein Kinn, während sein Hirn versuchte eine Antwort auf Yugis brennende Frage zu finden.

Warum wollte er das so unbedingt wissen? Wegen diesem Morgen auf dem Revier? Keiner von ihnen war besonders tief ins Detail darüber gegangen, welchem Tier sie ähnlich waren. Aber sie hatten über jeden einzelnen von ihnen gesprochen. Vielleicht wollte er einfach nur diese Verbindung zu jemandem fühlen, zu irgendjemandem. Er wollte einfach nur wissen, was er in den Augen eines anderen war. Wie er aussah, ohne dass ihm ein Spiegel direkt ins Gesicht starrte.

„Ein Stachelschwein.” Yugis Blick sank nach unten. Yami dachte, er sei eine abartige Kreatur, aus deren Rücken Stacheln wuchsen? Mit einem Mal gründete er seinen alten Hass gegen den Mann vor ihm erneut.

Yami lächelte. Er schien Yugis Verwirrung zu verstehen und kam ihm ganz langsam näher, während er zu einer (natürlich absolut gerechtfertigten) Erklärung ansetzte. „Du bist ständig damit beschäftigt dich selbst zu schützen, deine Familie zu beschützen. Du lässt keine Seele an dich heran, weil du Angst hast. Angst, dass dich jemand verletzen könnte. Angst, dass sich alles ändern könnte, wenn jemand dir nahe kommt.”, fing er an, während er Yugi mit jedem Schritt näher kam.

„Deine Stacheln.”

Er kam einen weiteren Schritt näher.

„Deine Borsten.”

Und näher.

„Nur eine Wand, nur ein Schutz, hinter dem du dich versteckst, eine Fassade.”

Noch ein Schritt.

„Als ob du etwas verbirgst.”

Und noch ein Schritt.

„Aber in dir drin...”

Yami stand nun vor ihm, da, wo er Yugi keinen Schritt mehr näher kommen konnte. Er presste seine Hände gegen die Wand hinter Yugi und hielt ihn damit zwischen seinem Körper und der festen Holzwand des Flures gefangen.

„Du bist so verwundbar.”

Er lehnte sich näher zu ihm und bereitete Yugi damit Unbehagen. Yugi versteinerte. Er wollte, dass Yami ihn in Ruhe ließ. Dass er vergaß, dass er je gefragt hatte. Doch Yami kam ihm nur immer näher.

„So süß...”

Yami fuhr mit seinen Lippen gegen das Ohr des Anderen und flüsterte:

„So... unbeschwert.”

Yugi konnte fühlen, wie sich ein Lächeln auf Yami Lippen stahl, während sie noch immer leicht seine Haut berührten und Yugi ein leises Keuchen entlockten und er sich so fest wie möglich gegen die Wand hinter sich presste, um den Fängen seines Vorgesetzten zu entfliehen. Doch überraschenderweise wurde ihm sein Wunsch erfüllt, denn im nächsten Moment fuhr Yamis Kopf zurück und Yami sah geradeaus in Yugis amethystfarbene Augen, die hell schienen, so voller Angst. Und doch so neugierig.

„Ich werde dich zerbrechen, Yugi. Ich werde jeden einzelnen deiner Stacheln aus deinem Rücken ziehen, bis du dich nirgendwohin mehr retten kannst. Bis du keine Waffen mehr hast, die dich schützen. Ich werde diese Wand abreißen, Stein um Stein. Schon bald wirst du zu mir gerannt kommen, sobald ich angefangen habe diese Stacheln auszureißen. Das ist ein Versprechen.” Die letzten paar Worte flüsterte er nur noch. Ein leiser Ausdruck maskiertem Verlangen hob sich von seinen Gesichtszügen, bevor er ganz von Yugi abließ und sogleich dorthin zurückging, woher er gekommen war. „Bis in aller Frühe, Aibou!”

Yugi starrte vor sich hin. Er hob eine Hand langsam zu seinem Ohr, wo er Yamis Atem noch immer spüren konnte, gerade als ein Lächeln sich auf seinen Lippen formte.

Sein Boss war ein Idiot.

Ein totaler Idiot.

Idiot.

Idiot.

Idiot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  bothest
2015-05-18T16:22:07+00:00 18.05.2015 18:22
Ich zehr geh grad
Antwort von:  -Miaka-
19.05.2015 02:26
Bitte nicht :D Haha! Ja, aber ich kann es verstehen ... ich liebe das Kapitel auch
Von:  Meli-chii
2015-01-01T01:47:41+00:00 01.01.2015 02:47
Whoa *^* ich zergeh grad.

Böses yami °^° nich yuugi als schutzschild benutzen! Tzs!hätte ja auch daneben gehen können du dummi!

Boa ich liebe diese kleinen dikusionen zwischen den zweien. Aber yami war so ernst... whoa ich bin gespannt wann das nächste kapotel kommt. Hab die ganze zeit eine scene vor augen owo keine schöne wohlgemerkt

Nochmal... ich zergeh gerade *^*

Mfg Meli-chii


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