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Soul Magic

Und auch, wenn es schmerzt...
von

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Ohne Skrupel, Part II-Stürmt das Anwesen!

„Jetzt ist wirklich Zeit für einen Plan.“

Erza verschränkte die Arme vor der Brust. Es war ihr leicht gefallen, Natsu’s Vorhaben zuzustimmen; Hunfring musste gestoppt werden, ehe er noch mehr Unschuldige in den Tod riss. Es würde aber auch bedeuten, dass sie den Auftrag nicht erfüllen konnten, und dies war selten für Fairy Tail. Makarov würde wohl zuerst wütend sein…aber er würde es verstehen. Er würde genauso handeln, da war Titania sicher. Fairy Tail würde nie zulassen, dass jemand Unschuldige für seinen eigenen Profit opfert!

„Ach was! Wir gehen da rein und geben ihm eins auf die Schnauze!“, erwiderte Natsu, noch immer ziemlich aufgebracht. Lucy legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. „Und wie stellst du dir das vor?“

„Äh…“, kam es von dem Dragonslayer zurück und er legte die Stirn in Falten.

Hinter sich hörte er Gray leise lachen, der inzwischen wieder einmal Oberkörperfrei dastand.

„Lach‘ nicht so blöd, zieh dir lieber was an! Das will doch keiner sehen!“, gab Natsu sofort gehässig zurück.

„Willst du dich mit mir anlegen, oder was, Feuerfresse?“

„Ich mach dich platt, Icy Minty Fresh!!“

Erza seufzte. Eine Zeit lang hatten die beiden versucht, sich wie beste Freunde zu verhalten, und sie wusste mittlerweile, dass sie es wegen ihr getan hatten. Aber in letzter Zeit hatten sie damit aufgehört, und so gut wie jeden Tag zettelte eine von beiden ständig einen Streit nach dem anderen an. Entschlossen ging sie wie immer dazwischen, skeptisch beäugt von Rui und Ryou, die sich anschließend gegenseitig fragend ansahen.

Lucy, für die Natsu’s und Gray’s Streitereien nichts Neues mehr waren, wandte sich lieber den Zwillingen zu. „Ignoriert das. Sie benehmen sich wie Todfeinde, aber eigentlich sind sie so etwas wie beste Freunde“, sagte sie lächelnd, „und jetzt sagt mir bitte, dass wenigstens ihr einen Plan habt.“

Es klang fast schon flehend, und Ryou musste unweigerlich Grinsen. „In der Tat“, sagte er und setzte eine selbstsichere Miene auf, „welche Magie benutzt du, Lucy?“

Er hatte absichtlich eine etwas längere Pause gemacht, bevor er ihr die Frage gestellt hatte. Sein Plan hatte bereits Formen angenommen, auch, wenn er noch nicht wusste, wie er die Dorfbewohner dazu bewegen konnte, sich in Sicherheit zu bringen. Es war ihr Dorf, sie waren alle hier aufgewachsen, aber die Bedrohung war zu groß, um zu bleiben, zumindest für den Moment.

„Lucy ist eine Stellarmagierin!“, beantwortete Happy die Frage, der mit seinen Flügelchen neben Lucy in der Luft schwebte.

Rui hob eine Augenbraue, hielt es aber für klüger, sich ihr Kommentar zu verkneifen. Eine sprechende Katze, das kann ich ja noch halbwegs verkraften, aber… eine fliegende Katze? Das wird ja immer schöner…

Ryou legte eine Hand an sein Kinn. „Stellargeister…irgendeinen, der dazu fähig ist, die Leute sicher in den Wald zu bringen?“

Lucy wusste sofort, welcher ihrer Geister dazu wie geschaffen war. „Virgo kann Tunnel graben!“

„Ja, das sollte gehen…“, murmelte Ryou und nickte dabei zuversichtlich.

Rui verschränkte die Arme vor der Brust und deutete auf Gray. „Und der Idiot da hinten?“

„Er ist ein Eismagier“, kam es zurück, wieder von Happy.

Ryou nickte erneut und hatte diesen Blick in den Augen, den seine Schwester nur zu gut kannte. Seine Gedanken spielten verrückt, er spielte jedes ihm vorstellbare Szenario vor seinem inneren Auge ab wie einen Film. „Hmm“, machte er schließlich, „Titania. Salamander. Stellarmagie. Eis. Seelenmagie…oh, ja, ja, das könnte klappen!“

„Lass mich raten: ich werde deinen Plan hassen“, seufzte Rui grimmig, als sie Ryou’s Grinsen sah.

Obwohl sie eineiige Zwillinge waren, konnten ihre Denkweisen nicht unterschiedlicher sein. Und die Vergangenheit hatte gezeigt, dass die Pläne ihres Bruders auf dem Papier immer wunderbar aussahen- und dann gnadenlos schief gingen.

Ryou erwiderte: „Du wirst ihn lieben, süße Schwester.“

„Oh Gott.“

Rui’s Stimme war von Sarkasmus geschwängert, und sie legte die Hand an ihre Hüfte.

Erza hatte es mittlerweile geschafft, Gray und Natsu auseinander zu bringen, und mit den beiden im Schlepptau gesellte sie sich zu den anderen. Sie sah die Zwillinge erwartungsvoll an, als Ryou sich räusperte und schlagartig eine todernste Miene aufsetzte.

„Lucy“, sagte er mit harter Stimme, „Virgo soll einen Tunnel von hier bis ungefähr in die Mitte des Waldes graben, breit genug, um mehrere Dorfbewohner gleichzeitig durchzuschleusen. Titania, ich werde deine Hilfe dabei benötigen, die Leute davon zu überzeugen, dass sie den Tunnel auch wirklich durchqueren…mit Gewalt, wenn es sein muss. Sobald sie sicher sind, musst du mit Lucy das Dorf verteidigen. Der nächste Angriff wird sicher bald kommen, und ich will, dass nicht noch mehr Schaden angerichtet wird.“

„Verstanden“, erwiderte Erza und machte sich bereits daran, auf ein paar der Leute einzureden, während Lucy Virgo beschwor, ein rosahaariges Mädchen im Maidkostüm und Eisenketten an den Handgelenken.

Hime“, sagte sie sanft, „ist es Zeit für meine Bestrafung?“

Lucy verneinte und gab ihr Ryou’s Anweisungen weiter, und Virgo machte sich sofort an die Arbeit.

„Rui“, fuhr Ryou fort und wandte sich an seine Schwester. Er legte ihr beide Hände auf ihre schmalen Schultern und atmetet tief ein.

„Du, Salamander und Gray, ihr stattet Hunfring einen kleinen Besuch ab. Er muss gestoppt werden, aber halte dich bitte zurück. Sein Blut soll nicht an deinen Händen kleben.“

Rui sah zu Boden und machte eine Faust. „Er hätte es verdient“, zischte sie.

„Ich weiß“, gab ihr Bruder zurück und strich über die Narbe auf ihrer rechten Wange, die sich von unterhalb des Auges bogenförmig bis zu ihrem unteren Kieferknochen zog. Zu gut erinnerte er sich, woher sie stammte…er blinzelte, um das Bild aus seinem Kopf zu bekommen. Er hatte Angst um sie; das hatte er immer, wenn sie ging und spät abends oder mitten in der Nacht wieder auftauchte, weil ihr „langweilig“ gewesen war, oder sie sich hatte abreagieren müssen. Sie hasste es, wenn er es ihr sagte, sie hasste es, wenn er sie wie ein Kind behandelte…aber er konnte nicht anders. Seine Schwester war nicht nur simpel seine Schwester. Sie war seine beste Freundin, seine andere Hälfte.

„Du darfst ihn gern fesseln und kidnappen“, sagte er und versuchte dabei, scherzend zu klingen, „und dann geht’s ab ins Gefängnis, wo er verrotten kann.“

„Das klingt wesentlich besser, kagami“, gab Rui zurück und grinste schief.

Ryou umarmte sie schnell, bevor sie sich Richtung Ausgang begab.

Natsu folgte ihr sofort, mit selbstsicherem Grinsen und Happy auf der Schulter. „Ich bin Feuer und Flamme!“

„Aye!“

Gray zögerte einen Augenblick und sah Ryou skeptisch an. „Das klingt alles leichter, als es wahrscheinlich ist.“

Ryou seufzte. „Ja, aber es ist unsere einzige Chance…“

Die Verzweiflung in seiner Stimme war fast greifbar, gepaart mit der Sorge um seine Schwester.

Plötzlich fing der Eismagier an, zu grinsen. „An mir wird’s nicht scheitern.“

Er drehte sich um und ging, blieb jedoch kurz vor der Tür, die Natsu, happy und Rui bereits verlassen hatten, stehen und ergänzte: „Deiner Schwester passiert nichts, das verspreche ich dir. Und wenn ich persönlich dafür sorge…“
 

„Whoa“, machte Natsu erstaunt, während ihm die Kinnlade herunterklappte. Er hatte gewusst, dass dieser Hunfring reich war, aber sein Anwesen übertraf seine Erwartungen bei Weitem. Es glich einem Schloss, mit dem perfekt gepflegten Garten, strahlend grün und dekoriert mit Springbrunnen und Marmorstatuen, die seltsame Tiere darstellten, umrundet von einem schwarz angestrichenen Metallzaun, so hoch, dass man eine sehr hohe Leite brauchen würde, um über ihn zu klettern. Das Haus, oder besser die riesige Villa, strahlte in reinstem Weiß, und die Fassade war an einigen Stellen mit Efeu überwachsen. Die unzähligen, bodenlangen Fenster reflektierten das Sonnenlicht und machten es so unmöglich, hineinzusehen.

Vor dem kunstvoll verzierten Tor des Zauns waren zwei Wachen postiert, in hochpolierten Rüstungen und mit Schwertern ausgestattet. Sie schienen keine Magier zu sein.

Rui, Natsu, Gray und Happy hatten sich hinter einem der vielen, großen Bäume rund um das Gelände versteckt, und observierten die Situation haargenau.

„Das ist ja riesig“, sprach Happy ehrfürchtig das aus, was alle dachten und zitterte ein wenig beim Anblick der bewaffneten Wachmänner. Rui gab einen Laut von sich, eine Kreuzung zwischen einem Knurren und einem verächtlichen Schnauben. „Bezahlt mit dem Blut Unschuldiger.“

„Das wird sich heut ändern“, erwiderte Gray, „fragt sich nur, wie wir an denen vorbei kommen.“

Natsu seufzte. „Wenn man Lucy einmal braucht, ist sie nicht da. Virgo könnte uns ganz einfach einen Tunnel bauen, aber so…“

Er presste grinsend die Fäuste gegeneinander, die sofort Flammen fingen. „Ab durch die Mitte, würde ich sagen!“

„Aye, Sir!“, ergänzte Happy und breitete seine Flügel aus, eine seiner winzigen Pfoten gen Himmel gestreckt.

Ein dumpfes Geräusch unterbrach die Euphorie abrupt.

„Ey!“, meckerte Natsu sofort und drehte sich zu Rui um, die ihn mit finsterem Blick ansah. Sie hatte ihm und Happy einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, und der Dragonslayer fand das gar nicht witzig.

„Habt ihr sie nicht alle?“, zischte das Mädchen leise und zog Natsu an seinem Schal zu Boden, der ihre Hand sofort wegschlug, „Ihr verratet uns mit eurem Geschrei! Wir müssen etwas überlegter an die Sache herangehen, ihr zwei Holzbirnen.“

„Nicht den Schal anfassen, klar?!“

„Erwarte nicht zu viel“, warf Gray mit einer Spur Herablassung in der Stimme ein, „Überlegen ist nicht so ihr Metier.“

Natsu ballte die Hand zur Faust und fuchtelte damit vor Gray’s Gesicht herum. „Du Bastard willst wohl eins aufs Maul?“

„Versuch’s doch, du Brikett!“

Ein erneutes Dumpfes Geräusch ließ die beiden erstarren; diesmal hatte auch Gray einen Schlag verpasst bekommen und wollte sich sofort beschweren, aber Rui’s eiskalter Blick ließ sogar den Eismagier erschauern.

„Haltet die Waffeln! Ist ja nicht zum Aushalten…und zieh dir gefälligst was an, Gray!“

„‘tschuldigung“, kam es kleinlaut von Natsu zurück, während Gray erschrocken feststellte, dass er nur seine Hose trug.

Happy hatte sich mittlerweile auf Rui’s Schulter niedergelassen und beobachtete gespannt, wie sie an ihrer Unterlippe knabberte und den Blick angestrengt auf das Anwesen gerichtet hatte.

Er stupste mit einer Pfote ihre Wange an und sagte: „Du bist fast so furchteinflößend wie Erza. Nur hübscher.“

„War das ein Kompliment?“, kam es von ihr trocken zurück. Sie wusste wirklich nicht, was sie von den Fairy Tail Magiern halten sollte. Das Einzige, was für sie jetzt zählte, war jedoch Hunfring’s Vernichtung. Sie hatte nicht die Absicht, mit diesen merkwürdigen Gestalten Freundschaft zu schließen.

Sie konzentrierte sich wieder auf das Anwesen, und man konnte regelrecht ihre Gedankengänge hören, als sie plötzlich flüsterte: „Ablenkung…“

Sie drehte langsam den Kopf und sah Happy mit einem schiefen grinsen an, und der Kater wusste sofort, was sie wollte.

„Aber-“, wollte er sagen, aber auch Natsu schien den Plan verstanden zu haben und ihm sogar zuzustimmen.

„Na klar! Happy kann sie ablenken und weglocken!“

Gray nickte. „Außerdem ist er fliegend viel schneller als einer von uns oder den Wachen in ihren schweren Rüstungen. Und wir können uns unbemerkt hineinschleichen.“

Entsetzt sah Happy die beiden Magier an. „Ich dachte, ihr wärt meine Freunde!“, sagte er in herzzerreißendem Ton, aber er wusste, dass sein Protest nichts bringen würde.

Natsu grinste breit und erwiderte: „Aber Happy! Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, und niemand könnte es besser als du!“

Plötzlich erhellte sich Happy’s Gesicht. Eine wichtige Aufgabe? Und nur er konnte sie übernehmen? Er hatte sich schon immer gewünscht, seinen Freunden zu mehr zu Nutze zu sein als nur als Transportmittel.

„Aye!“

Rui tätschelte ihm den Kopf. „Also gut“, sagte sie leise und flüsterte dem blauen Kater genauere Instruktionen ins Ohr. Happy nickte siegessicher und rannte den beiden Wachen entgegen, die ihn natürlich sofort bemerkten. Sie hatten den Befehl, jeden Fremden, der sich dem Anwesen näherte, unschädlich zu machen, und es spielte keine Rolle, dass es sich um eine Katze handelte.

„Hey, Blechbüchsen!“, rief Happy provokativ, während die beiden Männer mit grimmigen Gesichtern auf ihn zukamen.

Eine sprechende Katze war noch viel verdächtiger!

Kurz bevor sie ihn erreichten, breitete Happy seine Flügel aus und flog so schnell wie möglich in die Richtung, aus der er mit den anderen gekommen war. Wie geplant folgten die Wachen ihm, und sobald sie außer Sicht waren, kamen Natsu, Rui und Gray aus ihrem Versteck.

„Warum trägst du die Maske wieder?“, fiel Natsu im Laufen auf, der wohl der Einzige war, der von so winzigen Details so abgelenkt werden konnte. Rui antwortete nicht und sah ihn nicht einmal an, also entschied er, es dabei zu belassen.

Am Tor stießen die drei auf ihr nächstes Problem; wie sollten sie hindurch kommen?

Gray rüttelte daran und zog mit aller Kraft an dem großen Vorhängeschloss, welches es geschlossen heilt, aber nichts tat sich.

„Geht ein Stück zurück“, sagte Rui in bestimmtem Tonfall. Sie legte beide Hände übereinander auf das Schloss, atmete tief ein und sofort erschien wieder das seltsame, violette Leuchten um ihren Körper.

Soul Magic: Impact!

Ein lauter Knall durchbrach die Stille um das Anwesen, gefolgt von einer grauen Rauchwolke. Das Tor flog auf, das Schloss in zwei Hälften gesprengt, und Natsu und Gray stand die Verwunderung ins Gesicht geschrieben.

„Okay…“, stammelte Natsu langsam und starrte das Mädchen mit der Fuchsmaske an, welches sich die rechte Handfläche rieb, die knallrot geworden war. Er konnte sogar kleinste Verletzungen sehen, aus denen Blut sickerte.

Gray hob eine Augenbraue. Sie scheint ja doch etwas drauf zuhaben…

Er lachte leise, während Rui mit harter Stimme sagte: „Weniger Quatschen, mehr Rennen!“
 

Ryou wusste, dass es richtig war, was er und Erza taten. Die Dorfbewohner mussten gerettet werden, wohl am allermeisten vor sich selbst. Er fühlte sich trotzdem ein wenig schlecht dabei…aber sie hätten auch einfach auf ihn hören können!

Er seufzte tief, als Erza mit dem strampelten und zeternden Dorfältesten über der Schulter an ihm vorbeiging und in den Tunnel sprang, während er gerade versuchte, einer älteren Frau aufzuhelfen.

„Ich weiß, dass du Laufen kannst“, sagte er grimmig zu ihr, denn sie tat schon seit geraumer Zeit so, als wäre sie zu schwach. Dabei hatte er sie vor wenigen Minuten noch mit den Kindern spielen sehen, putzmunter, und auch in den vergangenen Monaten war sie nicht einmal schwach geworden.

Wie kann man nur so stur sein?, dachte er, seufzte erneut und hievte die Frau kurzerhand über seine Schulter, so wie Erza es schon die ganze Zeit tat.

„Lass mich runter, du Bengel!“, meckerte die Alte und Ryou fing sich sogleich eine gepfefferte Ohrfeige ein.

Draußen waren plötzlich wieder Explosionen zu hören, und dann ging alles ganz schnell; die übrigen Dorfbewohner brachen in Panik aus, als das Haus zu beben begann und Rauch aufstieg. So schnell sie konnten rannten sie durch den Tunnel in die sichere Mitte des Waldes.

Verdutzt sahen Erza und Ryou sich an.

„So kann’s auch gehen“, sagte Erza und folgte den Leuten.

„Soll ich dich immer noch runterlassen?“, fragte Ryou die Frau über seiner Schulter mit hochgezogenen Augenbrauen, und sie schüttelte sofort energisch den Kopf.

„Lass mich hier bloß nicht zurück, Bengel!“

Virgo hatte ihre Arbeit wirklich gut gemacht; der Tunnel führte tief in den Wald hinein, weit abseits vom Dorf und der Gefahr. Und letztendlich hatten sie nicht einmal so viel Gewalt anwenden müssen, wie Ryou gedacht hatte, um die Leute an diesen Ort zu bringen.

Alles in allem war es recht gut gelaufen. Das Einzige, was jetzt noch zu tun war, war, das Dorf vor den neuen Angriffen zu schützen.

Ryou wusste, dass er sich auf Erza verlassen konnte. Sie war stark und berühmt dafür, jede Aufgabe zu erfüllen. Und auch in Lucy setzte er viel Vertrauen, auch, wenn er nicht viel von ihrer Magie verstand.

„Wieso kommst du eigentlich nicht mit und hilfst uns?“, fragte Lucy ihn verdutzt, nachdem sie Virgo wieder in die Geisterwelt geschickt hatte und Erza bereits den Weg zurück zum Dorf antreten wollte.

Ryou kratzte sich verlegen am Kopf und spielte mit seinen Fingern. „Naja, das ist…kompliziert. Ich denke, jemand sollte bei den Leuten bleiben, damit sie nicht auf dumme Ideen kommen…“

„Und was ist der wahre Grund?“, erwiderte Erza mit grimmigem Blick und tiefer Stimme.

Ryou druckste einen Moment herum, bevor er zugab: „Ich…kann keine offensiven Zauber verwenden…“

Lucy und Erza sahen sich geschockt an. „Aber deine Schwester kann doch…?“, fragte Lucy, und erinnerte sich noch ganz genau an ihr erstes Zusammentreffen mit Rui; der violette Schild, und der seltsame Wind, der sie weggeschoben hatte, waren definitiv offensive Magie gewesen!

„Ja“, seufzte Ryou und setzte sich im Schneidersitz auf den weichen Waldboden, „das ist so eine Sache. Die magischen Fähigkeiten unserer Mutter haben sich irgendwie auf uns beide aufgeteilt. Rui hat die destruktive Seite der Seelenmagie abbekommen, und ich…nun, ich bin lediglich ein Anwender regenerativer Seelenmagie. Mit anderen Worten: ich fungiere mehr oder minder nur als Heiler.“

Erza verschränkte die Arme vor der Brust. „Also bist du nutzlos.“

„Das…könnte man auch netter sagen…“

Ryou sah geknickt zu Boden. Sie hatte Recht.

Er war nur dann nicht nutzlos, wenn er jemanden heilen konnte, aber selbst dabei waren seine Fähigkeiten begrenzt. Seelenmagie allein war eine schwierige Angelegenheit, und es war noch schwieriger, mit ihr zu heilen.

Er wusste in diesem Moment nicht, was ihn mehr bedrückte; die Tatsache, dass er wieder einmal erkannt hatte, dass er seine Schwester nie beschützen können würde, oder die Tatsache, dass er ihr Schicksal in völlig fremde Hände gelegt hatte. Woher konnte er wissen, ob Gray sein Versprechen hielt? Er kannte ihn nicht einmal!

Aber es war das Einzige, worauf er vertrauen konnte.

Und darauf, dass Rui wusste, was sie tat.

Er seufzte tief, als Lucy sich zu ihm herunter kniete und ihm ihre Hand auf die Schulter legte. Das Lächeln in ihrem Gesicht verwirrte ihn, die Wärme, die davon ausging, war fast so wie ihre

Leicht errötend sah er wieder zu Boden. Nein, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen. Besonders nicht in diesen Erinnerungen.

„Ich fühle mich auch oft nutzlos“, gab Lucy zu, noch immer lächelnd, „denn verglichen mit Natsu, Erza und Gray bin ich keine besonders große Magierin. Aber auch ich finde manchmal Gelegenheiten, in denen sie mich und speziell meine Magie brauchen. Und ich glaube, Rui ist sehr glücklich, dich an ihrer Seite zu haben, denn so, wie ich sie einschätze, kann sie ziemlich unvorsichtig sein und braucht deine Heilung.“

Unweigerlich musste Ryou schmunzeln. „Ja, sie ist manchmal recht…impulsiv. Mit dem Kopf durch die Wand, egal, ob sie sich dabei verletzt oder nicht.“

„Wo ist dann dein Problem?“, sagte Erza beiläufig, bevor sie und Lucy ins Dorf zurück gingen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Feuerblut
2012-07-28T15:13:52+00:00 28.07.2012 17:13
Hallo? Heilen ist eine tolle und teilweise auch echt nützliche Fähigkeit! Das sollte er mal nicht unterschätzen...!!!!
Besonders gut fand ich in dem Kapitel die Beschreibung des Anwesens: Du warst dabei sehr genau und ich konnte es mir richtig gut vorstellen!!
Allerdings habe ich einen kleeeeinen Fehler gefunden!
Die beiden können gar keine eineeigen Zwillinge sein, weil dann müssten sie dasselbe Geschlecht haben und könnten kein Bruder und Schwester sein ;-))))

Liebe Grüße und ich freue mich auf das nächste Kapi!

Lisa
Von: abgemeldet
2012-06-13T17:25:58+00:00 13.06.2012 19:25
kann man nicht meckern du hältst das Niveau deiner Charps oben wieder viel neues und Interessantes.
Von: Maryhase
2012-06-06T21:47:15+00:00 06.06.2012 23:47
Schön, aber Ryou tut mir fast schon ein bisschen leid...
Der Ärmste...
Ob ich jetzt heute noch ein Kapitel lesen kann, dass kann ich dir jetzt gar nicht mehr sagen...
Ich hatte es mir festgenommen...
Doch lesen werde ich auf jeden fall weiter!!!
Und, hey! So kann ich mich länger an der FF erfreuen XDD

Liebe Grüße,
Caro
Von:  fahnm
2012-05-22T22:27:10+00:00 23.05.2012 00:27
Hammer Kapi^^


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