Für den Wettbewerb "Animestars machen Werbung" geschrieben. Wer alle Anspielung versteht bekommt ein Bienchen. ^_-
Terebi no kuni - Fernsehland
Es war ein sonniger Sonntagnachmittag, also die perfekte Gelegenheit für einen Otaku* daheim vor dem Fernseher zu sitzen und gespannt auf die Premiere eines neuen Animesenders zu warten. Dieser Sender mit dem kreativen Namen „Terebi no Kuni“, was nichts anderes als die japanische Version von „Fernsehland“ ist, würde sogleich zu senden beginnen. Die Otakugemeinschaft wartete gespannt. Was würde der neue Sender zu bieten haben? Synchronisation die mehr zu bieten hatte als ein gleichgültiges „oh mein Gott, wir werden alle sterben“, neue oder relativ unbekannte Serie, unzensierte Fassungen, bei denen man vielleicht doch mal einen Tropfen Blut zu Gesicht bekommen würde?
Nur noch wenige Sekunden bis zum Sendestart. Noch war auf der Frequenz nur Flimmern zu sehen. Ein Countdown wurde eingeblendet, das erste Lebenszeichen! „Go! Shi! San! Ni! Ichi! …..ZERO!“
Tönte eine viel zu hohe Stimme, die wohl typisch japanisch wirken sollten, aus den Lautsprechern. So gleich wurde man von einer Moderatorin im bonbonbunten Studio mit eben dieser Stimme begrüßt, japanischer Akzent inklusive.
„Will-kom-men! Yokoso! Hier isu-to Terebi no Kuni! Anime run-do um die Uaa~! Wir haben meaa~ Anime als are anderen!“**
Mehr Anime als alle anderen? Wie sollte das gehen? Der Tag hat eben nur 24 Stunden.
Die Moderatorin, deren Namen Yuki war, kündigte nach einigem weiteren viel zu kawaii wirkenden Geplänkel den ersten Anime an. Sailor Moon sollte es sein. Warum auch nicht, es war immerhin ein Klassiker, den man immer wieder gerne sah. So startet also dieser neue Sender mit einen Moderatorin, deren Bild im großen Otaku-Lexikon beim Begriff „Kawaii“ abgebildet sein sollte, und einer etwas angestaubten Magical-Girl-Serie. Das wahre Highlight und die Einlösung des Anfangs gemachten Versprechens dass, es hier mehr Anime geben würde als bei anderen sollte sich erst danach zeigen, im ersten Werbeblock.
Mit großen augenkrebsverursachend bunten Lettern wurde „Werbung“ eingeblendet. Son Ggoku mit ungewöhnlich ernster Miene war zu sehen. „Kennen sie das, sie haben nicht nur übernatürliche Kräfte, sondern auch einen übernatürlichen Hunger? Und wenn sie von ihrem Weltretterdasein mal Urlaub machen wollen um all die Leckereien dieser Welt zu probieren, sind sie nirgends gerne gesehen, da in ihrer Gegenwart das ein oder andere Gebäude dem Erdboden gleich gemacht wurde?“ Er wirkte leicht geknickt bei diesem Satz, setzte jedoch abrupt wieder das gewohnt motivierte Son-Goku-Lächeln auf. „Das muss nicht mehr sein! Denn jetzt gibt es ein Urlaubsziel für Hungrige, ganz ohne zerbrechliche Sehenswürdigkeiten, das Schlaraffenland!“
Am Ende wurde der Slogan eingeblendet:“ Schlaraffenland, wir haben nur Buffets und keine Sehenswürdigkeit, von Saiyajins und Piraten empfohlen. Buchen sie morgen in ihrem Reisebüro.“
Auch der folgende Spot war anders als das, was man gewohnt war. Ein Mädchen in Dayclass Uniform, bewaffnet mit einem Mikrofon sprach mutig den allseits beliebten Hausvorstand Kaname Kuran an um ihm eine Frage zu stellen, die die Fans seit Beginn der Serie quälte. „Hausvorstand Kuran, wie schaffen sie es nur das ihre Zähne immer so strahlend weiß sind?!“ Der angesprochene schenkte der Dame und der Kamera ein charmantes Lächeln und antwortete lässig: „Eine gute Frage, natürlich ist es nicht leicht beim Blut ...Pardon Kaffeekonsum heutzutage, ein strahlendes lächeln zu behalten, doch die neue Vampire White Zahncreme lässt auch nach 1000 Jahren das Weiß der Zähne leuchten.“
Im nächsten Beitrag wurden die Zuschauer von einer recht bekannten Verbrecherorganisation begrüßt. Wofür würde Team Rocket wohl Werben wollen, oder sollte der Beitrag neue Mitglieder rekrutieren?
Jesse im trendigen Hosenanzug und James in Bluse und Bleistiftrock standen hinter einem Tresen, Mauzi saß dekorativ auf der linken Seite des Tresens und der Schriftzug „Dauerwerbesendung“ ließ schlimmes erahnen.
Jesse begann den Verkaufsmarathon:“ Sie haben kein Geld aber den Keller voller wertlosem Ramsch, den sie nicht mal auf dem Flohmarkt los werden?“
James setzte mit gekünstelt weiblicher Stimme ein:“ Manchmal muss man erst Geld investieren um welches zu verdienen.“
Und Mauzi erklärte was hier an den Mann gebracht werden sollte: „Für eine kleine unbedeutende Summe, nehmen wir die Sache für sie in die Hand. Team Rocket bringt auch das unnützeste Ding an den Mann! Rufen sie die unten eingeblendete Nummer, für nur 67 Cent die Minute aus dem Deutschen Festnetz, Mobilnetz gegebenenfalls abweichend aber nicht mehr als 83 Cent je Minute, gleich an und sichern sie sich unseren Service zuerst!“
Ob das folgende zur Show gehörte oder Team Rocket Gewohnheit war, sei dahingestellt. Jedenfalls entledigten sich Jesse und James synchron ihrer Kostüme und trugen darunter ihre stylischen Team Rocket Uniformen. Beendet wurde die Sendung von einem flottem Motto.
„Jetzt gibt es Werbung und es kommt noch härter, wir wollen ihren Ramsch verhökern, alles von Briefmarkensammlungen bis zu vergilbten Schmökern. Ratenzahlung und Nachnahme verurteilen wir, mehr und mehr Profit das wollen wir. Team Rocket verkauft so schnell wie das Licht, ruft lieber an und verpasst dieses Angebot nicht. Miauz, Verkauft!“
Bei Lichte betrachtet, haben Team Rocket das einzige Verkauf was sie haben, Ihr Verkaufstalent. Warum auch nicht....
Nun waren Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha an der Reihe. Die Spekulationen über das was hier verkauft werden sollte waren sicher groß, vielleicht Nudelsuppen, Fächer, ein Mittelchen gegen Fuchsbandwürmer, eine Hotline die man bei häuslicher Gewalt anrufen konnte oder doch das Love Paradise? Aber irgendwie kam es ganz anders....
„Meine idyllische Serie über die Liebe zu Nudelsuppe, wurde ständig durch irgendwelche Gewaltszenen gestört. Überall war Blut und die Leichen von unwichtigen Nebencharaktere haben das Stadtbild Konohas verschandelt. Ich dachte schon meine Serie würde schrecklicher weise demnächst etwas für Erwachsene werden aber dann habe ich „Zensur“ entdeckt und alle meine Probleme wurden gelöst. Blut wurde durch Wasser oder Schweiß ersetzt und die unschönen Leichen einfach weggepixelt.“ Begannn Naruto freudestrahlend seine tollen Erfahrungen mit dem Produkt „Zensur“, dem Publikum zu erläutern aber auch Sasuke hatte etwas dazu zu sagen: „ Mein Leben war eine einzige Tragödie aber „Zensur“ hat mir wieder Hoffnung gegeben. Sie hat aus dem Tod meiner Familie einfach ein lustiges Versteckspiel gemacht und gefährlich Waffen wie mein Kunai und das sowieso viel zu große Schwert eines Gegners einfach weggepixelt. Unsere Welt ist so wunderbar seit wir „Zensur“ haben, auch wenn sie jetzt keinen Sinn mehr macht.“ Zu Schluss machte Naruto die Zuschauer noch auf ein besonderes Angebot aufmerksam. „Kaufen auch sie „Zensur“ um ihr Leben besser zu machen, außerdem bekommen die ersten 100 Anrufer eine Palette falsch ausgesprochener Namen gratis dazu, diese enthält Highlights wie Sasuuuke Uschiha, Itaschi Uschiha und Schuhi.“
Ob es mehr als 100 Anrufer gab, ist leider nicht bekannt.
Die Werbung die von Sebastian Michaelis moderiert wurde kam sicher sehr gut beim weiblichen Publikum an. Diese verrückten Otaku-Fan-Girls hätte von ihm sicher alles gekauft und wenn es ein Herrenrasierer mit seinem Gesicht darauf gewesen wäre. Doch was ein richtiger dämonischer Butler ist, macht natürlich Werbung für etwas das jeder gute Butler braucht.
„Das Besteck von DMF hält wirklich alles aus. Es ist immer scharf und spitz egal wie oft es in diversen Wänden oder Personen stecken bliebt, verbiegt sich nie und rostet auch nicht wenn es mal etwas länger..... stecken bleibt. Ich bin Butler der Phantomhives und da ich ein teuflisch guter Butler bin, sollte mein Besteck so was schon können.“
Wahrscheinlich verkaufte sich das Besteck der Dämonischen Metallwaren Fabrik um einiges besser als der Rasierer es getan hätte. Diese Fangirls kaufen eben alles.
Der wohl kürzeste Werbespot war der mit Jesse Anderson, ein Duellant mit dem wohl „männlichsten“ Deck der Welt, mit seiner Trumpfkarte Regenbogendrachen. „Habt ihr auch die Nase voll von Farben, bunt, Glitzer, Klunkern und Bling Bling? Dann kauft die neuen Pokemon-Editionen Schwarz und Weiß, kompromisslos eintönig und ohne Edelsteine.“
Der letzte Spot wurde präsentiert von Peach, Lily und Daisy. Endlich gab es auch mal ein paar Magicalgirls, passend zur vorangegangenen Serie zu sehen. Ihr Outfits sahen jedoch wenig magisch aus. Alle drei trugen graue Hosenanzüge. Dennoch starteten sie mit einen Song, dem Titellied der ersten Staffel:“ Hab dich im Traum gesehen es war so wunderschön, in einem weißen Hochzeitkleid...“ doch so schnell der Song begonnen hatte so schnell endete er nach der erste Zeile auch wieder und die bezaubernden Damen blicken den Zuschauer kühl an. „Es beginnt wie ein Traum und welche Frau träumt nicht vom weißen Hochzeitkleid, doch über 40 % der Ehen werden heutzutage geschieden. Damit sie dabei auf der Gewinnerseite sind wenden sie sich an die Hanasaki-Anwaltskanzlei, wir sind auf Scheidungen spezialisiert.“ erklärte Peach und Lily und Daisy nickten zustimmend. Ob sie wohl selbst geschieden waren?
Es folgte eine weitere Folge Sailor Moon, aber kein Anime hätte so spannend sein können wie die Erwartung des nächsten Werbeblocks. Wer würde diesmal dabei sein? Würde Vergil Werbung für Haargel machen, Marron und Chiaki für eine Diebstahlversicherung oder Seto Kaiba für Wäsche-steif?
Kleine Erklärungen:
* Ich gebrauche hier absichtlich ein paar mehr japanische Wörter als ich es sonst tun würde.Ich denke dafür, dass es eine Parodie ist habe ich mich aber noch sehr zurückgehalten damit. Auch wenn es kaum Leute geben wird die die Begriffe nicht kennen, gibts hier eine Erklärung.
Otaku: In der westlichen Szene verwendets Wort für Animefans, in Japan eher abwertend genutzt.
Kawaii: süß, niedlich
Go, shi, san, ni, ich, zero: Fünf, vier, drei, zwei , eins, null
** Ich habe hier versucht ihren Akzent, etwas leichter vorstellbar zu machen.
