"Verrückt"
Bright Nights (Teil 40)
Titel: Bright Nights
Teil: 40/44
Autor: cu123
Email: mail-cu@freenet.de
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Mittwoch... laut meiner Rechnung ist es immer noch Mittwoch ^^
Disclaimer: not my boys, no money make... (wer würde für so was auch zahlen... außer Glorry - Also her mit dem Pic! *lach*)
Greetings:
@Andromeda: Oh man, musst du da nachfragen? Okay, es war ,bestial' ^^# Und frag jetzt nicht wie ich auf den Gedanken gekommen bin, mein Gehirn macht halt manchmal solche Sprünge *drop* Hm... Naoe-san macht sich wirklich Sorgen um seinen Sohn und bei dem was der Junge vorhat, würde er sicher noch viel mehr Angst bekommen °_° (womit die Frage bezüglich Schu beantwortet wäre *ehe*) Und wie kommst du darauf, dass ich Ken oder Ran draufgehen lassen könnte? *grins* Hm... was ne neue FF angeht... sagen wir mal ich habe schon vor was zu schreiben *nod* ^^
@Jennifer_sama: Wollen wir es mal so sagen: Schu ist so fertig, dass er keine andere Chance hat als zu schlafen ^^ Was er natürlich nicht zugeben würde *gg* und ein gewisses Maß an Selbstsicherheit spielt auch mit rein *nick* Du meinst Nagi musste schon genug leiden? Dann rede ihm mal ganz schnell seine dumme Idee aus ^^° Und japp, das war Farfie im Restaurant - ich sagte ja, dass jetzt alle Charas aufgetaucht sind *lach* Ich hoffe du hast nichts gegen meine Darstellung, da du ihn doch so sehr magst *lieb sag*
@Arigata: Da hast du mir doch glatt nen Schock versetzt, als du schon so früh nen Commi geschrieben hattest *kicha* *auch stolz auf dich bin* *dich abknuddel* Und Crawfu kann das im Restaurant nicht gewesen sein, da der bei mir keine bernsteinfarbenen Augen hat sondern braune ^^ Lagst mit deinem ersten Tipp also richtig *knuffz* Nope, du wirst sehen, dass es dieses Mal noch keinen Durchsuchungsbefehl gibt, aber was nicht ist kann ja noch werden... Und was Nagi sich zum Essen bestellte wird auf ewig ein Geheimnis bleiben *grins*
@Laniva: Es war gar nicht so sehr meine Absicht gewesen, diesen neuen Aspekt einzubringen - das ergab sich irgendwie von ganz allein ^^ Es ist einfach so, dass Ken ganz gut alleine klarkommen kann, sich aber gerne auf Ran verlässt *nick* In dieser Situation war das zur Abwechslung mal nicht möglich und so hat er auf seine eigene innere Stärke zurückgegriffen (oh Gott, wie das jetzt klingt ^^y) Und Farf kommt nicht nur in diesem Teil *nach unten deut vor* sondern hat auch später noch seine Auftritte ^^
@Shatielthefirst: *snicker* Ja, das mit den sonderbaren Sprüngen kenne ich... hatte ich, als mir das mit Sebastians Namen in der englischen Aussprache unterkam ^^# Und ich dachte ich würde subtil vorgehen o.O'' ... *lach* Na sicher will ich ein neues outtake-Pic haben! ^^ Ist dein anderes inzwischen was geworden? So kurz war dein Commi diesmal gar nicht, auch wenn du recht hast, dass wir eher über was anderes als die Story gesprochen haben *grins* ^^ Und jetzt verrat mir mal, wo du den Stein-Schere-Papier-Dojinshi gelesen hast *lieb guck*
@Devil: Volltreffer, natürlich will Nagi seine Kräfte wiederhaben *nick* ^^ Und es blieb ihm doch nix anderes übrig als Omi anzulügen... was glaubst du denn was der getan hätte, wenn er von Nagis Plänen wüsste? ^^#
Na ja... ich wollte halt das Farf zwei Augen hat... mir hat er mit Augenklappe noch nie so sehr gefallen und da das nun mal meine FF ist, mache ich mit ihm was ich will *fest sag* *lach* Bis zum Showdown dauert es wirklich nicht mehr lange und ich hoffe er ist nicht allzu blöd ausgefallen ^^°
@Maike: Hm... es war nicht wirklich Desinteresse gewesen, sondern ein Mangel an innerer Energie... ^^ Und diesmal hatte Schu Ran nicht mehr direkt von der weiteren Ermittlung abgehalten - der schlief ja inzwischen - sondern es war eher eine Nachwirkung des ,Blocks' den er ihm verpasst hatte... Ich gebe allerdings zu, dass das aufs Gleiche hinausläuft *lach* Natürlich ist Farf nicht nur ein ,normaler' Patient, dann hätte ich mir den Einbau sparen können... er wird sich später noch als ausgesprochen nützlich erweisen ^^
@Tulpenmolch: Oh man, ich hoffe doch, dass ich nicht ins Kitschige abrutsche ^^° Wehe ihr sagt mir nicht Bescheid, wenn das passiert! *drop* Und dass Naoe-san weniger gut drauf ist, wundert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht, genauso wenig wie Nagis weniger überlegte Pläne und Handlungen ^^# Tja, ob die Zeit noch zum Anfreunden reicht weiß ich nicht so wirklich, aber Farfie interessiert sich schon für Nagi ^^ *nick* Die Zigarette haben die Jungs schon - erinnerste dich an die Spurensuche am Sonntag? ^^ - und auf die Idee mit der Tür sind sie auch noch gekommen *gg* *dir zu dieser Vorwegnahme gratulier und ne Tüte Gummibärchen für den ersten - und auch noch so langen ^^ - Commi reich* ^______________^
Teil 40 "Verrückt"
Auf ihr Klopfen hatte niemand geöffnet gehabt, so dass ihnen nichts anderes übrig geblieben war, als lediglich die Fingerabdrücke von der Tür abzunehmen und danach aufs Revier zurückzukehren. Doch es blieb die Frage, was das bringen würde. Wenigstens hatten die Nachbarn die Personenbeschreibung bestätigt, die sie in Kudous Notizen gefunden hatten. Wenn das doch nur schon für einen Durchsuchungsbefehl reichen würde! Aber sie mussten noch etwas abwarten, zurzeit hing seine letzte Hoffnung daran, dass die Abdrücke wenigstens mit denen an dem Zigarettenstummel übereinstimmen würden. Vielleicht dann...
Er ging zu seinem Schreibtisch hinüber, fand dort eine Notiz vor, laut der Naoe-san angerufen hatte - und was er zu erzählen hatte, war ausgesprochen interessant. Die violetten Augen blitzten auf. Immerhin etwas.
"Hidaka, wir müssen noch einmal los."
Ken blickte von dem Bericht auf, an dem er gerade arbeitete, nickte bestätigend. "Einen Augenblick bitte."
Ungeduldig wartete er, äußerlich vollkommen gelassen. Woher auch immer dieses Gefühl kam, er war sich auf einmal sicher, dass Nagi etwas wusste, das ihnen weiterhelfen würde. Oder er klammerte sich gerade wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm. Er sollte nicht zu genau darüber nachdenken.
"Fertig." Ken legte den Kugelschreiber beiseite und Wärme stand in den braunen Augen, die ihn jetzt fragend musterten. "Haben Sie eine neue Information?"
"Ja." Seine Miene blieb ausdruckslos, doch Ken sah die Erwiderung trotzdem und lächelte. "Gut, dann nichts wie los."
Er zögerte. Vielleicht schlief Nagi ja gerade und der Junge hatte schon genug durchgemacht. Es war falsch jetzt über ihn herzufallen, aber andererseits hatte er überhaupt keine andere Wahl. Sein Seufzen drang nicht nach außen, war nur für ihn selbst hörbar, bevor er vorsichtig an die Tür klopfte.
"Ja bitte?"
In Ordnung, Nagi war eindeutig wach. Erleichterung entspannte seine Züge und sein schlechtes Gewissen zog sich etwas zurück. Er trat ein, gefolgt von Ken, der sein inneres Ringen glücklicherweise nicht bemerkt hatte. Nagi sah von einem Buch hoch und ihm fiel auf, dass gerade mal die ersten paar Seiten umgeblättert worden waren. Wahrscheinlich hatte der Jüngere überhaupt nicht die Nerven dazu, sich jetzt ernsthaft in einer anderen Welt zu verlieren. Der Wirklichkeit konnte in diesen Tagen kein Buch Konkurrenz machen.
"Nicht so interessant?" Ken setzte sich auf einen der bereit stehenden Stühle und musterte Nagi mehr oder weniger besorgt, anscheinend um Ablenkung bemüht.
"Einen Computer habe ich leider nicht bekommen", antwortete der Junge mit einem Schulterzucken und Ken lachte. Nur er selbst konnte die Gezwungenheit heraushören.
Dieser Versuch eines Small Talks war vielleicht höflich, doch selbst dafür hatten sie keine Zeit. Trotzdem, er konnte einfach nicht gleich damit anfangen, Nagi über die gestrigen Ereignisse auszufragen.
"Wo ist Omi?" Seine Stimme war zurückhaltend, während er das schmaler gewordene Gesicht betrachtete und abzuschätzen versuchte, in welchem Zustand sich der Braunhaarige befand. Sein Blick wurde scheinbar offen erwidert, doch ihm war, als würde der Jüngere irgendetwas vor ihm verbergen. Er erkannte Entschlossenheit in den tiefblauen Augen, wusste aber nicht, worauf diese sich bezog.
"Er musste nach Hause. Sein Vater wollte, dass er etwas Ruhe bekommt."
"Hat er das gesagt?"
"Nein, aber es war deutlich aus Omis Miene abzulesen gewesen", lächelte Nagi.
Er erwiderte das Lächeln, rückte sich den anderen freien Stuhl zurecht. "Und was ist mit dir?"
"Ich hatte schon genug Ruhe."
In den Worten schwang etwas mit, das ihn aufhorchen ließ. Doch ihm war klar, dass er hier nicht nachzuhaken brauchte, es hätte zu nichts geführt. Und so kam er endlich zum Grund ihres Besuches. "Dein Vater hat uns gesagt, dass du dich wieder an gestern erinnern kannst?" Er ließ die Aussage in einer Frage ausklingen.
Auf Nagis Gesicht legte sich ein Schatten und sein "Ja..." kam nur wie ein Hauch über die sofort wieder zusammengepressten Lippen. Die Kraft schien aus dem Jungenkörper zu weichen und das bis eben noch gehaltene Buch entglitt den schmalen Fingern, fiel zu Boden. Ken hob es auf und legte es auf den Nachttisch, warf ihm einen besorgten Blick zu.
Er wusste ihn genau zu deuten. Musste das sein? Die Frage konnte er eindeutig herauslesen. Beschwichtigend bat er seinen Freund um Zurückhaltung, ohne ein Wort zu sagen und wurde genauso verstanden. Ken atmete tief durch, ließ sich dann auf seinem Stuhl zurücksinken.
"Nagi, bitte erzähle uns was passiert ist."
"Du meinst er ist wirklich so dumm gewesen? Das Messer nimmt er mit, hinterlässt keine Fingerabdrücke in der Küche, nicht einmal an den Wänden, wo alles zu sehr verschmiert war und dann das?"
Er trat aus der kühlen Vorhalle hinaus ins Freie und es kam ihm vor, als würde er gegen eine Mauer rennen, so warm war es. Die Luft stand regelrecht. Seine Hand hob sich um die blendende Sonne zurückzuhalten, doch das erwies sich als fruchtloser Versuch.
Ken schien immer noch über das Verhalten des Mörders nachzugrübeln und nicht wirklich eine Antwort zu erwarten, trotzdem erhielt er eine.
"Nach dem, was Nagi erzählt hat, schien Sebastian in diesem Moment nicht so ganz bei sich gewesen zu sein." Sie gingen zum Auto.
Kens Gesicht geriet zu einer Grimasse. "Der Kerl hat generell nicht alle! Der hatte nicht nur einen Aussetzer gehabt..." Die letzten Worte waren schwer zu verstehen, da Ken sich bereits ins Auto gesetzt hatte und in diesem Moment die Tür zuzog.
Er schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf, ging um das Fahrzeug herum und stieg ebenfalls ein. "Es bringt nicht viel ihn für verrückt zu erklären", meinte er, wieder ernst werdend. Er starrte durch die Windschutzscheibe ohne etwas zu sehen, gestand sich im Stillen ein, dass er schließlich genau der gleichen Ansicht war.
Ken seufzte, ließ den Kopf gegen seine Schulter sinken. "Immerhin hätten wir einen richtigen Beweis in den Händen, wenn wir in den Zimmern seine Fingerabdrücke entdecken. Dann bekommen wir auf jeden Fall unseren Durchsuchungsbefehl."
"Hm..." Seine Finger strichen durch den braunen Haarschopf und Ken schloss die Augen, genoss die Berührung. Dann holte er sein Handy heraus und informierte die Kollegen, damit sie einen näheren Blick auf die anderen Zimmer des Hauses warfen. Wenigstens waren Nagi ein paar Gegenstände im Gedächtnis geblieben, so dass sie nicht alles auf den Kopf stellen mussten. Und niemand fragte ihn, woher er diese Informationen hatte.
Ken hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet, blickte ihn fragend an. "Was machen wir jetzt?"
"Bevor die Ergebnisse da sind, können wir nichts machen außer zu warten. Am besten fahren wir nach Hause, wir haben sowieso noch Überstunden von Dienstag."
Sein Freund zuckte etwas zusammen. "Wenn du das so sagst, klingt es, als wäre alles Ewigkeiten her, dabei ist es erst gestern geschehen..." Die braungebrannte Haut erschien grau, als sich Blässe auf dem Gesicht ausbreitete.
Am liebsten hätte er seine Worte zurückgenommen, doch dafür war es jetzt zu spät. Es kam ihm ja selbst unmöglich vor, dass nicht einmal vierundzwanzig Stunden vergangen sein sollten. Wie anders war es gewesen. Sie kamen von Crawford, hatten wieder etwas Hoffnung geschöpft und den Rest des freien Tages vor sich. Und jetzt? Ein bitteres Auflachen wollte sich seinen Weg bahnen, doch er ließ es nicht zu. Stattdessen drehte er den Zündschlüssel um und trat so heftig aufs Gas, dass die Räder durchdrehten.
Ken stieß ein erschrockenes Keuchen aus und stützte sich hastig ab. "Ran!"
Er beruhigte sich und fuhr normal weiter. "Tut mir Leid...", entschuldigte er sich in Richtung seines Beifahrers, der immer noch etwas fassungslos war.
"Schon in Ordnung, aber warne mich das nächste Mal bitte vor." Ken lächelte schon wieder, also war es wohl nicht allzu schlimm gewesen. Und wenigstens hatte es den Braunhaarigen auf andere Gedanken gebracht. "Was wollen wir zu Hause machen?"
Er widerstand der Versuchung Ken anzusehen, aber sein rechter Mundwinkel zuckte. Jetzt würde er erst einmal nicht an den Fall denken, sonst würde ihn das nur völlig fertig machen. "Wie wäre es mit etwas zu Essen?"
Ken gab ein enttäuschtes Schnaufen von sich, ging dann darauf ein. "Solange du kochst soll es mir egal sein."
~~~~~~
In einer ungeduldigen Geste legte er das Buch weg, verschränkte die Arme vor der Brust. Seit Fujimiya-san gegangen war, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Bericht hatte ihm alles viel zu detailliert vor Augen gerufen. Doch ihm war klar, dass er hier nicht so einfach rausrennen konnte. Er wusste nicht einmal, wo er den Mörder finden konnte. Seine Zähne knirschten vor Zorn, der keinen Weg nach draußen fand.
Die Decke wurde beiseite geworfen, rutschte unbeachtet vom Bett, als er aufstand. Er musste unbedingt an etwas anderes denken, bevor noch ein Unglück geschah. Schon spürte er die Kraft in sich vibrieren, doch auf keinen Fall durfte sie hier zum Ausbruch kommen. Sie würden ihn sonst nur mit Medikamenten voll pumpen.
Ziellos lief er durch das kleine Zimmer, blieb abrupt stehen. Vielleicht sollte er seine Kräfte einfach für etwas anderes nutzen, versuchen sie zu kontrollieren. Er kehrte auf sein Bett zurück, starrte das Buch an, das unschuldig auf dem Nachtisch lag. Bis es nach oben zu schweben begann - und als nächstes mit einem Krachen auf dem Boden landete. Verflixt, es war so anstrengend! Doch er gab nicht auf, verlor sich schließlich ganz in seinen Übungen, bis er endlich das Gefühl hatte, wenigstens einen gewissen Erfolg erzielt zu haben. Mit einem brummenden Schädel ließ er sich zurücksinken, versuchte etwas Ruhe zu finden. Was ihm allerdings nicht gelang.
Hatte die Schwester nicht etwas von einem Aufenthaltsraum gesagt? Ein Teil der Anspannung verließ seinen Körper. Genau, das könnte er machen.
Beim Schwesternzimmer fragte er nach dem Weg, gelangte dann ohne sich zu verlaufen rasch zu seinem Ziel. Unterwegs hatte er wieder Gelegenheit die großzügige Gestaltung des Gebäudes zu bewundern. Es war überhaupt nicht wie in einem Krankenhaus, keine sterilen weißen Wände. Stattdessen sah er viel Holz, Teppiche und Auslegware. Nur die dünnen Stäbe vor den Fenstern störten den Eindruck etwas.
Zögernd betrag er den Raum, der fast wie eine Hotellounge auf ihn wirkte. Es gab sogar eine kleine Bar, der Barkeeper allerdings sah etwas zu kräftig aus, ähnelte einem Wärter - und war womöglich sogar einer. Viele Leute waren nicht anwesend. Zwei spielten in einer Ecke Schach, ein paar lasen Zeitung. Einer saß aber einfach nur in einem der sehr bequem aussehenden Ledersessel und spielte gedankenverloren mit seinem Kugelschreiber, eine Zeitschrift unbeachtet auf dem Schoß.
Er hielt für einen Moment überrascht den Atem an. Den kannte er doch! Der Andere musste seinen Blick gespürt haben, denn gleich darauf fühlte er sich von einem Paar Raubtieraugen gebannt. Willenlos musste er mit ansehen, wie ihn seine Füße ganz von allein zu dem jungen Mann trugen.
"Hallo..." Erst vor dem Fremden angelangt konnte er stehen bleiben, stammelte das Erstbeste was ihm einfiel. Was leider nicht mehr als dieses eine Wörtchen war.
Interessiert wurde er von oben bis unten gemusterte, dann verzog ein schmales Lächeln die Lippen des Anderen. "Warum hat Er eines Seiner Kinder an diesen Ort geschickt?"
Mit sich weitenden Augen starrte er sein Gegenüber an. Die Haare waren so hell, dass sie wie reines Silber aussahen und von einer Frisur konnte man ganz sicher nicht sprechen. Sein Gehirn lief anscheinend nur im Leerlauf, denn er verstand die Frage nicht. Dann fiel ihm ein, in was für einer Anstalt er sich befand und er schluckte. Sicherheitshalber erwiderte er das Lächeln - ausgesprochen vorsichtig. "Ich weiß es nicht." Er konnte nichts anderes sagen, ohne zu wissen, um was es ging und er traute sich nicht einfach wegzugehen.
Bei näherer Betrachtung schien der Andere gar nicht so alt zu sein, vielleicht noch ein Teenager, der Anzug hatte ihn älter wirken lassen. Anders als die der übrigen Gäste war er ganz in weiß gehalten.
"Ich bin Farfarello, aber du kannst mich auch Farf nennen."
Er schluckte schon wieder. Ein deutlicher Akzent schwang in den Worten mit, der ihn ein bisschen an den von Crawford-san erinnerte. "Ich... ich heiße Naoe Nagi. Freut mich Sie kennen zu lernen, Farf-san."
Der Andere lachte leise und ihn überlief eine Gänsehaut bei diesem Geräusch. "Du kannst dir die Höflichkeitsfloskeln sparen, bei mir zu Hause ist das nicht so wichtig." Dann wurden die bernsteinfarbenen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen gekniffen.
Er erstarrte regelrecht unter diesem Blick, wagte sich kaum zu rühren.
"Ich kenne dich. Hab in der Zeitung von dir gelesen." Samtweich war die Stimme, aber trotzdem lag etwas in ihr, das ihn wieder erschaudern ließ. Wie eine Raubkatze, die noch ein bisschen mit ihrer Beute spielt, bevor sie zubeißt. Seine Knie wurden weich und er fühlte sich etwas wacklig auf den Beinen.
"Möchtest du dich vielleicht hinsetzen?" Ein Glitzern in den Raubtieraugen.
Er konnte nur nicken, sank dann erleichtert in den nächststehenden Sessel.
"Er scheint dich vergessen zu haben."
Irritiert zwinkerte er. "Wer?"
Farf zeigte so etwas wie ein Grinsen. "Euer Herr. Er nahm deine Schwester zu sich und deine Mutter. Du aber sitzt noch hier und bist allein. Ob Er genug Gesellschaft hat?"
Bei diesen Worten wurde ihm endlich klar, wovon der Ausländer sprach. Doch das half ihm nicht dabei eine Antwort zu finden. Stattdessen trieb ihm der Gedanke an seine Schwester und seine Mutter Tränen in die Augen, die er ungeduldig wegwischen wollte.
Doch eine Hand, die ihn fest am Handgelenk packte, hinderte ihn daran. Er spürte, wie kühle Finger sanft über seine Wange strichen, wagte es nicht sich zu rühren. Eine Träne glitzerte auf der Fingerspitze des Älteren, als dieser sich wieder ein Stück von ihm zurückzog.
Farf betrachtete fasziniert den Tropfen salziger Flüssigkeit. "Es schmerzt Ihn wenn Seine Kinder weinen." Der Finger wurde zum Mund geführt und abgeleckt. "Doch wenn du Ihm richtig wehtun willst, musst du rote Tränen weinen." Versonnen strich sich Farf über den anzugbedeckten Arm.
Er wurde bleich als ihm aufging, wovon der Andere redete und er suchte nach einem Thema um sie beide davon wegzubringen. "Woher kommst du?"
Farf blickte auf. "Aus Irland."
Mehr folgte leider nicht und so blieb ihm nichts anderes übrig als weiterzufragen. "Wo ist deine Familie?" Das Wort versetzte ihm einen tiefen Stich und er keuchte leise. "Und warum bist du hier?" Erst als er die Frage beendet hatte, wurde ihm klar, wie unhöflich sie war.
Aber der Ire lächelte nur leicht. "Sie haben mich alle verlassen, sind jetzt bei Ihm. Haben rote Tränen geweint, bis sie keine Kraft mehr zum Weinen hatten. Und meine Tante hat mich hierher geschickt, da ich es ihnen gleichtun wollte." Ein Seufzen folgte. Dann wurde das Gesicht hart und die Züge wirkten wie in Stein gemeißelt. "Ich werde Ihm nicht verzeihen, dass Er sie mir weggenommen hat. Nicht einmal richtig weinen kann ich um sie." Farf zog sein Jackett aus, krempelte die Ärmel seines Hemdes nach oben.
Mit Entsetzen sah er, wie nach und nach immer mehr Narben aufgedeckt wurden. Alte, die nur noch als weiße Linien die Haut verunzierten und andere neueren Datums, die rötlich glimmten. Schließlich gab es noch Stellen, die durch teilweise blutigen Schorf bedeckt waren. Er wollte gar nicht wissen, wie es dem Anderen gelungen war, sich hier unter Aufsicht so etwas anzutun.
"Das sind die einzigen Tränen, die ich ihnen schenken kann." In den Augen des Älteren flackerte es, dann folgte wieder dieses Gänsehaut erzeugende Lachen. "Und ich kann Ihm damit Schmerzen zufügen."
Sein Mund war trocken geworden und er leckte sich über die spröden Lippen. Allein der Anblick sorgte dafür, dass seine Arme vor Unbehagen kribbelten. "A-aber das tut doch weh..." Er verstand seine eigenen Worte kaum, so rau klangen sie.
Farf zog sich wieder ordentlich an und bittere Belustigung zuckte in dessen Mundwinkeln. "Keine Sorge, Kleiner. Ich garantiere dir, dass ich überhaupt nichts spüre."
Von der Aussage viel zu überrascht, wehrte er sich nicht einmal gegen diese Anrede. Was für ein Mensch war das bloß?
TBC
Hm... ich weiß, Farf ist nicht so ganz wie in der originalen Geschichte, bei mir ist er aber auch kein Killer geworden... Ich hoffe ihr seid mit der Darstellung einigermaßen zufrieden *lieb sag* Und das hier ist der Teil, den ich am meisten umgearbeitet habe, nachdem ich ihn abgetippt hatte ^^° Der Anfang hörte sich nämlich völlig beknackt an... jetzt geht es ein bissl besser... denke ich ^^#
Bis zum nächsten Mal, cu ^-^ *winkz*
