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Augenblick

~ Du. Ich. Wir.
von

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Mitmachen, um zu helfen [SasuSaku]

Weniger konsequent, dafür zwangloser : SasuSaku
 

„Ein weiteres kontroverses und äußerst heikles Thema stellt die Abtreibung dar, da Wissenschaft und Kirche bis heute keinen gemeinsamen Nenner finden konnten. Die Kirche begründet ihre Ablehnung dieses medizinischen Eingriffs mit der Bibelpassage, in der gesagt wird…“ Sakura unterdrückte mühsam ein Gähnen. Sie hatte das Kinn in ihre Handfläche gebettet und fixierte einen Punkt neben dem Gesicht ihres Kommilitonen, der weiterhin die Lippen bewegte, doch seine Worte erreichten ihre Ohren nicht. Ihr Kugelschreiber lag still und reglos neben dem beinahe unbeschriebenen Blatt Papier, das ihr strahlend weiß entgegenleuchtete, als versuche es, sie tadelnd daran zu erinnern, dass es am Ende der Stunde mit medizinischen Fachbegriffen und komplizierten Vorgängen gefüllt sein musste. Sie ließ den Blick unauffällig durch den kleinen Hörsaal schweifen; anscheinend war sie die einzige, die sich nicht dazu aufraffen konnte, dem Vortrag ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. Eigentlich konnte ihr das niemand verübeln, schließlich hatte sie bis spät in die Nacht für die anstehende Zwischenprüfung gelernt und war so mit der menschlichen Anatomie beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie spät es geworden war. Heute Morgen hatte sie dann den Wecker nicht gehört und war mit zehn Minuten Verspätung, zerzausten Haaren und ohne Frühstück zum Biologieunterricht erschienen, woraufhin Professor Tsunade nur missbilligend mit der Zunge geschnalzt hatte. Alles in allem kein besonders gelungener Start in den Tag.
 

Und jetzt, zu allem Überfluss, schien es, als habe Shino nichts Besseres zu tun, als sie mit tiefgründigen philosophischen Reflexionen über die Gegenüberstellung von Glaube und Wissenschaft zu quälen. Als ob nicht jeder der hier Anwesenden wusste, dass beide Bereiche nicht miteinander vereinbar waren. Sakura wurde in ihrem Gedankenstrom unterbrochen, als ihre Augen auf ein Paar dunkler, ausdruckloser Opale trafen. Sasuke Uchiha musterte sie ein paar Sekunden lang mit gleichgültiger Miene, dann wandte er sich ab. Auch Sakura sah hastig wieder nach vorne. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen heiß wurden und sie verfluchte sich dafür. Sie konnte nicht leugnen, dass sie lange Zeit etwas für Sasuke empfunden hatte, das wohl als Schwärmerei bezeichnet werden konnte, auch, wenn er ihr schnell zu verstehen gegeben hatte, dass er sie bloß „nervig“ fand. Bei diesem Gedanken umspielte ein bitteres Lächeln ihre Lippen, doch gleichzeitig wusste sie, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie waren beide damals noch an der Sekundarschule gewesen und nun, mit einigen Jahren Abstand, konnte sie nur bezeugen, was er ihr so unverblümt ins Gesicht geschmettert hatte: Sie war wirklich anstrengend gewesen.
 

„Damit schließe ich meinen Part. Ich erteile nun Ishida das Wort, der euch das Thema der Euthanasie näher bringen wird.“ Sakuras Kopf ruckte hoch. Mit großen Augen starrte sie Ishida entsetzt an. Das war schlecht. Sehr schlecht sogar. Sie konnte spüren, wie die Stimmung augenblicklich umschlug und fühlte sich mit einem Mal hellwach, als habe Shino ihr mit seiner Ansage einen Schlag ins Gesicht verpasst. Sie konnte Getuschel in den letzten Reihen hören, das Scharren von Stühlen auf den hölzernen Dielen, das hektische Rascheln von Papier. Die Spannung, die in der Luft lag, war beinahe greifbar. Sakura kämpfte gegen die Versuchung an, sich umzudrehen und nach hinten in den Hörsaal zu spähen. Stattdessen bemühte sie sich, alles auszublenden bis auf Ishidas blasses Gesicht und seine melodische Stimme, als er zu sprechen begann. Es war dumm von ihr, da es von vorneherein nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis eine Gruppe dieses Thema anschnitt, dennoch hatte sie gehofft, es würde ihnen erspart bleiben. Ihm erspart bleiben, korrigierte sie sich still. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und doch wagte sie nicht, sich zu Sasuke umzudrehen, zum einen, weil sie Angst vor seiner Reaktion hatte, und zum anderen, da sie ihn mit unverhohlenem Starren nicht in Verlegenheit bringen wollte. Sakura war sich ziemlich sicher, dass außer ihr nur wenige Sasuke aus der Schule kannten und selbst damals hatte er nicht viel von sich preisgegeben; es wäre respektlos gewesen, ihn hier öffentlich zur Schau zu stellen.
 

Sie runzelte konzentriert die Stirn und sah Ishida so eindringlich an, dass er sie für einen Moment mit hochgezogenen Brauen musterte, seinen Redefluss aber nicht unterbrach. „Es gibt verschiedene Methoden für einen Menschen, sein Leben zu beenden. Einige von ihnen begehen Selbstmord, doch die, die nicht die physische Kraft dazu haben, können professionelle Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Hierbei handelt es sich um-“ Ishida verstummte, als ein lautes Kratzen seine Worte übertonte und warf jemandem hinter Sakura einen ärgerlichen Blick zu. Sie wusste sofort, dass es das Geräusch von Stuhlbeinen war, die über den Holzboden geschoben wurden. Niemand sprach. Dann rauschte Sasuke ohne einen Blick zurück an Shino und Ishida vorbei, riss die Türe auf und verschwand. Die beiden sahen sich an. Ishida wirkte nicht mehr verstimmt, eher milde überrascht, doch als Shino zu Sakura hinüberlinste, nickte sie mit zusammengepressten Lippen. Erneut begannen Studenten hinter ihr sich leise flüsternd miteinander zu unterhalten, als ein ungeduldiges Hüsteln das leise Summen mehrerer Stimmen unterbrach. Ishida hatte der Türe den Rücken gekehrt, rückte seine Brille zurecht und wandte sich unverzüglich wieder der Klasse zu. Mit energischer Stimme fuhr er da fort, wo er aufgehört hatte; augenblicklich erstarb das Flüstern und Zischen. Sakura dankte ihm still.
 

Als Sasuke nach zehn Minuten immer noch nicht zurück war, wurde sie langsam unruhig. Sie warf einen raschen Blick über die Schulter und fasste den leeren Stuhl ins Auge, wo er zuvor gesessen hatte. Tasche und Mantel hingen über der Lehne, unberührt und vergessen. Auf sie hatte es so gewirkt, als habe er es so eilig gehabt, diesem Hörsaal zu entfliehen, dass es ihm in seiner Hast völlig egal gewesen war, seine Sachen zurückzulassen. Sie konnte nicht von sich behaupten, ihn besonders gut zu kennen, aber doch gut genug, um ihn einzuschätzen. Seine Wertsachen, Brieftasche und Handy, Unterrichte und Notizen trug er in dem Rucksack mit sich herum; wahrscheinlich stand er in einer dunklen Ecke des Flures und wartete auf das Ende der Vorlesung, um seine Tasche zu holen, wenn niemand mehr da war. Er fühlte sich bestimmt schrecklich. Sakura schüttelte leicht den Kopf und rief sich zur Besinnung; sie sollte aufhören, über Sasuke nachzudenken. Sie hatte sich geschworen, sich nicht mehr in Angelegenheiten einzumischen, die sie nichts angingen.
 

Das neugierige und aufdringliche Mädchen aus der Sekundarschule hatte sie seit ihrer Zeit an der Universität erfolgreich in den Hintergrund gedrängt. Sie bemühte sich zwar weiterhin, freundlich und hilfsbereit zu sein, hatte aber gelernt, ihre Mitmenschen dabei keineswegs zu bedrängen. Wenn jemand ihre Unterstützung benötigte, war sie da; anderen ihre Unterstützung aufzuzwingen beabsichtigte sie jedoch nicht, auch, wenn sie wusste, dass es Menschen gab, die sich niemals eingestehen würden, dass auch der Stärkste eines Tages ein offenes Ohr oder eine helfende Hand in Anspruch nehmen musste. Sasuke war so ein Mensch. Manch einer hätte ihn als überheblich oder kalt bezeichnet, aber Sakura wusste, dass der erste Eindruck täuschte. Er war lediglich ein unauffälliger, zurückhaltender junger Mann, der nicht sprach, um zu sprechen; er äußerte sich nur dann, wenn es etwas Wichtiges zu sagen gab. Sein persönliches Innenleben aber fiel seines Erachtens wohl nicht in diese Kategorie. Sasuka biss sich auf die Lippe und fixierte die Türe, durch die Sasuke verschwunden war. Sollte sie oder sollte sie nicht? Sie zögerte. Einen Augenblick nur.
 

Sakura zog so leise wie möglich die Türe hinter sich zu; Ishidas Stimme drang nur noch gedämpft hinter dem Eichenholz hervor. Mit einem mulmigen Gefühl wandte sie sich um. Die Bibliothek war riesig und labyrinthische Gänge schlängelten sich zwischen hohen Bücherreihen umher, die bis zur Decke ragten. Das Rascheln umgeblätterter Buchseiten und das Geräusch flinker Finger, die auf einer Laptoptastatur klimperten, erfüllten die Luft. Ansonsten war es vollkommen still. Sakuras Absätze klackerten bei jedem Schritt leise, woraufhin sie sich bemühte, ihr Gewicht auf die Zehenspitzen zu verlagern, während sie langsamer, aber doch um einiges diskreter durch die Korridore schritt und in alle Richtungen blickte. Als sie an zwei besonders sperrigen Bücherregalen vorbeikam, sah sie ihn. Sasuke stand gegen die Wand gelehnt hinter einem der beiden Regale und starrte an die Decke. Sein Gesicht lag im Halbdunkeln verborgen. Sakura wusste nicht, ob er sie bemerkt hatte, doch er schenkte ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Nicht, dass sie daran nicht gewöhnt sei. Zaghaft ging sie auf ihn zu, wartete darauf, dass er sie anfuhr oder ihr mit finsterer Miene befahl, wieder zu verschwinden. Nichts dergleichen geschah.
 

Als sie genau neben ihm stand, war sie nah genug, um ihn besorgt mustern zu können. Er wirkte vollkommen ruhig und desinteressiert, so wie immer, doch als sie genauer hinsah, bemerkte sie, dass seine Augen rot waren. Plötzlich fühlte sie sich unbehaglich. „Was willst du, Sakura?“ Zu ihrer Erleichterung war seine Stimme fest. „Ich weiß nicht“, entgegnete sie nach ein paar Sekunden ehrlich. Sasuke ließ sich nicht zu einer Antwort herab. Stattdessen griff er in seine hintere Hosentasche und für einen verrückten Moment dachte Sakura, er würde sie angreifen; dann sah sie, dass er eine Packung Zigaretten in den Händen hielt. Er ließ sie aufschnappen. Ein flüchtiger Blick sagte ihr, dass nur noch drei Zigaretten übrig waren. Sasuke fischte eine heraus, steckte das Packet wieder weg und ließ sie in seinen Fingern kreisen. „Ich wusste nicht, dass du rauchst.“ Es war ihr herausgerutscht, bevor sie überhaupt realisierte, dass sie den Mund geöffnet hatte. „Ich rauche nicht.“ Diese Erwiderung war angesichts der durch seine Finger zwirbelnde Zigarette eine so offenkundige Lüge, dass Sakura trotz der ernsten Situation ein kleines Lachen entfuhr. „Ach, das sind keine Zigaretten?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme tadelnd klang, was Sasuke mit ärgerlicher Miene zur Kenntnis nahm. „Bist du hier, um mich zu belehren?“
 

Sakuras Lachen erstarb augenblicklich. Diesen Satz hatte sie schon öfter von ihm gehört, auch, wenn das letzte Mal schon viele Monate zurücklag. Monate, in denen sie ständig an sich gearbeitet hatte, um unvorteilhafte Charakterzüge auszulöschen, auch, wenn sie wusste, dass das nicht gänzlich möglich war. Egal, wie sehr sie sich bemühte, ihre unverschämte Neugierde, die Besserwisserei, die Überheblichkeit und den Drang, ihre Mitmenschen zu belehren und zurechtzuweisen, zu unterdrücken, manchmal brachen sie aus ihr heraus, bevor Sakura etwas dagegen unternehmen konnte. „Ich-nein“, seufzte sie entnervt und fuhr sich durch das lange Haar, Sasukes dunkle Augen auf ihrem Gesicht ruhend, „das habe ich aufgegeben.“ Mit einem schiefen Lächeln, in dem eine Spur von Bitterkeit lag, fügte sie hinzu: „Nun ja, ich versuch es. Ist gar nicht so einfach bei einer Besserwisserin wie mir.“ Sasukes Züge wurden etwas weicher, als Ärger der gewohnten Ausdruckslosigkeit Platz machte, blieb jedoch stumm. Sakuras Blick wanderte erneut gen Zigarette, die Sasuke immer noch zwischen zwei Fingern rollte. Betont gleichgültig fragte sie: „Und? Willst du deine Zigarette nicht rauchen?“ Mit leicht gerunzelter Stirn hob ihr Gegenüber die Zigarette auf Augenhöhe und musterte sie kurz. „Es ist seine.“
 

Sakura hielt unwillkürlich den Atem an. Angespannt wartete sie, was als er als nächstes sagen würde, doch Sasuke starrte unentwegt geradeaus und machte keine Anstalten, seine Bemerkung zu erklären. „Also mit ‚seine’“, begann Sakura da behutsam, „meinst du die von deinem Bruder?“ Sasuke nickte langsam. Ihrer beider Augen fixierten nun die Zigarette, die er nur noch mit den Fingerspitzen hielt. Also war Itachi… „Er wäre nicht an Krebs gestorben.“ „Eh?“, entfuhr es ihr wenig intelligent. „Das hast du dich doch gerade gefragt.“ Peinlich berührt und mit einem Gefühl, ertappt worden zu sein, wandte sie sich ab und studierte mit schlecht geheucheltem Interesse den Einband eines besonders dicken Buches. Innerlich verpasste sie sich eine weitere Ohrfeige. Ein Moment der Unachtsamkeit und wieder brach das neugierige Schulmädchen aus ihr heraus. „Es war ein Herzfehler.“ Obwohl Sakura Sasuke den Rücken zugewandt hatte, wusste sie, dass er für einen Moment erstaunt über sich selbst sein musste. Die Worte hatten geklungen, als seien sie ihm unfreiwillig über die Lippen gekommen, etwas, das Sasuke Uchiha nicht sehr häufig passierte. Sie drehte sich mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihm herum.
 

„Er hatte nur noch wenige Monate zu leben, oder?“ Sasuke zögerte, dann nickte er erneut. Sakura seufzte, fuhr sich ein weiteres Mal durch das Haar, eine Angewohnheit, die sie einfach nicht ablegen konnte. Dann sah sie ihn an, ihre grünen Augen offen und ehrlich. „Dein Bruder war stolz, genau wie du. Wahrscheinlich hat er es nicht ertragen, hilflos ans Bett gefesselt und immer auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.“ Er erwiderte ihren Blick, versteckte seine Gefühle jedoch hinter einer Maske aus Stein. Für ein paar Sekunden verharrten sie regungslos. „Er wollte, dass wir ihn in gesund und eigenständig in Erinnerung behalten“, sagte Sasuke schließlich. Während er sprach, ließ er sie nicht aus den Augen; es schien, als versuche er, jede noch so kleinste Gefühlsregung zu erhaschen. „Itachi wählte den Tod. Er wollte immer alles unter Kontrolle haben und die Wahl seines Todestages stellte keine Ausnahme dar.“ Er klang so indifferent wie immer, als er ihr das erzählte, und doch hätte Sakura schwören können, dass sein Tonfall etwas Anklagendes hatte. „Ich denke“, entgegnete sie daraufhin leise, „dass eine Menge Mut dazu gehört.“ Sasuke schien nicht zu wissen, ob sie das ernst meinte oder nicht, denn sein Blick hatte mit einem Mal etwas Berechnendes. Sie lächelte schwach, dann deutete sie auf die Zigarette. „Was ist? Willst du die nun rauchen oder nicht?“ „Hast du Feuer?“ Sie klopfte demonstrativ auf die kleine Tasche, die sie immer um die Hüfte gebunden trug. „Klar.“
 

Sasuke sah sie nachdenklich an. Er zögerte. Einen Augenblick nur. Dann nickte er ein drittes Mal. Sakura öffnete die kleine Tasche und zog nacheinander Desinfektionsmittel, eine Schere, Pflaster, Bandagen und verschiedene Salben heraus, die sie Sasuke unaufgefordert in die Hände drückte. „Aha!“ Sie hielt ihm das kleine Feuerzeug unter die Nase. Hastig räumte sie die verschiedenen Utensilien wieder zurück an ihren Platz, wobei Sasuke ihr mit mäßigem Interesse zusah. „Denkst du nicht, du nimmst das mit deinem Studium zu ernst?“ Sie überging diesen Kommentar gekonnt und reichte ihm das Feuerzeug. Er ließ es schnippen. „Was ist?“, fragte Sakura misstrauisch, als er keine Anstalten machte, die Zigarette mit der kleinen Flamme zu entzünden. Er schien genauso argwöhnisch wie sie. „Musst du mir nicht eigentlich sagen, dass das verboten ist? Du bist doch sonst immer so anstrengend penibel mit Regeln und Vorschriften.“ Da war das Wort schon wieder: anstrengend. „Nein“, erwiderte sie gespielt unbekümmert und straffte die Schultern, „wie ich bereits sagte: nicht mehr.“ Und mit zufriedener Miene sah sie dabei zu, wie er die Zigarette anzündete, ihr das Feuerzug zurückgab und einmal kräftig zog. Er schnitt eine Grimasse. „Was hat er nur daran gefunden?“ Sakura lachte. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als hinter ihnen ein wütender Schrei ertönte. „Was glaubt ihr zwei eigentlich, was ihr da macht?! Das hier ist eine Bibliothek!“
 

Sakuras Blick wanderte gen Fenster. Draußen schien die Sonne, es war warm und hell und selbst hier oben konnte man die Vögel zwitschern hören. Eigentlich war es eine Schande, bei herrlichstem Frühlingswetter in einem Hörsaal zu sitzen, doch sie war kurzerhand früher zu ihrer Vorlesung aufgebrochen, da sie es in ihrer Stundentenwohnung nicht mehr ausgehalten hatte; Temari und Ino hatten sich wieder einmal in die Haare gekriegt. Ihr entfuhr ein Seufzen, das zwischen Entnervtheit und Belustigung schwankte. Wenn die beiden erst einmal in Fahrt kamen, erinnerten sie Sakura an eine Dampfwalze, die alles niedermachte, was ihr in den Weg kam. Sie schmunzelte. „Worüber lachst du?“ Sakuras Kopf schnellte herum. Sasuke hatte gerade seinen Rucksack auf den Tisch neben ihr gelegt und machte Anstalten, sich zu setzen. „Dampfwalze“, sagte sie nur und beobachtete verwirrt, wie er tatsächlich neben ihr Platz nahm. „Dampfwalze?“, wiederholte er milde überrascht und für einen Moment leuchteten seine Augen amüsiert auf. „Ich- vergiss die Dampfwalze.“ Mit skeptischem Blick fixierte sie sein hübsches Gesicht. „Sasuke, warum… ich meine, ich bin’s. Sakura Haruno.“ „Was du nicht sagst.“ „Aber ich nerve“, entgegnete sie mit matter Stimme, bemüht, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen. Spielte er mit ihr? Sasuke zuckte die Achseln. „Mal mehr, mal weniger.“
 

Für einen Augenblick sprach keiner von ihnen ein Wort, dann entfuhr Sakura ein Schnauben. „Charmant wie eh und je.“ „Ich bemühe mich.“ Sie traute ihren Augen kaum, als ein Lächeln seine Lippen kräuselte. Nicht spöttisch oder hämisch, nicht herablassend oder geringschätzig. Ihr Herz klopfte laut gegen ihre Brust und irgendwie wurde ihr warm. Es war das erste Mal seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten, dass sie ihn ehrlich lächeln sah. Sakura schaffte es erst nach Sekunden, sich von diesem Anblick loszureißen, nachdem sie peinlich berührt festgestellt hatte, dass sie ihn ungeniert angestarrt hatte. Es schien ihn nicht zu stören, doch sie hatte den Eindruck, dass seine Mundwinkel verdächtig zuckten. Um diesen unangenehmen Moment zu überspielen, fragte sie ihn geradeheraus: „Und? Welche Strafe hat Shizune dir aufgebrummt, weil du ‚beinahe ihre Bibliothek angezündet hättest’?“

„Das erzähl ich dir nach der Vorlesung bei einem Kaffee.“ Sakura starrte ihn perplex an, doch als sie keinerlei Anzeichen von Spott oder Sarkasmus in seinen schwarzen Augen erkennen konnte, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Das Sekundarschulmädchen in ihrem Inneren hob triumphierend die Faust und vollführte einen Freudentanz. Sakura gebot ihm still, es zu unterlassen.
 

In Erinnerung an einen geliebten Menschen und als Dankeschön für einen Freund.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  funnymarie
2012-05-12T10:24:08+00:00 12.05.2012 12:24
ein tolles kapitel^^
und die stimmung zwischen sasuke und sakura am anfang bis zum schluss hat sich gravierend verändert!
super klasse beschrieben und es war an keiner stelle irgendwo übertrieben^^
ich bin gespannt, was noch so kommt
lg funnymarie
Von:  sasusaku15
2012-05-11T18:05:08+00:00 11.05.2012 20:05
Echt tolles Kapitel. & ich finde du hast die Beziehung zwischen Sakura & Sasuke super rübergebracht. Die Geschichte mit Itachis Tot & wie Sasuke damit umgeht, dass Sakura für ihn da ist, obwohl er die nervig findet. In gewisserweise wie in der Serie nur das dieses Kapitel im Reallife stattfindet. Find ich Klasse. :) & zudem hast du ein tollen Schreibstil.

Lg sasusaku15
Küss'chen. :* :D


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