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Ein neuer Blickwinkel

Großvaterparadoxon
von

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Zuvor gekommen

Kapitel 12: Zuvor gekommen
 


 

„Ich denke jeden Tag einmal an dich und dieser Gedanke dauert 24 Stunden.“ (Autor unbekannt)
 

Elijahs Sicht:

„Wieso gehst du nicht einfach zu ihr und besuchst sie?“, fragte mich Finn und ich schreckte aus meinen Gedanken und sah zu ihm.

Verwirrt sah ich meinen älteren Bruder an.

„Wen meinst du?“

Eigentlich war diese Frage sinnlos.

Ich wusste wen er meinte, da er anscheinend genau wusste an wen ich die ganze Zeit über dachte.

Deswegen verdrehte Finn auch nur die Augen.

„Mach es wie Niklaus, geh zu ihr, sag dass du sie sehen wolltest und rede mit ihr.

Sie wird dir schon nicht den Kopf dafür abreißen, sie ist sehr nett.

Andererseits wird es Vater vielleicht tun, wenn eure Faszination bemerkt und dazu noch, das ihr euch wie zwei Trottel benehmt.“

Das war hart.

Eigentlich war Finn nicht so, dass er sowas sagen würde.

Er würde es vielleicht denken, aber meist nicht laut aussprechen.

Ich musste wohl heute einen besonders erbärmlichen Eindruck auf ihn machen.
 

Ständig war ich mit meinen Gedanken nicht bei der Sache.

Dachte immer zu an Tatia und es schien egal zu sein, was sie machte, jeder Handlung brachte mich dazu sie noch mehr zu mögen, sich in sie zu verlieben.

„Ich wüsste nicht, worüber ich mit ihr reden sollte.

Ich kenn sie doch gar nicht!“, gab ich traurig zu, denn das war es was ich eigentlich wollte. Sie kennenlernen.

„Wenn du mit ihr redest, dann lernst du sie kennen.

Außerdem hatte Niklaus auch keinen Grund als er zu ihr gegangen war.“

Das stimmt, hatte er nicht gehabt und ich hatte ihn für wahnsinnig gehalten.

Doch er war freudestrahlend zurückgekommen, so wie er zu ihr gegangen war.

Ich dagegen wusste jetzt bereits, dass ich kein vernünftiges Wort in ihrer Gegenwart herausbekommen würde.

In meinen Gedanken war ich schon alle Ausreden durchgegangen, um sie zu sehen, doch ich hatte keine finden können.
 

Finn deutete auf die Feile, die neben mir lag.

„Reich mir die bitte mal“, bat er mich und ich reichte ihm das Werkzeug, mit dem er die Kanten zu bearbeiten begann.

Schon seit zwei Tagen arbeitete er daran und gab sich dabei auffallend viel Mühe.

„Finn, sind sie da?

Oh, hallo Elijah“, sprach Tatia und erschrocken stand ich blitzschnell auf und sah das Mädchen von das wir eben noch gesprochen hatten überrascht an.

Ich hatte sie gar nicht gehört oder kommen sehen.

War ich wirklich so abwesend mit meinen Gedanken gewesen?

„Woran arbeiten sie da?“, fragte sie neugierig und erstaunt weiteten sich ihre Augen, als sie es zu begreifen schien.

Keiner von uns hatte schnell genug reagieren können, um es vor ihr zu verbergen zu können.

„Oh“, meinte Tatia blinzelnd und sah Finn erstaunt an.

Dieser fuhr sich seufzend durch die Haare.

„Eigentlich hätten sie das nicht sehen sollen, es sollte eine Überraschung werden“, erklärte er.
 

Ein Lächeln breitete sich auf Tatias Gesicht aus, das mein Herz schneller schlagen ließ.

Kam es mir so vor oder hatte sie tatsächlich das schönste Lächeln, das es überhaupt gab?

„Entschuldigung, ich werde auch so tun, als wüsste ich nichts davon und dann tu ich später ganz überrascht und werde auch fröhlich deswegen herum hüpfen.“

Verblüfft sah ich sie an.

Sie wollte herum hüpfen?

Auch Finn hob deswegen eine Augenbraue. „Tatsächlich?“, fragte er nach.

Tatia nickte lächelnd. „Aber natürlich!“, bestätigte sie, als wäre es selbstverständlich, schaute aber an Finn vorbei, auf das Geschenk was er ihr hatte machen wollen.

Oder besser gesagt, Gideon.

Es war eine Wiege für ihn, die Finn baute.

Eigentlich war es einfach nur eine geniale Idee gewesen.
 

Wir schwiegen eine Weile, bevor Finn die Stille wieder durchbrach.

„Wieso sind sie hier, Miss Tatia oder haben sie keine Ausrede?“, fragte er belustigt nach, bestimmt deswegen, weil wir uns gerade erst darüber unterhalten hatten.

Tatia runzelte die Stirn, so als hätte sie das nicht ganz verstanden.

„Brauch man denn eine Ausrede, um sich gegenseitig zu besuchen?“

Bei dieser Frage, gab mir Finn einen eindringlichen Blick.

„Aber nein, keine Ausrede.

Ayanna hat mich gebeten hierher zu kommen, sie fragt ob ihr etwas Lavendel habt.

Sie braucht es für einen Zauber“, erklärte Tatia uns.

Zauber?

Woher wusste sie das?

Hatte Ayanna ihr etwa offen gesagt, das sie eine Hexe war?

Wieso hatte sie das getan?

„Ayanna hat ihnen erzählt das es Hexen gibt?“, sprach ich verwundert meine Gedanken aus, da ich es immer noch nicht so recht glauben konnte.

Sie musste Tatia sehr vertrauen, wenn sie sowas tat.
 

Überrascht sah Tatia mich an, schüttelte dann aber den Kopf.

„Ich hab es gewusst sobald ich ihre Küche gesehen habe.

So hab ich meinen Verdacht einfach ausgesprochene.

Meine Freundin ist auch eine Hexe… oder ist es zumindest gewesen jetzt…“

Ihre Stimme verlor sich bei ihren letzten Worten wieder etwas und mitleidig sah ich sie an.

„Ich werde ihnen das Lavendel holen“, meinte Finn und ließ uns beide allein.

Das war… geplant…

Vorsichtig riskierte ich einen Blick zu Tatia und sobald sie ihn bemerkte, lächelte sie mich freundlich an und ich konnte nicht anders als zaghaft zurückzulächeln.

Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich mit ihr besprechen konnte.

Ich fand einfach nicht leicht Gesprächsthemen und besonders nicht bei ihr, allein deswegen weil ich wenn dann nur über wichtige Dinge unterhielt.

„Helfen sie diesmal ihrem Bruder?

Beim letzten Mal hat es Henrik gemacht.“
 

Leicht schüttelte ich den Kopf.

Hilfe, konnte man es nicht nennen, ich ging ihn wahrscheinlich höchstens auf die Nerven.

Eigentlich verstanden Finn und ich uns sehr gut, da wir uns so ähnlich waren, aber mein Schweigen war seit ich sie getroffen hatte, fast schon chronisch.

„Nein, ich leiste ihm nur Gesellschaft.

Meine anderen Geschwistern sind irgendwo im Wald bei den Höhlen um zu… spielen.“

Zögernd sprach ich das letzte Wort aus, da es irgendwie kindisch klang.

Sie waren alle erwachsen und mein jüngster Bruder Henrik war bereits dreizehn, so klang es ein wenig lächerlich.

Tatia aber lachte herzlich und amüsiert und es klang in keinster Weise spöttisch, nur als würde sie über meine Wortwahl belustigt sein.

„Das ist wichtig.

Mein Bruder Damon war vierundzwanzig und er hatte das Gemüt eines vierjährigen“, erklärte sie mir fröhlich und ihre Augen leuchteten, anscheinend bei einer Erinnerung an ihn.
 

Ihren Bruder Damon hatte sie anscheinend sehr gemocht, sie hatte ihn schon einmal erwähnt und ihn mit meinen Bruder Kol verglichen.

Es musste ihr weh tun, ihre Familie nicht mehr bei sich zu haben.

Der Gedanke ohne meine Familie zu sein, war für mich schrecklich, ein regelrechter Albtraum.

Ich sah sie an und befand mich schon wieder in dem Dilemma, das ich nicht wusste, was ich sagen wollte.

Deswegen machte ich den Mund auf und es kam wohl nicht gerade das klügste heraus.

„Ich wollte sie besuchen kommen.“

Wieso hatte ich das gerade gesagt?

Es war doch sonst nicht an mir, das unbewusst oder unddurchdacht, Wörter meinen Mund entkamen.

Tatia legte fragend und einem leichten Lächeln den Kopf schief.

„Ach, wirklich?

Wieso haben sie es nicht getan?“

Genau deswegen war meine Aussage so dumm gewesen, was sollte ich jetzt auf die Frage erwidern?

Das ich einfach zu feige war, um zu ihr zu gehen und mit ihr zu reden?

Ich kam mir doch schon ganz ohne das, wie ein Trottel vor.
 

Bevor ich mich weiter in die Situation hinein manövrieren konnte, erlöste mich Finn, indem er wieder kam und Tatia das Lavendel überreichte.

„Vielen Dank, Finn.

Ich freu mich darauf, wenn sie mich besuchen werden, Elijah.

Auf Wiedersehen“, sagte sie und ging dann wieder und ich sah ihr ziemlich sprachlos hinterher, was auch einen guten Grund hatte.

„Du hast ihr versprochen sie zu besuchen?“, fragte Finn überrascht, sicher weil wir eben noch das Thema hatten, das ich es nicht wagte.

„Scheint wohl so“, erwiderte ich wage, aber es war nicht wirklich so.

Ich hatte es ihr nicht versprochen, sie hatte es irgendwie einfach behauptet, dass ich es tun würde.

Sie hatte mir damit gesagt, dass sie es sich wünschte.

Ich wäre der größte Narr, diesen Wunsch nicht nachzukommen.



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