Zum Inhalt der Seite

The Darkness Inside Me

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nostre sangue.


 

Unser Blut.

4. August 2018

Angestrengt kniete Robin neben der ersten Leiche. Blut tropfte zu Boden. Die Platzwunde an der rechten Schläfe pochte wild, aber war ihre Aufmerksamkeit dem Mann gewidmet.

Alles ging schnell.

Die Waffe nahm Robin an sich, durchsuchte den Körper nach Ersatzmunition.

Verdammt, das war eine schiere Katastrophe.

„Du hast sie … Robin … sind sie etwa tot? Was läuft hier?! Wer sind die?“, hörte sie Vivis panisches Gestammel. Erneut ertönten Schüsse, erneut hörten sie Stimmen. Eilig blickte sich die junge Frau um. Die Situation setzte ihr zu, wie es einen normalen Menschen sollte.

Nicht Robin.

„Tot, ja“, bestätigte sie und raffte sich mit einem Schnaufen auf. „Sie oder wir.“

„Scheiße“, entfloh Vivi und sie legte entsetzt die Hand über den Mund. Sie zitterte. Hilfesuchend wandte sie sich an Nami, die schweigend auf den anderen Leichnam starrte. Robin sah Blut. Ein Cut über dem Auge. Vermutlich vom Schlag, den sie abbekam. Drei Männer waren ihnen gefolgt.

„Ich habe sie gewarnt“, flüsterte Robin an sich selbst gerichtet. Dann zog sie den Blazer aus und warf ihn achtlos auf den Boden. Die Bluse lag eng, klebte vom Schweiß. Mühsam krempelte sie die Ärmel hoch.

Unbewaffnet war nie eine Leichtigkeit, aber ihr hatte der Kampf zugesetzt. Wiederholt vernahm sie Schüsse. Gedämpfter, die Intensität nahm ab. Kamen alle durch? Sie seufzte. Obwohl ich Körper reagiert hatte, war das Gefühl anders. Wie eine entfernte Erinnerung.

Zwei Jahre … zwei Jahre ohne. Als wäre sie eingerostet.

„Nami, sag was! Findest du das normal?“

Robin warf ihnen einen Seitenblick zu. Für Vivi war das Neuland. Ihre Reaktion verdeutlichte ihre Vermutung. Bis heute wusste die junge Frau nicht, wer in ihrem Umfeld lebte. Oder was damals vorgefallen war. Sie tat Robin leid.

„Vivi. Wir müssen zu den anderen. Wir haben keine Zeit für Erklärungen“, begann Nami überraschend ruhig. „Tut mir leid, dass du alles so erfährst.“

„Wovon-“

„Jeder hat Geheimnisse und heute zahlen wir wohl einen hohen Preis“, führte Robin fort, so skeptisch sie über Namis Reaktion war. Vielleicht stand sie unter Schock.

Zum Glück hatten sie ein, zwei Sicherheitsmaßnahmen gehabt, ansonsten … Robin wollte lieber nicht näher daran denken, was geschehen wäre, wären sie total überrumpelt worden.

Vorhin hatte sie nur an die beiden gedacht. Sie schleunigst aus der Schusslinie ziehen, war der erste Gedanke gewesen. Der Rest wusste sich zu verteidigen.

Wer immer hinter dem Angriff steckte, war stur einer fehlerhaften Planung gefolgt. Ob sie mit einem blauen Auge davonkamen, konnte Robin nicht sagen. Sie hoffte.

„Die Hochzeit war von Anfang an eine naive Idee. Zu viele Parteien auf einem Haufen. Charlottes, Vinsmokes, Franky, ich … “

„Ace“, beendete Nami. „Bonney wollte ihn unbedingt und er hat in den letzten Jahren für viel Furore gesorgt.“

„Wovon redet ihr!“, forderte Vivi ein. „Ich habe keinen Schimmer wovon ihr redet!“

„Sei froh“, lächelte Robin mitfühlend. „Ist kompliziert.“

„Kompliziert … bisschen untertrieben, oder?“ Suchend setzte sich Nami in Bewegung, wurde dabei von beiden schweigend beobachtet. Vivi war überfordert, Robin wusste nicht so recht, wonach sie Ausschau hielt. Wurde dann aber sichtlich überrumpelt.

„Was denkst du dir?“, sprach sie offen aus. Nami hob die Schusswaffe auf, inspizierte die noch vorhandene Munition. „Leg sie zurück. Sofort!“, legte sie schärfer nach.

Nami blieb unbeeindruckt, steckte das Magazin zurück.

„Was ist? Hast du gedacht, ich kehre in meinen Alltagstrott zurück? Ich vergesse alles oder ignoriere?“, antwortete sie herausfordern. „Sagen wir, ihr habt mir die Augen geöffnet. Ich habe mir in den Jahren Kampftechniken angeeignet und den Waffenschein abgelegt.“

Entgeistert sah sie rüber, Robin verschlug das Gehörte die Sprache. Nein, das war falsch. Ein schlechter, unpassender Scherz, aber nicht die Wahrheit.

Robin hatte sich vor der Hochzeit gefürchtet. Vor ihrem Wiedersehen. Je näher der Tag kam, desto öfter hatte sie sich gefragt, wie sie ihn überstand. Nach fünf Jahren Trennung haderte sie mit dem Gedanken, wie es wäre, wenn sie Nami in ihrem Brautjungfernkleid sehen musste, das ihren Körper perfekt betonte. Ob sie miteinander sprachen oder sich ignorieren.

Nie, keine Sekunde lang, war ihr der Gedanke gekommen, sie würde vor ihr stehen und selbstbewusst eine Waffe halten.

Irgendetwas lief gewaltig schief und sie trug die Schuld.

„Nami …“ Mehr brachte sie nicht hervor. Erst jetzt fiel ihr ihre geballte Faust auf, die Nägel, die sich in die Haut bohrten. Sie ließ locker.

„Okay, damit ich verstehe. Wir werden auf einer Hochzeit von Fremden attackiert. Du hast den Waffenschein, von dem ich nichts weiß und du … du bist etwas wie … was? Ein Undercover-Agent? Ich meine, bei denen wusstes du haargenau, was du tun musstest. Allein deine Reaktion. Du hast uns gerettet.“ Als Kompliment nahm sie Vivis Worte nicht auf. Stattdessen zuckte ihr Körper. Ihr Puls beschleunigte. Falscher Zeitpunkt. Überhaupt wollte sie darauf nicht angesprochen werden. Was wollte Vivi hören?

„So was in der Art“, kam Nami zuvor und verdeutlichte Vivi, dass sie gerade mit der spärlichen Erklärung leben musste. Waren nicht alle Gespräche deplatziert? Ihre Freunde waren da draußen.

„Ihr bleibt hier“, sprach sie nur. Als Antwort hörte sie Namis tiefes Seufzen.

„Wir bleiben besser zusammen.“

„Versteckt euch, ich hole euch später.“

„Und du?!“ Nami wurde angriffslustig.

„Vielleicht brauchen sie Hilfe-“

„Sie sind auch unsere Freunde, Robin! Und du sollst dich nicht blindlings in Gefahr bringen!“

Nami kam auf sie zu. Ihr erster Impuls war ein Griff ins Leere. Rechtzeitig zog Nami die Hand zurück, in der sie die Waffe hielt, sie war darauf vorbereitet.

„Vertrau mir. Ich werde uns nur verteidigen. Im Notfall“, entgegnete sie entschieden. Fassungslos schüttelte Robin den Kopf. Was fuhr in sie? Hier stand ihr Leben auf dem Spiel. Sie war diese Situation in keiner Weise gewohnt. Nicht darauf trainiert.

„Du bist nicht auf einem Übungsstand“, sagte sie gepresst. Es stresste Robin. Allein wäre sie flinker, konzentrierter. Waren beide in Sicherheit könnte sie gewohnt reagieren.

„Ist mir klar.“ Nami kam näher. Erst scheu hob sie ihre Hand, als wog sie den nächsten Schritt ab, ehe sie ihre Hand auf Robins Wange legte, mit dem Daumen sanfte Kreise zog.

Fünf Jahre und Robin wehrte sich dagegen, einfach die Augen zu schließen. Diese kleine, aber für sie bedeutende Geste auszukosten. Warum hatte es dieselbe beruhigende Wirkung wie früher? Sie hielt stand, sah nur in diese brauen, warmen Augen.

„Unser Wiedersehen habe ich mir anders vorgestellt. Eine peinliche, versteifte Konversation bis wir das Eis brechen und normal reden. Leider werden wir eines Besseren belehrt. Ich verstehe deine Bedenken, glaub mir, aber ich sage es nochmals. Ich mache mir immer Sorgen um dich, ich will dich nicht in Gefahr sehen.“

Robin schluckte. Nach all der Zeit erkannte sie in den Augen der anderen, dass sie nicht allein dastand. Die Gefühle waren noch genauso vorhanden. Sie sah und fühlte es. Was lief mit ihnen verkehrt?

Der Moment kam schnell, genauso schnell war er dahin.

„Ich unterbreche recht ungern euer was auch immer, aber da sind noch ein paar Bösewichte und unsere Freunde sind in Gefahr und … entschuldigt.“ Vivi trat zwischen die beiden, drückte sie auseinander. „Und ich bin heillos überfordert. Ich habe Angst, große Angst. Die haben echte Waffen … könntet ihr euer Ding auf später verschieben? Wenn uns ein Weiterleben überhaupt vergönnt ist. Bitte?“ Nami reagiert zuerst, zog Vivi sanft an sich.

„Wir schaffen das, hab Vertrauen.“ Vivi sank gegen sie, atmete tief ein und aus. Überzeugt sah anders aus.

„Was macht dich so sicher?“ Ein leises Lachen, dann ein Blick auf Robin.

„Für diese Hochzeitsgesellschaft müssen härtere Geschützte her, glaub mir.“ Für Robin reichte das Wissen, wer anwesend war. Für Vivi, die im Dunklen tappte, musste sich das alles befremdlich und unwirklich anhören.

Eines wollte Robin wissen.

„Was ist passiert, dass du so entspannt bist?“ Hier war die Hölle los. Vor ihren Augen hatte Robin drei Menschen getötet. Der Kerl, der die Hand gegen Nami erhoben hatte, war der erste gewesen. Noch kämpften sich ihre Freunde durch. Noch war unbekannt, ob sie überlebten oder verletzt waren. Und mittendrin stand Nami selbstbewusst da, strahlte eine unwirkliche Ruhe aus.

Das war nicht die Frau, die sich gegen Robins Doppelleben entschied und sich trennte.

Namis Mundwinkel zuckten und die Art und Weise, wie sie Robin ansah, bescherte ein bittersüßes Kribbeln.

„Vielleicht hat mich die alte Geschichte lebensmüde gemacht?“ Sie lachte, aber Robin war nicht nach Lachen zumute, dasselbe galt für Vivi, die entsetzt aufsah. „Schau nicht so“, nuschelte Nami und strich Vivi aufmunternd über den Arm. Wieder wandte sie sich zu Robin, wieder zögerte sie. „Die Angst ist da und sie hat vorhin mich überrollt. Gerade wird sie von einem anderen Gefühl überschattet, eines, das ich vergessen habe. Damals, während der Jahre. Das Gefühl, das mir deine Nähe vom ersten Moment an beschert hat: Sicherheit. Dich neben mir zu wissen, lässt mich gerade nicht verrückt werden. Ich weiß, dass ich mich mit dir nicht fürchten muss. Albern, wenn ich an unsere Trennung denke. Da komme ich mir selbst verrückt vor. Ist so.“

Vivi verstand kein Wort, umso neugieriger sah sie zwischen ihnen hin und her. Später, wenn das hinter ihnen lag, würde es ein Gespräch geben. Momentan gab Vivi auf, nähere Einblicke bekam sie nicht.

„Ihr macht, was ich euch sagen … keine Kurzschlüsse. Verstanden?“ Beide nickten. Robin überspielte das Gesagte, obwohl ihr Herz laut klopfte. Sie war überfordert.

Dann löste sich Vivi, trat erst zur Seite, ehe sie unentschlossen auf und ab ging. Mehrmals atmete sie durch, fuhr sich streng durch die Haare. Als ob sie sich für das Kommende vorbereitete. Etwas das Robin lieber vermied.

„Du bist stur“, nuschelte sie Richtung Nami.

Und zum ersten Mal spürte Robin wieder das eine Monster. Gedanken hin oder her, Robin hatte zu hoffen aufgehört. Sich ablenkt, sich manchmal selbstgegeißelt, aber nie war Hoffnung aufgekommen. Warum jetzt? Warum sagte sie das?

„Wer bist du?“

„Die Frau, die dich liebt. Ich habe dich nicht angelogen. Ich werde dich immer lieben.“

„Okay, verstanden.“ Robin sah auf ihre Waffe hinunter. Irgendwie wollte sie sich gerade ins nächstbeste Chaos stürzen, eben um ihre Gefühle totzustellen. Das war nicht gut.

„Abstand hilft. Aus den Augen aus dem Sinn. Wir konzentrieren uns auf andere Sachen, aber wird man konfrontiert … wir haben uns nie der Liebe wegen getrennt, Robin. Wir sehen uns Jahre später und wissen Bescheid – sie wird bleiben.“ Dann änderte sie den Tonfall, wurde ernst. „Also, was machen wir jetzt?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dark777
2023-11-12T20:32:09+00:00 12.11.2023 21:32
WTF ist das bitte für eine Wendung O_O?! Eben lese ich noch das letzte Kapitel und versuche meinen Frieden mit dem Unausweichlichen zu machen und dann finde ich mich im Epilog in einer ganz neuen Ausgangslage wieder. Ist das wirklich das Ende oder möglicherweise sogar der Auftakt für eine spätere Fortsetzung? So oder so, es ist dir gelungen einen runden Abschluss zu finden, obwohl jetzt mehr Fragen offen bleiben bzw. neu aufgeworfen worden. Es ist stimmig und verdammt, du hast mich überrascht. Nur wenige Bücher oder Serien schaffen das noch bei mir, daher Hut ab vor der Autorin :).

Ich muss das jetzt erst mal alles verarbeiten und sacken lassen. Ich hatte mit wehmütigen Rückblicken und evtl. doch noch mit Robins Tod gerechnet, aber nicht mit einem annähernden Happy End. Ok, kein Happy End im Old-School-Style, aber ich sehe das Ende der Geschichte durchaus sehr positiv. Nami ist jetzt wohl mehr als nur jemand der einen Waffenschein besitzt und Kampftechniken beherrscht, hat sich also der „dunklen Seite“ zugewandt. Ich sehe hier aber eine mögliche Zukunft. Sie kann abrupt beendet werden, durch Fremdeinwirken, oder aber Nami und Robin haben eine zweite Chance......eine echte Chance.

Diese Geschichte hat dich und mich nun so lange begleitet, dass es mich leicht schwermütig zurücklässt. Es ist wie mit einem guten Buch. Du kannst das Ende kaum erwarten und fürchtest gleichzeitig die letzte Seite, das letzte Wort. Wenn etwas Gutes endet, hinterlässt es immer eine gewisse Leere.
Ich bin froh, dich all die Jahre begleitet zu haben und sehr stolz darauf, deine schriftstellerischen Leistungen sowie ihre stete Entwicklung mitverfolgt zu haben. Auch wenn dein bisher größtes Werk nun zu Ende ist weiß ich, dass noch viele weitere in den nächsten Jahren folgen werden. Ich freue mich schon sehr darauf :).

V(~_^)
Von:  BurglarCat
2023-05-27T21:01:26+00:00 27.05.2023 23:01
ja, was machen sie denn jetzt?! D:

verdammte Axt, ich hab Fragen! Ich sehe Geschichten! das gibt dem ganzen eine ganz neue Note und irgendwie klingt es fast als wäre es mehr der Anfang von etwas ganz anderem, neuen anstatt das es ein Abschluss ist. Höchstens als hätte man gerade einen sehr langen Prolog zu einer anderen Geschichte gelesen.

So lange hat sie uns begleitet. Ich mochte die Stimmung, das Setting von Anfang an. Die vielen Ebenen der Geschichte und wie du die Komplexität des ganzen ausgearbeitet hast. Es war nicht einfach nur das folgen von zwei Charakteren, du hast uns mit in diese Welt genommen, die du ausgearbeitet hast und man durfte mitleiden und all diese Gefühle fühlen, die da waren und mit denen sie zurechtkommen mussten. Merkwürdig diese Welt wieder zu verlassen.

Es war nie weg und doch frage ich mich, warum ein Zusammentreffen erst so spät kommt. Warum wurde es vermieden und sie konnten es nicht doch überbrücken? Hat Nami wirklich nur einen Waffenschein gemacht oder steckt da noch etwas ganz anderes hinter? Wie weit ist sie wirklich in diese Welt eingetaucht?
Man könnte sich fast vorstellen, wie die beiden weiterhin in dieser Welt aus Schatten und Abgründen leben nur, dass sie es diesmal gemeinsam tun. Das Nami diese Welt mehr annimmt und sich ihr zuwendet. Ich kann sie mir durchaus mit einer Waffe vorstellen auch wenn das töten vielleicht doch eher Robin's Sache ist.

Ach, ich bin fast schon etwas wehmütig und doch ist es schön, dass diese Abschluss nicht ganz negativ daher kommt. Hätte mich nicht gewundert, wenn du es ganz böse machst und uns quälst.
Es war mir wie immer eine wahnsinnige Freude zu lesen was du uns schreibst und entsprechend hoffe ich auch, dass wir bald wieder etwas anderes, neues von dir zu lesen zu bekommen und du uns jetzt nicht auf dem trockenen sitzen lässt ;)


Zurück