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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Simba, Simba, es gibt Momente, da sollte man die Schnauze halten…

Wütend rannte Zira Richtung Wasserloch und gab ein lautes Brüllen von sich, damit die ganzen Tiere verschwanden. Weg, weg mit ihnen! Sie wollte sie einfach nicht sehen, sie hatte wirklich anderes zu tun und da konnte sie diese niederen Kreaturen einfach nicht ertragen, wie sie in völliger Zufriedenheit einfach dastanden.

Rumstehen, das war sowieso alles was die konnten.

Zira ließ sich zur Seite fallen und begann damit, mit den Krallen Furchen in den Boden zu zeichnen, einfach nur so.

Na ja, was heißt hier ‚einfach nur so‘?

Sie war wütend, sie war so verdammt wütend! Wie die sich alle gefreut hatten! Hatten die auch nur einen Gedanken an Zira verschwendet? Vielleicht war SIE ja nicht so glücklich darüber, dass es jetzt noch ein Balg mehr gab, welches sie von nun an immer schön an ihre eigenen erinnern würde.

Und Mufasa? Der sollte vielleicht denken bevor er handelt! Natürlich, er war wütend dass Zira Sarabi zu Boden geworfen hatte, aber vielleicht hatte sie ja ihre Gründe? Vielleicht fand sie es unverschämt von Sarabi, dass diese mit der „‘Ach-ich-weiß-wie-das-ist‘-Nummer kam.

NICHTS wusste diese große Königin, gar nichts!

Zira atmete einmal tief durch, dann sah sie in den Himmel und beobachtete die Wolken. Wie der Wind sie weitertrieb und sie immer neue Formen annahmen.

Eine sanfte Brise durchfuhr ihr Fell und für einen ganz kurzen Moment glaubte sie doch tatsächlich es vergessen zu haben. Nur einen Atemzug lang. Wunschdenken.

Mit glasigem, verträumtem Blick starrte Zira in den Himmel und lag einfach nur da. Sie war plötzlich ganz ruhig geworden, was sie selbst überraschte.

Hm… Wie es da oben wohl war? War es wirklich so schön wie ihr erzählt wurde? Sie seufzte leise.

Sie waren so viel zu früh da hingekommen. Viel zu früh waren sie gegangen und irgendwie war das doch… Verschwendung. Verschwendung von Leben, wenn man es so sah. Sie hatte die drei doch im Grunde umsonst vier Monate lang mit sich herumgeschleppt, sie hatte sich umsonst so sehr um sie gekümmert, letzten Endes hatte es doch keinen Sinn gemacht. Und jetzt?

Bestimmt würden Kisamba, Uru und Ahadi gut auf die drei aufpassen.

Ahadi. Ob er stolz auf die drei gewesen wäre? Zira zweifelte daran. Er mochte weder sie noch Scar, warum sollte er dann erst ihre Jungen mögen?

Dann dachte sie unweigerlich an ihre Brüder. Tamu und Serangi. Diese zwei Witzbolde waren immer drauf und dran gewesen sich gegenseitig zu ermorden und Kisamba hatte immer alle Pfoten voll zu tun gehabt. Bestimmt hätten Ziras Brüder ihre Nichten und ihren Neffen gemocht. Die hatten genau so viel Unfug im Kopf wie sie früher. Früher, als die Welt noch in Ordnung war und Zira es noch schaffte in aller Öffentlichkeit zu weinen, anders als jetzt, wo sie sich dafür schämte.

Und Kisamba? Die wäre sicherlich stolz auf ihre drei Enkel gewesen.

„Tja… Es tut mir leid“, murmelte Zira leise und wischte sich hastig über das Gesicht „Aber du siehst sie wohl schon früher als geplant.“

Und dann war es wieder so still wie zu Anfang. Eigentlich mochte sie die Stille nicht, sie schrie die Wahrheit. Aber jetzt… Sie wusste nicht warum, aber ihr gefiel diese Stille.

Sie wusste nicht wie lange sie einfach nur dalag, aber irgendwann hörte sie eine nervige, ihr nur zu gut bekannte Stimme. Simba.

Und sofort entwich ein genervtes Stöhnen ihrer Kehle.

„Hey Tante Zira! Was machst du da?“

Zira sah wütend zu Simba, sagte aber nichts. Sah er eigentlich nicht das es ihr scheiße ging? Wusste er überhaupt was es hieß seine Jungen zu verlieren? Und mal ganz ehrlich, sah er nicht sofort dass er vollkommen unerwünscht war? So was konnte doch selbst Simbas Spatzenhirn nicht übersehen!

„Was willst du?“, knurrte Zira abweisend.

„Ich wollten eigentlich nur ein bisschen mit dir spielen.“, antwortete er.

„Spielen? Mit MIR? Wie kommst du auf so was, geh doch zu Nala oder deiner Mutter oder so.“

„Ach, auf die hab ich grad keine Lust.“, gab Simba schnall zurück.

Schweigen.

Vielleicht merkte Simba so dass sie ihn nicht wollte. Doch dann sprach er weiter: „Boha, das muss total schrecklich sein! Gleich drei Jungen zu verlieren. Ich meine, ich mochte meine Cousins eigentlich.“

Zira drehte den Kopf weg und spürte eine stille Träne über ihr Gesicht laufen. Verstand dieser kleine Dreckssack eigentlich nicht, dass er es nur noch schlimmer machte? Egal, gleich würde er bestimmt gehen. Doch sie irrte sich.

„Sag mal, Zira, ist die Sache Scar wirklich so egal? Es waren doch auch seine Jungen.“, meinte Simba plötzlich.

Autsch! Auf so eine direkte Frage war Zira nicht vorbereitet.

„Er zeigt das nun mal nicht.“, meinte sie nach kurzem Schweigen.

„Aber warum nicht?“

Weil sein gottverdammter Vater, der mich im übrigen töten wollte, ihn immer vergessen hatte, weil er ihm nie Interesse entgegenbrachte, weil er keine Freunde hatte, weil jetzt auch noch seine Mutter, die einzige Person, die ihm sowas wie Liebe entgegenbrachte tot ist, weil Scar es sich nicht erlauben kann Trauer zu es zeigen, er hat es verlernt! Er kann es nicht mehr! DESSHALB, dachte Zira sich voller Hass, beherrschte sich jedoch und zuckte nur die Schultern.

„Und warum hast du meine Mutter geschlagen? Sie ist die Königin und hat doch nur versucht dich zu trösten, ich finde du hättest nicht so ausrasten sollen.“

Okay, das war endgültig genug von diesem Königsbalg!

„Ach, du findest ich bin AUSGERASTET“, schrie Zira Simba augenblicklich an und sprang wütend auf „Simba, du hast keine Ahnung! DU bist nichts weiteres, als ein kleines, vorlautes, rotzfreches, unsensibles, verzogenes Junges, dessen ‚Mähne‘ nicht mal die Länge meiner Kralle erreicht! Also tu mir und dem Rest der Welt den Gefallen und... NERV mich einfach NICHT! HALT. DEIN. MAUL.“, brüllte Zira und konnte sich einfach nicht mehr beherrschen, denn die Verführung und der Drang dazu waren einfach zu groß – sie schlug zu. Sie schlug Simba so fest in Gesicht, dass er ein paar Meter über den Boden schlitterte.

Völlig entsetzt rieb Simba sich die Wange und sah ungläubig zu Zira, welche einen Moment selbst von sich erschrocken war.

„Sei froh das ich die Krallen eingefahren hatte.“, fauchte sie ihn an und stampfte wütend weg. Dieses unverschämte Balg! Sollte er doch jemand anderes nerven! Zira würde ihn ganz bestimmt nicht vermissen.
 

Als sie am selben Abend teilnahmslos bei den anderen Löwinnen lag und ihren Gesprächen lauschte, kam Simba in die Gruppe gelaufen und kuschelte sich zu Sarabi. Es schien als wollte er etwas sagen, doch als Zira ihn aus ihren rotbraunen Augen anstarrte, schloss er den Mund wieder und hörte ebenfalls nur den Löwinnen zu. Und das war besser so… für sie.
 

In den darauffolgenden Tagen fraß Zira kaum noch, man hätte sagen können dass sie in eine regelrechte Depression verfiel. Sie lag die meiste Zeit nur am Wasserloch und kam abends zu den Löwinnen um ihnen bei ihren Gesprächen zuzuhören, denn das lenkte sie etwas ab. Scar war sowieso zu beschäftigt. Er war viel bei den Hyänen in letzter Zeit und innerlich hoffte Zira auch, dass er seinen Plan bald umsetzen würde. Dieser Plan hatte für sie nie erste Priorität gehabt, ihre Jungen waren ihr immer wichtiger gewesen, aber jetzt, wo sie weg waren, war das nicht mehr so. Um ehrlich zu sein war es ihr egal was überhaupt noch passieren würde. Es sollte einfach irgendetwas passieren.
 

Als die Sonne unterging lief Zira ohne sich auch nur kurz von den anderen zu verabschieden, in Scars Höhle und streckte erst mal das Kreuz durch, ehe sie sich auf den Boden fallen ließ und mit halbgeschlossenen Augen auf die Felswand vor sich starrte. Sie hatte mal irgendwo in der Felsmusterung einen Löwenkopf gesehen, da war sie sich sicher und den wollte sie unbedingt wiederfinden. Ihr war jede Art von Ablenkung recht um diese Leere in der sie sich befand zu füllen. Scar würde doch sowieso nicht kommen, zumindest nicht in der Zeit in der sie es mitbekommen würde. Er kam doch irgendwann, mitten in der Nacht und war wenn sie jagen war wieder verschwunden. Und selbst wenn… Egal wie sehr Scar auch versuchte sie aufzuheitern, ob es nun Worte oder körperliche Zuwendung war, mehr als ein kurzes Schmunzeln brachte er bei ihr nicht zustande.

Doch überraschenderweise ertönten bereits kurze Zeit später Scars Schritte in die Höhle und Zira hob den Kopf.

Scar sah unnormal fröhlich für seine Bedingungen aus, was in Zira sofort ein berechtigtes Misstrauen weckte.

„Ah, Zira, sehr schön, du bist schon da.“, begrüßte er sie.

Verwundert zog sie eine Braue hoch. „Ja, wie jeden Abend… Was ist?“

„Was sollte sein?“

„Ach komm schon, seh dich an. Warum bist du so glücklich?“, fragte sie.

„Ach, habe ich nicht das Recht dazu?“

Zira seufzte genervt. „Lächel‘ so süffisant wie du willst, aber was stimmt nicht mir dir? So bist du doch sonst nicht.“

„Nun ja Zira, ich habe wundervolle Neuigkeiten.“, schwärmte Scar mit seinem typischen, verschlagenen Grinsen im Gesicht und schlich um Zira herum.

„Was denn?“, fragte sie.

„Rate mal wer morgen sterben wird…“

Aha, daher wehte der Wind, das erklärte so ziemlich… alles.

Ein Lächeln umspielte Ziras Gesicht und sie konnte sich ein Kichern einfach nicht verkneifen. So viel Gehässigkeit musste einfach sein. „Simba und Mufasa?“, gab sie zur Antwort, auch wenn diese im Grunde klar war.

„Erraten… Und wenn alles richtig läuft, wirst du schon morgen Abend Königin sein…“, sagte Scar mit diesem verführerischen Unterton in der Stimme, dem Zira nur schwer wiederstehen konnte… Aber nicht heute. Beim besten Willen, sie hatte einfach keine Lust.

„Königin… Du sagst das so leicht.“, meinte Zira, einfach um irgendwas gesagt zu haben. Sie wollte das unvermeidliche so weit es nur ging herauszögern, denn Scar hatte sie nun schon ein paar mal umkreist und fuhr ihr immer wieder zärtlich mit der Zunge über die Lende.

Zira war auch nur doppelt so doof wie sie aussah, sie verstand natürlich auf was Scar hinauswollte und sie hatte nicht mal ansatzweiße Lust dazu. Im Gegenteil, das war das letzte was sie jetzt gebrauchen konnte.

„Vergiss es, lass das sein“, fuhr sie ihn scharf an und stand augenblicklich auf „Ich fass es nicht, ich glaub das einfach nicht! Zwei Wochen Scar, zwei Wochen, wenn überhaupt, ist… DAS jetzt her u-und du denkst schon an das nächste?!“, fauchte sie und sah erzürnt zu ihm, ehe sie völlig aufgebracht aus er Höhle stampfte.

Mit einer Mischung aus Verlegenheit und Unzufriedenheit sah Scar ihr nach. Okay, das war eben vielleicht ein bisschen unsensibel von ihm gewesen, aber spätestens wenn Zira Königin wäre, müsste auch sie die Augen aufmachen: Scar würde einen Erben brauchen, einen Thronfolger und zwar einen männlichen. Und das einzige Junge das er in Betracht gezogen hätte, war Kwanza. Doch der war tot. Er wusste doch selber dass das alles nicht leicht war, weder für sie noch für ihn, aber Scar würde irgendwann einen Thronfolger brauchen.

Zira konnte sich nicht für ewig an ihre Jungen festklammern, irgendwann müsste sie das einsehen.

Doch Scar kannte Zira: Sie beruhigte sich so schnell, wie sie sich aufgeregt hatte… Morgen früh würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen.
 

Zira für ihren Teil, stolperte währenddessen wütend durch die Savanne und blieb wieder an dem Baum stehen, der genau am Abhang zu Schlucht wuchs.

Sollte Zira… sollte sie wenigstens einmal einen Blick erhaschen? Vielleicht fand sie ja ein paar Fellfetzen… Eine kleine Erinnerung… Einen Geruch… Irgendwas.

Langsam arbeitete Zira sich im Dunkeln an mehreren Felsvorsprüngen herunter, bis sie schließlich festen Boden unter den Füßen hatte.

Zira fühlte sich unwohl als sie sich die Schlucht genauer ansah. Die riesigen Felswände wirkten auf sie so unheimlich und erdrückend, völlig übermächtig. Bei Nacht sah hier einfach alles furchterregend aus.

Sie schlich ein paar Mal um die Stelle herum, an der die Kleinen aufgeprallt sein mussten, fand jedoch nichts. Nichts, gar nichts, es roch nicht mal nach Aas. Wahrscheinlich kamen ein paar Geier oder Hyänen oder Schakale und hatten alles beseitigt. Im Grunde konnte Zira froh darüber sein. Sie hatten ihr wahrscheinlich einen grausigen Anblick erspart.

Zira wollte grade umkehren, doch plötzlich stockte sie. Sie wusste wie sie hier runter gekommen war, aber bei dieser Dunkelheit wieder hochklettern? Sie würde sich das Genick brechen!

Also suchte sie sich einen kleinen Unterschlupf und rollte sich müde ein. Wenn es morgen wirklich diese Massenpanik in der Schlucht geben sollte, müsste sie so schnell wie möglich verschwinden. Doch jetzt war sie zu müde um nachzudenken. Sie würde schon pünktlich wach werden, denn ‚Schlaf‘ war in letzter Zeit sowieso ein Fremdwort geworden.



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