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Hinter den Kulissen

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Love is our true destiny. We do not find the meaning of life by ourselves alone -- we find it with another. ”

Thomas Martin.
 


 

 
Sitze gerade im Einkaufszentrum und futter ne Brezel, da kommt so‘n Opi zu mir an und brüllt mir ins Gesicht: "DAS FRESSEN MUSS AUFHÖRN!"
 

Beinahe hätte sie, nicht ganz lady-like, ein belustigtes Grunzen von sich gegeben.
 

Das sollte dir Feedback zu deiner Figur geben…
 

Schnell hatten ihre Finger die Antwort in ihr Handy getippt. Er wusste, dass sie vor Interviews immer nervös war, egal wie viele sie schon in ihrem bisherigen Leben gegeben hatte. Es waren weitaus mehr gewesen als ihr lieb war. Aber immerhin hatte sie ihn. Er munterte sie kurz vorher immer irgendwie auf.

Das Interview war für eine allmorgendliche Fernsehsendung, die allerdings darum gebeten hatte, eine live Webcam-Verbindung zu ihrer Homepage zu schalten. Außerdem würden sie sich auf Englisch unterhalten, um die Weltoffenheit russischer Medien zu propagieren. Vermutlich hatten die Verantwortlichen des Senders einfach nur mehr Klicks auf ihre Site im Sinn. Zum Glück war sie mit der englischen Sprache gut vertraut.

Noch einmal überprüfte sie den Sitz ihres Pullis und den Halt ihrer Haare. Obwohl Viktor Breschnew anderer Meinung gewesen war, hatte sie sich für einen dunkelgrauen Oversized Strickpulli mit Kapuze und Bommeln an langen Strickkordeln und eine enge ausgewaschene Röhrenjeans entschieden. Ihre locker hochgesteckte Frisur ließ sie in ihrer Gesamterscheinung eher unsexy erscheinen. Genau das Gegenteil, was ihr Boss sich vorgestellt hatte. Aber gerade bei visuellen Interviews konnte sie es nicht gebrauchen, dass man ihr auf die Brüste bzw. in den Ausschnitt schauen konnte. Sie mochte es bequem und lässig und hielt es sich zugute, auf diese Weise auch natürlicher rüber zu kommen.

 

„Okay, bist du bereit, Julia? Dann zählen wir jetzt abwärts von drei und die Webcam geht an. Wir sind auf Sendung in 3… 2… 1…“

„Welcome folks! As promised, we’re here now with actress Julia Iwanowna Lebedew! She’s starring, as you may know, in the daily soap "Wakoschke swet a w serze tjma" as the lofty Swetlana Petrenkov, whose brother is closeted gay. Welcome, Julia!”

„Thank you. “

“Let’s talk about your work. Your character is obviously utterly disgusted at the mere thought of her brother being a little fairy, or, as you may say, a bender-“

Julia lächelte dümmlich ihren Gesprächspartner an, während sie ihre Kiefer fest aufeinander presste. Natürlich, sie bewegten sich hier auf dünnem Eis, Schwulenpropaganda war per Gesetz verboten, Anti-Propaganda dagegen war Grauzone. Allerdings war offensichtlich, dass ihr Interviewer die Abneigung gegenüber Schwulen nicht nur spielte.

„Yes. But it’s still hard to put myself in her position. It takes a lot to be her, I mean to be Swetlana. It is just so irreal, I mean, having a brother who is gay.”

Sie wog ihre Worte ab. Weder wollte sie etwas gegen Homosexuelle sagen, noch etwas dafür, was ihr später als Propaganda angekreidet werden könnte.

„Nevertheless it’s presumably harder for my colleague. Although he’s not gay, and I can confirm this, he gets this nasty letters from haters. That’s no fun to read. They menace him. All because of his role.”

Ihre Miene wurde hart.

“I want to make this clear: it’s just a role, people. Please don’t harass him because of his work. He does best in what he does. He’s as a devoted actor as I am. If he’s going to perform a mysterious stranger, be it. If he’s gonna act the love interest of main character, be it. If he should enact a gay guy, so be it! We are actors. We do as the director says. That’s all.”

Sie war energisch geworden. Das Thema regte sie insgeheim einfach auf. Nervös zwirbelte sie an einem ihrer Bommel, um sich zu beruhigen.

„Wow, okay, I’m sorry. Your fellow actor sure means a lot to you, doesn’t he?”

Julia war froh, dass ihr Interviewer – dessen Namen sie sich gar nicht erst gemerkt hatte – das Gespräch in diese Richtung lenkte.

„Why, yes. I find it very unfair that he gets anonymously hate for something he just enacts. Well… on the other hand that’s maybe just the reward for being so good at what he does. For the effort he puts into the role, despite of these really awful responds against him personally.”

Das Interview verlief weiter, ohne energetische Zwischenfälle ihrerseits. Allerdings versuchte man ihr immer wieder eine Beziehung zu ihrem On-screen Bruder, also ihrem Schauspielkollegen anzudichten. Darüber konnte sie nur lachen. Irgendwie kam, und das war vermutlich auch so von dem Radiosender als auch von Breschnew beabsichtigt (sie war diese windigen Hunde im Showgeschäft schon aus einem früheren Leben gewohnt), die Sprache auf einen Mann in ihrem Leben und natürlich auch die Frage nach der schönsten Nebensache der Welt. Breschnew hatte ihr eingebläut, auch um für die Serie ein bisschen Werbung zu machen, so offen wie möglich zu sein. Natürlich hatte er keine Ahnung von ihrem Privatleben, aber laut ihm sollte sie eine Mischung aus niedliches Fräulein und femme fatale bieten.

“But if you, as you just said, have the need for sex daily, do you HAVE it daily? And if so, alone or do you have, like, friends with benefits? Or a boyfriend maybe?”

Innerlich seufzte sie. Sie hätte sich gerade nicht so weit aus dem Fenster lehnen sollen. Klar, sie sollte ordentlich die Werbetrommel rühren, aber eigentlich gingen ihr die Fragen doch schon ziemlich weit. Gerade für ein Web-Interview. Die Viralität des Internets war gefährlich. Sie entschied sich dennoch für eine weitaus ehrliche Antwort und hoffte nur, ihr Freund würde ihr nicht den Kopf dafür abreißen.

“You asked me how often do I like to have sex with my partner when I’m in a relationship. I answered daily, because if I’m with someone then it is because I’m attracted enough to that person to desire him every night. Also, if I’m in a relationship it’s because I love my partner, and I wish to claim his body as mine, to make him enjoy his own sexuality and make my partner know how beautiful and attractive I find him.”

Sie konnte sich schon vorstellen, wie seine Ohren rot anliefen, wenn er ihre Worte hörte. Bei Komplimenten stellte er sich stets sehr unbeholfen an, und noch schlechter konnte er es händeln, wenn er selbst welche bekam. Mit einem verschmitzten Schmunzeln auf den Lippen beendeten sie – endlich – das Interview.

Müde streckte sie sich, ließ ein paar Knochen knacken und entschuldigte sich. Ein leises Vibrieren kündigte ihr eine weitere Textnachricht an.
 

Come outside to let ME know YOU how’d I love to claim the body of yours tonight!
 

„Nichts lieber als das, Yura…“, feixte sie, nahm ihre Jacke und war ohne ein weiteres Wort raus aus der Tür.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr müsst die englischen Texte mal bei google translate eingeben. und dann anhören, wie die englische Stimme spricht. zu geil :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Minerva_Noctua
2014-12-06T09:41:40+00:00 06.12.2014 10:41
Hallo meine Liebe!

Ich sehe, du bist fleißig und schreibst brav weiter:)
Sehr schön! Das Kapitel gefällt mir.
Es ist kurz und kryptisch. Hätten wir damals nicht ein wenig über diese Geschichte gesprochen, wäre ich heillos verwirrt.
Ich bin ehrlich gespannt, wie es weitergeht. Diese Kapitel sind richtige Überraschungseier; man weiß nie was drin ist:)
Die Zitate am Anfang sind wirklich schön.
Und der Beginn des Kapitels hat mich auch belustigt schnaufen lassen:D
Ich bin gespannt wie sich das Thema Homosexualität weiter auf den Geschichtsverlauf auswirken wird.
Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Liebe Grüße,

Minerva
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
06.12.2014 11:10
Hi! :)
Danke für den Kommentar! Ich muss gestehen, ich bin nicht fleißig, das Kapitel war schon fertig :D
Aber ich dachte, ich lads mal hoch. das nächste Kapitel war noch nicht ganz fertig - aber ich hab beschlossen, kurz und knackig zu bleiben :D
Ich mag die Anfangszitate auch :D aber so langsam gehen sie mir aus XD

Nikolausige Grüße zurück :)


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