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Verloren im Verlies

von

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Zusammenkunft

Mit einem rauschenden Geräusch begann das grünbläulich schimmernde Portal sich schneller zu drehen. Kurz darauf spie es fünf Personen aus, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Zuallererst war dort Meranor, der tapfere, tapfere menschliche Krieger. Ein Schwert, länger als der Zahn eines Drachen, ruhte in seiner rechten Hand. Seine linke hielt einen Schild, der aus dem gefestigten Blut eines untoten Fleischriesen geschmiedet worden war; eines der mächtigsten und abscheulichsten Wesen, die die eisigen Gipfel Nordends einst durchwandert hatten. Eine prachtvolle Plattenrüstung bedeckte seinen gesamten Körper, während sein Helm nur einen eisigen Blick, der unter buschigen Augenbrauen ruhte, hervorschauen ließ.

Der Zweite im Bunde war ebenfalls ein Mensch, und auch er trug ein Schwert, jedoch war es sogar noch länger als das von Meranor. Auf ihm waren dunkle, sich drehende Runen eingeprägt, die von Tod und Unheil kündeten, die sich bis zu einer Klinge hinzogen, die so scharf war, dass sie ein Haar hätte spalten können. Sein gesamtes Erscheinungsbild wurde von dunklen, sich überlappenden Metallplatten abgerundet, die ihn vor Angriffen schützen sollten. Er wirkte eher gelangweilt als wirklich begeistert von dem Ort, an dem er gelandet war, und ließ seine blau leuchtenden Augen durch das Gewölbe wandern, welches sich vor ihm auftat. Verhalten gähnte er, ohne sich auch nur die Hand vor den Mund zu halten, denn er hatte das nicht nötig - schließlich war er Dêáthlòrd, der mächtige Todesritter (im Folgenden nur noch "Deathi" genannt, wer denkt sich auch bitte so dämliche Namen aus?).

Bei der dritten Person handelte es sich um einen hochgewachsenen Nachtelfen, der einen mächtigen, reich verzierten Bogen locker in seiner Hand hielt. Eine schwarze Katze mit weißen Sprenkeln im Fell begleitete ihn und fauchte ab und zu, während sie sich gelangweilt streckte. Der Nachtelf selbst, bei dem es sich um einen Jäger handelte, ließ die Schultern hin und wieder kreisen, um sich zu lockern.

Die nächste Figur war eine kleine Frau - eine sehr kleine Frau, um genau zu sein. Es handelte sich um die Gnomin Myns, deren weißes Haar zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur zusammengedreht worden war. Auf ihrem Rücken trug sie einen Stab mit einer roten Diamantspitze, doch es sah nicht so aus, als ob sie diesen oft verwenden würde, da sie eine lilafarbene Robe trug. Daraus war zu schließen, dass Myns sich eher auf das Wirken von Zaubersprüchen verstand als auf den brutalen, gefährlichen Nahkampf.

Die letzte der Personen in der Gruppe war eine Draenai mit leuchtenden Augen und Hüfen anstelle von Füßen. Sie hatte eine wirklich unglaubliche Haltung eingenommen, sodass sie ein Hohlkreuz bildete, dass jedem anderen Wesen wohl den Rücken gebrochen hätte. Um ihren Hals trug sie ein Medaillon, auf dem das Wort "Skari" eingraviert worden war. Ihre ganze Präsenz zeugte von besonderer Macht, und um sie herum wirbelten diverse kleinere Felsbrocken, die allerdings eher den Eindruck machten, dass sie sie schützen würden anstelle Angreifern Schaden zuzufügen.
 

"Nicht schon wieder Verlies HC", fühlte sich der Jäger in einem plötzlichen Anfall von Redseligkeit dazu berufen, diese unglaubliche und weltbewegende Aussage den anderen Leuten in seiner Gruppe mitzuteilen.

"Huhu", antwortete Skari, die schamanische Heilerin - das einzige Wort, welches man von ihr heute hörte.

"Moin", sagte Meranor, während er inständig betete, dass er schnell durch war mit dieser Instanz. Schließlich musste er noch die nächsten dreitausendvierhundertneunundachtzig Erzadern abbauen, die ihm vor die Nase kamen, um sie schließlich in das Auktionshaus zu stellen und so eine Menge klimpernder Münzen zu kassieren.

"Ja man voll die kag inni", pflichtete Deathi dem Jäger in einer Mischung aus gebrochenem Deutsch, ein wenig Bayrisch und einem Dialekt, den man auf einer Insel irgendwo zwischen dem Südkongo und San Francisco sprach, bei.

Myns, die Magierin der Gruppe, vergeudete keine Zeit dafür, solch eine Begrüßung durchzuziehen. Sofort wirkte sie erst einmal einen Stärkungszauber auf sich selbst (eine magische Rüstung, die sicherstellen sollte, dass sie ihre Zauber auch immer wirken konnte und die sie um über 9000% tödlicher machte), bevor sie der gesamten Gruppe das Geschenk der arkanen Intelligenz machte, um auch ihre Kampfkraft zu erhöhen. Zumindest für eine Stunde.

"Kein Problem", fuhr der Nachtelf selbstsicher fort. "Ich, der mächtige Legolars, war hier schon über hundert Mal! Die Gegner hier drin haben keine Chance gegen uns und werden vor meinem mächtigen Anblick erzittern!"

Genervt verdrehte Meranor seine Augen. Warum war ausgerechnet er zum Anführer dieser zusammengewürfelten Truppe ernannt worden? Er hatte gerade in aller Seelenruhe an einer Erzader gegraben, als er wie aus dem Nichts heraus von dort fortgerissen wurde und am Eingang des Verlieses in Sturmwind erschienen war. Mit düsterer Miene betrachtete der Krieger den vor ihm liegenden breiten Gang. In weiter Entfernung lag die Tür, die zu dem ersten der drei der gefährlichsten Gegner, die diese Welt je gesehen hatte, führen würde. Doch davor lungerten noch Gruppen von gefährlich aussehenden Gefangenen und Verbrechern, deren unrasierte Gesichter im flackernden Fackelschein vom Schweiß zu glänzen schienen. Nicht weit vom Eingang entfernt standen mehrere Soldaten, die den Wappenrock Sturmwinds trugen, mit dem Rücken zu den Helden, die gekommen waren, um das Gefängnis von seinen schändlichen Insassen zu reinigen. Keiner von ihnen schien sie zu bemerken, trotz des Lärms, den sie machten.

Als Meranor nach vorne trat, an der ersten Reihe der Soldaten vorbei, die allesamt das gleiche Gewehr im Anschlag hielten und über die Schultern der zweiten Reihe Soldaten zielten, drehte sich eine der uniformierten Personen in der Frontreihe um. Es handelte sich um einen schlecht rasierten Mann, über dessen beiden Augen jeweils eine schwarze Stoffklappe gespannt war. In der Hand hielt er einen vergleichsweise kurzen Entersäbel mit einer gezahnten Klinge.

"Helden!" stieß der offensichtlich blinde Soldat der Allianz aus. "Ich bin Aufseher Thelwasser. Wir wissen nicht, wie das passieren konnte, aber die Gefangenen sind schon wieder entkommen! Gleichzeitig erschienen wie aus dem Nichts Elementare, ebenso wie ein Befreiungsschlag für den großen Kriegslord Hogger durch seine Frau, die mächtige - "

"Jaja, schon klar. Können wir dann mal los?" unterbrach Deathi, der gerade hinter Meranor hervortrat, den Aufseher.

"Seid ihr euch wirklich sicher? Wenn wir jetzt losschlagen, wird es kein Zurück mehr geben, bis entweder wir oder sie tot sind, gefallen im Dienste - "

"Fang an, Alter", forderte Legolars genervt. Sofort drehte Thelwasser sich wieder um und sagte zu den Soldaten, die ein Gewehr hielten: "Haltet eure Stellung. Tötet jeden, der versucht zu fliehen!" Ohne sich noch einmal umzublicken, rannte er nach vorne, dicht gefolgt von weiteren vier Soldaten, die ihre schartigen Schwerter gezogen hatten.

Die kleine Gruppe der fünf Wachen prallte gegen die eingekerkerten Banditen und Trickbetrüger. Obwohl die Gefangenen entweder gar nicht oder nur sehr spärlich bewaffnet waren, hielten sie sich erstaunlich gut gegen die Wachen. Einer der Soldaten fiel unter den wütenden Faustschlägen der Mörder, seine Begleiter ignorierten diese Tatsache jedoch, viel zu verstrickt in den Kampf um zu reagieren.

Illegale Aktivitäten

Wütend schnalzte Meranor mit der Zunge, bevor er sich nach vorne stürzte, hinein in die Meute der sich prügelnden Menschen. Er stampfte einmal kurz auf dem Boden auf, was alle Banditen dazu veranlasste, sich zu ihm umzudrehen und nun auf ihn einzuschlagen. Mit rasender Schnelligkeit schaffte Meranor es, sowohl die meisten Hiebe zu blocken und zu parieren als auch ihnen auszuweichen. Traf ihn ab und zu doch noch ein Angriff der Verbrecher, so ließ Skari kurz ihre Hände in einem grünen Leuchten erstrahlen, woraufhin Meranor spürte, wie sich seine Wunden schlossen und er sich wiede erfrischt fühlte. Myns stand direkt neben Skari und wirkte immer wieder und wieder denselben Zauber, der sich nur in einem kurzen blassrosanen Aufleuchten um ihre Hände bemerkbar machte, welches kurz darauf auch einen ihrer Gegner umgab und diesen irgendwie zu schwächen oder verletzen schien.

Legolars hingegen schoss wie ein Verrückter auf genau den Banditen, dem Meranor am wenigsten Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ohne auch nur einen Pfeil auf die Sehne zu legen, schoss der Bogen des Nachtelfen Salve um Salve dem Verbrecher entgegen, bis der schließlich bemerkte, dass die größere Bedrohung eher von Legolars ausging als von Meranor. Mit einem wütenden Brüllen fuhr er herum und lief auf den Jäger zu. Dieser blieb in aller Seelenruhe stehen und schoss immer weiter auf den Gefangenen, ohne der Tatsache, dass er gleich zu Brei zermahlen werden würde, Beachtung zu schenken. Glücklicherweise bemerkte Meranor, dass einer der Gefangenen nicht mehr auf ihn einschlug und wandte sich dem von ihm wegeilenden Banditen zu. "He, du!" rief er ihm entgegen. Noch im Laufen wandte der Verbrecher seinen Kopf um, hielt jedoch weiter auf den Jäger zu. "Du...äh...bist doof", sagte der Krieger das Erste, was ihm in den Sinn kam. Sofort fuhr der Bandit auf der Stelle herum und rannte wieder zu Meranor, um auf ihn einzuprügeln; schließlich konnte kein Mensch, der etwas auf sich hielt, diese Verspottung ertragen.

Deathi unterdessen stand erst einmal den Großteil der Zeit nutzlos in der Gegend herum. Plötzlich bewegte er sich einen Schritt nach vorne, nur um kurz darauf wieder anzuhalten. "Entschuldigung, Leute, hatte was zu tun", erklärte er zur ungläubigen Verwunderung seiner restlichen Gruppe, bevor er sich auch ins Kampfgetümmel stürzen wollte. Jedoch meinte er es etwas zu gut, denn anstelle einfach nach vorne zu gehen und ihnen zu helfen, rannte er in eine der Zellen rechts von ihnen. Um seine Hände spielten dunkle Fäden, als er einen der unbeteiligten Gefangenen aus der Zelle herauzszog, hin zu der kämpfenden Gruppe aus den vier Helden, den verblieben vier Wachen und einigen der Banditen. Panisch rannte Deathi zurück zu Meranor und schrie lauthals durch die Gegend: "Zusatzgegner! Zusatzgegner!" Ohne noch lange nachzudenken klatschte der Todesritter einen blassorangenen Runenkreis auf den Boden, in dem nun alle Gegner standen und der ihnen Schaden zufügte. Gleichzeitig lösten sich aus Legolars' Bogen mehrere Pfeile gleichzeitig, die alle Gefangenen, aber keine der Wachen in die Brust trafen. Trotzdem blieben sie standhaft stehen und weigerten sich zu sterben, sodass sie weiter auf Meranor einschlugen.

Der hatte alle Hände voll zu tun, als er bemerkte, dass weitere Feinde erschienen waren. Wiederholt stampfte er mit dem Fuß auf, damit sie sich weiter auf ihn konzentrierten und nicht auf den Gedanken kamen, auch jemand Anderen anzugreifen. Nun schlug auch Deathi auf die Gefangenen ein.

Nach mehreren Minuten legte sich der Staub, der in dem niedrigen Gewölbe aufgewirbelt worden war, und verteilte sich auf den Wänden. Auf dem Boden lagen die leblosen Leichen der Gefangenen, und obwohl sie eindeutig tot waren, waren nirgendwo Spuren von Blut oder Verletzungen an ihren Körpern zu entdecken. Stattdessen stieg ein seltsames Funkeln von ihnen auf, dass erst aufhörte, als Legolars ihnen ihre Taschen ausräumte und dabei alles Gold, was er fand, an sich nahm. Von der Gruppe der Helden standen, dank Skari, noch alle auf ihren Beinen. Im Gegensatz dazu hatten die Soldaten um Aufseher Thelwasser sehr leiden müssen: Außer ihrem Anführer stand nur noch eine weitere Wache neben ihm. Beide wiegten sich in gleichmäßigen, synchronen Bewegungen hin und her, während sie ihre Schwerter kampfbereit in der Hand hielten.

"Dort drüben werdet ihr den Schwarzen Baron finden, Helden", teilte Thelwasser ihnen mit. "Wir bleiben hier und sorgen dafür, dass ihr nicht gestört werdet. Geht jetzt!"

"Wie wär's, wenn ihr mal mitkommt, hm?" schlug Meranor genervt vor.

"Dort drüben werdet ihr den Schwarzen Baron finden, Helden", wiederholte der Aufseher ohne eine Miene zu verziehen. "Wir bleiben hier und sorgen dafür, dass ihr nicht gestört werdet. Geht jetzt!"

"Meinetwegen", grummelte Meranor vor sich hin und ging in den kleinen Raum, der vor ihnen lag. Mit Blick zur Wand stand ein Mann, der eine schwarze Kapuze, einen schwarzen Lederkürass und einen schwarzen Umhang trug und wohl noch nicht bemerkt hatte, dass er Besuch bekommen hatte. Meranor drehte sich zu seiner Gruppe um, die ihm gefolgt war und erklärte: "Wir machen das ganz einfach: Wenn er die Dolche wirft, fokussiert ihr euren Schaden auf die, ansonsten auf den Boss. Die Wache, die er herbeiruft, wird mit Krautkontrolle ruhig gestellt. Alles klar?"

"JÄGER GREIFT AN!!!" brüllte Legolars wie von Sinnen und schoss einen leuchtenden Pfeil auf den Schwarzen Baron ab. Dieser drehte sich um, rannte jedoch auf den Krieger zu anstelle auf den Jäger. Offensichtlich war der Mann geistig schwer verwirrt oder in die Irre geführt worden. Auf jeden Fall zog Meranor ihn an die Wand, damit der Rücken des ersten Bosses zur restlichen Heldengruppe zeigte, damit diese ihn in aller Seelenruhe von hinten fertigmachen konnten.

"Schmeckt Liebe und Wahrheit!" rief der Schwarze Baron triumphierend aus, nahm seine beiden Dolche, mit denen er bis jetzt Meranor angegriffen hatte, und rammte sie ihm durch den Bauch, sodass der Krieger an die Wand gepinnt wurde. Der Schmerz ließ ihn fast bewusstlos und kampfunfähig werden, doch Skari tat ihr Bestes, um Meranor am Leben zu halten. Währenddessen waren Myns und Legolars auf die beiden Dolche umgeschwenkt, um diese zu zerstören und Meranor so zu befreien. Deathi hingegen befand, dass er zu gut für diese Aufgabe war und prügelte weiter den Schwarzen Baron ein.

Mit einem lauten Klirren zerbrach der erste Dolch. "Nein, nicht die Wahrheit!" rief der Schwarze Baron entsetzt aus, bevor auch noch der zweite Dolch in seine Bestandteile pulverisiert wurde. "Meine einzige Liebe!" schrie er mit panischer Stimme und schlug mit seinen Fäusten auf Meranor ein, dessen Ohren von dem Dröhnen seiner Rüstung klingelten. Den restlichen Teil des Kampfes waren Deathi, Myns und Legolars damit beschäftigt, dem Schwarzen Baron möglichst viel seines Lebens abzuziehen. Plötzlich schrie der unbewaffnete Mann laut: "Jameson! Zu meiner Unterstützung!"

"Wie ihr wünscht, Herr!" antwortete eine tiefe Stimme, und ein Mann mit nacktem Oberkörper lief durch die Tür herein, an Legolars vorbei und auf seinen Meister zu. Geistesgegenwärtig drehte Myns sich zu ihm um und sagte: "Na, hast du Hunger?" Die kleine Gnomenfrau griff in ihre Tasche und zog eine Handvoll von bayrischem Sauerkraut hervor. Gierig griff der Mann danach, setzte sich auf den Boden und stopfte sich Ladung um Ladung der köstlichen Nahrung in seinen Mund. "Unter Kontrolle", meinte Myns knapp, bevor sie sich wieder dem Schwarzen Baron zuwandte, der just in diesem Augenblick unter den vereinten Angriffen der Gruppe zu Boden ging. Sofort war Legolars zur Stelle und durchsuchte den Leichnam des Toten.

"Hey, seht mal!" rief er aus und hielt einen unförmigen braunen Gegenstand in die Höhe. "Die epischen [Lederhosen des garstigen Gräuels]! Die nehm ich mal mit!"

"Das ist Leder...", bemerkte Meranor trocken. "Jäger tragen Kettenrüstung."

"Ja, aber da ist Beweglichkeit drauf, also ist es für Jäger!" wiedersprach der Nachtelf und hielt dem Krieger die zusammengefalteten Hosen vors Gesicht. Tatsächlich, dort stand in großen Buchstaben "+1337 Beweglichkeit".

"Meinetwegen", stimmte der Krieger zu, der keine Lust auf Diskussionen mit dem Jäger hatte. Zufrieden mit sich selbst steckte der Nachtelf die Hose in seine Tasche, um sie später anzuziehen.

"Gute Arbeit, Helden!" gratulierte ihnen Aufseher Thelwasser, der aus dem Nichts mitten in der Gruppe erschienen war. "Meine Truppen konnten die beiden anderen Bereiche in der Zwischenzeit größtenteils sichern. Es stehen euch nur noch die Elementarfürsten und der gewaltige Hogger im Weg!"

Elementare Wichtigkeiten

Ohne auf das Gelaber des Wächters zu achten, trat die Gruppe wieder aus dem schmalen Raum, in dem der Schwarze Baron gewesen war, heraus. Meranor wandte sich nach links, direkt in die Richtung, wo der Gang teilweise brannte und lose Steine auf dem Erdboden lagen.

"Nicht direkt zu Hogger?" merkte Myns an.

"Nein, ich brauche die Ausrüstung von den Bossen", widersprach Meranor und ging den Gang entlang, bis er zu einem großen Endraum kam. Als seine restlichen Mitstreiter ebenfalls in den Raum eingetreten waren, stürzte die Decke des Ganges, aus dem sie gerade gekommen waren, ein und verschloss somit den einzigen Ausgang. Keines der Gruppenmitglieder ließ sich davon aus der Ruhe bringen - bis auf Legolars.

"NEEEEEEEIIIIIIN!" begann der Jäger herzzerreißend zu schluchzen. "Kittekat! Es hat Kittekat begraben!" Er versuchte, mit bloßen Händen die Steine wegzuschieben, musste jedoch aufgeben, als er merkte, dass seine Anstrengungen nicht den gewünschten Erfolg brachten. Heulend brach der Nachtelf zusammen und rollte sich zu einer Kugel ein. Langsam wiegte er sich hin und her, ohne noch irgendetwas um sich herum wahrzunehmen.

Von der theatralischen Vorstellung genervt, verdrehte Meranor seine Augen; zum dutzendsten Mal, wie es sich für ihn anfühlte. Kaum war ein Jäger ohne sein kleines Tier unterwegs, waren sie zu nichts mehr zu gebrauchen. Dann würden sie den Rat der Elementarfürsten eben nur zu viert bezwingen.

Der Krieger stutzte. Nur zu viert? Er zählte noch einmal nach. Da waren er selbst, das Häufchen Elend in der Ecke, das Tod seines Tierchens beweinte, die stille Magierin, die geduldig auf ihn wartete und Deathi, der wie verrückt auf der Stelle rumsprang. Allerdingss konnte Meranor Skari nicht entdecken. "Hat einer von euch die Schamanin gesehen?" wollte er wissen und sah sich fragend um.

"Sie ist auf einmal verschwunden, als du beschlossen hast, nicht direkt zu Hogger zu gehen", erklärte Myns ernst.

Meranor blies seine Backen auf, bevor er die Luft wieder entweichen ließ. "Schön, dann eben nur zu dritt", meinte er und trat in die Mitte des Raumes.

"Wer wagt es, uns zu stören?" grollte eine tiefe Stimme durch den Raum. Blitze zuckten umher, bevor unter lautem Getöse ein Elementar vor Meranor erschien, der nur aus dunklen Wolken und kurz aufleuchtenden, blauen Blitzen zu bestehen schien. Sofort schlug der Krieger ihm die Kante seines Schildes ins Gesicht, um so die Aufmerksamkeit des Elementars zu erringen. Ohne wirklich daraufzuachten, was er tat, schlug er weiter auf die wirbelnde Masse aus Gewitterwolken ein. Myns und Deathi vollzogen auch ihre gewöhnlichen Kampfhandlungen, die aus dem Wirken des immer selben Zaubers beziehungsweise dem Zuschlagen mit dem gewaltigen Runenschwert bestanden.

Plötzlich drehte der Blitzelementar sich Deathi zu und zauberte ein Blitzschild um ihn herum, das ihm zwar nicht weh tat, dafür allen anderen, die zu nahe an ihm standen. Leider schien der Todesritter das nicht zu begreifen, denn er begann, unkontrolliert in der Gegend herumzurennen und "Nimm es weg, nimm es weg, nimm es weg!" zu rufen. Dabei lief er zuerst in Richtung von Myns, die jedoch einfach einmal kurz blinzelte und sich so mehrere Meter nach vorne teleportierte. Dummerweise bekam sie dabei ein Staubkorn ins Auge, sodass sie nicht mehr aufhören konnte zu blinzeln und sich wild durch die Gegend teleportierte. Kaum tauchte sie am einen Ort auf, verschwand sie schon wieder und erschien am nächsten. Deathi unterdessen stand neben dem noch immer zu einer Kugel zusammengerollten Legolars und winkte ihm doch tatsächlich zu. "Hallo, Jägerlein", meinte er fröhlich beschwingt, "wie geht das weg?" Von Legolars kam jedoch keine Reaktion, außer dass er sich noch enger zusammenzurollen schien. Dennoch ließ der Blitzschild keine Gnade walten und zehrte weiter an der Gesundheit des Jägers. Als diese ihren Nullpunkt erreicht hatte, stand Legolars urplötzlich auf, riss seine Hände nach oben, schrie ein letztes Mal theatralisch auf und fiel dann nach vorneüber, mit dem Gesicht in den Dreck. Deathi kümmerte das nicht, denn er war schon wieder zurück auf dem Weg zu Meranor, der dem Blitzelementar gerade den Todesstoß versetzte. Das unnatürliche Wesen hob seine Arme, wie als ob es flehen würde, bevor es sich zu einer kleinen dunklen Kugel zusammenzog, die langsam zu Boden sank.

Ohne eine Pause erschien ein neuer Elementar, dieses Mal ein Erdelementar, dessen Körper aus grauen Steinen bestand, die übereinander gestapelt waren. Gerade, als er zu seinem ersten Schlag gegen Meranor ausholen wollte, musste Myns erneut blinzeln und erschien zwischen zwei der Steinplatten des Elementars. Durch die ungewohnte Masse, die sich nun dort befand, wurden die Platten auseinander gedrückt, bevor Myns erneut blinzelte, um einige Meter entfernt wiederzuerscheinen. Doch der kurze Augenblick hatte ausgereicht, damit die Steinplatten voneinander getrennt wurden. Zum Pech des Steinelementars hatte es sich um zwei tragende Platten gehandelt, sodass er vollkommen instabil wurde und in mehrere kleine Gesteinsbrocken zerplatzte. "Das ging schnell", beurteilte Meranor die Situation überrascht, als vor ihm auch schon ein Feuerelementar erschien, dicht gefolgt von einem Wasserelementar. Als die beiden Wesen sich berührten, gab es ein lautes Zischen, gefolgt von einer Dampfwolke, als die Überreste der beiden Elementare zu Boden fielen. Irritiert sah Meranor Deathi an. "Ein Fehler?" mutmaßte er, als sich die Überreste der Elementare aufeinander zubewegten und miteinander verschmolzen. An ihrer Stelle erhob sich ein gewaltiges, silbriges Wesen mit einer annähernd humanoiden Grundstruktur.

"Wir...sind...Elementium", sagte es mit schleppender Stimme.

"Oh, Elementium?" wiederholte Meranor interessiert. "Das lässt sich gut im Auktionshaus verkaufen!" Ohne zu zögern, zog er seine Spitzhacke aus seiner Tasche und begann, von dem Wesen große Brocken des silbrigen Materials abzuschlagen.

"Das...ist nicht...in Ordnung", sagte es mit seiner langsamen, schleppenden Stimme, in die sich ein trauriger Unterton mischte. Meranor ließ sich davon nicht aufhalten und schlug solange weiter mit seiner Hacke auf das Wesen ein, bis von ihm nichts mehr übrig war außer kleinen, handlichen Brocken, die er in seiner Tasche verstaute.

"Und, wieviel hast du bekommen?" wollte Deathi wissen, der inzwischen wieder bei dem Krieger angekommen war.

"Ganze zwei Erze!" berichtete der Krieger stolz. Myns trat zu ihm, mit einem tränenden, verlaufenen Auge, jedoch wohlbehalten.

Wie aus dem Nichts heraus erschien auf einmal eine hochgewachsene Nachtelfe in einer strahlend weißen Robe neben Meranor. Ein goldenes Strahlen schien sie zu umgeben, wie sie ihren Blick durch die Gegend wandern ließ. Dann sagte sie mit feierlicher Stimme: "Seid gegrüßt, werte Kameraden. Ich bin Aysella Mondlicht und ich werde euch mit Freuden dabei behilflich sein, dass das Licht diese düsteren Hallen erneut durchstrahlen wird, wenn - "

"Och ne, nicht schon wieder so ein Rollenspieler", beschwerte sich Deathi und beäugte die Neue misstrauisch. "Kratz einfach den Jäger auf, und dann weiter."

"Aber gerne, mein lieber Freund", sagte sie mit einer leichten Verbeugung und begann, einen langwierigen und komplizierten Zauber zu wirken, um Legolars zurück ins Leben zu rufen. "Möge dein Geist wieder unter uns weilen, damit wir uns an deiner Hilfe bereichern können!" rief die Priesterin laut aus, als ein goldenes Strahlen um den gefallenen Körper des Jägers erschien. Augenblicke später stand Legolars wieder neben ihr, schenkte der Priesterin jedoch keine Beachtung, sondern rannte zum Ausgang des Raumes, wo die Steine, die den Weg versperrt hatten, auf wunderliche Weise verschwunden waren. Dort lag der Körper der toten Katze von Legolars, der ebenfalls auf seltsame Art und Weise unversehr geblieben war (wenn man mal davon absah, dass kein Leben mehr darin steckte).

"Kittekat!" jauchzte der Nachtelf und ließ seine Hände kurz auf der Flanke der Katze liegen, bevor er sie wiederbelebte. Mit einem gequälten Mauzen versuchte sie sich ihrem Besitzer zu entwinden, als dieser sie vor Freude knuddelte, jedoch erfolglos.

Ohne dem überglücklichen Jäger noch einen Blick zu gönnen, ging Meranor wieder aus dem Raum hinaus, rüber zu dem Abschnitt, in dem Hogger sich angeblich aufhielt. Aysella folgte ihm auf Schritt und Tritt, bis sie so nahe war, dass der Krieger sich schließlich umdrehte und sagte: "Wenn du mir noch ein Stück näher kommst, werde ich dich zuerst anstürmen, dann niederwerfen und dich schlussendlich überwältigen, verstanden?"

Die Elfe schluckte schwer und nickte knapp. "Aber gerne, tapferer Kämpfer", erwiderte sie mit ihrer feierlichen, getragenen Stimme, die Meranor zur Weißglut reizte.

Ewige Liebe

"Gute Arbeit, Helden!" gratulierte ihnen der blinde Aufseher Thelwasser, als die Gruppe ihm entgegenkam. Stolz reckte er einen seiner Daumen nach oben. "Ihr habt es geschafft, die wütenden Elemente zu beruhigen. Nun müsst ihr nur noch..."

"SCHNAUZE!" brüllte Meranor den Soldaten an, doch dieser ließ sich davon nicht unterbrechen.

"...den nächsten Gang hinunter, bevor ihr euch dem gefährlichen Hogger stellen könnt! Los, Wachen! Helft diesen furchtlosen Helden!"

Direkt nach dem Kommando salutierten die beiden Wachen neben Thelwasser simultan, bevor sie sich umdrehten und den Gang hinabstürmten, in dessen Richtung der Aufseher gezeigt hatte. Sie kamen an dem leergeräumten Gangende an und blieben kurz stehen, denn die Tür war verriegelt. Ohne noch lange zu zögern, drückte eine der Wachen einen grauen Schalter, der sich neben der Tür an der Wand befand.

"Oh Gott, ihr elenden Anfänger", rief Legolars ihnen hinterher. "Jedes Mal, wenn wir hier drin sind, drückt ihr denselben dummen Hebel, der euch umbringt." Die Wachen schienen seine Worte nicht zu hören oder hatten beschlossen, diese zu ignorieren, denn trotz der mehr als deutlichen Warnung betätigte die linke Wache den Schalter. Sofort schossen aus dem Boden und der Decke lange Steinstacheln hervor, spießten die beiden Soldaten auf und zogen sich danach geräuschlos wieder zurück in die verborgenen Schächte, in denen sie versteckt waren.

"Welch grauenvolles Ende!" jammerte Aysella mit von Trauer verzerrter Stimme. "Diese armen Soldaten hatten dieses Schicksal doch gar nicht verdient! Sie wollten uns nur helfen, und dabei ließen sie ihr noch so junges Leben..."

Meranor schlug mit seiner Schildkante in den Bauch der Priesterin. Mit einem pfeifenden Geräusch brach sie zusammen, als die Luft aus ihren Lungen entwich. Sie krümmte sich auf dem Boden zusammen und holte keuchend Luft.

"Es reicht schon, wenn der dämliche Aufseher so einen Unfug labert, da brauchen wir nicht noch so eine Wahnsinnige", beschwerte der Krieger sich und ging zu den Schaltern, die in der Wand eingelassen waren. Der graue Hebel hatte sich inzwischen wieder in seine Ausgangsposition zurückbewegt, sodass er harmlos und unscheinbar wirkte - abgesehen von den beiden Leichnamen der Wachen, die noch immer auf dem Boden lagen.

Meranor inspizierte die Hebel genauer. Es handelte sich um vier verschiedene: Der wohlbekannte graue, ein bläulicher, auf dem Blut klebte, ein roter und ein weißer.

"Wie ging das nochmal...", murmelte Meranor vor sich hin. "Grau tötet dich der Bau, Rot bist du tot, aber die anderen beiden..."

"Weiß ist nur #@/-*#", ergänzte Myns von hinten.

"Bitte was?" fragte Meranor irritiert und drehte sich um.

"Entschuldigung, der Schimpfwortfilter erlaubt mir nicht, alle Wörter richtig auszusprechen. Ich meinte 'Weiß ist nur Beschmeiß'", entschuldigte sich die Gnomin achselzuckend.

"'Und klebt dran Blut, hab Mut'", erinnerte der Krieger sich endlich und wollte schon nach dem blutverschmierten, blauen Hebel greifen, als Deathi hinter ihm hervoreilte.

"Rot macht uns zu Gott!" brüllte er und wollte an dem roten Hebel ziehen, als er plötzlich nach hinten gerissen wurde. Aysella stand in einiger Entfernung und hatte den Todesritter offenbar zu sich herangezogen, damit er keine Dummheiten machte.

"Vorsicht, werter Freund", ermahnte sie den Todesritter rücksichtsvoll. "Wer weiß, welche Gefahren dieser Hebel birgt."

"Was bist'n du für'n komischer Vogel?" wollte Deathi verwundert wissen und starrte sie nur mit leerem Blick an.

"Außerdem reimt sich 'rot' nicht einmal auf 'Gott'", merkte Myns von weiter weg an.

Meranor reichte das kindische Gehabe seiner Gruppe inzwischen, sodass er einfach den blauen Hebel packte und daran zog. Mit einem lauten Rumpeln schwang die Tür auf und gab den Blick auf den großen Innenraum frei, der dahinter lag.

"HOGGER!" brüllte plötzlich Aufseher Thelwasser hinter Legolars und rammte alle beiseite, als er in den Raum lief. Mit einem wütenden Zähnefletschen warf sich der Angesprochene, ein Gnoll von beachtlicher Größe, dem Menschen entgegen und verwickelte diesen in einen heftigen Nahkampf.

Doch es stand noch eine zweite Person im Raum. Es handelte sich um eine hochgewachsene Elfe mit sehr blasser Haut, die dem ungleichen Kampf der beiden Kontrahenten nur kurz ihre Aufmerksamkeit schenkte, bevor sie sich der Gruppe zuwandte.

"Kommt nur, Helden", höhnte sie. "Kommt und stellt euch dem Zorn von Mogga, der einzigen Gefährtin des großen Hogger!"

"Das ist ja...widerlich", war Deathis einziger Kommentar dazu, als er darüber nachdachte, was 'Gefährtin' denn bedeutete. Legolars hingegen war da eher anderer Meinung, denn er war nach vorne getreten und versuchte mit der Elfe zu flirten.

"Hey, hübsches Ding", verwendete er eine wenig charmante Anrede, "wie wär's? Du kannst meine dritte Freundin werden, wenn du willst. Dafür musst du mir aber auch schön brav Essen kochen, klar?"

"Die dritte Freundin nach seiner linken und seiner rechten Hand?" flüsterte Deathi Myns mit belustigter Stimme zu. Von der Magierin kam jedoch keine Reaktion; vermutlich empfand sie diese Art von Humor als zu derbe und unter ihrer Würde.

Die Reaktion von Mogga fiel jedoch eher unerwartet für Legolars auf. Anstelle auf sein Angebot einzugehen, wie er gehofft hatte, zog sie einen Streitkolben von ihrem Hüftgürtel und ließ ihn in das Gesicht des aufdringlichen Nachtelfen fahren. Der taumelte getroffen zurück, bevor Meranor sich vor der Elfe aufbaute. "Du siehst fett aus in diesem Kleid", spie er spöttisch aus, woraufhin die Elfe anfing, mit ihrem Streitkolben auf den Krieger einzuprügeln. Für ihn begann erneut der Tanz aus Ausweichen, Parieren und Blocken. Myns wirkte wieder ihre machtvollen (und nicht so sichtbaren) Zauber, während Deathi mit seiner Klinge auf die ungeschützte Seite von Mogga einhieb. Aysella hielt sich im Hintergrund und wirkte nur ab und zu einen kleinen Heilzauber, wenn Meranor ein wenig Gesundheit verlor.

Legolars hingegen benahm sich am lächerlichsten von allen. Anstelle zu kämpfen, stand der Jäger ein Stück von Mogga entfernt und tanzte. Seine sehr seltsamen und ungelenk aussehenden Bewegungen sollten die Elfe wohl beeindrucken, schienen ihre Wirkung aber zu verfehlen. Seine Katze war damit beschäftigt, sich auf dem Boden zusammenzukauern und den Blick von ihrem Herrn abzuwenden; fast so, als ob sie sich für ihn schämen würde.

Plötzlich beugte Mogga sich leicht nach vorne, fasste sich mit ihrem Finger an den Mund und sagte mit zuckersüßer Stimme: "Warum wollt ihr mir denn wehtun? Sind wir denn keine Freunde mehr?"

"Hör auf mit dieser Maskerade, Elfe!" rief Aysella empört aus einiger Entfernung. "Deine Gedankenkontrolle wird nicht klappen, wir sind schließlich nicht in der Pubertätsphase, bei der man auf so etwas hereinfällt!"

"Gruaaaaarrrrgl", kam es von Legolars, als seine Augen sich rot färbten und er auf seltsame Weise einen Kopf größer wuchs. Er ließ seinen Bogen zu Boden fallen und griff nach der Stangenwaffe, die er auf seinem Rücken trug und sonst nie benutzte. Schwungvoll zog er sie herunter und begann mit ihr auf Aysella einzuprügeln.

Meranor verdrehte die Augen. "Natürlich, der größte Trottel fällt wieder drauf rein", beschwerte der Krieger sich, doch Myns war schon unterwegs, um den Schaden zu begrenzen. Aus ihrer Tasche hatte sie etwas von ihrem bayrischen Sauerkraut geholt und hielt es Legolars vor die Nase.

"Schau mal, Legolars", lockte sie. "Gutes Sauerkraut, leckeres Sauerkraut! Willst du nicht lieber etwas davon essen, anstelle zu kämpfen?"

"LEGOLARS NICHT ESSEN! LEGOLARS MATSCHI MATSCHI MACHEN!" brüllte der Nachtelf in einer plumpen Sprache, die an ein wütendes Kleinkind erinnerte, dem man sein Sandförmchen weggenommen hatte. Er ließ von Aysella ab, die inzwischen ein leuchtendes Schild um sich gewoben hatte, und schlug mit seiner Waffe nach der Magierin, die ein neues Ziel für ihn darstellte. Mit knapper Müh und Not konnte die Gnomin gerade noch mit einem Sprung nach rechts ausweichen, bevor die Metallspitze der Waffe dort auf den Boden prallte wo sie gerade noch gestanden hatte. "NICHT HÜPFEN! HAUEN, AUA MACHEN!" schrieg der Jäger weiter wie von Sinnen, als ein dumpfes 'Klong' ertönte. Legolars wankte kurz hin und her, bevor er schließlich zusammenbrach, eine deutliche Beule auf seinem Kopf war zu sehen. Hinter ihm stand Aysella, die eine Bratpfanne in der Hand hielt.

"Nur ganz kurz aus dem Charakter raus...", murmelte sie, bevor sie sich räusperte und mit klarerer Stimme fortfuhr: "Nur Mut! Wir haben unseren Freund zu seinem eigenen Besten beruhigt! Nun lasst und diese Circe, diese schändliche Betörerin auslöschen!"

Wie auf Kommando schaffte Deathi es, seine Klinge in den Körper von Mogga zu stechen. In ungläubigem Entsetzen weiteten sich ihre Augen, bevor sie zusammenbrach. Flehend hob sie eine Hand in Richtung von Hogger, der noch immer mit dem Aufseher kämpfte, und rief lauthals aus: "Geliebter, nein! Nicht...erneut...getrennt!" Dann hörte man noch ein letztes erschöpftes Stöhnen, bevor ihr Kopf auf dem Steinboden aufkam und ihre Augen sich für immer schlossen.

"Mogga, nein!" schrie Hogger panisch, machte einen Ausfallschritt und rammte Thelwasser seine Klinge in den Leib. Noch mit der Klinge im Bauch brach der Aufseher zusammen, während Hogger zu seiner ermordeten Gefährtin eilte.

"Nein, wie überraschend", meinte Meranor. "Als ob wir das nicht schon ein Dutzend Mal erlebt hätten."

"Geliebte, nicht!", flehte Hogger beinahe herzzerreißend. "All unsere Pläne, unsere großartige Zukunft - dahin! Lass mich dich rächen!" Mit einem wahnsinnigen Lachen zog der Gnoll eine kleine Stange Dynamit aus seiner Rüstung und zündete sie an. "Wenn ihr sie tötet, werdet ihr alle mit mir sterben!" kündigte er an, während er noch immer neben dem Körper seiner toten Gefährtin kniete.

"Kommt mal her", forderte Deathi die anderen auf. Er hatte sich bei dem ohnmächtigen Legolars platziert und schien einen Zauber zu wirken, bis sich eine leuchtend grüne Kuppel über ihnen wölbte. "Alle hier rein, das hilft uns zu überleben", erklärte der Todesritter. Aysella, Myns und Meranor rannten hinein, nur um dort noch weitere Zeit verstreichen zu lassen, bis die Dynamitstange endlich explodieren würde.

Fünf...

Vier...

Drei...

Zwei...

Eins...

"Prost Neujahr!" rief Deathi, holte eine Flasche Sekt aus seiner Tasche und ließ den Korken knallen. Mit vollem Druck flog er aus der Flasche heraus und traf Hogger am Kopf, sodass dieser einen Schwindelanfall erlitt und auf seine Dynamitstange fiel.

"Das ist doch nicht Silvester, du elender...!" beschwerte sich Meranor lautstark, als die Dynamitstange auch schon detonierte. Hogger's Körper wurde vollkommen zerstört und verwandelte sich in ein kleines Häufchen Asche, während der Rest der Gruppe in der antimagischen Hülle, die Deathi gebildet hatte, sicher aufgehoben war. Mit einem leichten Aufflackern wurde die Hülle zuerst durchsichtig und schwand schließlich ganz.

Eine Erzählung von Idiotie

Tief entspannt ging Meranor zu dem kleinen Aschehaufen, der von der größten Bedrohung Azeroths, wie er von den Wachen immer genannt worden war, übriggeblieben war. Er griff in den Haufen hinein und wühlte solange darin herum, bis er mehrere feste Gegenstände fand. Bei dem ersten, den er herauszog, handelte es sich um eine gräuliche Glaskugel, in der etwas Wolkenähnliches festgesetzt zu sein schien.

"Die standardmäßige Nebelkugel", sagte Meranor gelangweilt. "Will die jemand?" Myns und Deathi schüttelten den Kopf, doch Aysella begann zu sagen: "Sehr gerne würde ich dieses vortreffliche Werkzeug mein Eigen nennen, da es mich in meiner Handwerkskunst..."

"Nimm und halt den Mund", unterbrach der Krieger die Priesterin und warf ihr die zerbrechliche Kugel zu. Diese schaffte es gerade noch, den runden Gegenstand sicher zu fangen, bevor er auf dem Erdboden zerschellen konnte.

"Der Ring der endlosen Treue", erklärte Meranor weiter, als er einen kleinen Ring aus dem Aschehaufen zog. "Eine Inschrift ist drauf: 'Für meinen kleinen Flohsack'. Mag den jemand haben?" Vehementes Verneinen von allen Seiten. Schließlich erbarmte Myns sich der Gruppe und bot an, den Ring an sich zu nehmen, um ihn zu entzaubern.

"Und letztendlich", meinte Meranor, ohne hinzusehen, was genau er denn gerade in der Hand hielt, "ist hier das legendäre Schwert Quel'deroniumasraelomniterion. Will jema- " Der Krieger stockte und besah sich das Schwert genauer. Tatsächlich, es handelte sich um die legendäre, verschollene Klinge, deren Länge die des getöteten Gnolls um das Dreifache überstieg.

"Ich hätte sie gerne", meldete Deathi sich zu Wort, doch Meranor hatte seine alte Waffe schon durch die neue, deutlich bessere Klinge ersetzt.

"Vergiss es", wehrte der Krieger ab, "das ist ein Tankschwert und nichts für einen Todesritter wie dich!" Stolz reckte Meranor seinen Arm nach oben, sodass sich das spärliche Fackellicht auf der Waffe brach. Und das war auch richtig so, denn er war der Bewzinger der Bestien, der Held der Herolde, der Größte der Giganten, der...

"Hey, was macht denn das hier?" fragte eine leicht benommene Stimme.

Von einer düsteren Vorahnung beschlichen drehte Meranor sich um und erblickte den wieder zu Bewusstsein gekommenen Legolars, der an einem Hebel auf der Innenseite des Raumes zog. Der Hebel hatte eine ungesunde giftgrüne Farbe, und bevor eines der anderen Gruppenmitglieder reagieren konnte, hatte der Jäger daran gezogen.

Sofort begann giftiges Gas in schweren, grünen Wolken in den Raum zu sickern. Mit einem lauten Klacken schloss sich die Tür von alleine, sodass sie in dem Raum gefangen waren. Nacheinander brachen alle zusammen, bis nur noch Meranor und Legolars halbwegs auf den Beinen standen.

"Du...Vollidiot", keuchte der Krieger. "Du hast uns alle auf dem Gewissen!"

Legolars schwanke hin und her und zeigte sich von den Worten des Kriegers wenig beeindruckt. Er hatte immer noch eine leichte Gehirnerschütterung von dem Schlag mit der Pfanne davongetragen, außerdem gaukelte ihm das Giftgas Sachen vor, die gar nicht wirlich da waren. So sah er anstelle von Meranor eine junge Elfe stehen, die nichts als einen knappen Badeanzug anhatte.

"Hey, Süsche", lallte er, "wie wär's mit uns beiden? Du kannscht...meine nächste Freundin sein..." Mit schweren Schritten stolperte er auf die Elfe zu, die es nur in seinem Kopf gab, und drückte ihr einen ungelenken Kuss auf den Mund. Als sie sich nicht wehrte, machte der Jäger weiter.

Bevor Meranor auch ihn Ohnmacht fiel, fragte er sich noch, wie dämlich man doch sein musste, um erstens ein Jäger zu sein und zweitens dann auch noch einen rostigen Schürhaken, der an der Wand neben dem Krieger hing, mit Küssen zu überladen und ihm zuzuflüstern, wie "jung und sportlich" dieser doch aussehe.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Schabi
2012-11-26T12:28:57+00:00 26.11.2012 13:28
Erinnert mich tatsächlich an einige Randoof-Inis, die ich mitmachen musste. Ich... bin übrigens Jäger... :)


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