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Verloren im Verlies

von

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Ewige Liebe

"Gute Arbeit, Helden!" gratulierte ihnen der blinde Aufseher Thelwasser, als die Gruppe ihm entgegenkam. Stolz reckte er einen seiner Daumen nach oben. "Ihr habt es geschafft, die wütenden Elemente zu beruhigen. Nun müsst ihr nur noch..."

"SCHNAUZE!" brüllte Meranor den Soldaten an, doch dieser ließ sich davon nicht unterbrechen.

"...den nächsten Gang hinunter, bevor ihr euch dem gefährlichen Hogger stellen könnt! Los, Wachen! Helft diesen furchtlosen Helden!"

Direkt nach dem Kommando salutierten die beiden Wachen neben Thelwasser simultan, bevor sie sich umdrehten und den Gang hinabstürmten, in dessen Richtung der Aufseher gezeigt hatte. Sie kamen an dem leergeräumten Gangende an und blieben kurz stehen, denn die Tür war verriegelt. Ohne noch lange zu zögern, drückte eine der Wachen einen grauen Schalter, der sich neben der Tür an der Wand befand.

"Oh Gott, ihr elenden Anfänger", rief Legolars ihnen hinterher. "Jedes Mal, wenn wir hier drin sind, drückt ihr denselben dummen Hebel, der euch umbringt." Die Wachen schienen seine Worte nicht zu hören oder hatten beschlossen, diese zu ignorieren, denn trotz der mehr als deutlichen Warnung betätigte die linke Wache den Schalter. Sofort schossen aus dem Boden und der Decke lange Steinstacheln hervor, spießten die beiden Soldaten auf und zogen sich danach geräuschlos wieder zurück in die verborgenen Schächte, in denen sie versteckt waren.

"Welch grauenvolles Ende!" jammerte Aysella mit von Trauer verzerrter Stimme. "Diese armen Soldaten hatten dieses Schicksal doch gar nicht verdient! Sie wollten uns nur helfen, und dabei ließen sie ihr noch so junges Leben..."

Meranor schlug mit seiner Schildkante in den Bauch der Priesterin. Mit einem pfeifenden Geräusch brach sie zusammen, als die Luft aus ihren Lungen entwich. Sie krümmte sich auf dem Boden zusammen und holte keuchend Luft.

"Es reicht schon, wenn der dämliche Aufseher so einen Unfug labert, da brauchen wir nicht noch so eine Wahnsinnige", beschwerte der Krieger sich und ging zu den Schaltern, die in der Wand eingelassen waren. Der graue Hebel hatte sich inzwischen wieder in seine Ausgangsposition zurückbewegt, sodass er harmlos und unscheinbar wirkte - abgesehen von den beiden Leichnamen der Wachen, die noch immer auf dem Boden lagen.

Meranor inspizierte die Hebel genauer. Es handelte sich um vier verschiedene: Der wohlbekannte graue, ein bläulicher, auf dem Blut klebte, ein roter und ein weißer.

"Wie ging das nochmal...", murmelte Meranor vor sich hin. "Grau tötet dich der Bau, Rot bist du tot, aber die anderen beiden..."

"Weiß ist nur #@/-*#", ergänzte Myns von hinten.

"Bitte was?" fragte Meranor irritiert und drehte sich um.

"Entschuldigung, der Schimpfwortfilter erlaubt mir nicht, alle Wörter richtig auszusprechen. Ich meinte 'Weiß ist nur Beschmeiß'", entschuldigte sich die Gnomin achselzuckend.

"'Und klebt dran Blut, hab Mut'", erinnerte der Krieger sich endlich und wollte schon nach dem blutverschmierten, blauen Hebel greifen, als Deathi hinter ihm hervoreilte.

"Rot macht uns zu Gott!" brüllte er und wollte an dem roten Hebel ziehen, als er plötzlich nach hinten gerissen wurde. Aysella stand in einiger Entfernung und hatte den Todesritter offenbar zu sich herangezogen, damit er keine Dummheiten machte.

"Vorsicht, werter Freund", ermahnte sie den Todesritter rücksichtsvoll. "Wer weiß, welche Gefahren dieser Hebel birgt."

"Was bist'n du für'n komischer Vogel?" wollte Deathi verwundert wissen und starrte sie nur mit leerem Blick an.

"Außerdem reimt sich 'rot' nicht einmal auf 'Gott'", merkte Myns von weiter weg an.

Meranor reichte das kindische Gehabe seiner Gruppe inzwischen, sodass er einfach den blauen Hebel packte und daran zog. Mit einem lauten Rumpeln schwang die Tür auf und gab den Blick auf den großen Innenraum frei, der dahinter lag.

"HOGGER!" brüllte plötzlich Aufseher Thelwasser hinter Legolars und rammte alle beiseite, als er in den Raum lief. Mit einem wütenden Zähnefletschen warf sich der Angesprochene, ein Gnoll von beachtlicher Größe, dem Menschen entgegen und verwickelte diesen in einen heftigen Nahkampf.

Doch es stand noch eine zweite Person im Raum. Es handelte sich um eine hochgewachsene Elfe mit sehr blasser Haut, die dem ungleichen Kampf der beiden Kontrahenten nur kurz ihre Aufmerksamkeit schenkte, bevor sie sich der Gruppe zuwandte.

"Kommt nur, Helden", höhnte sie. "Kommt und stellt euch dem Zorn von Mogga, der einzigen Gefährtin des großen Hogger!"

"Das ist ja...widerlich", war Deathis einziger Kommentar dazu, als er darüber nachdachte, was 'Gefährtin' denn bedeutete. Legolars hingegen war da eher anderer Meinung, denn er war nach vorne getreten und versuchte mit der Elfe zu flirten.

"Hey, hübsches Ding", verwendete er eine wenig charmante Anrede, "wie wär's? Du kannst meine dritte Freundin werden, wenn du willst. Dafür musst du mir aber auch schön brav Essen kochen, klar?"

"Die dritte Freundin nach seiner linken und seiner rechten Hand?" flüsterte Deathi Myns mit belustigter Stimme zu. Von der Magierin kam jedoch keine Reaktion; vermutlich empfand sie diese Art von Humor als zu derbe und unter ihrer Würde.

Die Reaktion von Mogga fiel jedoch eher unerwartet für Legolars auf. Anstelle auf sein Angebot einzugehen, wie er gehofft hatte, zog sie einen Streitkolben von ihrem Hüftgürtel und ließ ihn in das Gesicht des aufdringlichen Nachtelfen fahren. Der taumelte getroffen zurück, bevor Meranor sich vor der Elfe aufbaute. "Du siehst fett aus in diesem Kleid", spie er spöttisch aus, woraufhin die Elfe anfing, mit ihrem Streitkolben auf den Krieger einzuprügeln. Für ihn begann erneut der Tanz aus Ausweichen, Parieren und Blocken. Myns wirkte wieder ihre machtvollen (und nicht so sichtbaren) Zauber, während Deathi mit seiner Klinge auf die ungeschützte Seite von Mogga einhieb. Aysella hielt sich im Hintergrund und wirkte nur ab und zu einen kleinen Heilzauber, wenn Meranor ein wenig Gesundheit verlor.

Legolars hingegen benahm sich am lächerlichsten von allen. Anstelle zu kämpfen, stand der Jäger ein Stück von Mogga entfernt und tanzte. Seine sehr seltsamen und ungelenk aussehenden Bewegungen sollten die Elfe wohl beeindrucken, schienen ihre Wirkung aber zu verfehlen. Seine Katze war damit beschäftigt, sich auf dem Boden zusammenzukauern und den Blick von ihrem Herrn abzuwenden; fast so, als ob sie sich für ihn schämen würde.

Plötzlich beugte Mogga sich leicht nach vorne, fasste sich mit ihrem Finger an den Mund und sagte mit zuckersüßer Stimme: "Warum wollt ihr mir denn wehtun? Sind wir denn keine Freunde mehr?"

"Hör auf mit dieser Maskerade, Elfe!" rief Aysella empört aus einiger Entfernung. "Deine Gedankenkontrolle wird nicht klappen, wir sind schließlich nicht in der Pubertätsphase, bei der man auf so etwas hereinfällt!"

"Gruaaaaarrrrgl", kam es von Legolars, als seine Augen sich rot färbten und er auf seltsame Weise einen Kopf größer wuchs. Er ließ seinen Bogen zu Boden fallen und griff nach der Stangenwaffe, die er auf seinem Rücken trug und sonst nie benutzte. Schwungvoll zog er sie herunter und begann mit ihr auf Aysella einzuprügeln.

Meranor verdrehte die Augen. "Natürlich, der größte Trottel fällt wieder drauf rein", beschwerte der Krieger sich, doch Myns war schon unterwegs, um den Schaden zu begrenzen. Aus ihrer Tasche hatte sie etwas von ihrem bayrischen Sauerkraut geholt und hielt es Legolars vor die Nase.

"Schau mal, Legolars", lockte sie. "Gutes Sauerkraut, leckeres Sauerkraut! Willst du nicht lieber etwas davon essen, anstelle zu kämpfen?"

"LEGOLARS NICHT ESSEN! LEGOLARS MATSCHI MATSCHI MACHEN!" brüllte der Nachtelf in einer plumpen Sprache, die an ein wütendes Kleinkind erinnerte, dem man sein Sandförmchen weggenommen hatte. Er ließ von Aysella ab, die inzwischen ein leuchtendes Schild um sich gewoben hatte, und schlug mit seiner Waffe nach der Magierin, die ein neues Ziel für ihn darstellte. Mit knapper Müh und Not konnte die Gnomin gerade noch mit einem Sprung nach rechts ausweichen, bevor die Metallspitze der Waffe dort auf den Boden prallte wo sie gerade noch gestanden hatte. "NICHT HÜPFEN! HAUEN, AUA MACHEN!" schrieg der Jäger weiter wie von Sinnen, als ein dumpfes 'Klong' ertönte. Legolars wankte kurz hin und her, bevor er schließlich zusammenbrach, eine deutliche Beule auf seinem Kopf war zu sehen. Hinter ihm stand Aysella, die eine Bratpfanne in der Hand hielt.

"Nur ganz kurz aus dem Charakter raus...", murmelte sie, bevor sie sich räusperte und mit klarerer Stimme fortfuhr: "Nur Mut! Wir haben unseren Freund zu seinem eigenen Besten beruhigt! Nun lasst und diese Circe, diese schändliche Betörerin auslöschen!"

Wie auf Kommando schaffte Deathi es, seine Klinge in den Körper von Mogga zu stechen. In ungläubigem Entsetzen weiteten sich ihre Augen, bevor sie zusammenbrach. Flehend hob sie eine Hand in Richtung von Hogger, der noch immer mit dem Aufseher kämpfte, und rief lauthals aus: "Geliebter, nein! Nicht...erneut...getrennt!" Dann hörte man noch ein letztes erschöpftes Stöhnen, bevor ihr Kopf auf dem Steinboden aufkam und ihre Augen sich für immer schlossen.

"Mogga, nein!" schrie Hogger panisch, machte einen Ausfallschritt und rammte Thelwasser seine Klinge in den Leib. Noch mit der Klinge im Bauch brach der Aufseher zusammen, während Hogger zu seiner ermordeten Gefährtin eilte.

"Nein, wie überraschend", meinte Meranor. "Als ob wir das nicht schon ein Dutzend Mal erlebt hätten."

"Geliebte, nicht!", flehte Hogger beinahe herzzerreißend. "All unsere Pläne, unsere großartige Zukunft - dahin! Lass mich dich rächen!" Mit einem wahnsinnigen Lachen zog der Gnoll eine kleine Stange Dynamit aus seiner Rüstung und zündete sie an. "Wenn ihr sie tötet, werdet ihr alle mit mir sterben!" kündigte er an, während er noch immer neben dem Körper seiner toten Gefährtin kniete.

"Kommt mal her", forderte Deathi die anderen auf. Er hatte sich bei dem ohnmächtigen Legolars platziert und schien einen Zauber zu wirken, bis sich eine leuchtend grüne Kuppel über ihnen wölbte. "Alle hier rein, das hilft uns zu überleben", erklärte der Todesritter. Aysella, Myns und Meranor rannten hinein, nur um dort noch weitere Zeit verstreichen zu lassen, bis die Dynamitstange endlich explodieren würde.

Fünf...

Vier...

Drei...

Zwei...

Eins...

"Prost Neujahr!" rief Deathi, holte eine Flasche Sekt aus seiner Tasche und ließ den Korken knallen. Mit vollem Druck flog er aus der Flasche heraus und traf Hogger am Kopf, sodass dieser einen Schwindelanfall erlitt und auf seine Dynamitstange fiel.

"Das ist doch nicht Silvester, du elender...!" beschwerte sich Meranor lautstark, als die Dynamitstange auch schon detonierte. Hogger's Körper wurde vollkommen zerstört und verwandelte sich in ein kleines Häufchen Asche, während der Rest der Gruppe in der antimagischen Hülle, die Deathi gebildet hatte, sicher aufgehoben war. Mit einem leichten Aufflackern wurde die Hülle zuerst durchsichtig und schwand schließlich ganz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schabi
2012-11-26T12:28:57+00:00 26.11.2012 13:28
Erinnert mich tatsächlich an einige Randoof-Inis, die ich mitmachen musste. Ich... bin übrigens Jäger... :)


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