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Schritte in der Dunkelheit

von

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N.O.C.

„Paps? Wo steckst du?“

Ran irrte mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck durch das vom Morgentau feuchte Gras und rief nach ihrem Vater. Noch lag nur eine leichte Beunruhigung in ihrer Stimme, was zweifellos angebracht war, wenn man bedachte, dass am vorangegangenen Tag jemand ermordet worden war. Die Panik sollte erst später folgen.

„Was ist los, Ran?“ Conan war zu ihr gekommen und warf ihr besorgte Blicke zu. Ihr Haar war ungekämmt und die Kleidung unordentlich, sie war anscheinend gerade erst aus dem Zelt gekommen, in dem sie gezwungenermaßen die Nacht verbracht hatte und hatte sich nicht einmal frisch machen können. „Fühlst du dich nicht wohl?“

„Conan.“ Sie mühte sich ein Lächeln ab. „Doch, nein, also es ist nur, Paps ist verschwunden und ich weiß nicht, wohin! Normalerweise dürften wir das Gelände überhaupt nicht verlassen, das hat die Polizei doch angeordnet!“ Obwohl sie es zu verbergen versuchte, schwang ein zarter Hauch Angst in ihrer Stimme mit wie der bittere Nachgeschmack einer falsch gewürzten Speise.

Gleichwohl Conan besser darin war, es zu verbergen, war ihm auch unwohl. Dass Kogoro verschwunden war, konnte nichts Gutes bedeuten. Überhaupt nichts Gutes und zu allem Überfluss gab es mit ziemlicher Sicherheit nur eine Person, die ihm Rede und Antwort stehen konnte. Zumindest, wenn er mit seiner Einschätzung richtig lag.
 

Wer bist du?

Vermouth schlüpfte mit einer geschmeidigen Bewegung aus ihren Pumps und schmiss sie beinahe achtlos über den brusthohen Maschendrahtzaun. Ihr blieb auch nichts erspart.

Und was zur Hölle hast du vor?

„Hier geblieben!“

Überrascht drehte sie sich um und blickte in Conans Narkosechronometer, das er mit einem finsteren Gesichtsausdruck auf sie gerichtet hatte.

„Oh, Cool Kid, pass auf, mit sowas spielt man nicht!“

„Man haut auch nicht ab, wenn die Polizei es verbietet.“ Er lächelte, aber seine Augen blieben starr und angespannt. Beobachtend. Es waren die Augen eines Mannes, nicht die eines Kindes, deren Blick sie nun festhielt. „Der Mord hat doch etwas mit der Organisation zu tun, nicht wahr? Und ich nehme an Onkel Kogoros Verschwinden ebenfalls?“

Vermouth schüttelte nur den Kopf. „Nicht direkt.“

„Lüg nicht, verdammt!“

Sie lachte. „Entspann dich. Ich habe nicht gesagt, dass der Fall nichts mit uns zu tun hat, nur über die Sache mit deinem Meisterdetektiv weiß ich nichts.“ Ein Seufzer entwand sich ihrer Kehle und Conan senkte seinen Arm ein wenig. Anscheinend wollte sie nicht weglaufen oder ihn überwältigen.

„Was meinst du damit?“

„Nun, erinnerst du dich an den Fall mit Irish?“

Er sah sie verblüfft an. „Irish?“ Er hatte etwas lauter gesprochen, als beabsichtigt, aber glücklicherweise schien sie niemand zu bemerken, offenbar waren alle so kaputt von den Ereignissen des gestrigen Tages, dass sie nicht einmal daran dachten, ihre Zelte zu verlassen. „Ja, natürlich erinnere ich mich. Damals ist der Polizeipräsident entführt worden. Außerdem sind Daten der Organisation gestohlen worden und… Oh!“ Es durchzuckte ihn wie ein Blitz.

„Ganz genau. Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass wir hin und wieder Daten speichern. In einer Welt wie dieser kann keine Organisation bestehen, wenn sie nicht alles über ihre Mitglieder weiß und dieses Wissen auch abrufbar ist. Wissen ist Macht, wie man so schön sagt, nicht wahr? Dummerweise ist es jedoch so gekommen, dass der Chip in die Hände eines Mitgliedes gefallen ist, dass sich als N.O.C., also als Verräter entpuppt hat.“

„Katsuragi.“ Natürlich, so passte alles zusammen. Das war also der Grund gewesen, warum er sterben musste.

Vermouth nickte. „So ist es. Er hat mit der japanischen Polizei kooperiert und ihnen angeboten, ihnen Dateien von einer ominösen Verbrecherorganisation zu verkaufen, sofern er Straffreiheit erhält. Die Polizei hat Bedenkzeit verlangt, weshalb Katsuragi noch keinen Schutz erhielt. Ich sollte das ausnutzen und ihn beseitigen, solange er sich noch in Sicherheit wog. Immerhin dachte er, wir wären ihm noch nicht auf die Schliche gekommen.“

„Dann hast du deinen Auftrag jetzt also erfüllt?“ Die Sonne, die immer höher am Himmel emporwanderte, tauchte die beiden einsamen Gestalten in ein mattgoldenes Licht, in dem erste Staubkörner zu tanzen begannen. Es würde ein heißer Tag werden.

„Nein.“

Conan hob überrascht die Augenbrauen.

„Mir ist jemand zuvor gekommen. Irgendjemand hat Katsuragi getötet und den Chip gestohlen.“ Ein verärgertes Zähneknirschen war zu hören. Anscheinend war Vermouth tatsächlich außer sich vor Wut. „Was mit Kogoro Mori ist, weiß ich nicht. Ich habe damit nichts zu tun.“ Sie macht Anstalten über den Zaun zu klettern.

„Warte! Was hast du jetzt vor?“

„Was schon, ich werde diesen Typen finden und mir den Chip schnappen natürlich, sonst werde ich ziemliche Schwierigkeiten bekommen, wie du dir sicher vorstellen kannst, kleiner Detektiv.“

„Ich komme mit.“

Vermouth hielt verblüfft inne. „Was?“

Conan schob seine Brille zurück und blickte sie an. Ein feines Lächeln wanderte über sein Gesicht und erreichte diesmal auch seine Augen. Siegesgewiss.

„Ist doch ganz klar. Wo kann Kogoro schon sein? Stellen wir uns einmal vor, er hätte den Chip vorm Mörder gefunden und aufgehoben, weil dieser ihn beispielweise verloren oder gar nicht erst an sich bringen konnte. In diesem Fall ist er vielleicht in Panik geraten und hat Kogoro kurzerhand entführt.“

„Das ergibt keinen Sinn. Wieso hat er ihn nicht einfach niedergeschlagen und ihm den Chip abgenommen? Das wäre viel einfacher gewesen!“

„Vielleicht blieb ihm keine Zeit ihn zu durchsuchen? Womöglich kam jemand und er musste notgedrungen verschwinden. Außerdem hatte er vielleicht Zweifel an der Echtheit des Chips, in diesem Fall dachte er womöglich er könne über Kogoro etwas über den Verbleib des echten Chips erfahren.“

Sie seufzte. „Also schön Kleiner, aber nur, weil du so ein schlaues Köpfchen bist und ich diesen gottverdammten Chip wirklich brauche.“

„Fein, hilfst du mir über den Zaun?“

Das konnte ja heiter werden…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2013-04-13T19:35:57+00:00 13.04.2013 21:35
Hayu,

ein sehr gelungenes Kapitel wie ich finde. Diese Wendung ist durchaus unerwartet, der Dialog zwischen Vermouth und Conan ist ziemlich erheiternd gewesen ;) Ich fand dieses Kapitel sehr gut, hat mir sehr gut gefallen.

Grüße

Takeru_Takaishi_1989
Von:  Luke_Skywalker1989
2012-07-19T19:02:51+00:00 19.07.2012 21:02
Hey,

Super Kapi. Ich stelle mir gerade bildlich vor wie Conan Vermouth angrinst bei dem Satz mit dem "über den Zaun helfen"^^

Hoffe es geht bald weiter, freu mich.

Lg
Von:  Night_Baroness
2012-07-14T11:01:11+00:00 14.07.2012 13:01
Vielen Dank für das erneute Lob! :D
Die FF sehe ich mir noch an, ich hatte in letzter Zeit nur recht viel zu tun, sodass ich überhaupt nichts lesen konnte. :(

LG
Von:  Zimtphilosophie
2012-07-14T09:18:33+00:00 14.07.2012 11:18
Die von dir verfassten Interaktionen zwischen Vermouth & Conan wissen gekonnt zu imponieren. Über deinen Schreibstil wiederum verbleibt nur Schmeichelhaftes darzulegen.
Zum Schmunzeln veranlasste mich nun mehr vor allem Conan's doch zunehmend kesse Art, die er "armen" Vermouth gegenüber gekonnt einzusetzen wusste.
Ich verbleibe weiterhin als treue Leserin deiner doch sehr ansprechenden FF.
Eine Meinung deinerseits, bezüglich meiner in Englisch gehaltenen FF, würde auch ich nicht abschlägig sein.

MfG
Zimtphilosophie


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