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Wahnsinn

Leo
von

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Der Fremde

„Ich will aber nicht! Lass mich los!“, schrie June aus vollem Halse, als sie von ihrem Bruder Aya aus dem vollen Ballsaal gezerrt wurde.

Er wandte sich sofort an ihren Diener Leontin, der mit verängstigtem Gesichtsausdruck an der Kutsche wartete um den Herrschaften hinein zu helfen. „Ich habe ihnen gesagt Leontin, das sie auf June achtgeben sollen! Sie lassen sie einfach alleine in einem Ballsaal voller lüsterner Männer die nur darauf warten so ein junges Ding wie June zu benutzen. Ich bin sehr enttäuscht von ihnen und wünsche das sie morgen ihre Sachen packen und unser Anwesen verlassen!“

Leontin verbeugte sich tief und schloss die Kutschentür, setzte sich auf den Kutschbock und die Kutsche setzte sich in Bewegung. Es war eine sehr unruhige Fahrt, denn kurz nach der Abfahrt fing es an zu regnen und der Wind nahm zu. Ein Blitz erhellte die Straße und lauter Donner war zu hören. June, die sich am Anfang der Fahrt gegenüber von Aya gesetzt hatte, schreckte auf und flüchtete sich an den Arm ihres großen Bruders.

Dieser lächelte gehässig und schaute aus dem Fenster.

Leontin musste sich draußen auf dem Kutschbock dem Unwetter entgegensetzen. Der Donner machte die Pferde unruhig und sie versuchten sich vom Geschirr zu befreien. Sie bretterten mit ungeheurer Geschwindigkeit über die nassen Feldwege und Leontin sah durch den Regen kaum noch die Hand vor Augen. Dann gerieten ins Wanken und kippten in der darauffolgenden Kurve in einen alten Wassergraben. Leontin flog vom Kutschbock gegen einen Felsen und bewegte sich nicht mehr. Die Pferde lagen mit vom Holz durchgebohrten Körpern neben ihm.

In der Kutsche, versuchte Aya seiner bewusstlos gewordenen Schwester raus zu helfen. Er hielt sich die Stirn von der Blut tropfte, wischte es ab und öffnete die Kutschtür. Dann hob er June hoch und legte sie auf die obere Seite. Er versuchte selber aus der Kutsche zu kommen, rutschte aber ab und krachte auf den Boden. „Verdammt, mein Bein!“ Ein Schmerz durchfuhr Ayas Körper, denn bei der Landung war er mit seinem linken Bein auf einen riesigen Holzsplitter gefallen, das jenes durchbohrt hatte. Er konnte es nicht mehr bewegen geschweige denn aufstehen. Er schaute gen Himmel und bemerkte, dass June langsam wieder zu sich kam. „Aya? Was ist passiert…Aya?“

Sie schaute sich um und sah ihren Bruder im Inneren, „Aya…dein Bein…!“ Geschockt musste sie mit ansehen wie das Blut aus dem Bein Ayas floss. „Du weißt, dass ich so etwas nie von dir verlangen würde wenn die Situation anders wäre, aber du musst Hilfe holen!“

June nickte und kletterte runter, der Regen peitschte ihr ins Gesicht und färbte es in einem dunklen rot. Sie hielt sich die Arme über die Augen und lief den Feldweg weiter in der Hoffnung jemandem zu begegnen. Nachdem sie den Weg schon einige Minuten gegangen war, hatte sie die Hoffnung schon längst aufgegeben, als sie auf einmal ein Licht auf der linken Seite sah. Sie rannte darauf zu und sah auf einmal ein riesiges Anwesen, das mit hohen Eisenzaun umrandet war. Sie ging auf das Tor zu und freute sich, dass jenes offen war. Sie ging hindurch und klopfte an die große mit Holzverzierten Tür. Es dauerte einige Minuten bis ihr geöffnet wurde.

Es stand ein großgewachsener Mann mit blonden Haaren vor ihr. „Was macht denn eine Lady wie sie bei diesem Unwetter draußen?“, fragte er mit sanfter Stimme. June brachte kein Wort heraus und Tränen kullerten ihre Wangen herunter. „Ich hoffe ich bin ihnen nicht zu nahe getreten!“, sagte der Fremde und wischte mit seiner Hand die Tränen von Junas Wangen. Sie erschrak bei seiner Berührung, „Mein Herr, ihre Hand ist ja so kalt wie Schnee!“ Er grinste, „Das kommt ihnen nur so vor, weil sie aus dem Regen kommen! Was für ein Anliegen hat sie den zu mir gebracht?“ „Mein…mein Bruder! Wir sind mit der Kutsche umgekippt und er ist verletzt! Bitte, sie müssen ihm helfen!“

Er klatschte einmal so laut, dass es durch das ganze Haus hallte und ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren kam angelaufen, „Sebah, bring Aya hierher und verbinde sein Bein!“ Der kleine Junge ging zu June und roch an ihrer Kleidung, „Sofort mein Herr!“ Nach den Worten und einer Verbeugung, rannte er an June vorbei in den Regen hinaus. „Kommen sie doch rein Miss June, ihnen wird gleich ein Bad eingelassen. Jessie!“ Auf der Treppe erschien ein kleiner Junge, der bis auf sein blondes Haar genauso aussah wie Sebah. „Ja mein Herr?“ „Bereite ein Bad für unseren Gast vor!“ Jessie verbeugte sich und rannte ins nächste Zimmer. „Woher kennen sie eigentlich den Namen meines Bruders und den meinigen?“, fragte June die endlich wieder ein Wort herausbekam. Der Herr grinste, „Ich habe nur geraten!“

Er wollte ihre Hand nehmen, als sie sie wegschlug, „Geraten? Sehr schlechte Lüge!“ Er lächelte und schaute zur Decke, „Madame, ich versichere ihnen ein sicheres Heim. Fragen werden später beantwortet!“ Er nahm erneut Junes Hand und geleitete sie in ein Schlafzimmer, „Hier können sie nächtigen! Gleich nebenan ist das Bad, dort die linke Tür.“ June nickte und schaute sich im Zimmer um. „ Entschuldigen sie mich Miss June, ich werde mich in meine Gemächer zurückziehen. Wenn sie einen Wunsch haben, sagen sie Jessie bescheid!“ June stellte sich vor dem Herrn, „Sie haben mir noch gar nicht gesagt wie sie heißen! Ich kann nämlich nicht so gut raten wie sie!“ Sie lächelte und schaute ihn erwartungsvoll an. „ Entschuldigen sie mir meine Unachtsamkeit! Ich heiße Leopold French.“ Er verbeugte sich halb vor June und verließ das Zimmer. Als gerade die Tür wieder zu war, kam Jessie ins Zimmer, „Miss, ihr Bad wäre vorbereitet! Kann ich ihnen beim entkleiden helfen?“ June errötete leicht, „Kann mir vielleicht eine Frau…?“ Jessie starrte zur Tür, „Miss wenn sie es wünschen, lasse ich Jil zu ihnen kommen!“ „Das wäre nett von dir!“ Jessie verbeugte sich und verließ das Zimmer. June hörte noch wie Jessie nach Jil rief, die sofort ins Zimmer gestürmt kam, „Entschuldigen sie Miss, ich habe sie warten lassen!“ Sie blieb an der Tür stehen und lächelte June verlegen an. „Ach ja, ich sollte ihnen beim entkleiden helfen!“ Sie lief auf June zu, sie stolperte über dem Teppich und brachte June, an der sie sich festhielt, auch zu Fall. Sie errötete stark und stand schnell auf, „Es tut mir so leid Miss!“ Sie half ihr hoch, als sie auf einmal anfing laut zu lachen. Jil schaute sie verwirrt an, „Miss?“ June lächelte sie herzlich an, „Sie sind eine sehr zerstreute Person! Gefällt mir!“ Jil erwiderte ihr Lächeln und fing an ihr Kleid aufzubinden.

Als einige Stunden vergangen waren, kam June wieder aus dem Bad. Als sie nur im Handtuch bekleidet ihr Zimmer betrat, sah sie Sebah. Er legte ihr ein sehr festlich aussehendes Kleid aufs Bett. „Was machst du da?“, fragte sie mit nervösem Ton. Sebah drehte sich um und verbeugte sich, „Ihr Kleid für die heutige Ballnacht Miss.“ Er zeigte auf den wunderschön glänzenden roten Stoff. „Es…es ist wunderbar, aber Mr. Leopold hat mir nichts von einem Ball erzählt!“ Sebah schaute zu Boden und blieb stumm, in diesem Moment betrat Leopold den Raum, „Sebah! Verschwinde!“ Sebah verbeugte sich nochmals vor June, als er sich vor seinem Herrn verbeugte holte Leopold aus und ohrfeigte ihn. Sebah vollendete seine Verbeugung und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. „Warum haben sie das getan Mr. Leopold?“, fragte June mit zitternder Stimme.

Leopold machte seine Augen zu Schlitze und grinste June an. „Er hat ihnen vom Ball verraten, ich wollte sie persönlich fragen ob sie mich begleiten wollen! Machen sie sich keine Sorgen um Sebah, er weiß was er getan hat und warum er bestraft wurde!“ June öffnete die Tür ihres Zimmers und schaute hinaus um zu schauen wo der kleine Junge hingegangen ist. Leopold stand ganz nahe hinter June und flüsterte, „Er ist in das Zimmer ihres Bruders gegangen!“ Junes Augen weiteten sich, „Mein Bruder ist hier? Ich will sofort zu ihm!“ Leopold lächelte, „Natürlich können sie zu Aya, aber antworten sie mir zuerst auf meine Frage! Wollen sie mich auf den Ball begleiten?“ June schaute ihn skeptisch an, „Sie gehen sowieso davon aus, dass ich sie begleite!“ „Ist das eine Zusage?“ „Ich würde sie gerne begleiten.“ Leopold strich ihr durchs Haar, „Ich freue mich schon darauf sie in diesem wunderschönen Kleid zu sehen!“ Er ging durch die Tür und June folgte ihm bis zum Ende des Ganges, Jessie öffnete die Tür und June ging hinein. Sie drehte sich zu Leopold um, „Kommen sie etwa nicht mit rein?“ „Miss June, ich muss noch alles für heute Abend vorbereiten entschuldigen sie mich!“ Er machte kehrt und ging den Gang wieder zurück in Richtung Privatgemächer. June schaute sich im Zimmer um, „Aya!“ Sie rannte auf ihren Bruder zu, der mit einem Verband im Bett lag. Sie umarmten sich, „Ich bin so froh, dass es dir gut geht Aya!“ Er lächelte June an und schaute dann zu Sebah, der ihm etwas ins Ohr flüsterte. June sah, dass am Hals immer noch Blut von ihm war. Sie nahm ein nasses Tuch und tupfte über Ayas Hals. Er zuckte zusammen und packte ihr Handgelenk, sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Nein!“ June starrte ihn entsetzt an und versuchte sich aus Ayas Griff zu befreien.

„Lass mich los Aya, du tust mir weh!“ Ayas Blick wurde glasig und er ließ sie los. June schaute sich ihr Handgelenk an, das an der Seite anfing zu bluten. Sebah nahm sie an der anderen Hand und geleitete sie aus dem Zimmer. June schaute auf den kleinen Jungen, der stumm neben ihr lief. „Geht’s dir gut, ich meine wegen gerade?“, fragte sie ihn vorsichtig. Er schaute kurz auf, „Machen sie sich keine Sorgen um mich Miss June, es ist alles so wie es sein sollte!“ Er hatte seinen Blick wieder nach vorne gerichtet und führte sie wieder in ihr Schlafzimmer.

„Der Ball beginnt gleich und sie sind noch nicht eingekleidet. Sie wollen den gnädigen Herrn doch nicht warten lassen, oder!?“ June nickte und schaute zu dem Kleid. Dann schaute sie zu Sebah, „Wird Jil gleich kommen?“ Jessie betrat den Raum und verbeugte sich vor ihr, „Miss June, sie ist leider verhindert der Herr sagte das Sebah und ich ihnen behilflich sein sollen!“ June errötete und schaute zur Seite, „Es muss ihnen nicht unangenehm sein Miss June, wir tun alles was sie verlangen!“ „Dreht…dreht euch bitte um!“ Sie schauten sich beide gegenseitig an und drehten sich zur Zimmertür um. June ließ das Handtuch fallen und nahm sich das Kleid vor aber sie bemerkte, dass es hinten zugebunden war, „Dafür brauch ich ja Stunden!“ Die zwei Jungen hatten sie wohl gehört denn sie kamen auf June zu und Jessie nahm ihr das Kleid aus der Hand. „Wir machen das schon!“, sagte Sebah der ihre restlichen Sachen aus dem Schrank holte. June versuchte währenddessen sich zu bedecken. Dann halfen ihr die beiden Jungen ins Kleid und Jessie band es ihr zu. Dann zog June noch die passenden Schuhe an und betrachtete sich bewundert im Spiegel. Sie schaute zu Jessie, „Macht ihr mir auch die Haare?“ Jessie schüttelte den Kopf, „Das wird Percival mit Freuden erledigen!“ Er verschwand mit Sebah aus dem Raum und kam dann nach wenigen Minuten mit einem etwas größeren Jungen wieder. Er hatte schneeweißes Haar und smaragdgrüne Augen. Er kam June mit dem Gesicht ganz nahe und fing an zu grinsen. „Miss, setzen sie sich bitte auf diesen Stuhl!“ Er zeigte auf einen von Jessie rein getragenen Gegenstand. June setzte sich vorsichtig drauf und Percival begann damit ihre Haare herzurichten. Nach wenigen Minuten lächelte er June an und errötete, „Jetzt sehen sie perfekt aus!“ Sie schaute in den Spiegel, Percival hatte ihre honigbraunen Haare hochgesteckt und eine rote Spange auf ihnen platziert.

June fing an zu lächeln und war kurz davor Percival zu umarmen, „Ich danke dir, du hast gute Arbeit gemacht!“

Er schaute sie lange an und nickte dann ging er ein paar Schritte zurück. Sebah erschrak und schaute auf die Uhr, „Miss June, der Ball beginnt in wenigen Minuten, sie sollten jetzt losgehen!“

Sie nickte und ging durch die Tür, die ihr Jessie aufhielt. Als sie die Gänge entlanggingen, hörte sie von weitem schon Musik. Sebah begleitete sie bis zur Tür, die in den Saal führte. Er blieb stehen und öffnete ihr sie, „Ich wünsche ihnen viel Spaß!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  WhatACoincidence
2012-07-01T11:25:51+00:00 01.07.2012 13:25
Schön! Keine widerliche Wortwiderholung bei June Jill und der Kutsche mehr!
June vertraut diesem Leopold auch nicht mehr sofort, gefällt mir!
Das sollte noch etwas so bleiben ;)

Ich hatte aber schon weiter gelesen oder? :o Hm... Hatte das nämlich in Erinnerung das Percival noch mein Liebling wird ;)
<3


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