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L'Amour à trois

Darkly, darkly, Venus Aversa
von

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II. Season - Verloren im Großstadtdschungel

Es war eine Premiere im viel zu realistischen Film, welcher sich das Geschehen auf Erden nannte.

Ich legte den Spitznamen Dankemirreichts gänzlich ab aufgrund meiner erstaunlichen Ausgeglichenheit, während Kai von Yoshi nur noch Kai Kawaii gerufen wurde, weil es ja so niedlich war, dass wir beide uns ziemlich schwul zusammen verhielten in den kommenden Monaten.

Ja, richtig gelesen, zwischen mir und dem Düstergott hatte sich so etwas wie eine Beziehung angebahnt, sogar mit gelegentlichen oralen und seltener auch analen Gefälligkeiten.

Trotzdem ich spürte, dass das mit uns nicht die große Liebe war, da uns stets etwas zu unserem Glück fehlte, war die Zeit mit Kai wirklich angenehm.

Sogar meine Eltern witternden etwas von der Bisexualität ihres Sohnes, hörten sie doch die verdächtigen Geräusche und das laute Poltern aus der oberen Etage klar und deutlich, wenn wir bösen Buben mal wieder zugange waren und uns austobten.

Aber sie schienen dem Ganzen nicht intolerant gegenüber zu stehen, sie mochten Kai und manchmal durfte er auch bei uns zu Abend essen.

Nur nicht heute, da musste er sich um seine eigene Familie kümmern, welche sich anlässlich Omas 75. Geburtstags versammelt hatte und sich bei Kaffee und Kuchen angeregt unterhielt.

Ich schmunzelte bei diesem Gedanken das Schaufenster des größten Elektronikmarktes unserer verschlafenen Kleinstadt an, stellte mir vor, wie Kais hübsches, androgynes Gesichtchen direkt im Kuchen landen und er trotzdem seelenruhig weiterschnarchen würde, weil er besonders während Omas Erzählungen aus ihrer Jugend einen tiefen Schlaf besaß.

Hätte ich für meine voll im Berufsleben stehende Mutter an diesem Nachmittag nicht einkaufen müssen, hätte ich dem feierlichen Ereignis vielleicht ebenfalls beigewohnt, aber es lag schließlich auch in meinem Interesse, dass man etwas Essbares im Kühlschrank vorfand, wenn einen der Hunger des Nachts in die Küche trieb.
 

Da ich noch ein bisschen Geld in meiner Brieftasche vorfand, welches ich mir letzten Monat mühsam mit Zeitungen austragen verdient hatte - eine wirklich harte Arbeit, die zudem schlecht bezahlt wurde und einem die Freizeit neben dem Job raubte - entschied ich mich ganz spontan dazu, die Metalabteilung besagten Elektroladens aufzusuchen und mich mit der neuen Asking- Alexandria-Platte zu verwöhnen, auf dass meine Eltern einen Kollaps erlitten, wenn sich das Prachtstück lautstark im Player drehte.

Ben Bruce, der Sänger, wusste eben, wie man die alten Leute in den Wahnsinn treiben konnte und mich in einen akustischen Orgasmus.

Dieser überwältigte mich bereits beim neugierigen Probehören, ich stand da, mit Kopfhörern auf den Lauschern und konnte den Kopf sowie den Mund einfach nicht mehr ruhig halten.

Zufrieden bangte ich vor mich hin, umgeben von glotzenden Mittvierzigern, die wahrscheinlich noch nie solche geilen Tunnels wie die meinen gesehen hatten.

Gerade wollte ich ihnen einen kecken Blick zuwerfen, da sah ich aus den Augenwinkeln eine ganz in schwarz gekleidete Gestalt durch die Regale der Metalabteilung huschen und erstarrte in meiner Bewegung.

Mein Herzschlag beschleunigte auf ein ungesundes Tempo und mein Kopf schrie nur einen Namen.

Tylertylertyler.

Diesmal war er es, ganz sicher.

Wie oft brachte mich die Verwechslung mit ähnlich aussehenden Goths in peinliche Situationen, zumal ich jedem von ihnen auf die Schulter klopfte und sie Tyler nannte, um mich Sekunden später mit glühendem Schädel vom Acker zu machen, denn die bösen Blicke wollte ich nicht in böse Taten umgewandelt wissen.

Kai meinte, ich dachte noch viel zu oft an ihn, deswegen projizierte ich sein schönes Abbild auf jeden Szenegänger, der mir vor die Funzel kam.

Verliebt hätte ich mich in ihn, meinte mein Freund, aber ich bestritt das heftig.

Was mir von ihm geblieben war, war lediglich die Autogrammkarte und die Erinnerungen an seine Berührungen und besonders auch an seine Stimme.

Wie um alles in der Welt sollten während Tylers Abwesenheit die Gefühle für ihn gewachsen, stärker geworden sein?

Eher noch hätte ich mich in Kai verknallen müssen, weil wir 24/7 aufeinander gluckten und uns gegenseitig die Zunge in den Hals steckten.

Dabei war Kai mindestens genauso attraktiv wie der Drummer.

Nein, ich hatte anscheinend immer noch einen an der Klatsche.

Wieso eigentlich dachte Kai nicht mehr so oft an Tyler, wo dieser ihn doch noch intensiver gevögelt hatte als mich?

Ich glaubte, dass er seine Gefühle nur nicht preisgeben wollte.

Wir schwärmten schließlich alle beide für Tyler und durchsuchten beinahe wöchentlich das Internet nach neuen Fotos der Band und besabberten sie wie kleine Fangirls.

Und das war auch der Grund, weswegen ich genau wusste, dass der Schwarzgekleidete von gerade, der sich viel zu schnell aus dem Staub gemacht hatte, nur einer sein konnte.

Deswegen ließ ich die CD einfach liegen, nahm die Beine in die Hand und hastete dem vermeintlichen Tyler hinterher, welchen ich unbedingt einholen musste.

Koste es, was es wolle.
 

Auf der wilden Verfolgungsjagd verlor ich mich regelrecht im Dschungel unserer in diesem Moment viel zu großen Kleinstadt, und auch wenn ich wieder vermehrt unter meiner Mütze zu schwitzen begann, für Tyler würde ich es auch in Kauf nehmen, komplett dahinzuschmelzen.
 

Dieser Mann raubte mir jegliche Fähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Und siehe da, ich nahm die Spur der schwarzen Schönheit mit den beinahe hüftlangen Haaren wieder auf, jubilierte innerlich und beobachtete, wie sie in eine kleine Seitenstraße abbog, dort wo sich das Café Kretschmar befand.

Tyler und Kaffeekränzchen?, überlegte ich skeptisch, schwang meinen Arsch jedoch noch immer hektisch über den Ecktisch, bis ich vor dem kleinen, gemütlichen Omatreffpunkt haltmachte.

Der Typ musste in den paar Monaten um Jahre gealtert sein, wenn er hier abstieg.

Und die alten Omis fielen sicher reihenweise vor Angst um, deswegen linste ich zunächst durch die Scheibe, um sicherzugehen, dass da drin keine Massenpanik ausgebrochen war und die Damen mich, der noch viel zu jung zum sterben war, einfach umrannten.
 

Aber halt.

Auch wenn noch alle quicklebendig auf ihren Stühlen saßen und sich angeregt unterhielten, während sie eifrig in ihren Tässchen rührten, mich rührte etwas gänzlich anderes.

Tyler saß freilich an einem der mit weißer Spitzendecke versehenen Tische, aber was mich schockte war die Tatsache, dass er nicht allein war, sondern sich in Gesellschaft mit einem ebenso schwarzen, männlichen Wesen befand, mit dem er sich zudem angeregt unterhielt.

Warum mein Magen sich ob dieses Anblickes verhärtete und eine unerklärbare Wut in mir aufstieg, konnte ich nicht erklären.

Und warum meine Füße mich trotzdem in das Innere des Cafés trugen, obwohl ich die traute Zweisamkeit des Pärchens stören und ohnehin nicht erwünscht sein würde, wusste ich genauso wenig.

Ich besaß weder eine Kontrolle über meine negativen Empfindungen noch über die Taten meines Körpers.
 

Ach, war doch alles total albern...
 

Mir wurde keineswegs besser, als ich schließlich vor Tyler samt seiner Begleitung stand und letztere mich zuerst ziemlich verwirrt musterte, nachdem sie von meiner Anwesenheit Notiz genommen hatte.

Aus dem Blick des Goths mit den kurzen Haaren konnte ich glasklar lesen, dass ich mich von ihm aus zum Teufel scheren konnte, denn seine Augen waren fast noch kälter als die Tylers an jenem Tage, an dem er mich am liebsten persönlich in die Hölle verbannt hätte.

Die Antipathie gegen ihn wuchs und ich bereute es mittlerweile zutiefst, dass meine Füße mir nicht gehorcht hatten, aber ein freundliches, wenn auch ziemlich distanziert klingendes 'Hey' drang nun plötzlich an mein Ohr.

Ich brauchte mich nur von dem Fremden abwenden, da fing Tyler schon meinen Blick ein, so, als wäre seiner magnetisch.

Stumm blickte ich ihn an, erschauderte aufgrund seiner mir so vertrauten Gesichtszüge, den gezupften Augenbrauen, dem tiefschwarzen Kajal und den heute in eben der unbunten Farbe gehaltenen Lippen.

"Hey...", grüßte ich nach mir ewig vorkommenden Momenten zurück, verfluchte mich aufgrund meiner so unsicher klingenden Stimme und schmiedete gedanklich bereits Gestalt annehmende Fluchtpläne, da lud mich Tyler unerwartet dazu ein, neben ihnen Platz zu nehmen und doch etwas zu trinken, wo ich schon mal da war.

Doch als ich meinen Hintern auf dem Polster der Bank niederließ und sich Tyler mit seiner Begleitung unbeirrt weiter unterhielt, wusste ich, dass es ein Fehler war, ihnen Gesellschaft zu leisten.

Aus Tylers Worten war deutlich hervorgegangen, dass er mich allenfalls duldete und was noch schlimmer war: Ich konnte nichts, absolut nichts mehr von der einstmaligen Vertrautheit spüren, die zwischen uns geherrscht hatte, während wir miteinander leidenschaftliche Stunden erlebten.

Seine Augen hatten mich dermaßen unverwandt angesehen, als wären wir uns nie zuvor begegnet und auch in der Luft bildete ich mir ein, die eisige Kälte mir gegenüber zu spüren.

Aber bewiesen mir nicht genau all diese Eindrücke, dass ich Tyler zu tief in meinem Herzen vergraben hatte, tiefer, als es überhaupt gesund war?

Ich hatte Kai, verdammt, und ich mochte ihn sehr - aber ohne Tyler fehlte etwas zwischen uns.

Mein Herz war schließlich dreigeteilt und wenn ein Drittel nicht an seinem Platz war, mochte ich mich am liebsten auf den Rücken werfen und mit den Beinen strampeln, weil alles keinen Spaß mehr machte.
 

Noch weniger Spaß machte mir Tylers Begleitung, die mir als Nick vorgestellt wurde und den Drummer meiner Meinung nach regelrecht anschmachtete; und ich hatte Augen im Kopf, deswegen konnte ich das sehr wohl objektiv beurteilen.

Wann immer sich ein Lächeln auf Tylers Gesicht stahl, konnte ich davon ausgehen, dass Nick mindestens lauthals lachte und auch wenn die beiden sich ausschließlich über belanglose Dinge unterhielten oder höchstens noch über Tylers Leben auf Tour, war der maskulinere Kurzhaargoth total angetan von jedem seiner Worte.

Immer lauter wurde meine mental gestellte Frage, was ich denn hier suchte, aber plötzlich schien sie sich in Luft aufzulösen, als Nick einen Blick auf sein Handy warf und ganz erschrocken in die Wäsche guckte.

"Shit, ich muss doch los. Den anderen helfen, alles für morgen vorzubereiten!", warf er in den Raum, erhob sich von seinem Stuhl und legte noch ein paar Münzen für sein Getränk auf den Tisch.

Und dann war er weg, was Tyler nicht sonderlich gefiel, seiner Miene nach zu urteilen.

Es war, als hatte er noch irgendetwas erwartet...
 

Nun war ich endlich am Zug.

So sehr ich auch auf diesen Moment gewartet hatte, ich verspürte ein gewisses Lampenfieber, denn was sollte ich überhaupt mit Tyler bereden?

Den Plausch über das warme Sommerwetter fortsetzen?

Das war doch auch doof.

Zum Glück wurde mir auch diese Entscheidung abgenommen.

"Wie geht's dir?"

Ich konnte nur auf seine ruhig das Glas umklammernden Hände starren, während ich eine Antwort formulierte.

"Gut. Dir?"

"Auch gut."

So würde das nie was werden, schalt ich mich selbst, deswegen beschloss ich, mich etwas mehr anzustrengen.

"Was macht Lilly? Geht's ihr auch gut?"

Auch wenn man das nie vermutet hätte, das rothaarige Mädchen lag mir ebenfalls noch am Herzen, aber die Gefühle für sie hatten sich über die Monate mehr und mehr verflüchtigt, waren eigentlich schon geschrumpft, als ich Tyler näher gekommen war.

Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass ich fast genauso oft an Lilly dachte wie an den schönen Drummer, nur war das Empfinden dabei ein anderes, vielleicht weniger intensiv, aber doch fast ebenso schön.
 

Tyler räusperte sich kurz, ehe er die Stimme erhob.

"Ihr geht's auch gut. Den...Umständen entsprechend."

"Was? Warum?", entfuhr es mir erschrocken und fasste nun den Mut, dem anderen ins Gesicht zu schauen, welches nachdenklich nach unten auf sein Getränk gerichtet war und fast ganz durch seine langen Haare verdeckt wurde.

Er sagte nichts, trank noch einen Schluck, meinte dann jedoch plötzlich, dass er nun auch wegmüsse, die Band brauche seine Unterstützung.

"Wir geben morgen ein Konzert hier", erzählte er mir noch beiläufig und ich freute mich fast schon über so viele Worte auf einen Schlag aus seinem Mund. "Deswegen bin ich auch in der Stadt. Wenn du magst, kannst du ja auch kommen. Vielleicht mit deinem Freund da..."

"Kai", warf ich schnell ein, Tyler nickte nur, als kannte er bereits seinen Namen, dabei war dem nicht so.

Doch wichtiger war, dass er sich noch an Kai erinnerte, das gefiel mir.

Und noch mehr gefiel es mir natürlich, dass er mich sozusagen dazu eingeladen hatte, der Band zuzujubeln.

"Ich wusste gar nichts von dem Gig...", gab ich zu, während Tyler sich sein Haar mit einer Hand nach hinten strich und dabei einfach göttlich aussah, nur leider bewegte er sich nun schon auf die Tür zu und ich kam mir vor wie ein dummer Junge, weil ich ihm folgte.

"Jetzt weißt du's", meinte der andere und ich hätte schwören können, dass sich ein zaghaftes Schmunzeln in seinem Gesicht bemerkbar machte. "Also dann. Morgen 20.00 Uhr im Drugstore. Komm nicht zu spät, willst' ja schließlich was sehen!"

"Natürlich will ich, und ganz besonders dich", rutschte es mir raus und ich bemerkte erneut, dass ich kaum mehr Kontrolle über die Worte hatte, die ich so unbedacht ausspuckte.

Wir standen mittlerweile auf der Straße, welche ziemlich verlassen war, ungewöhnlich für diese Uhrzeit.

Aber vielleicht hätte Tyler sonst nicht plötzlich mein Gesicht in seine großen Hände genommen und mir direkt in die Augen gesehen, eindringlich und fast schon einem hungrigen Tier gleich.

Mein Herz schlug Purzelbäume in diesem Augenblick, wahrscheinlich schoss mir auch das Blut in die Wangen und ich lief rot an, was sich ganz danach anfühlte, als Tyler mit seinen Daumen über meine erhitzte Haut streichelte.

Alles in mir jubilierte und feierte und mein Empfinden erreichte seinen Höhepunkt mit dem sanften Kuss, den Tyler mir direkt auf den Mund drückte.

"Ich freu mich auf dich, Mütze", säuselte er fast schon liebevoll und küsste mich danach flüchtig auf die Nasenspitze, was mich nur noch wahnsinniger machte.

"Ich freu mich auch", ließ ich ihn wissen, der andere nickte daraufhin nur lächelnd und entfernte sich dann leider auch schon von mir.

Alles, was mir blieb, war die Gewissheit, dass er mich über die Monate nicht vergessen hatte und mich noch ebenso mochte wie während unserer gemeinsamen Nacht.

Wahrscheinlich sehnte er sich auch nach meiner Nähe, und vielleicht auch nach Kais.

Voller Glück machte ich mich, freilich nachdem ich für Mutti brav eingekauft hatte, auf den Heimweg, verzichtete auf die Asking-Alexandria-CD und den akustischen Orgasmus, denn das, was mir Tyler gerade gegeben hatte, war intensiver und süchtig machender als jeder sexuelle Höhepunkt, den man sich vorstellen konnte.

Nur war da noch eine Sache, die meine Freude leicht milderte:
 

Wieso verhielt er so distanziert mir gegenüber während Nicks Anwesenheit?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  FrauGeneral
2012-07-19T16:14:28+00:00 19.07.2012 18:14
Hi,
ich möchte ganz ehrlich sein: Warum hörst du wieder an einem Spannenden Punkt einfach auf???? *schmacht*
Ich lasse mich auf jedenfall von den nächsten Kapiteln (ja mehrzahl)überraschen und doch habe ich eine Bitte: Lass deine Leser/innen nicht zu lange warten..... *weiterschmacht*

*nicht böse sein* LG FG


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