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Tide Lords

mir fällt einfach kein Titel ein..
von

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Kapitel 2

2. Kapitel
 

"Was gibt es heute zu essen Declan?" Cayal stand in der offenen Tür, die auf die großzügige Dachterrasse führte und blickte seinen Gastgeber ungeduldig an. Dieser saß am Laptop und würdigte den anderen Mann keines Blickes.

"Das was du dir besorgst, schätze ich mal. Und du kannst mir gleich etwas mitbringen wenn du rausgehst."

"Sonst hast du immer gekocht wenn du zu Hause warst“, schmollte Cayal.

"Sonst hatte ich auch keine zusätzliche Arbeit, wie zum Beispiel herauszufinden wann Lukys plant diese Welt zu verlassen und wen er gedenkt mitzunehmen. Außerdem noch nach dem Kristall zu suchen und sich eine Möglichkeit zu überlegen ihn in die Finger zu bekommen. Bis jetzt warst du mir keine große Hilfe dabei, Cayal."

Er blickte immer noch nicht von seiner Arbeit auf.

"Ich komme halt mit diesem neumodischen Kram immer noch nicht wirklich klar. Keine Ahnung wie du das alles hinbekommst.

Aber wann er diese Welt verlassen will kann ich dir sagen, zur nächsten Königsflut, wann sonst.

Und ich bin mal nicht so und mache mich in der Lebensmittelbeschaffung etwas nützlich. Irgendwelche Wünsche?"

Sie brauchten zwar eigentlich nichts mehr essen, hatten sich diese Eigenart jedoch bewahrt. Es war angenehmer, verschaffte dem Tag einen gewohnten Rhythmus und ließ sie unter normalen Menschen nicht auffallen.

"Ist mir egal, bring mit was du magst“, antwortete Declan ihm, "Geld liegt auf der Kommode im Flur. Du bist ja arm wie eine Kirchenmaus, nicht wahr? Und das mit der Königsflut ist schon klar, nur wann ist die nächste?" Cayal sparte sich den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag und verließ die Penthousewohnung über den eigenen Fahrstuhl.

Etwa eine halbe Stunde später klingelte er wieder und Declan ließ ihn herein.

"Ich hasse es, die meisten von diesen Essenslädenbesitzern starren mich an, als hätte ich gerade eine Bank überfallen. Als könnte jemand wie ich es sich nicht leisten bei ihnen zu kaufen."

Declan musterte Cayal von oben bis unten. "Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen, Cayal? Du siehst aus wie ein Bettler, vielleicht liegt es daran. "

Er sah an sich herunter. "Ich sehe aus wie jeder normale Mensch auf der Straße" erwiderte er.

"Eben, und jeder normale Mensch kann sich kein Fertigessen leisten. Wenn du keine Lust hast raus zu gehen um uns was zu kaufen besorg dir halt ne Frau, die für dich kocht und am besten noch putzt. Platz ist genug und mit deinen Verführungskünsten sollte es ein Kinderspiel sein."

"Ich habe es dir doch erzählt, außer Arkady interessiert mich nur eine weitere Person."

"Ach ja, die geheimnisvolle Unbekannte. Willst du mir nicht endlich erzählen wer sie ist?"

Doch statt auf Declans Frage zu antworten deutete Cayal nur auf die Tüten, die er auf der Kommode abgestellt hatte. "Das Essen wird kalt."

Das Essen, Rindfleisch mit Pommes, nahmen sie schweigend am großen Esstisch ein. Es schmeckte nicht sonderlich gut, aber auch nicht furchtbar. Das schien beiden allerdings auch ziemlich egal zu sein.

Als Declans Teller leer war, wischte er sich mit einer Serviette den Mund ab und wandte sich an seinen Gegenüber. "Ich denke ich könnte etwas gefunden haben. Eine Spur die uns zum Kristall des Chaos führen kann." Cayal blickte von seinem Teller auf. "Wirklich? Und wo ist er?"

Declan seufzte: "Ich weiß es noch nicht genau. Ich habe einen Artikel gefunden, in dem von einem geheimnisvollen Kristall die Rede war. Der Artikel ist aber ungefähr siebzig Jahre alt und vom Besitzer stand dort nichts. Es ist allerdings die erste brauchbare Spur, die wir haben. Alles andere, was ich gefunden habe, war mehr als vage und lag sehr viel länger zurück."

"Kannst du herausfinden wer zu der Zeit der Besitzer war?"

"Ich denke schon. Ich bin ein einflussreicher Mann mit viel Geld und vielen Beziehungen, es wird machbar sein, aber auch ein wenig dauern. Ich will nicht dass man die Spur zu mir zurück verfolgen kann, falls wir den Kristall gewaltsam an uns bringen müssen."

Cayal nickte zustimmend. "Das ist klar, und was machen wir so lange bis wir die Informationen haben? Bist du bei Lukys weiter gekommen?"

"Wir könnten uns überlegen was wir mit dem Kristall anstellen, sobald wir ihn haben. Das wäre doch mal eine Aufgabe für dich. Lukys habe ich bis jetzt nicht gefunden. Der alte Hund hält sich zu gut versteckt, ebenso wie Maralyce. Aber die hat ja auch genug Übung darin. Kentravyon ist ein hohes Tier in der Kirche und Arryl setzt sich für die Armen und Schwachen ein. Aber keiner scheint Verbindung zu Lukys zu haben. So, und weil ich doch zu neugierig bin, wer ist es nun, Coryna, oder? Gezeiten, und du gibst es nicht zu weil du Angst vor Lukys hast? Der Körper hat dir doch schon damals gefallen als sie ihn noch nicht bewohnt hat."

Cayal stand auf und begann den Tisch abzuräumen. Als er die Teller und das Besteck ordentlich gestapelt hatte sah er Declan direkt in die Augen.

"Es ist nicht Coryna und auch nicht Maralyce, ebenso wenig Arryl. Aber du brauchst dir keine weiteren Gedanken machen, du wirst es eh nicht erraten. Dafür hast du zu wenig Fantasie."

"Verrate mir wenigstens ob ich sie kenne. Bitte Cayal, du hast in letzter Zeit so oft bei mir gewohnt, da wirst du mir so etwas wohl verraten können. Dir wird es doch nicht etwa peinlich sein?"

Cayal nahm die Teller und ging damit in die Küche. Er blickte über die Schulter zurück und sagte: "Du kennst diese Person allerdings."

Während Cayal sich um den Abwasch kümmerte, also das Geschirr in den Spüler räumte, dachte Declan nach.

Er war wirklich neugierig wem sein Freund verfallen sein könnte. Keiner der alten Gezeitenfürstinnen also, gab es etwa Neue, von denen er nichts wusste? Oder doch eine Sterbliche? Aber das passte nicht zusammen. Cayal hatte durchblicken lassen, dass er diese Person schon länger als ein Menschenleben mochte. Und Declan kannte sie auch.. Das passte einfach vorne und hinten nicht. Wahrscheinlich wollte Cayal ihn nur verschaukeln und er war darauf hereingefallen. Er, der erste Spion des Königs, der sich für so einen großartigen Menschenkenner hielt. Allerdings hatte Cayal ihm einige Jahrtausende Übung im Lügen voraus.

Seltsam, dass er sich immer noch als ersten Spion sah, aber anscheinend blieb jeder auf dem Titel sitzen, den er zu der Zeit inne gehabt hatte als er unsterblich geworden war, immerhin war Cayal auch der unsterbliche Prinz geblieben.

Als das Geschirr verstaut war und der Spüler lief steuerte Cayal wieder die Terrasse an. Wie ein Sonnenanbeter verbrachte er die meiste Zeit des Tages dort in einem Liegestuhl. Declan setzte sich wieder vor den Computer um einige Dinge wegen des Kristalls in Bewegung zu setzen.

Erst beauftragte er jemanden um herauszufinden welcher Verlag den Artikel veröffentlicht hatte. Dann schickte er jemand anderen auf die Suche nach dem Autor und so ging es weiter bis er den damaligen Besitzer ausfindig gemacht hatte. Wie sich herausstellte war dieser vor zwei Jahrzehnten gestorben und seine wertvolleren Besitztümer waren versteigert worden.

Die Liste der Gegenstände gab es noch, ebenso das Verzeichnis der Höchstbietenden. In einer gut sortierten Welt ging halt nichts verloren.

Zufrieden warf Declan zum ersten Mal seit Stunden einen Blick auf die Uhr und fluchte. Es war schon vier Uhr in der Nacht und er hatte am nächsten Tag einen wichtigen Termin in seiner Firma. Um dort rechtzeitig anzukommen musste er spätestens um halb sechs los fliegen. Kein Schlaf also diese Nacht. Hawkes beschloss ein wenig frische Luft zu schnappen und schon mal die nächsten Schritte zu überlegen wie er sein Ziel erreichen könnte. Cayal war bis jetzt ja wirklich keine große Hilfe gewesen.

Er trat durch die Tür auf die Terrasse und ging bis an die Brüstung. Dort atmete er den kühlen Nachtwind tief ein. Es würde wirklich bald anfangen zu schneien. Der Winter kam schnell näher. Declan blickte auf die fast komplett finstere Stadt hinab. Früher tobte unter ihm das Nachtleben, alles war hell erleuchtet und die Menschen tummelten sich auf den Straßen. Alles vorbei, jeder musste sparen, die Ressourcen waren knapp geworden, niemand verschwendete etwas. Auch keinen Strom. Nicht weil der knapp geworden war, da hatten sie früh genug auf Wind-, Solar- und Wasserenergie gesetzt, sondern weil niemand mehr unnötig Geld dafür ausgab.

Plötzlich spürte Declan eine Bewegung hinter sich, fuhr herum und sah in Cayals blaue Augen dicht vor ihm, die ihn verwundert ansahen.

"Bei den Gezeiten, erschrecke mich doch nicht so, Cayal. Was machst du überhaupt zu dieser Uhrzeit hier draußen?"

"Ich bin wohl in der Sonne eingeschlafen und gerade erst wieder aufgewacht. Wie spät ist es denn?"

Declan, dem die Nähe des anderen Gezeitenfürsten etwas unangenehm wurde, schlenderte zu den Liegestühlen hinüber und setzte sich auf einen.

"Etwa vier. Ich habe den Kristall gefunden." "Wirklich?" Cayal setzte sich auf den Stuhl dem Ratz gegenüber. "Und wo ist er?"

"In der Sammlung eines Mannes, der bekannt dafür ist sein gesamtes Einkommen in seltsame Objekte zu stecken. Ich dachte mir ich versuche, beziehungsweise du versuchst ihn über einen Mittelsmann zu kaufen. Wenn das nicht klappt, holen wir ihn auf andere Weise."

Cayal nickte, "Klingt gut. Aber willst du jetzt nicht mal ins Bett gehen? Du hast doch mit Sicherheit durchgearbeitet." Declan schüttelte den Kopf. "Geht nicht, ich muss in eineinhalb Stunden wieder los. Es gibt noch Menschen, die einen Job haben, weißt du. Das war gestern mein einziger freier Tag für die nächsten zwei Wochen." Er seufzte und rieb sich die Schulter. Sie war etwas verspannt von der langen Arbeit am Laptop. Verflucht sollen die Selbstheilungskräfte sein, wieso brauchen die kleinsten Lappalien am längsten um wieder in Ordnung zu kommen?

Plötzlich fühlte er zwei warme Hände auf seinen Schultern, die anfingen ihn zu massieren. Er wollte sich umdrehen, aber Cayal hinderte ihn daran.

"Cayal, was.." "Wenn ich dir schon nicht bei den Recherchen helfen kann, lass mich dir wenigstens so eine Hilfe sein." Schweigend massierte der unsterbliche Prinz weiter die Schultern des ersten Spions. Dieser ließ es sich nach anfänglichem Wiederwillen gefallen und genoss es dann sogar. Cayal hatte in der langen Zeit in der er lebte wirklich vieles perfektioniert. Gerade als er die Augen schloss und es richtig zu genießen begann, hörte Cayal plötzlich auf und sagte: "Wenn wir den Kristall haben müssen wir ihn abschirmen, so dass keine Gezeitenmagie an ihn herankommt. Und dann müssen wir ihn an einem Ort verstecken, an dem Lukys ihn nie vermuten würde. Ihn in unserem Besitz zu lassen wäre viel zu riskant. Außerdem würde ich zusehen, dass es so aussieht, als wäre der Kristall immer noch im Besitz dieses Sammlers. Lukys und Coryna haben ihn sicher nie aus den Augen verloren. Kannst du nicht eine Kopie anfertigen lassen, die wir gegen den Originalschädel eintauschen?"

Declan sah sich verwundert zu Cayal um.

"Hey, du bist ja doch zu etwas gut! Das ist wirklich ein guter Einwand. Ich werde mich morgen nach meinem Termin darum kümmern eine Replik aufzutreiben. In der Zwischenzeit kannst du dir ja einen Ort überlegen, der als Versteck geeignet ist. Und kauf dir bitte etwas Ordentliches zum Anziehen. Irgendwann fällt es auf, wenn jemand, der so schäbig gekleidet ist hier ein- und ausgeht." Cayals Hände ruhten weiterhin auf Declans Schultern. "Geht in Ordnung. Du musst mir aber den aktuellen Zugangscode da lassen. Ich werde jetzt ins Bett gehen und noch ein wenig weiter schlafen. Viel Spaß bei deiner Besprechung." Damit löste er sich von Declan und ging zur noch offenen Terrassentür.

Als er gerade hindurch gehen wollte rief Declan ihm etwas nach. "Du hast dich sehr verändert Cayal."

Der angesprochene drehte sich noch einmal um, "Du dich überhaupt nicht, Ratz." Dann verschwand er in die dunkle Wohnung und Declan sah ihm noch eine Weile hinterher bevor er sich auf dem Liegestuhl ausstreckte und über die Zukunft nachdachte.



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