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There’s no one left I love… - Well, there are always exceptions

A Finnick and Johanna Story
von

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Pillow talk

Und noch mal die Werbung für unser Forum, das langsam voller wird, aber noch dringend eine Rebellen und Kapitolbewohner sucht (Wo sind die Sonjas dieser Welt :P)

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Aber jetzt geht's weiter mit der FF:
 


 

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3. Kapitel: Pillow talk
 

„War das gut?“, wollte Sina von ihm wissen, als er wieder neben ihr auf dem weichen Kissen lag. Das gesamte Hotelzimmer wirkte ziemlich teuer und verdammt kitschig auf Finnick. Fast ein bisschen altmodisch, denn die moderne Linie des Kapitols zog sich hier nicht besonders gut durch. „Fantastisch“, versicherte Finnick ihr und war eigentlich ganz vor darüber, dass er wieder auf dem Rücken liegen konnte. Irgendwie hatte es ihm wenig bekommen, auf sich über Sina zu beugen, ganz zu schweigen von dem ganzen Geschaukel.
 

Vielleicht war es doch eine blöde Idee betrunken zu Arrangements zu gehen. Jedenfalls für ihn, wo doch die Arbeit bei ihm lag und jeder Fehler eine Beschwerde mit sich zog, die Finnick sich nicht leisten konnte.

Er sah hinüber zu dem Mädchen, das so eben ihr erstes Mal mit ihm erlebt hatte und fragte sich, ob das besonders Romantisch war. Wollte man mit jemanden sein erstes Mal verbringen, dem man Geld dafür bezahlen musste, dass man überhaupt mit ihm schlief? Also Finnick würde das nicht wollen. Aber dafür war es ohnehin schon lange zu spät bei ihm.
 

„Finnick Odair sagt, ich wäre fantastisch“, freute sich das Mädchen und gähnte. „Und ich muss es wissen“, versicherte er ihr mit einem verführerischen Schnurren. Finnick hoffte nur, dass sie nicht erkannte, dass er log. Es war ja nicht wirklich schlecht gewesen. Aber sie hatte einfach nur dagelegen und ihn angestarrte, als könne sie nicht glauben, dass er gerade wirklich mit ihr schlief. Zwischen durch hatte sie immer wieder schmerzhaft das Gesicht verzogen, weil sie wohl Schmerzen hatte, was Finnick sogar ein bisschen leid getan hatte, aber daran konnte er beim besten Willen nichts ändern. Das war schließlich normal und dafür würde er nicht die Schuld auf sich nehmen.

Das Herumgeknutsche vorher war viel schlimmer gewesen, als der eigentliche Akt. Denn Sina hatte sich förmlich an seinen Lippen festgesaugt. Sie war eben wirklich sehr anhänglich. Aber es gab ja auch weit aus Schlimmeres, wie Finnick wusste.
 

Jetzt lag sie einfach nur in seinen Armen und wirkte erschöpft. Eine nette Abwechslung. Sie hatte außerdem aufgehört zu reden und begnügte sich damit über seine Brust zu streichen. Damit konnte er leben. „Sehen wir uns wieder?“, fragte sie leise und hoffnungsvoll, während Finnick innerlich das Gesicht verzog. Eine ziemlich blöde Frage für seinen Geschmack. „Sina, du weißt doch bestimmt, dass ich niemanden zwei mal treffen“, seufzte Finnick und Sina sah ihn enttäuscht an. „Aber ich dachte, vielleicht…“ Mit einem Kopfschütteln unterbrach er sie. „Wir könnte ich so egoistisch sein und ein so hübsches Mädchen nur für mich beanspruchen“, entgegnete er und erhielt dafür ein Kichern. Sina ahnte vermutlich nicht mal, dass er unendlich froh darüber war, dass er nicht verpflichtet war seine Arrangements immer weiter zu treffen. Das machte es leichter sie zu verdrängen.
 

Wieder verfielen sie ins Schweigen, während Finnick ihre blonden Haare mit den Fingern durchkämmte und dabei zusah, wie Sina immer schläfriger wurde. Er persönlich fand ja, dass diese offenen Haare viel netter aussahen, als die komischen Schnecken, die sie bisher in den Haaren gehabt hatte und die nicht lange Stand gehalten hatte.

„Gehst du gleich?“, erkundigte sich Sina und bekam wieder diesen anhänglichen Ausdruck. „Ich denke schon. Dir fallen sowieso gleich die Augen zu“, bestätigte Finnick ihren Verdacht. „Oder gibt es noch was, was ich für dich tun kann?“, erkundigte er sich. Denn einmal hatte er sich selbst entlassen und das hatte Präsident Snow wirklich gar nicht gefallen. Lieber umging er diese Situation geschickt.
 

Tatsächlich träge schüttelte die Blondine den Kopf. „Nein, alles wunderbar… Aber wirst du mich dann vergessen?“ „Wie könnte ich!“, sagte Finnick sofort und fügte lediglich in Gedanken hinzu ‚mir so viele Frauen jemals merken‘. Dieses Mädchen war so leichtgläubig, dass sie sich über seine Antwort freute und wieder entspannter drein blickte, bevor sie tatsächlich die Augen schloss.
 


 

Finnick bemühte sich besonders leise zu sein, als er aus dem Fahrstuhl heraus kam und das Licht nicht einschaltete. Mags wurde so schnell davon wach und er wollte seine alte Mentorin nicht wecken. Sie machte sich ohnehin schon Sorgen um ihn und Finnick wusste auch, dass sie sich schuldig fühlte, weil er ihretwegen die Arrangements annahm. Gesagt hatte er es Mags zwar nie, aber sie war nicht dumm und jeder von ihnen wusste, wie Snow vorging.
 

Er unterdrückte ein Fluchen, als er mit dem Knie schmerzhaft gegen einen Stuhl stieß. Wer ließ so was auch einfach im Weg stehen? Beinahe hatte er seine Flasche nämlich fallen lassen. Sina und er hatten den Champagner mitgenommen und da sie jetzt tief und friedlich schlief, würde sie ihn wohl nicht mehr benötigen. Er hingegen konnte einen Schlummertrunk durchaus gebrauchen.

Endlich gelangte Finnick zu seinem Zimmer und öffnete die Tür. Die Flasche stellte er auf dem nächstgelegenen Tisch ab, bevor er das Jackett achtlos auf den Boden warf und das Hemd aufknöpfte.
 

„Willst du, dass ich erblinde?“, kam es belustigt aus der dunklen Ecke des Zimmers wo sein Bett stand und Finnick machte einen Satz rückwärts. Er schaffte es einen erstickten Aufschrei zu unterdrücken, stieß dafür aber schmerzhaft gegen den Tisch.

Ein Kichern ertönte. „Der große Finnick Odair ist so schreckhaft?“ Auch im Dämmerlicht konnte Finnick jetzt die schlanke Gestalt ausmachen, die da auf seinem Bett saß und ganz lässig zu ihm hinüberschaute. „Johanna!“, rief Finnick aus und kam doch etwas näher. „Was tust du hier? Ein komischer Ort sich zu verlaufen“, fügte er hinzu, während seine Gedanken rasten und versuchten eine Grund in ihrem nächtlichen Besuch zu erkennen.
 

Das letzte Mal dass er Johanna Mason gesehen hatte, war sie mit einem verachtenden Blick angedampft und hatte ihn so eingeschätzt, dass er sich freiwillig dafür bezahlen ließ, dafür dass er mit sämtlichen Bürgern des Kapitols schlief. Sie konnte weder wissen, dass er das Geld was dafür floss, nie zu Gesicht bekam, noch dass er das alles nicht freiwillig tat.

„Das könnte daran liegen, dass ich mich nicht verlaufen habe“, entgegnete Johanna und ihre Stimme klang seltsam schleppend. Je näher er kam, desto mehr konnte Finnick auch den eigenwilligen Geruch von Spirituosen ausmachen. „Welch Ehre. Ich dachte, ich wäre bei dir unten durch“, entgegnete Finnick, woraufhin Johanna kicherte. „Nicht dass ich wüsste, Odair. Bei mir sicher noch nicht. Ich gebe mein Geld nicht für so was aus“, ließ sie ihn wissen.
 

„Oh ja.. sehr witzig“, fauchte Finnick und verfluchte sich über seine sau dämliche Wortwahl. „Verschwinde einfach. Ich hab keine Lust mir das von dir anzuhören“, sagte er müde und wollte eigentlich nur duschen und schlafen. Johannas Beleidigungen konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Obwohl er wusste, dass sie daneben lag, schmerzte es trotzdem.

„Ich habe mit Haymitch geredet“, erklärte Johanna und das erklärte wohl auch den bekannten Geruch. Aber was war daran so besonders, dass sie mitten in der Nacht in seinem dunklen Zimmer auf ihn wartet, um es ihm zu erzählen? „Ich hab ihn unten in der Lobby getroffen. Er saß da mit Chaff und dieser Flasche hier“, fuhr Johanna fort und Finnick konnte hören, wie sie die Flasche hin und her schwenkte. „Sie haben mich zu sich eingeladen, weil sie fanden, ich hätte einen Drink nötig, so wie ich dreinschaue. Also hab ich ihnen erzählt, was mich angepisst hat.“
 

Und das war dann wohl er gewesen. Oder vielmehr das Bild, was sich Johanna von ihm zu Recht gereimt hatte. Wieder hörte Finnick, wie der Inhalt der Flasche gegen das Glas schwappte und wie das Bett ächzte, als Johanna aufstand. Sie wirkte nicht besonders sicher auf ihren Füßen, schaffte es aber bis zu ihm. „Ich hab total daneben gelegen, Finnick“, sagte Johanna leise und Finnick war überrascht, dass Haymitch und Chaff sie offenbar darüber aufgeklärt hatten, was wirklich hinter seinem Verhalten steckte.

„Total. Ja“, sagte er düster und konnte er ihre Arme um ihn herumspüren. Das war vermutlich eine nette Geste und für Johanna nicht selbstverständlich, auch wenn sie ihm dabei die Flasche ins Kreuz presste. Und er war gelinde gesagt überrascht.
 

„Es tut mir leid… ich dachte, es wäre so offensichtlich…“ „Schon okay“, beruhigte Finnick sie und legte locker die Arme um Johanna. „Du bist nicht die erste, die so einem Trugschluss unterliegt.“ Wenn er jedem böse sein wollte, der ihn falsch einschätzte, hätte Finnick extrem viel zu tun. Und trotzdem war er froh, dass Johanna sich entschuldigte. Immerhin waren sie vorher gut miteinander ausgekommen.

„Haymitch und Chaff haben dir also gesagt, dass du daneben liegst?“, hakte Finnick noch einmal nach und spürte, wie Johanna nickte. „Nicht gerade freundlich, kann ich dir sagen“, ließ sie ihn wissen und Finnick grinste leicht. Freundlichkeit war auch keine von Haymitchs herausragenden Stärken.
 

„Ich hatte wirklich keine Ahnung… wer denkt denn auch an so was?“, fuhr Johanna fort und ihre Stimme klang nicht nur langsam durch den Alkohol, sondern auch reumütig. „Schon okay…“, versicherte Finnick ihr wieder. Es war jedenfalls okay, dass Johanna etwas daneben gelegen hatte. Nicht okay war es, dass ihm so etwas überhaupt passierte. Aber darüber konnte er sich schließlich nicht auslassen. Vor allem nicht hier, wo sie vermutlich gerade gefilmt wurden. Und er hasste Selbstmitleid. Wenn er einmal damit anfing, kam er so schnell nicht mehr dort raus. Selbstmitleid zog ihn nur noch weiter runter und das konnte sich der Sieger einfach nicht leisten.
 

Johanna löste sich von ihm und musterte sein Gesicht in dem Dämmerlicht, das in seinem Zimmer herrschte. Die bunten Leuchtreklamen waren so grell, dass es niemals richtig dunkel wurde. „Entschuldigung angenommen“, verkündete Finnick. „Deswegen bist du doch hier oder?“ Johanna hob die Flasche, anstelle einer Antwort. „Deswegen bin ich hier. Ich hab im Flur gewartet. Aber du warst lange weg. Also hab ich gedacht, kann ich genauso gut auch in deinem Zimmer warten. Ich bin fast gar nicht eingeschlafen“, sagte sie grinsend und Finnicks Mundwinkel hoben sich ebenfalls nach oben.

„Tolle Idee, den Stuhl trotzdem einfach im Flur stehen zu lassen“, lobte er Johanna. „Ups“, war ihr einziger Kommentar und sie drückte ihm die Flasche in die Hand. „Trink einfach“, forderte sie ihn auf und wanderte im Halbdunkeln durch sein Zimmer. „Du bist kein ordentlicher Mensch“, stellte sie fest und kickte eine Hose beiseite. „Ich wusste nicht, dass ich Besuch bekommen würde“, entgegnete Finnick schulterzuckend. Es machte ihm wenig aus, dass Johanna sein persönliches Chaos betrachtete. Immerhin hatte sie sein schlimmstes Geheimnis schon herausgefunden.

Finnick trank einen Schluck aus Johannas Flasche. Er verzog angewidert das Gesicht. Das Zeug schmeckte eklig und stark, was ihn eigentlich nicht wundern sollte, wo es doch von Chaff und Haymitch stammte.
 

Triumphierend drehte sich Johanna wieder mit der angebrochenen Champagnerfalsche um. „Die hast du mitgehen lassen?“, erkundigte sie sich, sichtlich erfreut. „Ich hab sie schließlich auch bezahlt“, erinnerte Finnick die Siegerin daran und drückte ihr ihre Flasche zurück in die Hand. „Johanna, wenn du nichts dagegen hast, würd ich jetzt duschen“, begann er einen freundlichen Rausschmiss. Immerhin war es spät und er war viel zu müde, außerdem lockte die Dusche damit, sich gründlich zu waschen und sich danach nicht mehr so schmutzig zu fühlen.
 

„Hab nichts dagegen“, verkündete Johanna und ließ sich wieder auf sein Bett plumpsen. Finnick hob die Augenbrauen. „Wer ist jetzt die Nervensäge?“, wollte er von ihr wissen und war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. Johanna war nett, er konnte sie gut leiden und normalerweise bedeutete ihre Gegenwart auch Spaß. Aber er war noch nie mitten in der Nacht in den Genuss ihrer Gegenwart gekommen und vielleicht war er auch nur eigen darin, weil er es gewohnt war, dass Leute die die Nacht mit ihm verbrachten selten etwas Gutes waren, aber er konnte nicht abstreiten, dass es ihm wenig passte, dass Johanna sich einquartierte.
 

Das schien sie zu merken und seufzte theatralisch. „Schau, ich war ein Miststück“, gab sie offen zu. „Ich hätte schlauer sein sollen und weniger… oberflächlich. Und du hast gesagt, dass du einen Freund gebrauchen könntest. Ich kann mir vorstellen, dass du gerade jetzt einen brauchst“, erklärte sie und hob die Flasche erneut. Finnick hatte nicht mal eine Ahnung, wo Johanna den Champagner abgestellt hatte, aber er würde sicher im wahrsten Sinne des Wortes, früher oder später darüber stolpern. „Das hier ist dein Freund“, stellte Johanna den Alkohol vor.
 

Finnick schüttelte den Kopf. „Das ist Haymitchs Freund“, erinnerte er das Mädchen. Doch Johanna winkte ab. „Hab’s geschenkt bekommen. Haymitch meinte, es gäbe sowieso mehr davon. Und er meinte, solange ich mit dir teile, wäre das okay.“

Der gute, alte Haymitch. Finnick konnte ihn recht gut leiden, bis auf die Tatsache, dass er eben oftmals zu viel trank und sein Geruch nicht immer angenehm war. Aber der Mentor von Distrikt Zwölf hatte ihn einmal nach seinem zweiten Arrangement unter seine Fittiche genommen und ihn in einer dunklen Seitengasse aufgegabelt, so getan, als hätte er seine Tränen nicht gesehen und ihn auf einen Drink eingeladen. Es war auch Haymitch gewesen, der ihm gesagt hatte, er soll sich nicht von Snow fertig machen lassen und sich nicht selber bedauern, dass ihn das um den Verstand bringen würde. Finnick hielt sich an seine Ratschläge, schließlich wollte er wirklich nicht den Verstand verlieren.
 

„Wenn Haymitch das sagt…“, seufzte Finnick und zog willkürlich eine seiner Shorts aus dem Schrank. Zuhause trug er immer nur Shorts. Aber angesichts der Tatsache, dass Johanna in seinem Zimmer war, wählte er noch ein schlichtes, weißes Shirt aus. „Laufe ich Gefahr, dass du mich anspringst, während ich da drin dusche?“, fragte er Johanna und deutet auf das angrenzende Badezimmer.

Beinahe entsetz schüttelte sie den Kopf. „Ich bitte dich! Ich habe im Gegensatz zu ganz Panem, einen guten Geschmack“, antwortete sie auf ihre altgewohnte charmante Art, während Finnick tatsächlich verschwand.
 


 

Wie immer duschte er lange und ausgiebig, bevor er sich wieder sauber fühlte. Dieses naive Mädchen war zwar nicht besonders schlimm gewesen, aber es drehte sich alleine um die Tatsache. Er war benutzt wurden, das konnte man drehen und wenden wie man wollte. Auch wenn Finnick bezweifelte, dass Sina das überhaupt begriffen hatte.

Mit nassen Haaren und der schlichten Kleidung, die ihm viel lieber war, als alles, was man ihm hier anzog, kehrte er in sein Zimmer zurück, wo Johanna Mason tatsächlich auf seinem Bett döste. Wenigstens hatte sie die Flasche zur Seite gestellt.
 

Mit einem Kopfschütteln näherte sich Finnick ihr und nahm noch einen Schluck von Johannas ekligem Getränk. „Mason, wach auf“, rief er ihr belustigt zu und beobachtete sie interessiert dabei, wie sie aufschreckte und ihn dann wütend anfunkelte. „Weißt du eigentlich, dass jeder Sieger ein eigenes Zimmer hat?“, erkundigte er sich, während er sich neben sie auf sein Bett schob. „Und sein eigenes Bett? Du beschlagnahmst meines nämlich ganz schön“, beschwerte er sich und schob Johanna von sich weg, damit er mehr Platz ergattern konnte.

„War mir neu, erklärt aber, warum die andere auch alle so komisch geguckt haben, wenn ich bei ihnen im Bett lag“, murmelte Johanna und gähnte. Sie entwand Finnick die Flasche und nahm selber wieder einen Schluck. Finnick wollte gar nicht wissen, wie viel sie schon getrunken hatte und fand Johanna dafür auch noch erstaunlich normal.
 

„Also… warum tust du das?“, fragte Johanna, nach dem sie einige Zeit lang schweigend die Flasche an einander weiter gereicht hatten und das Brennen im Hals bei jedem Schluck weniger schlimm wurde. Finnick seufzte. „Jetzt willst du also darüber reden?“, erkundigte er sich. Er hatte nämlich schon angenommen, dass Johanna es dabei belassen würde. Was ihm mehr als recht gewesen wäre. „Ja. Haymitch meinte, weil du Angst vor den Konsequenzen hast“, fuhr Johanna ungerührt fort. „Stimmt auch“, gab Finnick zu und spürte den altbekannten Schmerz in seiner Brust. Seit einem Jahr war dieses unangenehm Zusammenziehen, ein ständiger Begleiter.
 

„Hast du Familie?“, wollte Finnick wissen und Johanna musterte ihn verständnislos, bevor sie nickte. „Einen jüngeren Bruder, und meine Eltern. Holzfäller, die ganze Familie“, bestätigte sie. „Was hat das damit zu tun? Hast du keine Familie?“

Stumm schüttelte Finnick den Kopf. „Ich hab Mags“, erklärte er und lehnte den Kopf gegen die Wand hinter dem Kopfende seines Bettes. „Aber ihr seid nicht verwandt…“, wunderte sich Johanna. „Nein. Aber Mags ist die einzige Person von Zuhause, die ich hab.“ Immer noch irritiert musterte Johanna ihn, schien aber um Worte verlegen zu sein, was bei ihr nicht oft der Fall war.
 

„Sie haben doch aber wen bei deinen Spielen gezeigt. Ich kann mich genau erinnern“, beharrte sie schließlich und dieses Mal war es Finnick, der lange schwieg. „Meinen Dad, ja. Meine Mom ist schon früh gestorben. Lange vor meinen Spielen. Aber ich hatte meinen Dad. Er hat Interviews gegeben, als ich in der Arena weit gekommen bin. Aber er ist letztes Jahr verstorben.“ Seine Stimme wurde immer leiser, während er sprach, als würden die Erinnerungen ihn überrollen. „Bootsunglück, hat man mir gesagt. Aber mein Dad konnte bei jedem Wetter fahren. Ich war nicht Zuhause, weil ich während der Hungerspiele herkommen sollte. Kurz nach dem ich Sechzehn geworden bin“, fuhr Finnick leise fort und zog die Knie an seinen Oberkörper, um seine Arme dann darum zu legen.

„Da hat es dann angefangen. Bloß wollte ich nicht. Wer will das schon!“, stieß Finnick aus. „Ich wollte auf die Warnungen der anderen nicht hören und dachte, dass mich keiner dazu zwingen könnte. Dann kam ich nach Hause und…“
 

Johanna lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Die Geste war tröstlich, fand Finnick. „Und dein Dad war tot. Ich verstehe“, sagte sie ebenfalls ganz leise. „Tut mir leid“, fügte sie hinzu und er schüttelte den Kopf, unfähig noch etwas zu sagen. Wenn er weitersprach würde er anfangen zu weinen und das wollte er nicht. Sie verfielen wieder in Schweigen.
 

„Du bist beschissen im Aufmuntern, weißt du“, sagte Finnick dann um das Schweigen doch noch zu brechen, als er das Gefühl hatte, sich wieder im Griff zu haben, und Johanna lachte. „Hab nie behauptet, dass ich gut drin wäre.“ Kurz wandte Finnick den Kopf, um zu ihr nach unten zu blicken. „Aber du wolltest ja unbedingt einen Freundin wie mich. Selbst Schuld“, fügte Johanna hinzu und sah zu ihm auf. „Warum eigentlich wirklich?“

„Weil du kein Spiel spielst. Du bist ehrlich und natürlich. Du weißt ja nicht, wie anstrengend es ist, ständig mit diesen dummen, naiven Menschen zu tun zu haben“, seufzte Finnick. Manchmal hatte er das Gefühl selber zu verblöden. „Wie Sonja?“, wollte Johanna wissen und schnitt wieder eine Grimasse. Sie hatte das Mädchen tatsächlich gefressen. „Sina“, korrigierte Finnick sie grinsend. „Ich wollte aber nichts von dir wissen. Hat dich nicht abgeschreckt“, erinnerte sich Johanna. „Ich bekomme immer was ich will, früher oder später“, entgegnete Finnick in einer fürchterlich lächerlichen Tonlage, die er für seine Arrangements verwendete.
 

Das war der Moment, in dem sich Johanna reckte und ihm einen Kuss gab. Überrascht blinzelte Finnick, als er ihre Lippen auf seinen spürte, bevor er sie am Nacken zu sich zog und den Kuss erwiderte.
 

Doch schon nach kurzer Zeit trennten sie sich wieder von einander. Immer noch irritiert und nicht wissend, was er davon halten sollte, starrte Finnick sie an. Nicht, dass Johanna nicht hübsch war und er sie nicht leiden konnte. Aber…

„Okay, nimm das nicht persönlich. Aber das war nichts“, verkündete Johanna mit ihrere direkten Art und wieder starrte Finnick sie verblüfft an. „Ich weiß, viele Frauen würden alles dafür tun. Aber mein Fall bist du leider nicht“, sagte sie und verzog kurz den Mund. „Momentmal… du hast angefangen“, beschwerte sich Finnick halbherzig, einfach nur weil er das so nicht auf sich sitzen lassen konnte, und merkte, wie seine Laune wieder etwas besser wurde, obwohl er gerade beleidigt wurde. „Ja… aus Neugierde… und, weil du so traurig ausgesehen hast“, gab sie zu und lehnte sich wieder weiter weg von ihm. Ganz deutlich konnte er sehen, dass Johanna grinste.
 

„Ein Mitleidskuss? Sehe ich so aus, als hätte ich das nötig?“, erkundigte sich Finnick jetzt belustigt und legte sich ebenfalls wieder gemütlich auf die Polster, wandte den Kopf allerdings zu Johanna. „Wir beide wissen, dass das nicht der Fall ist, Jo“, fügte er hinzu. Ihre Hand schnellte vor und erwischte ihn tadelnd an der Schulter. „Jo ist ein schrecklicher Name“, sagte sie mürrisch und wenig begeistert. „Schon aber jetzt, wo wir uns geküsst haben, können wir auch zu intimen Spitznamen übergehen, findest du nicht?“, erwiderte Finnick lässig und grinsend. „Ich breche dir den Arm, wenn du mich noch mal so nennst“, fauchte Johanna und Finnick bezweifelte, dass sie das wirklich tun würde.
 

Leise lachte Finnick. „Also? Nur Freunde?“, erkundigte er sich. Denn genau das war es, was er wollte. Johanna Mason als Kumpel. Das würde ihm gefallen. „Natürlich. Nichts weiter“, stimmte Johanna sofort zu und grinste. „Gott sei Dank. Du bist nämlich wirklich nicht mein Typ“, ärgerte Finnick sie und erntete dafür einen bösen Blick. „Halt den Mund, und rück dein Kissen raus“, befahl Johanna, bevor sie die Augen schloss.

Dann blieb sie wohl hier. Stört Finnick aber nicht. Nicht mehr, seit sie geklärt hatte, dass sie ihm nicht verfallen war. Das hatte sie in seinem Ansehen noch steigen lassen. Und jetzt war ihre Gegenwart wirklich nur noch tröstlich.

Trotzdem konnte er das diebische Grinsen auf ihrem Gesicht erkennen, als er zu ihr rüber sah, nach dem er bereitwillig das zweite Kissen zu ihr geschoben hatte. „Schlaf gut, Finn.“
 

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Nicht so lustig wie die Kapitel davor, aber dafür eben tiefgründig. Ich bin gespannt was ihr dazu sagt und auch, wie ihr es findet, dass die beiden sich geküsst haben :P
 

Liebe Grüße und eine Bitte um gaaanz viele Reviews,
 

eure Tinkerbell
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Liuna
2013-11-26T16:28:09+00:00 26.11.2013 17:28
Awww. Süüüß!
Man kann sich diesen kurzen Kuss direkt vorstellen, und die verblüfften (betrunkenen) Blicke ;D
Leider natürlich dieser Satz. Wir bleiben Freunde. Na, mal sehen, wie es weitergeht
Von: abgemeldet
2013-02-04T10:37:11+00:00 04.02.2013 11:37
Süß die Beiden. <3 Wobei Johanna die Stimmung mit ihrem »Wenn du mich nochmal so nennst, breche ich dir den Arm.« ein wenig zerstört hat. xD
Ich finde es gut, dass das Kapitel ein wenig tiefgründiger war. o.o Schließlich kann man dieses Thema ja nicht einfach so auf die leichte Schulter nehmen und auch, wenn Finnick sich zusammen reißt, glaube ich schon, dass ihn das ganz schön belastet. ›__‹ :(

Ein sehr gutes Kapitel. :) Toll geschrieben! Und ich verstehe gar nicht, warum hier so ein Kommentaremangel herrscht. o_O Vllt liegt es einfach daran, dass TvP hier auf mexx noch nicht sooo populär ist. An der Geschichte kann es auf jeden Fall nicht liegen, die ist nämlich echt klasse! :)

Liebe Grüße :)


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