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Moonlight Shadow

von

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Disclaimer: siehe Kapitel 1
 

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Severus spürte Potters Blick auf sich, aber er zeigte mit keiner Muskelregung, dass er es bemerkt hatte. So, wie er Potter einschätzte, würde er nur darauf bestehen, dass sie redeten. Und das nicht, weil Potter sich einen Dreck darum scherte, was mit Severus war, sondern nur damit Potter sein eigenes Gewissen beruhigen konnte. Schließlich war er aus dem Grund und keinem anderen Severus hinterhergelaufen, als er fast von einem Werwolf zum Frühstück oder Mitternachtsimbiss verspachtelt worden wäre. Es war natürlich nicht der offizielle Grund – Potter würde nie zugeben, dass er aus reinem Egoismus gehandelt hatte. Das wäre ja nicht gryffindorisch.
 

"Was ist eigentlich dein Problem, Snape?", fragte Potter ihn, obwohl Severus mehr als nur deutlich machte, dass er nicht reden wollte. "Hast du es so nötig, dass du unbedingt betonen musst, dass du eigentlich viel mehr Mitleid verdienst? Du bist kein unschuldiges Opfer!"
 

Das reichte. Severus drehte sich um und sah Potter vernichtend an. "Ach, weil ich ein Slytherin bin, ist es gerechtfertigt, was? Was kommt als nächstes? Ich bin schuldig, weil es ist ja ganz offensichtlich, dass es mein böser Plan war, um euch in Schwierigkeiten zu bringen. Und du, Black und Lupin seid nur Opfer der Umstände, was?"
 

Potter verzog das Gesicht zu einer Fratze. "Lass Remus da raus! Er kann nichts dafür, weil es nicht seine Schuld ist! Was Sirius betrifft –"
 

"Er hat versucht, mich umzubringen!" Severus schrie fast. "Und er hatte nicht mal den Mut, es selbst zu tun, nein, er muss seinen Werwolffreund vorschieben, damit der die Drecksarbeit für ihn erledigt und am Ende exekutiert wird!" Er schnaubte. "Wirklich, tolle Freunde hast du da. Und wenn du mir noch einmal vorwirfst, dass es meine Schuld sei, dann nagle ich dich mit deiner Pinocchio-Nase an der Decke fest!"
 

Potter zog die Brauen zusammen. "Du willst mir drohen?"
 

"Ich will es nicht nur, ich tue es!"
 

Severus war auf hundertachtzig, und es schien nicht so, als würde er sich in nächster Zeit beruhigen. Es war die eine Sache, wenn Potters Eltern ihm die Schuld in die Schuhe schoben, aber wenn Potter jetzt auch noch damit anfing, obwohl er wusste, dass das nicht wahr war, da hörte alles auf. Severus hatte sich über die Jahre viel gefallen gelassen, was das betraf, aber hier war Schluss. Bis hierher und nicht weiter. Es war ihm vollkommen egal, ob er am Ende irgendwelche Folgen würde spüren müssen. Wenn Potter nicht aufhörte, würde er seine Drohung wahr machen.
 

Potter schien das einzusehen, denn er bohrte nicht weiter. Für den Moment. Aber sein Blick sprach Bände. Das Thema war noch nicht beendet, und das Gespräch wohl auch nicht. Severus vermutete, dass es Potters Gryffindorteil sein musste, denn anders konnte er es sich nicht erklären, dass er nicht wusste, wann es verdammt nochmal Zeit war, aufzuhören.
 

"Warum lässt es dich so kalt, dass man versucht hat, dich umzubringen, wenn du doch ach so unschuldig bist?", fragte Potter.
 

Severus musterte ihn. Was erwartete Potter für eine Antwort? Dachte er, Severus würde ihm irgendeinen Hinweis liefern, dass Blacks Mordanschlag gerechtfertigt war? Über die Tatsache hinaus, dass er mit dem Tod eines Slytherins der Gesellschaft natürlich einen Gefallen tun würde.
 

"Bist du so blöd oder tust du nur so? Nein, halt, beantworte das nicht, ich weiß, dass du ein Idiot bist." Severus schüttelte den Kopf. "Ehrlich, Potter, warum sollte es mich wundern, dass man mich umbringen will? Ich wusste schon immer, dass Black und du, dass ihr mich hasst. Seit unserem ersten Treffen habt ihr nur nach Gründen gesucht, um mich fertig zu machen. Warum also sollte es mich wundern, wenn ihr es so weit treibt? Wobei, es war ein kleiner Schock, dass der Hass so tief geht ... aber ich schätze, du hast zumindest noch den Ansatz eines Gewissens, dass du deinen Schoßwerwolf vor dem Tod bewahren wolltest ..."
 

Potter öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Er wirkte wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber Severus ließ ihm die Zeit. Es würde auch ihm selbst helfen, sich ein wenig zu beruhigen. Das, was Potter schließlich sagte, war jedoch nicht das, was Severus erwartete hatte.
 

"Er hat einen Namen, Snape. Remus. Sein Name ist Remus. Warum benutzt du ihn nie?"
 

Severus blinzelte kurz. Potters Stimme war gefasster, als sie sein sollte. Und er ging nicht mal auf Severus' Anschuldigungen ein. Er machte nicht mal eine minimale Bemerkung dazu. Entweder war Potter vollkommen idiotisch und ignorant, oder aber er machte es mit Absicht. Und so viel Intelligenz wollte Severus ihm trotz allem nicht zutrauen. Er schüttelte innerlich den Kopf.
 

"Ich weiß, wie er heißt", antwortete Severus auf Potters Frage hin ausdruckslos. "Und ich weigere mich, diesem ... Ding ... einen Namen zu geben, erst recht keinen, den ich kenne. Das würde die Sache nur ... verkomplizieren."
 

Potter sah ihn an und schwieg. Gut für ihn. Severus wollte das nicht weiter ausführen, als er es bereits getan hatte. Er wandte sich ab und zog sich die Decke bis zum Kinn. Hoffentlich verstand Potter diesen Wink. Vertrauen würde er jedoch nicht darauf.
 

ooOoo
 

James musterte Snape nachdenklich. Er bekam hier Einblicke, die er so nie erwartet hatte. Und wenn er ehrlich war, waren sie nicht nur unerwartet, sondern auch unerwünscht. Es war die eine Sache, wenn sie sich stritten, egal, wegen was, aber James wollte definitiv nicht mit Snape über die Ereignisse und ihre Zukunft reden. Das war irgendwie ... falsch. Sicher, sie waren die einzigen, die darüber reden könnten, und dabei alle Fakten beisammen hatten, aber es blieb doch die Tatsache, dass sie Feinde waren. Erbitterte Feinde. Erzfeinde. Es war unmöglich, dass sie sich plötzlich verstanden. Es war auch falsch. Es wäre ... geheuchelt, vielleicht.
 

Aber das war nicht das eigentliche Dilemma. Das wirkliche Problem war, dass sie im Versuch gefangen waren, zivilisiert miteinander zu reden und kläglich daran zu scheitern, nur um irgendwie herauszufinden, dass Snape erstaunlich normal war.
 

"Haben sich die Heiler zwischenzeitlich noch mal gemeldet?", fragte Snape nach einiger Zeit.
 

Er sprach James nicht an, und irgendwie ärgerte es den Gryffindor. Aber erwartete er tatsächlich etwas wie Höflichkeit von dem Slytherin? Er musste verrückt sein.
 

"Nein", antwortete James mit einem Stirnrunzeln. "Aber sie wollten später vorbeischauen. Eigentlich noch während meine Eltern da waren, aber Mum und Dad mussten schon vorher weg ..."
 

Snape gab einen Ton, der wie eine Mischung aus Seufzen und Schnauben klang, von sich. "Dann beehren sie uns wohl bald wieder, was? Ist ja ganz toll ..."
 

James drehte den Kopf und sah Snape an. Oder, viel mehr das, was man von Snape sehen konnte – Snape hatte sich so in seine Decke eingewickelt, dass James nur seinen schwarzen Haarschopf sehen konnte. Fast sah es so aus, als hätte Snape sich in einem Kokon eingeschlossen. Tja, jedoch würde aus dem Kokon kein Schmetterling hervorkommen. Aber das war nicht der Grund, warum James ihn nun beobachtete. Tatsächlich konnte er nur hoffen, dass Snape nicht als eine Art Schmetterling hervorkroch, weil das sein gesamtes Bild von ihm schon wieder umstürzen würde.
 

"Was ist mit deinen Eltern?", fragte James schließlich. "Deine Mutter? Dein Vater? Kommen sie nicht?"
 

Snape bewegte sich zunächst nicht. Dann richtete er sich auf und drehte sich um – James konnte nicht umhin, ihn mit einer Raupe zu vergleichen, so verwickelt, wie er in seiner Decke war. Und es war erstaunlich, wie wirr Snapes Haare nun aussahen. Jedoch verkniff sich James das Grinsen geradezu gewaltsam.
 

Snape starrte ihn an und runzelte die Stirn, als wäre er tief in Gedanken. Er schien die Frage nicht so wirklich zu verstehen, zumindest bekam James den Eindruck. Dabei war eine Antwort doch ganz einfach, oder nicht?
 

"Meine Mutter findet vermutlich nicht mal mehr den Weg zur Tür, wenn ihr niemand hilft", sagte Snape fast abwesend. "Und mein Vater ... ich wäre erstaunt, wenn er zu meiner Beerdigung kommen würde." Er zog die Brauen zusammen, als würde er selbst nicht ganz wissen, warum er das erzählte. James konnte es sich nicht erklären. Er hatte wirklich mit vielem gerechnet, aber damit? So, wie Snape es sagte, fühlte James sich beinahe schon schlecht, weil er ihn nicht besonders gut behandelt hatte. Was nicht hieß, dass Snape es nicht trotzdem auch verdient hatte. Vielleicht stand Snape einfach unter Drogen? Er blinzelte Snape an, als dieser weitersprach, fast, als wüsste er nicht, dass James da war: "... würde er kommen, wenn Manchester die Meisterschaft verloren hätte – er würde meinen Grabstein treten und mir die Schuld geben."
 

James war sich nun ganz sicher: Snape stand unter Drogen. Und James hatte keine Ahnung, wie er jetzt darauf reagieren sollte. Wie konnte er überhaupt reagieren? Er war sich sicher, dass Snape übertrieb – James konnte es sich nicht vorstellen, dass seine Eltern ihn nicht besuchten. Merlin, er konnte es sich nicht einmal bei Sirius' Eltern vorstellen, dass sie sich gar nicht darum kümmerten, was mit ihrem Sohn war. Snape musste übertreiben, anders ging es doch gar nicht.
 

Snape beobachtete ihn einige Zeit lang schweigend. "Und, ist deine Neugier jetzt befriedigt, was meine Eltern angeht? Muss dich doch echt freuen, dass deine Vermutungen, dass ich ein Unfall bin, nicht mal so weit hergeholt sind!"
 

"Ich –", begann James, aber Snapes Blick brachte ihn zum Verstummen. Er schwieg und wandte sich ab. "... ich hätte nicht fragen sollen", murmelte er.
 

Snape sagte nichts.



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