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Love is War

von

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Verfolgungsjagd der Liebe

Was für eine scheiß Situation... Ich kann Selena nicht anrufen, die einzige zweite Chance in meinem Leben, die ich je bekommen habe!! Verzweifelt, fast schon panisch renne ich in meiner Bude umher und überlege mir einen Ausweg. Wieso habe ich den Zettel mit ihrer Nummer nur schon weggeworfen? Aber dann kommt mir ein Geistesblitz. Ich war ja schon ein Mal bei ihr, ich kenne ihre Adresse ganz genau! Das Telefonbuch sollte mir weiterhelfen und bei meiner netten Nachbarin kann ich bestimmt mal telefonieren! Manchmal überwältigt mich meine eigene Intelligenz, wenn sie denn ausnahmsweise den Weg über meinen Kopf nimmt, um mit mir zu kommunizieren. Ich klopfe an der Tür von Kara, ich habe keine Zeit zu verlieren. "Kara! Kara! Kann ich mal eben dein Telef...fuck!?", unterbrach ich mein bettelndes Gestammel, als sie die Tür aufmacht. Sie hat offensichtlich noch geschlafen und steht nun übermüdet und in einem so locker sitzenden Nachthemd vor mir, dass ich befürchten muss, mein erregtes Atmen könnte es von ihr runterpusten!

"Nanu? Ryuuta? Warum machst du Sonntagmorgens so einen Krach? Ist was passiert?", fragt sie berechtigterweise, es ist gerade mal 13 Uhr. Ich frage noch ein Mal: "Darf ich bitte dein Telefon be--" "Waaaaaaah!". Kara schreit als hätte man ihr eine Banane in den Anus gesteckt und ein Affe ist hinterher gesprungen, um sie zurückzuholen...

"Tut mir leid, Ryuuta, ich hab vergessen meine Pille zu nehmen, und unordentlich ist es hier auch, ich muss aufräumen! Komm doch in einer Stunde nochmal vorbei, ok?", waren ihre letzten Worte, bevor sie die Tür vor mir schloss. Verflucht, ich brauche ein Telefon! Meine letzte Chance ist offensichtlich mein grimmiger Fettarsch von Vermieter, der das gesamte Erdgeschoss belegt. Was man nicht alles für die Liebe (und sein Erbe) tut...

Ich klingele an der Tür der Familie Myura und erwarte eine Predigt darüber, dass ich wieder zweihundertsechsundneunzig Regelungen der Hausordnung missachtet habe, doch statt Herrn Myura öffnet mir ein überraschend attraktives Mädchen die Tür. "Hallo? Wer bist du denn?", sagten wir geradezu gleichzeitig, bis ihr dann doch einfällt wer ich bin. "Ach, du bist der Typ über uns, von dem mein Vater immer erzählt, sieht man dich auch mal?", lacht sie mich an und sagt ihr Vater sei heute nicht da. Ich würde gerne telefonieren, doch die kleine gewiefte Abzockerin lässt mich erst für fünf Euro in die Wohnung rein. Widerwillig bezahle ich und stapfe grimmig durch ihre Wohnung, die sogar unerwartet ordentlich aussieht und greife zum Telefon, werde aber gestoppt. "Halt, mein lieber! Für fünf Euro durftest du in die Wohnung, wenn du noch telefonieren willst, macht das zusätzliche 20 Euro!" Das kann doch nicht ihr Ernst sein!? Dieses dreckige Miststück, am liebsten würde ich ihr grinsendes, arschiges, aber dennoch sehr süßes Gesicht in altes und heißes Pommesfett eintauchen. Mein sehr üppiges Auszubildenden-Gehalt erlaubt es mir leider nicht, diesen Betrag zu bezahlen und so stürze ich wütend aus dieser Wohnung, aber ich schwöre auf Rache, das wird das Myura-Miststück noch zurückbekommen! Eine Chance auf ein Telefon hab ich nicht mehr. Ich kenne weit und breit keine Telefonzelle, noch sonst jemanden, den ich fragen könnte. Es ist leichter einfach zu Selena zu fahren, vielleicht ist der Überraschungseffekt ja auch etwas positives?

Schnellen Schrittes stapfe ich zur U-Bahn Haltestelle und bekomme gerade noch rechtzeitig meine Bahn, die Tür konnte ich noch durch Strecken meines Armes aufhalten. Das Glück ist mir heute wohl doch noch hold, denn an der nächsten Haltestelle setzt sich auch noch ein hübsches Weibchen direkt gegenüber. Deswegen liebe ich U-Bahnen... Man kann permanent durch die Fensterspiegelungen in die Dekolletes der Frauen schauen, ohne dass es auffällt. Doch als ich mental komplett in ihrer Körperpartie verschwunden war machte der Zug eine ziemlich scharfe Notbremsung, sodass ich geradewegs kopfüber nach vorne auf das Mädel flog. Doch wieder habe ich Glück gehabt, denn ich bin weich gelandet. Nachdem sie ihr Bewusstsein wiedererlangt hat drückt sie mich angeekelt von sich und wurde etwas panisch. Nicht wegen des plötzlichen Abbremsens, sondern weil ich wohl etwas zu auffällig an ihrer Hose roch. Die Passagiere waren leicht panisch, was ist nur passiert? Der Strom ist ausgefallen, alles ist dunkel. Der Schaffner kommt durch den Gang gelaufen und beruhigt die Leute. Wir sind nur beinahe mit einem anderen Zug zusammengestoßen und haben mit der Notbremse wohl den Zug beschädigt, wir sollen warten, bis wir in den Bahnhof abgeschleppt werden, dies könne eins bis zwei Stunden dauern. So viel zu meinem Glück, ich darf mir nicht so viel Zeit lassen, sonst komme ich zu spät! Als ich so überlegte, was ich jetzt machen könnte, verstrich die Zeit wie im Nu. Eine Stunde später unterhalte ich mich angeregt mit einer alten Oma über das Wetter, welches man hier unten so wunderbar sehen kann. Wann geht es endlich weiter? Ich nutze die Zeit noch, um zu dem Mädchen von vorhin zu gehen, ich will mich aufrichtig entschuldigen, das ging sogar für meine Verhältnisse zu weit. Mit einer Backpfeife mehr im Gesicht beschloss ich allerdings die unglaublich spannende Unterhaltung mit der Oma weiter zu führen. Endlich bewegen wir uns wieder und erreichen langsam den Bahnhof, wo wir gebeten werden in einen anderen Zug umzusteigen. Genau das wollte ich tun und meinen Weg fortsetzen, doch ich wurde erneut aufgehalten. "Entschuldigen Sie, würden Sie uns bitte Ihren Ausweis zeigen?". Zwei Polizisten und das wohlriechende Mädchen stehen hinter mir... Oh nein... Ich versuche mich rauszureden. Die Notbremse war schuld, ich kann doch nichts dafür! "Na gut, aber wir brauchen trotzdem ihren Ausweis und werden Sie beim nächsten Mal nicht so einfach davon kommen lassen.", sagte der nette Beamte. Aber seien wir ehrlich, wäre die Notbremse nicht gewesen, hätte ich niemals so etwas getan! "Danke, Herr Wachtmeister, einen Moment bitte...". Kennt ihr den Schmerz, wenn man sich beim Gemüse-Schneiden in den Finger schneidet? Ich bin gerade mit dem Messer derart abgerutscht, dass ich mir direkt meinen ganzen Hoden abgetrennt habe. Meine Geldbörse mit allen Unterlagen ist nicht in meiner Hosentasche! Die muss mir in der Bahn aus der Tasche gefallen sein...

Doch dieser Zug ist schon längst auf den Weg in die Werkstadt... Die zwei netten Polizeibeamten nehmen mich mit auf ihr Revier...

                                                                       *

Stundenlang saß ich im Polizeirevier. Die Beamten telefonierten heftiger wegen mir durch die Gegend als eine Frau mit ihrer besten Freundin. Doch letzten Endes konnten sie dann doch meine überraschende Identität feststellen, verwarnten mich erneut und ließen mich gehen. Also machte ich mich noch ein Mal auf den Weg zu Selena, es ist schon 16 Uhr und eigentlich ist es schon zu spät. Ich sehe meine Hoffnung extrem schwinden. Eine U-Bahnstation oder Bus ist nicht in der Nähe des Reviers. Nach einem Fußmarsch von 20 Minuten bin ich aber dennoch wieder in einer Bahn und auf dem Weg zu meinem Ziel. Es kann einfach nicht sein, dass mir in meinem Leben solche Steine in den Weg gelegt werden.

Ist es die Strafe für mein Verhalten Frauen gegenüber? Möchte der liebe Gott alle Frauen vor mir beschützen? Und selbst wenn, ich muss primär mein Erbe retten! Was interessieren mich die Gefühle der Frauen! Die Zeit, in der ich richtige Liebe verspürte ist seit dem Zwischenfall damals vorbei, doch das ist eine andere Geschichte.

Es wird dunkel, allerdings bin ich nicht mehr viel Fußweg von Selenas Haus entfernt. Gleich bin ich dort und kann mich erklären. Ich hoffe sie hat mich nicht schon aufgegeben. Wenn es sein muss opfere ich auch noch ein oder zwei weitere Meerschweinchen für sie. An ihrem Haus angekommen sehe ich kein einziges Licht aus ihrer Wohnung erstrahlen. Nach mehrfachen klingeln war klar, was los ist.

Enttäuscht zog sie vermutlich von dannen und feiert mit Freunden oder irgendwem anderes. Mal ehrlich, wer würde schon auf einen Idioten wie mich warten? Ich setze mich ein wenig vor ihre Tür und frage mich, wie es weitergehen soll. Ohne Handy und Brieftasche sitze ich hier total zerzaust und bemitleidenswert rum. Ich merkte gar nicht wie die Zeit verging, doch anscheinend habe ich hier mehrere Stunden gesessen. Direkt vor ihrem dunklen Haus steht Selena nun doch vor mir. Mit einem teilweise wütenden und herablassenden Blick sieht sie auf mich herab und gab mir unmissverständlich zu erklären, dass ich nicht erwünscht bin. Könnte aber auch ein Schlag ins Gesicht von der männlichen Begleitung von ihr gewesen sein, der mich dazu bewegte mich Richtung Heimweg zu machen. Meine Nase blutet ein wenig, doch wen interessiert eine blutende Nase, wenn man erneut ein Mädchen verspielt hat und der seelische Schmerz einen innerlich auffrisst. Kein Wunder, dass mein Frauenbild so schlecht ist, wenn mir ständig so etwas passiert. Jedes Mal aufs Neue passieren mir schreckliche Dinge, wenn ein weibliches Wesen im Spiel ist. Wenn man es genau nimmt sind Frauen nichts anderes als Gewürze, die das eigene Leben im Geschmack wesentlich verändern. Manchmal erwischt man ein unpassendes Gewürz, manchmal würzt man zu viel, oder auch zu wenig, doch die richtige Mischung gelingt einem so gut wie nie, sodass man selbst hinterher immer unzufrieden ist. Auch Selenas neuer Typ weiß nicht, welche Art Gewürz er sich in sein Leben streut. Das Meerschweinchen-Gefiepse wird den beiden die Nacht schon verderben!

Morgen muss ich vor der Arbeit unbedingt zu den ganzen Ämtern laufen und meine ganzen Papiere wieder aufsammeln, so wie es aussieht, werde ich meine Geldbörse nie wieder sehen.

Zum Glück war nicht viel Geld drin.

                                                           *

Zuhause angekommen, haue ich mich völlig fertig und übermüdet in den Schreibtischstuhl und kann keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Ich mache das, was ich immer tue, wenn ich depressiv bin: Ich gönne mir erst mal einen schönen Abend mit Pornos, die mich mental wenigstens für ein paar Minuten ablenken... Doch auch diese Minuten gehen vorbei, leider diesmal noch schneller als sonst, und ich schalte alles aus und mach mich fertig fürs Bett. Komischerweise höre ich immernoch weibliche Ausrufe der Liebe, die die Lautstärke meiner Kopfhörer locker übertönen, wo kommen die jetzt her, ich habe doch alles ausgeschaltet?

Doch schnell kann ich die Geräuschquelle lokalisieren: Die Wände zu Karas Nachbarwohnung sind offenbar nicht sehr dick, sodass ich statt Schlaf ein mehrgängiges Menü an Karas Liebesgeräuschen serviert bekomme. An Schlaf ist da gar nicht mehr zu denken. Während ich meine Nachbarin beneide, schwelge ich in der Vergangenheit. Immer öfter kommen die Gedanken und die Wut von damals wieder hoch aus der Beziehung, die mein Leben wohl bis heute ruiniert hat. Mit 18 Jahren hatte ich doch tatsächlich eine feste Freundin, wir waren sehr glücklich und waren immer viel zusammen unterwegs, nichts konnte meine Laune trüben. Himiko war die Liebe meines Lebens und gleichzeitig auch die totale Zerstörung meines Lebens. Es ist bekannt, dass die Beziehung irgendwann ein Ende nahm, doch wenn es wenigstens auf eine normale Weise geendet hätte, wäre ich vielleicht nicht so geworden, wie ich jetzt bin. Aus lauter Wut prügele ich auf mein Kissen ein, dann meine Bettdecke und zu guter Letzt den harten Fußboden, bis ich mich abreagiert hatte. So gegen 2 Uhr morgens war dann auch das Menü in der Nachbarwohnung fertig gegessen und ich konnte mich schlafen legen. Ich darf mich nicht demotivieren lassen. Mit Geduld kommt man immer an sein Ziel. Und deprimierte Typen haben noch weniger Chancen bei den Frauen!

Ich werde mir ab morgen ein ganz neues Verführungs-Rezept ausdenken und meine Ansprüche noch etwas weiter nach unten schrauben, vielleicht kann ich so wenigstens mein Erbe retten. Ob das Essen jetzt wunderschön hergerichtet ist oder aussieht wie hingekotzt ist egal, solange es den Magen füllt. Diesen Weg sollte ich auch bei den Frauen einschlagen, wenn ich in Zukunft Erfolg haben will.

Viel Schlaf habe ich ja nicht mehr bekommen, aber für den Besuch beim Amt und den Arbeitstag wird es schon reichen. Doch ein gewöhnlicher Arbeitstag sollte es wohl nicht werden, denn als ich ankam, erreicht mich die Nachricht, dass Sayu den Job hingeschmissen hat und seitdem verschwunden ist.

 

Noch 56 Tage bis zur Abschlussprüfung...



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