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Difference between sky and heaven

Takeru x Hikari
von

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Reich, hübsch .. und arrogant?

„Wir bekommen jemand Neuen in unsere Klasse?“, fragte ich meine beste Freundin Yolei, die eigentlich Miyako hieß. „Wenn ich es dir doch sage, Kari! Er soll aus einer sehr reichen Familie kommen und aussehen wie ein Model“, plapperte sie mir fröhlich vor. So jemand, wie Yolei ihn beschrieb, war bestimmt total arrogant.

Ich seufzte und meinte dann: „Na ja, wir werden ja sehen, wie er ist.“ „Du immer mit deinem Misstrauen“, erwiderte sie, ließ das Thema dann aber fallen. Kurz darauf klingelte es zur ersten Stunde. Schnell liefen Yolei und ich den Flur entlang. Bald entdeckte ich das Schild der 1-3, meiner Klasse. Wir waren seit etwa zwei Wochen auf der Momokuri High, da war es sehr verwunderlich, dass wir einen neuen Schüler bekamen. Es klingelte gerade zum zweiten Mal, als ich mich auf meinen Platz neben Yolei setzte.
 

„Ich bin so aufgeregt“, quietschte sie fröhlich. Ich war nicht wirklich scharf darauf, so einen Freak in meine Klasse zu bekommen, da ich so oder so nicht sehr beliebt war. Ich hatte nur Yolei. Sie hatte, im Gegensatz zu mir, viele Freunde und einen super lieben Freund. Sie wirkte wirklich sehr elegant und schön mit ihrem hüftlangem, violetten Haar. Zudem war ihr Blick klar und fest.
 

Ich dagegen stand schon immer im Schatten meines Selbst. Ich war unscheinbar und schüchtern. Mein Äußeres strahlte auch genau das aus. Ich besaß schulterlange, hellbraune Haare. Mein Pony war schräg und mit ein paar lila Strähnchen versehen. Meine Augen waren rehbraun und von meinen Klamotten wollte ich lieber erst mal gar nicht sprechen … Sie waren langweilig. Aber meiner Meinung nach, standen mir andere Sachen überhaupt nicht! Daran konnte ich ja schlecht etwas ändern.
 

Ich war also ein normales, langweiliges Mädchen. Ich konnte verstehen, wieso mich fast jeder mied. Selbsthass empfand ich nicht wirklich, aber na ja…
 

Bald betrat mein Mathelehrer Herr Takada den Raum. Alle blickten ihn gespannt an. Anscheinend wusste es also jeder. „Guten Morgen, Schüler“, begrüßte er uns mit seiner rauchigen Stimme, „Ich möchte euch einen neuen Schüler vorstellen, der aus bestimmten Gründen uns nun erst erfreuen kann. Kommen Sie bitte herein, Herr Takaishi.“ Nun drehten sich alle Köpfe wie von selbst zur Tür. Kurz darauf trat ein blonder Junge ins Klassenzimmer, der mindestens einen Kopf größer war als ich. Als er sich zu uns umdrehte, lag ein freundliches Grinsen auf seinen Lippen. Seine himmelblauen Augen trafen auf meine und ich hätte schwören können, ich hätte Engel singen gehört! Es war wie in einem schlechten Kitschfilm.
 

Um mich herum quietschten fast alle Mädchen. Sie waren anscheinend hin und weg, genau wie … ich. Scheiße! Ich wollte jetzt echt nicht irgendeinem Idioten verfallen, der im Nachhinein eh viel zu arrogant war. Ich gebe es ja zu, ich hatte krasse Vorurteile gegenüber dem Neuen, aber ich war nur vorsichtig.
 

Dann wendete der Blondie seinen Blick von mir ab. „Hallo, ich bin Takeru Takaishi. Freut mich euch kennenzulernen“, stellte er sich grinsend vor. Seine Samtstimme ließ erneut fast alle Mädchen auf keuchen. Ich blieb still, aber starrte ihn an wie eine Verrückte. Ich versuchte meinen Blick zu Yolei zu wenden. „Jetzt bist du baff, oder?“, grinste sie mich an. Ich nickte nur leicht. „Die Gerüchte stimmen also…“, meinte ich dann nur und sah wieder nach vorne.
 

„Ihr Platz ist in der zweiten Reihe am Fenster. Bitte setzen Sie sich jetzt“, wies Herr Takada ihn an. Takeru nickte und setzte sich neben Davis. Eigentlich hieß er Daisuke, aber niemand nannte ihn so. Davis hatte braune Haare und war etwa so groß wie Takeru. Er war ein kleiner Herzensbrecher, aber im Grunde war er ganz okay, denn er war einer der wenigen, die mich nicht ignorierten.
 

Ich blickte Takeru weiterhin an. Er saß in der gleichen Reihe wie ich, aber wenigstens nicht neben mir. Darüber war ich wirklich froh. Ich wollte niemanden außer Yolei neben mir haben. Ihr konnte ich vertrauen. Jedenfalls vergingen die zwei Mathestunden träge, aber ich verstand jedenfalls fast alles. Als es dann klingelte und alle Schüler den Raum verließen, rief mich Herr Takada zu sich.
 

„Miss Yagami, es wird Ihre Aufgabe sein, sich um unseren neuen Schüler zu kümmern. Zeigen Sie ihm die Schule und erklären Sie ihm alles, was er wissen möchte“, bat er mich und ich starrte ihn an wie ein Auto. Super! Ich hatte wirklich Schiss davor, dass sich meine Befürchtungen bewahrheiten würden. Aber ich konnte mich ja schlecht einem Lehrer widersetzen. Deshalb nannten mich manche auch vielleicht ‚Lehrerliebling’… Ich nickte nur kurz und verließ dann den Raum. Vor der Tür stand Yolei, die auf mich wartete und außerdem auch Takeru, der von Mädchen umringt war.

„Was wollte er von dir?“, fragte Yolei mich.
 

„Ich soll unserem Neuen die Schule zeigen“, seufzte ich. Sie grinste mich an: „Uh - Ich beneide dich! Aber dann solltest du auch keine Zeit verlieren.“ Schon wurde ich in die Mädchenmenge geschubst. Ein paar schauten mich empört an, andere wiederum versuchten mich mit ihren Blicken zu töten. Takeru schob die anderen Mädchen beiseite und stellte sich direkt vor mich. „Was möchtest du von mir?“, sein Grinsen wurde zu einem zarten Lächeln. Ich spürte, wie meine Wangen sich erhitzten – Ich wurde rot wie eine Tomate.
 

„H-Herr Takada will, d-dass ich dir die S-Schule zeige“, stotterte ich und senkte dabei den Blick auf dem Boden. Sein Grinsen wurde wieder breiter. „Wie heißt du?“, wollte er dann wissen.
 

„H-Hikari Yagami“, antwortete ich und stotterte dabei immer noch wie eine Geisteskranke.
 

Er drehte sich weg und ging ein Stück in Richtung Treppe. „Alles klar, Hikari-chan, dann zeig mir die Schule“, lachte er und ging weiter. Während ich ihm hinterher lief, spürte ich die Blicke der anderen auf meinem Rücken. Anscheinend waren sie sehr, sehr eifersüchtig. Was würde da wohl noch auf mich zu kommen?!

Verschwörungstheorie

Takeru ging langsam die Treppe hinunter. Irgendwie wirkte er sehr entspannt. Wenn ich an seiner Stelle wäre, wäre ich, höchst wahrscheinlich, total nervös und würde keinen Ton raus bringen. Okay, das würde ich jetzt ja so oder so schon nicht, wenn er nicht das Gespräch beginnen würde. „Und Hikari-chan?“, fragte er mich dann auch endlich, „Was sehen wir uns zuerst an?“ Ich überlegte kurz. „Am Besten fangen wir am Eingang an … oder?“, antwortete ich. Man merkte direkt wieder, wie unsicher ich war. Das hasste ich. Nie bekam ich einen richtig lauten Ton heraus! „Wenn du es für richtig hältst“, grinste er dann und lies mir den Vortritt. Ich ging an ihm vorbei über den Pausenhof in Richtung Eingang. Takeru lief ein Stück hinter mir her. Wieder mal waren alle Blicke auf uns gerichtet. Ich fühlte mich sichtlich unwohl. Warum mussten manche Leute immer nur so starren?

Dann erreichten wir endlich den Eingang. Die restliche Pause lang ging ich mit ihm durch die Schule und erklärte ihm hier und da ein paar Dinge. Warum ich das überhaupt machen musste, wunderte mich. Man hätte ihm doch einfach einen Plan in die Hand drücken können. Dann hätte er sich alleine seinen Weg durch die Schule suchen können. An Schulen war eh nichts Schweres zu verstehen.
 

Irgendwann kamen wir dann schließlich wieder an unserem Klassenzimmer an. „So, da sind wir wieder“, meinte ich dann. Ich war inzwischen ein bisschen selbstsicherer geworden, als ich mit Takeru den Rundgang machte. Eigentlich war er ganz nett. Er stufte mich auch nicht ab, wie die anderen, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass noch irgendwas auf mich zu kam. „Das war wirklich nett von dir, Hikari-chan“, er beugte sich grinsend zu mir runter und blickte mich dabei eindringlich an. Mein Gesicht nahm direkt eine rötliche Farbe an. „H-Hast du noch Fragen?“, fragte ich Takeru dann in der Hoffnung, er würde mir nicht mehr näher kommen. Klar, er wirkte anziehend auf mich. Aber wer wusste schon, was er wirklich im Schild führte?

„Ja, hab ich“, meinte er als Antwort auf meine Frage, „Bekomm ich deine Handynummer?“ Damit war der gute Eindruck auch schon wieder weg. Wahrscheinlich war sein wahres Ziel jedes Mädchen der Schule um seinen Finger zu wickeln. Ein paar hatte er ja schon. Jetzt kamen wahrscheinlich die dran, die nicht direkt von seinem Aussehen geblendet waren oder es nicht zu gaben. Dazu gehörte anscheinend auch ich. Super… Er war ein Playboy!
 

Zu meinem Glück klingelte es und ich drehte mich ganz schnell von ihm weg. Ich ging ins Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz. Kurz darauf kamen auch schon einige andere Schüler. Darunter auch Takeru, der mich immer noch anschaute. Irgendetwas war da in seinen Augen, was ich aber nicht deuten konnte. Ich wandte meinen Blick ab und sah zu Yolei, die sich inzwischen neben mich gesetzt hatte. „Uuuund? Wie wars?“, fragte mich mit einem vielversprechenden Grinsen. „Wie solls gewesen sein?“, fragte ich zurück und sah sie an. „Och man, Kari!“, meinte sie gespielt beleidigt, „Ihr habt euch doch bestimmt total toll unterhalten und gemerkt, dass die Chemie zwischen euch perfekt ist. Bestimmt hat er dich schon nach einem Date gefragt. So was ist Liebe auf den ersten Blick! Hach~“
 

„Du hast aber ziemlich verdrehte Vorstellungen“, meinte ich daraufhin nur und schüttelte meinen Kopf. Yoleis Fantasie war definitiv mal wieder mit ihr durch gegangen. Wie kam sie nur ständig auf solch seltsame Sachen?
 

„Aber er gefällt dir doch“, beharrte sie. Ich seufzte. Wenn sie sich erstmal was in den Kopf gesetzt hatte, gab Yolei nie auf. „Na ja … Er sieht nicht schlecht aus, aber ich glaube er führt etwas im Schilde“, redete ich mich raus, obwohl das wirklich das war, was ich dachte. „Du musst-“, weiter kam Yolei nicht, weil unsere Japanischlehrerin den Raum betrat. Den Rest des Tages fand sie zum Glück keine Gelegenheit mehr, mit mir über Takeru zu reden. In der zweiten Pause zog ich mich in die Bibliothek zurück. War doch echt typisch, oder? Eine langweilige Streberin umgeben von Büchern… Nur eins passte an diesem Bild nicht – Ich war weiß Gott keine Streberin! Ich hatte immer zweien oder dreien in der Schule. Es gab welche, die waren wesentlich besser als ich.

Aber was suchte ich nun in der Bibliothek? Nun ja, in der Pause hielt sich hier niemand auf. Das nutzte ich manchmal um mich zurück zu ziehen. Ich ging gerade in Richtung der Sessel, als ich bemerkte, dass dort jemand saß. Ich versteckte mich hinter einem Bücherregal und schielte zwischen den Bildern hin durch. Da saß doch tatsächlich Davis und las in einem Buch. Das war ein totaler Kulturschock für mich! Davis und Bücher?! Wo gab es bitte so was? Ich schob ein Buch ein Stück beiseite und versuchte, den Titel des Buchers zu entziffern. ‚Dating Ratgeber für Jugendliche’ stand da. Seit wann brauchte Davis einen Ratgeber für seine Dates? Ich dachte mir da nichts weiter bei und schlich mich aus der Bibliothek. Zum Glück hatte er mich nicht bemerkt. Den Rest der Pause verbrachte ich damit, mich vor den anderen zu verstecken. Denn, alleine gesehen zu werden, war an dieser Schule der Untergang. Ohne Yolei wüsste die ganze Schule, dass ich eine Außenseiterin war. Welch eine tolle Vorstellung…
 

Dann gingen auch endlich die letzten beiden Stunden um. Ich erhob mich von meinem Stuhl und warf mir meine Tasche über die Schulter. „Kari, jetzt sag doch mal! Was denkst du denn führt Takeru-“, begann Yolei, jedoch unterbrach ich sie direkt. „Tut mir Leid, Yolei. Ich muss jetzt direkt nach Hause“, redete ich mich heraus. Manchmal konnte man ihren Dickschädel echt hassen. Ich umarmte sie kurz und ging dann schnell die Treppe hinunter. Bei der vorletzten Stufe stolperte ich ungeschickt über meine eigenen Füße. Ich erwartete, dass ich hart aufschlug, aber das ‚Bumm’ – Geräusch kam nicht. Stattdessen landete ich in etwas weichem. Ich riss meine zugekniffenen Augen wieder auf und blickte hoch. Takerus Gesicht war mir direkt gegenüber. Er hatte mich also aufgefangen! Na toll…
 

„Du findest mich wirklich anziehend, oder, Hikari-chan?“, fragte er mich mit einem spöttischen Lächeln. Ich errötete leicht, wie heute schon so oft. „Ich bin nur gestolpert“, wehrte ich mich kleinlaut. Dann lachte er kurz auf. Ich entzog mich seiner Halbumarmung und ging in Richtung Ausgang. „Hey warte!“, rief er. Ich drehte mich halb zu ihm um und sah ihn fragend an. „Sagt man nicht eigentlich ‚Danke’? Ich hab dich immer hin davor bewahrt, auf den Boden zu knallen“, meinte Takeru dann. Ich seufzte nur kurz und gab ein leises „Danke…“ von mir. Schnell ging ich zur Tür hinaus.
 

Auf dem Schulhof sah ich dann wie zwei Mädchen an einer Mauer gelehnt standen und mich beobachteten. Es waren die zwei Oberzicken aus meiner Klasse – Chizu und Kyra. Chizu hatte hellblonde, ellenbogenlange Haare und himmelblaue Augen. Kyra besaß die gleiche Frisur, jedoch waren ihre Haare und Augen schokobraun. Beide hatten eine tolle Figur und fast jeder Typ flog auf sie. Darauf bildeten sie sich natürlich was ein. Egal wie hübsch sie waren, sie waren selbstsüchtig, zickig und unglaublich selbstverliebt. Ich beschloss sie nicht zu beachten und ging still an ihnen vorbei. Doch da stieß Chizu mich an und ich flog in den Dreck.

„Oh, Hika-tan! Das tut mir Leid“, sagte Chizu ironisch. Gott, wie ich diese Mädchen doch hasste! Dann auch noch diesen Spitznamen ‚Hika-tan’ … Grausig. Ich erhob mich still und nahm meine Tasche. „Jetzt rede doch mal mit uns, Hika-tan“, höhnte Kyra, „Du bist doch unsere beste Freundin~“ Ich muss ja wohl nicht erwähnen, dass das ironisch gemeint war, oder?
 

„Ich würde jetzt gerne nach Hause gehen“, murmelte ich eingeschüchtert, als sich die beiden vor mich stellten und mir den Weg versperrten. „Magst du uns etwa nicht?“, trällerte Chizu. Dann griff sie mir in die Haare und zog daran. Ich biss meine Lippen zusammen, damit ich nicht vor Schmerz los schrie. „Oh, Chizu-chan, deine Modetipps sind immer die Besten! Schau, jetzt ist unsere Hika-tan nur noch halb so hässlich wie sonst“, meinte Kyra voller Bewunderung. „Ich versuche nur mein Bestes. Willst du auch mal, Kyra-chan?“, ein hinterhältiges Grinsen lag auf Chizus Lippen. Kyra nickte überglücklich und zog ebenfalls an meinen Haaren.

Ich fühlte mich hundeelend. Klar, hatten die beiden mich schon öfter wörtlich runter gemacht, aber sie waren noch nie so drastisch vorgegangen. „Hört auf…“, wimmerte ich dann irgendwann. Aus meinen Augen quollen Tränen und hinterließen brennende Spuren auf meinen Wangen. „Oh sieh nur, Kyra-chan, Hika-tan weint vor Glück“, säuselte Chizu und grinste dabei fies. „Wir sind ja so nett! Na ja, für heute ist sie hübsch genug“, meinte Kyra dann lächelnd. „Da hast du wohl Recht. Ach ja, eins noch Hika-tan“, Chizu blickte eiskalt auf mich nieder, „Halt dich von dem süßen Neuen fern!“ Dann ließen sie mich in den Dreck fallen.
 

Ich war so froh, dass es endlich vorbei war. Aber war das alles etwa nur, weil ich Takeru die Schule gezeigt hatte? Dachten die etwa, ich mache mich an ihn ran?! Da waren Chizu & Kyra aber richtig schief gewickelt. Somit war wohl klar, was mich erwarten würde, wenn ich Takeru nicht mied. Alles nur wegen diesem Blondie! Er konnte zwar nichts dafür, aber irgendwie hasste ich ihn deswegen. Ich stand kurz darauf wieder auf und trottete zu mir nach Hause. Ich schloss die Tür auf und rief: „Bin wieder da.“ Nur Taichi, mein Bruder, war da. „Essen steht für dich im Kühlschrank“, rief er zurück. Anscheinend saß er gerade vor dem Fernseher in seinem Zimmer und schaute Fußball. Typisch. Trotzdem war ich froh, dass er mich nicht sah. Da ich keinen Hunger hatte, ging ich direkt in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Dort begann ich erneut zu heulen, aber zum Glück bemerkte es Taichi nicht. Nach einer Weile war ich wie leer geweint und machte mich an meine Hausaufgaben. Ich konnte jedoch keinen klaren Gedanken fassen und ließ sie wieder zurück in meine Tasche sinken. Dann begab ich mich in die Küche und machte mir schließlich doch noch was zu essen. Ich aß meine Nudeln langsam und konzentrierte mich mit aller Kraft aufs Kauen. Dadurch konnte ich mich gut ablenken. Jetzt waren die Nudeln auch mal für was Sinnvolles gut.
 

Dann stellte ich meinen Teller in die Spülmaschine und ging ins Bad. Ich ließ mir heißes Wasser in der Badewanne ein und nahm mein Lieblingsbuch 'Lucian' mit. Während des Badens versank ich in dem Buch und war froh, nicht an das mit den Oberzicken denken zu müssen. Schließlich kam eine Liebesszene zwischen Lucian und Rebecca - Schon waren meine Gedanken wieder bei Takeru. Er hatte, nach nur einem Tag, einen wirklichen großen Eindruck bei mir hinterlassen. Und auch bei den anderen. Und nur dieser Eindruck sorgte dafür, dass mein Leben zur Hölle wurde. Tag für Tag würden mich jetzt Schläge von Chizu und Kyra erwarten. Die anderen Mädchen wären auch total eifersüchtig, wenn ich mich Takeru auch nur bis auf 5 Meter nähern würde. Die ganze Sache würde noch komplizierter werden, wenn er, auch wie heute, meine Nähe suchen würde. Und dann war da noch Yolei - aber sie wollte ich ganz bestimmt nicht mit hineinziehen. Toll! Also war ich mal wieder alleine. Wie sehr ich das hasste...

Entschluss

Am nächsten Morgen schreckte ich aus einem Alptraum hoch. Es war ein Wirrwarr von Bildern, die ich nicht zu ordnen konnte. Trotzdem war es schrecklich gewesen. Da waren zum einen Chizu und Kyra gewesen, zum anderen war da Yolei, die mir den Rücken zu gewendet hatte. Ich war ganz alleine in Traum. Am Ende wandte sich sogar Takeru von mir ab und ging ins schwarze Nichts. Das war der Grund, warum ich aufgeschreckt war. Dieser Kerl musste mir ja echt das Gehirn vernebelt haben! Oder zumindest mein Unterbewusstsein…

Ich schlug die Decke zurück und stand auf. Dann ging ich zum Spiegel und betrachtete mein Gesicht. Ich war noch blasser als sonst und hatte große Augenringe. Anscheinend machte mir der gestrige Tag immer noch sehr zu schaffen. So sehr, dass man es sogar körperlich sah. Ich fragte mich, wie ich das wohl am Besten verdecken könnte. Aber darum wollte ich mich später kümmern. Ich ging in die Küche und holte mir eine Schüssel Cornflakes. Mit denen saß ich mich vor den Fernseher und zog mir die Morgennachrichten rein. Während ich aß, kam dann auch irgendwann Tai aus seinem Zimmer. Er sah noch ziemlich müde aus. Seine braunen, struppigen Haare standen noch mehr ab als normalerweise. „Morgen Schwesterherz“, murmelte er verschlafen.

Tai war eigentlich der beste Bruder auf der Welt. Er half mir immer, wenn ich Probleme hatte und war immer für mich da. Wenn er auf meiner Schule gewesen wäre, hätte mich die meistens in Ruhe gelassen, da Tai sehr beliebt war. Viele wollten mit ihm befreundet sein, und das konnten sie schlecht, wenn sie mich runter machten. Jeder wusste ja, wie wichtig ich Tai war und andersrum genau so. Ich fand es richtig Schade, dass er schon auf die Uni ging…
 

„Morgen“, begrüßte ich ihn lustlos. Ich wollte bestimmt nicht meine schlechte Laune an ihm auslassen, aber jeder würde sie heute wohl abbekommen. Tai bemerkte anscheinend, wie es mir ging und stellte sich direkt vor mich. Nun sah er hellwach aus. Ich sah zu ihm hoch. „Was ist mir dir, Kari? Du siehst überhaupt nicht gut aus“, stellte er besorgt fest.
 

Ich legte ein falsches Lächeln auf. „Was soll denn los sein? Hab nur ein wenig schlecht geschlafen.“ „Wirklich?“, hackte er nach. Ich nickte schnell und sagte: „Ich muss mich jetzt fertig machen.“ Dann war ich auch schon im Bad verschwunden. Ich ging direkt unter die Dusche. Das warme Wasser löste meine angespannten Muskeln. Mein Vanilleshampoo roch wundervoll und es entspannte mich direkt. Ich liebte diesen Duft. Nach einer Weile war ich endlich fertig. Ich trocknete mich ab und zog mir meine Schuluniform an. Dann betrachtete ich mein Gesicht erneut im Spiegel. Die Augenringe waren immer noch da, aber wenigstens nicht mehr so stark. Ich kaschierte das alles etwas mit Eyeliner und Wimperntusche. Dann machte ich meine Wangen etwas rosig. Endlich sah ich nicht mehr aus wie ein Gespenst! Nun würde Yolei sich auch nicht mehr erschrecken, wenn sie mich sah. Ich nahm meine Tasche und verließ das Haus.
 

Nach einer Weile kam ich bei meiner Schule an. Den Hintereingang war von Chizu und Kyra umstellt. Anscheinend erwarteten sie mich. Dachten die echt, ich würde immer durch den Hintereingang gehen? Die waren wirklich so blöd, wie sie aussahen! Ich betrat das Schulgebäude durch den Vordereingang und ging in mein Klassenzimmer und da wartete auch schon Yolei auf mich. Ein paar ihrer weiblichen und männlichen Fans umringten sie. Yolei ignorierte diese jedoch und trat aus ihrer Mitte direkt zu mir. Wenn ich dabei war, mieden ihre Fans sie. Kein Wunder – mit mir wollte auch keiner was zu tun haben. Andersherum wollte ich ja auch nichts mit denen zu tun haben. Also war es doch perfekt, so wie es war, oder? „Guten Morgen, Kari ~“, begrüßte Yolei mich grinsend und umarmte mich. „Hey“, gab ich zurück und erwiderte ihre Umarmung. „Was ist los? Du schaust so ernst“, nun war ihr Blick besorgt.

Ich seufzte innerlich. Meine Mitmenschen waren wirklich viel zu aufmerksam. Wieso merkten die bloß immer, wenn es mir dreckig ging? Okay, teilweise war es gut. Aber wenn ich es vertuschen wollte, so wie heute, war es ziemlich nervig. „Nichts, alles okay. Hab nur schlecht geschlafen“, wiederholte ich meine Lüge und auch mein falsches Lächeln kam wieder zum Vorschein. Ich hoffte wirklich, dass würde Yolei überzeugen. Aber wie ich sie kannte, würde es das nicht.

„Du hast doch was“, beharrte sie, „Ich bin doch deine beste Freundin! Du kannst mir doch immer sagen was los ist. Sag schon, Kari!“
 

„Es ist wirklich nichts“, seufzte ich, dann versuche ich die abzulenken mit einem anderen Thema: „Sag mir lieber, wie das Konzert am Wochenende war. Davon hast du mir noch gar nichts erzählt.“ Sofort erhellte sich ihre Miene. „Du kannst es dir nicht vorstellen! Die Teenage Zombies waren der helle Wahnsinn. Ich stand direkt vor der Absperrung und Tiger hat mich sogar öfters angeschaut. Er hat so eine geniale Stimme und stell dir vor: Selbst auf der Bühne nimmt er seine Sonnenbrille und seine Kapuze nicht ab. Er ist ja soooo geheimnisvoll“, plapperte sie fröhlich drauf los. Hellauf begeistert laberte sie mich mit den Teenage Zombies zu, bis der Lehrer kam. Yolei war wirklich ein riesengroßer Fan dieser Band. Sie sammelte fast alles, was irgendwie damit zu tun hatte und tapezierte ihr Zimmer damit voll. Besonders toll fand sie den Frontsänger Tiger. Niemand wusste etwas über ihn. Ich konnte ihre Begeisterung nicht wirklich verstehen. Okay, wenn ich ehrlich war, hatte ich noch nie ein Lied von ihnen gehört, aber wovon Yolei immer so redete, reichte mir schon. Ich konnte mir die Musik in etwa vorstellen und wusste so oder so schon, dass ich sie scheiße fand. „Miss Yagami“, rief mich mein Lehrer.
 

„Y-Yes?“, schreckte ich aus meinen Gedanken hoch. „Please read the text on page 27“, wies er mich an. Ich nickte und begann zu lesen. Im Grunde hatte ich keine Ahnung, wovon der englische Text handelte, aber ich konnte ihn halbwegs souverän vorlesen. „Thank you“, meinte er nur und schwafelte weiter. Dann klingelte es endlich zur Pause. Yolei musste noch mit unserem Englischlehrer reden, deshalb beschloss ich zur Bibliothek zu gehen, wie am Tag zuvor. Ich ging gerade auf die Tür zu, als mir etwas den Weg abschnitt. „Na, Hikari-chan?“, begrüßte mich Takeru. „Was willst du?“, seufzte ich entnervt. „Nur mit dir reden“, antwortete er. Dabei lag ein freches Grinsen auf seinen Lippen. Es wirkte irgendwie machohaft. Plötzlich kamen mir Chizu und Kyra wieder in Sinn. Was würden sie wohl mit mir anstellen, wenn sie mich jetzt sehen würden? Panische Angst kam in mir hoch. „Ich hab gerade keine Zeit“, erwiderte ich ausweichend. „Ach komm schon, es ist Pause“, beharrte er, trotz dessen lachte er dabei.
 

„Da bist du ja, Hika-tan“, trällerte eine überglückliche Stimme. Sie gehörte Chizu. Ich drehte mich hektisch zu ihr um. „Chizu…“, murmelte ich entsetzt. „Na komm schon“, grinste sie, „Kyra wartet auf uns.“ Dann ergriff sie meine Hand und zog mich fröhlich hinter sich her. Ich drehte mich panisch nach Takeru um. Der hatte das Spektakel still beobachtet. Nun blitzte irgendetwas in seinen Augen auf, was ich nicht richtig deuten konnte. Aber er blieb stehen, wo er war. Kurz darauf kamen wir bei Kyra auf dem Mädchenklo an. Sie grinste hämisch und meinte: „Süße, da bist du ja.“ „Ja, endlich haben wir unsere Hika-tan. Sie versteht sich ja immer noch super mit Takaishi-kun. Kannst du dir das vorstellen?“, fragte Chizu. Ich schüttelte nur den Kopf. „Oh, ihr ist es peinlich. Wie niedlich“, grinste Kyra und zog mich, an meinen Haaren, runter zum Boden. Der nächste Schlag kam von Chizu, mitten in mein Gesicht. „AUA!“, entfuhr es mir. Die Beiden lachten nur und schlugen weiter auf mich ein. Irgendwann begannen sie sogar, mich zu treten. Ich versuchte das alles auszublenden und ließ es einfach geschehen. Irgendwann dann war es endlich vorüber…
 

Zwei Monate später…
 

In den letzten zwei Monaten war ich fast täglich von Chizu und Kyra verprügelt worden. Niemand hatte es gemerkt. Ich hatte es immer vertuscht. Takeru versuchte immer wieder mit mir ins Gespräch zu kommen, doch irgendwann hatte ich angefangen ihn zu ignorieren. Je mehr Abstand ich von Takeru hatte, desto mehr Abstand hielten Chizu und Kyra zu mir. Es war gut so. Ich hätte jedoch nie gedacht, dass es noch wieder schlimmer werden würde. Bis zu dem Tag, an dem Referate in Geschichte vergeben wurden…

In letzter Sekunde

An diesem Morgen saß ich lustlos neben Yolei in Gesichte. „Heute werden die Referate verteilt oder?“, fragte sie mich. Ich nickte nur. „Ich hoffe, wir dürfen zusammen machen“, grinste sie. Ich lächelte nur matt und sagte dann: „Bestimmt.“ Mehr als darauf hoffen, mit Yolei zusammen das Referat machen zu können, konnte ich nicht. Hoffentlich verstand unsere Geschichtslehrerin wie gern wir uns hatten und würde uns zusammen stecken. Mit den anderen aus meiner Klasse ein Referat zu machen, wäre ein Problem, aber irgendwie würde es hinhauen. Nur es gab drei Personen in meiner Klasse, mit denen ich auf keinen Fall zusammen arbeiten durfte: Kyra, Chizu und Takeru. Aber mal ehrlich, wie wahrscheinlich war das schon, dass ich ausgerechnet mit einen von denen drein ein Referat machen musste?

„Ich frag mich, was für Themen wir wohl haben“, plapperte Yolei fröhlich weiter. „Wer weiß“, meinte ich darauf nur. Dann betrat unsere Geschichtslehrerin den Raum. Gänsehaut überkam mich.

„Guten Morgen, ihr Lieben“, begrüßte sie uns mit einem herzlichen Lächeln. Frau Yoshida war von allen Lehrern die Beste. Sie war unheimlich nett und bei ihr verstand man auch so ziemlich alles. Ihr hellbraunes Haar stand wie immer in alle Richtungen ab, als wäre sie gerade durch einen Tornado gelaufen. „Heute verteile ich die Referate, so wie wir es letzte Woche besprochen haben. Das Oberthema wird die Geschichte von Tokyo sein“, verkündete sie und begann die Gruppe einzuteilen. Den jeweiligen Gruppen teilte sie jeweils immer ein Thema zu. Je mehr Namen aufgerufen wurden, desto unruhiger wurde ich. „Miss Yagami“, als schließlich mein Name aufgerufen wurde, schaute ich Frau Yoshida an, wie ein aufgescheuchtes Reh, „Sie werden zusammen mit Herrn Takaishi das Thema ‚Der Tourismus von Tokyo im zweiten Weltkrieg’ behandeln.“ Scheiße! Jetzt würde ich doch tatsächlich mit Takeru zusammen arbeiten! Was würden Chizu und Kyra jetzt bloß wieder mit mir anstellen?! Angst kam in mir auf, als ich die eifersüchtigen und hasserfüllten Blicken von ihnen auf mir spürte. Frau Yoshida nannte die letzten Gruppen & Themen und verkündete dann: „Ihr könnt in dieser Stunde schon mit den Referaten beginnen. Wenn ihr Fragen habt, wendet euch ruhig an mich.“
 

Direkt gesellte sich Takeru zu mir. „Hey Hikari-chan“, sagte er und lächelte mich dabei an. Yolei stand auf und ging mit einem viel versprechendem Grinsen zu ihrem Partner. Oh je… Anscheinend malte sie sich wieder die seltsamsten Dinge aus. Wie immer, redete ich nicht mit Takeru. „Also, wie machen wir das jetzt am Besten?“, fragte er mich. Mein Blick war starr auf die Wand gegenüber von mir gerichtet und ich zuckte nur unbeholfen mit den Schultern. „Ach komm schon, Hikari-chan, jetzt rede doch mal wieder mit mir“, verlangte er von mir, „Wenn du mich weiter ignorierst, bekommen wir bestimmt eine sechs.“ Nun hatte Takeru endlich einen Grund gefunden, der mich dazu brachte, wieder mit ihm zu reden. Es schien, als hätte er lange nach so einem Grund gesucht. Wieso, war mir allerdings nicht klar. Schließlich drehte ich seufzend meinen Kopf in seine Richtung und blickte seit etwa einem Monat zum ersten Mal wieder in sein Engelsgesicht. Kurz stockte mir der Atem. Er sah definitiv noch besser aus, als in meiner Erinnerung. „V-Vielleicht sollten wir die Denkmale, Besucherzahlen, die Folgen und so etwas mit rein nehmen“, gab ich dann kleinlaut von mir. Takeru grinste mich direkt wieder an: „Das ist eine super Idee, Hikari-chan.“
 

Den Rest der Stunde bereiteten wir unsere Referat vor und sprachen ab, wer war heraus suchen sollte. Ich verstand mich besser mit Takeru als gedacht. Teilweise konnte ich sogar wieder lachen. Während die Stunde wie im Flug verging, hatte ich Kyra und Chizu total vergessen, die schon draußen auf mich warteten. „Ah, da bist du ja, Hika-tan“, säuselte Chizu honigsüß, als sie sah, wie Yolei und ich den Raum verließen. „Was wollt ihr von Kari?!“, Yoleis Ton war scharf. Sie konnte die beiden Oberzicken, genau wie ich, nicht ausstehen. „Wir haben nur eine kleine Frage an sie“, beantwortete Kyra Yoleis Frage. Dabei legte sie ein Lächeln auf, das sogar halbwegs echt aussah. Schauspielerisches Talent hatten die Beiden jedenfalls. Irgendeine gute Seite musste ja jeder haben, jedoch war das leider ihre Einzige. „Gut, dann fragt sie. Aber ich bleibe hier“, beharrte Yolei. Endlich, endlich würde ich mal nicht von Kyra und Chizu verprügelt werden! Wie glücklich ich war! Selbst wenn Yolei von alldem nichts wusste, war ihr anscheinend doch auf gefallen, dass ich in letzter Zeit immer öfter bei Kyra und Chizu war. Natürlich unfreiwillig!
 

„Aber es wird eine Überraschung für dich, Miyako-san“, redete Kyra sich raus. „Genau“, stimmte Chizu zu, „Es geht um deinen Geburtstag, der ja bald ist. Und Hika-tan hat versprochen uns zu helfen.“ „Ach so“, die beiden wickelten Yolei so sehr ein, dass sie es anscheinend schluckte, „Kari, kommst du dann, wenn ihr fertig seid, runter zu mir?“ Ohne meine Antwort abzuwarten, war sie auch schon verschwunden und mein Schutz mit ihr. Toll, gerade hatten meine beiden Lieblingszicken bewiesen, dass es auch Menschen gibt, die wirklich keine guten Seiten hatten. Denn selbst sie benutzen ihr Talent nur um andere zu manipulieren. „So, dann wären wir endlich unter uns“, Chizu verfiel wieder in ihren ekelhaft-honigsüßen Ton. Ich seufzte. „Ach, bist du uns so Leid, Hika-tan? Oder ist es etwa dein Leben?“, fragte Kyra höhnisch und durchbohrte mich mit ihrem eiskalten Blick. „Du hast wirklich all unsere Warnungen ignoriert, du Schlampe!“, auf einmal fing Chizu an schreien und versetzte mir mit aller Kraft, die sie hatte, einen Schlag – Mitten auf meine rechte Wange. Ich taumelte zurück und hielt mir die vor Schmerzen pochende Wange. Ein paar Tränen sammelten sich in meinen Augen und flossen über meine Wangen.

„Denkst du etwa, nur weil du heulst, haben wir Mitleid mit dir, Bitch?“, nun klang auch Kyra so hasserfüllt, wie ich es noch nie erlebt hatte. Sie trat mir gegen mein Schienbein und dann schlugen beide so lange auf mich ein, bis ich zu Boden sackte. Wahrscheinlich würde ich später wieder riesengroße blaue Flecke bekommen. Geblutet hatte ich bisher zum Glück noch nie. Sollte sich das heute vielleicht ändern? Irgendwie befürchtete ich das. Und siehe da – Ich lag richtig, denn Chizu zog ein Taschenmesser aus ihrer Jackentasche. „Was meinst du, Kyra-chan, was aus Hika-tans ‚tollem’ Gesicht wollen wir zu erst verunstalten?“, auf Chizus Lippen lag ein sadistisches Grinsen. „Ich weiß nicht~“, überlegte Kyra und äffte Chizus Gesichtsausdruck nach. Das war alles ganz und gar nicht gut!
 

„Lasst sie in Ruhe!“, ertönte eine Stimme. Kyra und Chizu sahen sich verwirrt um. „Wer ist da?“, fragten beide synchron. Da kam schon Takeru um die Ecke. „Ta-Takaishi-kun…“, stotterte Kyra. „Das ist nicht so, w-wie es aussieht. Wir proben nur für ein Theaterstück“, versuchte Chizu lässig rüber zu bringen, jedoch gelang ihr das nicht wirklich. Tja, jetzt waren sie also endlich entlarvt! Das war das Beste, was mir in letzter Zeit passiert war. „Erzähl deinem Scheiß jemand anderen. Verschwindet, aber schnell!“, schrie Takeru. Blanke Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. So hatte ich ihn noch nie erlebt! Chizu und Kyra verschwanden jedoch schnell. Anscheinend wollten sie nicht noch mehr Stress mit ihrem Schwarm. Kein Wunder, oder? Schließlich hatten sie mich gerade umbringen wollen! Oder zumindest so etwas in der Art…
 

Immer noch voller Angst saß ich zitternd am Boden. „Alles okay?“, Takeru beugte sich zu mir runter. Die Wut hatte sich in Sorge verwandelt. Kaum merklich nickte ich, da rollten mir schon wieder neue Tränen über die Wangen. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, schon lag ich in Takerus Armen. Ein Gefühl der Geborenheit durchströmte mich. Wahrscheinlich lag es nur daran, dass ich endlich in Sicherheit war. „Hikari-chan… Ich hätte es viel früher merken müssen. Es tut mir Leid. Du hast sicher vieles durch machen müssen“, meinte er mit sanfter Stimme zu mir. Dann drückte er mich noch ein bisschen fester an sich. Ein weiteres Schluchzen drang aus meinem Mund. „Pscht. Ganz ruhig, Hikari-chan, ich bin ja da“, versuchte er mich zu beruhigen. Irgendwie half es auch. Mein Schluchzen wurde immer leiser, bis es dann gänzlich verstummte. Eine Weile lang war es völlig still, dann sagte Takeru schließlich: „Ab jetzt, werde ich dich beschützen, Hikari-chan.“ Das kam völlig unerwartet! Meine Wangen fingen an zu kochen und ich spürte, wie mein Gesicht eine ziemlich rote Farbe annahm. „K-Kari reicht“, brachte ich dann heraus. Takeru drückte sich leicht von mir weg, damit er mich ansehen konnte. „Hm?“ „Es reicht, wenn du mich Kari nennst“, wiederholte ich, diesmal etwas lauter. Ein leichtes Lächeln legte sich wieder auf seine Lippen: „Alles klar.“ Dann legte er seine Hand auf meinen Kopf und verwuschelte mir meine Haare. Daraufhin färbten sich meine Wangen erneut puterrot und ich senkte den Blick zu Boden.

Einladung

Schlagartig öffnete ich meine Augen. Mein Blick schweifte durch den Raum, in dem ich mich befand. Das hier war definitiv mein Zimmer. Aber wie war ich hier her gekommen? Mein Kopf war wie leer gefegt, nur einzelne vage Traumbilder kamen mir in den Sinn. Diese konnte ich allerdings nicht zu ordnen. Ich schlug die Decke zurück und sah an mir hinab. Ich trug eine alte Jogginghose und ein labbriges T-Shirt. In solchen Sachen schlief ich normalerweise. Ich ging zur Tür und öffnete diese. „Hallo?“, rief ich fragend durch die Wohnung, doch weder Tai, noch Mama oder Papa antworteten. Mein Blick will auf unsere große Digitaluhr. Es war immer noch Dienstag – kurz vor vier. Schule musste ich wohl verschlafen haben… Obwohl, war ich überhaupt in der Schule? Mir fehlte jegliche Erinnerung daran, was heute geschehen war. Litt ich jetzt etwa unter Amnesie?! Ich ging zum Tisch auf dem ein Zettel lag. „Hallo Kari-Schatz“, stand darauf in der Handschrift meiner Mutter.
 

„Ich bin gerade mit deinem Bruder und deinem Vater einkaufen.

Falls du schon wach bist und das hier liest, wollte ich dir nur sagen,

dass wir etwa gegen fünf Uhr zurück sein werden.
 

Ich habe dir ein bisschen Reis mit Soße aufgehoben,

falls du Hunger hast. Du findest es in der Mikrowelle.

Ich hoffe, es geht dir inzwischen besser.
 

Alles Liebe, deine Mutter.“
 

Unwillkürlich musste ich lächeln. Meine Eltern hatten sich schon immer sehr liebevoll um mich gekümmert. Dieser Zettel war mal wieder ein Beweis dafür. Selbst wenn ich nur mal eine minimale Erkältung hatte, waren sie stets an meiner Seite und haben mich gesund gepflegt. Da ich nun in zwischen älter war, machten sie das natürlich nur noch bei Krankheiten, wie Grippe und so weiter. Heute war ich ja nur zusammen geklappt. Moment…?! Bei diesem Gedanken wurden die Traumbilder in meinem Kopf schärfer und plötzlich fiel mir alles wieder ein. Nachdem Takeru mich gerettet hatte, bin ich in Ohnmacht gefallen, weil mir alles zuviel wurde. Kurz darauf wachte ich allerdings schon wieder auf – und zwar in Takerus Armen. Er hatte mich in die Krankenstation getragen. Mit hochrotem Kopf ging ich zur Mikrowelle und stellte diese an. Kurz nachdem ich den Reis gegessen hatte, waren meine Eltern und mein Bruder auch schon wieder da. Den restlichen Tag machte ich mir Gedanken darüber, wie es morgen wohl in der Schule ablaufen würde. Vor allen Dingen, wie ich Takeru gegenüber treten sollte… Ich spielte mit dem Gedanken einfach zu schwänzen, aber den verwarf ich schnell wieder, da ich mich niemals krank stellen könnte. Dafür fehlte mir die schauspielerische Begabung. Also blieb mir wohl nichts anderes übrig, als hinzugehen.
 

„KARI!“, rief Yoleis hysterische Stimme, als ich am nächsten Morgen vor der Klassentür an kam. „Guten Morgen“, sagte ich und hatte seit langer Zeit endlich mal wieder ein ehrliches Lächeln auf den Lippen. Ich war ziemlich erleichtert, dass ich nun keine Angst mehr vor Kyra und Chizu haben müsste. „Was hattest du gestern?“, fragte Yolei mich besorgt. „Ich hatte nur einen leichten Schwächeanfall. Ich hätte dir Bescheid sagen sollen, tut mir Leid“, entschuldigte ich mich. Meine beste Freundin machte sich manchmal echt übertrieben viele Sorgen, aber das mochte ich auch so an ihr. „Geht’s dir denn wieder gut?“, wollte sie dann wissen. Ich nickte und lächelte erneut. Schließlich erwiderte sie mein Lächeln. „Gut“, grinste sie. Plötzlich wuschelte mir etwas durch meine Haare. Ich drehte mich um und ratet mal, wer hinter mir stand – Genau, Takeru. „Guten Morgen, Kari“, begrüßte er mich und grinste verschmitzt. Sofort setzte sich wieder ein leichter roter Schimmer auf meinen Wangen ab. Seit dem er mich Kari nannte, gehörte er quasi zu meinen engeren Freunden. So nannten mich ja schließlich nur Yolei und meine Familie. „Morgen“, sagte ich leise und richtete meine Frisur wieder.

Yolei sah zwischen uns hin und her, dann flüsterte sie mir ins Ohr: „Seit wann redest du denn wieder mit ihm? Läuft etwa seit gestern was zwischen euch?“ Ich sah sie etwas irritiert an und schüttelte nur verlegen den Kopf. Takeru hatte es anscheinend nicht mit bekommen oder er reagierte darauf nicht. „Wie geht’s dir?“, fragte er mich dann. „Gut“, man, warum musste ich nur so einsilbig mit ihm sprechen?! Kurz darauf klingelte es und ich zog Yolei mit in den Klassenraum. Der Rest des Tages verging ziemlich langsam, doch eine gefühlte Ewigkeit später, klingelte es endlich und ich war in die Freiheit entlassen. Ich verabschiedete mich von Yolei und ging, wie so oft, zum Hintereingang hinaus. Plötzlich hielt mich etwas an der Hand fest. Ich drehte mich verwirrt um. „Davis?“, fragte ich, „Was willst du?“ „Ähm… I-Ich wollte wissen, ob du vielleicht Lust hast, heute mit m-mir ins Kino zu gehen?“, mit seinem schüchternen Blick sah er wirklich aus wie ein kleiner Welpe. Irgendwie war das niedlich… Aber ich hatte ganz bestimmt keine Lust mit dem Herzensbrecher der Schule auszugehen. Wer weiß, wie viele Mädchen mich dann noch hassen würden?
 

„Weißt du, Davis…“, setze ich an, doch ich brach schnell wieder ab, weil ich nicht genau wusste, wie ich mich ausdrücken sollte. „Ja?“, hackte er nach. „I-Ich weiß nicht recht…“, sagte ich dann kleinlaut. „Ach komm schon, Hikari. Ich lade dich auch ein“, ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Tut mir Leid, aber sie muss passen“, sagte plötzlich eine andere Stimme. Takeru kam neben mich und legte seinen Arm um mich. Verwirrt sah ich zu ihm hoch. „Wie?“, fragte Davis und sprach somit auch meine Gedanken aus. „Ich hab heute mit Kari schon was vor. Also such dir jemand anderen“, grinste Takeru. „Stimmt das, Hikari?“, Schmerz blitzte in Davis’ Augen auf. Er tat mir irgendwie richtig Leid, trotzdem war das die perfekte Gelegenheit mich da raus zu winden, deshalb nickte ich. Daraufhin seufzte Davis und verzog sich. „Ich werde dann auch mal gehen“, sagte ich zu Takeru und drehte mich von ihm weg. Er stellte sich vor mich und sagte: „Warte mal, Kari. Das war ernst gemeint.“ „Wie meinst du das?“, fragte ich nach. „Wir werden heute etwas zusammen unternehmen. Du hast ja auch schon zugestimmt“, meinte er grinsend. Oh Gott! Wo war ich da nur wieder rein geraten? Das hörte sich verdammt nach einem … Date … an. Bei diesem Gedanken errötete ich. Ich wollte doch gar nichts von Takeru, zumindest nicht auf diese Art.
 

„I-Ist das ein D-Date?“, fragte ich schließlich auch stotternd. „Wenn du so willst, ja“, bestätigte er, „Wir treffen uns dann heute um vier Uhr vor dem Eingang des Parks, der hier in der Nähe der Schule ist.“ „I-Ich hab nicht gesagt, dass ich komme!“, protestierte ich. Dies ignorierte er jedoch und sagte: „Bis dann, Kari.“ Er umarmte mich einmal kurz und ging dann. Ich sackte zu Boden. Toll! Mein allererstes Date musste natürlich an Takeru gehen, mit dem ich im Grunde gar nicht ausgehen wollte! Aber er hatte mich ja immer hin vor Chizu und Kyra beschützt, wie konnte ich da also ablehnen? Wenn er sein Versprechen brechen würde, nur weil ich nicht mit ihm ausgegangen war, würde das sehr üble Konsequenzen für mich haben. Ich hasste solche Zwickmühlen wie Pest!

Verwirrende Gedanken

Nach etwa zehn Minuten Fußweg kam ich wieder zu Hause an. Ich schloss die Tür hinter mir und lehnte mich an sie. Ein kurzer Seufzer entfuhr mir. Dann fiel mein Blick auf unsere Küchenuhr: Es war 14:32 Uhr. In etwa anderthalb Stunden traf ich mich mit Takeru. Bei diesem Gedanken schlug mein Herz ein wenig schneller und ich konnte meine Gedanken nicht mehr richtig sortieren. ‚Eigentlich ist ja nichts dabei’, versuchte ich mich selbst zu beruhigen, ‚In Wahrheit steh ich ja gar nicht auf ihn. Und er auch nicht auf mich. Aber wieso bestand er dann auf dieses Date?’ Wieder wurde ich nachdenklich. Während sich Takeru weiter in meinen Gedanken breit machte, ging ich zu meiner Mutter, die gerade das Essen auf den Tisch stellte. „Hallo Kari. Wie war die Schule?“, begrüßte sie mich und lächelte dabei herzlich. Ich erwiderte ihr Lächeln: „Hallo Mama. Es war… ganz okay.“ – „Schön. Hast du Hunger?“ Ich nickte und setzte mich schließlich an den Küchentisch. Nachdem ich meinen Pfannkuchen gegessen hatte, stand ich auf und ging in mein Zimmer.

Ich machte mich an meine Hausaufgaben, da ich immer noch ziemlich viel Zeit hatte, jedoch wurde ich von Minute zu Minute nervöser. Es fiel mir immer schwerer mich auf meine Geschichtshausaufgaben zu konzentrieren. Plötzlich ging meine Tür auf. Erschrocken zuckte ich zusammen. „Man, Tai! Erschreck mich doch nicht immer so“, motzte ich meinen großen Bruder an, der einfach so in mein Zimmer geplatzt war. „Sorry, Schwesterherz“, grinste er und verwuschelte mir dabei die Haare. „Was willst du?“, fragte ich dann. Gespielt beleidigt sah Tai mich an: „Darf ich nicht mal meiner kleinen Schwester ‚Hallo’ sagen, ohne, dass etwas ist?“ Ich verdrehte leicht die Augen. „Ist ja schon gut“, meinte er dann. Immer noch grinste er. Mein Bruder war echt eine Frohnatur. „Ich hab heute ein Date. Und ich weiß nicht Recht, wohin ich mit ihr gehen soll. Ich hab gesagt, dass ich sie überrasche, allerdings fällt mir nichts ein.“ Das würde noch interessant werden.
 

„Wen meinst du denn?“, fragte ich neugierig. „Mimi Tachikawa…“, gab er leise als Antwort, dabei wurde er leicht rot um die Nasenspitze. Mimi Tachikawa war schon seit der Grundschule sehr gut mit meinem Bruder befreundet. Ich wusste schon immer, dass für Tai da mehr als Freundschaft war. Ein leichtes Grinsen lag auf meinen Lippen. „Hast du ihr endlich gestanden, dass du auf die stehst?“, fragte ich und meine Augen glitzerten vor Neugier. Der Wuschelkopf vor mir errötete noch ein bisschen mehr. „N-Nein, aber ist doch wohl logisch, wenn ich mit ihr ausgehe, oder nicht?“, fragend sah er mich an. Ihm war das Thema wohl sehr peinlich, denn sonst würde er nicht stottern. „Mh, schon. Aber trotzdem solltest du es ihr irgendwann sagen“, meinte ich nachdenklich. So würde zumindest ich das wollen, wenn ich öfter mit Takeru ausgehen würde… Moment! Wieso ging ich jetzt schon davon aus, öfter mit ihm auszugehen? Dieses Date, was mich heute erwartete, war doch nur eine einmalige Sache, oder nicht?

Tai nickte nur und fragte dann: „Wo soll ich denn nun mit ihr hingehen?“ „Am Besten dahin, wo ihr alleine seid“, antwortete ich, „Vielleicht erst ins Kino und dann ein Picknick im Mondschein.“ Mein Gegenüber runzelte seine Stirn. „Ist das nicht… kitschig?“ Kurz überlegte ich. „Ja, eigentlich schon. Also pass auf, dass du den richtigen Grad zwischen Kitsch und Romantik findest.“ Tai’s Gesicht hellte sich auf. „Danke, Schwesterherz. Du hast was gut bei mir“, erneut wuschelte er mir durch die Haare und war dann auch schon wieder aus meinem Zimmer gesaust. Etwas überrumpelt saß ich auf meinem Stuhl und sah noch eine Weile zur Tür. Schließlich fiel mein Blick auf meinem Wecker – Es war 3:43 Uhr. „Scheiße!“, fluchte ich und entledigte mich ganz schnell meiner Schuluniform. Dann zog ich mir schnell einen blauen Jeansrock an. Darunter trug ich schwarze Leggins und mein Top war ebenfalls schwarz. Dann ging ich in unseren Flur und zog meine Ballerinas an. Ich nahm meine Tasche und legte sie mir um. Kurz darauf schloss ich die Haustür und verließ mit einem „Ich bin weg!“ das Haus.

Ich brauchte etwa zehn Minuten von mir bis zum Park. Kurz sah ich auf mein Handy. Zum Glück war es erst kurz nach Vier. Mein Blick schweifte umher. Wo war Takeru? Ich konnte ihn nirgends sehen. Wahrscheinlich war er auch nur ein bisschen zu spät. Ich setzte mich auf eine Bank, die direkt neben dem Eingang war. Nach etwa einer viertel Stunde schaute ich erneut auf mein Handy. Takeru war nun schon zwanzig Minuten zu spät. Leicht seufzte ich. War ihm etwas dazwischen gekommen? Nervös wippte ich mit meinem rechten Bein auf und ab. Minuten für Minuten vergingen. ‚Takeru, wo bist du?’, fuhr es mir immer wieder durch die Gedanken. Wieder ein Blick auf mein Handy – eine dreiviertel Stunde war vergangen, dennoch wollte ich nicht einfach weggehen. Ich war mir sicher, dass er noch kommen würde. Je mehr Zeit verging, desto nervöser wurde ich. Warum hatte er nur meine Gedanken so vereinnahmt?! Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich begann, Musik zu hören.
 

„Tick tock, hear the clock countdown

Wish the minute hand could be rewound

So much to do and so much I need to say

Will tomorrow be too late?
 

Feel the moment slip into the past

Like sand through an hourglass

In the madness, I guess, I just forget

To do all the things I said
 

Time passes by, never thought I'd wind up

One step behind, now I've made my mind up
 

Today, I'm gonna try a little harder

Gonna make every minute last longer

Gonna learn to forgive and forget

'Cause we don't have long, gonna make the most of it
 

Today, I'm gonna love my enemies

Reach out to somebody who needs me

Make a change, make the world a better place

'Cause tomorrow could be one day too late

One day too late, one day too late“, sang der Sänger von Skillet – meiner Lieblingsband. Das Lied ‚One Day too late’ passte gerade super zu meiner Situation. Leise sang ich mit. Als schließlich das Lied endete, sah ich erneut auf mein Handy. Inzwischen war es kurz nach Fünf. Ein paar Tränen sammelten sich in meinen Augen. „Takeru… hat mich sitzen lassen“, flüsterte ich mit brüchiger Stimme. Es war sinnlos, weiter zu warten, er würde nicht mehr kommen. Warum machte mir das eigentlich so viel aus? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Takeru… Er war doch nur ein Freund, oder nicht? War da mehr? Wollte ich überhaupt, dass da mehr war?
 

Viele Fragen schossen mir durch den Kopf, doch ich fand keine Antworten darauf. Leise schluchzte ich. Ich hasste es! Schon wieder heulte ich! Ich versuchte mich zusammen zu reißen und wischte meine Tränen weg, jedoch rollten Neue immer wieder meine Wangen runter. Schließlich stand ich auf – ich hatte keine Lust mehr zu warten und wollte nur noch in mein Bett. Plötzlich legten sich zwei Arme um mich.
 

„Ich bin zu spät. Tut mir Leid, Kari“, flüsterte eine sanfte Stimme in mein Ohr.

Beschissene Horrorfilme-Macher!

Verwirrt drehte ich mich um, nachdem ich losgelassen wurde. „Takeru?“, fragte ich mit tränenerstickter Stimme. Es war mir ziemlich peinlich, dass er mich jetzt so sah. Ich hasste es, vor den Augen anderer zu weinen. „Warum weinst du?“, hackte er nach. „I-Ich dachte, du kommst n-nicht mehr… I-Ich dachte, ich wäre schon w-wieder nur verarscht worden… wie von Chizu und Kyra“, schluchzte ich leise. Mein Gebrabbel war kaum zu hören, jedoch schien Takeru es verstanden zu haben, zumindest in Ansätzen. Er senkte seinen Blick, sodass ich seine Augen nicht mehr erkennen konnte. „Tut mir Leid…“, murmelte er. Kurz darauf lächelte er mich wieder an. „Aber du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich hab doch gesagt, ich beschütze dich.“ Ich nickte knapp und nahm dankend das Taschentuch, welches er mir reichte. Nachdem ich meine Tränen weggewischt hatte, fragte ich: „Und, was haben wir vor?“ „Wir gehen ins Kino“, meinte er und ging schon los. Mir entfuhr ein „Warte!“, während ich ihm hinterher rannte.

Bald darauf hatten wir das Kino erreicht. „Ich geh die Karten holen“, verkündete Takeru. Ich nickte kurz und wartete auf ihn. Kurz danach gingen wir an dem Kontrollposten vorbei in den Bereich, wo die Kinosäle waren. „Ich muss mal kurz auf die Toilette“, entschuldigte ich mich und verschwand. Der Film fing eh erst in einer halben Stunde an, also hatten wir noch jede Menge Zeit.
 

Auf dem Klo angekommen, betrachtete ich zuerst mein Spiegelbild. Meine Augen waren noch leicht gerötet, aber zum Glück war meine Wimperntusche nicht verlaufen, denn heute hatte ich meine wasserfeste drauf. Ich lehnte meinen Kopf leicht an das kühle Glas. „Du bist so eine Idiotin, Hikari Yagami…“, murmelte ich mahnend zu mir selbst. Warum machte ich mir gerade nur solche Gedanken um mein Aussehen? Noch immer konnte ich nicht klar denken. Takeru war überall in meinen Gedanken und hatte mir buchstäblich den Kopf verdreht. Kurz meldete sich mein Gewissen und lies ein Bild von Davis vor meinem inneren Auge aufblitzen. Es war schon irgendwie gemein von mir, ihn einfach abzuwimmeln, schließlich war er ja kein schlechter Kerl, aber ich hatte einfach Angst, verletzt zu werden. Auch wenn ich an Takeru dachte, war diese Angst da. Wieso konnte ich mich dann bloß nicht von ihm fern halten? Schon in den letzten zwei Monaten war mir das von Tag zu Tag schwerer gefallen. Mir entfuhr ein Seufzen. Dann verließ ich die Damentoilette und ging zurück zu meiner blonden Begleitung.
 

„Und, was schauen wir für einen Film?“, fragte ich, als ich wieder bei Takeru angekommen war. „Destiny“, zitierte er den Filmtitel und mit einem Mal bekam ich Schweißausbrüche. Der volle Titel des Filmes war ‚Destiny – Das Ende unseres Seins’. Das sollte der schlimmste und brutalste Horrorfilm dieses Jahres sein. Ich mochte Horrorfilme nicht besonders… um ehrlich zu sein, hasste ich sie wie die Pest! Und dann auch noch in so einen?! Mein Gefühlschaos klärte sich und machte der Angst Platz. „A-Ach so“, stotterte ich und war mir sicher, dass man nun die blanke Panik in meinen Augen sah. „Du magst Horrorfilme nicht besonders, oder?“, fragte er grinsend. „Ich hasse sie!“, erwiderte ich und spürte, wie sich die Gänsehaut auf meinem ganzen Körper ausbreitete. Warum standen Jungs nur so auf Horrorfilme? Das hatte ich noch nie verstanden. Das merkte ich besonders bei meinem Bruder Tai, der sich immer die ganzen Horrorstreifen rein zog, wenn denn gerade welche liefen. „Das wird bestimmt noch interessant…“, murmelte mein Gegenüber und ich hätte schwören können, seine Gesichtszüge trugen einen Moment lang etwas Dunkles in sich. Ich erschauderte kurz. Wahrscheinlich würde er es einfach nur lustig finden, mich schreien zu hören. Dann seufzte ich leicht. Beschissene Horrorfilme-Macher!
 

Dann nahm Takeru meine Hand und zog mich in Richtung Kinosaal. Bei seiner Berührung bekam ich ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Es fühlte sich irgendwie… flatterig an. Ich konnte dieses Gefühl nicht richtig beschreiben. Wir ließen uns samt Popcorn und Cola auf unseren Plätzen nieder. Wahrscheinlich würde ich gleich bei dem Film die ganze Zeit schreien und mir die Hände vor die Augen halten müssen. Bei dem Gedanken musste ich innerlich seufzen. Es war mein allererstes Date… und es würde in einem Desaster enden. Eigentlich hatte ich mir das alles im ganz anders vorgestellt. Und ich hätte auch nie nur im Traum daran gedacht, dass ich jemals mit Takeru ausgehen würde. Aber meistens kommt es ja immer anders, als man denkt, nicht wahr? Dieser Gedanke brachte mich auf eine Idee: Vielleicht war er ja gar nicht schlimm. Aber obwohl… Ich war so ein Angsthase, also war das ziemlich unwahrscheinlich. „Warum hast du eigentlich ausgerechnet den Film genommen?“, fragte ich meine Begleitung nach einer Weile. „Ich wollte eigentlich nur sehen, wie du Angst bekommst“, ein fieses und zugleich freches Grinsen lag auf Takerus Lippen. Verwirrt sah ich ihn an. War er wirklich so fies? Hatte ich mich in ihm geirrt? „W-Wieso, wie ich Angst bekomme?“, fragte ich unsicher nach.

Takeru grinste nur weiter vor sich hin und kam mir schließlich näher. Je näher er kam, desto mehr errötete mein Gesicht. Meine Lippen waren ganz in der Nähe meines Ohres und ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Ich wurde ziemlich nervös und fragte mich, was er nun vor hatte. „Weil das bestimmt total niedlich ist“, hauchte er mir dann ins Ohr und lehnte sich zurück auf meinen Platz. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. „Fiesling“, brummelte ich schaute patzig zur Seite, aber nur hauptsächlich um meine Röte zu verbergen. Er lachte nur kurz auf meine Bemerkung hin und trank dann einen Schluck von seiner Cola.
 

Dann ging auch schon der Vorhang, der die Leinwand verdeckte, auf. ‚Zum Glück kommt erstmal nur Werbung.’, dachte ich und stopfte entspannt ein bisschen Popcorn in mich hinein. Ein paar Werbespots über Freizeitparks und Lebensmittel flimmerten über die Kinoleinwand. Komischerweise folgte der Werbespot über Eis ziemlich schnell, der kam eigentlich immer erst gegen Ende der Werbung. Dann folgten auch schon die ersten Credits des Films. Mein Herz beschleunigte sich und Adrenalin mischte sich mit meinem Blut. Schon allein der Gedanke daran, dass der Alptraum an der Leinwand gleich beginnen würde, machte mir Angst. Ich versuchte meinen Puls zu beruhigen, indem ich tief einatmete, was aber nicht wirklich half. Das Intro des Films war noch nicht wirklich gruselig gewesen, was mich hoffen lies, dass der Horrorstreifen doch nicht so schlimm werden würde. Dann wurde ein Krankenhauszimmer gezeigt. In einem der Betten lag ein Mann, so um die 25. „Wir werden die Geräte abstellen müssen“, sagte der Arzt neben dem Mann ruhig. Eine andere Frau stand daneben, die bitterlich weinte. „Bitte Doktor, helfen sie doch meinem Mann!“, flehte diese. „Tut mir Leid, wir können wirklich nichts tun. Wir wissen ja nicht einmal, was mit ihrem Mann los ist“, beschwichtigte der Arzt die Frau und legte ihr beruhigend einen Arm um die Schulter. Dann plötzlich schlug der Mann seine Augen auf, die komplett schwarz waren. Das sah ziemlich abstrus aus. Irgendwelche seltsamen Geräusche folgten und man sah nur noch die Wand. Plötzlich rollte der Kopf der Frau ins Bild und die Wand hatte Blutspritzer abbekommen. Ein paar letzte Schreie verstummten und dann wechselte die Szene.
 

Ich zuckte bei der Stelle mit dem Kopf heftig zusammen und das Adrenalin in meinem Körper verstärkte sich. Meine Lippen hatte ich zusammen gepresst, um nicht zu los zu kreischen. Kurz darauf warf ich mich vor lauter Angst in Takerus Arme. „Kari?“, fragte er besorgt nach. Ich drückte mein Gesicht nur weiterhin gegen seine Brust. Wenn ich schon bei den ersten fünf Minuten vor Angst fast starb, wie sollte ich dann bloß den Rest dieses bescheuerten Films überstehen?! „Sollen wir vielleicht raus gehen…?“, fuhr Takeru dann fort. Ich nickte knapp und schließlich standen wir auf. Ich schnappte mir meine Cola und verließ den Saal. Kurz darauf kam auch Takeru durch die Saaltür und schmiss seine Cola weg, die er anscheinend schon leer getrunken hatte. „Tut mir Leid…“, murmelte ich dann, „Ich bin so ein Angsthase.“ Takeru lächelte mich beschwichtigend an und sagte dann: „Ach was. Ich hätte nur nicht gedacht, dass du so schnell Angst bekommst.“ Dann hatte er wieder sein keckes Grinsen auf den Lippen. „Aber wie ich es mir schon dachte, du bist niedlich, wenn du Angst hast. Und wirst sogar ziemlich anhänglich.“ Meine Wangen begannen zu kochen und ich gab nur einen verächtlichen Ton von mir. Ein weiteres Lachen von ihm folgte. Anscheinend machte es Takeru wirklich Spaß, mich aufzuziehen. Ich fand das weniger lustig, deshalb schmiss ich meine Cola nun ebenfalls in den Müll und drehte mich um. Leicht wütend stapfte ich zum Ausgang, allerdings hielt er locker mit mir Schritt. „Kari, was hältst du davon, essen zu gehen?“, fragte er mich, als wir die Straße erreicht hatten. „Na gut“, meinte ich knapp und folgte ihm schließlich. In einem Restaurant könnte jedenfalls nichts Schlimmes passieren, was in irgendeiner Art mit Horrorfilmen zu tun gehabt hätte. Dafür war ich ziemlich dankbar und hoffte, ein wenig Ablenkung zu finden, denn mein Puls hatte sich immer noch nicht beruhigt.

Durchblick

Der Rest des Abends verlief eigentlich ziemlich ereignislos, obwohl es doch mit Takeru sehr schön gewesen war. Während des Essens alberten wir ein bisschen herum und redeten über Gott und die Welt. Nach so etwa 1 ½ Stunden waren wir schließlich fertig und verließen das Restaurant. Inzwischen war es schon ziemlich dunkel und kühl geworden. „Brr“, entfuhr es mir, als ein erneut ein leichter Windstoß meine Haut streifte. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und versuchte mich zu wärmen. Leider klappte das nicht richtig. „Du bist echt eine Frostbeule, oder?“, lachte Takeru und legte mir schließlich seine Lederjacke um, die er im Arm hielt. „Und? Lass mich doch!“, gab ich leicht patzig zurück und zog seine Jacke an. „Danke“, fügte ich dann noch leise hinzu und war wirklich froh darüber, dass meine Wangen nicht wieder rot wurden. Das Date war, entgegen meiner Erwartungen, wirklich schön gewesen. Auch wenn Takeru mich die ganze Zeit aufzog, war er wirklich ein Gentleman und man konnte sich einfach gut mit ihm unterhalten. Ich war wirklich froh, auch mal einen Jungen zu haben, mit dem ich gut befreundet war, auch wenn wir uns noch nicht so lange kannten. Eine Freundschaft bestand auf jeden Fall.

Nach einer viertel Stunde erreichten wir meine Haustür. „Hier wohnst du also?“, fragte Takeru und schaute bis zur Spitze des Hochhauses, indem ich wohnte. „Ja, ich wohn im vierten Stock“, antwortete ich und zückte dabei meinen Haustürschlüssel. Takeru senkte seinen Kopf wieder, um mich anzusehen. Ein nachdenklicher Ausdruck war in seine Augen getreten, den ich so vorher noch nie gesehen hatte. „Na ja, ich geh dann jetzt mal hoch“, sagte ich schließlich, um die Stille zu zerbrechen, die sich um uns ausgebaut hatte. Als ich gerade die Haustür aufgeschlossen hatte, kam ein „Warte.“ Ich drehte mich fragend zu ihm um. Takeru kam auf mich zu und drückte mir seine Lippen auf die Stirn. „Gute Nacht, Kari-chan“, flüsterte er, drehte sich dann um und ging. Ich stand noch eine Weile lang mit rasendem Puls und knallroten Wangen wie erstarrt da. Das Flattern in meinem Magen, was ich heute schon so oft gespürt hatte, wurde immer heftiger. Tausende Gedanken durchfluteten meinen Kopf gleichzeitig. Wieso hatte Takeru mich… ge…küsst? Es war zwar nicht auf die Lippen, aber dennoch ein Kuss. Plötzlich ging mein Handy los – Meine Mutter. Ich drückte den Anruf weg und ging direkt nach oben. Ich versuchte mir mein Gefühlschaos nicht anmerken zu lassen und huschte schnell in mein Zimmer.
 

Auch in den nächsten zwei Tagen hatte sich mein Gefühlschaos nicht geklärt. Weil ich so verwirrt war, ging ich Takeru ein bisschen aus dem Weg. Ich hoffte, dass es ihm nicht auffiel. In der zweiten Pause wurde ich jedoch von Yolei darauf aufmerksam gemacht. „Sag mal“, begann sie, „Kanns sein, dass du Takaishi-kun in letzter Zeit aus dem Weg gehst?“ „Du hast es bemerkt?“, fragte ich und sah sie unsicher an. Es hatte eh keinen Sinn, Yolei etwas vor zu machen. Sie kannte mich einfach zu gut. „Ja. Ist da was zwischen euch vorgefallen?“, hackte sie nach. Ich musste wieder an Takerus und mein Date denken. Meine Wangen färbten sich leicht rosa und ich brachte nicht mehr zustande als ein Nicken. Yoleis Augen begannen zu leuchten, als sie meine Aufgewühltheit bemerkte. „Erzähl!“, drängte sie. Ich blickte mich um und sah Takeru auf uns zu kommen. „Nachher bei dir“, flüsterte ich und machte mich dann, wie schon so oft in den letzten Tagen, aus dem Staub. Ich wusste, dass Takeru nicht sauer auf mich sein würde, aber bis ich nicht wusste, warum ich so seltsam drauf war, wenn es um ihn ging, würde ich ihn meiden.
 

Nach der Schule ging ich direkt mit zu Yolei nach Hause. Ihre Familie besaß ein Familienhaus, was total anders wirkte, als das Hochhaus in dem ich lebte. „Hallo Kari“, begrüßte mich Yoleis Mutter mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Yoleis Mutter war wirklich super! Sie war eine Art Tante für mich, zu der ich immer kommen konnte, wenn ich Probleme hatte. Für Yolei war es mit meiner Mutter ähnlich. Nachdem Yolei und ich uns je einen Teller voll Spaghetti geschnappt hatten, verschwanden wir in ihrem Zimmer. Ich ließ mich auf ihrem Sofa nieder und nahm die ersten Nudeln in dem Mund. Während ich kaute, fragte Yolei mich: „Und, was war nun zwischen dir und Takaishi-kun?“ Nach kurzem Zögern erzählte ich ihr von der Sache mit Chizu und Kyra, auch wenn ich eigentlich beschlossen hatte, Yolei nichts davon zu erzählen. „Du wurdest zwei Monate lang verprügelt und hast mir nichts davon gesagt…?“, unterbrach mich Yolei. Ihr Gesicht sah ziemlich ausdruckslos aus, was für sie ungewöhnlich war. „Ich wollte nicht, dass du auch noch damit reingezogen wirst…“, erklärte ich. Plötzlich ließ Yolei ihren Gefühlen wieder freien Lauf. In ihren Augen spiegelte sich die gleiche Wut, wie damals in Takerus Augen, als mich Chizu und Kyra mit dem Messer bedrohten. „WIE KONNTEN ES DIESE SCHNEPFEN NUR WAGEN…?!“, platzte es aus ihr heraus. Dann wurde sie wieder stiller: „Und ich habe nichts davon gemerkt… Kari, wie sehr musst du nur gelitten haben? Du hättest mir das sagen müssen. Ich hätte dir doch geholfen, du bist doch meine beste Freundin!“ Ein paar Tränen rollten ihre Wangen hinab. Toll! Jetzt weinte Yolei auch noch wegen mir. Die Sache mit Chizu und Kyra hätte ich wirklich weg lassen sollen… Ich hatte einfach mal wieder nicht darüber nachgedacht, was ich erzählte.

Ich stellte meinen Teller Spaghetti ab und ging zu meiner besten Freundin. Ich umarmte Yolei und versuchte sie zu beruhigen: „Du hast ja Recht, tut mir Leid. Aber weißt du, als mich Chizu und Kyra gerade mit einem Messer bedroht hatten, hat Takeru mich gerettet. Also war’s nicht so schlimm und außerdem ist das jetzt ja auch alles vorbei.“ „W-Wieso?“, schluchzte Yolei und sah zu mir auf. Meine Wangen zierte wieder ein Zartrosa. „Er hat gesagt, dass er mich… beschützt“, stotterte ich. Ein Quieken entfuhr Yolei. „Wie süß~“, auf ein Mal glitzerten ihre Augen wieder, jedoch trat kurz darauf wieder ein besorgter Ausdruck in ihre Augen, „Kommst du denn trotzdem mit diesen… Erinnerungen klar?“ Ich lächelte sie an. „Ich denke schon.“
 

Dann beruhigte sich die Situation wieder und ich erzählte ihr von unserem Date, während wir beide Nudeln in unseren Mund schaufelten. „Und nun bin ich irgendwie total verwirrt. In mir herrscht ein richtiges Gefühlschaos. Ich weiß nie genau, wie ich im Bezug auf Takeru reagieren soll“, beendete ich meine Erzählung und nahm wieder ein paar Nudeln in den Mund. „Was fühlst du denn, wenn du an Takaishi-kun denkst?“, fragte Yolei. Machte sie jetzt etwa auf Psychologin? Okay, dieser Beruf wäre bestimmt perfekt für sie. Sachen analysieren konnte sie super, genauso wie sich irgendwelche verrückten Theorien ausdenken. „M-Mir wird dann warm und mein Bauch fühlt sich flatterig an“, antwortete ich leise. Dann trat ein breites Grinsen auf Yoleis Lippen hervor. „Kariii~“, trällerte mein Gegenüber. „Was?“, fragte ich und sah sie verwirrt an. „Ich glaube, ich weiß, was mit dir los ist.“ Eine dramatische Pause folgte. „Du bist in Takaishi-kun verliebt“, stellte Yolei fest und blickte mich mit leuchtenden Augen an. Dieser Satz löst irgendetwas in mir aus. Meine Augen weiteten sich und ein geschockter Ausdruck trat in meine Augen.
 

Himmel! Hatte Yolei etwa Recht?

Verkettung der Ereignisse

Am nächsten Morgen verließ ich, früher als sonst, das Haus. In meinen Gedanken musste ich an das denken, was Yolei mir gestern erzählt oder ehr aufgedrängt hatte. War ich wirklich in Takeru verliebt? Fühlte sich so Liebe an? Ich hatte von so was keine Ahnung und war deshalb umso verwirrter. Schon die ganze Nacht hatte ich wegen diesem Gefühlschaos in mir kaum schlafen können. Dementsprechend sah ich auch aus – gruselig. Ich hoffte einfach nur, dass Takeru nicht sauer auf mich war, nur weil ich ihm die letzten Tage aus dem Weg ging. Heute würde ich mit ihm sprechen müssen! Es war ihm gegenüber einfach nicht fair, wenn ich ihn ignorierte, immerhin war er so nett zu mir gewesen.
 

Als ich nach einer Weile die Schule erreicht hatte, bemerkte ich, dass es noch ziemlich leer war, was im Grunde auch kein Wunder war. Ich meine, wer tauchte denn schon freiwillig um halb acht morgens in der Schule auf? Noch nicht mal ich selbst wusste, was genau ich hier eigentlich schon wollte. Zum Glück war die Bibliothek um diese Zeit schon offen, deshalb zog ich mich dahin zurück. Ich hatte keine Ahnung, was ich lesen wollte, deshalb schnappte ich mir einfach irgendeins der Bücher und ließ mich auf eins der Sofas fallen. Das Buch war relativ langweilig, denn dort ging es nur um irgendwelche Vampire, die Menschen brutal aussaugten. Solche Art von Fantasybüchern war wirklich nichts für mich. Nach ein paar Seiten legte ich das Buch zurück und erhob mich wieder. Mein Blick fiel auf die Uhr, die an der Wand hing. Super! Ich hatte gerade mal zehn Minuten tot geschlagen. Seufzend verließ ich die Bibliothek wieder und betrat die Pausenhalle. Einige Schüler saßen dort bereits und unterhielten sich. So wie ich das sehen konnte, waren die meisten von ihnen Streber. Selbst wenn das manche von mir auch dachten, stimmte das auf keinen Fall. Ich war ehr mittelmäßig in der Schule und hatte noch nie eine Eins gehabt, was ich auch nicht wirklich schlimm fand. Nur das zeigte mal wieder, dass ich nirgendwo herausstach. Das ging mir gehörig auf die Nerven, aber im Moment hatte ich größere Probleme.
 

Wenn man vom Teufel sprach… Kurz darauf kam nämlich schon Takeru durch die Tür hineinspaziert. Was machte der denn schon so früh hier? Okay, dasselbe könnte man mich auch fragen… Takeru hatte mich anscheinend bemerkt und ging direkt auf mich zu. „Guten Morgen, Kari“, begrüßte er mich lächelnd. „Morgen“, erwiderte ich knapp und versuchte, ihm nicht ins Gesicht zu schauen. Der Blonde seufzte. „Ignorierst du mich schon wieder?“, fragte er nach, „Die letzten Tage hast du auch kaum mit mir geredet.“ Leicht vorwurfsvoll blickte er mich an. Wieso war ich bloß davon ausgegangen, dass Takeru es nicht auffallen würde? Schließlich war er genau so aufmerksam wie Yolei. „Nein“, widersprach ich, „Die letzten Tage waren nur ein wenig… kompliziert.“ Takeru hob eine Augenbraue und wiederholte fragend: „Kompliziert?“ Ich nickte nur. ‚Du bist in Takaishi-kun verliebt~’, wiederholte Yolei in meinen Gedanken. Oh ja, es war definitiv kompliziert gewesen. Ich war immer noch nicht sonderlich begeistert von ihrer Theorie, aber das war das Einzige, was mein Gefühlschaos erklären konnte. Ich musste unbedingt herausfinden, ob ich wirklich in Takeru verliebt war… Allerdings wusste ich nicht, wie.

„Was war denn los?“, wollte Takeru wissen. „M-Müssen wir darüber unbedingt hier reden…?“ Dieses Gespräch konnte vielleicht damit enden, dass wir über den Wangenkuss sprachen und ich wollte nicht, dass die ganze Schule davon Wind bekam. Wer weiß, wie viele Mädchen sich dann noch auf mich stürzen würden? Da könnte selbst Takeru mich nicht mehr beschützen. Ohne ein weiteres Wort nahm der Blonde meine Hand und zog mich hinter sich her. Nach kurzer Zeit waren wir im zweiten Stockwerk angelangt. Meistens war hier so früh noch niemand, da sich alle vor der Schule immer in der Pausenhalle trafen.
 

„Also, was war los?“, fragte Takeru erneut. Inzwischen hatte er meine Hand los gelassen und sich zu mir umgedreht. Was sollte ich ihm darauf denn jetzt bitte antworten? Ich konnte ihm ja schlecht von Yoleis Theorie erzählen. Das wäre einfach viel zu peinlich gewesen! „Ach…“, murmelte ich nur ausweichend. Fragend zog er erneut seine Augenbraue hoch. Ich wich seinem Blick aus. „Kari…“, drängte er und seufzte leicht genervt, „Ich wüsste jetzt gerne, was mit dir los ist.“ Ich hielt weiterhin meinen Blick gesenkt. Diese Situation war wirklich scheiße! Ich musste unbedingt herausfinden, ob ich in Takeru verliebt war, aber gleichzeitig ging ich ihm aus dem Weg. So würde das nie was werden! Eine Weile lang blieb es still. Die Luft um uns herum war angespannt. Irgendwie wurde es immer unangenehmer. Ich bemerkte auch, dass Takerus Ungeduld immer weiter wuchs. „Haben Chizu und Kyra dir wieder etwas getan…?“, fragte er plötzlich. Ich hob meinen Kopf und blickte in seine himmelblauen Augen, die mich besorgt ansahen. Unbeholfen schüttelte ich den Kopf. War ja irgendwie klar, dass er das denken würde, denn die Situation war wie genau dieselbe, wie die mit Chizu und Kyra vor ein paar Tagen. Zumindest schien das für ihn so, denn bei mir war das völlig anders. Ich ging ihm aus völlig anderen Gründen aus dem Weg.

„Sie haben dir etwas getan!“, beharrte Takeru und ich schüttelte erneut den Kopf. In seinen Augen blitzte Zorn auf. „Diese…“, fluchte er leise und wollte gerade los gehen, als mir ein „Nein!“ entfuhr. „Nein, das haben sie nicht! Was mit mir los ist? Ganz einfach: Du bringst mich total durcheinander! Wegen dir schlägt mein Herz viel zu schnell und in mir kocht alles, wenn du in meiner Nähe bist. Das verwirrt mich alles so sehr! Ich hab keine Ahnung, was da in mir vorgeht! Warum fühl ich mich so aufgewühlt in deiner Nähe?! Warum nimmst du meine Gedanken so sehr in Beschlag!? Sag es mir, Takeru! Ich weiß es einfach nicht…“ Dieses Geständnis war eine Kurzschlussreaktion gewesen. Ich wollte nicht, dass er sich schon wieder wegen mir so viele Sorgen machte und plötzlich sprudelten all meine Gefühle aus mir heraus. Irgendwie war es erleichternd, dass alles los zu werden. Andererseits war ich so aufgewühlt, dass mir ein paar Tränen die Wangen hinunter liefen.
 

Takeru hatte währenddessen seinen Blick zur Seite gewandt. Mir entfuhr ein leises Schluchzen. Daraufhin sah er mich wieder an. In seinem Blick lag irgendetwas, was ich nicht richtig deuten konnte. Dann trat er einen Schritt auf mich zu, sodass ich automatisch einen Schritt zurückwich. Nun stand hier, an die Wand gedrückt, während Takeru sich immer weiter zu mir beugte. Die Zeit schien in Zeitlupe zu vergehen, als er ganz sanft seine Lippen auf meine legte. Einen Moment lang, war ich wie erstarrt. Ich fühlte so vieles gleichzeitig, dennoch konnte ich kein einziges Gefühl richtig deuten. Es waren zu viele. In meinem Herzen loderte ein Feuer auf, welches das Flattern in meiner Magengegend überspielte. Die Hitze, die sich in mir breit machte, sorgte dafür, dass ich instinktiv meine Hände in Takerus Shirt krallte und ihn noch näher an mich zog. Meine Lider hatten sich von selbst geschlossen. So standen wir noch eine ganze Weile lang da, bis schließlich die Schulglocke ertönte. Langsam löste ich mich von meinem Klassenkamerad und realisierte erst nun, was gerade geschehen war. D-Das war tatsächlich mein erster Kuss gewesen... Yolei hatte mir damals erzählt, wie ihrer gewesen war. Damals hatte ich mir nichts darunter vorstellen können, doch jetzt wusste ich genau, was sie meinte. Es war einfach… unglaublich. Plötzlich schoss ein anderer Gedanke durch meinen Kopf. ‚Ist das vielleicht der Beweis dafür, dass ich in Takeru… verliebt bin? Ist das Liebe?’

Pläne

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich spürte, wie meine Hände leicht zitterten. Mir war unglaublich heiß und diese Hitze benebelte meine Sinne. Die Stimmen einiger Schüler holten mich zurück in die Realität. ‚Jetzt ist es amtlich…’, fuhr es mir durch den Kopf, ‚Herzlichen Glückwunsch, Kari! Du bist Takeru verfallen, dem Traumboy der Schule.’ Nun konnte ich es nicht mehr leugnen! Besonders nicht vor Takeru. Schließlich hatte ich ihm gerade in etwa gesagt, dass ich etwas für ihn empfand. Es war genau das eingetreten, was ich auf alle Fälle vermeiden wollte, denn wenn uns jemand gesehen hätte, kämen neue Probleme auf mich zu. Obwohl… die kamen jetzt so oder so, schließlich war es Takeru, der mich geküsst hatte. Und nicht anders herum. Was, wenn er für mich auch mehr fühlte als nur Freundschaft? Bei diesem Gedanken musste ich schlucken und die Röte, die mir ins Gesicht getreten war, hatte keine Chance zu verschwinden.

Ein paar Schüler liefen vorbei und musterten uns mit einem seltsamen Blick. Wahrscheinlich fragten sie sich, warum wir hier wie angewurzelt im Gang herumstanden und uns anstarrten. Verübeln konnte man es ihnen nicht. Es war ja auch eine komische Situation. Als die Schüler weg waren, hob ich meinen gesenkten Blick und schaute Takeru wieder in die Augen. „D-Der Unterricht fängt gleich an…“, stammelte ich nach einer Weile. Die Stille, die zwischen uns herrschte, war kaum auszuhalten! „Kari“, begann Takeru kurz darauf. Ich sah ihn fragend an. „Du liebst mich, oder?“ Ein breites, keckes Grinsen war auf seine Lippen getreten. Sein frecher Blick ruhte auf mir. Kurz starrte ich ihn einfach nur entgeistert an, dann breitete sich die Röte weiter auf meinen Wangen aus und ich hatte das Gefühl, zu kochen.
 

„W-Was fällt dir ein!?“, fuhr ich ihn an. Ich wusste in diesem Moment einfach nicht, wie ich anders reagieren sollte. Es war wirklich zum Haare raufen! Ich hatte es ihm doch schon gesagt. Wieso wollte er es dann noch mal von mir hören? Leugnen konnte ich es jetzt so oder so nicht mehr. Er machte keine Anstalten irgendetwas zu antworten und blickte mich stattdessen weiterhin mit seinem frechen Blick an. Ein kurzes Seufzen entfuhr mir. Manchmal war Takeru wirklich stur! Mein leises „Ja“ schien durch den Flur zu hallen, wie in so einem kitschigen Liebesfilm. Dann trat er auf mich zu, mit einem liebevollen Blick in seinen Augen. Kurz küsste er mich auf die Stirn und hauchte mir dann ins Ohr: „Ich liebe dich auch, Kari-chan.“ Ich spürte seinen unregelmäßigen Atemzug in meinem Nacken. Eine wohlige Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Oh ja… Das hier war definitiv wie in einem kitschigen Liebensfilm! Der beliebteste Schüler einer Highschool verliebt sich in das schüchterne Mauerblümchen und zusammen stehen sie alle Probleme durch. Innerlich musste ich seufzen. Normalerweise hasste ich solche Filme, aber nun verstand ich die Hauptcharaktere sehr gut. Dass sich meine Meinung gegenüber solchen Filmen jemals ändern würde, hätte ich nie gedacht. Aber oft kommt es im Leben anders, als man denkt.
 

Plötzlich stießen ein paar weitere Schüler zu uns. ‚Oh oh…’, fuhr es mir durch die Gedanken. In meinem Kopf ertönte eine Hintergrundmusik, wie aus einem Film, die darauf aufmerksam machte, dass gleich etwas Schlimmes passieren würde. Denn es war bestimmt nicht gut, weder für mich noch für Takeru, wenn wir gesehen werden würden. Wahrscheinlich würden die denken, dass wir zusammen wären oder so… Waren wir das eigentlich? Ich beschloss später mit Takeru darüber zu reden, denn jetzt war es erstmal wichtiger, zu verschwinden. Schnell löste ich mich von dem Blonden und ging im Schnellschritt in Richtung meines Klassenzimmers, kurz danach folgte mir Takeru. Ohne ein weiteres Wort ging ich zu Yolei, die schon wartend vor der Tür stand. „Guten Morgen, Kari!“, ihr übliches Grinsen begrüßte mich. „M-Morgen…“, stotterte ich und erwiderte ihre Umarmung. Mein Puls hatte sich anscheinend immer noch nicht beruhigt und meine Wangen fühlten sich glühend heiß an. Yolei schaute mit fragendem Blick zu mir. Kurz sah ich zu Takeru, der meinen Blick grinsend erwiderte, was meinem Gegenüber natürlich nicht entging. Ein seltsames Glitzern trat in ihre Augen, welches ich schon von dem Moment kannte, wo ich ihr von Takerus und meinem Date erzählt hatte. „Du und Takaishi-kun?“, fragte Yolei nach und hob mehrmals beide Augenbrauen. „Irgendwie schon…“, gab ich murmelnd zu. Yolei quiekte auf. „Erzähl mir ALLES!“ Als ich ihr gerade antworten wollte, kam auch schon Herr Takada. Ein enttäuschtes Seufzen entfuhr Yolei. „Nachher“, versprach ich ihr und ging vor in den Klassenraum.
 

In der ersten Pause zogen Yolei und ich uns in die Bibliothek zurück. Ich erzählte ihr alles haargenau, was heute vor der Schule zwischen Takeru und mir vorgefallen war. „Oh mein Gott!“, Yolei tat so, als würde sie in Ohnmacht fallen. Verwirrt blickte ich sie an. „Kari, du hast deinen ersten Freund!“, quietschte sie, „Und siehst du? Ich hatte Recht.“ Ein triumphierendes Grinsen lag auf ihren Lippen. „Ich weiß, ich weiß“, erwiderte ich und schwenkte meine Hand bei jedem ‚Ich weiß’ mit. Nachdem Yolei mich mit Fragen über meine Gefühle gelöchert hatte, kamen wir irgendwann auf das Thema Musik. Yolei schwärmte natürlich nur wieder von ihrer Lieblingsband. „Ach ja“, fiel es ihr nach einer Weile wieder ein, „Ich wollte dich nur fragen, ob du Lust hast, mit mir und ein paar Freunden auf ein Konzert von den Teenage Zombies zu gehen?“

„Wer kommt denn noch mit?“

„K-Ken…“, man sah nicht oft wie Yoleis Wangen erröteten. Und auch dann nur, wenn sie von ihrer großen Liebe sprach. Ich wusste nur, dass er Fußball spielte und ein Genie war. Gesehen hatte ich ihn auch noch nie, aber Yoleis Erzählungen nach war er eigentlich ganz nett. Kurz darauf war die Röte auch schon wieder aus ihrem Gesicht verschwunden. „Und ich dachte mir, dass du vielleicht Takaishi-kun mitnehmen willst.“ Was sollte das werden? Eine Art Gruppendate? „Ich weiß nicht Recht...“, erwiderte ich nachdenklich. Ich wusste ja nicht mal, ob Takeru diese Art von Musik überhaupt hörte, schließlich tat ich das ja nicht mal selbst. Yolei blickte mich mit gefakten Tränen bittend an. Ein kurzes Seufzen entfuhr mir. „Ich werd ihn mal fragen.“, gab ich dann schließlich nach, woraufhin Yolei in jubelnde Freude ausbrach.
 

Kurz vor Ende der ersten Pause suchte ich nach Takeru und ging mit ihm in eine etwas abgelegene Ecke. „Was gibt’s, Kari?“, fragte er mich. „Ich wollte nur wissen, ob du mit Miyako, einem Freund von ihr und mir auf ein Konzert gehen willst…“

„Welche Band?“

„Äh… Die Teenage Zombies. Das ist Miyakos Lieblingsband.“

Plötzlich veränderte sich der Ausdruck seiner Augen. Der liebevolle Blick, mit dem er mich schon den ganzen Tag ansah, schaute mich nun mit einem kalten Ausdruck an. Neben der Kälte war noch etwas anderes, was ich nicht deuten konnte. „Nein!“, fuhr Takeru mich an. Dann drehte er sich um und ließ mich allein zurück. Verwirrt schaute ich ihm nach. Diese Seite kannte ich von Takeru gar nicht! Na gut, ich kannte ihn allgemein sehr wenig, aber das passte wirklich nicht ins Bild. Was war auf einmal mit ihm los?

Ungeahnte Wahrheit

Mit verdattertem Gesichtsausdruck ging ich zurück zu Yolei, die vor der Bibliothek auf mich wartete. „Uuuuund?“, fragte sie mich erwartungsvoll. Sie hüpfte vor Aufregung auf und ab. Manchmal fragte ich mich, woher ihre ganze Energie kam… Ich schüttelte als Antwort nur kurz den Kopf, woraufhin sie mich mit fragendem Blick musterte. „Erst war er noch gut drauf, als ich das Konzert erwähnt habe, aber als ich dann gesagt hab, um welche Band es ging, wurde er sauer und hat ‚Nein’ gesagt.“, erklärte ich mit einem ratlosen Blick. Yolei legte verwirrt ihren Kopf schief. Anscheinend verstand sie das genau so wenig wie ich. „Er wurde sauer wegen… der Band?“, fragte sie sicherheitshalber noch mal nach. Ich nickte knapp. Yoleis verwirrter Blick verwandelte sich in einen entschlossenen. „Gut“, meinte sie, „Dann werden wir der Sache jetzt auf den Grund gehen.“ „Muss das sein? Ich will nicht, dass er noch saurer auf mich wird…“ Bei jedem Wort wurde ich immer leiser und senkte meinen Blick schließlich zu Boden. Meine Wangen färbten sich rot, weil es mir peinlich war, Yolei meine Gefühle für Takeru zu offenbaren. Als ich meinen Kopf wieder anhob, blickte ich ihn Yoleis grinsendes Gesicht. „Du bist so süß, wenn du verliebt bist ~“, trällerte sie. Dann ergriff sie meine Hand und zog mich hinter sich her. Mit einem lauten „Warte!!“ folgte ich ihr – zwangsweise.

Nach kurzer Zeit hatten wir unseren Klassenraum erreicht. Ein paar Schüler aus unserer Klasse waren schon dort. Mein Blick schweifte über jedes Gesicht und blieb schließlich an der grimmigen Miene von Takeru hängen. Er hatte sich an eine Wand gelehnt und schien uns gar nicht zu bemerken. Gerade als wir auf ihn zu gingen, drehte er uns den Rücken zu und verschwand im Klassenraum, der kurze Zeit vorher aufgeschlossen worden war. „Ach Mist!“, fluchte Yolei leise, „Dann werden wir das wohl oder übel auf die Pause verschieben müssen.“ Ich nickte nur einmal kurz und betrat dann hinter zwei anderen Mädchen den Klassenraum.
 

Auch den ganzen restlichen Tag bekamen Yolei und ich Takeru nicht zu packen. Er wich uns immer geschickt aus, als ahnte er, was Yolei ihn fragen wollte. Warum wollte er dieses Thema nur so unbedingt meiden? Seufzend verließ ich schließlich mit Yolei den Physikraum. „Das war wohl nichts“, sagte sie mit hängendem Kopf. Anscheinend war sie ähnlich deprimiert wie ich, was ja auch kein Wunder war, da Yolei oft deprimiert war, wenn sie ihre Neugier nicht stillen konnte. Ich gab einen weiteren Klagelaut von mir und jammerte dann lautstark: „Erst ist er sauer auf mich und jetzt geht er mir aus dem Weg! Toll gemacht, Hikari!“ Vor lauter Wut auf mich selbst haute ich meinen Kopf ein paar Mal gegen die Wand. Kurz darauf wich der mitleidige Ausdruck aus Yoleis Blick und machte einem aufgeregten Glitzern Platz. „Eine Möglichkeit haben wir noch!“, verkündete sie dann – woraufhin ich verwirrt guckte, „Wir folgen Takeru ein Weilchen und fragen ihn dann irgendwo, wo er sich nicht verstecken kann.“ Ganz begeistert von ihrer Idee drehte sie sich einmal um sich selbst. Okay, jetzt war Yolei völlig durchgedreht. Woher bekam sie immer diese schrägen Ideen? „Willst du ihn etwa stalken?“, fragte ich mit sie mit einem ‚Jetzt-spinnst-du-total’-Blick, jedoch ignorierte Yolei ihn und zog mich dann – zum zweiten Mal heute – hinter sich her.
 

Wir hatten Glück – was für mich wohl ehr Unglück war, da ich diese Idee immer noch als bescheuert empfand –, denn Takeru war noch nicht weit gekommen. Schließlich folgten wir ihm in einem Fünf-Meter-Abstand. Ich kam mir vor wie ein Auftragskiller, der auf Geheimmission war, weil Yolei uns die ganze Zeit durch Büsche führte und mich mich hinter Bäumen verstecken lies. Irgendwann bog Takeru in den Park hinein, in dem er sich vor unserem ersten Date mit mir getroffen hatte. Bei der Erinnerung stieg mir Röte ins Gesicht und ich meinte, Takerus Wärme auf meiner Haut spüren zu können. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben. Kurz darauf lugte ich wieder zwischen zwei Blättern hindurch und bemerkte, dass ein schwarzhaariges Mädchen, etwa in meinem Alter, auf Takeru zu ging. Sie war nur einen halben Kopf kleiner als er und… mein Gott… Sie sah aus wie ein Topmodel! Eine Stimme in meinem Kopf, die für mein minimales Ego zuständig war, fragte sich, warum Takeru mit mir etwas anfing, wenn er so ein wunderschönes Mädchen um sich hatte… Mein kleines bisschen Eifersucht verflog jedoch schnell wieder. Viel mehr interessierte mich jetzt, was diese Frau von Takeru wollte. Nachdem sich die beiden kurz begrüßt hatten, hatten sie sich auch schon auf eine Parkbank gesetzt. Mein Blick glitt zu Yolei, die genauso ratlos aussah wie ich. Wir schlichen etwas näher heran, um hören zu können, worüber die beiden redeten.
 

„Wie geht es dir, T.K.?“, begann das Mädchen mit einer belanglosen Frage. Warum nannte sie ihn ‚T.K.’? War das etwa sein Spitzname? Takeru antwortete mit einem einfachen „Geht so“.

„Oh, ist irgendetwas vorgefallen?“

„Nicht wirklich. Bin heute einfach nur nicht so gut drauf.“

„Na dann.“ Ein bezauberndes Lächeln hatte sich auf die Lippen des Mädchens gelegt, welches eigentlich jeden Typ hätte umhauen können. Takeru ließ dies zu meinem Glück jedoch kalt, aber was mich trotzdem ärgerte war, dass er meinte, dass heute nichts passiert sei. Immerhin hatte er mir meinen ersten Kuss geraubt… Bei diesem Gedanken lief ich schon wieder rot an und wünschte mir, ich könnte Takeru ein paar knallen, jedoch konnte ich jetzt schlecht das Versteck aufgeben. Sonst hätten Yolei und ich ja nie erfahren, was das Mädchen nun von Takeru wollte. Diese Tatsache interessierte mich wesentlich mehr als die Konzert-Sache. Eine Weile lang redeten beide über belanglose Dinge. Inzwischen wurde auch der Name der Schwarzhaarigen genannt – Yurika. Als sie schließlich ihre nächste Frage stellte, hatte ich das Gefühl, Tomaten in den Ohren zu haben: „Bist du bereit für dein nächstes Konzert, Tiger?“ Hä? Wieso nannte Yurika ihn ‚Tiger’? Das war doch der Name des Sängers von den Teenage Zombies und der war doch immer vermummt… Langsam schaltete mein Hirn. Als Takeru schließlich mit einem „Klar!“ grinsend antwortete, machte es Klick. Aus einem Impuls heraus stand ich auf und trat aus dem Busch heraus.

„Takeru…“, murmelte ich und sah in seine vor Schock geweiteten Augen. „Du gehörst zu den Teenage Zombies?“, fuhr ich nach einer Weile fort. Eine gewisse Anspannung hatte sich zwischen uns aufgebaut. Was würde er jetzt nur sagen? Ob er mir ausweichen würde, oder würde er mir endlich die Wahrheit sagen?

Der Unterschied zwischen ihm und mir

Ich trat aus dem Busch heraus, einige Schritte auf Takeru zu. Yolei war mir gefolgt. Wie es ihr mit diesem neuen Wissen ging, wusste ich nicht, da ich meinen Blick weiter starr auf den Blondschopf vor mir gerichtet hatte. „Also?!“, hackte ich noch mal nach. Takeru wich meinem Blick aus und sagte kein Wort. Die Stille wurde immer unerträglicher, bis Yurika sich schließlich einschaltete: „Da müsst ihr euch wohl verhört haben.“ Sie betrachtete mich mit einem eiskalten Blick. „Und außerdem, warum schleicht ihr T.K. hinterher, ihr kleinen Stalker?“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“, gab ich zickig zurück. Eins war klar: Diese komische Tusse mochte ich mal gar nicht. Während Yurika und ich uns weiterhin böse anfunkelten, begann Takeru sich von uns zu entfernen. Yurika ging ihm direkt hinterher. „Takeru?“, auch ich folgte ihnen ein paar Schritte, blieb aber stehen, als Takeru sich nicht wenigstens einmal zu mir umdrehte. „Du bist so ein Idiot!“, schrie ich ihm hinterher und stapfte wütend zu Yolei zurück.

„Kannst du das glauben?“, wandte ich mich wieder an meine beste Freundin, die perplex drein schaute. Yolei schüttelte nur verwirrt den Kopf. Sie konnte es wohl noch weniger glauben als ich. Leichte Sorge machte sich in mir breit. Wie würde sie jetzt wohl mit diesem Wissen umgehen? „Ich muss erst mal nach Hause, tut mir Leid, Kari“, verabschiedete sie sich mit einem aufgesetzten Lächeln von mir. Kurz darauf war Yolei auch schon davon geeilt. Ich sah ihr noch kurz nach, dann beschloss ich auch nach Hause zu gehen. Was sollte ich hier auch weiter rumstehen? Nachdenken konnte ich genau so gut bei mir.
 

Mit den Worten „Bin wieder da!“ betrat ich unsere Wohnung. Als ich im Wohnzimmer ankam, sah ich, dass Tai zusammen mit jemandem auf dem Sofa saß. Erst beim zweiten Blick bemerkte ich, dass es sich dabei um Mimi Tachikawa handelte, welche sich gerade mit hochrotem Gesicht von meinem großen Bruder löste. Auch Tai hatte eine ähnliche Gesichtsfarbe. „Oh, h-hey Kari. Du bist zurück?“, begrüßte er mich mit einem verlegenem Grinsen. „Ja“, antwortete ich und grinste zurück, „Ich wollte euch Turteltäubchen nicht stören.“ Mimi sah leicht verschämt zu Boden und glühte förmlich. „He-“, setzte Tai an, jedoch hörte ich den Rest des Satzes nicht mehr, weil ich schon in meinem Zimmer verschwunden war. ‚Bei ihm scheint es ja richtig gut zu laufen', dachte ich mit einem selbstzufriedenen Lächeln. Also hatte Tai auch mich gehört und es Mimi endlich gestanden! Ich freute mich richtig für ihn. Von Mimi und Tai wanderten meine Gedanken jedoch blitzschnell wieder zurück zu Takeru. Dass er nichts dazu gesagt hatte, war ganz eindeutig ein Zeichen dafür, dass er wirklich der Sänger der Teenage Zombies war. Zumindest war ich davon fest überzeugt. Ich beschloss mich ein bisschen über die Band und besonders den Frontsänger zu informieren und setzte mich deshalb mit meinem Laptop auf mein Bett.

Selbst nach ein paar Stunden hatte ich nur das heraus gefunden, was ich bereits wusste. Die Teenage Zombies waren wirklich berühmt und hatten viele Fans, besonders Tiger. Viele Mädels sahen in ihm einen geheimnisvollen Traumboy. Irgendwie gefiel mir das nicht. Wenn die Welt erfahren sollte, wer Tiger in Wirklichkeit war, wäre mir Takeru noch ferner als er es eh schon war. Tausende Mädels würden sich immer wieder um ihn scharren. Wut machte sich in mir breit. Wut auf die Mädels, die ihn anhimmelten, ohne zu wissen wer er war und Wut auf Takeru, der mir nicht geantwortet hatte. Leicht entnervt schaltete ich meinen Laptop aus. Ich konnte dieses „Oh man, Tiger ist ja soooo süß. *///*“ und „Tiger ist bestimmt richtig heiß, rawr. <33“ nicht mehr lesen. Ich hätte wirklich nie gedacht, dass er so beliebt wäre. Noch beliebter als er eh schon war.
 

,Ich muss unbedingt mit ihm reden...', nachdem ich diesen Entschluss gedanklich gefasst hatte, suchte ich mir mein Handy. Ich ging meine Kontaktliste durch, bis ich schließlich bei Takerus Namen ankam. Mein Daumen schwebte über der Anruftaste, während in mir drin ein Kampf tobte. Natürlich wollte ich unbedingt mit ihm reden, aber ich hatte das Gefühl, dass er mich einfach ignorieren würde … oder dass ich ihm auf die Nerven gehen könnte. Seufzend legte ich mein Handy zurück. Ich war für diese Aussprache irgendwie geistig noch nicht bereit. Ich würde es einfach auf den nächsten Schultag verschieben. Schließlich erhob ich mich wieder von meinem Bett und ging zurück ins Wohnzimmer. Kurz blickte ich zum Sofa. Tai und Mimi saßen dort nicht mehr. Dann hatten sie sich wohl in sein Zimmer oder nach draußen verzogen. Sollte mir nur Recht sein. Ich wollte im Moment sowieso niemanden sehen.

Gerade als ich einen Schluck aus einer Wasserflasche trank, klingelte es an der Haustür. Tai hatte wahrscheinlich mal wieder seinen Schlüssel vergessen und wollte rein. Genervt stöhnte ich auf und begab mich in Richtung Wohnungstür. Ich drückte auf einen Knopf, der die Haustür öffnete. Ich begab mich in den Flur, um Tai anzupflaumen: „Kannst du nicht auch mal a-“ Ich unterbrach mich selbst und glaubte, ich sähe nicht richtig, als plötzlich Takeru die Treppe hinauf kam. WAS MACHTE DER DENN HIER!? Völlig perplex starrte ich ihn an. Ich brachte kein Wort heraus, weil ich völlig überrumpelt war. Takeru betrachtete mich mit ausdrucksloser Miene. „W-Was...?“, brachte ich schließlich hervor. „Komm mal bitte mit“, befahl er mir und war dann auch schon wieder auf dem Weg nach unten. ,W-Was soll das denn jetzt?!', fragte ich mich. Das war eine wirklich seltsame Situation, aber dass war vielleicht die Chance, mich mit Takeru auszusprechen. Deshalb zog ich Tür schnell hinter mir zu und folgte Takeru.
 

Nachdem ich das Haus verlassen hatte, schaute ich mich suchend um. Wo war er denn jetzt hin? Dann entdeckte ich plötzlich etwas seltsames in unserer Einfahrt. „Ach du ~“, entfuhr es mir. Dort stand ein schwarzer Sportwagen, in welchem Takeru auf dem Fahrersitz saß. Ich hatte keine Ahnung von Autos, aber dieses hier sah verdammt teuer aus. Gehörte dieses Teil etwa ihm? Verwirrt schaute ich die offene Beifahrertür an. „Kommst du, Kari-chan?“, kam es dann von Takeru. „J-Ja“, ich löste meine Starre und ließ mich in den Beifahrersitz sinken. Ich schlug die Tür zu und kurz darauf legte Takeru auch schon den Rückwärtsgang ein und fuhr aus unserer Einfahrt heraus.

Das Warum und Wieso

Wir hatten bald mein Zuhause hinter uns gelassen und sausten in Richtung Innenstadt. Takerus Blick war stur auf die Straße gerichtet und die ganze Fahrt hatte er noch kein Wort gesagt. Ich war wirklich verwirrt. Was sollte das Ganze? Erst sagte er, ich solle mitkommen und nun redete er nicht mal mit mir. Ich wollte ihn aber auch nicht bedrängen, deshalb blieb ich ebenfalls still. Irgendwann hatte ich es aufgegeben ihn anzusehen und schaute stattdessen aus dem Autofenster. Einzelne Läden und Menschen rasten an uns vorbei und verschwammen leicht vor meinen Augen. Erst jetzt fiel mir auf, dass Takeru viel zu schnell fuhr. Mir wurde etwas mulmig zu mute. Als Takeru auch noch eine Kurve viel zu scharf nahm, wurde mir das irgendwie zu viel. „Sag mal, langsamer fahren kannst du auch nicht, oder?!“, schnauzte ich ihn an, „Willst du uns umbringen!?“ Es bildete sich ein kleines, amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen, jedoch ging er nicht weiter auf meine Äußerung ein. Genervt seufzte ich. Verstand mal einer Kerle! Und dann noch besonders diese extrem Komplizierten! Ich konnte wohl einfach nur weiter warten. Auch wenn mir meine Ungeduld den letzten Nerv raubte.

Nach einer Weile wurde Takeru schließlich langsamer und fuhr auf einen Parkplatz einer Stadtvilla. Mit großen Augen betrachtete ich das Gebäude, welches von einem großen Vorgarten umgeben war. Ein Zaun, wie man ihn aus dem Mittelalter kennt, trennte das Grundstück von dem Bürgersteig. In der Mitte befand sich ein in dem selben Stil gehaltenes Tor. Ich wusste nicht genau wieso, aber irgendwie gefiel es mir hier. Es sah nicht sonderlich protzig aus, wie man es von einer Stadtvilla erwarten würde, aber es besaß einen gewissen Charme. Während ich das gesamte Grundstück scannte, begann ich mich zu fragen, was wir hier eigentlich wollten. Wohnte Takeru hier etwa? Man, dann war er wirklich verdammt reich! Gerade als ich etwas sagen wollte, stieg er auch schon aus und schlug die Fahrertür hinter sich zu. Nach kurzem Zögern stieg ich ebenfalls aus und folgte ihm. Als ich neben ihm angekommen war, blickte er mich zum ersten Mal heute wieder direkt an. „Ich wollte dir die ganze Sache in Ruhe erklären, ohne dass irgendwer dabei ist“, sagte er in einem ruhigen Tonfall, „Wollen wir rein gehen?“ Ich brachte nur ein Nicken zu Stande. Ein liebevolles Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er streckte seine Hand vor, um meine zu greifen, welche ich jedoch sofort zurück zog. „Ich bin immer noch sauer auf dich!“, gab ich etwas patzig zurück, was Takeru nur mit einem Seufzer hinnahm.
 

Takeru hatte sich schließlich in die Stadtvilla begeben und ich war ihm gefolgt. Nun waren wir in einer Art Wohnzimmer. Entgegen meiner Erwartungen war es ehr schlicht eingerichtet und nicht so protzig. Er ließ sich auf der Couch nieder und sah mich an. Ich blieb kurz unschlüssig in der Tür stehn, setzte mich dann aber in Bewegung und ließ mich neben ihm nieder. „Willst du was trinken?“, fragte er mich dann nach einigen Augenblicken. Ich schüttelte nur meinen Kopf. „Ich will jetzt einfach nur wissen, was Sache ist!“, meine bösen Blicke durchbohrten Takeru. „Na gut. Zuerst musst du wissen, dass ich nichts mit Yurika habe“, begann er. „Wieso-?“, wollte ich wissen, jedoch unterbrach Takeru mich direkt: „Ich weiß doch, dass du eifersüchtig bist.“ Nun hatte sich ein freches Grinsen auf seine Lippen gelegt. Kurz starrte ich ihn nur verständnislos an, dann wurden meine Wangen jedoch glühend heiß, teilweise vor Scham und teilweise vor Wut. Warum wusste er so was nur immer!? Ich gab nur ein verächtliches „Pfe!“ von mir und drehte mich etwas von ihm weg. Takeru musste lachen, deshalb drehte ich mich wieder zu ihm. Irgendwie war es schön, dass er mich nicht mehr so... grob behandelte.

„Yurika ist so was wie meine Managerin. Sie hat mich quasi entdeckt“, als er weiter erzählte, wurde er sofort wieder ernst, „Weißt du, meine Eltern sind vor einigen Jahren ins Ausland verschwunden und ließen meinen Bruder Yamato und mich zurück. Sie hatten wohl Spielschulden oder so. Wie auch immer... Matt hat sich dann um mich gekümmert und dafür gesorgt, dass wir immer zusammen blieben, auch als wir im Heim waren. Als er dann 18 war, haben sie ihn rausgeschmissen und er hat mich mit genommen. Sein ganzes Geld, was er verdiente, benutzte er dafür, um mir nen halbwegs normales Leben zu ermöglichen. Du kannst dir bestimmt denken, dass ich nicht so gerne auf mir sitzen lassen wollte. Immerhin gings meinen Bruder dadurch ziemlich schlecht. Ich hab durch ein bisschen singen versucht noch ein bisschen Geld zu verdienen. Irgendwann kam halt mal Yurika vorbei und hat mich in einer Bar singen gehört. Da sie ein eigenes Tonstudio hat, war sie natürlich immer auf der Suche nach Talente und da hat sie halt mich ausgesucht. Dafür bin ich ihr ziemlich dankbar, weil sie mich schnell eingestellt hat und auf meine Wünsche als Sänger unerkannt zu bleiben eingegangen ist. Die Teenage Zombies sind ja ziemlich schnell berühmt geworden, weshalb wir nun auch diesen Haufen Kohle haben. Na ja.. und so kam das halt alles. Ich wollte dir das auch eigentlich nie erzählen, aber nun weißt du's.“ Nachdenklich schaute ich Takeru an, der seinen Blick irgendwann auf den Tisch gesenkt hatte. Das war wirklich eine schwere Kindheit. Wenn ich dagegen an meine dachte... Für mich war immer jemand da gewesen und hatte sich um mich gekümmert. Takeru schien wirklich einsam gewesen zu sein, auch wenn er seinen Bruder hatte.
 

„Wieso wolltest du es mir eigentlich nicht erzählen?“, fragte ich nach einer Weile. Nun sah er mich wieder an. Zum allerersten Mal sah ich in seinen wundervollen blauen Augen etwas verletzliches. „Weil ich nicht weiß, ob ich dir trauen kann“, murmelte er. Bam! Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Takeru vertraute mir nicht?! Mir sagen, er liebt mich, aber mir dann nicht trauen? WAS WAR DENN DAS!?! Tränen bildeten sich in meinen Augen. Wütend und verletzt schaute ich ihn an, zu schockiert um etwas zu sagen. Takeru zog mich direkt in seine Arme. „Lass mich los!“, kreischte ich ein paar Oktaven höher. „Nicht weinen, Kari...“, flüsterte er mir beruhigend ins Ohr und dachte anscheinend nicht daran, mich loszulassen, „Ich möchte dir vertrauen, wirklich... aber es ist viel passiert bisher und deswegen weiß ich nicht, ob ich das kann.“ Kurz barg ich mein Gesicht an seiner Schulter, auch wenn ich immer noch sauer auf ihn war. Seine Nähe tat mir einfach gut. „Warum tust es dann nicht? Oder war das mit dem ,Ich liebe dich' nur Lüge?“, meine Stimme war durch seine Kleidung gedämpft und teilweise hörte sie sich einfach nur monoton an. Ich wollte nicht, dass er hörte, wie sehr mich das verletzt hatte, auch wenn er es wahrscheinlich an meiner Stimme hörte.

Kurz drückte Takeru mich ein Stück von ihm, jedoch nur um dann seine Lippen auf meine zu legen. Ich weiß nicht genau, wie lange wir so da saßen und uns küssten, es schien mir jedoch wie eine kleine Ewigkeit. Ich fühlte mich ein bisschen so, als würde ich schweben und als Takeru sich wieder von mir löste, prickelten meinen Lippen noch immer etwas. „Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?“, fragte er mich. „Vielleicht nutzt du mich ja auch nur aus...“, vermutete ich leise, „Ich meine, du vertraust mir nicht und wolltest mir das nie erzählen.“ ,Argh... Warum musst du nur immer so negativ denken, Kari?', fragte ich mich, nachdem ich das ausgesprochen hatte und bereute meine Worte direkt wieder. Takerus Blick wurde härter. Irgendwie sah er nun ein bisschen wütend aus. Er drückte mich an die Sofalehne und griff mir etwas gröber an die Schultern. Erneut drückte er seine Lippen auf meine. „Es war keine Lüge, verdammt!“, schrie er mich nun an, „Ich hab nun mal ein Problem mit Vertrauen! Was kann ich dafür?! Und wenn du mir nicht vertraust, wie soll ich dann lernen, dir zu vertrauen!? Warum tust du nichts dafür, dass ich dir vertraue? Sag's mir, Kari!“ Völlig verwirrt starrte ich ihn an. Mit so einer Ansprache von ihm hatte ich nicht gerechnet... In diesem Moment ließ Takeru auch schon wieder von mir ab. „Tut mir Leid, Kari. Ich hätte nicht so schreien sollen...“, entschuldigte er sich schließlich bei mir, jedoch sah er mich nicht mehr an. Schon wieder war da diese Kälte zwischen uns. „Ich glaub, es ist besser, wenn du jetzt gehst... Soll ich dich noch nach Hause bringen?“ „N-Nein, ich gehe alleine“, schließlich stand ich auf und verließ fluchtartig das Haus. Erst ein paar Straßen später, brachen Tränen aus mir heraus. Ich hatte einfach keine Ahnung davon, wer Takeru eigentlich war oder wie er lebte. Wie konnte ich mir dann einbilden zu wissen, wie er war? Er hatte so Recht gehabt.. Ich hätte irgendwas tun müssen, was ihm geholfen hätte mir zu vertrauen, anstatt ihm noch mehr an den Kopf zu werfen. So ging ich völlig verwirrt und aufgelöst nach Hause.

Problem und Problem gesellt sich gern

Die nächsten zwei Tage musste ich zum Glück nicht zur Schule, da Wochenende war. Ich war wirklich froh, Takeru erst mal nicht mehr unter die Augen treten zu müssen. Natürlich war mir klar, dass es so nicht ewig weiter gehen konnte. Ich konnte ihm ja nicht schon wieder aus dem Weg gehen… Feige war ich lange genug gewesen! Mir war klar, dass ich um Takeru kämpfen musste, weil ich ihn liebte. Doch leider hatte ich mal wieder keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. So verbrachte ich also die nächsten zwei Tage mit nachdenken. Ich wünschte, ich hätte es damals so einfach gehabt, wie Tai mit Mimi. Die beiden waren wirklich ein süßes Pärchen. Wahrscheinlich war ihr einziges Problem sich einzugestehen, was sie für einander fühlten. ‚Solche Probleme müsste man mal haben…’, dachte ich mir innerlich seufzend. Einfach war es bei mir wirklich nicht. Nur weil ich mich wie eine Idiotin aufführte… Das musste ich schleunigst ändern!

Und so kam er, der Montagmorgen, vor dem ich mich so gefürchtet hatte. Ich wusste immer noch nicht, wie ich das mit Takeru klären sollte, deshalb hatte ich mich dazu entschlossen, mir einfach spontan etwas einfallen zu lassen. Hoffentlich würde das irgendwie funktionieren.
 

Ich hatte etwas verschlafen und war deshalb spät dran, trotzdem schaffte ich es noch vor dem ersten Klingeln den Haupteingang zu erreichen. Völlig außer Atem lehnte ich mich an die kühle Glastür und war froh, dass ich es noch so pünktlich geschafft hatte. In der Schule herrschte bereit reges Treiben. Ich sah noch, wie einige andere Schüler angerannt kamen, einer von ihnen war Davis. Auch sie waren wohl spät dran. Als er mich erblickte, breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus. „Morgen, Hikari!“, brachte er mir fröhlich entgegen. Ich erwiderte nur mit einem leichten Lächeln und begrüßte ihn ebenfalls. „Sag mal, weißt du, was wir gleich haben?“, fragte Davis. Das war wirklich typisch Davis. Er war noch nie in der Lage dazu, sich unseren Stundenplan einzuprägen, obwohl der nicht sonderlich schwer war. Ich erzählte ihm, dass wir nun Englisch hatten. Daraufhin wurde er ein wenig bleich.

„Was!? Argh, scheiße!“, entfuhr es ihm, „Ich hab die Hausaufgaben total vergessen!“ Leise musste ich lachen. „Hattest du sie überhaupt schon jemals?“, gab ich mit leichter ironischer Stimme zurück. Daraufhin stimmte Davis in mein Lachen mit ein, bis er plötzlich ganz still wurde. „Ich wollte dich eigentlich noch was anderes fragen…“, begann er und wurde leicht rot um die Nase. Oh je! Ich hatte eine schreckliche Vorahnung… Warum ließ er mit seinen Dates nicht einfach locker? Er hatte doch schon letztes Mal mitbekommen, dass ich schon mal mit Takeru ausgegangen war. Musste ihm dann nicht langsam mal klar werden, dass ich nichts von ihm wollte? Ich seufzte innerlich. Jungs…
 

Plötzlich entdeckte ich Yolei. Juhu, meine Rettung! „Yolei, warte mal!“, rief ich ihr hinter her und entfernte mich dann schnell von Davis. Erst als ich bei meiner besten Freundin angekommen war, bemerkte ich, dass sie irgendwie anders wirkte, nicht mehr ganz so fröhlich wie sonst.. „Was gibt’s, Kari?“, wollte sie wissen und schien irgendwie nervös. Ich überlegte, was mit ihr los sein könnte. Hatte sie das mit Takeru echt so umgehauen? Machte es ihr wirklich so viel aus, dass er ihr Lieblingssänger war, oder war es einfach nur schlechte Laune? Auch wenn ich diese depressive Art von Yolei noch gar nicht kannte… „Ich dachte mir nur, wir könnten doch zusammen zur Klasse gehen“, beantwortete ich ihre Frage mit einem Lächeln. „Klar… warum nicht?“, nervös glitten ihre Augen von eine in die andere Richtung. Das war doch wirklich sehr merkwürdig. Also beschloss ich sie danach zu fragen: „Sag mal, stimmt irgendetwas nicht mit dir? Du wirkst so… zerstreut.“ „M-Merkt man das…?“, fragte Yolei unsicher nach, woraufhin ich nickte, „Ach, weißt du, ich find’s nur so seltsam, dass… Takeru du-weißt-schon-wer ist.“ „Was? Meinst du Voldemort?“, gespielt entgeistert starrte ich sie an. Ja, kein besonders origineller Witz, aber ich wollte Yolei ein wenig ablenken.

Yolei schmunzelte nur leicht und seufzte dann kurz. Daraufhin wurde ich wieder ernst: „Nimmt dich das echt so mit?“ „Ach was“, lachte sie und wedelte mit so der Hand, als wollte sie sagen, dass ich da totalen Mist von mir gab. Ich merkte, wie aufgesetzt ihr Lachen war. Yolei bedrückte irgendetwas und wollte mir anscheinend nicht sagen, was. Als ich erneut nachfragte, wich sie plötzlich aus: „Ach, mir fällt gerade ein, dass.. ich noch mal ins Sekretariat muss. Wir sehen uns gleich in Englisch, ja?“ Und damit war Yolei auch schon verschwunden. Ich sah ihr noch eine Weile mit sorg vollem Blick hinterher. ‚Ach Yolei… Was ist nur mit dir?’, fuhr es mir durch den Kopf. Es musste auf jeden Fall mehr als nur die Sache mit Takeru sein, da war ich mir sicher. Ob irgendetwas zwischen Ken und ihr passiert war? Hatte er sie vielleicht betrogen…? Wenn ja, bekäme er es auf jeden Fall mit mir zu tun! Während ich mich zum Klassenraum begab, malte ich mir noch die wildesten Theorien aus. Da ich aber leider keine Anhaltspunkte hatte, wusste ich ja nicht, ob ich mit irgendeiner davon Recht hatte, deshalb konzentrierte ich mich erst mal wieder auf mein zentrales Problem: Takeru. Aber auch darüber konnte ich nicht richtig nachdenken, weil sich Yolei immer wieder in meine Gedanken schlich.
 

Bevor Englisch begann, hatte ich keine Chance gehabt, mich mit Takeru zu unterhalten, da immer jemand in der Nähe war oder der Unterricht anfing. Seine Miene war heute schon den ganzen Tag ausdruckslos, was wohl darauf schließen ließ, dass er höchstwahrscheinlich auch über die Sache von letztens nachdachte. So zogen sich die ersten vier Stunden hin. Der Lehrer entließ uns schon einige Minuten früher in die Pause, weshalb ich mich schon vor dem Klingeln in der Bibliothek befand. Diesmal war ich nicht freiwillig hier, sondern von einem Lehrer dazu ‚gezwungen‘ worden. Warum wollte die auch bloß immer, dass ich ihnen half? Es gab doch noch genug andere! Und außerdem hatte ich doch sowieso andere Sachen im Kopf. Trotzdem erledigte ich meine Aufgabe… wie immer. Nachdem ich eine Weile irgendwelche Bücher sortiert hatte, vernahm ich plötzlich Schritte. „Hika-tan!“ Diese Stimme kannte ich doch… Das war Chizu! Was wollte diese Irre denn hier!? Kalter Angstschweiß breitete sich auf meiner Stirn aus. Zaghaft drehte ich mich um. Tatsache! Chizu und Kyra standen mal wieder mit einem provokanten Lächeln vor mir. Unwillkürlich begann ich leicht zu zittern. „W-Was wollt ihr?“, fragte ich nach einigen Augenblicken. Meine Stimme hörte sich kleinlaut und schwach an. In mir drinnen wünschte ich, Takeru wäre hier. Er könnte mich wieder beschützen… Aber woher sollte er bitte wissen, dass sie mich schon wieder bedrängten? Auch wenn sie es bisher noch nicht getan hatten, war ich mir sicher, dass es dazu noch kommen würde.
 

Kyra legte ihren Kopf leicht schief und musterte mich abfällig. „Immer noch so eine Angst vor uns, kleine Hika?“, fragte sie. Ich erwiderte nichts und starrte die beiden einfach nur weiter an. Chizu seufzte abfällig – warum hörte sich bei denen immer alles so abfällig an? – und sagte schließlich in einem ruhigen, sachlichen Ton: „Wir wollen nur reden, nichts weiter… vorerst zumindest.“ Gegen Ende des Satzes hatte sich ihr Mund wieder zu einem sadistischen Grinsen verzogen. Innerlich versuchte ich mich ein bisschen zu beruhigen. Sie wollten nur reden… Wenn ich sie nicht verärgerte, ließen sie mich vielleicht gehen. Wer weiß? Ein Versuch war es jedenfalls wert. Ich hoffte es zumindest… Trotz dessen stand mir die Angst immer noch ins Gesicht geschrieben.

„Was denn?“, fragte ich leise. „Uns ist zu Ohren gekommen, dass du mit Takaishi-kun gehst“, begann Kyra mit gespielt sanfter Stimme, „Das gefällt uns nicht.“ Verdammt… Schon wieder die Sache mit Takeru! Warum gaben sie ihn nicht einfach auf!? Immerhin hatte er sie schon erwischt, als sie mir das letzte Mal etwas antun wollten. Sie schaufelten sich ihr eigenes Grab damit… und meins gleich dazu. „Los sag schon, Hika-tan“, drängte Chizu, „Wir alle wollen es wissen!“ Plötzlich kamen noch vier andere Mädchen dazu, die aussahen wie Chizu und Kyra-Klone. „Genau!“, stimmten die Klone synchron mit ein. Toll, noch mehr Feinde… Ich hatte es schon nicht geschafft, mich gegen Chizu & Kyra zur Wehr zu setzen, wie sollte das dann bloß bei noch 4 anderen von ihrer Sorte funktionieren?! Automatisch wich ich einen Schritt zurück, während die anderen immer näher zu mir traten. Mein Zittern begann erneut. Innerlich schrie ich nach Takeru, jedoch war mir klar, dass er mich nicht ein zweites Mal retten würde. Solche Zufälle gab es nicht! Ich musste mir selbst helfen! Ich musste stark werden! Bloß wie, war die Frage…

Vertrau mir!

Ich atmete einmal tief ein und aus, um mich selbst zu beruhigen und mir einen kühlen Kopf zu bewahren. Meine Angst durfte nicht die Oberhand gewinnen. „Wa-warum sollte ich mich von ihm trennen...?“, fragte ich leise nach einigen Sekunden, die sich anfühlten wie Stunden, zurück. „Warum fragst du?“, hackte Kyra nach und musterte mich dabei irritiert, „Das weißt du echt nicht?“ Dann seufzte sie kurz. „Chizu-chan, bitte erkläre es ihr.“ Chizu nickte kurz und trat dann einen Schritt auf mich zu. „Aaa~lso Hika-tan“, begann sie in ihrem eklig honigsüßen Tonfall, „Du hast die Ähnlichkeit mit einem Zombie: widerlich, blass … okay in deinem Fall eher unscheinbar … und potthässlich. Takaishi-kun dagegen ist einfach nur ein Gott. Seine Augen, seine Stimme und sein Körper erst! Ich würde ihn gerne mal...“ Sie verfiel förmlich in ihre Schwärmerei. Ich meinte Herzen in ihren Augen zu sehen, was aber auch bei den anderen Mädchen der Fall war, die gerade in ihre Fangekreische ausbrachen. Ich hob nur kurz die Augenbraue und starrte sie an wie ein Auto. „Siehst du! Du verstehst uns nicht einmal!“, fuhr Chizu mit ihrem Vortrag fort, „Selbst wenn du liebst, merkt doch jeder, wie sehr du ihn ausnutzt. Er beschützt dich und hebt dein Ansehen. Das alles nutzt du nur aus! Und dabei bildest du dir doch noch ein, dass er dich wirklich liebt. Das ist ja so süß~. Das alles ist nur Mitleid, glaub mir, Schätzchen. Außerdem passt ihr sowieso nicht zusammen, weil einfach zu hässlich für diese Welt bist. Ich denke, das waren genug Gründe, oder?“ Die anderen Mädchen nickten und gaben zustimmende Laute von sich.
 

In diesem Moment konnte ich nicht anders, als ein verächtliches Lachen von mir zu geben. Sofort starrten sie mich wieder mit hasserfüllten Blicken an, die mich anscheinend töten sollten. „Was ist so lustig?!“, zischte Kyra und ihre Augen verzogen sich dabei zu Schlitzen. „Dass ihr doch tatsächlich glaubt, Recht zu haben“, antwortete ich ohne auch nur ein bisschen Zittern in meiner Stimme, was mich selbst wunderte. Chizu schnaubte verächtlich und gab ein „Was erlaubst du dir eig-“, jedoch unterbrach ich sie: „Na schön, wenn ihr das für eure kranke Realität haltet, aber ihr wisst schon, wenn ihr so weiter macht, wird Takeru das wieder mitbekommen. Er hasst euch sowieso schon. Was wird er wohl dann in euch sehen?“

Die Mädchen schienen verwirrt. Anscheinend hatte ich sie dazu gebracht, mal richtig darüber nachzudenken. Diesen Moment nutzte ich, um zu verschwinden. Nochmal würde ich sie wohl nicht so ablenken können. Als ich schon kurz vor der Tür war, hörte ich noch Chizus hysterisches Kreischen: „Komm zurück, du -!“ Doch da hatte ich die Tür schon hinter mir zu geschlagen. ,Diese Mädchen gehören doch echt in die Klapse’, dachte mir und verdrehte dabei die Augen. In diesem Moment erblickte ich Takeru, der ebenfalls vor der Tür stand. Seine Augen schauten ungläubig drein. Hatte er die Aktion von gerade eben etwa mitbekommen? „Du -“, setzte er an, jedoch verstummte er als ich seine Hand ergriff und ihn quasi hinter mir her schleifte. Ich hatte nicht wirklich Lust noch länger dort zu stehen, wenn Chizu, Kyra und ihre Klone auch zu uns kamen.
 

Während des Weges redeten wir kein Wort miteinander, wodurch ich das Getuschel der anderen gut mit bekommen hatte. Ja und? Dann gingen halt die graue Maus und der Superstar der Schule Hand in Hand! Konnte das denen nicht einfach egal sein? Sollten die sich doch um ihren eigenen Kram kümmern! Langsam begann mir das alles auf die Nerven zu gehen! Irgendwann kamen wir am anderen Ende der Schule an. Wir befanden uns in der Nähe des Hinterausgangs, wo gerade zum Glück niemand war. Eine Zeit lang standen wir einfach nur so da, bis es Takeru zu viel wurde und er zu sprechen begann: „Du hast es mit Chizu und Co ja gut hinbekommen.“ Ein kleines, stolzes Lächeln legte sich auf meine Lippen, welches aber kurz darauf wieder verschwand. „Ja schon“, gab ich zurück, „Ich dachte nur, sie tun mir wieder was an, was sie wohl auch vor hatten. Was finden die bloß alle an dir nur so toll?“ Schon wieder lächelte ich, diesmal aber ironisch. Takeru wusste wohl nichts darauf zu sagen, weshalb ich weiter sprach: „Aber das ist jetzt auch egal. Wir sollten wohl eher über diese Sache reden.“ Mein Gegenüber nickte kurz und nachdenklich.

Während Takeru mich abwartend ansah, suchte ich in meinem Hirn nach irgendetwas was ich sagen konnte. Ich hatte leider keine Ahnung, wie ich dieses Gespräch anfangen sollte, obwohl ich ihn erst hier so energisch hin gezogen hatte. Was sollte ich ihm sagen? „Vergiss dein Trauma einfach und vertrau mir! Das wird schon!“ Das würde ja mal so richtig scheiße kommen. Mensch... Vielleicht sollte ich einfach das sagen, was mir gerade in den Kopf schoss? Das hatte ja schon mal geklappt, als ich ihm gesagt habe, was ich fühlte.
 

„Dass ich dir nicht traue stimmt eigentlich nicht...“, begann ich ein wenig unsicher, „Immerhin hast du mich immer vor diesen Psychos beschützt und dafür gesorgt, dass ich wieder normal zur Schule gehen kann. Wie kann ich dir da nicht vertrauen?“ Kurz stockte ich wieder. Takeru musterte mich derweil mit einem interessierten Blick. „N-Na ja... und irgendwie h-hab ich mich ja dadurch auch in dich v-verliebt...“, mein Kopf nahm eine hochrote Farbe an und ich begann wieder zu stottern, „Da ist es mir relativ egal, ob du nen Star bist oder nicht... Ich ma-mag dich ja so oder so... Ich kann auch nichts tun, damit du mir traust. Das musst du schon selbst mit dir aus machen. Ich kann dir nur versuchen zu zeigen, dass ich dich nicht hintergehe.“ Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich merkte, wie Adrenalin durch meine Adern pulsierte. Ich war jeden Moment zur Flucht bereit, obwohl ich wirklich versuchte, stehen zu bleiben. Mann, ich hasste es über meine Gefühle zu reden! Ich hatte doch keine Ahnung von all diesen Dingen und trotzdem musste ich Takeru klar machen, was Sache war. Ich hoffte, dass ich es nun geschafft hatte.

Ich hob meinen Blick wieder, den ich vor Scham gesenkt hatte, um Takerus Miene zu mustern. Sie war ernst und sein Blick war eindringlich, was dafür sorgte, dass mir nur noch heißer wurde. „Wie willst du es mir denn zeigen?“, fragte er nach einigen Augenblicken. Ich schreckte kurz zusammen. Wie...? „W-Wir sind doch eh schon halb zu-zu-zusammen, oder nicht?“, vor lauter Stottern verstand ich mich selbst gar nicht mehr richtig. Doch Takeru schien es verstanden zu haben, denn nun nahm er mich in die Arme und drückte mich fest an seine Brust. „Klar sind wir zusammen... Nicht nur halb! … Ich darf eigentlich gar nicht an deinem Vertrauen zweifeln, es tut mir Leid. Deine Worte sind immer ehrlich. Außerdem... ja, ich liebe dich wirklich und tue das nicht nur aus Mitleid. Chizu und Kyra haben sowieso keine Ahnung“, sagte er. Mein Herz machte einen kleinen Sprung, was mich dazu verleitete mich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn zaghaft zu küssen. Ich sah noch wie er kurz seine Augen verwundert aufriss, sie jedoch dann schloss, in dem gleichen Moment wie ich. Takeru drückte mich mit sanfte Gewalt an die Wand und kam mir noch näher. Seine Hände hatte er um meine Hüften geschlungen. Plötzlich bemerkte ich, wie seine Zungenspitze meine Lippen entlang fuhr. Wa-Was sollte das denn jetzt!? Verwirrt öffnete ich meine Augen, nur um sie kurz darauf wieder zusammen zu kneifen und meinen Lippen leicht zu öffnen. Seine Zunge drang leicht in meinen Mund ein. Das war ein... Zungenkuss. Meine Wangen erröteten noch mehr. Takeru von Leidenschaft gepackt zog mich noch ein Stück näher an sich und hielt mich mit eisernem Griff fest. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander.
 

„Wuh Kari... Ich wusste gar nicht, dass so leidenschaftlich bist“, stellte er mit einem kecken Grinsen auf seinen Lippen fest. „Ähm.. äh... D-Das ging doch von dir aus...“, versuchte ich mich zu verteidigen, was mir aber nicht richtig gelang. „Ja ja ~“, trällerte er vor sich hin und drehte sich dann um. Wahrscheinlich wollte er zum Klassenraum, da die Pause eh bald vorbei war. Mit einem „Warte!“ rannte ich ihm hinterher. Kurz blieb er stehen, griff meine Hand und ging mit mir die Treppe hinab. Dort begegneten wir Chizu und Kyra, deren Gesichter sofort erblassten. Ich fragte mich, ob sie sich fragten, ob ich Takeru irgendetwas erzählt hatte. Er wusste es ja so oder so schon. „Taka...ishi-kun...“, begann Kyra leise und zögernd. Takeru warf ihnen nur einen vernichtenden Blick zu und ignorierte sie dann. Nachdem wir ein paar Meter weiter gegangen waren, blickte ich mich noch einmal um. Die Beiden standen da wie begossene Pudel. Ein amüsiertes Lachen entfuhr mir. Chizu und Kyra versuchten mich erneut mit ihren Blicken zu töten, jedoch grinste ich sie nur weiter an, bis ich mich wieder umdrehte. Als wir bei der Klasse angekommen waren, entdeckte ich Yolei, Davis und ein paar andere aus unserer Klasse. Mein erster Blick galt Davis, der uns Takeru und mich, immer noch Händchenhaltend, musterte und sich dann enttäuscht abwendete. Mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder, aber ändern konnte ich daran leider auch nichts. Dann sah ich zu Yolei und was ich sah, schockierte mich.

Ihre sonst so großen Augen schienen klein und schwach. Darunter waren rote Ringe zu erkennen, als ob sie geweint hätte. Ihr leerer Blick glitt zu Takeru und mir. Sie setzte ein gespieltes Lächeln auf und rannte über fröhlich, wieder nur gespielt, auf uns zu. „Ah~ Endlich seid ihr also richtig zusammen“, grinste sie. „Schon...“, setzte ich an, jedoch kam dann er Lehrer und bat uns in die Klasse. Yolei zog dann auch schon von dannen. Ich tauschte einen besorgten Blick mit Takeru und begab mich dann ebenfalls in den Klassenraum. Für den Rest des Tages zerbrach ich mir nur den Kopf über Yolei. Was zur Hölle war los mit ihr!?

Die Gefühle eines Mädchens

Am nächsten Morgen wurde ich von dem Klingeln meines Handys geweckt. Verschlafen rieb ich mir meine Augen. Ich nahm mein Handy in die rechte Hand und sah auf das Display. Eine Anruf von Takeru...? Was wollte er von mir? Unwillkürlich lief ich wieder rot an. Ich war total aufgeregt, jedes Mal, wenn ich ihn sah, er mich anrief, oder ich auch nur eine SMS von ihm bekam. Man konnte wohl sagen, dass ich diesem blonden Schönling gänzlich verfallen war. Ich beschloss ihn dann – trotz meiner Aufgeregtheit – nicht länger warten zu lassen. „Hallo?“, meldete ich mich, als ich auf den grünen Knopf, mit dem man Gespräche annehmen konnte, gedrückt hatte. Gleich darauf meldete sich auch schon Takerus engelsgleiche Stimme. „Guten Morgen, Kari“, hauchte er mir sanft entgegen. Ich spürte, wie mein Herz schneller zu pochen begann. Wieso schaffte er es, mir nur mit einer einfachen Begrüßung sämtliche Sinne zu rauben? „M-Morgen“, gab ich mit unsicherer Stimme zurück, „Was gibt es?“ Einen Moment lang herrschte Stille. Dann sprach er jedoch wieder: „Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich heute leider nicht zur Schule kommen kann. Ich habe als ,Tiger' einen wichtigen Termin, wollte dir aber vorher Bescheid sagen, nicht dass du dich wunderst, warum alle denken, dass ich krank bin.“ Mir wurde dann mit einem Mal schlagartig bewusst, dass ich ihn heute gar nicht sehen würde. Irgendwie enttäuschte mich das sehr.

„Echt?“, sagte ich nur. Takeru seufzte. „Ich weiß, ich finds auch nicht toll, dich heute nicht zu sehen...“, meinte er. Erneut schien mein Herz verrückt zu spielen. Woher wusste er nur, was mich bewegte? Hach, Takeru war mir ein richtiges Rätsel. „Süß“, kicherte ich dann nur. Mein Gesprächspartner räusperte sich. Anscheinend war ihm das ein wenig peinlich, was ich wiederum ziemlich niedlich fand. „Auf jeden Fall sehen wir uns morgen dann“, sprach er weiter, „Bis dann, Kari.“ „Bis dann.“ Dann hatte er auch schon aufgelegt. Etwas betrübt legte ich ebenfalls auf und sah dann auf mein Handy. Ich hatte mich so darauf gefreut, ihn zu sehen, so wie fast jeden Tag. Na ja, aber ich hatte ja auch noch Yolei, also war ich nicht ganz alleine. Als ich an meine Freundin dachte, fiel mir plötzlich wieder ein, dass sie sich gestern so komisch verhalten hatte. Ich hatte sie nicht mehr zu packen gekriegt, also wusste ich natürlich auch nicht, was mit ihr gewesen war. Heute würde ich sie aber fragen, definitiv! Ich fragte mich, ob irgendetwas mit Ken passiert war. Konnte ja immerhin sein. Ich wollte für sie da sein, so wie sie für mich da gewesen war, als Takeru mir immer meine Sinne geraubt hatte und ich von Chizu & Kyra bedroht wurde.
 

Ich brauchte nicht wirklich lange, um mich für die Schule fertig zu machen, was wohl daran lag, dass ich gestern schon geduscht hatte. In der Aula angekommen, entdeckte ich auch schon Yolei, die gerade mit Davis sprach. Welch seltener Anblick... Ich ging auf die beiden zu. „Guten Morgen“, flötete ich und lächelte leicht. „Hey Kari“, gab Yolei zurück. Davis nuschelte nur irgendetwas, was ich nicht verstand und ging dann. Ich blickte ihm hinterher. Dann seufzte ich. „Ich muss ihn wohl verletzt haben, was...?“, murmelte ich. „Was?“, fragte Yolei nach, die mich offensichtlich nicht verstanden hatte. Ich winkte ab. „Ach, nichts. Wie geht’s dir eigentlich?“ Yolei musterte mich so, als hätte ich gerade eine total unnatürliche Frage gestellt. „Gut“, wieder grinste sie dieses falsche Grinsen. „Warum kann ich dir das nur nicht glauben?“, fragte ich sie, „Du warst gestern schon so komisch.“ „Es ist nichts, man!“, zickte Yolei mich an, machte dann kehrt und verschwand in der Schülermenge. Nun sah ich ihr hinterher. Wahrscheinlich schaute ich drein wie ein Auto. Was hatte ich ihr denn nur getan, dass sie auf einmal so auf mich reagierte?

„Jetzt warte doch mal!“, rief ich ihr hinterher und folgte ihr aufs Klo. „Hör auf, mir nachzulaufen...“, murrte sie leise. „Aber ich mache mir doch Sorgen um dich!“, widersprach ich, „Jetzt sag mir doch bitte, was los ist!“ Ich hoffte, Yolei würde endlich mit der Sprache raus rücken. Meine beste Freundin bekam dann plötzlich wieder ganz rote Augen und Tränen sammelten darin, welche ihren Blick trübten. „Yolei...?“, fragte ich mit tiefer Sorge in meiner Stimme und ging auf sie zu, um sie in den Arm zu nehmen, jedoch wich sie nur aus. Dann begann sie zu schluchzen und sank mit den Knien auf den Boden. Mein Herz pochte schmerzhaft vor lauter Sorge um sie. Noch nie hatte ich Yolei so gesehen! Wo war bloß ihre fröhliche und sprunghafte Art hin, die ich so sehr an ihr mochte? Was musste bloß passiert sein, damit man ihr das hatte rauben können?
 

Eine Weile lang heulte Yolei einfach nur. In der Zwischenzeit hatte ich meine Arme um sie gelegt, und sie hatte es endlich zugelassen. Ich hoffte, ich konnte ich so helfen, indem ich einfach nur für sie da war. „I-Ich...“, begann sie dann irgendwann zu stottern. Ich sah in ihr Gesicht. „... liebe dich, Kari ...“, murmelte sie leise und hatte den Blick inzwischen schon wieder gesenkt. Die Sorge, in meinem Gesicht, machte der Verwirrung Platz. „Ich liebe dich doch auch“, gab ich lächelnd zurück, „Du bist meine beste Freundin, das weißt du doch. Also, du kannst mir ruhig erzählen, was los ist. Ich will dir helfen!“ Yolei schüttelte ihren Kopf. „D-Du weißt nicht, wie ich das meine!“, sagte sie nun etwas lauter, jedoch brach ihre Stimme am Ende weg. Jetzt verstand ich wirklich nur noch Bahnhof. Was zur Hölle meinte sie da denn anders? „Ich liebe dich … so wie du Takeru liebst!“, schrie sie dann, nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille. Ich wich ein wenig von ihr zurück und weitete meine Augen vor Verwunderung. „W-Wie... meinst du das?“, fragte ich sicherheitshalber noch mal nach. Ich hatte bestimmt irgendetwas an den Ohren. „Genau so, wie ich es gerade gesagt habe...“, setzte sie noch mal nach. Dann entfuhr ihr ein Tiefer Seufzer und sie erhob sich. Sie warf sich erneut in meine Arme, jedoch so, dass wir beide zusammen auf dem Boden landeten. „W-Was …?“, setzte ich an, jedoch verschloss Yolei mir den Mund mit ihren Lippen. In diesem Moment versteifte sich mein ganzer Körper, bis sie sich wieder von mir löste. „Ich glaub, ich melde mich krank...“, murmelte sie dann nur und verschwand aus der Toilette. Mittlerweile saß ich am Boden und war wie erstarrt. Yolei … liebte mich …? So wie ich in Takeru verliebt war? Das war doch sicherlich ein schlechter Witz, nicht wahr? Das … konnte einfach nicht sein. Yolei und ich waren Freundinnen … beste Freundinnen! Nie hatte ich je gemerkt, dass da … mehr zwischen uns war. Außerdem liebte sie Ken, und ich Takeru. Das konnte einfach nicht sein!
 

Das Leuten der Schulglocke riss mich aus meiner Trance. Der restliche Schultag zog rasend an mir vorbei. Ich nahm nichts richtig wahr, da ich so tief in Gedanken versunken war. Irgendwann fand ich mich dann vor meiner Haustür wieder. Als ich einen blonden Schopf erblickte, wurde ich erst wieder zurück in die Realität geholt. „Hey Kari“, grüßte mich Takeru grinsend, „Ich konnte früher gehen.“ Dann blickte er mich jedoch schockiert an und zog mich direkt in seine Arme. „Du siehst überhaupt nicht gut aus...“, stellte er fest, „Was ist passiert? Waren es wieder Chizu und Kyra...!?“ Wut klang in seiner Stimme mit. Ich schüttelte nur den Kopf. Konnte ich das Takeru überhaupt erzählen? „Je-Jemand hat mich geküsst...“, murmelte ich dann nur, ganz wie von selbst. Takeru löste sich von mir. Dann brannte etwas in seinem Blick, was ich bis dato noch nie gesehen hatte. „WER WAR DAS!?“, entfuhr es ihm wütend, „Wenn ich den Kerl erwische, der ist so was von tot!“ Er ballte seine Hand zu einer Faust zusammen. Dass er eifersüchtig war, stand ihm mehr als nur ins Gesicht geschrieben. „Yolei...“, murmelte ich dann nur als Antwort. „Wie...?“, Takeru schien verwirrt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (40)
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Von:  fahnm
2013-08-08T20:52:48+00:00 08.08.2013 22:52
Ach du Liebe Zeit.
Das kann nur Zoff geben^^
Von:  Kaninchensklave
2013-08-07T09:30:27+00:00 07.08.2013 11:30
Ein Tolles Kap

Oh man wer hätte damit gerechnet das sich Yolei in Kari verliebt hat
doch das wird schon wieder ich tippe mehr auf eine einfache Verleibt heit
das Takeru früher gehen konnte war schon

nur das war ein Schock das Yolei sien kari geküsst aht aber diese hat nciht erwiedert immerhin
sit sie ja bis über beide Ohren in Ihren Schatz verfallen und das Davis traurig und gekränkt ist kann man verstehen immerhin
hat er Jahre lang versucht bei kari zu landen jedoch ohne erfolg
und aus seinr sicht gesehen kommt da ein Blonder Junge an die Schule und anglete sich das Mädchen das er so sehr liebt

GVLG
Von:  fahnm
2013-07-17T21:58:40+00:00 17.07.2013 23:58
Endlich sind sie zusammen.
Sehr zum Leidwesen von Davis.^^
Von:  Kaninchensklave
2013-07-17T11:00:22+00:00 17.07.2013 13:00
ein Tolles Kap

zja das war wohl ein derber schock für die beiden Zocken aber Takeru leibt nun man seine Hika chan und das aus ganzem Herzen aber er sit sich wohl noch nciht bewusst das er iHr schon Blind vertraut

das Davis enttäuscht ist war kalr doch Hika hat ihm nie gezeigt das sie mehr als nur freundschaft wollte
sondern immer alle Date einladungen abgelehnt

nur ist die frag as mit Myako los ist Ken wird sie doch wohl nicht
abgeschossen haben dann kann er sich was von Hikari anhören  soviel sit sicher

GVLG
Von:  fahnm
2013-07-09T21:19:32+00:00 09.07.2013 23:19
Hammer Kapi^^
Von:  Kaninchensklave
2013-07-09T14:55:02+00:00 09.07.2013 16:55
ein Tolles Kap

Tja das ist nicht gut wenn sie nicht mit Ihren Takeru reden kann
aber jetzt sind die beiden Weiber wieder da und wer weiss was sie von Hika wollen
sicher das sie sich von Takeru trennt
nur werden sie Pech haben ich tppe mal das er wieder rechtzeitig auftaucht weil er mit Ihr reden möchte
und Ihm diese nun sechs weiber auf den Geist gehen immer hin können sich Chizu und Kyra nicht mehr erlauben ohne von der Schule zu fliegen

GVLG
Von:  Kaninchensklave
2013-05-21T04:46:37+00:00 21.05.2013 06:46
Ein tolles Kap

Tja sie lieben sich und Kari sollte wirklich etwas tun damit er lernt Ihr zu vertrauen denn einen Anfang hat er schon gemacht
in dem er Ihr seine Geschichte erzählt hat und sie zweifelt an seinen gefühlen das war nicht gut
aber sie bekommen das schon wieder hin da bin ich mir sicher

GVLG
Von:  fahnm
2013-05-20T23:51:11+00:00 21.05.2013 01:51
Spitzen Kapi^^
Von:  Schaput31
2013-05-19T11:17:20+00:00 19.05.2013 13:17
das ist ein interessanter anfang, die beiden kennen sich noch nicht, also hat es nicht direkt was mit dem digimon storyverlauf zu tun wenn yolei mit den anderen in einer klasse ist ^^
Von:  UrrSharrador
2013-02-01T15:41:10+00:00 01.02.2013 16:41
Wow, der hat schon den Führerschein? O.o Hätte ich irgendwie gar nicht erwartet ... Wie alt sind sie denn jetzt eigentlich?
Na, da bin ich dan auch mal neugierig, wie, was, wer und warum. Er benimmt sich ja wirklich ziemlich verdächtig, dafür, dass er "nur" ein kleines Geheimnis hatte. Naja, bin auf den Grund gespannt.
Kari ist mir in diesem Kapitel übrigens ziemlich extrovertiert vorgekommen, ganz anders als in den vorhergegangenen ;)


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