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His Story ♥

Eine Wette kam nach der anderen ♥ (Uruha x Ruki / Andere Pairings geheim)
von

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Aller Anfang ist schwer.


 

Kapitel 1:

Aller Anfang ist schwer.
 

„Dann lass uns wetten!“

Was für ein widerlicher Satz...Ehrlich Reita, als dieser Satz über deine schmierigen Lippen geglitten war, hätte ich meine Beine in die Hand nehmen und rennen sollen.

„Bam!“, Aoi ballte die Fäuste und vollzog eine nicht ganz so elegante Drehung. „Also wenn wir Osaka nicht aus den Angeln rocken werden, dann weiß ich auch nich´!“

Der Schwarzlilahaarige grinste frech und zufrieden. Der Rest der Band versuchte genauso ermuntert zurück zu grinsen, doch das wollte nicht so ganz gelingen.

Ich fühlte mich, als wäre mir nach jedem weiteren Grinsen der Kiefer einfach abgefallen. Wie zur Hölle schaffte Aoi es nur immer, so gut drauf zu sein?

Ich blickte nach links zu unserem Schlagzeuger.

Unter Kais Augen hatten sich tiefste Schatten gebildet Er sah aus als wäre er in den letzten Tagen vierzig Jahre gealtert.

Nun wanderte mein Blick weiter nach oben, dort nahe Kai saß Uruha.

Auch er sah fertig mit der Welt aus. Die Augen fielen meinem armen Leadgitarristen beinahe zu, und es war wirklich herzzerreißend mitanzusehen, wie er dennoch versuchte Aoi ein breites Grinsen zu schenken.

Unmerklich seufzte ich auf.

Uruha, Uruha, Uruha... wie oft war mir dieser Name in den letzten Tagen im Kopf herumgeschwirrt?

Es war tatsächlich passiert. Einfach so und unerwartet. Ihr wisst nicht was ich meine?

Wenn ich es bildlich hätte beschreiben müssen, hätte ich gesagt, dass der liebe Amor nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als mir einen seiner widerlichen Liebespfeile in den Arsch zu rammen. Wie sonst hätte ich mich in einen Mann vergucken können? In meinen besten Freund? In Uruha?

Ja, ich hatte schlechte Laune. Hätte die in meiner Situation nicht jeder gehabt?

Wusste irgendjemand wie es gewesen war an irgendeinem Tag in das Aufnahmestudio zu stolzieren, den Proberaum zu betreten und dann aus heiterem Himmel das Bedürfnis zu verspüren Schmetterlinge zu kotzen, jedes verfluchte Mal, wenn man seinen Gitarristen auch nur anblickte?

Ich war ehrlich, ich hätte Uruha wirklich ALLES lieber gestanden als das hier. ALLES. Ich hätte ihm gestanden, dass ich letzte Woche unvermeidlicherweise seinen I-Pod verloren hatte, ich hätte ihm gestanden, dass ich seine teuerste Gitarre zerkratzt hatte! Ich hätte ihm gestanden, dass ich sein Auto demoliert hatte, als ich von der Tankstelle Zigaretten holen wollte, ich hätte ihm wirklich alles gestanden...nur die mutierten Raupen, die momentan in meinem Darmtrakt herumkrochen eben nicht!

Genervt legte ich meinen Kopf auf die kalte Platte eines Eiscafé-Tisches, an welchem wir alle gerade saßen. Ich wusste ja nicht genau wieso wir hergekommen waren. Das hieß, ich wusste es eigentlich doch. Unsere HETERODOXY-Tour würde später in der Nacht starten. Nun, eigentlich fuhr dann unser Tourbus, die eigentliche Tour startete dann morgen Abend in Osaka.

Bei dem Gedanken endlich wieder auf der Bühne loszulegen und in knapp einem Monat unser neues Album DIVISION herauszubringen, fing mein Herz an zu rasen. Für eine Sekunde entkam ich Kouyou, welcher in meinem Kopf herumspukte, und sah nur noch das Meer aus Köpfen und Lichtern, in welches ich immer blickte, wenn ich von der Bühne herunter sah. Begeistert blickte ich auf und sah jedes GazettE-Mitglied einmal an.

Da war Aoi, mit seinen Schwarzen Haaren, welche mit violetten Strähnen geziert wurden. Kai, der mittlerweile schöne, schokobraune, gewellte Haare hatte, die ihm bis zum Rücken gingen.

Reita, mit dem blonden Haar und dem Bandana im Gesicht und dann noch Uruha, mit seinen nougatbraunen, kinnlangen Haaren. Achso ja, und ich hatte nach langer Zeit endlich wieder schwarzes Haar, dessen Spitzen blond ausfielen.

Es erfüllte mich mit einem seltsamen Gefühl zu sehen, wie sehr die Zeit uns wieder einmal verändert hatte – nun ja, das hieß, alle, bis auf Reita.

Ich grinste in mich hinein. Reita sah wirklich immer aus wie...Reita. Er veränderte sich nie. Vielleicht seine Haarfarbe einmal, aber der Rest blieb wie immer. Mir kam in den Kopf, dass er vielleicht immer an dem Prototypen seiner früheren Versionen festhielt, da er wohl nicht mehr viel Verbesserungsbedarf in dem sah, was er aus sich gemacht hatte. Aber unser Akira? Sich für perfekt halten? Mein Blick erfasste den Blonden genauer. Allein die Tatsache, dass er seine Nase verdeckt hielt, zeigte doch schon, dass er sicherlich nicht fand, dass er perfekt ist. Ich glaube niemand tat das.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich weiterhin in Reitas leerem Blick versank.

Was er wohl gerade dachte? Bewegte er sich überhaupt noch? Atmete er? Wohin blickte er denn überhaupt?

Und dann traf es mich überraschend. Mir wurde langsam aber sicher bewusst, dass mein Bassist nicht so stumm war, weil er nicht atmete, sondern weil er mich die ganze Zeit über eindringlich gemustert hatte und dies noch immer tat. Und nicht nur er tat dies. Als sich mein Kopf aus seiner Starre riss und ich blinzelnd in die Runde schaute, sah ich auch die Blicke der anderen auf mir liegen. Dann wedelte eine Hand vor meinem Gesicht herum.

„Erde an Vocalist-san! Ruki, bist du noch da?“

Eigentlich hatte ich etwas sagen wollen, doch meinen Mund verließ nur ein kurz gehauchtes „Ähm...“, und dann sah ich auch schon in Aois dunkle Augen, welcher neben mir saß. Es war auch seine Hand, welche vor meinem Gesicht hing.

„Ruki, alles okay?“ , Kai musterte mich neugierig.

„Ähm...ja.“, nuschelte ich noch leicht irritiert und setzte mich dann ordentlich auf, um alle ganz Ruki-like anzublicken. „Was gibt’s?“

Mein Leadgitarrist, mein Gitarrist, mein Bassist und mein Drummer tauschten stumme, irritierte Blicke aus.

„Naja.“, Fasste sich Reita schließlich als erster ein Herz und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Während der letzten fünf Minuten hast du nach links geguckt, nach rechts geguckt, gegrinst, gekichert, dann plötzlich besorgt geseufzt, dann gelacht, dann hast du Uruha angestarrt, dann hast du auf den Boden gestarrt, dann hast du wieder gegrinst, und dann sind deine Augen plötzlich leer geworden. Und jetzt scheinst du endlich bemerkt zu haben, dass wir dich seit fünf Minuten anstarren.“

„Err....“, kam es sehr intelligent aus meinem Mund.

Uruhas Hand wanderte über den Tisch und legte sich sanft auf meine. Mein Herz fing augenblicklich an in einem schnelleren Takt zu rasen und während es am Anfang noch langsam geklopft hatte, trommelte es mir nun beinahe bis zum Hals. War das überhaupt noch gesund?

„Ur...u...“, mein Satz ging einfach unter, denn ich schluckte schwer.

„Wenn etwas ist, teile uns bitte deine Gedanken mit, Ruki.“

Der Blick meines Leadgitarristen war wohlwollend. Es war schwer mir von ihm nicht die Röte ins Gesicht treiben zu lassen, ich war froh, dass er seine große Hand mittlerweile wieder bei sich hatte.

„Äh oh, ja...Gedanken! Nein. Äh, schon gut, ich meine...worum geht’s?“

Sie starrten mich alle einen Augenblick an, ehe sie los grinsten.

„Uff...“, ich rieb meine Schläfen. „Tut mir Leid, Leute. Ich bin wohl nur etwas aufgeregt. Ich freue mich auf unsere Tour.“

Mit diesem Satz schienen sie alle begriffen zu haben. Verständnisvolle Mienen traten in mein Sichtfeld. Aoi, welcher rechts von mir saß, klopfte mir brüderlich auf die Schulter.

„Unser Vocal-Blood weiß, was gut ist! Keine Sorge Ruki, wir rocken sie alle!“

Ich nickte ihm zustimmend zu und auch die anderen nickten. Wieder einmal glitt mein Blick durch die Runde. Diesmal ohne Gedanken.

Shiroyama Yuu (Aoi) , Suzuki Akira (Reita), Takashima Kouyou (Uruha), Yutaka Uke (Kai)

und dann noch ich: Matsumoto Takanori. ´the GazettE´. Mein Herz flatterte beinahe so schnell, wie bei dem Gedanken an Uruha.

Lächelnd schlug ich meine Hände sanft auf den Café-Tisch.

„Lasst uns unser Bestes geben!“

„Yeah!“

Nachdem wir schon in diesem Café saßen, hatten wir uns dann auch alle etwas zu Trinken gegönnt.

Ich hatte nicht genau darauf geachtet, was jeder geordert hatte, doch vor mir sah ich einen dreifachen Espresso, Latte Macchiato mit Karamell und Zucker, das genügte.

Freudig nippte ich an der weißen Tasse, und stellte zufrieden fest, dass mein Getränk genauso war, wie ich es mochte. Das beruhigte mich ungemein. Ich deutete es als positives Zeichen. Ihr wisst ja nicht wie schwer es war, so einen guten Latte Macchiato zu zaubern.

Den anderen schienen ihre Getränke auch zu münden, sie äußerten sich nämlich nicht weiter.

Uruha freute sich offenbar nach dem langen Tag so sehr auf die sprudelnde Flüssigkeit, die ihm gebracht wurde, dass er seinen Tequila immer wieder in sein Glas nachgoss.

Er trank wirklich viel in letzter Zeit...
 

Auf eine seltsame Art und Weise rüttelte der Bus beim fahren beruhigend. Es war nur ein leichtes Schaukeln, doch man merkte es, konzentrierte man sich ordentlich darauf.

Ich saß ruhig da, meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe gelehnt, und ließ mich entspannend hin- und her wippen. Schon seit Stunden saß ich im Speiseraum unseres Tourbusses. Es war wirklich verdammt heiß. Nicht einmal die Nacht machte es besser. Sie war schwül und die Hitze ließ meine Haare kräuseln und zu Berge stehen.

„Mir ist HEIß!“, twitterte ich verzweifelt mit meinem I-Phone. Ich hätte eigentlich versuchen sollen etwas Schlaf zu finden, doch es gelang mir nicht.

Kouyou hatte sich mal wieder in einem meiner Hirnsektoren festgesetzt und jetzt sah ich tausend Bilder von ihm. Und je später die Stunde wurde, desto weniger jugendfrei wurden die Bilder es mit ihr. Irgendwann war es so weit gegangen, dass ich mit hochrotem Kopf dasaß, noch immer keinen Ton von mir gebend.

„Ruki, erstickst du?“

Erschrocken zuckte ich zusammen, und schnappte dann heftig nach Luft, ich spürte förmlich wie mein Gesicht von einer zur anderen Sekunde wieder Schneeweiß wurde. Außer mir drehte ich mich um, um den Deppen zu sehen, der sich da einfach an mich herangeschlichen hatte.

Ironischerweise hatte es natürlich nur eine Person sein können.

„Sag mal, Uruha, spinnst du?!“

Ich zischte ihm leise ins Gesicht, doch bereute es sofort wieder. Das hatte ich so ganz und gar nicht gewollt. Uruha schien es nicht zu kümmern. Er setzte eine entschuldigende Miene auf und ließ sich dann elegant, wie in allem was er tat, neben mir auf den Sitzen nieder.

Stille legte sich zwischen uns und ich blickte wieder zum dunklen Fenster hinaus, während ich unruhig am Zipfel meiner Lederjacke zupfte.

„...Schläfst du noch nicht?“

Er schüttelte stumm mit dem Kopf.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“

Irritiert blickte ich in seine dunklen Augen. Mein Herz fing wieder an ungesund schnell zu schlagen.

„Sorgen um mich? Wieso das?“

„Du bist schon die ganze Zeit so nachdenklich, dich bedrückt offensichtlich etwas.“

Alarmiert sah ich, wie seine Hand sich wie schon am Vormittag ausstreckte. Er wollte sie auf meine Schulter legen, hieß also: Er wollte mich berühren. Ganz schlecht.

Hektisch wich ich seiner Hand in letzter Sekunde aus, indem ich mich fest gegen die Lehne meines Sitzes drückte.

„Du trinkst in letzter Zeit zu viel!“

Damit hatte ich ihn wohl erwischt. Sein Gesichtsausdruck entglitt ihm, und es schien, als musste er sich aus seiner Verwirrtheit reißen, ehe er wieder fest in meine Augen blicken konnte.

Ich wünschte in solchen Momenten hätte ich einfach meine Redefunktion abstellen können.

Aber irgendwie schien meine zusammenhanglose Erwiderung wohl doch hilfreich gewesen zu sein, denn der Takashima zog seine Hand wieder zurück und legte den Kopf schief.

„Ist es nur...deswegen?“

Aus reiner Verzweiflung log ich, und nickte einfach nur stumm. Ich hasste es zu lügen, aber wenn man es so sah, log ich ja nicht ganz. Immerhin kümmerte es mich wirklich, dass Uruha mittlerweile wahrscheinlich mehr Alkohol trank, als Japan herstellen konnte. Ich rieb mir, wie so oft wenn ich nicht weiter wusste, über die Schläfen.

„...Mach dir keine Sorgen, Takanori, ich passe auf...ich wusste ja nicht, dass dich das so kümmern würde...es tut mir wirklich Leid, dass ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe..“

Nun war es mit mir an der Reihe, meine Gesichtszüge nicht mehr kontrollieren zu können.

Er hatte mich bei meinem richtigen Namen genannt. Ein Schauer jagte mir über meinen Rücken.

„I-Ich...“, fing ich erfolglos an und stand dann auf, um mich eilig an seinen Beinen vorbei in den Busgang zu zwängen.

´Takanori´, hallte seine klare Stimme immer wieder in meinem Kopf, und ich musste tief durchatmen um meine Fassung nicht zu verlieren.

„... Müde...glaube ich brauche Schlaf...reden morgen.“

Ein wirklich von Intelligenz und logischer Konstruktivität strotzender Satz, Ruki. Wirklich.

Während ich ohne mich noch einmal umzudrehen in den nächsten Raum des Busses schritt, und mich am liebsten einfach in Luft aufgelöst hätte, wunderte ich mich über meine Stimme, die Uruha gegenüber gar nicht so kühl hätte sein sollen. Mein schlechtes Gewissen würde sicher bald aktiv werden, doch momentan war ich einfach zu erschöpft und machte mir noch keine Gedanken darüber. Diese verfluchten Schmetterlinge.
 

Als die Tür leise hinter mir zuging wandte ich mich nach vorne und sah dann etwas, was mich wirklich zum Schmunzeln brachte. Da schlummerte der Rest meiner Truppe. Reita saß auf seinem Bussitz und lehnte den Kopf im Tiefschlaf, so wie ich zuvor, an die Scheibe eines der großen Busfenster. Aoi hatte es sich da etwas gemütlicher gemacht. Er hatte sich zwei Sitze beschlagnahmt und lag auf ihnen wie auf einem Bett. Kai war wirklich die Krönung.

Ich weiß nicht wie müde er gewesen sein musste, doch es hatte dazu gereicht, dass er nun völlig verquer da lag und gegen die Fensterscheibe sabberte.

Ich genoss diesen Anblick noch ein paar weitere Minuten, dann suchte ich mir selbst einen leeren Doppelsitz, positionierte mich bequem und schlief dann so schnell ein, dass ich es nicht einmal richtig mitbekam.
 

„HAT JEMAND MEINE GITARRE GESEHEN?!“

Aoi. Ohne Zweifel. Noch bevor meine Augen sich geöffnet hatten, wurde mir bewusst, dass ich mich schlapp und unausgeschlafen fühlte. Mein Magen knurrte auch schon los, noch ehe ich bei vollem Bewusstsein war.

Am allerliebsten hätte ich mir jetzt die Kapuze von meinem Sweatshirt über den Kopf gezogen und wäre wieder eingeschlafen, doch ich musste akzeptieren, dass das wirklich nicht möglich war.

„Ah! Gitarre! Da bist du ja! ...Hä? Ruki! Pennst du immer noch?!“

Dadurch dass ein Schatten auf meine Augenlider trat wusste ich, dass sich jemand vor mich gestellt hatte. Und da diese Stimme nur Aoi gehören konnte, musste er es sein, der jetzt an meinen Haaren zog.

Brummend gab ich mich geschlagen und öffnete nun meine Augen doch. Es war ein Gutes, dass wir nachts gefahren waren, denn jetzt war es gerade 4 Uhr am Morgen und es gab kein Licht, dass mir eklig in die Iris hätte scheinen können. Der Mond beleuchtete den Bus gerade so, dass man sehen konnte was vor einem passierte.

„Guten Morgen.“, begrüßte Kai mich höflich, welcher gerade hinter meinem Gitarristen den Gang passierte. Schien als war unser Manager und Drummer gerade dabei, den Bus aufzuräumen. Er trug einen Ball aus zusammengepressten Klamotten im Arm.

„Für eine Sekunde dachten wir du wärst tot.“, der Schwarzlilahaarige pikste mir mit einem Pocky-Stick in den Oberarm, ehe er in diesen hinein biss.

„Ich wollte es mit Mund-zu-Mund Beatmung probieren, aber Uru hat das nicht zugelassen. Er hat gesagt wir sollen dich pennen lassen, weil du anscheinend ziemlich fertig warst. Dass du vielleicht tot sein könntest, hat ihn glaube ich nicht interessiert. Tja, hart ist das Leben.“

Ich hatte Aoi gar nicht richtig zugehört, seine Stimme war ganz weit weg und ich schaffte es in meiner Müdigkeit gerade so ein paar Fetzen seines Satzes aufzuschnappen. Bei ´Uru´ hörte es dann auf.

Träge richtete ich mich auf und stütze mich mit meinen Armen ab, um dann wieder aufrecht auf meinem Platz zu sitzen. Mein Nacken war verspannt.

„Wo sind die anderen?“

„Ähm...Reita spielt hinten ´Call of Duty´ und Uruha habe ich seit einer halben Stunde nicht mehr gesehen...“

„Wer weiß?“, Kai kam wieder durch den Gang gelaufen und blieb bei uns stehen.

„Vielleicht ist er wieder schlafen gegangen. Aber das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Wir kommen bald an, dann geht’s zum Hotel. Und dann könnt ihr alle mal ORDENTLICH ausschlafen.“

Unser Drummer lachte und Aoi und ich grinsten uns wissend an.

„Also Kai, es wäre wohl besser, wenn DU dich mal ordentlich ausschläfst.“

Verlegen grinste Kai, ehe er sein Spiegelbild in seinem Handybildschirm betrachtete.

„Ja...scheint so..., haha. Naja ich mache meine Arbeit hier fertig, okay? Sucht eure sieben Sachen zusammen.“, damit war er wieder durch den Gang davon gerauscht.
 

Nicht einmal eine halbe Stunde später hielt der Bus dann auch schon. Wenn ihr mich fragt waren wir alle noch nie so glücklich aus diesem verdammten Fahrzeug raus gesprungen. Oder vielleicht war auch nur ich hinaus gesprungen, die anderen torkelten eher schlaftrunken die schwarze Treppe hinunter. Aoi versuchte die ganze Zeit sich an Reita ab zu stützen, was wirklich urkomisch aussah, weil unser Bassist aussah als hatte er vorgehabt den Gitarristen gleich zu beißen. Kais Anblick erstaunte mich mal wieder einfach nur. Ich hätte schwören können er wäre mit dem nächsten Windhauch einfach umgekippt und dann tot liegen geblieben, und dennoch hielt der Brünette die Unterlagen für die Tour in der Hand und ging sie mit einem sichtlich ernsten, konzentrierten Blick durch, welchen man einfach nicht von ihm gewöhnt war.

Wie ich Kai so beobachtet hatte, hatte ich wirklich nicht bemerkt dass wir an unserem Hotel angekommen waren. Das riesige, leuchtende und vor allem teuer aussehende Gebäude ragte vor uns in den nachtschwarzen Himmel, doch alles was ich in diesen zwei schnöseligen Hoteltürmen sah war einzig alleine eins: Ein Bett! Für mich.

Wir warteten noch darauf dass Yamada und Sakai, unsere zwei anderen Manager neben Kai, es endlich schafften auch ihre Koffer endlich aus dem Bus zu laden und liefen dann zu siebt ganz locker und gut aussehend durch die glänzenden Automatiktüren in die Hotellobby.

So gut sahen wir dabei dann aber leider doch nicht aus, die Müdigkeit hatte uns gepackt.

Meine Wenigkeit zum Beispiel rannte ganz Justin Bieber-like ausgerechnet gegen die Glastüren, von denen mir niemand gesagt hatte, dass sie defekt waren. Aoi schaffte es, dass seine Schnürsenkel hängen blieben und nach einer kurzen Auseinandersetzung fraß die Rolltreppe dann ernsthaft seinen linken Sportschuh. Ich hätte ihn zu gerne ausgelacht, hätte mir Reita gerade nicht einen Kühlbeutel gegen die rote Stirn gedrückt. Als nächstes war Sakai dran gewesen. Wenn der etwas schaffte war es sowieso immer unglaublich.

Beim Versuch sich mit seinem Koffer zu uns ins Hotel zu zwängen hatte er meinen armen Uruha versehentlich durch einen Stoß zum Schwanken gebracht. Ich muss sagen für eine kaputte Automatiktür war seine Frisur wohl sehr unpassend lang gewesen, eine ganze Strähne seiner Haare hing zwischen den zwei Türen, und als diese sich schlossen...nun sagen wir, es hörte sich wirklich schmerzhaft an, und Sakai würde meinem Leadgitarristen sehr viel Sake kaufen müssen, um das wieder gut zu machen.

Reita, Kai und Yamada blieben gemeinerweise verschont, mit der Beule an meiner Stirn verwechselte man mich sicherlich bald mit einem Einhorn. Doch ich konnte wenigstens darüber lachen, dass Yuu mit einem nackten, linken Fuß dastand und Kouyou ein ganzes Büschel seiner eigenen Haare aus der Automatiktür hatte ziehen müssen.

Außerdem hatte Yamada gesagt, bis morgen Mittag wäre mein Gesicht wieder ganz das Alte.

Nun standen wir alle vor dem Hotelschalter und warteten auf Kai, welcher gerade unsere Hotelzimmerschlüssel abholte.
 

„So.“, kam er munter lächelnd auf uns zu.

Wir alle blickten ihn abwartend an. Ich schätze jeder wollte nur noch seinen Schlüssel und dann schlafen.

„Ich habe leider schlechte Neuigkeiten.“

„Willst du mich verarschen?“, Aoi stöhnte gequält auf. „Wir sind nicht einmal zwei Stunden hier und schon geht wieder alles schief!“

„Jetzt hör doch mal was ich überhaupt sagen will, Mensch.“

Der Gitarrist grinste verlegen und Reita lachte hämisch und leise.

Unser Drummer räusperte sich.

„Also...was ich sagen wollte, ehe Aoi mich so liebevoll unterbrochen hat ist folgendes: Wir haben dieses Mal wohl zu spät gebucht.“

Nervös zupfte ich am Kragen meines Sweatshirts. Was sollte das denn jetzt bedeuten?

„Das heißt, wir haben nicht genug Zimmer abbekommen. Vier Stück um genau zu sein. Heißt im Klartext: Dieses Mal kriegt nur einer ein Einzelzimmer. Heißt noch mal: Die anderen teilen sich eins mit einem anderen.“

Bevor sich meine Gedanken überhaupt hatten ordentlich sammeln können war mir plötzlich Aoi an die Schulter gesprungen.

„Ich geh´ mit Ruki in eins!“

„Wieso du?“

Jetzt stand Reita auch noch vor mir und musterte Aoi böse.

„Weil ich keine Lust auf Uruha habe! Er ist eine Diva! Er schnauzt immer wegen seinem Nagellack, und morgens blockiert er das Bad.“

Etwas von Aois Worten getroffen blickte ich zu Uruha hinüber, doch diesen schien es gar nicht zu stören. Er stand da völlig stumm und beobachtete uns gelassen dabei, wie wir die Zimmer aufzuteilen versuchten.

„Wenn Uruha so eine Diva ist, dann gib ihm einfach ein Snickers, und hör auf zu nerven.“

„Hör du doch auf zu nerven!“

Kai rollte kurz mit den Augen und kratzte sich dann am Kopf.

„Naja ich schätze, dann gönne ich mir das Einzelzimmer...ist das so in Ordnung für euch?“

Doch er bekam leider keine Antwort. Reita und Aoi waren zu beschäftigt damit, sich um den Platz in meinem Zimmer zu raufen. Der Drummer seufzte tief.

„Nimm das Zimmer nur.“, sagte Uruha dann kaum hörbar und richtete sein Augenmerk wieder auf den Gitarristen und den Bassisten. Er wirkte amüsiert, was mich zum Schmunzeln brachte.

Ein kurzes Klingeln ertönte vom Lautsprecher des Aufzuges und teilte uns so mit, dass wir in dem Stockwerk angekommen waren,

„Aha.“, ertönte es dann plötzlich von Reita und ich spürte im nächsten Moment wie ein muskulöser Arm sich um meine Schulter schlang.

Der Blonde schmunzelte mich an und wedelte dann mit dem Zimmerschüssel vor meiner Nase herum. Aoi stieß leise Flüche aus und Kai zuckte mit den Schultern. Für Sakai und Yamada war es wohl schon klar, dass sie ein Zimmer nahmen. Sie trauten sich nicht mit einem von uns in ein Zimmer zu gehen. Sie kannten uns.

Mein Blick wanderte wieder zu Uruha. Eigentlich wollte ich doch...

Der Braunhaarige hatte bis hierhin irgendwohin gestarrt, sah dann aber meinen Blick, und wandte dann den Kopf zu mir, um mich erst anzublinzeln, und dann müde anzulächeln. Flüchtig erwiderte ich das Lächeln und blickte dann schnell woandershin. ´Woandershin schauen´ war in diesem Fall ´meinen Kopf an Reitas Wange schlagen´, da dieser noch immer Kopf an Kopf mit mir stand und seinen Arm um meine Schulter hatte.

„Also?“, Kai wirkte nun langsam wirklich, als hätte er vor jeden Moment in einen Schneewittchen-Schlaf zu fallen. „Haben wir´s dann? Aoi zu Uruha, Reita zu Ruki, Yamada-san zu Sakai-san?“

Alle nickten, manche begeisterter, andere weniger entzückt. ...Die weniger Entzückten waren nur Aoi und ich.

„Gut...also...gute Nacht, erholt euch gut, wir treffen uns morgen um Punkt 13 Uhr, in der Lobby. Das ist die Generalprobe, morgen Abend geht es los mit ´HETERODOXY´, alles klar?“

Wieder nickten wir, und er nickte ebenfalls und drehte sich dann um, um zu seinem Zimmer zu gehen. Alle Zimmer lagen in einem breiten Gang. Hübsch. Die Wände waren weinrot und der Boden war aus schönem, dunklen Kirschholz.

„Ich gehe auch pennen.“, murrte Aoi schlecht gelaunt und machte sich auf den Weg zur 667. 667 befand sich neben 668, 668 war Yamadas und Sakais Zimmer. Sie verbeugten sich höflich und zogen sich ebenfalls zurück.

„Ich schaue mal, wie es bei uns aussieht.“, Reita deutete zur No. 666, und ich konnte nicht verhindern, dass die Ironie sich über mir ergoss.

„Geh nur...ich komme sofort...“

„Ich nehme deinen Koffer mit rein.“

Ich nickte dem Blonden zu, ehe er meinen und seinen Koffer in unser Zimmer zog.

Jetzt standen nur noch Uruha und ich im Gang. Ich wandte mich von meinem Bassisten ab und schaute dann zum tausendsten Mal an diesem Tag zu meinem Leadgitarristen.

„Uhm...Gute Nacht, Taka.“

„N-Nacht...“

Und damit stand ich alleine im Gang.

Deprimiert machte ich kehrt und betrat dann Reitas und mein Zimmer.



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