Piggy
Vorletzte Stunde - Sport. Tralalalala.
Stelle mich nach hinten. Konzentration wird dadurch nicht besser.
Aufgrund der Anwesenheit jemand Bestimmten.
In der Ecke der Sporthalle.
Wie gebannt starre sie in seine Augen. Die Schreie der anderen nehme ich nicht wahr.
Bemerke nur, dass sich ihre Gesichtsausdrücke schlagartig ändern. Hmm?
Höre einen Knall, werde gegen die Wand geschleudert.
Es schmerzt so stark, als wäre mein gesamtes Skelett zersplittert.
+
Starre an die Decke. Pendle zwischen Wachsein und Schlaf.
Seine Silhouette hebt sich gegen die Schiebetür.
Wie Fuma dort steht, wirkt er entspannt und gelassen.
" Alles klar?" Nur nebenbei gefragt.
Hole tief Luft und versuche es selbst herauszufinden. " Mitgenommen... aber lebendig!"
Ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, sieht er mir zu, wie ich mich aufsetzen will.
Rötliches Sonnenlicht überflutet das Zimmer. Wolken, getunkt in blutrote Wasserfarben,
schwimmen durch die Atmosphäre.
" Die Tante hat ein Schmerzmittel dagelassen." Sichtlich angewidert schüttle ich den Kopf.
Ich verabscheue jegliche Arten von Tabletten.
" Was gebrochen?"
" Ein paar Schrammen..."
" Eine gute Nachricht!" Lächelnd springe ich aus dem Bett. Übelkeit überrennt mich.
Verdrängen.
Er hat verstrubbelte Haare, seine Kleidung verknittert. Das Hemd wieder aus den Hosen gezogen.
Fange an zu schwanken, stütze mich an dem Tisch, ramme mir die harte Holzkante in die Haut.
Plob. Stolpere über die eigenen Füße.
Bruchteil einer Sekunde verfliegt, bis ich am Boden liege. Der Stuhl kippt hinterher.
Hastig stehe ich wieder auf den Beinen. Ups.
Zu peinlich.
Ehe ich den Mund aufmachen kann, redet er schon.
" Uh, unser Hauselefant ist gerade eingetroffen." Hä?
Wütend schaue ich zu ihm auf. Sein freches Grinsen spricht Bände.
" Lass mich durch." Seine Gewichtsverlagerung hatte er direkt gegen die Tür gewählt.
Unglaublich unpassend.
" Oh, Prinzesschen wird ja richtig mutig." Herausfordernd sieht er auf mich herab.
Gggaaaahh!
Kontern.
Kontern.
Was Schlagfertiges muss her.
Mir fällt nichts ein.
Binnen Sekunden hatte er sich runtergebeugt und mich, naiv nuttiges Opfer, auf seine Arme gehievt.
" Was machst du?" Welch intelligente Frage.
" Ich soll Krankenschwester spielen."
Für einen Moment fühle ich mich schwerelos.
" Nein. Lass mich runter!!"
Hysterisch winde ich mich. Meine Beine zappeln in der Luft. " Geh doch zurück zum Training!"
" Man, sei still."
Perplex starre ich.
Gaffe und klotze.
In der nächsten Sekunde knalle ich auf den Boden.
" ..." Erleide gleich meinen ersten Herzanfall.
Es schlägt unaufhörlich bis zum Hals.
Korrekter Bass. " Ich lasse kein verletztes Mädchen liegen." Seine Worte dringen wage an mein Ohr.
Einige Strähnen behindern eine klare Sicht.
Außer der gegenüberliegenden, trüben Wand gibt es nichts Interessantes zu sehen.
+
There's a part of me, that I want to get back again
You're slipping through
I come in two
Leave this behind
Over and done
Everything new
Blass. Zerbrechlich. Meine Hautfarbe gleicht abgenutztem Porzellan.
Schwarze Schattenringe unter den Augen.
Wangenknochen zeichnen sich deutlicher ab.
Du gleichst einem Kind aus der 3ten Welt.
Schleiche mir einen Weg durch die Menschenmassen.
Zeitdruck.
Richte erschöpft meinen Blick auf den überfüllten Boden.
Lackschuhe. Schwungvolles Geklimper mit hohen Absätzen.
Gleichgültig lasse ich mich von diesen Berufstätigen herumschubsen.
Feierabend. Hektik. Stress.
Leistung.
Verkehr. Schallendes Hupen, dichte Abgase benebeln die grellen Lampenlichter am Straßenrand.
19-58pm.
" Hey, pass auf..." Stolpere gegen eine Wand.
+
Der quitschrote Ballon klatscht zurück ins Wasserbecken.
Jedes Mal reißt die Schnur.
Ich stecke im traditionellen Kimono und mein Schuhwerk macht Klapp Klapp.
Ringsherum kleine Kinder, die mich auslachen.
" Sie verdammtes Arschloch! Geben Sie endlich mein Los - es steht mir zu, verstanden?!"
Nicht zu vergessen Aio mit ihrem Temperament, die jetzt einen Verkäufer am
Zielschiessen ein zu scheißt.
Der Himmel ist schwarz. Nur die baumelnden Lichter, angebracht an einer Schnur, spenden halbwegs Licht.
Und der volle, milchige Mond.
" Hi." Kurz setzt meine Atmung aus. Mit einer Vorahnung im Bauch richte ich mich auf.
Jemand steht hinter mir.
Diese blöden Fischis im Aquarium interessieren mich nicht mehr.
" Hi!", antworte ich. Durch sein lässiges, weißes T-Shirt und der gebleichten Jeans hebt er sich deutlich von den anderen ab.
Er greift nach meiner Hand.
Der gigantische Tempelschrein und die bunten Menschenmassen werden kleiner.
Schummriges Licht umgibt zwei Personen.
Kalter Wind umschwirrt die nackten Äste.
" Oah... Glühwürmchen?"
Eine normale Januarnacht.
Er hat beide Hände in den Hosentaschen vergraben. Seine makellose Gestalt ist an irgendeinem Baum gelehnt. " Ich nehme an einem Auslandsstudium teil."
" Wann fährst du?"
" Morgen." Ganz gelassen kommt die Antwort.
" Diese Entscheidung habe ich bereits vor 2 Monaten getroffen.", ergänzt er unbedeutend.
Das muss ein schlechter Witz sein.
Ich bin am Flennen.
Er rückt von mir ab.
Oh Gott, bitte.
" Es gibt kein Wir..."
" Aha..."
Seine Haare sind länger geworden.
Warum ist mir das nicht früher aufgefallen?
Weiß ich, was ich will?
" Scheiße, Yukiru... wo warst du?"
" Auf Toilette... hast du den Typen rumgekriegt?"
" Yep." Stolz offenbart Aio den Gewinn in ihren Händen.
Sie sieht mir nichts an, ist mir nur Recht.
Es fällt mir nicht schwer, auf vergnügt und unbeschwert zu machen.
Das Leben scheint einfach zu sein, wenn man den Dreh herausgefunden hat.
" Und das ist für dich!" Noch stolzer hält sie mir einen Stoffhasen hin.
Erinnert mich an die kleinen Hippies.
Fumas kleine Hippies.
Ihr Markenzeichen.
" Danke - der ist süß!" Gekünstelt kriege ich einen Freudenschrei über die Lippen.