Zum Inhalt der Seite

Mindfuck

Deine Furcht.... Dein Leid....Deine Seele....SEINE ENTSCHEIDUNG
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mädchen, die fauchen....beißen?!

So, nach längerer Zeit wurde es endlich mal fertig gestellt.

Die Kreativitätlosigkeit hat auch echt genervt -.-

Aaaaauf jeden Fall isses jetzt fertig, wenn auch ein wenig langweilig und meiner Meinung nach fehlen die Psycho-Stellen SEHR!

Ich wünsch euch trotzdem sehr viel Spaß mit dem Kapitel und allem ;)
 

--------------------------------
 


 

Kapitel 4: Mädchen, die fauchen.... beißen?
 

Wieder in diesem schmutzigen düsteren Loch zu stecken war das Letzte, das Night wollte.

Sie forderte verdammt nochmal ihre Freiheit!

Mit verschränkten Armen saß sie auf dem Boden der kleinen, durchnässten Zelle und der modrige Geruch, der in der Luft stand hätte jedem Ekel bereitet.

Als ein junger Mann an der Zelle vorbeischritt und sie mit einem gehässigen Grinsen bedachte, packte das Mädchen den Kadaver einer Ratte, welche hier zuhauf rumlagen, und schleuderte dem Mann das tote Fleisch ins Gesicht.

Mit einem zufriedenen Grinsen sah sie zu, wie der Mann die tote Ratte angewidert fallen ließ und sie wütend anfunkelte. Die kurzen schwarzen Haare des Mannes standen ihm wild vom Kopf ab und eine lange Narbe zog sich durch sein Gesicht, vom Haaransatz verlief sie unterhalb des linken Auges und endete im Nacken, die Fäden befanden sich noch immer in der Narbe und diese würden so schnell auch nicht gezogen werden.

Doch nicht nur die Naht durch sein Gesicht war etwas besonderes an ihm, auch seine Augen hatten unterschiedliche Farben. Das linke Auge funkelte sie in einem unnatürlichen hellen blau an, das andere war pechschwarz und in ihnen glitzerte purer Hass.

“Irgendwann wirst du auf meine Befehle hören und dann werde ich dich mehr leiden lassen als der Chef.“, voller Abscheu spie er ihr diese Worte entgegen, doch Night wusste, dass er Angst vor ihr hatte.

Binnen eines Wimpernschlages hatte das Mädchen die Zelle durchquert und fauchte den Mann mit gefletschten Reißzähnen an, was ihn dazu brachte, erschrocken nach hinten zu stolpern und gegen eine andere, jedoch leere, Zellentür zu stoßen.

Ein gehässiges, blutrünstiges Grinsen zierte die vollen Lippen des Mädchens.

“Irgendwann wirst du mich um dein erbärmliches Leben anflehen und ich werde dich wieder in deine Einzelteile zerlegen. Ich werde dein Leid genießen.“

Mit einem entrüsteten Schnauben stapfte der junge Mann davon und verschwand durch eine Tür.

Das Grinsen verschwand vom Gesicht des Mädchens und sie setzte sich wieder in die Ecke, in welcher sie vorher gesessen hatte.

Diesmal kämpfte sie erst gar nicht dagegen an, sie ließ einfach zu, wie die Erinnerungen Besitz von ihr ergriffen.
 


 

Was zur Hölle war das grad? Wahrscheinlich dreh' ich jetzt noch durch. Toller Geburtstag. Light versuchte ihre Gedanken zu ordnen, doch es gelang ihr nicht. Zuerst dieser Psychopath in der Gasse und dann hatte sie geglaubt bei Night funkelnde Fangzähne wie bei einer Raubkatze zu sehen. Verlor sie den Verstand oder stand sie nur unter Schock? Eine Menge Gedanken schossen ihr durch den Kopf, was es ihr unmöglich machte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Noch einmal wollte sie allein nicht da raus. Sie wühlte in ihrer Tasche und hämmerte die Nummer ihrer Mutter aufs Display. Sie verriet ihr nicht, was in der letzten halben Stunde passiert war, das würde sie nur unnötig aufregen. Was sie zu alldem noch beschäftigte war, dass Night seltsamerweise einiges über sie zu wissen schien und das machte der sonst so unschockierbaren Blondine Angst. Sie wagte es nicht aufzusehen oder sich sonderlich viel zu bewegen, da sie feststellen musste, dass das Lokal immer noch sehr leise war, seitdem Night sie so angefahren hatte. Sie weiß zu viel. Wieso weiß die so viel über mich?? Und woher zum Teufel wusste sie, dass dieser Dreckssack in der Gasse stand? Light war mit ihren Nerven total am Ende. Sie überwand sich schließlich doch zur Bar zu gehen und noch einen Rotwein zu holen. Einer der Gäste starrte sie mit hellen grauen Augen an. Als sie zu ihm hinübersah, zwinkerte er ihr zu und grinste dreckig.

„Spar's dir, Vollidiot, nicht jeder hat's so nötig wie du.“ Schoss ihr aus dem Mund als sie dieses widerliche Grinsen sah.

„Ach komm schon Süße, mein Wagen steht direkt vor der Tür. Für Sonderwünsche bin ich auch gern zu haben.“

Light konnte nicht anders, sie stellte ihr Glas an die Bar und trat dicht an den angetrunkenen Hirni heran. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und ihr Gesicht kam seinem so nah, dass sie seine Bierfahne fast zu ersticken schien.

„Okay, frag lieber das kleine Flittchen da hinten an der Bar, ich denk' mal, dass du mehr auf Strapsen stehst.“ Frech grinste sie ihn an und blickte in sein schmerzverzerrtes Gesicht, bis er rot anlief, dann lockerte sie den Griff an seiner Schulter und ihr Gegenüber fing wieder an normal zu atmen.

„Na gut.“ Sichtlich aufgebracht, dass die Blonde kein billiges Straßenflittchen war, wandte er ihr den Rücken zu und ging zu dem Mädchen von dem Light vorhin sprach. Bei ihr schien seine Masche Früchte zu tragen, denn sie verließen nach zehn Minuten das Lokal. Fast im selben Tempo, in dem Night herausgestürmt war. Und schon wieder versank Light in ihrer Gedankenwelt. Wer hatte sie angerufen? Warum wurde sie noch blasser als sie es schon war? Blasser war kaum möglich aber sie erblasste wie auf Kommando, als sie auf das Display ihres Handys sah. Warum hatte sie es auf einmal so eilig? Wo wollte sie hin?!

„Und ich krieg' keinen oder was?“

Erschrocken, dass sie aus ihrer Gedankenwelt gerissen wurde schnellte Lights Blick nach oben. Ihre Mutter stand vor ihr.

„Du und Rotwein? Schwer vorzustellen.“ Light wusste, dass ihre Mutter Rotwein hasste.

„Ja okay, aber beeil dich ich will nach Hause.“

„Okay, 2 Minuten.“
 

Daheim angekommen setzte sich Light zuerst an ihren Schreibtisch und fing an, sich ein paar Zigaretten zu basteln und versuchte herauszufinden, wie man mehr über Night herausfinden könnte. Vielleicht sollte sie zur Polizei gehen und fragen welche Anrufe zu der Zeit an dem Sendemast gegenüber des Lokals getätigt wurden. Wenn sie all diese Nummern hätte, könnte sie sie alle durchtelefonieren und würde eventuell bei Night landen. Die würden mich eher für verrückt halten und mich in 'ne geschlossene stecken. Keine gute Idee. Vielleicht könnte sie sich auch einfach mit der Schönheit anfreunden, auch wenn es schwierig schien, unmöglich konnte es nicht sein. Aber die Frage mit der höchsten Priorität war, wer sie war.
 

Schon wieder lag sie auf dem Tisch, mitten in diesem grellen, weißen Raum, der mehr an einen schlechten Horrorfilm erinnerte als an einen Operationssaal.

Ein Horrorfilm?

Genau so kam sie sich vor, als Hauptdarsteller und Opfer eines leider allzu realistischen und bedrohlich echten Horrorstreifens.

Sie konnte sich kaum noch bewegen und der Spiegel, der an der Decke hing, machte die Situation für das Mädchen nicht erträglicher.
 

Ihre Wunden waren schon teilweise verheilt, doch sie war gezwungen, den Grausamkeiten, die ihr zugefügt wurden, genau zuzusehen. Sie sah, wie der Mann, der ihr all das antat, sich über ihren Körper beugte und ihr erneut Spritzen in den Körper jagte. Lange Nadeln, die eine Flüssigkeit in ihren Körper jagten, die ihren Körper zum Brennen brachte.

Um ihre Schreie zu unterdrücken, hatte er ihr ein verschmutztes Tuch zwischen die Zähne geklemmt. Immer wieder begann das Mädchen zu würgen und Tränen quollen aus ihren Augen.

Der bucklige Mann griff nach der nächsten Spritze und setzte diese nun an ihrer Kniescheibe an, bevor er sie in das Gewebe stach.

Der Schmerz, der ihr durch den Körper zuckte, wurde durch das gespritzte Betäubungsmittel nur nach und nach gelindert und erst als das Mädchen ruhiger wurde, begann er, an der Einspritzstelle die Haut aufzuschneiden. Für sein Vorhaben dürften ihr keinesfalls die Knochen brechen, also überzog er die Knochen nach und nach mit einer stabilisierenden Flüssigkeit. Bei dem Anblick ihres eigenen Körpers wurde ihr schlecht und sie begann zu erbrechen. Durch das Tuch jedoch wurde ihr Mageninhalt in ihrem Mund eingesperrt und das Mädchen drohte zu ersticken.

Die unzähligen Geräte, an denen sie hing, damit sie keinesfalls ums Leben kommen würde, begannen alarmierend zu Piepsen und ein unangenehmer Schwall an Geräuschen erklang.

Der Mann unterbrach seine Arbeit und kam mit dem Skalpell in der Hand auf ihre Kopfhöhe und schnitt ihr rücksichtslos das Tuch vom Gesicht, wobei er ihr einen tiefen Schnitt auf der Wange hinterließ.

Er packte ihren Kopf und drückte ihn über die Tischkante, damit das Erbrochene ihre Lungen befreien konnte.

Noch sollte sie nicht sterben.
 

Night riss die Augen auf und starrte in die Dunkelheit.

Ihr ganzer Körper zitterte und ihre Reißzähne pochten unaufhörlich. Ohne etwas dagegen tun zu können, explodierten die Emotionen in ihr.

Aus ihrer Kehle entrann eine Mischung zwischen Knurren und Schrei, was von den Wänden wiederhallte und den gesamten Gang ausfüllte.

Kaum war das Geräusch verstummt, hörte sie, wie Angestellte des Mannes in ihre Richtung rannten.

Die Schritte klangen in ihren Ohren wie Kanonenschüsse. Die Gerüche, die sie umgaben verschafften ihr einen verwirrenden Rausch und der Schmerz, der sich aus ihrem Inneren heraus verbreitete ergaben eine explosive Mischung.

“Was ist mir ihr los?“

“Sie hat ihre Medikamente nicht eingenommen!“

“Ihre Nahrung hat sie nicht angerührt.“

Unbewusst sah Night neben sich auf den Boden und sah die Schüssel voll Blut dort stehen.

Medikamente?

Dieses widerwärtige Arschloch hatte sie durch ihre Emotionen gelenkt!

Er hatte ihre Gefühle absichtlich betäubt!
 

Das war der Funke, der die Bombe losgehen ließ.

In ihrer Raserei sprang Night mit voller Wucht gegen die Stäbe, die sie in ihrer Zelle eingesperrt hielten und sie fiel über den ersten Wachmann her und schlug ihm die Reißzähne in den Hals. Sie fühlte, wie sein warmes Blut ihre Kehle hinabrann und sich in ihrem Körper eine bisher ungeahnte Macht ausbreitete, die sie dazu trieb, immer mehr der leckeren, kostbaren Flüssigkeit aus dem Körper des Mannes zu saugen. Erst als nichts mehr aus seinem Körper zu holen war, richtete sie den Blick auf die junge Frau, die erstarrt neben ihr stand und in Night blutverschmiertes Gesicht blickte, das sie hungrig und aus bedrohlich roten Augen anfunkelte. Ehe die Frau sich versah, hing die Bestie auch schon an ihrem Hals und sie spürte den Blutverlust, bevor sie das Bewusstsein für immer verlor.

Night hingegen konnte sich nicht aus dieser Ekstase befreien und stürmte den Gang entlang in Richtung Freiheit. Mit einem Tritt öffnete sie die schwere Stahltür und bahnte sich einen Weg durch das dichte Gestrüpp, das die Fabrik umgab, in welcher der Mann sein Labor eingerichtet hatte. Mit rasend schnellen, leichten Schritten floh das Mädchen, während die Freiheit mit dem Wind um ihre nackten Beine wehte.

Sie trug lediglich das lange weiße Hemd, das der Mann ihr immer wieder anzog.

Sie war endlich frei!
 

Super, 5 Uhr morgens und es ist Sonntag verdammte Scheiße. Light plagten die Ereignisse vom Vorabend und sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie konnte auch jetzt nicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Sie ließ den Rollladen vorsichtig nach oben und musste sehen, dass es wie aus Eimern regnete. Na ganz toll. Sie schnappte sich ihre Laufsachen und schlüpfte so schnell es ging hinein. Kurze Hose, Tanktop und Laufschuhe, aber angesichts des Regens brauchte sie eine Jacke oder irgendwas in der Art. Sie durchwühlte ihren Schrank, in der Hoffnung irgendetwas zu finden, bis sie eine Weste fand und es bei der beließ. Sie schnappte sich Stift und Zettel und kritzelte für ihre Mutter eine Nachricht auf ihn. Sie nahm den Schlüssel und verließ die Wohnung. Als sie aus der Haustür trat packte jemand sie am rechten Arm, wirbelte sie herum und drückte sie kräftig gegen die Hauswand. Light ergriff den Arm ihres vermeintlichen Angreifers und erhielt im nächsten Moment eine Backpfeife von Night.

„Versuch nie wieder mich zu schlagen Blondie.“

„Spinnst du? Was sollte das es ist noch nicht einmal halb 6!“

„Hör zu, ich brauch' deine Hilfe, ich muss hier ein paar Stunden unterkommen sonst hab' ich ein Problem.“

„Wie meinst du das? Was für ein Problem?“

„Unwichtig, los lass uns reingehen hier draußen ist keine von uns sicher!“ Nights Tonfall war bestimmend, aber Light meinte etwas Angst in ihrer Stimme wahrzunehmen.

Night lockerte ihren Griff, der schon fast schmerzte, wie konnte so ein dünnes Mädchen so viel Kraft besitzen? Light schloss die Tür auf und ging mit Night in die Wohnung.

„Komm mit und sei leise, meine Mutter schläft noch.“ Befahl sie Night.

Night folgte ihr ohne zu zögern. Als sie in Lights Zimmer waren, verschloss „Blondie“ die Tür.

„Woah, du siehst schrecklich aus, was ist'n mit dir passiert?“ Light sah nun, dass Night triefendnass war, das makellose Make-Up war verlaufen und sie trug nur ein weißes OP-Hemd.

„Lange Geschichte, vielleicht bin ich aus der Psychiatrie ausgebrochen und sollte lobotomiert werden, beantwortet das deine Frage?“ Night klang nun nicht mehr aufgewühlt oder ängstlich, sondern so monoton wie am Mittag zuvor.

„Willst du vielleicht trockene Sachen?“

„Wäre nett, ja und beeil dich ich fühl' mich wie ne Wasserleiche.“

Light kramte ein paar Sachen aus ihrer Kommode und warf sie zu Night aufs Bett.

„Nicht dein Ernst oder?“

„Was?“

„Nich' so wichtig, ich dachte nur, dass es bei dir sowas wie Gammelklamotten nicht gäbe.“

Light suchte in einer anderen Schublade nach Abschminktüchern und einem Spiegel. Als sie Night den Spiegel hinhielt, ergriff sie ihn und schmetterte ihn mit einem kläglich schmerzlichen Schrei an die Wand. Der Spiegel schien in tausend Teile zu brechen.

„Was sollte das denn gerade?! Hast du sie noch alle??“ Light wollte es eigentlich nicht so wütend rüberbringen, aber sie konnte nicht anders.

Als sie im nächsten Moment sah, dass Night am ganzen Körper zitterte und Tränen in den Augen hatte, trat Light einen Schritt näher an das Mädchen heran. Sie legte ihr die Hand auf den Arm und Light stellte fest, dass sie nicht nur zitterte, sie bebte regelrecht. Light konnte nicht anders, sie nahm die verstörte Schönheit in den Arm und befahl ihr sich zu beruhigen, was sie nach ein paar Minuten auch tat. Nach etwa fünf Minuten zitterte Night nicht mehr so heftig. Light wusste nicht, was sie da tat und was sie da fühlte, aber es fühlte sich richtig und irgendwie bekannt an. Dieses Gefühl hatte sie das letzte mal gespürt, als sie Luciana umarmt hatte. Im nächsten Augenblick drückte Night die in Gedanken versunkene Light von sich weg, drehte sich um und zog sich blitzschnell die Klamotten an. Sie nahm das OP-Hemd und sah es mit einem Blick an, der so viel sagte wie „Ich bring dich um!“.
 

Kaum zu glauben, was dieser Mistkerl mit ihr getan hatte.

Sie sah anders aus. Aus diesem Grund erkannte niemand wer sie war und deswegen würde ihr Leben nie wieder das selbe sein.

Vorsichtig griff sie nach den Abschminktüchern und seufzte.

“Tut mir leid mit dem Spiegel.“, sagte Night und klang ein wenig traurig.

Ohne weiterhin etwas zu sagen ging sie an Light vorbei und ohne zu fragen ins Badezimmer. Da sie früher so oft bei Light gesessen hatte, wusste sie genau, wo sich alles befand.

Nach wenigen Minuten betrat Night das kleine Esszimmer und betrachtete die Blonde, die übermüdet und nachdenklich in ihrer Cappuccinotasse rührte.

Erst als Night sich setzte sah das Mädchen in ihre Augen.

“Willst du die Kontaktlinsen nicht raus machen?“

“Das sind keine Kontaktlinsen.“

Die Schwarzhaarige konnte sehen, wie Light der Kiefer herunterklappte.

Ein wenig beschämt seufzte Night und sah an die Decke.

“Ich bin dir wohl ein paar Erklärungen schuldig“, meinte sie und sprach, „Mein Name ist Nightmare, aber Night ist mir um einiges lieber. Und wie du schon erkannt hast bin ich kein Mensch.“

Sie traute sich nicht, der Blonden in die Augen zu sehen, zu unangenehm war es ihr, mitanzusehen, dass ihre Gesprächspartnerin ihr nicht glauben könnte.

“Ich bin ein Vampir, eine Bestie und wenn du mir nicht glaubst, kann ich dir das auch gerne beweisen. Dass ich so viel über dich weiß, liegt daran, dass-...“

Night horchte auf und verstummte.

Sofort klingelte es an der Haustür und Light seufzte genervt: „Wer stört denn bitte jetzt?“

Sie stand noch eine zwei Sekunden, bevor Night sie packte und unsanft in den Stuhl zurückstieß.

“Du bleibst hier!“, raunte Night, „Du wirst diese verdammte Tür nicht öffnen! Ich werde runtergehen und du weckst deine Mutter und deine Geschwister. Sag ihnen, dass sie sich anziehen sollen und wenn ich dir ein Zeichen gebe, rennst du raus und steigst sofort in den Wagen! Ich will keine Widerworte hören. Fahr auf die nächste Polizeistation und wartet dort. Wenn du nichts mehr von mir hören solltest, besorg dir so viel Deo, Haarspray und Feuerzeuge wie du kannst. Du wirst dich und deine Familie nur durch Feuer vor ihm schützen können.“

Doch es war zu spät, um irgendwie zu reagieren.

Ein dreifaches Klopfen an der Tür verriet ihr, dass der Mann bereits im Haus war.

Wortlos wurde Light von der Schwarzhaarigen in ihr Zimmer gestoßen.

Bevor diese sich umwand und in das Gesicht von Troy blickte, dem jungen Mann mit der Naht durch das Gesicht. Ein selbstsicheres Grinsen schlich sich auf seine dünnen, blassen Lippen und Wut packte Night. Sie konnte den Kampf leider nicht verhindern, sie konnte jetzt jedoch alles wieder gut machen, indem sie Lights Familie beschützte.

Ein tiefes Fauchen entrann der Kehle des Vampirmädchens und sie ging in eine geduckte Angriffshaltung.

Bevor der Mann reagieren konnte, ging Night zum Angriff über und machte ihrem Namen alle Ehre. Wäre dies nicht wirklich passiert, hätte Light, die durch einen Türspalt zusah, das alles für einen Albtraum gehalten.

Night sprang auf den Fremden und grub ihm die Zähne in das Fleisch, bevor sie ihm einen großen Fetzen davon aus dem Hals riss.

Doch diesen schien das nicht zu kümmern und er stieß das Mädchen von sich, welches sofort erneut zum Angriff überging und weitere Stücke aus seinem Körper herausriss.

Langsam spürte der Kerl, dass er hier nicht weiterkommen würde und er beförderte Night mit einem gezielten Tritt ins Wohnzimmer, wobei die Tür krachend in sich zusammenfiel.
 

Obwohl Light einige Teile des Mobiliars scheppern und zerbrechen hörte, rührte sie sich nicht vom Fleck, doch dann kam ihr der Gedanke in den Sinn, dass ihre Mutter von all dem nicht bescheid wusste und vermutlich schon in den Startlöchern stand und herausfinden wollte, wer da gerade ihre Wohnung in ein Schlachtfeld zerlegte. Light konnte nicht anders sie wollte die Tür aufreißen, doch es tat sich nichts. Die Vampirbraut hatte sie tatsächlich eingesperrt! Na warte. Light schlüpfte in ihre Springerstiefel und ohne sie zu binden stürmte sie in Richtung Tür. Das Krachen und Schreien hallte vermutlich durchs ganze Viertel. Light stemmte sich gegen die Wand und katapultierte die Türklinge mit einem kräftigen Tritt ans andere Ende des Zimmers. Sie wollte gerade die Tür ihrer Mutter aufreißen, aber sie kam ihr zuvor. Light schubste sie unsanft in ihr Zimmer zurück und verlangte, dass sie sofort die Polizei rufen sollte und schloss ihre Mutter zu ihrem Schutz ein. Sie raste in Richtung Wohnzimmer und sah, dass diese hässliche Gestalt Night an der Kehle gepackt hatte und, als sei sie ein Streichholz, in die Glasvitrine schleuderte. Da platzte Light der Kragen sie stürmte wie von der Tarantel gestochen auf ihren Widersacher zu und wollte ihm einen gezielten Tritt mit ihrer Stahlkappe in seine hässliche Visage verpassen, doch er ergriff einen Millimeter vor seinem gesicht ihr Bein und schleuderte sie zu Boden. Ehe sie sich versah, fiel auch schon Night über die Abscheulichkeit her und versuchte weitere Stücke Fleisch aus ihm herauszureißen, doch er fackelte nicht lange und lief rückwärts, mit Night auf dem Rücken mit voller Wucht an die Wand, so dass das toughe Vampirmädchen erneut zu Boden gang. Als er sich allerdings zu Light umdrehte, prallte die Stahlkappe mitten auf seine widerliche Narbe und er taumelte zwei Schritte zurück. Light konnte nicht anders, sie musste ihre Familie beschützen und ging erneut in die Offensive. Dieses mal jagte sie ihm ihren Handballen direkt auf die Nase, was bei jedem normalem Mensch eine gebrochene Nase zur Folge hätte, jedoch nicht bei diesem Psychopath. Ehe sie sich versah packte er sie an den Schultern und schleuderte Light durch eine Glaswand. Lights Arme und ihr Rücken brannten vor Schmerz regelrecht und ihr Angreifer schritt mit langsamen Schritten immer näher.

„Ihr Menschen seid so schwach.“, spie er hervor und kam ihr bedrohlich nah. Doch wie aus dem Nichts wurde ihm im nächsten Augenblick ein Teil der Tür so hart über den Schädel gezogen, dass er für einige Sekunden zu Boden Ging. Night stand keuchend hinter diesem Monster und machte sich dazu bereit, dem Widerling mit der Tür die Birne zu Matsch zu hauen, aber er verpasste ihr einen kräftigen Tritt, so dass sie zu Boden ging. Light konnte sehen, dass Night sich mit einem hasserfülltem Blick krümmte, nachdem er ihr noch einmal einen Tritt in die Leistengegend verpasst hatte. Er rappelte sich auf und es sah so aus, als würde er sie im nächsten Moment umbringen wollen. Light fühlte das Blut, dass durch ihre Adern pochte und diese zum Platzen bringen mussten, so wie sich das anfühlte. Light versuchte aufzustehen, wurde aber durch eine große Glasscherbe in ihrem linken Schenkel daran gehindert. Als der Eindringling den Schrei der Blondine hörte, als sie sich die Glasscherbe aus dem Schenkel gezogen hatte und sich dabei ihre rechte Hand aufgeschlitzt hatte, wandte er sich wieder Light zu. Panik machte sich in Light breit, da sie genau wusste, dass sie unter diesen Umständen niemanden beschützen könnte oder auch nur eine winzige Chance gegen ihn hatte. Trotz der großen Blutlache und des beachtlichen Blutverlustes rappelte sie sich wieder auf und wartete auf die nächste Attacke des Angreifers. Dieses mal konnte sie nicht mehr flink reagieren und er packte sie an der Kehle. Sie könnte schwören, dass sie das geplant hatte. Mit der linken Hand versuchte sie den Griff des Widerlings zu lösen, aber dieser verstärkte ihn nur und ihr wurde schon leicht schwindlig.

Das Blut, dass nun an Lights Händen haftete war nicht ihres, sondern das des Eindringlings. Bevor sie das Bewusstsein verlieren zu schien, schnitt sie ihrem Angreifer das Gesicht auf. Light hätte schwören können, dass sie diese hässliche Narbe in seinem Gesicht nur um einen Millimeter verfehlt hatte, aber er wälzte sich schon unter Schmerzen am Boden und schrie gotteserbärmlich zusammenhanglose Beleidigungen herum. Light taumelte und versuchte sich an den Resten der Kommode abzustützen aber sie verfehlte die Kante und viel wie ein Stein auf den Boden. Sie hatte Schwierigkeiten ihre Umgebung zu erkennen. Mist! Sie konnte eine große dunkle Gestalt aus dem Zimmer rennen erkennen. Die schweren Schritte hallten in ihrem Kopf, obwohl sie diese nur verfälscht wahrnahm. Es war wie ein dröhnendes Hämmern in ihrem Kopf. Ihre Wahrnehmung war dahin. Eine kleinere Gestalt im Raum rappelte sich ebenfalls auf und das verursachte einen schönen Adrenalinschock in Lights Körper. Sie nahm die Dinge wieder besser wahr, aber sie wusste, dass es ihre letzten Augenblicke waren. Sie sah Night, bewaffnet mit einem Blick, bei dem selbst Tote tot umfallen würden. Sie setzte zur Verfolgung des Eindringlings an aber ihre Aufmerksamkeit wurde schlagartig durch etwas gestört und ihr Blick fiel auf Light. Ihre blutroten Augen funkelten die Blondine bösartig an. Der Blutverlust machte sich schon sehr schnell bemerkbar, als Light versuchte sich wieder aufzurappeln. Nachdem sie nur noch verschwommene Bilder sah und einen stumpfen Schlag am Kopf verspürte, war sie weggetreten.
 

Dieser miese, verdammte Bastard!

Knurrend und fauchend starrte Night dem Monster hinterher, wie gerne hätte sie ihn doch in Stücke gerissen, doch im Moment war Light einfach wichtiger. Gerade als sie sich voller angestautem Zorn zu ihr wandte, verdrehte die Blondine die Augen und ihr Kopf krachte auf den Fußboden.

Verflucht noch mal, das darf doch nicht wahr sein!

Ich bin doch auch wirklich zu NICHTS fähig. Nicht einmal sie kann ich beschützen!

Verzweifelt packte sie die Blondine und verschwand mit ihr aus der zertrümmerten Wohnung.

Es war ihr egal, ob man sie sehen würde oder nicht, Light brauchte jetzt dringend Hilfe!

So schnell sie konnte, und als Vampir war sie verdammt schnell geworden, rannte sie die Straßen entlang, zum Krankenhaus. Dafür würde dieses Arschloch mit all seinen Missgeburten bezahlen!

Je näher sie dem Krankenhaus kamen umso mehr stieg die Panik in ihr auf, dass sie ihre beste Freundin verlieren würde.

Stirb mir jetzt bloß nicht!

Immer wieder flehte Nightmare in Gedanken darum, dass irgendwas oder irgendwer ihre Freundin retten würde. Ein Glück, das Krankenhaus! Ohne auf die anderen Leute zu achten, rannte Night in die Notaufnahme und schrie den nächstbesten Pfleger an, er solle sich sofort um einen Arzt kümmern. Wenn diese Idioten sich nicht beeilen, reiß ich ihnen die Eingeweide aus!

Night seufzte erleichtert aus, als sie auch schon im nächsten Moment den Chefarzt, gefolgt von zwei Pflegern mit einem Transportbett angerannt kommen sah.

In kurzen Zügen erklärte Night, dass sie überfallen worden wäre und sie weder wisse was geschehen sei, noch wer es gewesen wäre, wie sollten die Leute auch die Wahrheit glauben?

Es ist nicht gerade üblich, dass Menschen von einem wildgewordenen Frankenstein so zugerichtet wurden.
 

„Wie heißt du?“

„Light...“ Gefesselt von den tiefblauen Augen ihres Gegenübers, war Light wie paralysiert. Sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen, bei diesem perfektem Anblick von einem Kerl, der das Wort „Perfektion“ ganz neu definierte. Er konnte einfach nicht von dieser Welt sein.

„Ich bin Noctis. Freut mich.“ Bei jedem Wort, das er sagte, schmolz Light fast dahin. Er hatte die Stimme eines Engels. Und erneut verlor sie sich immer tiefer in den blauen Augen des Fremden. Um die Pupille herum waren sie tiefblau. So dunkel, dass es schon fast schwarz hätte sein könnten, aber dennoch war das Blau unverkennbar. Im mittleren Teil der Iris verlor sich die Intensität ein wenig und die Farbe wurde mit etwas grau getränkt. Der äußere Rand der Iris war wieder tiefblau mit einer dunkelgrauen Schattierung.

Light fuhr zusammen, als er ihre Hand sanft berührte. Er rückte näher und legte seinen Arm um ihre Taille. Das Chaos an Gefühlen, das in Light herrschte war schrecklich, aber irgendwie fühlte es sich verdammt gut an. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und legte ihren Arm ebenfalls um seine Taille. Wärme durchfloss ihren Körper. Niemals hätte die sonst so selbstbewusste Blondine gedacht, dass sie sich jemals in solch einer Lage befinden würde. Ihr Herz pochte wild und drohte aus ihrer Brust zu springen, aber der gleichmäßige Atem des Jungen sorgte dafür, dass sich Lights Puls nach einigen Augenblicken wieder zu normalisieren schien. Mit seiner freien Hand strich er ihr zärtlich durchs Haar, was ihr ausnahmsweise nichts ausmachte. Sie wäre jedem anderen an die Kehle gesprungen, der seine Griffel nicht von ihren Haaren lassen konnte. Nach einer weiteren Streicheleinheit wanderte seine Hand an ihre Wange, dann am Kiefer entlang zu ihrem Kinn. So vorsichtig es nur ging, sorgte er mit einer sanften Bewegung dafür, dass sich ihre Blicke trafen. Nun legte er seine Hand wieder auf ihre Wange und näherte sich ihr. Ein Schauer durchfuhr Light, als sie seine Hand an ihrem Gesicht spürte. Seine Hand war dermaßen weich und angenehm warm, es fühlte sich einfach perfekt an. Er war ihr nun so nah, dass sie seinen Atem spüren konnte. Ihr Herz stand wieder kurz vor einem Infarkt, aber das kümmerte sie nun nicht weiter. Sie ließ sich gehen und folgte ihrem Bauch, nicht mehr ihrem Kopf. Der bereitete ihr auch so schon genug Ärger. Ihre Lippen berührten sich kaum und Lights Herz raste noch schneller. Als sich ihre Lippen endlich berührten, fühlte sich Light nicht mehr so verloren in dieser Welt. Sie wusste, dass es genau das war, was sie wollte. Es war perfekt und fühlte sich auch so an. Seine Lippen waren weicher, als sie sich es je hätte vorstellen können. Dieser Junge konnte einfach kein Mensch sein, er war zu perfekt. Zum ersten mal seitdem Luciana verschwunden war, fühlte sich Light wieder komplett. Dieser vollkommene Junge war das, worauf sie ihr ganzes Leben gewartet hatte. Ihr Herz schien stehen zu bleiben, aber das war ihr egal. Durch nichts in der Welt würde sie diesen Moment zerstören. Sie wollte, dass dieser Augenblick für ewig währte. Nach dem Kuss legte er ihre Beine vorsichtig über seine, so dass sie nun, fast wie ein Baby, in seinen Armen lag. Er atmete immer noch gleichmäßig als würde ihn nichts beunruhigen oder gar verunsichern. So viel Selbstvertrauen hätt' ich grad auch gern. Als sie ihren Kopf an seine Brust legte, konnte sie seinen Herzschlag hören. Auch sein Herz schlug in einem gleichmäßigen Rhythmus. Er war so ausgeglichen, wie Light es niemals sein würde. Seine blasse Haut schien im Mondlicht schneeweiß zu sein. Er küsste sie nun ein zweites mal, aber dieses mal an ihre Schläfe.

„Ich will dich nie verlieren Light. Du bist das, was meinem Leben einen Sinn gibt, auch wenn du das noch nicht weißt.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Bei dem Gedanke, dass er es wirklich ernst meinte, schlich eine Träne über Lights Wange. Sie hatte Jungs nie vertrauen können, aber sie fühlte so viel für diesen Jungen, dass es schon fast überirdisch viel war. Sie sah ihn erneut an und küsste ihn. Aber bei der Berührung flossen auf einmal noch mehr Tränen. Schluchzend bedankte sie sich für diese Worte bei ihm.

„Hör zu. Du musst mir nur einen Gefallen tun.“

„Und der wäre?“

„Wach auf und sorge dafür, dass das Wirklichkeit wird. Ich kann es nicht ertragen zu wissen, dass du im Koma liegst. Wach bitte auf und ich werde dich finden, egal wohin du gehst, ich finde dich und dann gehen wir zwei zusammen fort.“

Geschockt über diese Worte weiteten sich Lights Augen und sie starrte Noctis verdattert an. Eine neue Sinnflut von Tränen war im Anmarsch aber Light konnte sie gerade noch unterdrücken. Plötzlich begann sich die Umgebung um sie herum aufzulösen. Panik und Angst machten sich in Light breit und sie fiel Noctis ängstlich um den Hals. So konnte es nicht enden. Es durfte so nicht enden!

„Bitte geh nicht!“, flehte sie ihn an.

„Wir werden uns schon bald wiedersehen. Glaub mir.“ Mit einem engelsgleichen Grinsen sagte er ihr das und auch er begann sich plötzlich aufzulösen.

Light schreckte mit Tränen in den Augen hoch und fing an zu schreien.

Plötzlich war sie von einem grellen weißen Licht umgeben. Sie kniff die Augen zu um vom schmerzlich hellen Licht nicht geblendet zu werden. Als sie ihre Augen öffnete, brach sie in Tränen aus. Es war nur ein verdammter Traum gewesen! Schluchzend ließ Light sich wieder in das Bett zurückfallen, aber die Ruhe sollte ihr vergönnt bleiben. Als sie ihre Augen ein weiteres mal aufschlug, konnte sie erkennen, dass sie an diversen Geräten hing, die unaufhörlich piepsten. Keine zwei Sekunden später raste eine Krankenschwester wie von der Tarantel gestochen durch die Tür.

„Oh mein Gott sie sind tatsächlich aufgewacht! Glauben sie mir, sie haben einen Schutzengel, der seinen Job mehr als gut macht!“ Sie schien froh darüber zu sein, dass Light aufgewacht war. In den darauf folgenden Stunden musste sich Light einigen Untersuchungen unterziehen. Bei der zweiten kam ihre Mutter mit Tränen in den Augen in das Zimmer gestürmt und viel ihrer Tochter mit Freudentränen um den Hals. Es passierte noch so viel an diesem Tag und genau das war der Blondine alles andere als recht. Wenn sie heute noch einmal jemand besuchen würde, würde sie demjenigen einen Wall von Beleidigungen an den Kopf schmeißen, nur damit sie allein sein konnte. Man hatte ihr gerade den perfektesten Moment ihres Lebens genommen und deshalb war Light ziemlich sauer. Es hatte sich so real angefühlt – und so perfekt. Aber es war nur eine Illusion gewesen. Ein dummer Traum. Als ob so etwas je passieren würde. Moment mal, warum bin ich eigentlich im Krankenhaus? Lag ich tatsächlich im Koma?? Was ist mit mir passiert???

Inzwischen war es Nacht geworden. Light versuchte vergeblich einzuschlafen aber sie konnte es nicht. Zu viele Gedanken kreisten grad um den schönsten und gleichzeitig auch schlimmsten Traum, den sie je hatte. Die Erinnerung an den Jungen, der die Perfektion schlechthin war und vor allem an das Gefühl, das Lights herz so schnell schlagen ließ und sie dazu gebracht hatte sich ausnahmsweise mal richtig gut zu fühlen. Die Tränen überkamen sie nun erneut und es dauerte nicht lang bis sie sich in den Schlaf geweint hatte.

Als Light die Wohnung betrat, wurde ihr übel. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, was passiert war. Light konnte es nicht glauben aber jetzt, da sie in der Wohnung stand und diese komplett zerlegt war, wollte sie nur, dass das ein schlechter Traum war. Aber das war es leider nicht. Es war die Realität, die Realität, die ihr ihre beste Freundin, den schönsten Moment ihres Lebens und auch beinahe ihr Leben genommen hatte. Light stapfte mit einem leeren Gesichtsausdruck in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Es war viel weicher als das im Krankenhaus. Von diesem verdammten Bett hatte sie tierische Rückenschmerzen bekommen. Sie schaltete den Fernseher an um auf andere Gedanken zu kommen. Sie zappte ein paar Programme durch und blieb bei den Nachrichten stehen. Sie wollte wissen was sie die letzten 3 Wochen verpasst hatte, in denen sie im Koma lag. Es handelte sich größtenteils nur wieder um neue Gesetze, die vielleicht verabschiedet wurden oder auch nicht. Die Nachrichten mutieren auch immer mehr zu einem Politmagazin... Doch dann berichtete eine Reporterin live aus ihrer Stadt über einige unerklärliche Mordfälle. Die Taten sollen so grausam gewesen sein, dass es den Sendern verboten wurde darüber zu reden. Und genau das machte Light neugierig. Sie klappte ihr Laptop auf und versuchte mehr über die Mordfälle in Erfahrung zu bringen . Nach kurzer Suche fand sie einen langen Artikel über das, was passiert war. Beim Lesen des Artikels blieb ihr fast das Herz stehen. 17 Menschen wurden in den letzten 20 Tagen tot aufgefunden. Und alle wurden auf die selbe Art und Weise aus ihrem Leben gerissen. Ein Junger Mann wurde mit mehreren tiefen Wunden gefunden. Er war das erste Opfer gewesen. Zuerst ging man nicht davon aus, dass es ein Mensch gewesen sein könnte. Die Verstümmelungen waren einfach zu schrecklich. Sein linker Arm war regelrecht zerfetzt worden. Dem Bericht zufolge wurde sein Arm mehrmals gebrochen und es war nicht mehr zu erkennen gewesen, dass das mal ein Arm gewesen sein soll. Sein Brustkorb war zerschmettert und aufgerissen worden. Genau wie seine Kehle. Es waren nur noch zwei Biss- und Kratzwunden zu erkennen. Der Rest seiner Kehle rund um den Kehlkopf herum war praktisch weggerissen worden. Light schaffte es nicht weiter zu lesen, da der helle Bildschirm ihres Laptops ihr zunehmend Kopfschmerzen bereitete. Alles was sie wollte, war eine Tasse Tee und ihr Bett.

Als sie am nächsten tag erwachte, pipepste sie ihr Wecker mit einem schrillen Piepsen wach. Sie hasste es, aber zum Glück hatte sie so einen Wecker, auf den man draufhauen konnte, so dass dieser verstummte. Wenn man so schrecklich geweckt wurde, musste man einfach irgendwo draufhauen. Light war schon sichtlich genervt als sie den Tag im Kalender begutachtete. Heute hatte sie noch mal einen Arzttermin um sie von Kopf bis Fuß durchzuchecken. Nur weil sie im Koma lag und eine beträchtliche Menge an Blut verloren hatte, hieß das noch lange nicht, dass man sie wie ein Nadelkissen oder wie eine Laborratte missbrauchen konnte. Diese ganzen Untersuchungen waren ihr einfach zu blöd. Sie hatte zu dem noch bandagierte Arme und die Schnitte auf ihrem Rücken waren immer noch nicht verheilt. Im Gegenteil: Sie hatten sich entzündet und brannten jetzt mehr denn je. Es war ein Wunder, wenn sie mal nicht an den stechenden Schmerz denken musste. Nein, nicht heute. Ihr könnt mich mal, ich geh auf jeden Fall nicht zum Arzt. Ich geh in die Schule. Gesagt, getan. Light hatte zwar auch keine große Lust in die Schule zu gehen, aber das war besser als wie eine Laborratte behandelt zu werden. In der Schule würde das aber auch nicht anders sein. Jeder würde sie mit Fragen bombadieren, wo sie gewesen sei, was passiert sei und dieses ganze Gefasel. Light legte sich im Kopf schon ein paar Standartantworten auf die Fragen zurecht. Die Klugscheißer jedoch, die alles besser und ziemlich genau wissen wollten, sollten aber keine Auskunft von ihr kriegen. Sie war in der Schule dafür bekannt, dass sie einiges wusste, dieses Wissen aber nicht mit den anderen teilen wollte, wodurch man sie als arrogante Zicke hinstellte. Hmm Zicke stimmt ja irgendwie. Auch die Tatsache, dass sie keine Lust hatte in die Schule zu gehen, forderte ihren Tribut. Sie zog sich ihre Jeans an, was ein seltener Anblick an der Blondine war, ein schwarzes Bandshirt und ihre Bikerboots. Alles in allem eigentlich ein recht ansehbares Outfit, aber da kam Lights Kopf wieder ins Spiel. Wenn sie so aus dem Haus ging, machte sie sich immer Gedanken darum, was die anderen wohl von ihr denken würden. Ihr war es eigentlich sowieso egal, aber irgendwie war das etwas anderes. Auf dem Weg zur Schule kam sie an einem für ihren Geschmack ziemlich überteuerten Zigarettenautomat vorbei und sie konnte es sich nicht entgehen lassen sich eine Schachtel zu kaufen. Nach all dem durfte sie rauchen, auch wenn sie es nicht mehr wollte. Aber nach der Aktion in ihrer Wohnung musste sie sich ständig bemühen nicht auszurasten und das Nikotin beruhigte sie ein wenig.

Bevor sie das Schulgebäude betrat, atmete sie noch einmal tief durch, weil das Chaos gleich losgehen würde. Sie war spät dran, was ihr den Vorteil verschaffte, dass sie nicht jeder mit Fragen bombadieren konnte, da die Lehrerin deshalb ihren Unterricht keniesfalls unterbrechen würde. Als Light das Zimmer betrat, nahm sie wahr, wie die Augen ihrer Klassenkameraden zunehmend größer wurden. Getuschel entstand, was in sehr kurzer Zeit einen ziemlich hohen Geräuschpegel erreichte. Die Lehrerin nickte ihr zu und forderte sie mit einer Kopfbewegung auf sich auf ihren Platz zu setzen. Light nickte und machte sich auf den Weg zu ihrem Platz in der letzten Reihe. Die korpulente Lehrerin forderte die Klasse in einem strengen Ton auf englisch dazu auf ruhig zu sein und komischerweise funktionierte das mal. Bevor Light im Krankenhaus war, hatte das nie funktioniert, worüber sich die Blondine immer aufregte. Englisch war ihr Lieblingsfach und entweder machte die Klasse so einen Radau, dass Light nichts vom Unterricht mitbekam oder ihr Nebensitzer maulte wegen jedem ersinnlichen Scheißdreck an ihr rum. Auch er starrte sie gerade mit aufgerissenen Augen an. Als sie sich setzte, versuchte sie seine Blicke zu ignorieren und versuchte dem Thema zu folgen. Keine große Sache, nach zwei Minuten wusste sie, was sie in den letzten drei Wochen verpasst hatte. Sie sprachen grade über die unerklärlichen Mordfälle, die geschehen waren. Light hörte aufmerksam zu und als die Leherein den Einwand brachte, dass die Polizei diversen Spuren folgte und auf einem gutem weg sei, platzte Light der Kragen. Ohne Aufforderung stand sie auf und lief wie ein Hündchen hin und her, während sie die Polizei lautstark zur Sau machte und der Lehrerin etliche Vorwürfe gegenüber der Polizei an den Kopf warf. Einiges hatte auch mit dem Verschwinden Lucianas zu tun, aber es ging haupsächlich um andere Dinge, die diese Kleinstadtpolizisten nicht auf die Reihe brachten. Damit hatte ihre Lehrerin nicht gerechnet. Sie wollte das Thema eigentlich gerade beenden, was Light auch verstanden hatte aber da hörte es auf, sie musste die Polizei einfach verbal in Grund und Boden stampfen. Einige Schüler, bis auf ein paar, die vermutlich zu schlafen schienen, drehten sich zu Light um und sahen die Blondine verwundert an. Vermutlich hatten sie kein einziges Wort davon verstanden, was sie da gerade gesagt hatte. Ihre Klassenkameraden waren nicht gerade die Hellsten, was Englisch anging. Nur Light und eine Klassenkameradin, die aus Südamerika kam, konnten sich mit der Lehrerin so auf Englisch unterhalten, dass die anderen nichts verstanden. Die Latina wollte gerade dazu ansetzen an der Diskussion teilzunehmen, aber die Lehrerin kam ihr zuvor und beendete die Diskussion damit, dass Light sich nicht so über die Inkompetenz anderer aufregen sollte. Light verstend die Aufforderung und setzte sich wieder. Das kann ja noch heiter werden. Ich hoffe, dass ich diesen Tag überlebe.

Light ließ sich auf ihr Bett fallen und atmete erst einmal tief durch. Sie hatte es endlich geschafft. Die Schule war vorbei und sie konnte endlich wieder in ihr geliebtes Bett. Sie hatte sich in der Schule lange mit der Latina unterhalten, über das, was geschehen war. Light wusste, dass sie ihr vertrauen konnte. Das kolumbianische Mädchen hatte einen wunderschönen Charakter, nicht wie viele andere in ihrer Klasse. Mit ihr konnte man über alles reden und musste sich nicht darum fürchten, dass es am nächsten Tag die ganze Schule wusste. Lights Gedanken kreisten wieder in der Vergangenheit und um das, was passiert war. Ihre Gedanken blieben schließlich bei dem wunderschönen Traum hängen, den sie hatte als sie im Koma lag. War das wirklich nur ein Traum gewesen oder steckte da noch mehr dahinter? Sie konnte sich die Frage nur teilweise beantworten. Wer küsste schon einen Fremden und meinte, dass man nur mit ihm vollkommen sei? Der Junge war auch viel zu perfekt gewesen um real zu sein. Sie versuchte das Thema aus ihrem Kopf zu verbannen, aber es funktionierte nicht. Es war einfach zu schön gewesen, als dass es hätte ein Traum sein können. Auch dieses Problem wollte sie in den nächsten Tagen angehen, aber zuerst musste sie Night finden. Sie musste von ihr erfahren, was vor drei Wochen wirklich passiert war. Die anderen konnten ihr nur sagen, was vor sich ging, als sie im Krankenhaus lag. Light wollte aber die komplette Wahrheit wissen. Ihr wurde erzählt, dass sie und Night überfallen wurden. Die Ärzte schluckten diese Aussage natürlich. Ihre Mutter spielte komischerweise auch mit. Sie meinte, dass jemand eingebrochen sei. Sie hatte ja nicht ganz unrecht, aber Light musste die Wahrheit wissen, was da in ihrer Wohnung passiert war und warum. Light machte sich auf den Weg in die Stadt. Das war vermutlich keine so gute Idee, weil sich ihre Freunde genauso viele Sorgen gemacht hatten, wie ihre Mutter. Hier würde sie die nächsten zehntausend Male die selbe Geschichte erzählen müssen und müsste hoffen, dass niemand zu tief nachbohrte. Ihr erstes Ziel war das Stammlokal ihrer Freunde. Hier war niemand. Sie machte sich nun auf den Weg in den Park, der keine fünf Minuten entfernt lag. Light verkroch sich so schnell es ging hinter einem Baum, da sie nicht wollte, dass das aufdringlichste Mädchen in ihrem Freundeskreis sie sah und sie für die nächsten paar Stunden an ein Gespräch fesseln würde. Light legte vorsichtig den Rückwärtsgang ein und versuchte unbemerkt aus dem Park zu verschwinden. Sie schaffte es glücklicherweise auch ohne mit jemanden in Kontakt zu kommen oder von irgendjemanden gesehen zu werden. Das nächste Ziel, das ihr einfiel, war die Kneipe, in der sie mit Night gesessen hatte, nachdem Light von dem Depp in der Gasse angegriffen worden war. Sie suchte das ganze Lokal nach dem Vampirmädchen ab, aber sie war nicht hier. Mist! Wo hatte sie sich versteckt? Sie musste die Schönheit finden, oder sie würde nie die Antworten darauf bekommen, was passiert war. Nach weiteren zwei Stunden des Suchens resignierte Light und machte sich auf den Weg nach Hause. Sie war erschöpft und genervt, dass sie die Vampirbraut nicht gefunden hatte. Es musste eine andere Möglichkeit geben sie zu finden. Daheim angekommen setzte sich Light wieder an ihren Schreibtisch und wollte ihre Nachrichten checken. 99+ Benachrichtigungen und 342 Nachrichten??? Hallooo? Spinnt ihr oder was is in euch gefahren??? Das war Light zu viel, sie wollte sich gerade wieder ausloggen, als noch eine Freundschaftsanfrage auf dem Bildschirm erschien. Sie hatte zwar keine Lust mehr auf das Social-Network aber sie klickte dennoch auf die Freundschaftsanfrage. Was???? Lights Herz blieb bei dem Anblick des Profilbildes fast stehen. Der Kerl, der jetzt mit ihr befreundet sein wollte, sah genauso aus wie der Typ aus ihrem Traum. Nein, nein, nein, das ist einfach nur ein dummer Zufall, vielleicht habe ich ihn schon einmal irgendwo gesehen und es nicht gerafft. Das ist einfach nicht möglich.... Lights Gedanken überschlugen sich mehrere Minuten lang, bis sie sich dazu entschloss die Anfrage anzunehmen. Sofort durchstöberte sie sein Profil nach Informationen, die nützlich sein konnten. Er sah wirklich so aus, wie der Kerl aus ihrem Traum. Sie durchstöberte seine persönlichen Angaben und musste feststellen, dass er erst seit diesem Tag in ihrer Stadt lebte. Plötzlich ertönte der grässliche Nachrichtenton und ein Chat-Fenster öffnete sich.

„Wie ich sehe hast du auf mich gehört und bist aufgewacht.“

Was??? Woher...? Jetzt reicht's! Light ließ das Laptop mit einem lauten Knallen zusammenklappen, was vermutlich keine so gute Idee war, da das Plasma des Bildschirms ziemlich empfindlich war. Aber das konnte es doch nicht sein. Das konnte einfach nicht wahr sein, entweder träumte sie immer noch oder sie wurde verrückt.

Einige Stunden später startete Light einen neuen Versuch. Bis ihr Laptop hochgefahren war und alle nervenden Programme weggeklickt worden waren dauerte es zehn geschlagene Minuten. Ihr Bildschirm war zu ihrer Verwunderung noch ganz. Du weißt, dass ich das hasse also lass es doch endlich mal. Sie hatte noch immer gefühlte zehntausend Programme auf ihrem Rechner, die sie nie benutze. Auch heruntergeladene Programme ohne Ende nahmen wichtigen Platz auf ihrer Festplatte in Anspruch. Dieses mal wollte sie nicht über die diversen Morde in der Stadt recherchieren, sondern wollte sich um etwas anderes informieren. Nämlich Night. Wer war sie? Wo kam sie her? Beziehungsweise was war sie? Als die Seite der Suchmaschine endlich erschien, war Light schon dementsprechend genervt, weil sich inzwischen auch ein Update-Fenster geöffnet hatte, was nun nach einer Antwort für einen Neustart wartete. Sie stellte die Zeit auf zwei Stunden ein und klickte das Fenster genervt weg. Als nächstes öffnete sie ihre Mediathek und dröhnte sich mit Musik zu um ihren Bildschirm nicht in seine Bestandteile zu zerlegen. Sie wandte sich wieder der Suchmaschine zu und gab das Schlagwort „Vampir“ ein. Zu viele Treffer. Bis sie diese ganzen Artikel durchgelesen hatte, würden Jahre vergehen, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Okay, Planänderung. Nun gab sie alle möglichen Schlagwörter von dem ein, was sie über Night wusste. Komischerweise ergab die ungewöhnliche Suche auch noch ein paar Treffer. Es waren zwar immer noch fünfzig aber besser als die Millionen Treffer die sie vorher geerntet hatte. Sie begann die einzelnen Artikel durchzuforsten. Nebenher machte sie sich zu jedem einzelnen duzende Notizen. Nach dem zwanzigsten Artikel legte sie eine Pause ein, weil er ziemlich viel von ihr abverlangte. Dort wurde beschrieben, wie man aus Menschen Vampire machte, die übermenschliche Kräfte hatten. Die Details so einer „Operation“ schlugen der sonst so toughen Blondine auf den Magen. Sie brauchte etwas zu trinken und sollte vielleicht mal etwas essen. Es war inzwischen achtzehn Uhr und sie hatte noch immer nichts gegessen.

Nachdem sich Light wieder gefangen hatte, setzte sie ihre Recherche fort. Sie schaffte noch zwei weitere Artikel bis ihre Augen allmählich immer schwerer wurden. Irgendwann lag sie mit verschränkten Armen auf ihrem Schreibtisch vor ihrem Laptop und bemühte sich nicht einzuschlafen. Das Problem war nur, dass ihre Konzentration immer mehr nachließ und sie schließlich doch aufstand und ins Bett stapfte.

Toll noch nicht mal fünf Uhr... Light hasste es, früher aufzustehen als sie es eigentlich musste. Wenn sie sich jetzt noch einmal hinlegen würde, würde sie den halben Tag lang schlafen. Sie entschloss sich also dazu, obwohl es viertel vor vier war, sich vor ihren PC zu setzen und ihre Recherchen vom Vortag fortzuführen. Sie überflog ihre Notizen so schnell es ihr möglich war, da sie noch sehr verschlafen war. Sie las jeden Satz mindestens zwei mal, um sicher zu gehen, dass sie nichts übersah. Ihre Augen blieben aber bei dem einen Artikel hängen, in dem geschildert wurde, wie schon vor zweihundert Jahren „Wissenschaftler“ versucht hatten, aus Menschen unsterbliche oder unbesiegbare Kampfmaschinen zu machen. Sie hämmerte den Link, den sie sich ebenfalls notiert hatte, auf ihre Tastatur. Kaum auf der Seite angekommen, fing ihr Kopf auch schon an zu qualmen. An irgendetwas erinnerte sie das, an etwas, das nicht unbedeutend sein konnte – nicht in Anbetracht dieser Umstände.

Nachdem sie unendlich viele Minuten auf den Bildschirm geglotzt hatte, fiel für die Blondine eine Welt zusammen. Sie verstand endlich den Zusammenhang. Night konnte nichts über sie wissen, wenn sie fremd war. Luciana war verschwunden und dann taucht dieses Vampirmädchen auf? Das konnte kein Zufall sein. Light dachte schon etliche Male darüber nach, ob Lu noch am Leben sein könnte und sich irgendwo versteckte. Aber nach der Schlägerei in Lights Wohnung und diesem komischen Kerl, der sie durch die Glaswand geworfen hatte, als sei sie nur ein Blatt Papier, dämmerte es ihr. Night konnte niemand anders als ihre beste Freundin sein, die es nur nicht preisgeben konnte. Vermutlich zu Lights Schutz oder so, aber, wieso zum Teufel, hatte sie nie was erwähnt oder Light auch nur auf den richtigen Weg gebracht? Nein, dank Luciana, Night oder wie-auch-immer-Mädchen lag sie im Koma! Glaub mir Süße, egal wie mächtig du auch sein magst, wenn ich dich finde, scheuer ich dir erst mal eine. Elendige...

Der Knall mit dem Lights Tür gegen die Wand donnerte, war ohrenbetäubend laut. Light fuhr herum, um nachzusehen was jetzt schon wieder los war. Sie wollte ein Licht anmachen, um zu sehen wer da rumschlich aber es tat sich nichts. Light wich langsam zurück, bis ihr Gegenüber in Höhe von ihrem Fenster stand. Im kühlen Mondlicht konnte sie das Vampirmädchen erkennen. Mit ziemlich schlecht gelaunter Mine und ausgefahrenen Eckzähnen funkelte sie Light düster an.

Light wusste, dass das das Ende ihres Lebens war...
 

Hätte ihr Herz noch geschlagen, wäre es gebrochen, als Night vor dem Mehrfamilienhaus stand und die Leichen betrachtete, die sie eben in Stücke gerissen hatte. Voller Zorn starrte sie hinaus zu den Wohnungen und wieder auf die formlosen Fleischfetzen, die wie Dreck vor ihren Füßen lagen. Angewidert trat das Mädchen einen halbwegs erkennbaren Leichnam beiseite.

Dieser Bastard wird dich nicht bekommen, Light, dafür werde ich sorgen!

Sofort schoss ihr ein Zitat aus einem Spiel in den Kopf, das die beiden Mädchen so liebten.

Und es traf zu.

Es ist keine Frage des Könnens. Es gibt Dinge im Leben, die tut man einfach. So war es keine Frage für Nightmare, ob sie ihr Vorhaben umsetzen könne, sie musste es einfach tun, man ließ ihr keine andere Wahl. Noch während sie lautlos die Stufen zu der Wohnung hinaufstürmte, wurde ihr bewusst, in was sie ihre beste Freundin hineingerissen hatte.

Nur noch wenige Schritte und sie würde in Lights Zimmer stehen, doch das durfte sie nicht von ihrem Plan abhalten, ihr Vorhaben durchzuziehen. Wenn es doch nur so einfach wäre.

Direkt vor der Tür blieb Night stehen und zögerte.

Ich hoffe du weißt, dass ich das nicht gerne mache, aber wenn dich dieser Wahnsinnige in die Finger bekommt, wirst du noch viel Schlimmeres durchstehen müssen.

Beim Gedanken an ihren Peiniger füllte sich ihr Körper mit einem derartigen Zorn, dass sie sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Mit einem gezielten Tritt beförderte Night die Zimmertür aus ihren Angeln, direkt an die gegenüberliegende Wand.

Wieder wäre ihr Herz zerrissen, als sie den ängstlichen Blick des Mädchens sah, doch sie durfte jetzt verdammt noch mal nicht schwach sein! Mit großen, eleganten Schritten trat Night auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen, bevor sie ihr ein letztes Mal die Hand auf den Brustkorb legte.

Mit leiser, klarer Stimme sagte sie: „Dein schlagendes Herz wäre mir lieber, aber ich kann dich nicht sterben sehen.“

Mit aller Wucht stieß Night der Blonden die messerscharfen Reißzähne in den schlanken, warmen Hals. Ihr Fleisch war so zart, so weich, dass es sie erschrak, wie leicht sie das Gift aus ihrem Speichel in das Fleisch ihrer Freundin jagen konnte.

Als Night sich sicher war, dass sie Light genug Gift injiziert hatte, ließ sie von ihr ab und stellte sich ihrem glasigen, panischen Blick, aus welchem jedoch nach wenigen Sekunden pure Wut funkelte, bevor ein Klatschen ertönte und Nights Kopf kaum spürbar zur Seite ruckte.

Mit einem traurigen Lächeln sah sie das Mädchen an, das mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre Hand rieb.

„Du schlägst immer noch wie ne Pussy.“

„Und du bist genauso bescheuert wie früher!“

Okay, damit hatte Night jetzt nicht gerechnet. Wusste sie denn nun von ihrer Identität?

„Ich weiß nicht, was du -...“

„Tu jetzt nicht, als wüsstest du nicht, was ich meine, du dämliche Kuh!“

Nights Mund klappte auf und wieder zu.

„Moment mal, ich -...“

„Du bist eine beschissene Idiotin, weißt du das? Du hast mir versprochen, dass du auf dich aufpasst und dass dir nichts passiert! Und dann tauchst du einfach wieder auf und sagst kein Wort? Dachtest du vielleicht, ich krieg das nicht raus? Und was soll das überhaupt, dass du meine Bude zerlegst und dich dann einfach für ne halbe Ewigkeit wieder verpisst, dich nicht meldest und dann rotzfrech hier reinspazierst und mal eben meine Tür zertrümmerst?“

Night wusste nicht mehr, wie ihr geschah. Jedoch hätte sie sich denken können, dass Light nicht so reagieren würde, wie sie es sich gedacht hatte, denn in ihrer Freundschaft hatte immer gegolten „Erwarte das Unerwartete“ und auch so kam es wieder.

Immer wieder versuchte Nightmare, etwas zu sagen, doch sie kam einfach nicht zu Wort, bis ihr Geduldsfaden riss und sie zu schreien begann: „Jetzt halt mal die Luft an und schrei nicht rum, wie ne Gestörte!“

„Ich schrei rum, wies mir passt!“, brüllte die Blondine und ihr Gesicht glich farblich nun mehr einer Tomate, als einer normalen Hautfarbe.

Entnervt seufzte die Schwarzhaarige und ballte ihre Hände zu Fäusten. Diesmal war sie diejenige, die zu schreien begann: „Kannst du endlich mal deine Klappe halten? Das ist unerträglich!“

“Achja? Dann verpiss dich doch einfach wieder!“

Autsch. Okay, das war definitiv zu viel für Night. Ihre Augen begannen in einem hellen Rot förmlich zu glühen und ihre Reißzähne blitzten bedrohlich, als sie die Zähne fletschte. Wieder begann unkontrollierbare Wut in ihrem kalten Körper zu brennen, sodass sie dachte, jeden Moment in Flammen stehen zu können.

Nights Muskeln begannen unter der Anspannung zu beben, ein tiefes Grollen entrann ihrer Kehle und sie musste all ihren Willen aufbringen, um nicht auf die Blondine loszugehen.

“Wenn du jetzt nicht endlich den Rand hältst, muss ich dir die Kehle ausreißen!“, drohte sie leise zwischen zusammengepressten Kiefern hervor und bemühte sich wirklich, ihre Drohung nicht wahr zu machen.

“Ich wollte dich niemals alleine lassen....“, wieder klang ihre Stimme leise und voller Zorn, doch je mehr sie sprach, umso besser konnte sie die angestaute Wut entweichen lassen, wie heißen Dampf aus einem Ventil. „...Ich bin niemals freiwillig gegangen und dass ich dich die letzte Zeit nicht besucht habe, lag daran, dass ich diesen verfluchten Bastard gesucht hatte. Denkst du vielleicht, ich wollte noch mal zulassen, dass er dich so zurichtet? Denkst du ernsthaft ich würde dich dieser Gefahr aussetzen?“

Mit jedem Wort schrie das Mädchen mehr, bis sie das Fauchen nicht mehr kontrollieren konnte, sie schrie die Blondine mit einer solchen Lautstärke an, dass die Fenster zu klirren begannen.

Erst eine erneute Ohrfeige von Light, brachte das Vampirmädchen wieder zur Vernunft, doch diesmal erntete auch die Blondine eine saftige Schelle, die sie zu Boden riss.

“Tickst du noch ganz richtig? Hör, verdammt noch mal, endlich auf, mich zu schlagen!“, Night rieb sich die Wange. Das hatte tatsächlich weh getan.

Schweigend sahen sich die beiden Mädchen an.

Sie fühlten die alte Verbindung wieder aufkeimen und als Night der Blonden die Hand reichte, um sie wieder auf die Beine zu ziehen, konnte sie einen Hoffnungsschimmer in sich wachsen spüren.

Light ergriff die Hand ihrer, nun wesentlich stärkeren, Freundin und als sich die Handflächen berührten, konnten beide wahrnehmen, wie die Welt um sie herum langsamer fortschritt.

Etwas unbeschreiblich Starkes herrschte zwischen ihnen, etwas so Mächtiges, dass selbst eine tausend Jahre alte Eiche wie ein Streichholz wirkte.

“Ich lass dich nie wieder alleine!“, versprach Night mit leiser, sanfter Stimme.

Und ihr war bewusst, dass „nie wieder“ für eine sehr lange Zeit gelten würde.

“Du Elendige!“, erwiderte Light zustimmend und ein Grinsen schlich sich auf beide Gesichter, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen.
 

-----------------------------
 

So, das war's vorerst.

Ihr könnt euch aber auch schon auf das nächste Kapitel freuen, in dem es nicht nur heiß wird, sondern auch sehr blutig ;)

Es wird spannend, einiges geht zu bruch und nichts wird sein, wie man es erwartet....
 

Havefun♥

Vampi & Domi



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück