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Der Schrein der Himmel

Sess x Kag
von

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04 - Winterreise

04 – Winterreise

Die Zeit verstrich, der Tempel florierte weiter. Aber die Probleme mit den ständigen Angriffen wurden einfach nicht weniger. Die beiden Mikos studierten fieberhaft jedes Dokument, das sich mit Bannkreisen und ähnlichen Defensivzaubern befasst und sie in die Finger bekamen. Doch alle bisher bekannten Schutzzauber waren nur gegen die Angriffe von Dämonen ausgelegt. Es gab durchaus Bannkreise, ähnlich dem am Berg Hakurei, die jedes Youki läuterten, das ihnen zu nahe kam. Nur wie sollten dann Youkai und Hanyou in dem Schrein leben oder ihn betreten?

Nirgendwo fand sich eine Möglichkeit Menschen vom Betreten des Heiligtums abzuhalten. Aber Rin und Kagome gaben nicht auf und durchforsteten weiter Schriftrolle um Schriftrolle.
 

Der Winter hatte mittlerweile das Land wieder fest in seinen eisigen Händen. Die Natur wurde unwirtlicher, ein schneidend kalter Wind fegte über das Land. Alles Leben schien der klirrenden Kälte gewichen zu sein. Der Wald wirkte völlig unbewohnt, die kahlen Bäume stachen abweisend in den grauen Himmel. Die Tierwelt hatte sich verkrochen in warme Höhlen, harrte dort aus oder hielt einen Winterschlaf. Selbst den vielen niederen Youkai war es zu kalt, sie suchten nun die Nähe der Menschen und nisteten sich in Häusern ein und verbreiteten dort Angst und Schrecken.
 

Der Winter war immer eine arbeitsreiche Zeit für Mikos. Neben den vielen Geister und Dämonen, die die Menschen plagten und gebannt werden mussten, wurden auch viele Dorfbewohner krank. In diesem Jahr war es besonders schlimm, ein aggressives Fieber breitete sich rasend schnell unter den Menschen aus. Bald war das halbe Dorf krank.

Es bewährte sich nun, dass Jinenji die wichtigsten Heilkräuter während des Sommers angebaut hatte. Die Lager der Apotheke des Schreins waren gut gefüllt mit allen nötigen Arzneien, um den Menschen Linderung zu verschaffen. So konnten zwar nicht alle Kranke geheilt werden, aber die meisten konnten gerettet werden.

Jeden Tag kamen Kranke und Menschen, die um Hilfe für ihre Dorfgemeinschaften baten, von entfernten Dörfern zum Schrein. Die Kunde, dass es zwei Heilerinnen gab, die trotz des harten Winters noch Arzneipflanzen hatten, breitete sich fast so schnell aus wie die furchtbare Krankheit.
 

Kagome seufzte enttäuscht. Jetzt war ihr Schrein auf einmal gut genug, dass man sich als Mensch dort behandelt lassen konnte, jetzt wo er quasi die letzte Hoffnung darstellte. Sie hatte es noch sehr lebhaft in Erinnerung, wie sich viele weigerten sich behandeln zu lassen, da die Kräuter und Arzneien von einem „dreckigen Bastard eines Dämonen“ bereitet wurden und sie Angst hatten vergiftet zu werden. Auch wollte niemand mit den beiden „Huren dieser Ausgeburt der Hölle“ auch nur sprechen.

Die beiden Priesterinnen waren im Zwiespalt. Natürlich wollten sie helfen, deshalb hatten sie bisher auch niemanden abgelehnt. Nicht einmal, als ein gewisser greiser Mönch sich halbtot in den Hof des Tempels schleppte und um Hilfe bat. Nein, sie würden niemals so kaltherzig sein können, dazu waren sie zu sehr von der Liebe gegenüber jedem Leben erfüllt.

Doch diese Doppelmoral ärgerte Kagome. Jetzt waren sie und Rin sowie Jinenjis Heilmittel gut genug für die Menschen. Doch sie ahnte, dass sobald die Kälte des Winters dem Frühling weichen würde, der Respekt für ihre Arbeit vergessen sein würde.
 

Kagome hatte eines Tages die Idee, dass von nun an Jinenji und die Youkai und Halbdämonen, die zu Gast waren, die Bittsteller in Empfang nehmen würden. So sollten die Menschen wenigstens das Opfer bringen müssen ein verhasstes und gefürchtetes Wesen um Hilfe und Beistand bitten zu müssen. Kagome war begeistert von dem Plan und kicherte schadenfroh in sich hinein. Sie freute sich auf die Gesichter am nächsten Tag. Ein bisschen Bosheit und Schadenfreude mussten auch einer Priesterin gegönnt sein, dachte sie. Wie sollte man sonst dieses Leben durchstehen ohne irgendwann Amok zu laufen?

Sie teilte ihren Gedanken Rin mit, die sofort ebenfalls ein sehr boshaftes Lächeln auf den Lippen hatte. „Sehr gute Idee! Um den Plan zu vervollkommnen werde ich zu unseren Gästen gehen und diejenigen bitten die Menschen in Empfang zu nehmen, die am furchterregendsten aussehen. Und die Behandlung wird von jetzt an nur noch Jinenji machen!“

Kagome blickte ihre Schülerin erstaunt an. „Manchmal könnte man glauben, du wärst wirklich die Tochter von Sesshoumaru… dieses gemeine Lächeln ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.“

Das Lächeln wich sofort aus Rins Gesicht, stattdessen sagte sie enttäuscht zu Kagome: „Du wirst deine Meinung wohl auch nie ändern, oder? Er ist nicht so grausam und kaltherzig, wie du immer sagst. Und gemein ist er auch nicht.“ „Sicher… er versuchte auch bisher immer einen aus unserer Gruppe umzubringen, als wir ihn trafen. Und er ist für dafür bekannt, dass er Probleme immer breit ausdiskutiert. Er ist ein echtes Herzchen.“
 

Rin sprang empört auf und schrie die Ältere an: „Wie kannst du sowas nur sagen? Er hat euch beim Kampf gegen Naraku geholfen, ohne seine Hilfe würde dieses Monster immer noch wüten! Und bin ich nicht das beste Beispiel, dass er nicht so grausam ist, wie du immer sagst? Er hätte mich tausende Male töten können, aber er hat mich zwei Mal dem Tod entrissen. Er hat mich nicht einfach allein in der Wildnis gelassen, sondern mich zu jemandem gebracht, dem er vertraut!“

Tränen kullerten ihr über die Wangen und sie fing an herzzerreißend zu schluchzen. Kagome nahm das kleine Häufchen Elend in den Arm und strich ihr sanft über den Kopf. „Ist ja gut Rin. Ich weiß doch wie du es meinst.“ Rin krallte sich in den Kimono der Älteren und zog geräuschvoll die Nase hoch.

„Ich wünschte, du hättest ihn nur einmal so kennengelernt, wie ich. Er ist zwar manchmal grausam, aber er ist gerecht. Und auch wenn es so scheint, glaube ich nicht, dass er keine Gefühle hat. Sie sind da, ganz tief in ihm drin. Du musst dich nur durch seinen Panzer kämpfen, dann siehst du, wie wundervoll er sein kann, “ lächelte Rin nun mit tränenüberschwemmten Augen. Kagome erwiderte das Lächeln und tupfte mit einem Taschentuch behutsam die Tränen auf.

„Wer weiß, vielleicht treffe ich ihn mal unter anderen Umständen und verstehe dann deine Gefühle.“ „Das hoffe ich!“ Doch nur einen Moment später betrübte sich ihr Gesicht wieder. „Ich vermisse ihn so sehr…“
 

Es hatte noch einen weiteren Vorteil, dass sich die beiden jungen Frauen nun nicht mehr vorrangig um die Armee der Kranken kümmern mussten, sie hatten nun endlich genug Zeit, um sich wieder durch die vielen Schriften über Barrieren zu lesen. Doch nichts Geeignetes wollte sich finden.

Kagome reichte es langsam. „Rin, da wir nun etwas Zeit haben, werde ich einen kleinen Ausflug machen.“ „Ausflug? Wohin? Bei dem Wetter?“

Kagome schüttelte den Kopf. „Naja, eigentlich ist es mehr eine Studienreise. Ich will in die Stadt Enryaku reisen. Dort ist ein großes Kloster, das für seine riesige Sammlung von alten Schriften bekannt ist. Wenn wir dort nichts finden, dann weiß ich auch nicht weiter.“
 

„Dann lass mich mitkommen! Zu zweit ist es sicherer zu reisen. Und vier Augen lesen schneller als nur zwei“, zwinkerte ihr Rin zu. Doch Kagome schüttelte den Kopf.

„Nein. Du musst hier bleiben. Der Schrein braucht doch eine Miko während ich unterwegs bin.“ Nun sah Rin sie mit großen Augen an. „Aber… ich bin doch nur eine Miko in Lehre. Wie soll ich für so lange Zeit alleine den Tempel hüten?“

Die Ältere lächelte sie nun stolz an: „Es gibt nichts, was ich dir noch beibringen könnte. Bevor ich abreise, kannst du dein Gelübde ablegen und die Weihe erhalten… Wenn du das immer noch willst.“

Rins Augen wurden nun noch etwas größer und bekamen wie so oft einen verdächtigen nassen Schimmer. „Natürlich will das! Was ist das für eine Frage?“
 

Einige Tage später versammelten sich alle Bewohner und Gäste des Heiligtums in der Gebetshalle der Tempelanlage. Die Türen des Allerheiligsten des Schreins waren geöffnet, man konnte so einen Blick auf den reich geschmückten Altar werfen. Viele Blumen zierten eine Statue des Kamis dieses Tempels. Aufgrund der bevorstehenden Zeremonie wurden viele Räucherstäbchen entzündet, deren schwer duftender Rauch die Luft schwängerte.

Kagome musste sich an ihre eigene Weihe erinnern. Kaede hatte sie damals vorgenommen. Alle ihre Freunde hatten sich zum letzten Mal gemeinsam im Tempel eingefunden. Es war ein wundervolles Fest. Nur Inuyasha saß auch damals schon abseits und hing seinen Gedanken nach. Als sie wieder in ihrer Zeit war, konnte sie nur leider niemandem davon erzählen, dass sie bereits eine vollwertige Miko war. So musste sie zähneknirschend wieder als Lehrling anfangen. Überraschenderweise galt sie unter ihren Lehrern immer als sehr begabt, da sie ja so schnell lerne.
 

Als es soweit war, griff sie nach Rins Händen und hielt diese fest. Die beiden standen direkt vor dem Altar. Rins Hände waren schweißnass und zitterten vor lauter Aufregung. Sie lächelte ihre ehemalige Schülerin aufmunternd an und flüsterte leise: „Nur Mut! Du schaffst das.“

Nun sprach Rin das rituelle Gelübde. Sie schwor ihr Leben der Wahrung des Lebens und des Friedens zu widmen, mit Liebe gegen jeden zu handeln und den Schrein und dessen Heilige mit ihrem Leben zu verteidigen. Dabei hielten sich die beiden Priesterinnen weiter an den Händen.

Rin fühlte, wie sich um ihre verbundenen Hände ein schwaches Leuchten bildete. Eine rosa schimmernde Lichtkugel verband die beiden. Sie sah aus, wie die Kraft, die sich immer um Kagomes heilige Pfeile legte. Nun verstand Rin, sie empfing nun etwas der spirituellen Energie ihrer Meisterin und wurde damit geweiht.

Das Licht wurde immer größer, immer heller und schloss die beiden Frauen nun komplett ein. Doch genauso schnell wie es sich ausbreitete, zog sich die Energie Kagomes Seele wieder zurück. Nun war es an ihr die rituellen Worte als Meisterin an ihre – nun ehemalige – Schülerin zu richten:

„Ich sehe, du bist reinen Herzens. Du hast meine heilige Kraft empfangen, so sind wir auf alle Zeit miteinander verbunden. Nutze sie weise, Miko-sama.“

Damit war die Zeremonie beendet. Rin war überglücklich. Sie hatte es geschafft. Sie war eine richtige Priesterin.
 

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Wenige Tage später machte Kagome sich zum Aufbruch bereit. Sie verabschiedete sich von Rin und Jinenji und machte sich nun auf den Weg. Die Stadt Enryaku lag ungefähr eine Woche entfernt im Süden. Wenn unterwegs nichts unvorhergesehenes passierte und das Wetter hielt. Ein Schneesturm war nun wirklich das allerletzte, das sie gebrauchen konnte.

Doch Sie hatte Glück. Nach zwei Tagen stieß sie in einem Rasthaus auf eine Gruppe junger buddhistischer Novizen, die im Kloster Enryakus aufgenommen werden wollten. Diese Rasthäuser gab es in unregelmäßigen Abständen an allen großen Landstraßen, die sich wie Adern durch das Land zogen. Jetzt im Winter waren sie relativ leer, denn zu dieser unwirtlichen Jahreszeit reiste nur, wer es unbedingt musste. Auch gingen die Wirte pfleglicher mit ihrer raren Kundschaft um. Die weitere Reise verlief ebenfalls ohne Komplikationen. Kein Youkai war so leichtsinnig eine Gruppe von über 30 Geistlichen anzugreifen und den Banditen und Wegelagerern war es wohl zu kalt. So erreichten sie eine Woche später die Stadt, die dem berühmten Kloster zu Füßen lag.
 

In der Stadt trennten sich ihre Wege, da Kagome die Gelegenheit nutzen wollte, um die Stadt und deren Markt etwas zu erkunden. Sie spazierte durch die leeren Gassen und erreichte bald darauf einen großen freien Platz, auf dem zahllose Händler aus kleinen Bretterverschlägen, aus Zelten oder direkt aus ihren Kutschen ihre Waren feilboten. Die junge Priesterin schlenderte von Stand zu Stand. Sie suchte nichts bestimmtes, aber sie wollte Rin ein Geschenk zu ihrer Weihe mitbringen.

Als sie die erste Reihe der Händler abgelaufen war, fiel ihr Blick auf zwei zusammengekauerte Gestalten am Rande der Stadtbefestigung. Sie hatten sich in allerlei Lumpen gewickelt um dem schneidenden kalten Wind zu trotzen und hatten vor sich ein kleines Feuer entfacht. Niemand schien die Beiden zu beachten.
 

Kagome sprach den Händler vor ihr an: „Verzeiht, aber wer sind die beiden dort drüben, die in der Kälte hocken?“ Der stämmige Händler blickte mit einem verächtlichen Blick zu ihnen herüber. „Das sind zwei Dämonen, die nach der Schlacht zweier Höllenheere verletzt in diese Stadt geflohen sind. Scheinen wohl fahnenflüchtig zu sein, sonst wären sie wohl zu ihrem Anführer zurückgekehrt. Sie sitzen da nun schon seit über einer Woche. Keine Ahnung, was sie sich erhofft haben. Aber helfen, tut diesen Monstern sicher keiner... ähh… Miko-sama?“

Kagome hatte sich abgewandt, nachdem sie gehört hatte, was sie wissen wollte. Auf weitere Beschimpfungen hatte sie keine Lust. Sie schritt zügig auf die beiden Youkaikrieger zu.
 

Als sie vor den beiden stand, konnte sie sie eingehend ansehen. Es schienen Inuyoukai zu sein, sie hatten die typischen weißen Haare und das weiße Schulterfell, wie es auch Sesshoumaru hatte. Nur da sie lediglich zwei einfache Kämpen waren, war es nicht so ausgeprägt wie bei ihrem Fürsten. Auch bemerkte Kagome, dass die beiden verletzt waren, die schmutzigen Lumpen waren blutdurchtränkt.

„Hallo ihr beiden, wer seid ihr?“, sprach sie sie freundlich an.

Etwas verschlafen blickten die Inuyoukai auf. „Bitte, tut uns nichts. Wir wollen uns nur von der Schlacht erholen, wir wollen nichts Böses tun.“

„Keine Angst, ich will nur wissen wer ihr seid und warum ihr verwundet in der Kälte im Dreck sitzt.“
 

Die beiden blickten sich verwundert an. Eine Menschenfrau, noch dazu eine Priesterin sprach sie an? Sie schienen eine stumme Diskussion zu führen, ob sie ihr Vertrauen schenken konnten. Doch ihre erbärmliche Lage ließ nichts anderes zu. Nach einem Moment antwortete der Rechte der beiden: „Wir sind Inuko und Zassho. Wir waren Krieger in der Schlacht zwischen Hunde- und Bärendämonen. Dieser Krieg tobt nun schon seit vielen Jahren.“ Ah, dachte Kagome, das war dann wohl der Grund aus dem Sesshoumaru Rin zu Kaede gab. „Wir wurden vor knapp einer Woche in einer Schlacht westlich von hier schwer verletzt. Wir lagen lange bewegungsunfähig in der Wildnis. Wenn wir nun wieder ins Lager zurückkehren würden…“ Seine Stimme brach ab, er musste heftig schlucken. Sein Kamerad, Zassho, beendete den Satz: „… dann würden wir als Feiglinge hingerichtet werden. Deshalb beschlossen wir uns hier zu erholen.“
 

Kagome hatte eine Idee. Vielleicht würden die beiden jungen Krieger ihr helfen, Rin das beste Geschenk zu machen, was sich nur denken ließ. „Wer führte denn die Inuyoukai in die Schlacht?“

„Der Herr des Westens. Er ist nicht die Art Fürst, der andere seine Kriege ausfechten lässt, während er in seinem Schloss sitzt. Er kämpft immer an vorderster Front.“ Kagome musste unweigerlich lächeln. Die Götter waren ihr und ihrer Idee wohlgesonnen. „Und wo liegt das Lager genau? Ihr sagtet westlich von der Stadt tobte die Schlacht.“

Inuko sah sie erstaunt an. „Ihr wollt doch nicht das Kriegslager eines Dämonenheeres angreifen? Ihr würdet nicht einmal in die Nähe kommen!“ „Nein, ich will Sesshoumaru-sama eine Bitte vortragen. Deshalb möchte ich wissen, wo sich das Lager befindet.“ Sie hasste es so formell von ihm sprechen zu müssen, aber wenn sie etwas erreichen wollte, dann kam sie mit ihrer üblichen nass forschen Art wohl nicht weiter.

Nun standen den Hundedämonen endgültig die Münder offen. „Woher kennt ihr den Namen des Herrn des Westens?“ Kagome seufzte. Das Misstrauen der beiden war offenbar grenzenlos. „Ich habe zusammen mit ihm in einer Schlacht gekämpft.“ Inuko wollte gerade den Mund aufmachen, doch Kagome reichte es nun. „Ich werde niemanden angreifen, ich werde euch nicht verpfeifen, ich will doch einfach nur wissen, wo dieses verdammte Lager ist!“, brüllte sie die beiden nun an. Um ihre Meinung zu verstärken, ließ sie ihre Energie an den geballten Fäusten aufleuchten.
 

Die beiden eben noch so stolzen Inuyoukai winselten wie Welpen und duckten sich in den Schlamm. „Bitte, tut uns nichts, Miko-sama, wir verraten es euch auch, aber läutert uns nicht! Ihr müsst dem Fluss einen halben Tagesmarsch nach Westen folgen, dann seht ihr es, ihr könnt es nicht verfehlen. Aber es ist schwer bewacht.“ Geht doch, dachte Kagome. Warum nur immer mit Gewalt?

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand im Gewusel des Marktes.

Sie wollte sich ein wenig Proviant mitnehmen und auch die beiden Dämonenkrieger sollten einige Vorräte erhalten. Schließlich konnte sie die beiden nicht verletzt dort liegen lassen und ihrem Schicksal überlassen. Sie besorgte einige Lebensmittel und zwei schlichte, aber dicke Mäntel und kehrte zu den beiden immer noch Verschreckten zurück.
 

„Hier, das sind warme Kleidung und Vorräte für eine Woche. Folgt der Landstraße eine Woche gen Norden, so werdet ihr an ein Dort kommen, dessen Tempel Youkai in Not aufnimmt. Dort werdet ihr Hilfe finden.“

Nun fehlte den beiden vorlauten Kerlen die Sprache. Die Miko war doch eben noch wütend auf sie? Und nun schenkte sie ihnen alles, was sie brauchten, um sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien?

Kagome kniete sich vor die beiden und holte aus ihrem Reisegepäck eine große Tasche.

„So, und nun zeigt mir eure Verletzungen, ich werde sie behandeln.“

Zassho seufzte erleichtert. „Dieser Schrein ist vom Himmel gesandt.“
 

Die Menschen auf dem Markt schauten die junge Priesterin entsetzt an. Was tat sie da nur? Sie freuten sich schon alle darauf, dass die Geistliche das Problem dieser dämonischen Landstreicher lösen würde, doch nun versorgte sie sie mit Lebensmitteln und Kleidung und verarztete sie auch noch? Die Miko wurde den Menschen unheimlich.
 

Kagome beschloss danach zunächst in die Bibliothek des Klosters zu gehen und nach getaner Arbeit in das Lager der Inuyoukai Armee. Schließlich war der eigentliche Grund ihres Kommens wichtiger, auch wenn sie Rin noch so gerne eine Freude machen wollte.

In der Bibliothek angekommen erzählte sie einem alten Mönch von ihrem Problem. Er saß zwischen mehreren Bergen von Schriftrollen und seine kleinen, zusammengekniffenen Augen zeugten davon, dass er Tag und Nacht daran arbeitete, die Berge der gelesenen Schriften um ihn herum zu vergrößern.

„Hmmm… ich glaube ich habe vor langer Zeit mal etwas zu eurem Problem gefunden, junge Frau. Unsere Bibliothek ist stolz darauf im Besitz vieler Schriften dämonischer Gelehrter zu sein. Wenn ich mich recht entsinne, müsst ihr das Werk des Eulenyokai Fukuronosensei suchen. Er schrieb viel über das Bannen von allen möglichen Wesen. Wohl weil er selbst eher schwächlicher Natur war“, schmunzelte der alte Mann. Kagome schaute ihn ehrfurchtsvoll an.

„Woher wisst ihr, was in den einzelnen Schriften steht? Habt ihr sie etwa alle“, sie machte eine ausholende Geste durch den Raum, „gelesen und erinnert euch an deren Inhalt?“

„Ja, das ist meine Art Buddha zu dienen. Ich verwalte schon seit ich denken kann diesen Hort des Wissens und es ist meine Aufgabe, jedem zu helfen, den es nach Wissen dürstet. Jeder dient dem Schicksal auf seine Weise. Ihr scheint eure ja auch gefunden zu haben.“

Er lächelte sie plötzlich wissend an. Kagome errötete augenblicklich. „Wie meint ihr das?“ „Nun, die Kunde eurer Barmherzigkeit hat es bis hier her geschafft. Und welche Miko hätte sonst ein Interesse daran sowohl Menschen als auch Youkai mit schlechten Gedanken aus ihrem Schrein zu bannen?“
 

Kagome fand schnell die besagte Schrift und las sie gespannt. Die Reise hatte sich gelohnt, nun fand sie endlich was sie suchte. Sie packte aus ihrer großen Reisetasche Tusche, Pinsel und Papier und begann die Schriftrolle abzuschreiben.

Sie musste wehmütig an ihr Leben in der Neuzeit denken. Wenn sie dort etwas wissen wollte, konnte sie im Internet danach suchen. Und wenn sie in einer Bibliothek etwas Wichtiges fand, dann konnte man es einfach auf einen Kopierer legen. Ja, das moderne Leben war oft angenehmer!

Mittlerweile war es draußen dunkel geworden, einzig das Licht von Dutzenden Öllampen erhellte den Raum der Bibliothek noch. Es wurde sehr anstrengend zu lesen. Aber man sah noch weitere Menschen vor Schriftrollen sitzen, die im Schein ihrer Öllampen geduldig Zeichen für Zeichen abschrieben.

Das Kapitel in der Schriftrolle, die der Eulendämon hinterlassen hatte, war zum Glück nicht allzu lang und so hatte es Kagome spät am Abend geschafft. Sorgfältig verstaute sie ihre Unterlagen und ging Richtung Ausgang. Als Miko hatte sie glücklicherweise die Möglichkeit gegen eine kleine Spende in einem der Gästezimmer des Klosters zu übernachten. Die Gästezimmer waren winzig, sie waren gerade so groß, dass man einen schlichten, harten Futon auf den Boden legen konnte. Aber das reichte Kagome nach diesem ereignisreichen Tag vollkommen aus. Kaum hatte sie ihre Augen geschlossen, schlief sie fest ein.
 

Am nächsten Morgen brach Kagome frühzeitig auf. Da es am Morgen noch besonders kalt war, zog sie sich ihre kostbare Thermounterwäsche unter ihre mittelalterliche Kleidung. Sie hatte über ihrer Mikotracht zwar noch einen warmen Haori, trotzdem würde es auf ihrer Wanderung unangenehm kalt werden, da sie am Tag zuvor beobachtete, dass der Fluss in Richtung Berge floss. Es war schon praktisch, dass sie sich einige Errungenschaften der Zivilisation mit durch den Brunnen genommen hatte.

Sie wanderte immer weiter an den Ufern des kleinen Flusses entlang, der sich durch die Winterlandschaft schlängelte. Trotz des augenscheinlichen Idylls waren ihre Sinne äußerst wachsam auf der Suche nach der kleinsten Spur einer Dämonenaura. Es war nun bald Mittag und wenn das Lager noch dort war, wo es die beiden geflohenen Krieger beschrieben hatten, dann müsste sie bald auf die ersten Wachen stoßen.

Sie versuchte nach Möglichkeit gut sichtbar ihren Weg zu beschreiten, damit niemand denken könne, sie wolle sich an das Lager schleichen. Sie wollte von den Wachen gefunden und angesprochen werden. Denn anders würde sie wohl kaum unbeschadet bis zu Sesshoumaru kommen. Aber obwohl sie niemanden um sich herum entdecken konnte, fühlte sie sich beobachtet.
 

Aus dem Nichts schoss plötzlich ein hünenhafter Hundedämon vor ihr aus dem Dickicht und hielt ihr die Spitze seines Schwertes an die Kehle. „Wer bist du und was willst du?“

Kagome atmete einmal tief durch und versuchte gegen die Panik, die in ihr aufzog, anzukämpfen. Sie versuchte einigermaßen ruhig zu antworten: „Mein Name ist Kagome, ich bin eine Miko. Ich wünsche den Herrn des Westens zu sprechen.“ Der Wachposten musterte sie eingehend und zog misstrauisch seine Augenbrauen zusammen.

„Was will ein Mensch von Herrn des Westens?“ Jetzt geht das Spielchen wieder los, dachte Kagome. Aber hier kam sie nur mit Demut weiter.

„Seit Sesshoumaru-sama das Halbblut Naraku vernichtet hat, führt mein Schrein einen Auftrag für ihn aus. Ich möchte ihm Bericht erstatten.“ Der Blick des Soldaten wurde immer verwirrter. Das hörte sich seltsam an. Ein Schrein soll einen Auftrag seines Lehensherrn erhalten haben? Und die Miko kannte den Namen seines Herrn? Scheinbar musste sie ihn wirklich einmal getroffen haben. Aber wenn ihm sein Leben lieb war, musste er auf Nummer sicher gehen.

„Was gab er dir für einen Auftrag, Weib?“ „Es ist mir nicht gestattet darüber zu sprechen. Ich darf nur Sesshoumaru-sama persönlich berichten.“
 

So, wenn er dir jetzt nicht glaubt, war’s das, sagte Kagome in Gedanken zu sich selbst. Sie pokerte gerade verdammt hoch. Der Inuyoukai schaute sie noch immer kritisch an. Kagomes Herz klopfte wie wild in ihrer Brust, doch sie gab ihr Bestes ihre Aufregung zu verbergen.

„Nunja, es hört sich plausibel an. Ich bringe euch zu ihm, aber ich muss euch die Augen verbinden.“ Ein ganzer Berg viel Kagome vom Herzen, so erleichtert war sie. Sie nickte dem Wächter zu, dieser nahm ein schwarzes Tuch aus einer seiner Taschen und band es ihr fest um den Kopf. Schwärze umfing sie, kein Lichtstrahl drang mehr bis zu ihr durch.

„Miko, ich nehme nun eure Hand und führe euch. Solltet ihr auf irgendwelche dummen Ideen kommen, werdet ihr es sofort bereuen.“ Kagome konnte vor Aufregung nicht mehr sprechen und nickte deshalb ein weiteres Mal. Sie spürte, dass er ihre Hand nahm und so begann ihr Weg ins Ungewisse.
 

Kagome hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Ihr Körper folgte wie automatisch dem bestimmten Zug an ihrer Hand durch das Gelände, ihre Füße machten einen Schritt nach dem anderen über den gefrorenen Boden. Nach einer Weile blieb der Wachposten stehen. Er nahm ihr die Augenbinde ab und wies sie an, sich nicht vom Fleck zu rühren und auf ihn zu warten.

Kagome stand am Rande des Lagers, flankiert von zwei weiteren grimmig dreinblickenden Wächtern. Das Lager bestand aus unzähligen kleinen weißen Zelten vor denen Lagerfeuer brannten. Davor saßen Krieger, viele von ihnen verletzt, und tranken Branntwein. Einige bereiteten sich auf der Flamme etwas zu essen, andere waren in Glücksspiele vertieft. Es schien eine harte Schlacht gewesen zu sein, denn der Geruch nach Blut, Eiter und Tod hing über dem Lager. Die Verletzten waren meist auch nur notwendig verbunden.
 

Kurze Zeit später kehrte der Wachposten mit einem kleinen grünen Dämonen, der einen unförmig großen Stab in seinen kleinen Händen hielt, zu Kagome zurück. „So, du bist also das Weibsstück, das sich anmaßt meinen Herrn Sesshoumaru sehen zu wollen und die Frechheit besitzt zu behaupten, er hätte einem jämmerlichen Menschen einen Auftrag erteilt?“

Kagome und der Krieger rollten fast zeitgleich die Augen. Diese kleine aufgeblasene Kröte ging so ziemlich jedem auf die Nerven. Sie ging in die Hocke, setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und sprach mit zuckersüßer Stimme: „Jaken, ich bin Kagome, die Lehrerin von Rin. Bitte richte ihm aus, dass ich deshalb mit ihm sprechen möchte, ja?“

Die Augen des kleinen Kröterichs wurden tellergroß. Rin, dachte er erschreckt, wenn das rauskam, dass er seinem Meister Nachrichten von ihr enthielt, würde ihn das seinen Kopf kosten. Er zitterte am ganzen Körper, versuchte aber trotzdem würdevoll zu klingen. „Nun denn, ich bringe euch zu ihm, Menschenweib.“ „Kagome, mein Name ist KA – GO – ME! Merk es dir endlich!“
 

Kagome spürte wie mit einem Mal alle Blicke auf ihr ruhten. Ups, dachte sie, ich hab wohl vergessen, dass ich nicht allein mit diesem Schleimscheißer bin. Ihr Kopf färbte sich sofort tomatenrot.

Sie folgte Jaken durch das Lager, vorbei an den Verwundeten, bis sie vor einem großen Zelt zu stehen kamen. Auf dem Banner sah man deutlich die blaue Mondsichel, wie sie auch auf der Stirn des Daiyoukai prangte.

Die Miko musste wieder einmal warten, das kleine grüne Männchen huschte derweil in das Innere des Zeltes. Einige Minuten vergingen, doch kein Laut dran aus dem Innern. Bis plötzlich Jaken mit dem Kopf voran aus dem Zelt flog und hart neben Kagome auf dem Boden einschlug.

„Sesshoumaru-sama empfängt euch nun“, murmelte der selbsternannte erste Diener des Westens.
 

Kagome trat gespannt durch die Vorhänge ein. Das Licht war durch den schweren Stoff des Zeltes gedämpft, auch der Lärm des lebhaften Lagers wurde von ihm ferngehalten. Das Innere war schlicht und zweckmäßig gehalten. Ein großer Tisch mit einigen Stühlen herum, alles faltbar. Felle lagen auf dem Boden und auf den Stühlen, um die Kälte zu vertreiben. In der Mitte brannte ein Ofen, dessen Rohr oben durch die Kuppel des Zeltes brach und eine behagliche Wärme verbreitete. Nichts erinnerte in diesem Raum daran, dass der Bewohner der mächtigste Dämonenfürst des gesamten Reiches war. Aber Kagome hatte ihn auch nicht so eingeschätzt, dass er es nötig hätte sich mit Prunk zu umgeben.

Sesshoumaru stand an dem Tisch mit dem Rücken zu ihr. Er sah aus wie immer, er trug die übliche weiße Kleidung mit den roten Ornamenten, seine Rüstung und seine beiden Schwerter an der Hüfte. Das lange Haar fiel ihm silbern und glatt den Rücken hinab. Auch seine stolze, aufrechte Haltung hatte sich nicht im Geringsten verändert seit ihrer letzten Begegnung. Er tat zunächst so, als würde er sie nicht bemerken. Er wollte wohl sehen, ob sie die Frechheit besaß ihn zuerst anzusprechen.
 

Den Gefallen würde sie ihm sicher nicht tun, dachte Kagome stolz. Sie wusste durchaus wie man sich zu benehmen hatte, doch sie sah nicht immer ein, warum sie Wichtigtuern ihren Respekt erbringen sollte. Doch in diesem speziellen Fall wäre es wohl zielführender – und wohl auch gesünder – sich auf das Rangfolgespiel einzulassen. Sie stand weiterhin einen Schritt nach der Tür und senkte demütig ihren Blick auf den Boden und harrte der Dinge, die nun geschehen würden.
 

„Warum bist du nun Rins Lehrerin, was ist aus der alten Priesterin geworden, der ich Rin anvertraut habe?“, richtete er nach minutenlangem Schweigen das Wort an sie. Selbstverständlich ohne jeden Gruß oder sich gar umzudrehen.

„Kaede ist vor einiger Zeit gestorben, Rin bat mich, sie weiter auszubilden.“ Wieder Stille.

Dieser Mann war unmöglich, dachte Kagome, so ein arroganter Mistkerl.
 

„Und was willst du nun von mir, Menschenweib?“ Seine Stimme troff nur vor Spott und Missachtung. Er drehte sich dabei um und Kagome konnte den belustigten Zug um seine fein geschwungenen Lippen beobachten. Seine kalten, goldenen Augen hatten sie fest im Blick.

Ganz ruhig, Kagome, dachte sie sich, lass dich nicht auf das Spiel ein, er wartet nur darauf, dass du ihm einen Grund gibst….
 

„Ich wollte Euch mitteilen, dass Rin nun ihre Lehre beendet hat und vor kurzer Zeit ihre Weihe empfangen hat. Sie ist eine äußerst talentierte Heil- und Pflanzenkundige. Ihr könnt stolz auf sie sein, Sesshoumaru-sama.“

Keine Reaktion, er blickte sie weiter kalt und verächtlich an, seine gesamte Haltung strahlte pures Desinteresse aus. Doch halt! Kagome bemerkte ein kleines, warmes Aufflammen seines Blickes, weniger als einen Wimpernschlag lang, dann war sein Blick wieder abweisend wie zuvor.

Sie musste plötzlich an seinen jüngeren Halbbruder denken. Er sagte auch oft das Gegenteil von dem was er fühlte, einzig in seinem Blick konnte man seine wahren Gefühle sehen. Aber dazu gehörte viel Übung. Bei dem Älteren der beiden schien es sich genauso zu verhalten.

Kagome verwand ihre gesamte Energie darauf ihn ja nicht ihre klammheimliche Freude darüber sehen zu lassen, dass sie ihn durchschaut hatte.
 

Es war ihm nicht egal! Er schien sich tatsächlich zu…. freuen? Er hatte sie weiter fest im Blick, also war die Unterhaltung wohl noch nicht beendet.

„Und weiter?“

Ah, er wollte wohl mehr von ihr wissen! Kagome erinnerte sich wieder an Rins Worte über ihn:

„Und auch wenn es so scheint, glaube ich nicht, dass er keine Gefühle hat. Sie sind da, ganz tief in ihm drin. Du musst dich nur durch seinen Panzer kämpfen, dann siehst du, wie wundervoll er sein kann.“

Die Kleine konnte wohl nach all den Jahren an seiner Seite in ihm wie in einem offenen Buch lesen.
 

„Es geht ihr gut, sie hofft, dass der Krieg bald vorbei ist und sie Euch wiedersehen darf.“ Kagome hielt unbemerkt die Luft an. Sie hatte ihm gerade sehr unterschwellig unterstellt, dass er sich um sie sorgt und sich fragt, wie sie zu ihm steht nach all der Zeit. Damit hatte sie sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Wenn sie seine Blicke falsch gedeutet hatte, war das beinahe ihr Todesurteil.

„Sag ihr, ich habe zu tun, sie muss sich weiter gedulden.“ Er drehte wieder den Rücken zu ihr. Kagome atmete so leise sie konnte erleichtert auf. Glück gehabt, sie würde weiterleben!
 

Jetzt, da sein Mienenspiel wieder unbeobachtet war, lächelte er kurz. Das Menschenweib war gar nicht mal so dumm. Sie hatte die geheimen Regeln dieses Spiels verstanden, in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit. Natürlich freute er sich nach über 10 Jahren endlich eine Nachricht von Rin zu erhalten. Er konnte ja schlecht einfach nach ihr, einem Menschenkind, fragen, das hätte seine Würde als Daiyoukai niemals zugelassen. Im tiefsten Grunde seines nach außen hin so eisigen Herzens hatte die Kleine sich einen Platz erkämpft. Er hegte schon lange fast väterliche Gefühle für sie und sorgte sich um sie wie um eine Tochter. Und er wollte ihr eine Nachricht zukommen lassen, doch keines Falls eine für alle offensichtliche.
 

Das Lächeln verschwand wieder aus seinem Gesicht. Er drehte sich zu der Miko wieder zu.

„Miko, du sagtest, Rin sei heilkundig. Nimm den Drachen Ah-Un mit, er wurde im Krieg verletzt. Rin soll sich um ihn kümmern, bis ich ihn abhole.“

Kagome konnte in diesem Moment nicht glauben was sie hörte. Er vertraute ihr seinen Drachen an, um ihn von Rin pflegen zu lassen? Sie wusste, dass Rin zu diesem Drachen eine sehr innige Beziehung hatte, er war wie ein großer, schuppiger, Blitze werfender, zweiköpfiger Schoßhund für sie. Und nach Rins Geschichten musste er sich bei ihr auch ebenso verhalten.

Sie verstand die Botschaft, die hinter diesem Auftrag stand: Ich habe dich nicht vergessen, ich bin stolz auf dich und komme wieder.
 

„Sehr wohl, Sesshoumaru-sama.“ Kagome platzte fast vor Freude. Aber die durfte sie hier nicht zeigen. Das war das wohl beste Geschenk, dass sie Rin von ihrer Reise mitbringen konnte!

„Jaken!“, ließ der Herr des Westens seine tiefe Stimme nach draußen schallen. „Mein Herr…?“, wimmerte der Grünling gebückt, als er das Zelt betrat.

„Gib der Priesterin Ah-Un , sie wird sich um seine Genesung kümmern. Und versorge sie mit den notwenigen Vorräten, dass sie direkt in ihr Dorf zurückkehren kann. Und das sofort!“

„Ja mein Gebieter, sofort mein Gebieter, ist schon geschehen mein Gebieter!“, murmelte der Gnom als er unter zahlreichen Verbeugungen das Zelt verließ.
 

Wenig später war Kagome auf der leeren Landstraße in Richtung Norden. Der Drache Ah-Un war zu geschwächt zum Fliegen, deshalb gingen sie in gemächlichem Tempo. Beim ersten Nachtlager untersuchte sie ihn. Er hatte viele Schwertwunden an seinem Körper und dadurch wohl viel Blut verloren. Sie wühlte in ihrer Tasche mit den Arzneien und bereite ihm einen Sud, der seine Schmerzen linderte und die Blutbildung anregte.

Mit dem riesigen Youkai an ihrer Seite musste sie nun wahrhaftig keine Angst vor nächtlichen Angriffen haben; kein Räuber oder Dämon würde es wagen sie anzugreifen.
 

Der Tag war anstrengend, war das letzte, was Kagome durch den Kopf ging, bevor sie in ihrem Schlafsack einschlief. Anstrengend, lehrreich und sehr erfolgreich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-05-25T15:28:29+00:00 25.05.2019 17:28
Na das nenne ich mal einen wach hund ÄÄÄÄÄÄ Verzeihung WACH DRACHEN und das mit 2 Köpfen hihi
Von:  KagomeKizu
2016-11-14T20:22:43+00:00 14.11.2016 21:22
Ein sehr tolles Kapitel.
Bin gespannt wie Rin auf Kagomes Geschenk reagieren wird.

Glg Kago
Von: abgemeldet
2015-01-02T14:40:22+00:00 02.01.2015 15:40
Toll. Sessi, wir haben dich alle ganz doll lieb. ^^
Kagome hat Sess endlich nach Jahren wieder gesehen. Jetzt wird sie ihn langsam besser verstehen können. Natürlich nach und nach. Die Zeit wird es ja zeigen.^^
Antwort von:  Seelenfinsternis
02.01.2015 18:33
sagen wir mal so, ein Anfang ist gemacht
Von: abgemeldet
2013-10-27T12:37:12+00:00 27.10.2013 13:37
voll cooles kapi^^ freu mich schon auf das wieder sehen der beiden
Von:  cindy-18
2013-08-31T19:31:56+00:00 31.08.2013 21:31
super kapitel


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