In Sasoris Hand
Als ich zu mir kam fand ich mich liegend auf einem Metallblech wieder. Ich merkte auch ziemlich schnell, das ich nackt war, warum eigentlich? Und als ich mich aufsetzen wollte, musste ich obendrein feststellen das ich an dieses Blech gefesselt war. Hand- und Fußgelenke waren seitlich befestigt, eine Art Gürtel zog sich um meine Taille und auch um meinen Hals. Kurz, eine Situation in der man sehr leicht panisch werden konnte. Und genau das wurde ich. Mein Herzschlag fing an zu rasen, Schweiß trat mir aus allen Poren und am liebsten hätte ich laut nach Hilfe gerufen und an diesen Fesseln gezerrt. Ich kniff die Augen zusammen und unterdrückte diesen Drang. Denk an was anderes. Mit Mühe brachte ich ein paar Bilder von Pferden die über eine grüne Wiese rannten, zusammen. Und die Entspannungsübungen, die jeder von uns lernen musste, für eben solch eine Situation, eine in der man panisch werden konnte, panisch werden musste, halfen tatsächlich. Schon als Kinder lernten wir das, damit wir im Falle einer Katastrophe die Nerven behielten und nicht ziellos umher rannten.
Nachdem ich mich beruhigt hatte, versuchte ich mich daran zu erinnern, wie ich überhaupt hergekommen war. Sasori. Ja, der war plötzlich aufgetaucht und hatte mich und Naruto praktisch eingepackt und mitgenommen. Und dann? Mein Kopf pochte schmerzhaft. Ja, jemand hatte mir eins über gebraten und dieser jemand konnte nur Naruto gewesen sein. Aber der würde so was nie tun. Vermutlich stand er unter Sasoris Befehl. Ich sah mich um so weit wie möglich. Jetzt wo ich wusste, das ich es mit dem zu tun hatte, konnte ich auch leicht erkennen, wo ich war. In einer Gamianowerkstatt. Aber – was hatte er mit mir vor? Die Panik kam wieder hoch. Rechts neben mir hörte ich ein Klappern. Ich wandte den Kopf, sah aber nur eine weiße Trennwand. Dahinter wurde gewerkelt. Ob – ob der Verrückte seinen Preis jetzt einfordern wollte? Weil es meine Schuld war, das Naruto kaputt war? Nein, er war nicht kaputt. Aber was dann?
„Verdammt,“ ich konnte mich nicht mehr beherrschen und zerrte an den Fesseln obwohl ich ganz genau wusste, das es vergeblich sein würde.
Die Wand wurde zurückgefahren und Sasori starrte mich an wie ein aufgespießtes Insekt. Er betrachtete mich, als wäre ich schon tot, als würde er schon mal schätzen, wie viel er für mich verlangen konnte.
„Also bist du wach?!“
Nach dieser Feststellung drehte er sich wieder um. Ich wollte grade los schreien, als ich Naruto auf der anderen Bahre liegen sah. In einer Schüssel lagen die verkohlten Hautstreifen.
„Was – ist mit ihm?“ brachte ich hervor.
„Keine Sorge.“
Ich reckte den Kopf um einen besseren Blick zu bekommen, aber konnte eigentlich trotzdem nicht mehr sehen. Nur wenn Sasori einen neuen etwa fünf Zentimeter verbrannten Hautstreifen in die Schüssel warf und dann aus einem anderen Gefäß einen neuen holte und bei Naruto befestigte mit einer Art Lötgerät sah ich ihn hin und wieder. Sie schienen perfekt zu passen. Die Farbe war auch gleich. Mir wurde bewusst, das er das schon vorher abgemessen und vorbereitet hatte. Naruto selbst hatte die Augen geschlossen.
„Du reparierst seine Haut? Ist er denn ansonsten in Ordnung?“
„Ja.“
Ich dachte daran, wie er in dem Grab umgekippt war und überhaupt...
„Naruto, er ist kein normaler Gamiano. Kein Mensch oder Gamiano kann einem Wilpeg so standhalten. Außerdem – nun, er wurde ohnmächtig. OHNMÄCHTIG.“
„Kannst du still sein, oder möchtest du einen Knebel.“
Ich entschied mich für das Erstere. Vermutlich wusste der Kerl, das Naruto kein gewöhnlicher Gamiano war. Vielleicht hatte er ihm all diese Erinnerungen eingepflanzt wenn ich auch keine Ahnung hatte, wie er das angestellt hatte. Aber eines wusste ich. Ich war gefangen, und zwar war ich in der Hand eines Verrückten. Eines Genies vielleicht. Aber eben ein Verrücktes. Hier kam ich sicher nicht mehr lebendig raus. Ich bereute gerade schon, dem Wilpeg, den die Regierung geschickt hatte, entkommen zu sein – wahrscheinlich war Naruto doch darauf programmiert gewesen, auf mich aufzupassen – als Sasori plötzlich zu reden anfing.
„Du hast sicher viele Fragen. Das ist so lästig.“
Anscheinend war er mit seiner Arbeit fertig, denn er drehte sich um und seufzte genervt, als er seine Handschuhe auszog und in die Schüssel warf. „Am Einfachsten wäre es ja, dich gleich mundtot zu machen, aber ich bin ja kein Unmensch.“
Ach ja? Da war ich anderer Meinung.
Er nahm die Schüssel und warf sie einen Müllschacht hinunter.
„Obwohl, es wäre auf jedem Fall auch zeitsparender, denn mundtot mache ich dich ohnehin.“
„Ich wusste es. Du bist – ein Mörder. Ein Verrückter.“
„Ja. Vielleicht. Tja, aber ich brauche dich vielleicht noch, also solltest du die ganze Wahrheit kennen.“
Wozu? Wenn er mich eh um die Ecke brachte und in eine seiner Puppe verwandelte. Ich drehte meinen Kopf und starrte gegen die Decke. Es war sinnlos, die verdrehten Windungen im Hirn eines Irren verstehen zu wollen.
