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Fallen

von

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Fallen

Komplizierte Orgelmusik durchdrang den Raum und die angrenzenden Korridore in Schloss Hyrule, welches nun bereits seit geraumer Zeit von Ganondorf bewohnt wurde.

Es war ein düsterer Tag für den momentanen Herrscher von Hyrule. Er war seinem absoluten Sieg näher als je zuvor - der beste Beweis dafür war der halbdurchsichtige, violett schimmernde Kristall, der über der Orgel schwebte. In ihm befand sich die ehemalige Prinzessin dieses Landes, Zelda, unfähig, zu sprechen oder sich gar zu bewegen. Und doch war die Entscheidung, wie es enden würde noch nicht gefallen. Es hing alles von einer einzigen Person ab. Einem siebzehnjährigen Hylianer, der dem König der Gerudo bereits seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge war.

Link.

Der grün gekleidete „Held“ des Landes. Die Bewohner bauten ihre Hoffnungen auf ihn. Wenn er fiel, war der Rest ein Kinderspiel. Aber er hatte sich bisher als zäher erwiesen als erwartet.

Ganondorf schloss die Augen, während seine Finger wie von selbst über die Tasten der Orgel glitten. Er kannte das Lied in- und auswendig, hatte er es doch schon oft gespielt. Es half ihm sich zu konzentrieren und er machte keinen Fehler, während er an die letzte Zeit zurück dachte…

Schloss Hyrule. Vor sieben Jahren waren sie sich dort zum ersten Mal begegnet. Er war beim König von Hyrule gewesen und hatte eher zufällig die beiden Kinder vor dem Fenster entdeckt. Wenn er damals gewusst hätte, wer sie waren, wären sicher einige Dinge anders verlaufen. Und er hätte nun ein Problem weniger.

Der Waldtempel. Um seine Freundin zu retten war Link furchtlos durch den von Dunkelheit durchtränkten Tempel gelaufen, hatte unzählige Monster und sogar das Phantombild, welches Ganondorf von sich dort hatte platzieren lassen, problemlos besiegen können.

Der Feuertempel. Trotz der Tatsache, dass er dafür gesorgt hatte, dass die Boshaftigkeit ausgerechnet in Volvagias Gedanken Einzug hielt - getreue Diener hatten ihm berichtet, dass er eine besondere Beziehung zu Link habe - war Link als Sieger aus dem Kampf heraus gegangen.

Der Wassertempel. Sein Plan war perfekt gewesen. Wie sollte Link seinen eigenen Schatten schlagen? Die Kopie hatte von dem Zeitpunkt an, in dem Link den Raum betreten hatte sämtliche Fähigkeiten des Kindes besessen, alle Taktiken und Manöver, die ihm hätten durch den Kopf gehen können, kombiniert mit größerer Stärke und ein paar zusätzlichen Tricks. Sie hatte sogar ein eigenes, dunkles Masterschwert besessen, erschaffen von Ganondorf höchstpersönlich. Und doch war es dem Balg gelungen, sich selbst zu besiegen ohne ernsthafte Verletzungen. Nichts.

Der Schattentempel. Wenn Ganondorf angenommen hatte, dass allein die Monster und vielen Fallen des Tempels einen geistig Zehnjährigen abschreckten, dann hatte er sich geirrt. Aber dass nicht einmal Bongo Bongo, der für das bloße Auge sogar beinahe unsichtbar war, etwas gegen Link hatte ausrichten können… nun, es war unerwartet gewesen.

Und schließlich der Geistertempel. Der eigentliche Grund, für Ganondorfs Besorgnis. Die anderen Gegner waren Strohpuppen gewesen. Monster, die er erschaffen oder benutzt hatte um den angeblichen „Helden der Zeit“ zu vernichten. Für diesen Tempel hatte er jedoch seine beiden besten Magierinnen ausgesandt. Und sie waren gescheitert. Ausgelöscht, von einem einfachen Hylianer!

Er öffnete seine Augen wieder. Nein, dieses Mal konnte er sich nicht auf jemand anderen verlassen. Er musste den Jungen selbst konfrontieren und töten. Etwas, was er bereits vor sieben Jahren hätte tun können, nein, tun sollen! Doch war er hochmütig gewesen, hatte angenommen, dass so jemand niemals zu einer Bedrohung würde heranwachsen können.

Und die Auswirkungen dieser Entscheidung waren ihm inzwischen schmerzlich bewusst geworden. Er konnte beinahe spüren, wie sich jemand diesem Raum näherte. Das Triforce der Kraft auf seiner rechten Hand kribbelte ungeduldig. Bald waren alle drei Fragmente vereint. Und in diesem Augenblick würde etwas Großes geschehen. Was genau, das wusste nur das Schicksal selbst, aber etwas würde sich verändern.
 

Nur wenig später - Ganondorf maß die Zeit nicht, aber es waren höchstens ein paar Stunden - hörte er es schließlich. Das verhängnisvolle Öffnen der Tür zu diesem Raum, trotz der Musik unüberhörbar. Link war angekommen, die Entscheidung würde bald getroffen werden.

Er stoppte sein Spiel, zum ersten Mal seit seine Finger die Tasten seiner Orgel berührt hatten, und erhob sich langsam. Die entstandene Stille war beinahe erdrückend, doch würde sie nur von ihm selbst durchbrochen werden können, hatte es sich während seiner Beobachtungen heraus gestellt, dass der sogenannte „Held“ Hyrules nicht einmal in der Lage war, einen einzigen Satz zu formulieren. Ein stummer Held, lächerlich.

Ohne auch nur die geringste Regung im Gesicht, die seine wahren Gedanken offenbaren würde, drehte er sich um und musterte den Jungen abschätzig. Kurze, blonde Haare umrahmten das immer noch viel zu jung wirkende Gesicht. Seine grüne Kleidung war an einigen Stellen zerrissen, an anderen verbrannt, aber seine Haltung verriet, dass die Wunden nicht groß genug waren, um ihn ernsthaft zu behindern. Und dann dieser Blick, den die großen, azurblauen Augen inne hatten. Pure Entschlossenheit.

Ganondorf hasste ihn. Den Blick, den Jungen… alles. Nichts so simples, wie ‚Oh, du willst meine Pläne vereiteln? Ich hasse dich!‘, sondern tiefgehender Hass, der seine gesamte Existenz nährte. Bereits seit er den Jungen vor sieben Jahren zum ersten Mal gesehen hatte. Und er wusste auch warum. Aber das war jetzt nicht wichtig, das Einzige was zählte war das Triforce.

Sie standen sich noch etwas länger schweigend gegenüber, bevor er zu sprechen begann. Es blieb nicht viel übrig, was er sagen konnte, dennoch konnte er nicht anders, als der Überraschung, dass ausgerechnet diese beiden Hyruler die anderen Teile des Triforces besaßen, Ausdruck zu verleihen. Wenngleich seine Pläne es natürlich vorsahen, dass keiner der Beiden noch lange Besitzer eines der Fragmente sein sollte.

Er nutzte seine Macht um die nervige Fee, die Link ständig begleitete, außer Gefecht zu setzen. Und schließlich hieß es Mann gegen Mann. Es war ein langer Kampf, einer um Leben und Tod. Keiner würde aufgeben, die weiße Fahne schwingen, für beide ging es hier um Alles oder Nichts. Trotz seiner anfänglichen Bedenken würde Ganondorf für ‚Alles‘ streben. Er war so nah dran. Wenn nur dieser Junge verschwinden würde…!
 

Und doch… am Ende war er unterlegen. Ein Schnitt des Masterschwertes, tief genug, um ihn schnell umzubringen. Das konnte er so nicht zulassen. Wie konnte so ein schwächlicher Hylianer ihn besiegen? Er war der König der Gerudo!

Aber er wusste eines: Wenn er untergehen würde, dann würde er die beiden Kinder mitnehmen. Mit der Kraft seines Triforce-Fragmentes beschwor er ein Erdbeben, groß genug um sein Schloss und alles was sich darin befand zu vernichten.

Doch selbst als sein einstiges Schloss in Trümmern lag, er selbst unter ihnen begraben, spürte er die Macht der anderen Fragmente des Triforces noch unverändert stark. Wut kochte in ihm nach oben. Was hatten diese zwei, dass ihnen das Schicksal so hold war? Wieso sollte Hyrule nicht ihm gehören?

Auch, wenn sein Körper mit Wunden übersät war erhob er sich noch einmal aus den Trümmern, während das Triforce der Kraft strahlte, von seiner Wut genährt. Er konnte nicht verlieren. Nicht so.

Er spürte, wie sich der Hass, der genau wie Blut durch seinen Körper strömte, zunahm, ihn veränderte. Seine Wunden heilten, er wurde größer… stärker… besser! Und auch sein Hass wurde stärker, verwandelte sich mithilfe des Triforce-Fragments in Waffen, womit er Link sein Masterschwert aus der Hand schlug. Zum ersten Mal sah er etwas ähnliches wie Angst in dessen Augen. Süße Angst, die er schon so oft gesehen hatte. Er würde den Jungen vernichten, den Ausdruck dieser Angst genießen, bis sich nie wieder irgendein Ausdruck auf dem jungen Gesicht würde spiegeln können!

Mit diesen Gedanken stürzte er sich in den Kampf. Und dieses Mal war er es, der dem Hylianer schwer zusetzte. Mit jeder Verletzung, die er ihm zufügte, verspürte er tiefe Genugtuung und den Wunsch, es eine weitere werden zu lassen, endlich den finalen Schlag zu setzen, war seine eigene Panzerung doch undurchdringlich.

Aber am Ende… am Ende spürte er nur noch einen stechenden Schmerz, etwas, was er so in seinem Leben noch nie gespürt hatte. Allen Verletzungen zum Trotz hatte Link einen Weg gefunden, ihm zu schaden. Und nicht nur das, obwohl sein Hass den Schmerz zum Teil verschleierte und er immer weiter auf den Jungen einschlug, so waren es seine letzten Angriffe. Der Andere hatte, scheinbar mit Hilfe der Prinzessin, sein Schwert zurück bekommen und schließlich den entscheidenden Schlag setzen können.

Er war nicht tot… er wusste, dass er nicht würde sterben können. Nicht komplett. Aber er war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen, hörte dafür umso deutlicher die Beschwörung, von der er wusste, dass sie ihn verbannen würde, für lange Zeit. In ein Schattenreich, fernab von Hyrule, sodass er keine Bedrohung mehr darstellen würde.

„Ich verfluche euch…! Solange ich das Fragment der Kraft besitze… werde ich zurück kehren!“ Die Worte waren nicht laut, aber er wusste, dass sie Link erreicht hatten, als dieser in seine Richtung blickte. „Eines Tages werde ich dieses Siegel brechen. Mein Hass wird für immer andauern und euch verfolgen… so, wie ich es damals geschworen habe.“

Die Art, wie der Hylianer erstarrte - auch, wenn er es nur noch verschwommen wahrnahm, da seine Sicht mit jeder Sekunde schlechter wurde - verriet ihm, dass dieser genau wusste, wovon er sprach, dass die Erinnerungen seiner Vergangenheit auf ihn über gegangen waren: Der Gerudo war nichts anderes als purer Hass, dem ein Körper gegeben wurde. Geschaffen durch einen Fluch, den der Todbringer persönlich gesprochen hatte. Er, Ganondorf, würde immer wiederkehren und die beiden Hylianer so lange jagen, bis er Erfolg haben würde. Er würde sie auslöschen, und wenn es noch tausend Jahre dauern würde. Das hatte der Todbringer sich geschworen. Und Ganondorf würde es ausführen.

„Ich komme wieder… du weißt es. Und dann wirst du sterben.“

Damit schlossen sich seine Augen, als auch der Rest seines Seins verschwand, verbannt aus Hyrule und doch mit der Gewissheit, eines Tages zurückkehren und sein Werk vollenden zu können…

Er war Ganondorf, König der Gerudo und Träger des Hasses des Todbringers, und er würde Link zu Fall bringen, so, wie dieser es heute mit ihm getan hatte. Seine Tage waren bereits gezählt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pokerface
2012-10-23T16:12:09+00:00 23.10.2012 18:12
Oh, meine Geschichte ist ja schon da <3 :D
Auf der Arbeit ist eh nichts los, da konnte ich sie schön noch einmal lesen und kommentieren :)

Alsooo... Ja, ich habe mich sehr gefreut, vielen Dank dafür! Mit The Legend of Zelda hab ich gar nicht gerechnet. Ich hab jetzt schon bei so vielen Aktionen mitgemacht und noch nie eine Zelda-FF bekommen, das gibts ja nicht. Aber! Jetzt kann ich das ja auch abhaken! :)
Und wie ich jetzt wieder Lust habe, ein Zelda zu spielen! Was du schon wieder mit mir anstellst.
Jedenfalls gefällt mir der Blick hinter die Fassade und deine Interpretation von dem, was Ganondorf in diesem alles entscheidenden Moment durch den Kopf geht. Das ist dir wirklich gelungen. Ich mag ja das Ende von Ocarina of Time sowieso unglaublich gerne, einer der vielen Gründe warum ich es immer wieder durchspiele :)
Vom Manga habe ich wirklich nur den ersten Teil gelesen, irgendwie hat er mir nicht zugesprochen, keine Ahnung wieso. Lohnt es sich, ihm nochmal eine Chance zu geben? Und was ist denn jetzt die Beziehung zu Volvagia? :O

Naja, auf jeden Fall hab ich mich sehr gefreut, vielen Dank!


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