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BF - Yoshikis neues Hobby

von

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Es war ein Tag wie so viele. Die Sonne stand am Himmel, lugte hin und wieder zwischen den Wolken hervor und tauchte den Rasen in ein wildes Muster aus Schatten und Sonne. Die Uhr zeigte auf halb drei nachmittags, das Thermometer behauptete, dass es angenehme 23°C waren. Doch all das interessierte Yoshiki nicht. Nicht, wenn er mal wieder von seinen Ärzten zum Rumsitzen verdonnert war. Sein Blick wanderte zu seinen Händen. Er durfte die Schienen nicht abnehmen. Für zwei ganze Wochen nicht. Aus Frust hatte er zuvor versucht, mit den Schienen ein wenig zu spielen – und dann doch lieber aufgehört. Es klang nicht so, wie er wollte. Nur die Fingerübungen hatte er dann durchgezogen. Doch was sollte er mit seiner Zeit anfangen?

„Sogar meine Notenblätter haben sie mir genommen“, lamentierte er leise und beschloss, etwas zu schwimmen. Da musste er zwar die Schoner abnehmen, aber er konnte nicht einfach nur herumsitzen und absolut gar nichts tun. Kurz tippte er auf sein Telefon, doch keine Nachrichten, keine Anrufe. Von dem Vorrat an Badetüchern nahm er sich eines und strippte, um sich im kühlen Nass zu tummeln. Wieviele Bahnen er zog, zählte er nicht. Es war unwichtig. Er hatte alle Zeit der Welt – und nichts zu tun. Erschöpft hing er an der Stiege aus dem Pool und rang um Atem. Vielleicht hatte er es etwas übertrieben. Doch zumindest fühlte er sich besser und krabbelte zu dem blubbernden Whirlpool. Das entspannte sicherlich. Und das sollte er ja laut seinen Ärzten: Sich entspannen.
 

Gut gar gekocht wickelte sich Yoshiki in ein Badetuch und überlegte, was er sich zu essen bestellen sollte. Oder doch lieber ausgehen? Als sein Blick auf die Rosen fiel, entschied er sich spontan für ein Restaurant. Die Blumen brauchten Dünger. Den konnte er dann direkt auf dem Heimweg mitnehmen und den Blumen danach geben. So tat er etwas Sinnvolles. Er zog sich an und seufzte, weil ihm einfiel, dass er dann wohl den Gärtner anrufen musste.

„Hoffentlich habe ich die Nummer eingespeichert“, murmelte er halb in seine Pants geschlüpft vor sich hin und tippte sich durch die Masse an Einträgen. Manchmal wünschte er sich eine bessere Suchfunktion. Möglicherweise brauchte er auch einfach nur ein neueres Telefonmodell. Glücklich drückte er auf die Wahltaste und ließ das Telefon klingeln, als er mit dem zweiten Bein in seine Pants stieg und diese dann über seinen Hintern zog.

„Gartengestaltung Woodland and Summers. Was kann ich für Sie tun?“, begrüßte ihn eine weibliche Stimme und Yoshiki wurde rot, obwohl sie ihn sicherlich nicht durch das Telefon sehen konnte.

„Äh, ja, Guten Tag. Hayashi hier.“ Er hüpfte auf einem Bein herum und kämpfte mit einer widerwilligen Socke. „Ich müsste meine Rosen wohl düngen. Könnten Sie den Dünger zusammenstellen, dass ich nachher nur abholen muss? Und eine Anleitung vielleicht, damit ich weiß, wie viel?“ Er schlüpfte in ein T-Shirt. „Und ich hätte gern etwas Vorrat.“

„Natürlich. Ich werde es sofort weiterleiten. Wann werden Sie es abholen?“

„In zwei, drei Stunden vielleicht.“ Woher sollte er das so genau wissen? War er Koch und wusste, wie lange es dauern würde? Nein.

„Gut. In zweieinhalb Stunden sollte Ihre Bestellung bereitstehen. Wir freuen uns, dass Sie uns weiterhin treu sind.“

„Bis dann.“ Wer kannte denn sonst seinen Garten so gut, dass er wusste, wie viel Dünger er brauchen würde? Also wirklich. Was dachte die sich denn? Kopfschüttelnd schlüpfte Yoshiki in ein gemustertes Hemd und entschloss sich, die Knöpfe einfach mal nicht zu schließen. Dafür griff er sich seine Schienen und legte sie an. Einen passenden Gürtel, bequeme Schuhe, eine relativ unauffällige Sonnenbrille, ein paar Accessoires und ein Halstuch. Letzteres weniger wegen kühlem Wind als eher wegen der Narbe der OP. Er fühlte sich ohne Tuch, ohne Möglichkeit diese zu verstecken einfach nicht so gut wie ohne.
 

Das Essen verlief ereignislos – außer dass er Bekannte traf, was ihn jedoch nicht verwunderte. Er traf fast immer jemanden. Gut gelaunt und fröhlich die Musik aus seinem Autoradio mitkrähend fuhr er zu dem Landschaftsgestalter, um seinen Dünger abzuholen.

„Ah, Herr Hayashi!“ Ein strahlender, untersetzter Mann kam ihm entgegen. „Wie schön Sie zu sehen. Ihre Bestellung ist fertig und kann bei Bedarf sofort verladen werden.“

„Ich bräuchte eine Decke, damit mein Kofferraum nicht so dreckig wird. Und haben Sie auch Gartenbekleidung? Es wäre schon sinnvoll, wenn ich etwas Passendes hätte, um auszuladen und den Dünger zu verteilen.“

„Aber natürlich. Kommen Sie! Kommen Sie!“

Die Farbenvielfalt erschlug Yoshiki regelrecht. Er wählte daher ein einfaches Grün – weil das für ihn am logischsten schien als Wahl für eine Gartenlatzhose – und schwarze Gummistiefel.

„Benötigen Sie noch ein Holzfällerhemd dazu?“ Die Frau himmelte Yoshiki an, was ihn verlegen machte. Er wollte doch nur einkaufen. Ganz in Ruhe, wie ein normaler Sterblicher.

„Öhm, sind die besonders?“

„Sie sind warm. Aber als Hemden kann man sie offen lassen oder die Ärmel bequem öffnen an den Manschetten. Gegebenenfalls sogar hochkrempeln.“

Es war nicht leicht, der Ausführung zu folgen, wenn dieses nervöse Kribbeln in seinem Rücken ihm mitteilte, dass die Frau ihn noch immer beobachtete.

„Hm, ja… eines in Rot?“ Dann hatte er eines und gut. Schaden konnte es nicht.
 

Gerade wollte er in die Einfahrt zu seinem Grundstück einbiegen, als das Handy klingelte und er sich fragte, wo er es hingesteckt hatte, da es so dumpf klang. Schulterzuckend öffnete er das Tor mit der Fernbedienung, fuhr hindurch und fand sein Handy unter den Gartenklamotten, die er gekauft und auf den Rücksitz befördert hatte.

„Hm? Toshi?“ Mit ein paar Tastendrückern hatte er einen Rückruf gestartet und lauschte dem Tuten, während er schon seine Sachen auf den Arm schaufelte, nahm Toshi ab. „Hey To-chan! Entschuldige, mein Handy lag auf der Rückbank. Was gibt’s?“

„Ich wollte mit dir reden. Wo warst du denn?“ Toshi klang besorgt.

„Deyama Toshimitsu, bitte verhalte dich nicht wie meine Mutter, ja? Ich war essen und dann habe ich etwas für meinen Garten mitgenommen. Die Rosen brauchen etwas Dünger und naja… wenn ich schon da vorbeifahre…“

„Hayashi Yoshiki, ich müsste mich nicht wie deine Mutter verhalten, verhieltest du dich nicht wie ein verzogener Bengel“, ging Toshi auf das Spiel ein, was Yoshiki lachen ließ.

„Nein. Ich hatte das Handy nur wirklich auf der Rückbank.“ Er ging ins Haus und holte sich etwas zu trinken. „Und wie geht’s dir? Alles okay?“

„Ja. Mir geht’s wirklich wieder viel besser, nur gerade weiß ich nichts mit mir anzufangen. Ich könnte theoretisch alles tun, aber ich kann mich nicht entscheiden.“ Ein langes Seufzen drang durch das Telefon, das Yoshiki ein unzufriedenes Gesicht ziehen ließ.

„Ich darf nichts tun. Und ich weiß nichts mit mir anzufangen. Ich habe sogar angefangen, die Bücher zu lesen, die ich geschenkt bekommen habe. Liebesromanzen, Fachbücher.“

Toshi keuchte.

„Du scherzt!“

„Nein. Mir ist langweilig. Tödlich langweilig, Toshi. Also heiße ich derzeit jede Abwechslung willkommen.“

Sie unterhielten sich noch ein wenig, ehe Toshi sich nicht mehr wachhalten konnte.
 

Gut gelaunt zog sich Yoshiki um, band sich ein Kopftuch um und ging in seinen Garten, um den gekauften Dünger zu verteilen. Säckchen um Säckchen verteilte er und schwitzte in der warmen Sonne. Nebenbei stutzte er die Sträucher ein wenig und nutzte auch das Gartenhäckchen, das er im Raum gefunden hatte, das der Gärtner normalerweise nutzte, war fleißig in Gebrauch.

„Oh… mein Kreuz!“, stöhnte Yoshiki am Abend, als er sich in den Sessel fallenließ und das Tuch vom Kopf zog. Er fühlte sich gut, nur völlig erledigt. Das war anstrengender als alles, was er bisher gekannt hatte. Wie sollte er es ins Obergeschoss schaffen, um ins Badewasser zu gleiten? Geschweige denn wieder heraus, um etwas zu essen. Schlaff suchte er nach dem Telefon, um einen Bringdienst zu beauftragen. Danach hatte er sich hoffentlich so weit erholt, dass er nach oben kam und in die Badewanne.
 

Als sein Manager am nächsten Tag kam, war der verwundert, Yoshiki schlafend vorzufinden. Speziell, da um dessen Bett unbekannte Kleidung lag, die sehr nach einer Gartenlatzhose aussah. Neugierig hob er sie hoch und hörte dann ein unwilliges Brummen vom Bett und eine Hand, die die Hose sofort aus der des Managers zog.

„Was soll das? Was wollen Sie hier? Ich darf nicht arbeiten, also kann ich in Ruhe schlafen!“ Und das hatte Yoshiki wie ein Stein getan, bis er jetzt aus dem Schlaf gerissen worden war.

„Ich wollte nach Ihnen sehen, Yoshiki. Sie sind ja gar nicht ans Telefon gegangen.“

„Ist aus. Wollte schlafen.“ Und er hatte nichts gehört. Warum auch? Er hatte geschlafen. Gut geschlafen – bis der Kerl auftauchte. „Was nun? Ich darf nicht arbeiten.“ Dann wollte er seinen Manager auch nicht sehen.

„Es scheint Ihnen ja hervorragend zu gehen. Das freut mich.“

„Wenn das alles ist, können Sie ja wieder verschwinden.“ Yoshikis Struwwelmähne erschien aus der Bettdecke. „Los!“ Er hätte sonst wohl erklären müssen, wie die Erde unter seine Fingernägel kam. Das war das letzte, was er wollte.

„Ich hoffe, sie arbeiten zumindest im Geiste weiter an den Stücken.“

„Mhm. Wenn ich Muse habe.“ Aber derzeit war die Gartenarbeit interessanter. Er kroch aus dem Bett, schlang sich seinen Morgenmantel um und folgte dem Manager in den Küchenbereich.

„Brauchen Sie Kaffee?“

„Ich will meine Ruhe. Ich habe wunderbar geschlafen, bis Sie mich geweckt haben.“ Und das machte Yoshiki grummelig. Er hätte zu gern weitergeschlafen. Die Träume waren angenehm und er fühlte sich wirklich gut. Er hatte Lust, einige Bahnen in seinem Pool zu schwimmen – und dafür musste der Manager weg. Offiziell durfte er nicht. Und daher sollte sein Manager auch nichts davon wissen. Allerdings wollte er weder völlig aus der Übung kommen, noch auf alles verzichten, was ihm Spaß machte.

„Dann ist ja gut. Ich habe Ihnen aufgeschnittenes Brot und Belag mitgebracht. Einen schönen Tag!“ Damit verschwand der Manager dann Hals über Kopf und Yoshiki war froh, dass er endlich wieder allein war. Gesellschaft war angenehm, aber doch bitte so, dass er selbst entscheiden konnte, wer. Über das Essen freute er sich dennoch sehr. Natürlich hatte er mal wieder völlig vergessen, einzukaufen.

Kurz darauf lag Yoshiki in seinem Pool und genoss das kühle Wasser, eine Melodie summend, die er wohl später aufschreiben würde. Dann hatte sein Manager auch wieder etwas. Also wären sie beide zufrieden. Lächelnd tauchte er unter und schwamm ein paar Bahnen, ehe er sich am Rand hochzog und auf der Sonnenliege gemütlich trocknete in der Sonne.

„Wie schön wäre es, wenn ich einfach nur hier liegen könnte“, murrte er, als sein Telefon klingelte und er seufzend in den Bademantel schlüpfte, um das Gespräch entgegenzunehmen. „Wenn es um Arbeit geht, ich darf nicht!“

„Na das wird dich doch nicht aufhalten!“, lachte ihm Sugizo entgegen. „Aber du klingst genervt, alles okay bei dir?“

„Ich darf nicht arbeiten, aber mein Manager ist immer wieder da. Es stört.“ Und das meinte er nicht einmal böse. Er wollte einfach nur seine Ruhe. Und das bitte wirklich. Nicht immer wieder unterbrochen von anderen, die ihn mehr oder weniger aufheitern wollten.

„Hast du nächste Woche Zeit? Ich bin in LA dann und wir können uns treffen.“

„Klar. Vorgewarnt immer gern.“ Yoshiki lachte leise und machte es sich gemütlich. „Gehen wir essen? Ich brauche mal wieder was Richtiges. Allein macht es nicht halb so viel Spaß.“

„Solang du kein völlig überteuertes Sternerestaurant nimmst.“ Sugizo klang zweifelnd.

„Ich wäre eher für ein kleines, gemütliches Restaurant irgendwo im Hintergrund. Ich kann’s auch gern komplett reservieren.“

„Untersteh dich! Ich will das vernünftig haben und nicht so steril, personenlos.“ Lachend wartete Sugizo auf eine Reaktion, doch die blieb aus. „Yoshiki?“

„Es regnet. Das ist doof.“

„Hä?“

„Ich mag grad keinen Regen. Ich will Sonne.“ Dann konnte er in den Garten und weiterarbeiten.

„Seit wann interessiert dich das?“

„Seit ich nichts zu tun habe.“ Yoshiki zog einen Block Notenblätter heran und notierte die Noten, die ihm durch den Kopf schwirrten. „Wenn es schön ist, kann ich in den Park gehen und Fotos machen.“

„Dir muss ja wirklich stinklangweilig sein.“

Augenrollend ließ Yoshiki das unkommentiert.

„Meldest du dich, wann du hier ankommst? Ich glaub, ich geh einkaufen.“

„Klamotten oder Nahrung?“

„Manager hat Brot und Belag hergebracht vorhin. Ich schau mal, was ich so finde.“ Vielleicht eine Kamera. Oder ein Fahrrad? Eigentlich konnte er sich ja mal wieder ein Motorrad anschauen.

„Gut, dann bis nächste Woche. Ruf Toshi bitte mal an. Der macht sich schon Sorgen.“

„Glucke. Ich schreib ihm was. Auf Telefon habe ich nicht so die Lust.“

„Mir egal, Hauptsache, er nervt mich nicht mehr. Bis nächste Woche dann, ich muss hier noch was regeln.“

„Bis dann, Sugizo.“ Irgendwie erleichtert legte Yoshiki auf. Es war schon angenehm, dass er jetzt so viel freie Zeit hatte, aber andererseits störte es ihn sehr, dass er so gar nicht wusste, was er mit seiner Freizeit anfangen sollte. Deswegen wurmte ihn auch das Wetter, das so schnell umgeschlagen hatte. Es hätte, wenn es nach ihm ginge, gut noch einige Stunden sonnig und trocken sein können. So zog er sich eben unwillig an und fuhr los, um zu schauen, ob er entweder eine Kamera oder ein Motorrad fand, das seinen Geschmack traf.
 

***
 

So verstrich die Zeit, Yoshiki langweilte sich, bis er am Dienstag der folgenden Woche gerade eine Lilie einpflanzte.

„Verdammt, wo steckt er denn? Das Haus ist doch offen!“

Yoshiki erstarrte. Das war Toshis Stimme. Was machte Toshi hier? Was wollte der Sänger von ihm? Er war doch gar nicht angekündigt! Heiß und kalt lief es ihm den Rücken hinunter. Toshi durfte davon nichts wissen, nur verstecken konnte er sich auch schlecht.

„Gärtner?“, rief Toshi in Ermangelung des Wissens, wer dort saß. „Hast du Yoshiki gesehen?“

Hastig schüttelte Yoshiki den Kopf und betete im Stillen, dass Toshi nicht näher kam.

„Du bist hier allein?“, kam schon die nächste Frage, auf die Yoshiki nickte. Er konnte doch nicht einfach seine Tarnung aufgeben! Toshi würde es den Ärzten sagen und die würden sonstwas tun!

„Sag Yoshiki, er soll mich anrufen, ja?“, meinte Toshi zu dem vermeintlichen Gärtner und murmelte zu sich selbst: „Zu weit kann er ja nicht sein. Vielleicht joggt er ein wenig.“

Yoshiki selbst starb innerlich tausend Tode. Er konnte doch nichts sagen! Das war sein großes Geheimnis! Er sollte wirklich die Schlösser auswechseln lassen. Und abschließen. Und überhaupt. Er lief ins Haus und zog sein Handy hervor. Vielleicht konnte er Toshi damit ablenken. Andererseits… so schnell sollte er ihn wohl lieber nicht zurückrufen. Dann musste er nämlich erklären, warum er wusste, dass er Toshi anrufen sollte.

„Mist, verdammter.“ Also gönnte sich Yoshiki frische Sportkleidung und wusch die verräterischsten Spuren der Erde aus Gesicht und von den Händen, ehe er das Handy einsteckte und seinen Schlüssel suchte. Gut gelaunt zog er seine Laufschuhe an und schloss das Tor hinter sich. Von innen kam man ja immer heraus, nur von außen herein war schwierig. Aber das war ja auch gut so. Fröhlich eine Melodie summend lief er los und war kurz darauf völlig in seine Welt versunken. Toshi war vergessen, das Handy in der Hose war vergessen. Gerade zählte nur das Laufen und die Befriedigung, die er darüber empfand, sich zu bewegen. Deshalb schreckteer auch sehr zusammen, als das Handy in seiner Hose zu klingeln anfing.

„Yo-chan! Wo treibst du dich rum?“

Yoshiki verstand kaum, was Toshi sagte, da er an einer Kreuzung stand.

„An der Kreuzung…“

„Das höre ich. Ich meine, wo du bist!“

„Unterwegs? Warum? Du solltest doch in Tokyo sein.“

„Bin ich aber nicht. Ich bin in L.A. und du bist nicht da.“

„Naja, schon in L.A.“, grinste Yoshiki und lief weiter. „Nur nicht zuhause oder im Studio. Aber was machst du hier?“ In dieser Straße war es etwas ruhiger und daher Toshi auch besser zu verstehen. „Immerhin lebst du nicht hier.“

„Ich wollte dich besuchen, da deine Mail so nach einem Hilfeschrei klang für mich. Aber das kann ich wohl ins Land der Märchen schieben, wenn du so unterwegs bist.“

„Wie soll ich auch wissen, dass du mich überfallen willst? Ich mag auch nicht die ganze Zeit zuhause sitzen und nichts tun.“ Er saß lieber im Garten und jätete Unkraut, grub Beete um, pflanzte Blumen… Das nahm ihm doch niemand ab!

„Meistens erwischt man dich trotzdem zuhause.“ Ein schmollender Toshi. Na großartig. Oder vielleicht auch nicht schmollend, sondern etwas eingeschnappt, weil Yoshiki nicht genau planbar war.

„Ja. Meistens. Aber eben nicht immer. Ich würde gern noch weiterjoggen. Treffen wir uns später?“

„Ich komm zu dir.“ Dann hatte Toshi auch schon aufgelegt und Yoshiki starrte verdutzt den Apparat an. Was sollte das denn jetzt? Warum reagierte Toshi so eigenartig?
 

Das Verderben, das Yoshiki nicht kommen sah, erwartete ihn in seinem Haus. Dort saßen Sugizo und Toshi – über seine Gartenhose gebeugt im Wohnzimmer, als Yoshiki zurückkehrte.

„Hey.“ Sicherlich stank Yoshiki regelrecht. Aber er fühlte sich auch pudelwohl. Das mussten Toshi und Sugizo jetzt wohl aushalten.

„Hallo.“ Unsicher sah Sugizo Yoshiki an und dann zu der Hose. Toshi war weniger diplomatisch.

„Du hast dir vorhin mit mir einen Spaß erlaubt!“

„Ich habe mir gar keinen Spaß erlaubt.“ Zumindest hatte er es nicht als Spaß gesehen. Eher als halben Herzinfarkt.

„Du hast dich für deinen Gärtner ausgegeben!“

„Ich habe mich für niemanden ausgegeben. Das habe ich in meinem Haus nicht nötig.“ Was konnte er denn dafür, dass Toshi ihn nicht erkannt hatte?

„Aber… du warst das doch vorhin, der Mann im Garten.“ Verwirrt strich sich Toshi die Haare zurück und sah dann auf Yoshikis Hände, wo unter den Fingernägeln noch die Erde aus dem Garten klebte.

„Und wenn?“ Die Situation behagte Yoshiki gar nicht. Er wollte dort weg. Warum hatte er ein Geheimnis haben wollen? Es klappte doch ohnehin nie.

„Ich will nur wissen, warum du mir nicht vertraust, wenn. Mensch Yoshiki. Wir kennen uns seit Kindertagen. Warum willst du mir etwas vormachen?“

„Will ich gar nicht. Aber wenn ich das täte, wüssten meine Ärzte auch sofort alles und das will ich nicht.“

„Moment mal“, schaltete sich Sugizo ein. „Deine Ärzte sagen dir, du sollst dich ausruhen und du fängst mit Gartenarbeit an?“

„Eigentlich wollte ich nur die Rose abschneiden. Dann fehlte Dünger und so kam eins nach dem anderen.“ Die Fassade war gefallen, also konnte Yoshiki auch gleich alles zugeben. „Es macht Spaß – und es ist besser als körperlicher Ausgleich als Schlagzeug – zumindest für meinen Hals.“ Jetzt musste er stolz lächeln.

„Zumindest spielst du nicht das auch noch heimlich!“

„Nein. Das tue ich nicht.“ Verlegen pulte Yoshiki etwas von der Erde unter seinen Nägeln hervor. „Ich gehe duschen.“

„Das hast du nötig.“ Sich die Nase zuhaltend grinste Sugizo. „Du stinkst ziemlich.“

„Danke für die Blumen. Ich habe was für mich getan. Und für meinen Garten.“

Als Yoshiki die Treppe erklommen hatte und man das Wasser der Dusche rauschen hörte, sahen sich die beiden anderen Musiker an.

„Yoshiki? Gartenarbeit? Habe ich irgendwas verpasst, Toshi?“

„Ich bin mindestens ebenso baff wie du, Sugizo. Aber ich bin ehrlich froh, dass es nichts Schlimmeres ist. Stell dir vor, er würde schlammcatchen!“



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