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Die Geschichte von Tonys erstem Geburtstag mit den Avengers... und Loki

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Die Geschichte von Tonys erstem Geburtstag mit den Avengers... und Loki

Anthony Edward Stark.

Kurz: Tony Stark.

Genie. Milliardär. Playboy. Philanthrop.
 

Was schenkt man jemandem zu seinem Geburtstag, der eigentlich schon so gut, wie alles hat?
 

Die Jahre über hatte Tony immer eine Parade gekriegt. Konfetti, Musik, seine Name in riesigen Leuchtbuchstaben. Das volle Programm.
 

Aber jetzt, wo sein Tower, sein Baby, vollbesetzt war, mit fünf weiteren Leuten, die alle unter irgendwelchen verschiedenen Störungen litten – angefangen von gespaltener Persönlichkeit, bis hin zu fast hundertjährigen Jungfrauen – und bei Gott, es sollte lieber keiner fragen, was Coulson und Fury hier verloren hatten – gab es gar nichts mehr.
 

Kein Konfetti. Keine Musik. Keine Frauen.

Nicht ein mal einen verdammten Kuchen hatte er vorgefunden!

Dabei mochte er Kuchen...
 

Nachdem J.A.R.V.I.S. ihn auf mehr oder minder freundliche Weise geweckt hatte und sich sogar dazu anschickte, ihm zu befehlen, er solle ins Hauptquartier gehen, war Tony wirklich am überlegen, den britischen Sarkasmus von ihm, gegen etwas mehr Siesta-Feeling um zu tauschen.
 

Doch schließlich konnte man auch ihn mit koffeinhaltigem Kaffee ködern. Seid er mit Bruce unter einem Dach wohnte, gab es entweder nur entkoffeinierten Kaffee, oder dieses Kräuterwasser, das sich Tee schimpfte.
 

Als er das Hauptquartier, welches sich im 10. Stock des Avengers-Tower befand, betrat, schlug ihm schon sofort der himmlische Geruch nach Kaffee entgegen. Das leise Surren der Maschine drang an sein Ohr. Wäre er jetzt noch in seinem Bett, wäre es fast ein perfekter Morgen – wobei fast auch schon reichlich übertrieben war.
 

Und der Morgen hätte eigentlich so schön ruhig weiter gehen können, doch da drang dieses fachmännische Räuspern zu ihm durch und ein argwöhnisches, bis nahezu gebieterisches: „Mister Stark“, folgte ihm direkt auf dem Fuße.
 

„Anwesend“, grummelte der Angesprochene nur und kippte sich etwas von dem schwarzen Gebräu in eine Tasse mit seinem Firmenlogo darauf und stellte die gläserne Karaffe zurück in den Automaten.

„Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede“

Da klang jemand aber sehr erfreut darüber, ihn zu sehen. Tony presste die Lippen aufeinander und graste die schmale Tafel schon nach ein wenig Scotch ab, mit dem er seinen Kaffee punchen konnte.
 

Hey, er hatte Geburtstag, da durfte er das.
 

Dummerweise befand sich jedoch keiner im Hauptquartier. Notiz: Minibar einbauen. Kurz verdrehte er die Augen und korrigierte seine gedankliche Notiz mit dem Zusatz, die Bar vor nordischen Göttern zu sichern.

Seid Thor hier aufgeschlagen war, ging sein Bier schneller zur Neige, als er es nach kaufen konnte.
 

Mit einem Seufzen drehte Tony sich schließlich zu Fury um, an dessen Seite ebenfalls Agent Coulson stand und wartete nur darauf, sich seine Strafpredigt anzuhören.

Der S.H.I.E.L.D.-Direktor tauschte einen kurzen Blick mit dem Agenten aus und wandte sich schließlich wieder an ihn: „Wir haben einen neuen Auftrag, der die speziellen Fähigkeiten von-“
 

„Nope“, Stumpf ist Trumpf. Tony unterbrach ihn und ließ ihn dann nicht ein mal ausreden: „Ich hab heute Geburtstag, keine Aufträge für mich“

„Aber-“

Er ließ kein einziges Wort mehr zu sich durchdringen und fuhr langsam aber sicher zu Hochtouren auf. Als wenn er Fury herausfordern wollte, streckte Tony die Arme aus und etwas von dem Kaffee schwappte über den Rand der Tasse.
 

„Ich habe heute Geburtstag. Ich habe bis jetzt keinen Kuchen gesehen, nicht mal den Sekt zum Anstoßen. Ich will eine Party, meinen Namen in riesigen, leuchtenden Lettern, eine Parade! Ich will-“

„Keine Parade für dich“

Es brauchte einige Sekunden, bis das Geburtstagskind die Worte realisierte und mit einer Mischung aus Enttäuschung und Missverständnis in der Miene, drehte er sich wieder zum Direktor um.
 

Es war erstaunlich, wie schnell sich der Spieß drehen konnte und nun redete Fury auf ihn ein wie wichtig dieser Auftrag doch war und das selbst Stark sich nicht vor seinen Pflichten als Iron Man drücken konnte.

Er nahm einen kräftigen Schluck von dem koffeinhaltigen Gebräu und hoffte, dass es dadurch ein wenig besser werden würde, fasste neuen Mut, um noch ein mal auf sein eigenes Anliegen zurück zu kommen.
 

„Aber, die Parade-“

„Keine Parade für dich, Motherfucker!“, er brüllte ihm die Worte entgegen, einhergehend mit einem kräftigen Schlag auf den Tisch, sodass dieser unter der Wucht erbebte.

„Sir, ich denke-“, versuchte nun auch Coulson sich mit einzumischen, doch Fury, so aufgebracht, wie er jetzt war, rief immer wieder, dass es keine Parade geben würde.
 

Sir, Miss Potts möchte sie gerne im Penthouse sprechen

Oh, guter alter J.A.R.V.I.S. seine Rettung in der Not und während Fury dabei war, sich um Kopf und Kragen zu reden, Coulson damit beschäftigt war, ihn wieder zu beruhigen, machte Tony Stark sich klammheimlich aus dem Staub.
 


 

Tony hatte schon jetzt das Gefühl, dass heute ein mehr als anstrengender Tag sein würde, nicht nur, weil er wieder eine Ewigkeit im Aufzug verbrachte, damit er es nach ganz oben ins Penthouse schaffte. Es gab sogar Tage, an denen verfluchte er es, dass sein Tower so viele Stockwerke hatte.
 

Wenigstens musste er nicht noch einen ewig langen Flur hinunter laufen, sondern befand sich direkt im Penthouse, als die Türen sich öffneten. Seine Augen glitten über das renovierte Gut und versuchten gleichzeitig Miss Potts zu orten.
 

Diese hatte es sich mit Champagner und Happy an ihrer Seite auf der nächstbesten Sitzmöglichkeit gemütlich gemacht und kaum, dass sie Tony erblickte, erhob sie sich, mit zwei Gläsern und schlenderte in ihrem legeren Outfit und einem gemeinen Hüftschwung zu ihm herüber, auf den Lippen ein breites, freundliches Lächeln.
 

Sie hielt ihm das Glas Champagner entgegen. Eigentlich mochte Tony es ja nicht, wenn man ihm einfach so Dinge in die Hand drückte, aber vermutlich würde er es dieses Mal über sich ergehen lassen. Alkohol, Geburtstag und so. Das erklärte sich sicher von alleine.

„Danke“, das Wort kam vorsichtig, abwartend über seine Lippen und er stellte den Kaffee bei Seite, um das Glas entgegen zu nehmen.
 

Happy trat ebenfalls an ihre Seite, verzog jedoch keine Miene. Auch er hatte ein Glas in der Hand und prostete Tony zu.

„Alles Gute zum Geburtstag“, Pepper bekam das Lächeln sicher nicht mehr von den Lippen, so lange er hier anwesend war, doch er nahm die überschwängliche Umarmung ebenso entgegen.
 

Während die junge Dame beinahe schon überschwänglich war, reichte Hap ihm nur die Hand, schüttelte sie mit einem kleinen Kräuseln der Mundwinkel und brachte schließlich auch ein genuscheltes: „Alles Gute“, hervor.

Immerhin.

„Und?“, Pepper wackelte mit den Augenbrauen und sah ihn abwartend an. Natürlich wollte sie sofort erfahren, ob er denn schon etwas Feines bekommen hatte. Pepper war einfach zu neugierig.
 

„J.A.R.V.I.S. hat mich geweckt und Fury mir eins reingewürgt“, lässig hob er die Schultern, als wäre das etwas, was jeden Tag passieren würde und womit er sich schon längst abgefunden hatte.

Sie schnappte nach Luft: „Fury hat was?“

Tony hob überrascht die Augenbraue, denn eigentlich dürfte Pepper ja gar nichts von alle dem wissen. Weder von S.H.I.E.L.D. noch von dieser Avengers Initiative, aber sie war ein schlaues Mädchen, deswegen hatte er sie immerhin auch eingestellt.
 

„Er wollte mir einen Job aufdrücken“

„Und du hast natürlich angenommen“

„Pff, bin ich-“

„Tony!“
 

Sie nahm ihm das Glas, welches sie ihm erst vor wenigen Sekunden gegeben hatte, wieder aus der Hand und das Lächeln verschwand von ihren Lippen. Stattdessen zogen langsam die Gewitterwolken auf.

Abermals zuckte Tony mit den Schultern und wollte das Glas Champagner wieder an sich nehmen, doch Pepper verwehrte es ihm dreist.
 

„Unser Team besteht doch nicht nur aus mir“

„Ach, seid wann denn das?“, Pepper reichte die beiden Gläser weiter an Happy, der Probleme damit hatte, die nun drei Gläser in seinen Händen ruhig zu halten.

Miss Potts verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn finster an.
 

Tony, dieses Mal nicht sonderlich beeindruckt davon, nahm das Glas wieder an sich und befand es für besser Abstand von der jungen Frau zu nehmen, damit man ihm das Glas nicht wieder weg nahm.

„Man mag es sich vielleicht nicht vorstellen, aber wir haben zwei ausgebildete Agenten, die ebenso damit zurechtkommen würden, wie ich. Einen Mann, der sich in ein riesiges, wütendes, grünes Monster verwandeln kann. Einen Gott. Und ich betone hier das Wort Gott. Und man mag es vielleicht kaum glauben, aber Captain Iglo hat auch einige Sachen drauf“
 

Er schnalzte leise mit der Zunge und sah mehr als zufrieden mit seiner Antwort aus, woraufhin er sein Glas in einem Zug leerte und es wesentlich besser gelaunt auf die Theke der Bar stellte.

„War das jetzt alles, weswegen ihr mich hier her bestellt habt?“, er sah die beiden mit ungläubigem Blick an und wartete nur darauf, dass er jetzt endlich sein Geschenk bekam.

Also wirklich, ein Glas Champagner und Gratulationen konnten doch nicht alles sein.
 

Miss Potts, ich denke, was Mister Stark verlangt ist ein Geschenk“, na, immerhin war J.A.R.V.I.S. schlau genug, um das heraus zu finden. Natürlich, er hatte ihn ja auch so programmiert.

Doch Pepper schien bis jetzt eher genervt und rollte unmissverständlich mit den Augen, ohne die Arme vor ihrer Brust zu lösen.
 

Keiner von den beiden machte Anstalten, ihm nun endlich zu verraten, was er kriegte.

„Ist es ein neuer Wagen? Ich wette es ist ein neuer Wagen“, er sah sie mit hochgezogener Augenbraue an, sah sogar zur Decke, als würde er dort J.A.R.V.I.S. in Gestalt eines Menschen erwarten.

Weder Pepper noch Happy antworteten ihm, vermutlich weil sie dachten, dass er es eigentlich nicht verdient hatte, doch seine treue KI war heute an seinem besonderen Tag nicht so gemein zu ihm.

Wie könnte er auch?
 

Er steht in der Garage, Sir

„Wow, danke“, das allzu bekannte Grinsen schlich sich auf seine Lippen und hätte er das Glas nicht schon längst geleert, würde er seinen Freunden, die enttäuscht, bis entsetzt drein sahen, weil man ihre Überraschung verraten hatte, zuprosten.

Für Tony allerdings war es keine beachtliche Überraschung, er hatte schon mit etwas technischem gerechnet und weil die beiden sich nicht so sehr mit den Sachen auskannten, mit denen er normalerweise immer arbeitete, lief es am Häufigsten auf ein Auto hinaus.

So wie letztes Jahr. Das Jahr davor. Und das Jahr davor.
 

Tony gestikulierte ein wenig herum, neigte den Kopf und gab ein leises: „Yadda, yadda“, von sich, als wüsste er genau, dass Pepper gleich wieder anfangen würde irgendeine Standpredigt von sich zu geben.

Genau das war der Zeitpunkt, an dem er sich aus dem Staub machen sollte.

Schnell observierte er den Raum nach der Champagnerflasche, krallte sie sich und war auf halbem Wege aus dem Raum, als er erneut die Stimme seines Hausherrn vernahm.
 

Ich wünsche noch einen angenehmen Geburtstag, Sir

Mit der Flasche an den Lippen, die Hand zum Abschied in der Luft, verließ er das Penthouse mit dem Fahrstuhl, während hinter seinem Rücken Pepper anfing sich lautstark über die KI zu beschweren und Happy hörbar Probleme damit hatte, sie wieder zu beruhigen.
 


 

Es gab Momente, in denen genoss er einfach die Ruhe. Diese Momente würden sich am heutigen Tage sicher am häufigsten im Fahrstuhl abspielen.

Bis jetzt waren ihm die Begegnungen mit gewissen Personen außerhalb dieses Raumes nicht gerade als so toll erschienen, wie er erwartet hatte.
 

Musste an dem mangelnden Konfetti und Frauenanteil liegen. Wenigstens hatte er jetzt eine Flasche Champagner. Für sich alleine. Zwar schon halb leer, aber seine.

Das steigerte seine Laune schon ein wenig und was wäre jetzt nicht besser, als ein gutes Frühstück?
 

Tony stieg auf der Etage mit dem gemeinsamen Essensraum aus und schlenderte den Weg hinunter, der ihn zur Küche führen sollte.

Doch auf halber Strecke blieb er bereits stehen, als er das Scheppern von Metall hörte.

Super, einer von seinen Kollegen war anscheinend auch schon wach und er hatte nicht wirklich Lust darauf noch jemandem zu begegnen, der ihm, gelinde gesagt, irgendeinen Schwachsinn dar brachte.
 

Tony rümpfte die Nase und beschloss sich einfach keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Er würde es wie ein Mann tragen – nein, noch besser – wie ein Stark und dann würde garantiert nichts schief gehen.

Er setzte seinen Weg fort und blieb erneut vor der Tür stehen.
 

Irgendetwas roch hier doch verbrannt.

Und das Scheppern endete in einem lauten Klirren, als Porzellan zerbrach, direkt darauf hörte er eine Frauenstimme vor sich hin fluchen.

Super. Natasha war hier.

Kurz überlegte Tony, ob er auf dem Absatz kehrt machen sollte, weil er bei der Laune keine Lust hatte, von der Schwarzen Witwe gefressen zu werden, doch sein Magen betrog ihn natürlich und musste laut Knurren.
 

Vielleicht schaffte er es ja, sich in die Küche zu schleichen, sich irgendwas aus dem Kühlschrank zu holen und wieder heraus zu schleichen, ohne entdeckt zu werden.
 

Vorsichtig öffnete er die Tür und linste in die Küche. Den Kühlschrank hatte er schon im Visier. Natasha hockte neben der Kücheninsel und kehrte die Scherben auf ein Blech, damit sie diese wegschmeißen konnte.

Was hatte sie hier bloß veranstaltet?
 

Jedenfalls keine Aufmerksamkeit erregen!

Auf leisen Sohlen, oder eher auf allen Vieren, die Champagnerflasche auf seinem Kopf balancierend krabbelte er mehr oder weniger über den Boden um so lautlos, wie möglich an Natasha vorbei zu kommen.

Je näher er dem Kühlschrank kam, umso verbrannter roch es.

Geez, wie sollte man das bloß aushalten?
 

„Tony?“

Ertappt blieb er stehen und starrte auf die schwarzen High Heels, die in sein Blickfeld traten. Wie hätte er auch denken können, dass er sich einfach so an einer Meisterassassinin vorbei schleichen könnte?

Er blickte auf, die Flasche viel mit einem lauten Klonk zu Boden, zerbrach jedoch zum Glück nicht.

Dafür breitete sich jedoch eine kleine Pfütze des teuren Gesöffs auf dem Boden aus.
 

Ächzend rappelte der Playboy sich auf, griff nach der Flasche und trat Natasha mit einem schiefen Grinsen entgegen.

Sie trug eine verdreckte Schürze, die Arme ebenso wie Pepper zuvor, vor der Brust verschränkt und hielt in einer Hand ein großes Küchenmesser.

„Natasha“, er schluckte schwer bei diesem Anblick. So ein Messer konnte gerade in ihrer Hand noch bedrohlicher wirken.
 

Die Dame, die dieses gute Stück in den Händen hielt, sah auch nicht gerade sonderlich erfreut aus und bei dem Anblick rutschte ihm prompt das Herz in die Hose.

Er hatte ihr noch nie wirklich vertraut, wie sollte man auch bei einer Agentin? Und doch wusste er, dass er eines Tages an einem Tag sterben sollte, der eigentlich hätte toll werden sollen.
 

„Was soll das werden, wenn es fertig ist?“, sie sah ihn abschätzend an, ihre Stimme klang allerdings vollkommen neutral, weder sauer, noch überaus interessiert an seinem Tun.

„Frühstück?“, Tony zuckte unschuldig mit den Schultern und warf einen flüchtigen Blick zu dem silbernen Kühlschrank. Das Ziel so nah und doch so fern. Ein enttäuschtes Seufzen kam über seine Lippen.
 

Kurz biss die Rothaarige sich auf die Unterlippe und ihr Blick senkte sich. Kein gutes Zeichen, davon konnte er ausgehen, doch im nächsten Moment warf sie ihre Haare nach hinten und es schien tatsächlich so, als würde die sonst so strenge Frau lächeln.

„Ich habe da vorgesorgt“

Überrascht sah er sie an: „Vorgesorgt?“
 

Tony hing seinen Gedanken nach und versuchte sich einen Reim darauf zu machen, was genau hier vor sich gegangen war. Bis ihm ein Licht aufging. Der Geruch nach Verbranntem, Natasha in Schürze, mit Messer in der Hand.

Oh, bei Gott, sie hatte doch wohl nicht etwas gekocht?
 

Mit panischem Blick suchte er die Küche ab. Wie viel hatte sie zerstört? Was hatte sie alles an Lebensmitteln verbraucht? Wie hoch würden die Reinigungskosten ausfallen?
 

„Ich habe dir“, begann sie zu berichten – für seinen Geschmack ein wenig zu unheilvoll – und trat einen Schritt beiseite, „einen Kuchen zum Geburtstag gebacken“

Kaum war sie aus seinem Blickfeld verschwunden, fiel sein Blick auf den Kuchen, der auf der Kücheninsel drapiert war.
 

Schwarze Glasur und das rote Symbol der Black Widow oben drauf. Eigentlich eine nett gemeinte Geste, aber Tony war sich sicher, dass der Kuchen nicht so rauchen sollte. Oder?

„Oh“, bekam er schließlich heraus und blickte zu Tasha, die bereits fragend eine Augenbraue hochgezogen hatte. Tony lachte nervös und fügte schnell ein: „Danke“, hinzu.
 

Es spielte sich wie in Zeitlupe ab. Er konnte genau sehen, wie sie mit geschlossenen Lippen ihre Zähne bleckte und langsam die Arme löste. Langsam umrundete sie die Insel, das Messer erhoben und legte die Klinge an den Kuchen, fixierte seinen Blick.

Es gab wahrlich nichts Schlimmeres, als diese Frau unter seinem Dach zu haben. Er wollte seinen Geburtstag so gerne überleben.
 

„Ein großes Stück für das Geburtstagskind“

„Oh. Hey. Toll“, Tony schluckte schwer, als sie das Messer anlegte und die Glasur mit einem ungesunden Knacken zerbrach.

Natasha schnitt ein großzügiges Stück ab und stellte es ihm auf einem kleinen Kuchenteller auf den Tisch. Der Kuchen sah von innen genauso schwarz aus, wie von außen.

Wenn er das essen würde, hätte sicher sein letztes Stündlein geschlagen.
 

Das Klackern von Absätzen drang an sein Ohr, der feine Geruch von blumigen Parfum stieg in seine Nase und unweigerlich zuckte er zusammen, als die Agentin direkt an seinem Ohr zu sprechen begann: „Hier, eine Gabel für dich“

Seine Hand zitterte schon leicht, als er jene aufhob.

Würde er das wirklich wagen?
 

„Nein, ich kann das nicht essen“, kam es schließlich von seiner Seite, als er den Kuchen mit der Gabel leicht anstubste.

Steinhart.

„Warum nicht?“, fragte sie zurückersüß und schob den Teller noch ein Stück weiter zu ihm.

„Das ist doch kein Kuchen“

„Doch“

„Das ist- du willst mich umbringen!“
 

Mit voller Wucht landete die Klinge des Messers in der Arbeitsplatte und die Schwarze Witwe funkelte ihn wütend an.

„Du wirst jetzt diesen verdammten Kuchen essen, ich stand hier immerhin nicht umsonst stundenlang in der Küche!“

„Und das nur, um mich umzubringen“, er sah sie ebenso wütend an und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche, die nun schon fast leer war, „Aber darauf falle ich nicht rein. Nicht heute!“
 

„Seid doch nicht so laut“, beide blickten auf, als Clint – noch mehr verschlafen, als wirklich wach – zu ihnen trat und sich selbst etwas zu Essen holte. Als sein Blick auf den Kuchen fiel, dann auf Natasha und Tony, rümpfte er nur unbeeindruckt die Nase und begann damit, sich ein Sandwich zu machen.
 

Tony's Gesicht hingegen erhellte sich. Clint.

Seine Rettung!

Galant schlich er sich an seine Seite und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche: „Hey Clint, mein bester Freund“, kurz sah er zu Natasha, die sie beide missbilligend beobachtete und beugte sich dann näher zu Clint heran, der schon verwirrt fragte: „Bester Freund?“
 

„Hör zu, die Schnepfe will mich umbringen. Lenk sie mit meinem Geschenk ab“, raunte er ihm so schnell zu, dass die Worte mehr einem unverständlichem Kauderwelsch glichen.

Doch Agent Barton war die Ruhe in Person. Wenn man es so sagen konnte. Vermutlich wusste er nicht ein mal, was heute überhaupt los war.

Mussten Nebenwirkungen von der Gehirnwäsche sein, mit einem kräftigen Schlag auf dem Kopf, würde das sicher wieder klappen.
 

„Au! Spinnst du?“, Clint rieb sich den Hinterkopf, nachdem Tony ihn wirklich fest geschlagen hatte, ihn aber auch direkt darauf mit großen, erwartungsvollen Augen ansah.

Wieder warf der Falke einen flüchtigen Blick zu Natasha und dem Kuchen, die immer ungeduldiger mit dem Warten schien. Dann blickte er zu Tony mit einem Ausdruck, der unmissverständlich sagte: Alter, ich versteh dich voll und ganz.
 

„Ach so, ja. Dein Geschenk“, er warf die Sachen wieder zurück in den Kühlschrank, schnappte sich sein Sandwich und sah wieder zwischen den beiden hin und her.

Für einen Moment lag wirklich ein unsicherer Ausdruck in dem sonst so entschlossenen Gesicht. Tony vermutete einfach, dass er Natasha ungern so zurück ließ, immerhin waren die beiden ja so was wie ein geheimes Geheimagentenpärchen, dessen Beziehungsstatus erst recht vollkommen geheim war. Und niemanden etwas anging.
 

„Zieh deine komische Rüstung an, wir treffen uns im Trainingsraum“, ohne auch nur eine weitere Miene zu ziehen, verschwand Clint.

Tony blickte zu Natasha, nahm einen Schluck und ließ enttäuscht die Schultern hängen: „Du hast den Mann gehört“.

In Rekordzeit war er an der Tür angelangt und warf einen letzten Blick zurück: „Ach ja, die Arbeitsplatte zahlst du!“, damit war er aus der Tür raus, ohne zu wissen, ob Natasha wirklich vor hatte, das Messer nach ihm zu werfen.
 


 

Wie geheißen fuhr Tony erst in seinen Workshop, um sich dort eine seiner Rüstungen zu schnappen. Wie üblich wählte er den Mark VII und positionierte sich auf dem kleinen Podest, das in der Mitte des Raumes installiert worden war, die ersten Anzüge in einem Halbkreis darum herum aufgereiht in ihren Vitrinen.
 

Ich hoffe doch, Sie sind nicht betrunken, Sir

„Wie kommst du denn bitte darauf, J.A.R.V.I.S? Es war ja nicht mal eine ganze Flasche“

Ich frage ja nur, Sir. Sie wissen ebenso gut, wie halb New York, was das letzte Mal passierte, als Sie betrunken in einen Anzug geklettert sind

„Ach ja?“

Nun ja, Sie waren es, der vor versammelter Mannschaft in seinen Anzug gemacht hat
 

Ja, danke, das er ihn daran erinnern musste.

Vielleicht sollte er für den nächsten Anzug wirklich eine Toilette einbauen oder so was in der Art. Das würde lange Missionen um einiges erleichtern, im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Mit gleichmäßigem Klackern legte sich die metallene Rüstung um seinen Körper, wie eine zweite Haut. Das einzige, was er aussparte, war sein Kopf.

„Ist der Falke schon oben?“

Wie er gesagt hat, wartet er bereits im Trainingsraum auf Sie

Tony neigte leicht den Kopf und gab einen verwunderten Laut von sich. Immerhin einer, auf den heute, an diesem speziellen Tag, Verlass war.
 

Im kompletten Aufzug stackste er hinauf in den Trainingsraum und fand Clint an dem Ende des Raumes, an dem er und Natasha für gewöhnlich ihren Schießübungen nachgingen.

Es war ein extra, schallgeschützter Raum, mit Abzug, extra Schutz für Explosionen, alles drum und dran, höchste Stark-Technologie. Wer wusste schon, was Hawkeye für einen Pfeil benutzte.

Geschweige denn, was passieren würde, wenn Thor seinen Hammer hier durch die Gegend warf.
 

Den Gedanken verwarf er lieber schnell wieder, denn das wollte er auf keinen Fall erleben. Bis dato herrschte hier absolutes Hammer-Verbot. Tony selbst hatte sogar schon versucht das Ding in irgendeine Kammer zu verfrachten.

Erstens hatte er das Teil gar nicht hoch gekriegt.

Zweitens konnte der Demi-Gott irgendeinen Harry-Potter-Zauber darauf verwenden und das Ding kam angeflogen. Am Ende hätte er hier in jeder Etage ein hammerförmiges Loch gehabt, was es zu vermeiden galt.
 

Tony gesellte sich zu dem Agenten, welcher ebenfalls in voller Montur; diesem komischen Lederanzug und dem Köcher auf dem Rücken, den Bogen in der Hand. Glücklicherweise hatte er nicht diese lächerliche Sonnenbrille auf der Nase, aber dafür auch kein Lächeln auf den Lippen, als er Tony erblickte.

Lachte er eigentlich jemals? Vermutlich auch nur, wenn Natasha anwesend war.
 

„Also? Weswegen bin ich jetzt hier?“, in seiner üblichen Superheldenpose stellte er sich neben Clint und blickte in die gleiche Richtung wie dieser.

Manches Mal konnte dieser Anzug wirklich unbequem sein, denn er würde jetzt in diesem Moment nichts lieber tun, als sich vernünftig hinsetzen zu können, oder die Arme zu verschränken.

Wenigstens konnte er ohne den Helm seinen Kopf weitestgehend drehen.
 

Und sein Blick fiel auch direkt auf die aufgestellten Pappfiguren, die als Zielscheiben dienten.

„Ich hab mir gedacht, dass ich dir – da du ja heute Geburtstag hast – quasi ein wenig Training im Umgang mit Schusswaffen schenken könnte. Oder so ähnlich“, wurde ihm schließlich erläutert und das mit einer Ernsthaftigkeit, die er so nicht für möglich gehalten hätte. Aber Tony hatte ja zuvor bereits festgestellt, dass Clint nicht sonderlich oft scherzte.
 

Tony sagte so weit jedoch kein einziges Wort dazu, sondern beobachtete stattdessen, wie Clint sich von ihm abwandte und den Tisch an der Stirnseite des Raumes ansteuerte, auf dem bereits eine handvoll Waffen aufgereiht waren.

Wozu zum Teufel hatte er jetzt den Anzug anziehen müssen?

Selbstschutz? Dachte Clint etwa, dass er zu dumm war, um mit einer Waffe umzugehen? Immerhin hatte er doch gerade damit sein Geld verdient. Früher zumindest.
 

Ehe er sich versah, hatte Clint bereits den Bogen gespannt und einen Pfeil aus seinem Köcher gezogen, mit dem er auf die Pappfiguren zielte.

Er begann davon zu erzählen, wie man sein Opfer fixierte, welche Vorteile es hatte, wenn man das Bein traf, den Arm, oder sonstige Schwachpunkte. Wie man Rüstungen umgehen konnte und alles mögliche.

Er redete so viel, das Tony schon in Erwägung zog, den Helm aufzusetzen und einfach zu schlafen, um dem ganzen zu entgehen.
 

Doch kaum wollte er es wirklich tun, schoss Clint den Pfeil ab und sprengte mit einer kleinen Explosion, die Figur in die Luft. Die Einzelteile flogen sogar bis vor ihre Füße und Tony rümpfte die Nase.

Tony is not amused.

Immerhin, wer bezahlte ihnen hier den ganzen Spaß?
 

Schließlich wurde ihm doch noch eine der Schusswaffen gereicht und wieder erklärt, wie hier was funktionierte. Ungläubig sah er Clint an, der vollkommen konzentriert bei der Sache war. Zumindest so lange, bis Tony anfing zu schnarchen.

„Tony?“, o-oh, der Tonfall gefiel ihm gar nicht und mit einem Blick vollkommener Unschuld sah er den Agenten an und hoffte, dass er so nichts weiter von sich gab.

Doch erneut fing er an zu erzählen.
 

Gott, er würde sicher nie aufhören und hielt mit der Knarre bereits auf die nächsten Aufsteller.

Ein schweres Seufzen kam über Tony's Lippen. Er hatte sich seinen Geburtstag wirklich deutlich anders vorgestellt.

„J.A.R.V.I.S. 30% auf den Repulsor“, etwas unsanft schob er Clint beiseite und stellte sich an seinen Platz. Man hörte deutlich, wie der Anzug lud. Das blaue Leuchten an seiner Brust verstärkte sich und mit einem lauten Knall, gefolgt von einer weiteren Explosion, fegte Tony Stark die kompletten Figuren weg und hinterließ schwarze Schmauchspuren an der Wand dahinter.
 

Keiner sagte ein Wort. Das Einzige, was die Stille durchbrach, war das metallene Klirren, als Tony sich in seinem Anzug zu Clint umdrehte, der mehr oder weniger beeindruckt auf die schwarze Wand starrte.

„Danke für den Unterricht. Aber ich denke, ich komme klar“, freundschaftlich klopfte Tony ihm auf die Schulter und versuchte schnell das Weite zu suchen, bevor er sich wieder eine Rede anhören durfte.
 


 

Irgendwie hatte er es wieder ein seinen Workshop geschafft, ohne jemandem über den Weg zu laufen, schaffte es jedoch nicht, ohne J.A.R.V.I.S. Hilfe aus dem Anzug heraus.

Kaum konnte Tony sich wieder frei bewegen, kam ein schweres Seufzen über seine Lippen und er drehte den Oberkörper leicht von einer Seite zur anderen.
 

„Hast du eine Statusmeldung, ob irgendwas im Trainingsraum beschädigt wurde?“

Es sind keine größeren Schäden aufgetreten, Sir. Wäre es Ihnen recht, wenn ich die Gebäudereinigung rufe, um die Spuren an den Wänden und vom Boden zu beseitigen?

„Natürlich. Oder du zwingst Clint mit Elektroschocks dazu, den Spaß selbst sauber zu machen“, Tony's Augen verengten sich und er stocherte in der Luft herum, als würde er einen unsichtbaren S.H.I.E.L.D.-Agenten piesacken.
 

Mit einem Seufzen fuhr er sich durch die Haare und vergriff sich an der Minibar in seinem Workshop. Ein kleines Bier würde schon nicht so falsch sein, immerhin war es nun auch schon Nachmittag. Da war das schon erlaubt. Auch der Hunger machte sich langsam bemerkbar, aber in die Küche würde er sich sicher nicht noch ein mal wagen.

Vermutlich wartete Natasha mit dem Messer hinter der Tür auf ihn.
 

Tony öffnete die Flasche und nahm einen für seine Verhältnisse kleinen Schluck, bevor er sich auf den Hocker fallen ließ und die schwarzen Monitore des Computers ansah.

Vielleicht sollte er sich von diesem bis dato enttäuschenden Tag mit ein wenig Arbeit ablenken. Und zwar alleine.

Würde er Bruce fragen, ob sie vielleicht ein neues Projekt starten wollten, würde dieser ihn sicher auch ein Geschenk aufdrücken, was er nicht gebrauchen konnte.
 

Wobei... als Tony an den Laboren vorbeigekommen war, hatte er Bruce nicht ein mal dort gesehen, wo dieser sich doch den Großteil seiner Zeit dort aufhielt.

Auf der anderen Seite, würde Tony ihm auch zutrauen, dass sein geschätzter Kollege vollkommen vergessen hatte, das er heute Geburtstag hatte und auf den letzten Drücker in die Stadt getürmt war, um etwas Passendes zu finden.
 

Sir? Vielleicht würde es Sie interessieren, dass Mister Rogers jeden Moment hier auftauchen wird

Die Flasche bereits an den Lippen, hielt Tony sofort inne und sah zum Eingang seines Workshops. Durch die Glaswand war weit und breit nichts von Steve zu sehen und so nutzte Tony die noch ungestörte Zeit damit, ein gutes Versteck für die Flasche Bier zu finden.

Diese landete letztendlich im Mülleimer direkt zu seinen Füßen.
 

Gerade noch im rechten Moment, denn schon rüttelte jemand an der Tür. Mit hochgezogener Augenbraue blickte das Genie zu jener und sah dahinter Steve, natürlich in seiner Uniform – verdammt, zog er das Ding überhaupt mal aus? Wusch er sie überhaupt ein mal?

Unbeteiligt zog er eine Augenbraue hoch und begann schon die Sekunden zu zählen, wie lange es wohl dieses Mal dauern würde, bis dem Blonden das Zahlenpad neben der Tür auffiel.
 

Insgesamt waren es fast 45 Sekunden, für diejenigen, die es interessierte. Und natürlich gab er die PIN dann drei mal falsch ein. Tja, konnte ja nicht jeder Zugang zu seinem Workshop haben.
 

Unbeeindruckt sah Tony zur Tür, regte sich jedoch nicht, in der leisen Hoffnung, dass Steve ihn so nicht entdeckte. Was allerdings von vorne herein zum Scheitern verurteilt war.

Steve erwiderte mit diesen strahlend blauen Augen seinen Blick und klopfte schließlich ganz der Gentleman an die Tür: „Tony, lässt du mich rein?“
 

Ganz leicht, kaum merklich schüttelte er den Kopf und tat noch immer so, als wäre er eigentlich gar nicht hier.

„Bitte Tony, es ist dringend“

Dieses Mal schüttelte er schon etwas deutlicher den Kopf. Nachher hatte der Kerl auch noch so ein sinnfreies Geschenk für ihn. Wie kamen diese Leute eigentlich auf die Ideen, die sie hatten?
 

Jetzt begann der Supersoldat wieder an die Tür zu klopfen und mit einer Stimme, die wirklich fast schon bettelnd klang, um Einlass zu bitten.

Sir, soll ich die Tür öffnen?

„Besteht die Möglichkeit, dass er in den nächsten Sekunden verschwindet?“

Ich vermute diese Chancen sind sehr gering

„Na gut, dann mach auf“, seufzend kamen die Worte über seine Lippen und er drehte sich mit dem Hocker schon Richtung Tür, durch die ihr allerliebster Superheld, mit einem entsetzten Ausdruck herein trat.
 

„Ich hab gehört, hier soll es irgendwo Explosionen gegeben haben. Hast du etwas davon mitgekriegt?“, Steve klang ja vollkommen aufgeregt. Und das, während Tony die Ruhe selbst war. Vermutlich spielten sich unter diesem blonden Schopf schon die schlimmsten Kämpfe ab.

„Jup“

„Was war das? Werden wir angegriffen?“

Ach, so langsam verstand er, weswegen Steve wieder in seinem todschicken Outfit herum rannte.
 

„Nope“

Er holte schon erneut Luft, um eine weitere Frage zu stellen, stockte jedoch mittendrin und blinzelte verwirrt, als würde er nicht ganz verstehen.

„Wir werden also nicht angegriffen? Was hat man mir dann erzählt?“

„Oh, es ist schon richtig, dass es hier ein paar Explosionen gegeben hat“, mit einer komischen Art der Genugtuung beobachtete Tony, wie sich der Gesichtsausdruck von seinem Gesprächspartner änderte, „Clint meinte, mir ein bisschen Training schenken zu müssen und ich habe das Ganze verkürzt“
 

Ein erstauntes und zeitgleich einleuchtendes Huh kam seitens Steve und schließlich blieb sein Ausdruck wie versteinert in diesem Sag-nichts-ich-überlege-Modus hängen.

Wahrscheinlich hatte sein Kopf doch einiges abbekommen, während seiner Zeit in der Gefriertruhe und er konnte nicht so ganz klar denken.

Vermutete Tony.

Steve wollte sich darauf nie einlassen.
 

„Du hast heute Geburtstag“, kam es schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit und Tony konnte nicht direkt einschätzen, ob es wirklich eine Frage, oder eine Feststellung war.

Doch mit einem Mal, benahm sich Steve vollkommen anders und er fasste sich schon nahezu beschämt an den Hinterkopf und wenn Tony nicht alles täuschte, sah er sogar so aus, als würde er leicht rot werden.

„Es tut mir leid“
 

„Was denn?“

„Ich hätte beinahe deinen Geburtstag vergessen“, der Jüngere... oder Ältere – verdammt, er wusste nie, was genau Steve jetzt war! - hörte sich nicht nur so an, als wäre ihm das furchtbar unangenehm, sondern auch so entschuldigend, dass Tony nicht ein mal wusste, was er darauf erwidern sollte.

Eigentlich sollte es für ihn ja kein so großes Ding sein, weil er vielleicht nicht am Besten mit Steve klar kam, aber noch immer besser, als mit den meisten Anderen aus dem Team. Und er ihm diesen Patzer somit auf jeden Fall verzeihen würde.
 

Tony hob die Schultern, als wäre es wirklich nichts Wichtiges und mit einem Mal sah Steve so ernst aus, dass er es nicht ein mal wagte, etwas zu erwidern.

„Komm bitte mit“

Schnell schüttelte er den Kopf. Dieser Ausdruck gefiel ihm irgendwie ganz und gar nicht, vollkommen egal, ob das kleine Wörtchen Bitte nun in dem Satz vorhanden war, oder nicht.

„Du hast ihn vergessen, dass heißt sicher, du hast nicht mal ein Geschenk, oder die Idee für eine schnelle Wiedergutmachung. Ich muss also nirgends hin“
 

„Doch, eigentlich habe ich ein Geschenk. Ich habe nur vergessen, dass es heute war“, gab Steve dieses Mal ein wenig kleinlaut zurück, doch er drehte sich sofort auf dem Absatz um und steuerte hastig die Tür an, „Warte einfach hier, ich hole dein Geschenk eben!“

Und noch bevor Tony etwas erwidern konnte, war der Blondschopf verschwunden. Als die Tür mit einem leisen Klicken wieder ins Schloss fiel, kroch ein leicht genervtes Stöhnen über Tony's Lippen und er drehte sich wieder zum Schreibtisch um.
 

Tony Stark applaudierte in einer sarkastischen Art und Weise. Niemand besonderem, einfach nur wegen der Aktion, die Steve gerade abgezogen hatte, denn wenn er wieder hier auftauchte, würde er erneut vor dem Problem stehen, die Tür nicht auf zu kriegen.
 

Mit einem leisen Surren suchte Dummy neben ihm nach Aufmerksamkeit. Sein kleiner Kopf rotierte leicht von einer Seite zur anderen und noch immer hatte er den Feuerlöscher zwischen den Greifern. Das Teil ließ er kaum mehr los, als würde er denken, wenn immer Tony traurig, aufgebracht oder etwas Anderes brauchte, würde das Teil ihn aufmuntern.

Vollkommen egal, ob der eigentliche Zweck dazu diente, ein Feuer zu löschen, oder nicht.
 

Nur irgendwie brachte Tony es auch nicht übers Herz, Dummy ein Upgrade zu verschaffen.
 

„Ich glaube nicht, dass du den brauchen wirst, Dummy“, noch sprach er geduldig und beobachtete, wie aufgeregt der kleine Roboter seinen Kopf drehte, ihn fragend hob und senkte.

„Nein, ich meine das ernst. Wenn du es wagst, etwas löschen zu wollen, das kein Feuer gefangen hat, dann-“

Ein lautes Klopfen unterbrach ihn.

„Tony, die Tür!“
 

Irgendwie musste er es schaffen, dass Steve sich die verdammte PIN merkte, vollkommen egal, ob er mit so einfacher Technik eigentlich klar kommen sollte.

Wenigstens war er nicht auf die Idee gekommen, etwas technisches zu verschenken. Aber dafür war er der Erste, der sein Geschenk in Geschenkpapier eingepackt hatte. Und es sah ziemlich unförmig aus. Also musste es automatisch etwas nicht-technisches sein.
 

„Herzlichen Glückwunsch“, Steve überreichte ihm das unförmige Paket, mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und einem flüchtigen Blick zu Dummy, der fragend seinen Kopf neigte und so schien, als würde er das Geschenk begutachten.

Jetzt, wo Tony es in den Händen hielt, konnte er sagen, dass es sich um Kleidung handeln musste und sein Verdacht bestätigte sich, als er den Strickpullover in den Händen hielt.
 

Scheinbar selbst gestrickt. Ein Ärmel viel zu kurz, der andere zu lang. Der untere Saum vollkommen schief und der Rollkragen wirkte vollkommen ausgeleiert. Immerhin hatte es die typischen Farben der amerikanischen Flagge.

„Selbst gemacht?“, fragte Tony vorsichtig und hielt dieses... Ding in Armlänge von sich entfernt, um es besser betrachten zu können.

„Ja, ich hoffe, es gefällt dir“
 

Noch sagte er kein Wort.

Er wusste auch gar nicht, was er sagen sollte, denn eigentlich war dieser Pullover, wenn man es so sah, grässlich. Coulson hätte sich darüber sicher gefreut und ihn voller stolz getragen. Aber Tony Stark?

„Wow. Ich- äh...“

„Du brauchst dich nicht bedanken, immerhin ist es ein Geschenk“
 

Ohne es bemerkt zu haben, dass er die Luft anhielt, stieß Tony sie mit einem leisen Seufzen aus, wusste jedoch noch immer nicht, was er erwidern sollte.

„Zieh ihn an“

Sofort ließ er die Arme sinken, damit er nicht mehr dieses Ding, sondern Steve angucken konnte. Meinte er das ernst? Damit würde er sicher nicht rum laufen. Aber was sollte er sagen, damit er es nicht doch tun musste?
 

Ein leises Piepen kam seitens Dummy und mit einem lauten Zischen bedeckte er sie beide und den Pullover in weißen Schaum.

Tony war nie glücklicher darüber gewesen, dass Dummy ohne Vorwarnung Sachen löschte, die nicht ein mal in Brand standen.
 


 

Immerhin meldete Steve sich sofort freiwillig, dieses Schaumproblem zu beheben, den Pullover oder was auch immer da jetzt sein sollte, zu reinigen und zu trocknen und war schneller mit dem Teil aus dem Workshop geflohen, als Tony es ihm jemals zugetraut hätte.

Wenigstens etwas.

So hätte er mehr Ruhe.

Und musste diesen Pullover nicht länger sehen.
 

Klar, war ja ganz nett oder so, dass Steve das gemacht hatte, von wegen selbst stricken und verschenken, aber nächstes Mal, sollte er vielleicht doch lieber bei seinen Zeichnungen bleiben.

Oder bei irgendetwas Anderem, das er gut konnte.

Aber nicht stricken.

Nie wieder.
 

Aber was Schlimmeres konnte sicher nicht mehr kommen, von daher wollte er sich lieber wieder mit seinem Plan befassen, irgendwie an Essen zu kommen.

Im ersten Stock, direkt über der Lobby gab es eine Küche für Angestellte und Besucher. Da würde Natasha ganz sicher nicht rumkreuchen, bewaffnet mit Messern. Auf ihn wartend.
 

Ein eiskalter Schauer kroch über seinen Rücken und Tony checkte die Situation lieber ein paar Mal öfters ab, bevor er diese Küche auch wirklich betrat.

Die Küche war größer, natürlich, weil sie ebenso für Kunden gedacht waren, die in dem anliegenden Essbereich eine Kleinigkeit zu sich nehmen wollten.

Kein Personal weit und breit. Hier roch es auch nicht angebrannt, oder eine wütende Frau mit roten Haaren – warum hatten sie eigentlich immer rote Haare? - wartete hinter der Tür.
 

Hier war er sicher. Vollkommen sicher und erleichtert atmete Tony aus, während er mit einem wesentlich glücklicherem Ausdruck auf dem Gesicht zum Kühlschrank stolzierte.

Er würde nur eine Kleinigkeit mitnehmen. Was zu Essen und zu Trinken und dann würde er ins Labor gehen, um zu sehen, ob Bruce mittlerweile wieder aufgetaucht war.

Ein wenig Science-Talk würde ihn sicher aufheitern und auf andere Gedanken bringen.
 

Erleichtert darüber, dass er nun auch mal ein wenig unter sich war, öffnete er den Kühlschrank und versuchte zu entscheiden, was genau er nun essen wollte.

Zuerst schaffte es eine gekühlte Flasche Cola in seine Hände und schließlich fand er etwas Essbares, das sicher schmecken würde, klemmte es sich unter den anderen Arm und stieß mit einem Fuß die Kühlschranktür wieder zu.

Jetzt musste er es nur noch ungesehen ins Labor schaffen und sein Tag wäre gerettet.
 

„Ich wünsche einen wunderschönen Guten Morgen, mein midgardischer Freund. Welch ein Zufall, dich hier in diesem Raum anzutreffen“

Oh nein, bitte, alles nur nicht das.

Doch man konnte dem breiten Strahlen, welches sich in sein Sichtfeld schob, nicht entkommen.

„Oh. Thor. Ja. Was ein Zufall“
 

Ein leises Knurren hinter dem Donnergott ließ Tony aufmerken und mit einem Ausdruck aus Entsetzen, Überraschung und einfach nur Was-zum-Teufel, sah er Loki an, dessen Mund noch immer durch den Maulkorb verboten wurde und der an einer Hundeleine von seinem großen Bruder durch die Gegend geschleift wurde.

Sein Ausdruck war so feindselig, dass Tony schon fast vor Erleichterung zu explodieren schien, als er feststellte, dass der Kerl auch noch an Händen und Füßen gefesselt war.
 

Warum steckten die ihn eigentlich nicht sofort in eine Zwangsjacke? Das wäre doch bestimmt um einiges sicherer.

Tony hob eine Augenbraue und Loki tat es ihm gleich. Fragend neigte er den Kopf und wieder wurde er imitiert. Ebenso bei seinen weiteren Reaktionen, bis Loki schließlich die Augen verengte und wieder ein leises Knurren von sich gab.

Tony versuchte zu schlucken und sah erneut zu Thor auf. „Und was führt euch hier her?“
 

„Man sagte mir, der Mann aus Metall habe heute einen ganz besonderen Tag“

„So?“, Tony ließ sich zwar nichts anmerken, stutzte jedoch schon nach genauerem Überlegen bei der Umschreibung Mann aus Metall, „Oh, ich hoffe, du findest den Kerl, wenn ich diesen Metallmann sehe, sag ich dir bescheid, Conan. Okay? Bis dann“, er gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und versuchte dann einen großen Bogen um Loki zu machen und so schnell wie möglich diesem Wahnsinn zu entfliehen.
 

Ein Geschenk von einer nordischen Gottheit brauchte er nicht auch noch.

Und vor allem wollte er auch gar nicht wissen, worum genau es sich dabei handelte, wenn der Kerl keine Ahnung hatte, was man auf Midgard normalerweise verschenkte.

Auf Asgard schien das natürlich etwas ganz Anderes zu sein, denn sofort drang die gekränkte Stimme an sein Ohr, er solle doch warten, immerhin würde man ihn meinen und er würde ein Geschenk kriegen und blah blah blah.
 

Nun deutlich genervter drehte Tony sich um, schreckte jedoch sofort zurück und ließ die Sachen, die er hielt beinahe zu Boden fallen, als er direkt ins Angesicht des wütenden Frostriesen blickte. Welcher nebenbei bemerkt noch immer ein bedrohliches Knurren von sich gab.

Zum Glück hatte er keinen Herzinfarkt bekommen. Oder war selbst zu einem riesigen, grünen Wutmonster geworden, denn bei Gott, er hätte diese dämliche Grenze zwischen Mensch und Monster nun mit einer Leichtigkeit knacken können.
 

„Äh. Hi?“

„Du machst einen verwirrten Ausdruck. Gefällt dir dein Geschenk etwa nicht?“

Okay, jetzt ließ er doch die Sachen auf den Boden fallen: „Läuft das so bei euch in Asgard? Verschenkt man da etwa seine Geschwister?“, Tony wusste nicht recht, ob er schockiert von dieser Enthüllung sein sollte oder doch eher verdammt schockiert.

Thor hingegen schien reichlich verdutzt und neigte fragend den Kopf: „Er ist doch adoptiert“
 

Als wenn das einen Unterschied machen würde. Überhaupt, warum wollte Thor ihm Loki schenken. Gerade diesen Kerl, der seinen Tower zerstört hatte, noch ganz nebenbei New York ins Chaos stürzte und mit seiner galaktischen Infanterie die Welt unterjochen wollte.

„Warum sollte ich ihn haben wollen?“
 

Thor, wie ein kleines Kind, sprach nun voller Begeisterung, als hätte Loki nie in seinem Leben etwas von den oben genannten Dingen getan, sondern wäre die Unschuld in Person: „Bei uns zu Hause in Asgard ist er bekannt für seine tollen Tricks, seinem magischen Können und seiner Unterhaltsamkeit“

„Ach so, nur dafür?“, mit einem Ausdruck, der schon fast gelangweilt war, blickte er von Thor zu Loki und schlagartig änderte sich Tony's Gesicht zu purem Schock.
 

Loki selbst schien nicht sonderlich gewillt, hier als Geschenk zu dienen, noch machte er irgendwelche Anstalten auch nur etwas von dieser puren Unterhaltsamkeit zu zeigen.

„Treffet mich in euren Gemächern, Mann aus Metall!“, rief Thor und türmte, den Hammer von sich gestreckt aus der Küche, Richtung Aufzug – er war fasziniert von diesen sich 'mit Magie bewegenden Räumen'.
 

Er arbeitete hier nur mit Verrückten zusammen und wenn er es sich noch ein mal durch den Kopf gehen ließ, dann gehörte er wohl oder übel dazu, denn stupider Weise fand er sich selbst nur wenige Sekunden später auf dem Weg zu seinem Zimmer wieder.

Vielleicht war es auch einfach nur Neugierde. Oder die Angst, Thor könnte etwas kaputt machen. Oder Loki würde Rache nehmen, in dem er ihm Schlangen ins Bett hexte.

Irgendwas in der Art würde sicher passieren. Das wusste er.
 

Tony zögerte, als er vor der Tür zu seinem Schlafzimmer stand und wagte es tatsächlich nur, die Tür ganz langsam und ganz vorsichtig einen Spalt breit zu öffnen und hinein zu lugen, ehe er sie ganz öffnete und vielleicht schon ein wenig verwundert feststellte, das Loki noch immer in Handschellen lag und Thor mit seinem idiotischen Grinsen überschwänglich versuchte deutlich zu machen, was ihm nun bevor stand.
 

Schließlich begann er damit, die Hand- und Fußfesseln von Loki zu lösen.

„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Tony, woraufhin der Gott seine Arbeit unterbrach, zu ihm herüber stapfte und das Geburtstagskind sich fragte, ob es überhaupt Sinn machte einem zukünftigem König mit dem IQ einer Pop-Tart zu widersprechen, während man ihn auf den Stuhl an seinem Schreibtisch drückte.
 

„Genieße es einfach“, kam es als Antwort zurück. Und es wäre schön, wenn es dazu eine Anleitung gegeben hätte, wie verdammt noch mal. Tony krallte sich schon an die Armlehnen des Stuhls und beobachtete misstrauisch, wie Thor seinem Adoptivbruder irgendwelche Sachen ins Ohr flüsterte, sich schließlich von ihm entfernte und triumphierend verkündete: „Dein Geburtstagsgeschenk, Mann aus Metall, wir Asen hoffen, es wird Euch gefallen“
 

„Oh, das hoffe ich- hey! Wo willst du hin?“, das Herz rutschte ihm in die Hose, als Thor so mir nichts, dir nichts aus dem Zimmer verschwand und ihn mit dem Verrückten zurück ließ.

Reflexartig drehte Tony sich wieder zu Loki um und betrachtete ihn eingehend. Das Unheil in Person knurrte nicht mehr, noch sah er ihn mit dem Todesblick an, den er zuvor aufgelegt hatte.

Stattdessen schien es, als würde er unter seinem Maulkorb so diabolisch Grinsen, dass man es auch an seinen Augen sehen konnte.
 

Nicht gut.

Definitiv nicht gut!
 

Es benötigte nicht ein mal eine spektakuläre Geste, wie er es aus Filmen kannte, da befreite Loki sich schon mit der so gesehen wirklich verblüffenden Magie, die er da beherrschte von seinem Maulkorb und brachte das, wie Tony richtig vermutet hatte, bösartigste Grinsen zum Vorschein, das er je gesehen hatte.

„Thor ist ein Idiot“, sagte er und warf seinen Knebel auf das Bett, bevor er langsam, mit bedächtigen Schritten zu Tony ging, die Arme auf dem Rücken verschränkt, „Aber manchmal schon wieder so dumm, dass es gut ist, nicht wahr?“
 

Was- was wollte er ihm denn damit sagen?

Was ging hier vor sich? Tony's Augen huschten von einer Ecke zur Anderen, in der leisen Hoffnung irgendwo einen Ausweg zu finden, weil ihm das Ganze hier überhaupt nicht geheuer war.

Doch Loki stand schon so dicht vor ihm, das es womöglich nicht den Hauch einer Chance gab ihm noch zu entkommen.

„Erinnerst du dich noch an den Drink, den du mir angeboten hast?“

Natürlich erinnerte er sich noch, doch da Tony keinen Schimmer hatte, was der Mann vor ihm genau wollte, brachte er eine Mischung aus Kopfschütteln und Nicken hervor.
 

Ein schelmisches Grinsen umspielte die schmalen Lippen des Mannes und doch war es sofort wieder verschwunden. Jetzt schien er vollkommen konzentriert, schloss die Augen und atmete tief ein.

Und mit einem Mal, verwandelte er sich vor Tony's Augen in eine Frau!
 

Und was für eine.

Ihm blieb der Mund sperrangelweit offen stehen. Er... sie sah wahrlich verboten gut aus, mit ihrem langen, rabenschwarzen Haar und den eisigen Augen, die noch immer unergründlich auf ihn herab blickten.

Von den wohlgeformten Kurven wollte er gar nicht erst anfangen, konnte es nicht ein mal, weil ihm dies nun wirklich die Sprache verschlagen hatte.
 

Loki ging vor ihm auf die Knie und strich mit ihren schmalen Händen über seine Schenkel. Kein Fünkchen von ihrem sonst so brutalen männlichen Ego war hier zu sehen und irgendwie versetzte es ihn leicht in Panik.

Sein Körper versteifte sich und Tony musste schwer schlucken, als er wieder diesen überheblichen, siegessicheren Gesichtsausdruck erkannte.

Langsam aber sicher schien ihm klar zu werden, was er- sie mit dem Drink gemeint hatte.
 

„Neinneinneinneinnein!“, tief in seinem Unterbewusstsein konnte er bereits erahnen, dass er sich im Endeffekt für dieses Vergehen ohrfeigen konnte, doch das war jetzt im Moment einfach zu spontan und er sprang von seinem Stuhl auf, stieß die Frau vor ihm dabei fast um und flüchtete zur Tür.

Verdammt, er hatte es ja noch nicht ein mal verarbeitet, was da gerade vor ihm passiert war. Und jetzt das? Das war zu viel für sein armes Herz, das an dem heutigen Tage schon so viele Rückschläge hatte einstecken müssen.
 

„Bleib lieber bei deinen Steinen und Pferden und-“, der laute Knall der Tür schnitt ihm das Wort ab.
 


 

Tony hoffte inständig, dass Loki so gelähmt von seiner plötzlichen Flucht war, dass er gar nicht erst auf den Gedanken kam, ihm zu folgen.

Im Zweifelsfall hatte er sogar den schrägen Pullover von Steve angezogen, welchen er in der Wäschekammer gefunden hatte, zwar noch immer nicht sauber, aber besser, als gar nichts. Vermutlich wusste Steve nicht, wie diese Hightech-Waschmaschine funktionierte.

Tarnmodus, wie er es nannte. Bis jetzt funktionierte es auch ganz gut. Was aber zum einen daran lag, dass er niemandem begegnete und er sich eher im Ninja-Stil durch den Tower bewegte, J.A.R.V.I.S. immer als Rückendeckung benutzend, damit ihn so auch wirklich niemand sah.

Vollkommen egal, ob er dabei eigentlich eine nasse Spur, dank des Schaums vom Feuerlöscher, der noch immer an dem Pullover haftete, hinterließ.
 

Er musste es nur ins Labor schaffen, dann hätte er seine Ruhe. Niemand außer Bruce kannte den Zugangscode zu diesen heiligen Räumlichkeiten. Und selbst wenn der werte Doktor nicht anwesend war, würde es ihm eine weitere Enttäuschung in Sachen Geburtstag ersparen, denn er war noch immer der festen Überzeugung, dass dieser es vergessen hatte.

Tony würde kein Problem damit haben, denn wenn er anwesend sein sollte, dann würden sie ein paar Sachen in die Luft jagen, mit der Kraft der Wissenschaft und dann hatte sich das auch wieder.
 

Als er ankam, war noch immer nichts von Bruce zu sehen und missmutig verzog Tony den Mund. Also würde er wohl alleine ein paar Sachen hoch jagen müssen. Er setzte sich auf einen der Hocker und rollte damit von Tisch zu Tisch, um sich ein paar Gläser zusammen zu suchen, in die er seine Chemikalien schütten konnte, doch schon, als er die Hälfte seines Sammelsuriums beisammen hatte, verließ ihn die Lust auf ein kleines Experiment.

Alleine an seinen Anzügen rum basteln, das war okay, aber sich alleine der Wissenschaft widmen, war irgendwie... öde.
 

Tony saß dort und war schon am überlegen, was er machen sollte, ohne das man ihm in die Quere kam, mit irgendwelchen Geburtstagsglückwünschen, die eh nicht das enthielten, was er sich erhofft hatte und hörte mit einem Mal ein leises, erschöpftes Murmeln.

Irritiert von diesem Geräusch erhob er sich und sah sich um, konnte jedoch nichts und niemanden ausmachen. Er lauschte angestrengter und schlich auf Zehenspitzen in die Ecke, in der Bruce immer arbeitete. Diese eine Stelle, an die Tony nie durfte. Keine Ahnung, was Bruce dort versteckte, aber er zog wirklich alle Register, damit Tony ihn dort an diesem Fleckchen in – wohlgemerkt – seinem Labor ein mal in Ruhe ließ.
 

Neugierig beugte er sich über den Tisch und lugte über die Kante, um zu sehen, woher diese Geräusche rührten. Als er erkannte, was, oder eher wer, dort am Boden lag, weiteten sich seine Augen erst vor Schock, dann jedoch, begann er so heftig zu lachen, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb.
 

Bruce mit verschnürrten Handgelenken, an denen ein Zettelchen hing, mit Schleife in den Haaren und so wie er aussah, auch gerade erst wieder aus seinem Dörnröschenschlaf erwacht. Verschlafen blinzelte er und wandte den Kopf, um zu erkennen, wo er war, bis er Tony über sich erblickte und verwundert die Stirn runzelte.

„Was ist los? Warum lachst du so?“, irgendwie versuchte der Wissenschaftler, sich auf zu rappeln und schien nun erst fest zu stellen, dass ihm wortwörtlich die Hände gebunden waren, „Tony was.... was hast du gemacht?“
 

Die Verwunderung wich langsam einem Schock, nur um dann der Panik Platz zu machen, kaum das Bruce wieder einigermaßen in der Senkrechten saß. Doch Tony selbst traf bei diesem Dilemma natürlich am allerwenigsten Schuld und bevor er hier einen Hulk mit Schleife auf dem Kopf hocken hatte, versuchte er es lieber damit, den Doktor zu beruhigen.

„Tut mir leid dich zu enttäuschen, aber das war nicht meine Idee. Auch wenn sie mir sehr gut gefällt“, Tony lag schon fast auf dem Tisch und zupfte an den Bändchen an Bruce' Handgelenken. Sie hatten schon etwas von denen, mit denen man immer seine Geschenke umwickelte.
 

Tony bettete den Kopf auf seinen Armen und betrachtete Bruce eine Weile, während er damit begann, mit den Beinen auf und ab zu wippen. Der Gedanke hatte etwas. Bruce als Geschenk verpackt.

„Hör auf so zu grinsen, das gefällt mir nicht. Binde mich lieber los, ich habe noch ein wenig Arbeit zu erledigen. Zum einen, heraus zu finden, wie ich hier gefesselt gelandet bin“, typisch Bruce, dachte immer nur an die Arbeit und schon erlosch das Grinsen auf Tony's Lippen, als ihm auch noch die Handgelenke vorgehalten wurden, mit der stummen Aufforderung, sie zu lösen.
 

Doch er machte nicht ein mal Anstalten, sondern rückte erst die Schleife in seinen wirren Locken zurecht und fischte dann nach dem kleinen Zettelchen an den Bändern um zu sehen, was darauf geschrieben stand.

„Tony, bitte“, kam es nun eindringlicher seitens Bruce. So ganz geduldig schien er heute ja nicht.

„Weißt du überhaupt, was heute für ein Tag ist?“, fragte Tony vorsichtig und hielt noch immer den Blick auf das Zettelchen gerichtet.
 

„Samstag? Keine Ahnung, wie lange ich ausgeschaltet war“

Tony schien sich mit seiner Antwort Zeit lassen zu wollen, er schürzte die Lippen und neigte den Kopf von einer Seite zur anderen, verlor jedoch kein Wort, bis Bruce selbst immer ungeduldiger wurde und mit lauterer Stimme nach einer verlangte.

Tony machte einen Schmollmund und sah seinen liebsten Kollegen mit bedauernder Miene an: „Heute ist doch mein Geburtstag“, so wie er es sich gedacht hatte, hatte Bruce wirklich vergessen, was für ein Tag heute war und doch konnte er es ihm nicht allzu übel nehmen, denn tief im Inneren wusste er, dass Bruce mehr einem zerstreuten Wissenschaftler glich, als er zugeben wollte.
 

Vollkommen verblüfft sah er zu ihm hoch und Tony meinte, es tatsächlich in seinem Kopf arbeiten zu hören, als er über dessen Worte nachdachte. Um ihm zu beweisen, dass er richtig lag, drehte er stumm das Kärtchen zu ihm, sodass er die feinen Linien darauf selbst lesen konnte und mit einer unglaublichen Genugtuung betrachtete Tony, wie sich das leichte Rot auf Bruce' Wangen ausbreitete, als seine braunen Augen konzentriert über die Reihen huschten.

Wahrscheinlich war dieses kleine Zettelchen und Tony's schelmisches Grinsen, als er die Worte las, für ihn auch Antwort genug.
 

Alles Gute zum Geburtstag, viel Spaß mit deinem Geschenk.

Pepper.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Witch23
2012-12-26T22:20:12+00:00 26.12.2012 23:20
Total überzeichnete Charaktere eine absurde Story, aber ich habe sie bis zum ende gelesen. Am ende weiß ich immer noch nicht ob ich sie gut oder schlecht finde, Aber sie hatte was.


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