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Baiser

Eine Kurzgeschichte
von

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Baiser
 

Ein Rascheln neben ihr im Grün, als sie sich gegen den Baum presst. Ein Schaudern, als sich zaghaft eine Hand ausstreckt, um ihre Lippen zu liebkosen. Ein Blinzeln. Die Hand wandert weiter, presst sich flach, sanft, gegen ihren Bauch. Sie räkelt und streckt sich gegen den forschen Baum. Ignoriert, wie sich die kratzige Rinde in ihren Rücken bohrt. Weiche Lippen schmiegen sich gegen ihre. Ein feiner Nieselregen geht nieder, als läge die Natur einen schützenden Mantel um sie. Die Welt vergeht langsam, während sie sich in atemlosen Küssen verlieren. Ein hastiges Schnappen nach Luft. Ihr Rock rutscht nach oben, doch sie bemerkt es nicht. Presst sich nur gegen den anderen Körper. Wohliges Gefangensein zwischen der harten Rinde des Baumes und dem warmen Körper. Hände, die sie aufseufzen lassen, sich in ihre Haare wühlen. Schmetterlingsküsse auf ihren Wangen. Sie neigt ihren Kopf den Küssen entgegen. Presst sich enger, obwohl dies kaum mehr möglich ist. Heiseres Raunen an ihrem Ohr, das etwas in ihr aufflammen lässt. Geführt von zärtlichen Händen rutscht ihr Mantel tiefer, liegt auf ihrer Hüfte auf wie die Hände. Lippen liebkosen freigewordene Haut. Sie lehnt den Kopf zurück gegen die Rinde, ihr Atem fängt sich in ihrer Kehle. Sie öffnet entrückt die Augen. Verschwommenes Blau trifft ihr Blick. Lange ersehntes. Ungeahnte Empfindungen überfluten sie. Nass, kalte, große Tropfen, reißen sie aus dem wunderbaren Traumland. Diesem seligen Zustand, entfernt von Wachen und Schlaf. Sie schnappt nach Luft, wird wieder Herr ihrer Sinne. Sie richtet ihren Kopf auf, die Lippen lösen sich. Schwerer doch ihr Atem, als sich ihre Hände selbst um den Nacken ihres Gegenübers schlingen. Ungläubig, doch fest ihr Blick, den sie in ebensolche Augen richtet. Synchrones Atmen. Nur die flüchtige Berührung zweier Lippen. Warmer Atem, der ihren Mund füllt. Sie verharrt. Die Sonne küsst den Horizont Gutenacht, als die weichen Lippen ihre zu einem letzten, sanften Kuss versiegeln. Nichts als die Berührung zweier Lippen, Wärme, Nähe. Der Wunsch, es ewig andauern zu lassen. Ein Hauch noch, ein bedauernder Blick, und schon ist es vorbei. Sie taumelt, als der dichte Regen auf sie fällt. Löst sich langsam vom Baum, setzt ein paar unsichere Schritte in die erneuerte Welt. Sie streift ihren Mantel fahrig wieder über, sich über das zerwühlte Haar. Sie setzt mechanisch einen Fuß vor den anderen. Die Welt scheint in Schweigen zu verfallen. In ihr legt sich nur langsam der gelöste Sturn, schlägt das Herz nur zögerlich langsamer. Lampen flackern und ihr Licht tanzt in den einzelnen, gelösten Haarsträhnen. Diese bekümmern sie nicht. Noch immer scheint sie diese Lippen, diese Hände spüren zu können. Ein wohliger Schauer überläuft sie. Angenehme Leere in ihren Gedanken. Nichts, nur die Erinnerung an gerade vergangenes. Die Erinnerung, die sie sich bewahren wird. Und das Wissen, dass nicht allzu weit entfernt ein Herz wie das ihre schlägt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2003-10-30T18:27:32+00:00 30.10.2003 19:27
danke nochmal ^.~


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