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Endosymbiontentheorie

RuffyxNami
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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Ein Tag voller E. coli und L. Zorro

Ob sie in der Sache eine endgültige Lösung gefunden hatten, hatte Ace mir nicht gesagt. Er hatte mir bloß weiterhin sein Herz ausgeschüttet und ich hatte zugehört. Ich glaubte, ihm so am ehesten helfen zu können. Von Nojikos Nachricht hatte ich ihm nichts gesagt. Es gab momentan Wichtigeres als ein verhunztes Tattoo aus der Jugend.

Die Möglichkeit, dass Kobra zu uns ziehen würde, schloss ich dennoch immer mehr aus. Von Anfang an erschien es mir als unvorstellbar und es rückte stetig in weite Ferne. Keiner wollte sich diesem tagtäglichen Albtraum aussetzen, mal abgesehen von der Tatsache, dass er schlecht in der Badewanne schlafen konnte, aber vor allem würde er gewiss keinen Tag überleben. Vorher würde Ace ihm das Kissen aufs Gesicht drücken. Es fehlte wirklich nicht mehr viel bis dahin und ich persönlich, wunderte mich, dass es noch nicht passiert war. Vielleicht hatte die Flucht der beiden ins Motel Schlimmeres verhindert.

„Ach und Ruffy?“

„Ja?“

„Kein Wort zu Dadan. Du weißt, wie sehr sie dann ausflippt.“

Oh ja, das erschien ohne Umwege direkt vor meinen Augen. Dadan, wie sie fluchte, tobte, hochrot anlief und bereits die Ärmel hochkrempelte und mit der Faust wedelte, um Kobra eine Lektion zu erteilen. Ihm wortwörtlich einzuprügeln, dass er seine Tochter und ihr Leben zu respektieren hatte. Und die Kinder gefälligst unterstützen sollte!

Dadan fiel es besonders schwer ihn und seine Ansichten zu verstehen, war sie doch regelrecht vernarrt und verrückt nach der kleinen Titi. Aber sie hatte sich auch von Anfang mit der Situation arrangiert, schien das Problem darin nie gesehen zu haben. Im Gegenteil sie war von Anfang an Feuer und Flamme gewesen. Selbst Gramps hatte sie mit ihrer Euphorie für das Kind angesteckt, so sehr, dass ich manchmal befürchtete, dass sie Titi Arme und Beine ausrissen, wenn sie sich mal wieder um sie stritten.

Und so gerne ich sie, Vivi und Ace auch mochte, so froh war ich auch, dass ich ein paar Tage Ruhe vor ihnen und die Wohnung für mich allein hatte. Egal, wie blöd es sich auch anhören musste, aber die Probleme anderer konnten einem selber gewaltig auf den Magen schlagen. Außerdem gönnte ich es Dadan, dass sie Zeit mit ihrem Enkelkind verbringen konnte. Wenngleich mir Titis Lachen fehlte.
 

Am nächsten Morgen war ich für meine Verhältnisse viel zu früh auf den Beinen, ich hatte noch einige organisatorische Dinge an der Uni zu erledigen, die ich nicht weiter aufschieben konnte. Vor allem aber durfte ich nicht vergessen, mich für die Modulabschlussklausur und meine Chemie-Wiederholungsklausur einzutragen, die Frist lief in einigen Tagen ab.

Den Gedanken nachhängend machte ich mich auf den Weg. Der Druck der bevorstehenden Prüfungen bereitete mir momentan die größten Bauchschmerzen. Ich durfte nicht schon wieder durchfallen, ansonsten waren die letzten Jahre vergebens gewesen und ich konnte den Traum Entomologe zu werden endgültig an den Nagel hängen. Und das war das Letzte, was ich wollte.

Die Straßen waren selbst um diese Zeit voll von Menschen, allen voran Studenten. Man erkannte sie leicht an den Kaffee to go Bechern und den Umhängetaschen. Es war offensichtlich, dass dieses Viertel das Günstigste war.
 

„Hey Ruffy!“, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. „Warte doch mal!“

„Höh?“

Stirnrunzelnd blieb ich stehen und schaute mich auf der Straße um, bis ich Zorro entdeckte, der vom Eckkiosk aus geradewegs auf mich zukam. Wohl darauf bedacht, sich nicht mit dem Kaffee in seiner Hand zu verbrühen.

„Zorro! Was machst du denn hier?“, fragte ich ihn, nachdem wir uns mit einem Handschlag begrüßten hatten. Ich war ehrlich überrascht ihn hier anzutreffen, wohnte er doch einige Blocks weiter.

„Dasselbe könnte ich dich wohl auch fragen“, sagte er und grinste. „Hast dich ja lange nirgends mehr blicken lassen.“

„Das stimmt, sorry, in der letzten Zeit war es noch mal superstressig“, begann ich meine Erklärung, mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder einmal zu Wort und ich erzählte Zorro von dem Unfall, den Vivis Vater hatte, davon, dass er nicht mehr alleine wohnen konnte und sie nun schauen musste, wie sie die Lage regelte. Ich erzählte ihm auch davon, was Ace mir gesagt hatte, obwohl ich ihm eigentlich versprochen hatte, zu schweigen. Es tat so gut, sich selber einmal jemandem anvertrauen zu können.

„Aber das hat er nicht gesagt, oder?“, Zorro verzog keine Miene, nippte an seinem Kaffeebecher und dennoch merkte ich, wie ihn diese Aussage schockte. Ich nickte und vergrub die Hände in den Hosentaschen.

„Leider doch.“

„Hat dein Bruder ihm dafür wenigstens eine gelangt?“

Ich schüttelte grinsend den Kopf.

„Nein, er hatte ja schließlich genug damit zu tun, sich um Vivi zu kümmern. Aber ich bin mir sicher, er stand kurz davor.“

Zorro zuckte mit den Mundwinkeln.

„Das wird sie ja besonders hart getroffen haben.“

„Davon kannst du aber ausgehen. Hab am nächsten Morgen noch eine SMS von Ace bekommen, sie muss die ganze Nacht durchgeheult haben und gegessen hat sie scheinbar auch nicht mehr, seitdem sie dort angekommen sind.“

„...“

„...“
 

„Kommst du heute Abend mit trainieren?“, fragte Zorro nach einer Zeit des Schweigens und starrte in seinen leeren Kaffeebecher, bevor er flüchtig zu mir sah. Wohl prüfend, wie ich auf diesen plötzlichen Wechsel reagieren würde. Ich rieb mir den Nacken und war ihm dankbar dafür, dass er auf seine eigene Art und Weise versuchte, mir beizustehen.

„Klar, wieso nicht? Ist ja jetzt auch schon wieder zu lange her, seitdem ich das letzte Mal da war.“

„Du hast viel verpasst“, sagte er und lachte kurz auf. „Lysop trainiert ja jetzt auch da.“

„Jaaaa, das hab ich schon von ihm gehört. Er meint, bald steckt er dich in die Tasche.“

Zorros Gesicht zierte ein vielsagendes Grinsen.

„Na, das soll er mal versuchen.“

Ich lachte bei der Vorstellung daran, wie sehr Lysops Knie schlottern würden, würde Zorro tatsächlich ernst machen und ihn zum Duell fordern. Seine panische Stimme klang mir sogar schon in den Ohren, während Chopper am Ring entlang lief und ihn lautstark anfeuerte.

„Ich würde sogar dafür bezahlen, das zu sehen.“

„Hehe, vielleicht lässt sich damit ja ein bisschen Geld machen, was? Auf Boxkämpfe wird immer viel gesetzt...Sag mal, gehst du jetzt auch zu Experimentalphysik?“

„Wäh? Physik? Warum machst du Physik?

Ich war wirklich ahnungslos. Hatte ich jetzt auch noch vergessen oder verpasst, dass Zorro das Fach gewechselt hatte und warum sollte ich überhaupt auf dem Weg dorthin sein? Doch er schüttelte bloß amüsiert den Kopf und schlug mir auf die Schulter.

„Oh Mann, Ruffy, guckst du dir auch mal deinen Semesterplan an? Dieses Semester steht sowohl für deine Fachrichtung als auch für meine Experimentalphysik im Nebenfach an.“

„Gut, dass du mir das sagst, Zorro. Das wäre jetzt glatt an mir vorbeigegangen.“

Ich kratzte mich im Augenwinkel.

„Ich sollte wohl wirklich mal mehr auf meinen Plan achten. Eigentlich bin ich bloß so früh los gegangen, weil ich mich noch für die Klausuren eintragen muss und danach Praktikum habe.“

„Ah, schneidest du wieder Würmer auf?“

„Nö, das ist vorbei“, sagte ich. „Auch wenn das Bild der Renner beim Abendessen war. Jetzt spiel' ich mit Bakterien. Die sind so cooool! Mal sind sie blau, rot, oder schwarz und die machen immer so lustige Flecken auf den Schalen. Richtig schöne Muster!“

„Dass du noch keinen Alarm ausgelöst hast. Da warte ich jeden Tag drauf. Besonders dann, wenn sich die Vorlesungen mal wieder zum Erbrechen hinziehen.“

Ich grinste breit.

„Na, Zorro, auch ich lern irgendwann mal dazu. Und außerdem sind wir doch in einem ganz anderen Gebäudekomplex als ihr!“

„Das beweis' mir mal. Noch heute kann ich es nicht glauben, dass ihr diesen Chemieunfall damals gerade an dem Tag fabriziert habt, als ich diese elendig schwere Englischabschlussklausur schreiben musste.“

Er grinste und hielt sich die Hand an die Stirn.

„Allein der Moment, als Ace mit hochgerissenen Armen aufgesprungen ist und sich, wie ein Schneekönig gefreut hat.“

„Hahaha, so typisch“, kicherte ich, „aber zu meiner Verteidigung: Weder Vivi noch Lysop haben mir gesagt, dass ich das Zeug nicht so lange in die Flamme halten dürfe. Und Doc Bader hat doch selber immer alle Experimente in die Luft gejagt.“

Der Mann hatte in einer Stunde knallhart Wasser auf die Salzsäure geschüttet, obwohl er uns fünf Minuten zuvor noch das Gegenteil gepredigt hatte. Der Schaum war aus dem Reagenzglas geschossen, wie Lava aus einem Vulkan. Zorro warf den Becher in den nächsten Mülleimer.

„Hey, vor mir brauchst du dich nicht zu rechtfertigen.“
 

Dass es Chopper und Lysop peinlich war, dass sie mich nicht auf das Modul hingewiesen hatten, war kaum zu übersehen, als sie Zorro und mich in den Hörsaal kommen sahen.

„Sorry, Mann. Das hatte ich total verschwitzt“, stammelte Lysop, nachdem ich mich neben ihn gesetzt und meinen Block aus der Tasche geholt hatte. „Zum Glück hast du Zorro getroffen.“

„Ja, zum Glück, sonst würde mir jetzt der ganze Spaß hier entgehen.“

„Das hättest du dir wohl nie verzeihen können, was?“, stichelte Zorro mit vor Sarkasmus triefender Stimme und warf einen Blick nach vorne, wo bereits die Präsentation der Lernziele in vollem Gange war oder besser gesagt, sich im Schneckentempo vollzog.

„Noch auf dem Sterbebett hätte ich daran denken müssen“, erwiderte ich trocken, notierte die Themen und das Klausurdatum und schielte herüber zu Lysop, der schwer ausatmete. „Daran, was mir damals entgangen ist, weil meine Freunde es nicht für nötig hielten, mich aufzuklären.“

„Ja ja, schon verstanden“, stieß er mit einem Seufzer aus. Ich beobachtete ihn noch eine Weile und unterdrückte ein Lachen bei dem theatralischen Anblick, den er so in sich zusammengesackt bot, während meine Hände wie automatisch damit begonnen hatten, auf dem Block herumzukritzeln.

„Ist das eine Meerjungfrau?“, fragte Zorro verschlafen, er musste wohl für ein paar Minuten eingenickt sein.

„Ja, du bist der Erste, der das erkennt“, entgegnete ich und zeichnete die Schuppen der Flosse. „Ace meint bloß, es seien Fische mit Perücken.“

„Nur weil er keine Ahnung von Kunst hat.“

Er grinste schief und steckte mich gleich an.

Manchmal überraschte es mich selber, wie leicht mich die Zeit mit meinen Freunden ablenkte. Selbst Kleinigkeiten ließen mich alle Sorgen vergessen und einfach leben. Dass nicht mal der trockene Stoff meine Laune zu trüben vermochte, hatte ich bestimmt auch ihnen zu verdanken.

Besonders der Karikatur, die Lysop von dem Prof angefertigt hatte und zu uns weiterreichte, trug einen erheblichen Teil dazu bei. Es war ein Wunder, dass der Mann beim Reden nicht selber einschlief. Wenn bereits die Hälfte des Hörsaals vor sich hindöste. Chopper musste sich vor lauter Kichern die Hände auf den Mund drücken, als er sie zu sehen bekam, sonst wäre man wohl sehr schnell auf uns aufmerksam geworden.

„Geil, Lysop, aber da fehlt noch was“, mit dem Bleistift ergänzte Zorro die Skizze um ein entscheidendes Detail, die getönte Brille, die so ziemlich das Aufregendste an dem Typ war, das dem Ganzen noch mal eine völlig neue Note gab.

„Wow, perfekt getroffen“, prustete ich, nachdem ich das Gesicht des Profs mit Zorros Kunstwerken verglich, und reichte das Blatt zurück an Lysop. Auch er wischte sich einige Lachtränen aus den Augen und schob den Zettel fix in seine Unterlagen, als sich die Leute aus der vorderen Reihe zu uns herumdrehten.

Der Prof hingegen führte seine Präsentation unbeirrt vor, immerhin wurde er bezahlt, ob wir bestanden oder nicht.

„Vorne spielt die Musik“, bluffte Zorro die Neugierigen mit vor der Brust verschränkten Armen an, bevor er sich Augen rollend zurücklehnte. „Was sind die Leute hier immer neugierig.“
 

„Also gut, wir treffen uns um sieben im Studio, okay?“, horchte ich noch einmal bei Zorro nach, als die Mittagspause sich dem Ende neigte. Wir hatten uns nach der Physikvorlesung in der Mensa verabredet, denn an diesem Tag gab's Schnitzel!

„Alles klar, bis später dann. Und viel Spaß mit den Bazillen.“

„Den werde ich sicher haben“, antwortete ich grinsend, während Chopper bereits zur Sicherheitsbelehrung ansetzte. „Schon gut, ich weiß, dass ich vorsichtig damit umgehen muss.“

„Sicherheit im Labor ist das A und O!“

„Mit der Aussage kommst du aber ein paare Jahre zu spät, Chopper“, entgegnete Lysop und klopfte mir auf die Schulter.

„Alles klar, Chopper. Viel Spaß bei“, ich überlegte kurz, „was auch immer. Ich hol mir meine Laborsachen aus dem Spind und fahr schon hoch. Die Anderen sitzen gewiss schon gespannt wie die Labormäuse vor dem Raum.“

„Man darf auch bloß nicht zu spät kommen, vielleicht verpasst man ja was“, kam es von Zorro.

„Ja, mach dich nur lustig, aber da hängen Leute teilweise schon eine Stunde vorher rum. Warum auch immer“, pflichtete mir Lysop bei, woraufhin Zorro die Stirn runzelte. Er wusste anscheinend eindeutig Besseres mit seiner Zeit anzufangen.

Nachdem wir noch ein paar Belanglosigkeiten ausgetauscht hatten, verabschiedeten Lysop und ich uns von den beiden, eilten zu den Spinden, die sich in einem anderen Flügel des Gebäudes befanden, packten unsere Sachen und erwischten sogar noch einen Aufzug, dessen Tür sich gefährlich langsam vor mir zu schließen drohten.
 

Es war, wie ich gesagt hatte, eine Masse Leute tummelten sich bereits im Vorraum. Die Meisten waren direkt von der Physikvorlesung hierher gekommen. Dass dazwischen zwei Stunden Pause war, schienen sie gar nicht mitbekommen zu haben. Hatten die denn nie Hunger?

Ich war unheimlich froh, als keine Minute später die dicke Tür aufging und wir unsere Plätze einnehmen konnten. Der Vorraum war stets brechend wohl und ich mochte es nicht so eingepfercht herumzustehen.

Und obwohl Lysop und ich vier Stunden damit verbracht hatten, unsere Versuche vorzubereiten und durchzuführen, kam es mir bloß wie Minuten vor. Es machte mir wahnsinnigen Spaß zu lernen und jeden Tag selber etwas Neues entdecken zu können. Besonders gerne beobachtete ich die Dinge unter dem Mikroskop, das eröffnete einem ganz neue Möglichkeiten.

„Und du willst ganz sicher, später nicht mit ins Fitnessstudio?“

„Ne, ich muss gleich noch in die Bib, Bücher vom letzten Modul abgeben“, redete Lysop sich raus und deutete auf seine Tasche.

„Und du bist dir ganz sicher, dass es nichts mit Zorro zu tun hat?“

Zugegeben, es machte mir Spaß Lysop in die Ecke zu treiben und zu sehen, wie ihm die Schweißperlen über die liefen.

„Äh, ich muss noch die Schalen ausspülen!“, sagte er und eilte zu den Waschbecken, vor denen sich ewig lange Schlangen bildeten. Ich stopfte meinen Kittel in die Plastiktüte und legte meine Schutzbrille vorsichtig darauf, nachdem ich meine Hände gereinigt hatte. Endlich nach Hause!
 

Auf dem Weg zum Spind fiel mir eines der Plakate ins Auge, die ich mir normalerweise nicht näher ansah. Trotz Kind studieren – flexible Moduleinteilung lautete die in leuchtend roter Schrift gehaltene Überschrift, die mich dazu brachte umgehend an Vivi zu denken.

Sie war immer so ehrgeizig gewesen und hatte trotz der frühen Schwangerschaft einen sehr guten Abschluss gemacht und all das, um jetzt zu kellnern. Welche Verschwendung! Jeden Tag wurde mir durch sie bewusst, welch großes Glück ich hatte, dass ich machen konnte, was ich wollte und dabei sogar noch die Unterstützung meiner Familie erhielt. Dabei könnte Vivis Vater doch locker ihr Studium und die Wohnung finanzieren, sodass sie gar nicht aufs Kellnern angewiesen wäre. Wenn er doch nur nicht so verbohrt wäre. Alles könnte so einfach sein, wenn er akzeptieren würde, dass sowohl Titi als auch Ace zu Vivis Leben gehörten. Dass sie sich eben für ihn entschieden hatte und nicht für diesen Corsa. Aber das war wohl zu viel verlangt.
 

Den ganzen Weg durch die Stadt, bis hin zum Supermarkt ums Eck, hatte ich darüber nachgedacht. Mir das Hirn zermartert, wie es für sie möglich sein könnte, doch noch ihrem Traum zu folgen. Es war ein Teufelskreis. Es begann mit ihrem Vater und endete auch mit ihm. Ich machte mir oft solche Gedanken, immerhin war Vivi meine Freundin und ein Teil meiner Familie. Und ich kann es einfach nicht ertragen, meine Freunde traurig zu sehen.

Schwer seufzend schob ich beinahe die gesamte Regalauslage an „Whitebeard's Chococrunch“Riegeln in den Wagen und besorgte noch ein paar Instantnudelsuppen und Tiefkühlpizzen – das fünf Sterne Schlemmermenü für jeden Studenten -, um die letzten Tage, bis Vivi wieder daheim war und für uns alle kochen würde, einigermaßen heil zu überstehen und nicht den grausamen Hungertod sterben zu müssen. Eigentlich überstieg das ganze Junkfood mein Budget, doch zum Glück hatte Dadan mir bei meinem Besuch ein paar Scheinchen zugesteckt. Zwar waren sie für ein neues Lehrbuch bestimmt, doch ich hoffte darauf, dass Opa sich bald von seiner großzügigen Seite zeigte.
 

Nachdem ich zu Hause meine Sporttasche gepackt, die Riegel in ihr Versteck gebracht und die Einkäufe verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg zum Fitnessstudio. Vorsorglich schrieb ich Ace, dass ich die nächsten zwei Stunden nicht zu erreichen sei, damit er mich nicht wieder mit SMS und Anrufen flutete, bevor ich das Handy ausstellte und mit den anderen Sachen in den Umkleidespind packte. Ich fühlte mich so befreit, wie schon lange nicht mehr. Endlich ein wenig Zeit nur für mich.

Zorro entdeckte ich bei den Hantelbänken, suchte mir eine neben ihm und warf mein Handtuch samt Wasserflasche achtlos daneben.

„Hier hat sich ja auch nichts verändert“, stellte ich fest, warf einen Blick durch den Raum und ließ mich auf die Bank sinken.

„Was hast du erwartet? Dass die in ein paar Wochen das gesamte Studio neu sanieren?“

„Ne, aber wenigstens mal neu streichen“, erwiderte ich und deutete auf die gegenüberliegende Wand, von der die hellblaue Farbe bröckelte. Zorro lachte leise.

„So lange, wie du nicht mehr trainiert hast, solltest du besser mit dem Lysop-Gewicht wieder einsteigen“, sagte er, erhob sich und steckte die kleinsten Scheiben an die beiden Enden der Stange.

„Ist nicht wahr oder?“

Er nickte.

„Und selbst die hebt er nur, wenn er einen guten Tag erwischt hat.“

„Ey, das hätte ich mir ja gleich denken können. Dieser Schwätzer“, lachte ich, legte die Stange in die Halterung und tauschte die Gewichte gegen schwerer aus. Zwar war es mehr als doppelt so viel, wie Lysop drückte, aber durch meine relativ lange Abstinenz hatte ich Abstriche verbüßen müssen, was mich ungemein ärgerte. Denn zuvor hatte ich ordentliche Fortschritte gemacht, beinahe zu Zorro aufgeschlossen. Durchaus neidisch, wenngleich die Bewunderung überwog, beobachtete ich ihn. Es gab gewiss Nichts, dass ihn davon abbringen konnte zu trainieren. Selbst in den stressigsten Zeiten war er regelmäßig hier anzutreffen.
 

Ich fixierte wieder die Stange über mir. Und mich brachten die kleinsten Sachen aus dem Gleichgewicht. Wie auf Kommando erschien Namis Bild in meinen Gedanken. Obwohl meinem Verstand klar war, dass der Zug abgefahren war, gab es dennoch etwas in mir, das sie einfach nicht loslassen wollte. Wir hatten uns doch immer so gut verstanden, waren trotz kleiner Streitigkeiten immer auf einer Wellenlänge gewesen und eine gefühlte Ewigkeit befreundet gewesen. Und das alles sollte jetzt der Vergangenheit angehören? In meinen Erinnerungen verstauben? Weil ich es nicht verkraftete, dass sie sich für jemand anderes entschieden hatte?

Ich konnte nicht anders, es ging einfach nicht. Ich wollte sie ganz oder gar nicht, andernfalls würde ich zerbrechen. Und dabei vermisste ich sie nur noch mehr.

„Nicht so schnell oder willst du, dass die Wirkung gleich null ist?“, vernahm ich Zorros Stimme, was mich kurz zwinkern ließ und schließlich dazu brachte, mich aufzurichten.

„Wie?“

„Du musst den Muskeln Zeit zur Regeneration geben, sonst kann sich da doch gar nichts aufbauen.“

Ich stützte mein Gesicht in den Händen ab, wischte mir den Schweiß beiseite und verharrte einige Sekunden in dieser Stellung. Allein der Gedanke an Nami bewirkte, dass ich alles um mich herum vergaß, nicht einmal bemerkt hatte, wie stark ich meinen Körper in der kurzen Zeit gefordert hatte. Dieser rächte sich, verlangte nach Wasser und pumpte mit voller Kraft Luft in meine Lungen. Zorro sah mich aus dem Augenwinkel heraus an.

„Hast du wieder an die dumme Funzel gedacht?“

Ich nahm die Wasserflasche von den Lippen und nickte schwach. Ihm konnte keiner was vormachen.

„...“

Er sagte nichts weiter, bedachte mich aber mit einem Blick, der wohl so viel sagen wollte, wie Sie ist es nicht wert. Ich strich meine Haare aus dem Gesicht, den Kopf weiterhin gesenkt. Zorro musste nichts sagen und trotzdem half es mir ungemein, ihn in meiner Nähe zu haben. Er verstand mich ohne viele Worte.

„Vielleicht sollte ich erst einmal ein paar Minuten warten, bevor ich die nächste Wiederholung mache.“

„Wird wohl das Beste sein.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Dassy
2015-04-22T00:02:43+00:00 22.04.2015 02:02
Funzel xD nice
Von:  mauzi500
2013-06-04T20:30:13+00:00 04.06.2013 22:30
Hey sry das ich erst jetzt was dazu schreibe , aber wie gesagt deine ff ist meine Lieblings ff und einer der Gründe weshalb ich dieses Profil hier hab.Wieder ein sehr gutes kapi und hoffe das jetzt bald Nami und Ruffy wieder aufeinander treffen :D
Antwort von:  Katta
05.06.2013 12:13
Huhu Mauzi,
Ich danke dir vielmals für deinen Kommentar! Es freut mich ungemein zu hören, dass die FF dir so gut gefällt :) Und eines kann ich dir sagen, sie werden schon bald wieder aufeinander treffen :D
LG, Katta
Von:  fahnm
2013-05-26T21:21:06+00:00 26.05.2013 23:21
Super Kapi^^
Antwort von:  Katta
27.05.2013 17:29
Dankeschön :)


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