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Endosymbiontentheorie

RuffyxNami
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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High Five, Bro!

Ich hatte das Buch noch keine zehn Minuten zugeschlagen und die Protokollzettel weggeheftet, als es klingelte. Bevor ich öffnete, schaute ich nach Titi, die zum Glück wie ein Stein schlief und friedlich vor sich hin schnarchte. Ganz der Papa.

„Hey“, säuselte Nami und fiel mir um den Hals, kaum dass ich die Tür geöffnet hatte. „Endlich bin ich hier. Dachte schon, der Feierabend kommt nie.“

Ich küsste sie, zog sie währenddessen hinein und schob mit dem Fuß die Tür zu. Wir hatten uns ein paar Tage nicht gesehen und schon kam es mir vor, als sein wir monatelang voneinander getrennt gewesen. Es fiel mir schwer sie loszulassen, den Kuss zu unterbrechen. Ich war süchtig nach diesem Gefühl, süchtig nach dem, was es in mir auslöste und süchtig nach ihr.

„Nicht so stürmisch“, hauchte sie, drückte ihre Hand gegen meine Brust und brachte mich dazu, innezuhalten. Ich blinzelte und realisierte, dass ich kurz davor gewesen war, sie auf die Couch zu navigieren. Verlegen und mit leicht geröteten Wangen wich ich zurück.

„Oh, tut mir leid.“

Sie kramte in ihrer Umhängetasche und holte eine Schüssel heraus.

„Ich hab dir was von der Arbeit mitgebracht.“

„Uuiiiiiiiiiiiii!“

„Rinderfilet“, sagte sie grinsend, während ich es voller Vorfreude auf einen Teller packte und aufwärmte, und sah sich ein wenig im Wohnzimmer um.
 

„Schläft die Kleine?“

„Ja, wie ein Stein“, antwortete ich, umarmte sie von hinten und bettete meinen Kopf auf ihrer Schulter, als sie eines der eingerahmten Bilder von der Kommode nahm, um es eingehender zu betrachten. Es zeigte Titi im Alter von ein paar Monaten, wie sie gerade selbstständig sitzen konnte und breit und absolut zahnlos in die Kamera lachte.

„Sie ist so goldig, wenn sie lacht. Und dieses kleine Stirnband mit Schleifchen passend zu dem rosa Kleidchen.“

„Hehe, soll ich dir verraten, wessen Idee diese Kombi war?“

„Vivis? Oder ist das auf Dadans Mist gewachsen?“, fragte sie und drehte den Kopf zu mir, um meine Reaktion zu sehen. Ich grinste sie breit an. Wie falsch sie doch lag.

„Rate weiter.“

Ihr Gesichtsausdruck wechselte von unsicher auf irritiert.

„Ace? Ne, oder? Aber jetzt wo du es sagst, wundert mich das gar nicht mehr“, lachte sie und blickte noch einmal auf das Foto und stellte es wieder an seinen Platz. „Sie ist ja auch schließlich seine kleine Prinzessin.“

Ich küsste ihren Hals, löste mich von ihr und ließ mich aufs Sofa fallen.

„Wir lieben sie alle, aber er wohl am meisten. Finde ich immer noch unfassbar, wenn ich an seine anfängliche Reaktion denke.“

„Hm“, seufzte Nami. Ich wusste, dass sie Vivi damals beigestanden und so manches Tränchen getrocknet hatte. Ihr Blick schweifte zum nebenstehenden Bild und sorgte dafür, dass das Nachdenkliche wieder aus ihrem Gesicht verschwand.

„Das Foto ist auch so schön“, sagte sie nach einer Weile, die sie es stumm gemustert hatte, und setzte sich neben mich, um es mir zu zeigen. „Ihr seht alles so glücklich aus und guck mal, Dadan weint ja sogar vor Freude!“

„Vielleicht weint sie auch aus Frust, weil Ace an dem Abend noch zu ihr gesagt hat, sie sähe in dem Glitzerpulli wie eine Christbaumkugel aus. Und dann hat er sie gefragt, ob es den auch in ihrer Größe gab.“

Nami verkniff sich ein Lachen.

„Die Gute hatte es aber auch nie leicht mit euch.“

„Was heißt denn mit euch? Ace hat sie doch die ganze Zeit geärgert und ihr solche Sachen an den Kopf geworfen, nicht ich“, verteidigte ich mich spaßeshalber, wobei es den Tatsachen entsprach, denn im Gegensatz zu Ace hatte ich Dadan tatsächlich nie wegen ihres Gewichts oder ihrer schlechten Geografiekenntnisse aufgezogen, selbst wenn er es niemals ernst gemeint hatte. Aber es waren schon fiese Sachen gefallen, auch wenn ich Fleischwurst im Tütü und Schmalzgrab noch heute spitze fand.
 

Das Piepen der Mikrowelle riss mich aus meinen Gedanken. Fast hätte ich das Essen vergessen! Ich stürzte vom Sofa, eilte zur Küche und holte den heißen Teller heraus, den ich in meinen Fingern hin und her jonglierte, um mir nicht die Pfoten zu verbrennen.

„Willst du was trinken, Nami?“

„Was habt ihr denn?“

Neugierig warf sie einen Blick mit in den Kühlschrank hinein.

„Oh Rosentee! Darf ich den haben?“, sie hörte sich an wie ein kleines Mädchen, das sich Bonbons aussuchen wollte. Ich hob die Schultern.

„Klar, bedien dich.“

Freudestrahlend fischte sie die Dose aus der Kühlschranktür, öffnete sie und setzte sich an den Tisch, nachdem sie einen Schluck genommen hatte. Ich nahm neben ihr Platz und genoss das Essen richtig. Der erste Happs seit Stunden fühlte sich an wie eine Erlösung. Über den ganzen Stress hatte ich total Vergessen, wie hungrig ich eigentlich war, dafür rächte sich mein Magen nun doppelt.

„Hey, schling nicht wie so ein Alligator, Ruffy!“, wies Nami mich zurecht, setzte die Dose wieder an und schielte prüfend immer wieder zu mir herüber, wirkte aber nicht annähernd so wütend dabei, wie zu Schulzeiten, wo sie mir in der Cafeteria regelmäßig Kopfnüsse spendiert hatte, wenn meine Tischmanieren ihr zuwider waren.

„Es schmeckt einfach zu gut!“

Nami stützte das Kinn auf dem Handrücken ab.

„Ich weiß. Unser Restaurant ist nicht umsonst das Beliebteste im Viertel.“

Ich schluckte herunter.

„Ich glaube, das liegt aber nicht nur am Essen“, sagte ich zwischen zwei weiteren Happen und sorgte für Stirnrunzeln bei Nami, die die Dose wieder ergriff.

„Wie meinst du das?“

„Du, Vivi und Nojiko im Service? Glaub mir, es kommen einige Leute nur zum Trinken und so eine ausgefallene Getränkeliste oder günstige Preise habt ihr ja auch nicht. Ace sagt das auch.“

Umgehend schlich sich ein freches Grinsen auf ihre Lippen.

„Dass ich das mal sagen würde, aber damit hast du vollkommen recht.“

„Ich hab immer recht!“

„Übertreib es nicht, Ruffy, okay?“, sagte Nami, warf mir einen gespielt ermahnenden Blick zu und wandte sich blitzschnell herum, als sie das Knarren der Tür hörte.
 

„Papa? Mama?“, rief Titi, tapste durch den Raum und kam auf mich zu, nachdem sie mich am Tisch entdeckt hatte. „Luffi!“

„Bist du schon wieder aus dem Bett geklettert?“

Sie streckte die Arme aus, kletterte auf meinen Schoss und kuschelte sich an meinen Arm, bevor sie hochschaute. Absolut niedlich, aber mir wollte der Gedanke dennoch nicht aus dem Kopf, dass sie sich bei dieser Kamikazeaktion irgendwann noch das Genick brach.

„Wo ist Papa?“, fragte sie statt mir zu antworten und fügte, ehe ich ihr antworten konnte, hinzu. „Wo ist die Mama?“

„Die sind nicht hier. Sind beide im Krankenhaus, kommen aber bestimmt morgen wieder.“

Ihre Wangen blähten sich auf und ihre Augen wurden feucht, während sie ihre Hände in meinem Ärmel verkrallte.

„Mama! Mama suchen!“

„Morgen kannst du sie besuchen. Aber jetzt ist es viel zu spät, du müsstest längst schlafen“, sagte ich, streichelte ihren Rücken und legte den Kopf auf ihren. „Wenn du schläfst, vergeht die Zeit viiiiiel schneller.“

„Oh, kann ich irgendwas tun?“, flüsterte Nami.

„Ja, kannst du ihr ein Glas Wasser geben?“

„Natürlich.“

Sie öffnete den Küchenschrank, holte einen kleinen Becher hervor und füllte ihn mit Wasser, ehe sie ihn Titi reichte. Zunächst weigerte sie sich, trank dann aber doch ein bisschen.

„Titi-chan, du musst doch nicht weinen“, versuchte Nami sie zu beruhigen und strich über ihre Wange, während sie den Becher fest in ihren Händchen hielt, „wir sind doch auch noch hier. Was meinst du, soll ich dir was vorlesen?“

„Vorlesen?“, wiederholte sie und schien den Grund ihrer Traurigkeit langsam zu vergessen. Nami nickte.

„Ja, komm wir suchen uns ein Buch aus“, sagte sie, fasste Titi an der Hand, nachdem ich sie abgesetzt hatte, und ließ sich von ihr zu dem Regal im Wohnzimmer führen, wo sie sich sofort ein dickes Buch aus dem untersten Brett schnappte.

„Pass auf!“

Nami gelang es gerade noch rechtzeitig zu verhindern, dass Titi das Buch auf die Füße fiel. Sie las den Titel und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

Märchen aus tausendundeiner Nacht. War ja klar, dass Vivi das besitzt...Komm, Titi, setzen wir uns aufs Sofa.“

„Ja!“
 

„Warte mal“, unterbrach ich die beiden. Nami hatte es sich bereits bequem gemacht und Titi war dabei zu ihr aufs Sofa zu klettern – warum konnte dieses Mädchen so gut klettern? -, hielt jedoch inne, als sie meine Stimme hörte.

„Titi, bevor Nami dir vorliest, zieh ich dir erst mal einen Schlafanzug an und die Zähne müssen wir auch noch putzen.“

„Nein“, quietschte sie und drückte ihr Gesicht in die Polster. „Will nicht!“

„Was meinst du, wie weh dir die Zähne tun, wenn du sie nicht mehr putzt?“

„Hör auf deinen Onkel, der kennt sich mit so was aus“, scherzte Nami und spielte offensichtlich auf einen Vorfall aus der Schulzeit an, als ich nach dem Biss in eine Kirschtasche vor Schmerzen fast krepiert wäre.

„Haha, Fräulein Colgatelächeln, danach ist mir das aber nicht noch einmal passiert“, ich streckte ihr die Zunge entgegen und erfasste Titis Hand.

„Nein, Nami“, weigerte sie sich.

„Soll Nami mit dir gehen?“

„Jaaaa!“

„Okay, dann gehen wir jetzt ins Badezimmer, Titi“, sagte Nami lächelnd, packte sie an der Hand und drehte sich kurz vor der Tür zu mir.

„Die Zahnbürste ist im Spiegelschrank, Zahnpasta auch und den Schlafanzug hol ich dir.“

„Danke“, sie hockte sich vor Titi, „wollen wir doch mal sehen, wer besser Zähne putzen kann, ich oder Ruffy.“
 

Während die beiden im Badezimmer verschwanden, holte ich einen frischen Schlafanzug aus dem Schlafzimmer. Hoffentlich musste Nami nicht denselben Kampf ausfechten, den ich sonst immer mit Titi abends führte. Ich spitzte die Ohren doch ich konnte sie weder weinen noch jammern hören. Scheinbar konnte sie sich bei Nami benehmen.

Ich klopfte an der Tür.

„Luffi, nich gucken“, rief Titi.

„Ich gucke nicht, versprochen!“

Die linke Hand vor den Augen öffnete ich mit der rechten die Tür und reichte den Schlafanzug rein. Das Nicht-gucken-Ritual kannte ich nur zu gut, ich glaube, das konnte sich wirklich jeder anhören, sogar Vivi.

„Danke“, kam es von Nami, „oh wie süß, da sind ja kleine Kätzchen drauf, Titi.“

„Nich gucken, Nami!“

„Hab gar nichts gesehen!“, beteuerte sie und schloss die Tür.
 

Zwar hatte ich ursprünglich vorgehabt den Abend allein mit Nami zu verbringen, aber es hätte gewiss keinen guten Eindruck auf sie gemacht, hätte ich Titi einfach wieder ins Bett geschickt, um sie für mich allein zu haben. Sie hatte es sich zusammen mit Titi auf dem Sofa gemütlich gemacht, natürlich mit Decke, während mir bloß der Sessel blieb.

Nami konnte wirklich gut vorlesen. Ihre Stimme war so leise und hatte etwas überaus Beruhigendes an sich, wie ich es sonst nur selten von ihr gewohnt war, doch es brachte mich dazu, ihr selber gespannt zuzuhören. Ich gab meine sitzende Position auf, legte die Beine über die Lehne des Sessels und stützte den Kopf mit einer Hand ab, während meine Augenlider immer schwerer wurden.

„Ruffy? Ruffy, schläfst du?“, vernahm ich Namis Stimme, gähnte und blinzelte, bis ich sie vor mir stehen sah, Titi auf dem Arm haltend.

„Ich hab nur meine Augen ausgeruht“, kam es instinktiv von mir, bevor ich mich aus dem Sessel schälte und Titi betrachtete. „Ist sie eingeschlafen?“

Namis Gesicht nahm einen schelmischen Ausdruck an.

„Zeitgleich mit dir“, erwiderte sie. „Wobei die Geschichte doch gar nicht so langweilig war.“

„Das stimmt. Aber deine Stimme war so beruhigend, das kennt man so gar nicht“, gähnte ich, streckte die Arme aus und zuckte zusammen, als ich einen Schlag auf meinen Hinterkopf spürte.

„Ach ja? Was soll das denn wieder heißen?!“

„Nur, dass du sonst nicht so leise sprichst“, rechtfertigte ich meine Aussage, rieb die schmerzende Stelle und prüfte, ob Titi trotz des lauten Fauchens weiterhin schlief. Sie rümpfte leicht die Nase, ihre Lider bewegten sich flüchtig, doch die Augen blieben geschlossen. Nami wirkte ein wenig beschämt, obgleich es eher daher kam, dass sie Titi fast wieder geweckt hätte. Bevor sie die Gelegenheit dazu bekam, brachten wir sie in ihr Bettchen und Nami konnte sich an dem Anblick gar nicht sattsehen.

„So süß...“

Obwohl ich mir den Abend ganz anders vorgestellt hatte, musste ich in gewisser Weise zugeben, dass es trotz der häufigen nervenaufreibenden Situationen hin und wieder auch sehr schön war, ein Kleinkind um sich zu haben. Ich wusste das Ganze nicht mehr zu schätzen oder achtete nicht mehr verstärkt darauf, aber Nami war noch völlig in dem Bann des Unbekannten, der Faszination, die von diesem kleinen Wesen ausging, das uns auf eine seltsame Art und Weise half, uns selber besser zu verstehen.
 

Nami drehte sich herum, schmiegte sich an mich heran und malte mit ihrem Finger Kreise auf meinem Oberarm.

„Ich würd'mich jetzt auch gerne hinlegen... Was ist mit dir?“, fragte sie, blickte zu mir und hauchte mir einen zaghaften Kuss auf die Wange. Wieder begann es heftig in mir zu kribbeln und die tollsten Bilder erschienen in meinem Kopf. Unfassbar, was eine einzige kleine Berührung alles auslösen konnte, welche Wellen sie schlug und alles veränderte. Meine Knie wurden weich, mein Hals trocken und in meinen Ohren hörte ich das Blut rauschen. Ich konnte nicht anders als ihr zuzustimmen, wobei ich mich fragte, ob ich mich jemals zuvor so schnell ausgezogen und ins Bett gelegt hatte.

Nami suchte den Blickkontakt zu mir, während sie ihr Shirt abstreifte und den Reißverschluss ihres Rocks langsam herunter zog. Ihre Unterwäsche jedoch behielt sie an, störte sich nicht an meinen Blicken, die über ihren ganzen Körper wanderten, und schien sie eher noch zu genießen, als würde sie aus jedem Einzelnen Bestätigung ziehen. Dabei war gerade sie doch die Letzte, die das bräuchte. Vielleicht waren meine Ansichten nicht gerade objektiv - wenn es überhaupt eine rein objektive Sicht der Dinge geben konnte -, aber es gab in meinen Augen keinen einzigen Makel an Namis Äußerem.

Für mich war sie perfekt. Es war perfekt, wie ihre Haare in Locken über ihre Schultern fielen, wie ihr Busen geformt war, wie ihre schmale Taille in die breiten Hüften überging, die sie erst so richtig weiblich machten. Sie lächelte fast ein wenig schüchtern, bevor sie sich zu mir legte, meine Arme um sich positionierte und dabei ihre Finger mit meinen verknotete. Ihr Atem war leise, doch spürte ich ihn als warmen Hauch an meinem Hals, der mich dazu anstachelte, mehr aus dieser Situation zu machen...
 

Wie jeden Morgen wurde ich vom nervigen Klingeln meines Handys unsanft aus dem Schlaf gerissen und brauchte erst mal eine Weile, bis ich es fand - was nicht zuletzt daran lag, dass ich mit meiner Hand lieber Namis Körper erkundete, als nach dem blöden Ding zu suchen. Rasch stellte ich den Wecker aus, nachdem ich die Lampe auf meinem Beistelltisch angestellt und das Handy endlich entdeckt hatte.

„Guten Morgen“, nuschelte sie, schlug verschlafen und nur halb die Augen auf und kuschelte sich sofort wieder an mich, nachdem sie sich die Nacht aus meinem Griff gelöst oder ich mich weggedreht hatte. „Wie spät ist es?“

„Sieben Uhr“, antwortete ich, küsste ihre Stirn und streichelte über ihre Hüfte. Allein das Gefühl ihrer weichen Haut reichte aus, um das Verlangen wieder neu zu entfachen. Wie eine Droge, die ewig nach einem rief. Nami blinzelte, strich sich die leicht zerzausten Haare aus dem Gesicht und zog die Decke hoch.

„Noch so früh? Stehst du immer um die Zeit auf?“

„Nein, ich stelle dann meistens wieder auf Schlummern und schlaf' dann noch bis acht oder so“, antwortete ich ihr, woraufhin sie nur stöhnte und die Augen wieder schloss.
 

„Ruffy?“, unterbrach Nami das Schweigen zwischen uns und richtete sich leicht auf, sodass das Licht meiner Tischlampe auf ihren Rücken fiel und ihr Gesicht in Schatten hüllte.

„Hm?“

Ich wandte den Kopf zu ihr und stützte mich auf meinem Ellbogen ab. Selten hatte ihre Stimme eine derartige Tonlage gehabt, ich konnte nicht sagen, ob sie traurig, nachdenklich oder verlegen war. Es hätte alles sein können und das ließ mir doch ein wenig mulmig werden.

„Darf...darf ich dich mal was fragen?“

„Ja, klar?“

Aufregung machte sich in mir breit, ließ unzählige Fragen aufkommen und doch hörte sich jede Einzelne falsch an. Immerhin kannte ich Nami in dieser Beziehung noch nicht lang genug, um sagen zu können, wie sie reagieren oder was sie sagen würde. Ihre Zähne blitzten für einen kurzen Moment in einem kleinen Lächeln auf.

„Wann kommt dein Bruder eigentlich wieder nach Hause?“

Hatte ich mich bis vor einer Sekunde noch im Halbschlaf befunden, war ich auf der Stelle hellwach.

„Fuck! Das hab ich ja total vergessen“, sagte ich, sprang aus dem Bett und lugte vorsichtig zur Tür hinaus, umzuprüfen, ob Ace schon zurückgekehrt war. Die Luft schien noch rein zu sein.

„Schnell“. Scheuchte ich Nami auf die Beine, die sich am liebsten wieder in die Decken gehüllt und weitergeschlafen hätte. Stattdessen murmelte sie Flüche, während sie ihre Habseligkeiten einsammelte. Ich konnte mir bei ihrem Anblick ein Schmunzeln nicht verkneifen, obwohl ich früher immer die Augen gerollt hatte, wenn sie die Diva spielte.

„Oh Nami“, säuselte ich ihr von hinten ins Ohr, nachdem ich die Arme um sie geschlungen hatte. „Du wusstest doch, dass das bloß eine kurze Nacht wird.“

Sie ließ die Schultern hängen, zuckte erschrocken zusammen und ihr Kopf flog förmlich zu mir herum, als die Wohnungstür plötzlich knarrte. Ich hielt mir den Zeigefinger an die Lippen und wartete eine Zeit, bis ich flüsterte: „Warte hier.“

„Aber“, wollte Nami einwenden, als ich ihr die Hand auf den Mund presste, was ihr die Zornesröte ins Gesicht steigen ließ.

„Willst du das gleich alles auffliegt?“, fragte ich sie, woraufhin die Verbissenheit aus ihren Zügen wich und sie schwach den Kopf schüttelte.

„Ruffy? Bist du wach?“

Ich kniff die Augen zusammen, verzog den Mund und seufzte leise. Das konnte ja heiter werden.

„Ja, ich komme sofort. Zieh mich nur noch schnell an“, antwortete ich Ace, ehe ich mich fast geräuschlos an Nami wandte. „Ich versuche ihn in der Küche festzuhalten und du schleichst dich dann langsam raus, okay?“

Sie nickte, hielt ihre Klamotten fest in den Händen und küsste mich flüchtig, bevor ich das Zimmer verließ.

Hoffentlich ging das gut.
 

„Hey Kleiner. Alles klar bei dir?“, begrüßte er mich, nachdem er aus dem Schlafzimmer gekommen war und sein Hemd zu knöpfte. Allem Anschein nach schlief Titi noch. Sehr gut, dann konnte sie wenigstens nicht den Plan in letzter Sekunde zunichtemachen. Ich hob die Schultern an.

„Ja, was sollte schon sein?“, stellte ich die Gegenfrage, folgte ihm in die Küche, wo die Kaffeemaschine bereits durchgelaufen war, und versuchte geschickt vom Thema abzulenken. „Wie geht es Vivi denn? Schon besser?“

„Im Vergleich zu gestern auf jeden Fall. Sie hat fast die ganze Nacht tief und fest geschlafen und hat auch alles gegessen, was ihr vorgesetzt wurde. Okay, ich musste sie schon dazu drängen, aber sie hat nichts übrig gelassen“, erzählte er und klang sogar ein wenig glücklich dabei, während er zwei Tassen aus dem Schrank holte, Kaffee in sie hinein goss und mir eine reichte, die ich kurz musterte, bis ich es wagte, einen Schluck ohne Zucker zu nehmen. Großer Fehler.

„Ich denke, morgen oder übermorgen kann sie auch wieder nach Hause“, er seufzte kurz, „dass es aber auch erst so weit kommen musste, bis sie mal was sagt.“

„Na ja, so war Vivi doch schon immer“, entgegnete ich, zwang mich zu einem weiteren Schluck Kaffee, um kein Misstrauen bei Ace hervorzurufen, und unterdrückte den Würgereiz. Wie konnte es Leute geben, die das Zeug literweise soffen – und dass ohne Zucker?!

„Hoffentlich hat sie daraus jetzt gelernt und frisst nicht wieder allen Kummer in sich hinein...Oder ich muss einfach mehr darauf achten, wie es ihr wirklich geht. Meinst du, ich war zu nachlässig?“

Obwohl ich es schon einige Male gesehen hatte, wirkte Aces ernstes Gesicht immer so fremd und hart, dass ich kaum imstande war, ihn länger anzusehen. Als stände ein völlig anderer Mensch vor einem.

„Das ist doch Quatsch“, sagte ich frei heraus, was ich dachte, während ich hinter Ace Nami auf Zehenspitzen zur Tür schleichen sah. „Du hast doch schon alles dir Mögliche getan und dich um sie gekümmert. Ich bin mir manchmal ehrlich nicht sicher, ob andere genauso reagiert hätten wie du. Von daher hast du keine Schuld daran, wie ich finde.“
 

Schwach hoben sich seine Mundwinkel, er senkte den Blick und nahm einen Schluck Kaffee.

„Hey Nami.“

Ertappt und fassungslos blickte ich ihn an. Woher? Auch in Namis Gesicht stand Fassungslosigkeit geschrieben, als sie die Arme hängen ließ und plötzlich einfach sagte: „Aber du hast mich doch gar nicht gesehen!“

Ace lachte, stellte die Tasse ab und schnappte sich die Schüssel, die Nami gestern mitgebracht hatte.

„Meinst du, ich hätte mich noch nie irgendwo rausgeschlichen? Und außerdem hast du Spuren hinterlassen. Beweisstück A“, sagte er mit dem Ton eines Fernsehermittlers und deutete auf den Sticker am Boden. „Ganz schön dumm Plastikware mit deinem Namen drauf in fremden Küchen stehen zu lassen. Erst recht, wenn es eine Küche ist, in der immer nach Essbarem gesucht wird!“

Dieser trockene Ton und die Überzeugung, die sich darin fand, fehlte bloß noch, dass er eine Zigarette oder Pfeife im Mundwinkel hatte.

„Beweisstück B: Ruffy ist nie so früh wach und ansprechbar. Ich dachte mir gleich, dass hier irgendwas faul sein muss und dann fand ich auf der Couch Beweisstück C, deine Lederjacke. Es war eindeutig, dass sie nur dir gehören kann, Vivi hasst Leder.“

„Scheiße, daran habe ich gar nicht mehr gedacht“, stöhnte Nami, ließ ihre Stiefel fallen, kam zu uns und bekam von Ace ebenfalls eine Tasse Kaffee in die Hand gedrückt, während ich meine vor lauter Nervosität beinahe fallen ließ. Die beiden wirkten so gelassen, wenngleich die Situation alles andere als locker war, und mich graute es schon vor all den neugierigen Fragen, die Ace mir stellen würde. Doch stattdessen klopfte Ace mir bloß auf die Schulter, zwinkerte, was mich völlig aus dem Konzept brachte, und stellte die Tasse in die Spüle. Wahrscheinlich hätte er mir am liebsten eine Bro-Fist gegeben, doch vor Nami käme das äußerst unpassend.

„Ich bin auch schon wieder weg, hol nur noch schnell den Krümel und ihre Sachen“, sagte er und verabschiedete sich von uns.
 

Nicht wissend, was zu sagen war, standen Nami und ich einander gegenüber starrten Löcher in die Tassen und blieben wie zur Salzsäule versteinert, bis Ace mitsamt Titi, die weiter auf seinem Arm schlief, die Wohnung verließ.

„War ja klar, dass das nicht lange gut gehen konnte“, merkte ich überflüssigerweise an, doch die Stille zwischen uns war für mich inzwischen unerträglich geworden. Nami nickte, leerte die Tasse und schenkte sich ein wenig aus der Kanne nach.

„Aber es hat eine gute Sache.“

Ich neigte den Kopf, während Namis Mund ein Lächeln zierte.

„Ace wird es nur Vivi erzählen und ich meine, die beiden dürfen es doch wohl wissen. Immerhin ist Vivi meine beste Freundin“, versuchte Nami das Beste aus der Situation zu machen und entlockte mir ein Lachen.

„Ja, für dich ist das eine gute Sache, Vivi quetscht dich ja auch nicht aus wie eine Zitrone!“

„Ich glaube, du kennst wirklich nur ihre liebe, geduldige Seite“, deutete Nami spöttelnd an, warf sich eine Locke über die Schulter und lehnte sich gegen die Küchenzeile. „Aber auf der Arbeit ist sie teilweise ganz anders.“

Sie hob vielsagend eine Braue an und kicherte amüsiert über mein ratloses Gesicht, das gewiss ziemlich dämlich aussehen musste. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine direkte Ahnung, was sie damit hatte andeuten wollen, oder ob sie mich einfach an der Nase herumführte.

Klar, wusste ich, dass Vivi auch mal aus der Haut fahren konnte und einen ziemlichen Dickkopf besaß. Vielleicht spielte Nami auch gar nicht darauf an, eine dunkle Ahnung beschlich mich dennoch, doch wollte ich der nicht nachgehen. Man musste nicht alles wissen.

„Wie du meinst“, ich probierte äußerst gelassen zu wirken, stellte die Tasse in die Spüle und suchte im Kühlschrank nach Essbarem, „es ist ja nicht so, dass ich mich für die Sache schämen würde. Ich hatte nur keine Lust, von den beiden regelrecht verhört zu werden. Es grenzt schon an ein Weltwunder, dass Ace einfach so gegangen ist und nicht einen blöden Kommentar oder eine Frage hat fallen lassen.“

„Mach dir keine Gedanken das kommt bestimmt noch“, sagte Nami grinsend und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich geh dann auch mal nach Hause, ruf mich doch heute Abend mal an.“
 

Sie umarmte mich flüchtig, schlüpfte in ihre Stiefel und warf mir von der Tür aus einen Luftkuss zu, bevor sie verschwand und mich allein zurück ließ. Ich rieb mir die Nasenwurzel, lehnte mich gegen den Küchenschrank und stieß hart die Luft zwischen den Zähnen heraus. Das versprach, ein toller Tag zu werden. In den Augen anderer mochte ich hemmungslos übertreiben oder völlig überzogen auf so etwas reagieren, nur war es mir einfach total unangenehm, Liebesdinge mit meinem Bruder zu besprechen. Alles andere war kein Problem, aber nicht dieses Thema! Ich kam mir jedes Mal so seltsam vor und wünschte mir im Boden zu versinken, wenn er damit anfing, begann mich auszufragen, welche Erfahrungen ich denn hätte. Doch vor allem wollte ich nicht wissen, was er mit Vivi machte und wie. Mein Kopfkino funktionierte leider viel zu gut. Ich seufzte und schnappte mir was Essbares, bevor ich im Bad verschwand.Wenigstens die Uni würde mich für eine Weile ablenken können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Dassy
2015-04-22T22:05:15+00:00 23.04.2015 00:05
Haha eine Bro-Fist  hätte ich zu gerne gehabt ^^ xD
Achso was ich eiglich schon i. Kapitel fragen woltle wo das erwähnt wurde: wieso hat ace sich die eier abschnippeln lassen?
das ist vllt eine etwas andere bedchreibug als er mit der shere verdeutlicht hat aber wie wir alle wissen bin ich nunmal komish das hat mein eines kommentar doch auch shon bewiesen ... ach nee warte das veweisen alle meine kommentare xD

💩 ← guck mal so sieht titis windel aus 🙈 ich kopiere whats app smileys 👏 xD
Antwort von:  Katta
23.04.2015 03:17
Was? Ne ne, bei einer Vasektomie werden bloß die Samenleiter durchgetrennt, mehr nicht xD Hab mal gelesen, dass das in Japan oder in den USa eigentlich recht häufig gemacht wird, vor allem wenn man keine Kinder (mehr) haben will, deswegen hatte ichs mit eingebracht. ^^
Antwort von:  Dassy
23.04.2015 11:12
Ja das war ja wie esagt ne etwas komische umschreibug von mir xD
Antwort von:  Dassy
23.04.2015 11:14
Also will ace keine kinder mehr? :o
Von: abgemeldet
2014-04-22T19:26:44+00:00 22.04.2014 21:26
Tolles Kapi :)
Ich mag deinen Schreibstil ^^
Antwort von:  Katta
29.04.2014 08:55
Huhu,
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Es freut mich sehr, dass dir sowohl mein Schreibstil als auch das Kapitel gefallen =)
LG
Von:  fahnm
2014-04-05T00:12:13+00:00 05.04.2014 02:12
Super Kapi^^
Antwort von:  Katta
06.04.2014 13:43
Vielen Dank für den Kommentar! :)


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