Zum Inhalt der Seite

Der Stalker meines Herzens

Sesshoumaru xx ??
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Versprechen

„Oh mein Gott!“, brachte Alexia entsetzt hervor und watete mit ihren Pantoffeln über die Glassplitter in meinem Zimmer hinweg. Vorsichtig kam ich hinter ihr her. Es widerstrebte mir zutiefst dieses Apartment zu betreten.

Nach meiner Entdeckung war ich zu ihr gelaufen, hinter den Fenstern neben ihrer Tür war noch Licht an, daher dachte ich, dass die auf jeden Fall noch wach gewesen war.

Sie hatte über ihren Aufzeichnungen von Sesshoumarus Vorlesung gesessen und versucht sie zu lernen – Nachts ging das am Besten, da es ruhiger war als am Tag – und hatte mich für bekloppt erklärt, als ich vollkommen aufgelöst in ihr Zimmer gefallen war.

Doch nun sah sie es selbst und das Entsetzen in ihren Augen verdeutlichte mir nur eines: Ich war definitiv nicht verrückt. Das hier geschah wirklich.

Ich folgte ihr weiter nach hinten, wo sie sich neben die Reste meines Laptops hockte.

„Wie krank muss einer sein…?“, flüsterte sie.

„Der war neu.“, murmelte ich nur zurück.

Alexia schüttelte den Kopf bei dem Anblick der zerfetzen Stoffe und Blüten auf dem Boden.

„Also bis zu der Uhr war es ja noch… annehmbar, aber das? Der Kerl ist gefährlich, Leenchen, du musst jemandem davon erzählen!“

„Ich weiß, das habe ich jetzt auch verstanden.“

Sie folgte meinem Blick, der auf die Wand gerichtet war.

„Du heilige Scheiße… der Kerl ist nicht nur gefährlich, der ich vollkommen krank und mordlustig und…“, sie rede nicht weiter. Panisch zog sie ihr Handy hervor, das sie selbst jetzt, wo sie nur ihren rosa Pyjama mit Mini Maus drauf trug, bei sich hatte.

„Wen rufst du an?“

„Die Campussecurity!“, damit hielt sie sich das Ding schon ans Ohr und wartete. „Ja? Ja hallo, mein Name ist Alexia Wilson. Ich bin hier im neuen Trakt des Wohnheims in dem Zimmer von Prinzessin Myleen von Großbritannien. Kommen sie bitte sofort her, hier wurde eingebrochen und alles ist demoliert!“

Sie hörte noch kurz zu, dann legte sie ohne ein weiteres Wort auf.

Ich senkte den Kopf und knetete meine Stirn.

Warum das nur alles? Warum passierte mir das? Ausgerechnet mir?!

Alexia betrachtete mich eine Weile, dann kam sie zu mir rüber und legte mir aufmunternd einen Arm um die Schulter. Leicht drückte sie mich an sich und strich mir über den Kopf.

Dann brach auch schon eine heillose Unruhe aus. Gleich zwei Männer und eine Frau der Security platzten in mein Zimmer und sahen sich ebenso schockiert wie wir es gewesen waren um.

Während die Männer den Schaden in Augenschein nahmen trat die Frau auf mich zu.

„Was ist hier geschehen?“, fragte sie hart, doch in keiner Weise vorwurfsvoll.

„Ich kam gerade nach Hause, als ich das hier so vorfand.“

Sie nickte und besah sich den Schaden. Ihr Blick viel auf das einzige, das noch intakt in diesem Zimmer war: Der erste Blumenstrauß, den ich bekommen hatte, in meiner eigenen Vase und die Uhr auf ihrem Etui… Hatte ich die heute Mittag nicht dort hinein gepackt? Warum war sie wieder draußen?

Er musste es getan haben…

„‚Trenne dich, oder ich töte ihn!‘ Wo ist Euer Freund, Prinzessin?“

Ich schüttelte den Kopf ehe ich antwortete.

„Ich habe keinen. Ein… Bekannter war heute hier und hat mir einen Strauß Rosen gebracht und mich auf ein paar Drinks eingeladen… Ich bin mitgefahren, um auf andere Gedanken zu kommen, aber sonst war da nichts. Und als ich wieder komme ist meine Wohnung in Einzelteile zerlegt und das dort steht an der Wand!“, mit jedem Wort wurde ich panischer, steigerte mich regelrecht hinein und hyperventilierte, als ich zu sprechen aufhörte. Alexia hielt mich einfach nur fest.

„Aber wir glauben seit ein paar Tagen, dass sie einen Stalker hat.“

„Seit ein paar Tagen?“, fragte die Frau irritiert, die Männer sahen nun auch verblüfft auf.

„Ja es begann am… Montag glaube ich, da wurden hier diese Blumen für mich abgegeben.“

„Stimmt, die habe ich her gebracht.“, bestätigte einer der Männer.

„Von wo kamen sie?“, verlangte die Frau herrisch zu wissen.

„Ich weiß es nicht. Auf einmal stand ein Lieferjunge aus der Stadt vor mir und meinte er solle sie zu Myleen Carter bringen. Weil er ein Mensch war, schickte ich ihn wieder fort und habe nachgesehen wer diese Miss Carter ist, gefunden habe ich die Prinzessin, also brachte ich ihr den Strauß.“

„Am Dienstag fand ich dann diese Uhr dort auf meinem Schreibtisch…“

Die Frau ging zu ihr hinüber und betrachtete sie kurz, jedoch ohne sie anzufassen. Es war, als kannte sie sie.

Sie schwieg eine Weile. Die Männer sahen von der Uhr zu ihr auf, einer murmelte: „Und heute geschah das.“, dann erst wandte sie sich wieder an mich.

„Was ist am Montag alles passiert?“

Ich atmete einmal tief durch und dachte nach, doch dabei hob ich den Kopf und sah wieder das Chaos um mich herum. Ich musste mich zwingen den Blick von dem Geschriebenen an der Wand weg zu drehen.

„Vormittags haben ich und Len von Korea ihr den Campus und die nähere Umgebung gezeigt. Gegen Mittag waren wir dann in der Stadt, um noch einige Dinge zu kaufen, die sie dringend brauchte, wie die Töpfe hier auf dem Boden.“, erklärte Alexia für mich.

„Ich habe mit den beiden den ganzen Nachmittag verbracht. Um Sechs Uhr war ich zu einem Vorstellungsgespräch bei unserem Fürsten…“

Einer der Männer richtete sich gerade auf, als er einatmete. Mein Blick schnellte zu ihm. Irgendwas hatte sich in seiner Mimik verändert.

„Und am Dienstag?“

„Am Dienstag da…“, ich dachte nach.

„Da war doch das mit dem Zettel!“, bemerkte Alexia.

„Ein Zettel?“

„Ja, wir saßen in einer Vorlesung und auf einmal flog ein Zettel quer über die Bänke gegen ihren Kopf. Ich habe eine Weile gebraucht, ehe ich ihn aus ihren Haaren gefischt hatte. Wir dachten erst es wäre nichts, aber darauf stand: Ich bin nicht Gang!“

„Gang?“

„Gang ist der chinesische Prinz“

„Ich weiß, der Mops, eine seltsame Person.“

Diese Aussage der Frau brachte mich zum Glucksen.

„Wir dachten die Blumen wären von ihm.“, meinte Alexia weiter. „Naja danach haben wir uns von den anderen Abgesetzt und eine nicht stattfindende Veranstaltung vorgeschoben.“

Nun ergriff ich wieder das Wort: „Ich bekam nach der Vorlesung wieder einen Anruf von Jaken-sama. Er hat mich unverzüglich zu Sess… ich meine zu unserem Fürsten bestellt.“

Die Frau zog die Augenbrauen zusammen. Vermutlich hatte sie durchaus bemerkt, dass ich beinahe den Namen unseres Herrn vor nicht eingeweihten Personen preisgegeben hatte.

„Sie hat den Job in der Organisation bekommen.“

Das Gesicht der Security veränderte sich und sie nickten, als würde das nun alles erklären.

„Ja und danach sind wir hier her und haben die Uhr gefunden…“, ich nickte. „Und seit dem streite ich mich ständig mit Len…“

Eine Böse Vorahnung stieg in mir hoch, doch Alexia schüttelte sie sofort wieder ab.

„Len? Len hat mit der Sache nichts zu tun, das kannst du mir glauben.“, erklärte sie. „Glaub mir, sie hatte vorhin wirklich ein schlechtes Gewissen, nachdem du weg warst. Ganz still ist sie geworden.“

„Ihr hättet schon eher etwas sagen sollen, Prinzessin.“, verkündete die Frau.

Ich senkte den Blick.

„Wie dem auch sei. Wir brauchen hier eine Putzkolonne und Arbeiter, die die Wand wieder in Ordnung bringen.“, verkündete sie an ihre Mitarbeiter gewandt. Die zwei verneigten sich nur und liefen los. „Miss Wilson, würden sie die Prinzessin bei sich aufnehmen bis ihr Zimmer wieder hergestellt ist? Das sollte spätestens zum Ende der Woche der Fall sein.“

Alexia biss sich auf die Unterlippe.

„Es wäre nur für zwei Nächte.“, sagte ich leise zu ihr. „Am Freitagabend fahre ich mit dem Fürsten nach Tokio auf eine Vorstandsversammlung.“

Nun nickte sie.

„In Ordnung, ich glaube ich habe noch einen Schlafsack und eine Isomatte… Aber nicht, dass dieser Horror jetzt auch bei mir losgeht!“

Die Frau schüttelte den Kopf.

„Keine Sorge, ich werde mit unserem Herrn sprechen und zwei meiner besten Kriegerinnen zu Euch schicken. Sie werden ein Auge auf euch beide haben. Und wenn noch etwas ist…“, sie zog eine Karte aus einer kleinen Tasche an ihrem Gürtel hervor. „Dann ruft mich einfach.“

Ich nahm ihr die Visitenkarte ab und sah darauf. Ihr Name lautete Ritsuko. Nichts weiter drum herum, sie musste ein sehr alter Dämon sein.

„Und nun auf, ich bringe euch in euer Zimmer zurück.“
 

Ich hatte nie gedacht, dass Alexia so hervorragend mit Nadel und Faden umgehen konnte.

Wir wurden von Ritsuko in ihr Apartment gebracht und hatten dort stundenlang versucht zu schlafen. Doch obwohl keine von uns etwas sagte wussten wir doch, dass wir beide wach lagen. Keine fünf Minuten nachdem die Frau uns verlassen hatte, spürten wir bereits das Wachpersonal, dass sie uns zugeteilt hatte. Zwei Dämoninnen standen vor der Tür und achteten auf uns.

Doch bereits gegen fünf Uhr morgens an diesem verregneten Donnerstag machten wir das Licht an, dazu leise Musik und während ich versuchte uns aus ihren wenigen Vorräten ein halbwegs vernünftiges Danke-Schön-Frühstück zu zaubern, nähte sie einen Ihrer Röcke so um, dass durch das kleine Loch für ihre Blume meine Rute passte.

Vielleicht mag es nicht viel sein, doch für mich, die ich nie auch nur gewagt hatte in Betracht zu ziehen Nadel und Faden in die Hand zu nehmen, war es beeindruckend.

Ich hatte wohl Glück, dass wir beide einen recht ähnlichen Körperbau hatten, nur dass sie noch etwas kleiner war als ich und etwas zierlicher, doch ein Rock mit Gummizug und ein altes Shirt und schon konnte man es kaschieren. Ich konnte ja schlecht den ganzen Tag mit meiner Kleidung vom Vortag herum rennen, so sehr wie sie nach Rauch stank… und eine ‚dezente‘ Note ‚Gang‘ klebte auch an ihr. Ich wusste nicht, wie er es schaffte, aber ich konnte nicht verhehlen, dass selbst meine Unterwäsche wie er roch. Ich wollte die Sachen noch vor der ersten Veranstaltung in die Gemeinschaftsmaschinen schmeißen und hatte mich selbst zwei Mal geduscht und eingeseift, die Haare sogar drei Mal.

Meine Kleidung – meine letzte Bluse, meine letzte Hose und meine letzte Unterwäsche, nach der Randale in meinem Zimmer – vegetierte in einer zu geknoteten Plastiktüte vor sich hin. Meine Schuhe standen zum Auslüften vor der Tür und um Alexia zu zitieren: „Hoffentlich verklagt uns dafür keiner wegen Geruchsbelästigung.“

Das war der erste Satz, den sie nach meiner Einnistung bei sich zum Besten gab – so gegen drei Uhr morgens – und unser Eisbrecher.

„Bevor ich am Wochenende nach Tokio fahre brauche ich unbedingt neue Klamotten.“, bemerkte ich und balancierte zwei Teller zu ihr hinüber. Schnell legte sie die Nähsachen beiseite und griff danach, ich setzte mich auf den Schlafsack und die Isomatte.

Sie wollte mir zwar ihr Bett überlassen, aber ich konnt sie nicht daraus zu vertreiben. Das hier war ihre Wohnung, nicht meine, also sollte sie auch in ihrem Bett schlafen. Im Prinzip war es doch meine Schuld, oder nicht? Auch wenn ich nicht mein Zimmer demoliert hatte. Ich hatte irgendetwas getan, um einen Stalker auf mich aufmerksam zu machen und scheinbar auch noch mehr, da er solch eine Wut frei ließ.

„Wir haben eine Einkaufsstraße in der Stadt.“, erklärte sie und schlang den ersten Bissen förmlich runter um ihn mir bei ihren Worten nicht entgegen zu spuken.

„Zeigst du sie mir nachher? Normal bin ich eher jemand, der sich seine Kleidung über Onlineportale bestellt.“

Sie nickte: „Klar“, sie schob sich noch einen Bissen in den Mund. „Wir haben von zehn bis zwölf übrigens Mathe, oder?“

„Stimmt… ich glaube ich habe es noch…“

„Das verstehe ich jetzt nicht.“, sie zog den Kopf ein.

„Der Fürst hat meine Pflichtkurse angepasst und meinen Stundenplan verändert. Deswegen saß ich in seiner Vorlesung gestern. Ich glaube ich habe pro Semester nur noch… drei Kurse oder so anstatt sechs oder sieben.“

Sie riss die Augen auf.

„Boa, du Glückliche!“

Ich grinste verwegen. „Und ich muss keine Klausuren schreiben, wenn ich ihm zeige, dass ich den Stoff bei der Arbeit beherrsche.“

Sie lachte.

„Ich hasse dich.“

„Ich weiß.“, damit rutschte ich glücklich auf dem Boden herum. Es war wirklich angenehm mit jemandem zusammen zu wohnen, wenn auch nur temporär für diese zwei Tage. Aber es machte meinen Aufenthalt irgendwie vergnüglicher.

Wir aßen auf, sie nähte zu Ende und ich lieh mir Stift und Block von ihr, dann zogen wir uns an. Sie lachte sich halb schlapp, wie ich mich in ihr T-Shirt zwängte auf dem vorn ein kleines Comichäschen prangte. Für sie war das alles tatsächlich Comedy im Unglück, doch ihr Fest wurde unterbrochen, als draußen eine Person zu schreien und zu zetern begann.

Wir sahen uns an.

Len, sie war scheinbar mit den Wachen vor der Tür aneinander gerasselt und so wie es sich anhörte wollten die zwei Ihren Studentenausweis sehen und sich ihren Namen notieren, ihr jedoch nicht verraten, was denn los war.

Alexia sah zu mir und zuckte kurz mit den Augenbrauen, dann war sie mit einem Satz schon an der Tür und riss die auf.

Obwohl ihr nun das Tor offen stand, ließ sie nicht davon ab die beiden Frauen der Security weiter anzuschreien.

„Ihr wisst wohl nicht, wer ich bin?!“, kreischte sie hysterisch, dass bereits einige Türen auf dem Flur geöffnet wurden um zu sehen, was da eigentlich los war. „Mein Name ist Len und ich bin die Tochter des koreanischen Hundefürsten! Ihr wagt es so mit mir zu reden?!“

„Tut uns leid, Prinzessin, doch es ist unsere Anweisung alle Personen zu kontrollieren, die hier her wollen.“

Len schnaubte verächtlich. Sie konnte es nicht verstehen, immerhin war sie seit Beginn ihres Studiums jeden Tag bei Alexia zu besuch und nun sollt es plötzlich verbote sein?

Sie sah zu ihrer Freundin.

„Was soll das?“, schrie sie sie an.

„Bitte, reg dich nicht auf, Len, das ist nicht wegen dir, es geht um Leenchen…“

„Was? Ist die etwa hier?“, ihre Stimme überschlug sich fast.

„Ja sie hat hier – Hey!“, Len stieß sie einfach beiseite und marschierte in den Raum hinein und auf mich zu. Alexia verlor den Faden und konnte nur noch schnell beiseitetreten, als die zwei Leibwächterinnen ebenfalls herein stürmten.

„Du! Was ist eigentlich dein Problem?“

„Was?“, ich verstand rein gar nichts. Mein Ahnungsloser Blick brachte sie nur dazu verächtlich zu schnauben.

„Und ich wollte mich gestern noch entschuldigen bei dir für mein Verhalten!“

„Würdest du vielleicht mal von vorne beginnen? Was hab ich getan, dass du mich hier so anschreist?“

„Das Fragst du noch?“

Ich lachte kurz auf und hob ratlos die Arme. Wonach sah es denn aus, wenn nicht nach Fragen?

„Gang hat mir alles erzählt!“

Verständnislos legte ich die Stirn in Falten.

„Ah ja, und was so?“ – vielleicht warum er Old Spice mit Old Schweiß verwechselte? Aber das dachte ich lieber nur.

„Er hat mir von der Scheiße erzählt, die du gestern abgezogen hast.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Bitte was? Was hab ich denn jetzt wieder angestellt?“

„Hm, mal überlegen!“, sie tat unschuldig und tippte sich an das Kinn. „Ach ja: Er war voll süß! Hat dir Rosen gebracht und alles und bat dich um ein Rendezvous und du hast das schamlos ausgenutzt!“

„Bitte was? Es stimmt, dass er gestern da war, ja, aber…“

„Du leugnest es noch nicht mal! Wirklich, ich bin so was von enttäuscht von dir! Und du schimpfst dich Prinzessin? Schmeißt dich an ihn ran, um an Gratisdrinks zu kommen und machst dich dann über ihn lustig! Der arme Gang! Weißt du eigentlich, was das für eine liebe und treue Seele ist? Der Mann würde dich auf Händen tragen und du?“

Mir fiel die Kinnlade runter.

„Hey, jetzt mal ganz langsam! Ich habe nie…“

„Spar dir das! Ich habe kein Bock mir das anzuhören! Gang ist am Boden zerstört und das nur wegen dir!“

Sie machte noch einen Schritt auf mich zu, da traten plötzlich die beiden Frauen zwischen uns.

„Das reicht jetzt!“, bellte die eine von ihnen Len an und packte sie hart am Arm. Damit kam Len, die ihr Leben lang nur das Dasein einer Prinzessin kannte - in dem sie immer alles bekam und mit Samthandschuhen angefasst wurde - nun gar nicht klar.

„Komm ihm nie wieder zu nahe, oder ich kratz dir die Augen aus!“, schrie sie mich an. „Du bist für mich gestorben, du… du…“

Ihr schien kein passendes Wort einzufallen, darum riss sie sich einfach von den zwei Frauen los und funkelte mich noch ein letztes Mal böse an.

„Und jetzt raus hier!“, befahl sie im Namen von Alexia.

„Prinzessin, Ihr vergreift Euch gerade im Ton.“

„Nein!“, fuhr ich der dazwischen, die gesprochen hatte und trat auf die Beiden zu. „Lasst uns gehen. Der Fürst erwartet mich eh.“

Die eine nickte und die andere schob Len beiseite, so eskortieren sie mich in sicherem Abstand an ihr vorbei hinaus.

„Ah, jetzt verstehe ich das Ganze!“, keifte sie und kam hinter uns her. „Bist du so billig, dass du die neue Mätresse des Fürsten bist, ja? Jetzt weiß ich endlich wie du an diesen Job gekommen bist! Die Arbeit besteht vermutlich daraus sich von ihm auf seinem Schreibtisch ficken zu lassen! Zum Glück habe ich mich nicht dazu herab gelassen! Du bist so schäbig!“

Ich kam an Alexia vorbei. Sie sah mich nur bedauernd an und dann zu Boden.

Das war alles so ungerecht. Hinter mir wetterte Len weiter und ich spürte, wie ich mit jedem Wort wütender wurde.

Wie konnte sie so mit mir reden nach allem, was in der letzten Nacht geschehen war? Was hatte Gang ihr bitte erzählt, dass sie so sauer auf mich war wegen ihm?

Hinter mir und den zwei Frauen schlug die Tür zu.

Ich lief schnurstracks zum Fahrstuhl und drückte den Knopf.

„Darf ich Euch etwas fragen, Prinzessin?“

Überrascht sah ich zu den beiden zurück. Irgendwie hatte ich sie total vergessen.

„Na klar, immer raus damit.“, damit sah ich wieder zurück zu dem Schlitz und wartete auf den Aufzug.

„Wäre nicht jeder andere in diesem Moment an die Decke gegangen?“

Ich zögerte einen Moment, dann zuckte ich mir den Schultern.

„Meine Eltern haben mir, als ich jünger war, pausenlos vorgehalten wie aggressiv ich doch bin, also habe ich gelernt zu gehen, wenn mich die Wut packt und ich irgendwo gegen schlagen will.“

Der Aufzug kam und ich stieg ein, als ich mich herum drehte fingen die beiden plötzlich an zu lachen.

„Was ist?“, fragte ich sie versteinert.

„Wirklich kontrollieren könnt Ihr Eure Gefühle aber noch nicht.“, erklärte die eine und sie folgten mir.

„Eure Augen glühen.“

Ich sah sie verdutzt an, dann aber lachte ich leise und schloss die Augen, senkte den Kopf.

Wie sich die Türen schlossen spürte ich den Ärger langsam abfallen. Ein befriedigendes Gefühl, jedes Mal aufs Neue.

„Wen hat mir Ritsuko eigentlich geschickt?“

„Ich bin Emi, das ist Kazumi. Wir sind hier, um Euch so gut es geht zu schützen.“

„Dann werden wir wohl in Zukunft mehr Zeit zusammen verbringen, also nennt mich bitte Myleen, oder Leenchen, wie ihr wollt.“

Sie lächelten mich beinahe gütig-mütterlich an.

„Ist gut.“
 

Er sah mich an, als ich das Büro betrat. Meine zwei Schatten setzten sich in das Vorzimmer zu Jaken und ließen mich hinter verschlossener Tür mit ihm allein. Ich murmelte lediglich ein kurzes ‚Morgen‘ und ließ mich an meinem Schreibtisch nieder.

„Entschuldige die Kleidung. Ich weiß, sie ist nicht gerade professionell.“

„Ich habe gehört, was geschehen ist.“, meinte er lediglich ruhig.

Ich nickte verstehend.

Meine anfängliche Wut gegen Len war inzwischen umgeschlagen in eine gewisse Traurigkeit und irgendwie wurde ich dank ihr nicht das Gefühl los, dass es Sesshoumaru gar nicht interessierte, wie schlecht es mir ging.

„Ich werde mir heute Nachmittag neue Kleidung kaufen gehen müssen. Vielleicht aber auch per Expressbestellung, kommt ganz darauf an.“

Er bewegte sich in seinem Stuhl, drehte sich mir nun vollends zu.

„Und auf was?“

„Darauf, wie sich der Tag heute noch entwickelt…“

„Wenn du schlecht auf der Isomatte schläfst, dann…“, doch weiter kam er nicht.

„Nein, Sesshoumaru, das ist es nicht. Es geht um Alexia, bei der ich heute Nacht geschlafen habe... oder schlafen sollte, ich habe kein Auge zugetan. Len ist sauer auf mich wegen etwas, das ich nicht verstehe und sie wird vermutlich ausrasten, wenn Alexia heute Nachmittag wirklich mit mir shoppen geht.“

„Ich dachte immer die koreanische Prinzessin wäre deine Freundin?!“

„Schon aber… irgendwie ist sie in letzter Zeit komisch. Gestern war sie schon so seltsam. Da bezichtigte sie mich auf einmal, dass ich ihr hinterher laufen würde. Aber vermutlich hatte sie nur einen schlechten Tag gehabt, das meinte zumindest Alexia. Aber Heute Morgen kam sie an und hat irgendwas von Gang erzählt, das keinen Sinn ergibt...“

Er schwieg, sah mich einfach nur an, während er darauf wartete, dass ich weiter redete. Die Stille wurde immer lauter und mit jedem Buchstaben und jeder Zahl meines Passwortes, das ich eingab, wurde ich auf einmal wieder ungehaltener.

„Das ist alles so ungerecht!“, fauchte ich. „Erst dieser komische Typ, der hinter mir her ist und jetzt noch das mit Len und Gang! Und mein Zimmer! Dass er die Blumen und die Vase zerstört hat ok, das verstehe ich noch, sehr gut sogar, ich habe auch den ganzen Abend überlegt, wie ich die wieder los werde, aber warum muss er mein ganzes Apartment zerlegen? Und mir dann noch unterstellen, dass ich was mit Gang hätte? Ich meine, du kennst ihn doch, oder?“

Er nickte nur zustimmend.

„Ja, er ist nett, er ist witzig, aber… in solch einem Fall von körperlicher… ich-weiß-auch-nicht kann einfach der Charakter nichts wieder gut machen! Ich unterhalte mich ja gerne mit ihm, aber dichter als einen Meter muss er wirklich nicht kommen. Und dieser… dieser… Stalker unterstellt mir ich hätte was mit ihm! Oh nein, bloß nicht, da schüttelt es mich allein bei dem Gedanken! Nicht nur, dass er das Wort Hygiene nicht mal zu kennen scheint, er ist auch so nicht mein Typ! Was soll ich mit einem Mann, der kleiner ist als ich?“, ich sah Sesshoumaru an, der einfach nur ausdruckslos zurückstarrte. „Ich will einen Mann, der mich dominieren kann, entschuldige, wenn ich das einfach mal so frei heraus sage, aber vor ein Wicht, der auch mit Absätzen genauso groß oder gar kleiner ist als ich, vor dem habe ich einfach keinen Respekt und das ist doch wohl die Voraussetzung dafür Dominant zu sein, oder? Außerder ist er... Er ist... Ach, wäre ich doch gestern nur nicht mit diesem kleinen Widerling weg gefahren!“

Sein Stuhl bewegte sich leicht, als er sich vor beugte und die Arme auf den Knien abstützte.

„Was hat er getan?“, seine Stimme war dunkel und bedrohlich. Erschrocken sah ich ihn an. Seine Augen fixierten mich. Ich wusste erst nicht, ob ich ihm wirklich antworten wollte, ob ich es konnte, doch es schien als würde er die Worte aus mir heraus saugen wollen. Er würde nicht Ruhe geben, ehe ich es ihm nicht sagte und ich musste gestehen, dass ich es gerne tat. Nicht nur, weil ich mich besser fühlte, sondern weil mich ein gewisses Gefühl von Macht überkam und Genugtuung, als dieser kraftvolle Mann sich für mein Leid interessierte…

Seine Stimme gefiel mir auf so viele Arten…

Ich schluckte.

„Er… scheint Len erzählt zu haben ich hätte mich an ihn ran geschmissen…“, flüsterte ich. Es knackte. Ich sah auf seine Hand. Der Bleistift, den er hielt, war zerbrochen und er malte weiter darauf herum, doch sein Blick verriet nichts, also sah ich ihm wieder in die Augen.

„Sag ich zu viel?“, flüsterte ich.

„Sprich weiter!“, verlangte er.

„Er hat ihr gesagt, er hätte mich um ein Rendezvous gebeten, obwohl er nur von Drinks sprach und er sagte ich hätte seine Einladung schamlos ausgenutzt obwohl ich auf getrennte Kassen bestanden haben.“, meine Stimme wurde immer leiser. „Er versprach mir mich wieder nach Hause zu fahren doch als es soweit war, meinte er es wäre zu spät und er wollte, dass ich mit zu ihm gehe… Ich sagte ihm er sei nicht mein Typ und ich bin allein nach Hause… durch die Stadt und durch den Wald in die Berge bis hier her…“, wie reagierte er wohl, wenn er hörte, dass ich allein gewesen war… vielleicht Schutzlos und in Gefahr?

Ich blickte wieder hinab, als er den Stift fallen ließ, noch mehr zerstört, als ich geahnt hatte. Er schlug auf dem Boden auf. Nichts an dem Geräusch erinnerte noch an den Gegenstand, der er mal war. Langsam und bedrohlich erhob sich Sesshoumaru.

Eiskalt lief es mir den Rücken runter. Ich erschauderte. Seine Ausstrahlung gefiel mir, denn ich wusste, dass es seine pure Stärke war, die mich da ergriff. Doch nichts an ihr attackierte mich, ganz im Gegenteil. Ich glaubte er war… sauer. An seiner steinharten Fassade bröckelte jedoch nichts.

Ich hielt mich zurück um nicht freudig erregt zu seufzen, als er seinen Blick von seiner Tastatur – über die er seinen PC gesperrt hatte – wieder zu mir hob.

„Komm, Myleen, du musst zu Analysis und ich habe noch etwas zu erledigen.“

Augenblicklich gehorchte ich diesem Befehl und sprang auf. Ich griff meinen geliehenen Block und den Stift und sauste um den Tisch herum, direkt auf ihn zu.

Wortlos breitete er sein Sakko aus und schob mein Fell etwas beiseite um ihn mir umzuhängen.

„Es ist kühl draußen.“

Die Hitze seiner Kleidung empfing mich. Verdammt, das tat so gut!

Ich konnte es nicht unterdrücken, wie er so dicht vor mir stand. Es kribbelte in meinem Nacken, breitete sich aus über meinen Rücken, lief von dort nach vorn in meinen Brustkorb bis in die Spitzen meiner Brustwarzen hinein. Sie schmerzten leicht, als hätte man sie aus tiefem Schlaf gerissen und zum Aufstehen gezwungen.

Ich senkte den Blick.

„Danke, Sesshoumaru.“

Doch anstatt etwas zu sagen griff er meinen Unterkiefer mit einer Hand und zwang meinen Kopf so in den Nacken. Sein Zeigefinger und sein Daumen drückten sich hart in Kiefer und Schläfe.

„Nimm das als Versprechen: So lange ich lebe wird es niemand mehr wagen dich zu verletzen!“

Das Zittern erreichte meinen Steiß, kribbelte wohlig in meiner Mitte und ließ meine Knie zu Butter kochen.

Ich fühlte mich so mächtig und verloren zugleich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Cendy
2014-01-24T13:30:27+00:00 24.01.2014 14:30
Was ein Versprechen! Ich bin ja mal gespannt, was er noch so zu erledigen hat! Vielleicht verräst du uns ja auch, wieso genau ihere Eltern wollten, dass sie sofort kündigt. ;)
Bis zum nächsten Mal, wie immer bin ich total gespannt! :)
GLG
Antwort von:  XdramaX
24.01.2014 14:31
das wird noch nciht verraten, warum die das wollten
Antwort von:  Cendy
24.01.2014 14:47
Fast schon ein bisschen gemein aber ich kann damit umgehen! XD ;)
Antwort von:  Cendy
24.01.2014 14:48
Fast schon ein bisschen gemein aber ich kann damit umgehen! XD ;)
Antwort von:  XdramaX
24.01.2014 14:54
braves candy ;)


Zurück