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Der Stalker meines Herzens

Sesshoumaru xx ??
von

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peinliche Eltern und ein viel zu kurzes Kleid

„Wenn sie auf eine Audienz bestehen, dann gib ihnen eines der leer stehenden Zimmer im alten Harem, oder besorge ihnen ein Hotel in der Stadt.“, befahl Sesshoumaru und stoppte den großen Geländewagen an einer Kreuzung.

Gelangweilt, vielleicht aber auch eher müde, sah ich hinaus und die Straße entlang. Es war bereits dunkel, kein Stern war durch den wolkenbehangenen Himmel zu sehen und wir näherten uns Tokio. Laut dem letzten Schild waren es nur noch vier Kilometer bis zur Stadtgrenze.

„Was sagen sie zu den Vorwürfen gegen ihren Sohn?“, fragte ich an die Freisprechanlage zwischen uns gewandt, als der Wagen sich wieder in Bewegung setzte.

„Sie wussten darüber bereits Bescheid.“, verkündete Katsuro am anderen Ende der Leitung – er war Sesshoumarus ehemaliger Leibwächter und noch immer der Chef des Sicherheitsteams. Zusammen mit seiner Frau Ritsuko untersuchte er den Angriff auf Gang. „Wir haben sie über jede neue Beschwerde informiert, doch alles was sie taten, war den Mädchen eine Abfindung zu schicken und da keine von ihnen das Geld hatte sich rechtlich gegen ihn zu verteidigen, wurde es nicht weiter verfolgt.“

Ich nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte, und überließ das Gespräch wieder dem Fürsten.

Durch mich war ihnen klar, dass Gangs Angreifer mein Stalker war. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht sie darüber aufzuklären, dass ich gar keinen hatte, sondern eine Nettigkeit von Len einfach nur in einen bescheuerten Scherz übergelaufen war. Sie würden es schon noch merken, spätestens dann, wenn ich plötzlich nicht mehr verfolgt werden würde. Ich für mein Teil würde meine beiden Freundinnen sicher nicht verraten, sonst gerieten sie vielleicht noch in ein Kreuzverhör.

Nein, viel interessanter war da die Spur, die auf dem Zettel bei der Kette angedeutet wurde. Gang hatte im Laufe der Jahre, die er bereits an der Universität war, viele Mädchen hintergangen, betrogen und verarscht. Als Katsuro seine Akte mit allen Beschwerden besorgt hatte, da hatte ich mich erst gewundert wie es denn sein konnte, dass er selbst mit solchen Dingen wie Belästigung einfach so durchs Leben kam, doch als ich den Background der Studentinnen checkte war mir alles klar.

Ich war die erste Prinzessin, bei der er sein Glück versucht hatte. Jede einzelne der anderen Dämoninnen war aus der unteren oder mittleren Schicht. Ergo war es ihm möglich, nachdem sie sich gegen ihn gewährt hatten, dumme Geschichten über sie zu verbreiten, ohne dafür belangt zu werden. Wenn sie sich beschwerten – was wohl keinesfalls alle getan hatten, laut Katsuro – dann zahlten seine Eltern eine kleine Abfindung, je nachdem ob und vor allem was er getan hatte. Wobei das Register vom Spannen bis hin zum Nachstellen (fast schon Stalking) und sogar, wie bereits erwähnt, zur Nötigung reichte. Eine kleine Halbdämonin hatte er in ihrer verletzlichsten Nacht, wo sie ein Mensch wurde, scheinbar sogar versucht zum Sex zu zwingen. Wie sie entkommen konnte, wusste ich nicht, nur, dass sie kurz danach das Studium geschmissen und die Heimreise angetreten hatte.

Bisher war er bei jeder unbehelligt davon gekommen, weil keiner Geld dafür hatte einen Fürstensohn und damit dessen Familie zu verklagen. Doch mit mir – so gering sein Verschulden bei mir auch war – hatte er sich am Opfer vergriffen. Ich war eine Prinzessin, ich gehörte zur mächtigsten Familie unter dem Herrn des Westens. Allein wie er mich darstellte war es Rufmord und mit mir hatte er meine ganze Familie angegriffen. Nun hatte die Universitätsleitung endlich einen Grund ihn seines Studiums zu verweisen und vor allem konnten sie ihn zur Rechenschaft ziehen, wenn ich ihn verklagte, was zur Folge hätte, dass alle anderen Mädchen mit ziehen würden.

Irgendwo widerstrebte es mir das bei seinen Verletzungen zu tun, doch als ich las, was er schon alles getan hatte und mit welchen Maßnahmen seine Eltern die Geschädigten am Ende nur noch mehr demütigten, gab ich mein Kapital gerne dafür her, dass sie endlich Gerechtigkeit erhielten. Das war der Grund warum seine Eltern da waren.

Doch egal welche rechtliche Entscheidung ich getroffen hatte, natürlich hatte ich ihm trotzdem meine Grüße ins Krankenhaus gesendet, in Begleitung eines guten Buches, von dem ich wusste, dass er den Autoren mochte – er hatte ihn mir an unserem einzigen gemeinsamen Abend genannt.

Wir hatten vor wenigen Minuten die Stadtgrenze von Tokio passiert. Links und rechts waren bereits diverse Einfamilienhäuser zu sehen und je weiter wir Richtung Zentrum vorstießen, desto größer wurden sie.

„Wir fahren Sonntagmittag wieder zurück.“, erklärte Sesshoumaru nur. „Bis dahin sollen sie es fertig haben.“

„Ich werde den Arbeitern notfalls Feuer unter dem Hintern machen.“, versprach Katsuro.

Beide Männer schwiegen eine Sekunde, dann langte Sesshoumaru an seinem Lenkrad vorbei und beendete ohne ein weiteres Wort das Gespräch.

Wie bereits die letzten Stunden sagte keiner von uns ein Wort, ich betrachtete nur die riesigen Hochhäuser, die an uns vorbei sausten. Dabei bemerkte ich gar nicht, dass er bereits von der Hauptstraße abgebogen war und seitlich eine Einfahrt entlang fuhr. Erst als sich der Anblick unserer Umgebung von schmalen Grünanlagen und hohen Häusern in Parkplätze zu beiden Seiten änderte, sah ich wieder vor. Die Straße, die wir entlang fuhren führte direkt auf eine Springbrunnenanlage zu, hinter der die hell erleuchtete Glasfassade des unteren Stockwerks eines großen, prunkvollen Gebäudes auf uns wartete. Über dem gigantischen Eingang, bis über die Straße erstreckte sich die tiefrote Markise. Unter ihr, direkt vor den Stufen fuhr gerade eine Limousine ab.

„Mein Deckname unter den Menschen lautet Akaya Noyamano. Jaken hat für uns eine Suite gebucht. Die letzte, die übrig war. Scheinbar ist eine Konferenz in der Stadt. Einer von uns wird wohl mit der Couch vorlieb nehmen müssen.“

Ich nickte.

„Verstehe.“

Er fuhr vor dem Eingang vor und hielt. Er schaltete den Motor aus, als bereits ein junger Mann in Angestelltenuniform um die Haube herum lief und auf seine Fahrerseite. Doch Sesshoumaru zog den Schlüssel und reichte ihn mir. Ich nahm den ihn entgegen. Ich wusste, was zu tun war. Ich schnallte mich gerade ab, als sowohl seine, als auch meine Tür aufgerissen wurden und die beiden Boys uns überschwänglich begrüßten.

Ich strich einmal über meinen langen Fleecemantel und mein Fell, dann stieg ich aus.

Egal was man über Highsociety sagte, oder über die Verkleidungsfreudigkeit der Japaner, solche wie uns sah man auch hier nicht oft.

Zwar hatten wir uns beide die Clanzeichen im Gesicht überschminkt, doch mit den langen Haaren, die farblich perfekt zu unseren Fellen passten fielen wir auf wie bunte Hunde.

Der Steward schloss hinter mir die Beifahrertür. Auf der anderen Seite bat sein Partner Sesshoumaru gerade um die Wagenschlüssel, damit er den SUV für uns einparken konnte, doch ohne ihn auch nur eines kleinen Blickes zu würdigen marschierte der Fürst an ihm vorbei und hinter dem Auto herum zur Heckklappe, wo bereits ein weiterer Angestellter der Hotels unser Gepäck herausholte.

Ich sah zu dem Mann neben mir und hielt die Schlüssel hoch.

„Bitte, guter Mann, helfen Sie ihrem Kollegen. Name: Noyamano.“

Er sah mich etwas perplex an, niemals hätte er damit gerechnet, dass ich das hatte, was normalerweise für den Fahrer unumgänglich war, um den Wagen zu starten, verneigte sich dann aber und nahm ihn mir ab.

„Sehr wohl, Noyamano-san“, noch ehe ich ihn korrigieren konnte eilte er seinem Kollegen zu Hilfe.

Der Kofferraum wurde geschlossen und mit zwei Reisetaschen bepackt lief der dritte Steward hinter Sesshoumaru her, der mit seiner Aktentasche bestückt auf mich zukam.

Um die Stufen vor uns zum Eingang zu erklimmen bot er mir seinen Ellenbogen an, den ich artig entgegen nahm.

„Verzeih, aber er war zu schnell weg, als dass ich ihn hätte berichtigen können.“, versuchte ich das Dilemma zu entschuldigen, wie man mich gerade genannt hatte, doch ihn schien es nicht weiter zu interessieren.

Mit erhabenem, doch eiskaltem Blick stieg er mit mir hinauf und durch die gläserne Drehtür.

Die Empfangshalle war gigantisch und von Säulen gestützt. Überall standen vereinzelte Sitzgruppen und an dem Tresen tummelten sich viele Anzugträger. Direkt vor uns strahlte uns eine Hotelangestellte in schwarzem Kostüm entgegen und verneigte sich tief, als wir mit einigen Metern Abstand stehen blieben.

„Willkommen, verehrte Gäste.“, sprach sie und erhob sich wieder. „Mein Name lautet Kugimiya. Ich werde alles dafür tun, dass all ihre Wünsche und Bedürfnisse in unserem bescheidenen Haus gestillt werden. Wie kann ich Ihnen dienen?“

Ja, dieses Haus war bescheiden, dachte ich sarkastisch, hielt aber meinen Mund.

„Für uns wurde eine Suite reserviert.“, verkündete ich und ihre Augen begannen noch mehr zu leuchten, sodass ich mir sicher war, dass auch ihr Glück im Beruf von der Exklusive der gebuchten Räumlichkeiten abhing. „Der Name lautet Noyamano.“

„Bitte, folgen Sie mir.“, damit wies sie auf den Tresen hinter sich und ging schließlich voran an ihren Arbeitsplatz. „Also, Noyamano-san…“, sprach sie laut mit, während sie den Namen eintippte. „… darf ich Sie fragen, was Sie nach Tokio führt? Die Konferenz vielleicht?“

„Nein, ein anderes, geschäftliches Meeting.“

Sie lächelte weiterhin unaufhörlich und nickte verstehend.

„Dafür haben wir die besten Räumlichkeiten.“

„Das ist uns bekannt, vielen Dank.“

Sie nickte und sah endlich auf ihren Bildschirm.

„Da haben wir ihre Reservierung. Noyamano, die schwarze Suite, für zwei Nächte, ist das korrekt?“

„Das dürfte stimmen.“

Sie nickte weiter lächelnd und tippte die Uhrzeit des Einchecken ein, sowie sonstige Informationen, die sie noch von mir haben wollte. Am Ende verlangte sie eine Kreditkarte von uns, was selbstverständlich Sesshoumaru übernahm. Als er sein Portmonaie öffnete und dabei nebst hohen Bargeldscheinen gleich vier Kreditkarten aufblitzten und er ihr eine in Platin reichte hatte ich fast das Gefühl Dollar, oder eher Yen-Zeichen in ihren Augen aufblitzen zu sehen.

Sie gab alles an einen Pagen weiter, der die Papiere und die Karte in einem versigelten Umschlag zum Safe bringen sollte und zückte dann die Schlüsselkarte für unser Zimmer.

„Wenn Sie und ihr Mann mir dann bitte folgen würden, Noyamano-san.“, sie wies in Richtung der Fahrstühle und ging dann erneut voran.

Ich wollte sie gerade über ihren Irrtum informieren, als sie schon wieder weiter plapperte. Entschuldigend sah ich zu Sesshoumaru, doch der interessierte sich für solch eine Nebensächlichkeit gar nicht.

„Sie haben das Zimmer 3482 im siebzehnten Stock.“, erklärte sie und steckte unsere Schlüsselkarte in einen schmalen Schlitz zwischen zwei – von sieben – Fahrstühlen. Unbemerkt setzte sich der Page mit unserem Gepäck ab, er musste einen anderen Aufzug als wir verwenden. „In die oberen Etagen kommen sie nur mit ihrer Schlüsselkarte, wie übrigens auch in den Wellness und Sportbereich. Diese beiden befinden sich im ersten Untergeschoss. Das Restaurante dagegen befindet sich hier im Erdgeschoss, allerdings auf der anderen Seite der Fahrstühle. Nennen Sie bitte einfach ihrem Liftboy ihr Ziel und sie werden umgehend ihr Ziel erreichen.“

Ich nickte verstehend, als mit einem kleinen Gong auch schon der Fahrstuhl bei uns hielt. Mit gehobenem Haupt stakste sie vom Teppich der Vorhalle auf den im Inneren des Fahrstuhls und wartete bis wir eingetreten waren, ehe sie der jungen Frau neben einer computergesteuerten Anlage die Anweisung gab uns in den siebzehnten Stock zu fahren.

So weit war ich noch nie hinauf gezogen worden und obwohl ich merkte, dass der Fahrstuhl schneller war als manch andere, dauerte es doch recht lange. Aber wen störte das schon, wenn er von Meeresrauschen und Walgesängen beschallt wurde? Nicht, dass ich soetwas nicht mochte, nur die Dame bei uns tat mir leid, dass sie es sich den ganzen Tag antun musste.

Der Wagon stoppte und noch ehe die Tür richtig geöffnet war verneigte sie sich vor uns und sprach in einem sanften Lächeln: „Ich wünsche noch einen angenehmen Abend.“

Wir stiegen also aus und folgten dann der Frau mit Namen Kugimiya den Gang entlang, vorbei an Türen, die weit auseinander standen. Vermutlich befanden sich hinter ihnen die kleineren Suites.

Je weiter wir kamen, desto größer schien der Abstand zwischen ihnen und als wir um die letzte Ecke bogen liefen wir plötzlich in drei mir wohl bekannte Personen hinein.

Kugimiya wollte sich gerade entschuldigen, doch sie ignorierten sie eiskalt und mein Vater verneigte sich vor Sesshoumaru.

„Mein Herr, es freut mich Euch zu sehen.“

„Phelan“, grüßte er dagegen nur desinteressiert und sah dann an ihm vorbei zu meiner Mutter und meiner hochschwangeren Schwester.

Das nutzte mein alter Herr um sich wieder aufzurichten und einen Schritt nach hinten zu ihnen zu tun. Die beiden knicksten tief – was die Frau aus dem Land des ständigen Verbeugens nun doch seltsam fand.

„Ihr erinnert Euch sicher noch an meine Frau Edona und meine älteste Tochter Marylou.“

Sesshoumaru sagte nichts, nickte nur zur Bestätigung.

„Was tut ihr denn hier?“, fragte ich verwirrt, doch irgendwie war es auch schön sie wiederzusehen. Mein Vater kam schnurstracks auf mich zu ohne etwas zu sagen, umarmte mich viel zu fest und drückte mir einen vom Bart kratzigen Kuss auf die Wange. Ich tätschelte ihm nur leicht eine Schulter.

Wesentlich freudiger umarmte ich dagegen meine Mutter und meine Schwester. Letztere natürlich etwas seichter bei der riesen Kugel, die sie vor sich her schob.

„Wir haben dich einfach alle vermisst!“, verkündete meine Mutter, doch mein Vater war weniger Taktvoll, benahm sich eher wie ein Elefant im Porzellanladen.

„Deine Mutter hatte Angst, dass ich dich nicht allein wieder zur Vernunft bekomme.“

Während er sprach hatten sich meine Eltern unauffällig zwischen mich und Sesshoumaru geschoben. Sie drehten ihm den Rücken zu, sodass sie es nicht sahen, doch seine Augen wurden kaum merklich kleiner, als müssten sie aufkeimende Wut verstecken.

„Moment“, fragte ich und stockte. „Ihr seid bitte weswegen hier?“

Das Gesicht meiner Mutter nahm einen bösen Na-Vielen-Dank-Auch-Du-Trampel-Blick an und damit strafte sie meinen Vater.

„Ich habe einen großen Fehler gemacht dir zu sagen, dass du dich bewerben sollst.“, meinte meine Schwester liebevoll hinter mir und legte mir eine Hand auf die Schulter.

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich fasse es einfach nicht.“, murmelte ich.

„Ja, ich weiß doch, dass du den Job eigentlich nicht wolltest. Ich hätte auf dich hören sollen, als du es zu mir gesagt hast und dich nicht weiter drängen!“, erklärte meine Schwester mit Seitenblick auf unseren Fürsten, wohl in der Hoffnung, dass er mich aufgrund dieser Erkenntnis wieder entließ.

„Nun habe ich ihn aber und ich mach ihn gern!“, konterte ich schnell, ehe diese Nachricht auch bei Sesshoumaru durchgesickert war.

„Bitte, Leenchen, wir haben eine Suite den Gang runter. Zwei Schlafzimmer. Eins für uns beide und eins für dich und deine Schwester. Warum bringst du nicht deine Sache in unser Zimmer und kommst erst einmal mit uns etwas essen. Danach können wir in Ruhe über alles reden.“, meine Mam klang mal wieder äußerst beschwichtigend – um nicht zu sagen: Sie hatte ihren einlullenden Ton aufgelegt, bei dem ich für gewöhnlich zu allem ja sagte – doch an diesem Tag wirkte es nicht.

„Danke, ich verzichte.“, damit überwand ich die Barriere aus den zwei Dämonen, die mich gezeugt hatten und trat an die Seite unseres Fürsten. Augenblicklich entspannte sich sein Augenspiel wieder.

„Der Herr und ich haben selbst eine Suite und ich bevorzuge seine Gesellschaft.“, dann sah ich wieder zu ihm auf. „Wenn es Euch nichts ausmacht, heißt das, Meister.“

Ein kurzes Lächeln huschte über einen seiner Mundwinkel.

„Natürlich nicht, Myleen.“

„Myleen!“, donnerte mein Vater, doch Sesshoumarus Bestätigung hatte für mich gereicht. Ich hakte mich wieder bei ihm unter, strafte meine Familie noch einmal mit einem letzten bösen Blick und ließ mich dann von unserem Herrn weiter ziehen auf die Frau zu, die uns führte.

Nur langsam drang zu ihr durch, dass das verwirrende Schauspiel ein Ende hatte und ihre Dienste wieder benötigt wurden, also führte sie uns eilig weiter.
 

Ich grinste leicht und ließ absichtlich so wenig Abstand zwischen mir und Sesshoumaru wie nur möglich. Es war ja so amüsant zu sehen, wie meine Eltern ins Schwitzen gerieten, als wir alle gemeinsam wieder hinauf fuhren.

Folgendes war geschehen:

Als wir endlich allein in unserer Suite waren hatte ich einfach alles von mir geschmissen und war ausgerastet.

Wie nur hatten meine Eltern und meine Schwester mir das antun können? Sie hatten mich bloßgestellt. Es war so peinlich, so erniedrigend, aber aus irgendwelchen mir unerfindlichen Gründen waren die drei so schmerzbefreit, dass sie es noch nicht einmal merkten!

Ich hatte gegen sie gewettert, wie schon lang nicht mehr, und war quer durch das Wohnzimmer, an der hohen Glasfront vorbei ins Schlafzimmer gerannt und von dort in das angrenzende Bad, um mir eiskaltes Wasser über die Handgelenke laufen zulassen. Das beruhigte mich.

Sesshoumaru war mir auf meinem Weg gefolgt, hatte sich in den Türrahmen gelehnt und mir dabei zugesehen, wie ich wieder versuchte Herr meines Pulses zu werden.

Schließlich beschloss er, dass es unklug von uns wäre, an diesem Abend das Restaurant aufzusuchen, wo bereits meine Familie war. Während er nach meiner umschweifenden Zustimmung im vorderen Zimmer die Karte studierte um etwas über den Service zu bestellen, riss ich mir die vor Wut vollgeschwitzten Kleider vom Leib und schlüpfte in einen der samtig weichen Hotelbademäntel.

Als ich dann in meinem Koffer nach meinem Pyjama suchte fand ich stattdessen etwas anderes. Ich wusste nicht wirklich wie es dorthin gekommen war, doch allein sein Anblick freute mich.

Es war ein knallrotes Cocktailkleid, trägerlos, von dem mich Emi und Kazumi bei unserem gemeinsamen Shoppingtag überzeugt hatten. Ich wusste nicht wo ich es hätte anziehen sollen, es war viel zu kurz um auch nur irgendetwas damit zu unternehmen, doch die zwei hatten mir so lange Komplimente gemacht wärend ich es trug, dass ich es doch gekauft hatte.

Eine böse Idee stieg in mir auf. Ja, ich war wirklich eine miserable Tochter, aber diesen Schock würde ich definitiv meinen Eltern verpassen!

Ich wusste, dass Sesshoumaru noch eine Weile brauchte sich etwas zu Essen auszusuchen – einmal hat Jaken für uns drei etwas zum Abendessen kommen lassen und er hatte eine halbe Stunde die Karte rauf und runter gelesen – also hatte ich genug Zeit.

Ich sprintete unter die Dusche, wusch mich schnell und grob, parfümierte mich leicht mit etwas Süßlichem ein, schminkte meine Augen, trug passenden Lippenstift auf – normal tat ich so etwas nicht, aber ich brauchte eine gute Show! – und stieg dann erst in das Kleid, dann in ein paar Schuhe mit zehn Zentimeterabsatz – von denen ich auch nicht wusste, wie sie in den Koffer kamen, aber egal – und steckte mir dann noch schnell unordentlich die Haare hoch…

Irgendwie sah es zu verrucht für mich aus, doch auch wieder so scharf, dass ich mir sicher war, dass es klappte. Ich hatte das Gefühl eine Gangsterbraut aus diesen komischen Mafiafilmen zu sein, eine richtig versnobte Diva eben, aber egal.

Ich war hinüber zu Sesshoumaru gestöckelt und auf ihn zu getippelt. Er hatte nicht aufgesehen bis ich neben ihm stand. Er wollte mich gerade um Rat fragen, was er denn bestellen sollte, als ich ihn schon auf die Beine zog.

Die Überraschung hatte ihm jegliches Wort geraubt und er betrachtete mich einfach nur von oben bis unten und wieder hinauf.

„Entscheide dich unten!“, grinste ich ihm verschwörerisch zu. „Wir beide haben jetzt ein heißes Date, damit mein Vater endlich seinen langersehnten Herzinfarkt erleidet!“ natürlich meinte ich es nicht wortwörtlich, aber ich hoffte tatsächlich, dass meine Eltern einen Schock erlitten, wenn sie mich so sahen – und der meiner Schwester, so hoffte ich, viel so extrem aus, dass ihre Fruchtblase platzte und sie einen Notarzt rufen mussten.

Ich ließ ihm also gar keine Wahl, riss ihn einfach mit, schnappte mir von der Kommode die Schlüsselkarte und ging mit ihm zusammen hinunter zum Restaurante. Zu meiner Überraschung – zumindest im Nachhinein, ich realisierte es in dem Moment nicht wirklich – fing er sich sehr schnell in seiner Rolle und führte mich Stolz wie der Fürst, der er war, quer durch den Raum hinter einem Kellner her, der mich mit erstaunlich geweiteten Pupillen angeglotzt hatte. Ich dachte einfach, dass mein Meister mir den Gefallen tat und mitspielte. Immerhin musste es ihn doch auch stören, dass meine Familie so vehement gegen ihn war!

Wir verbrachten also einen Abend zu zweit und zeigten meinen Eltern wie vertraut wir schon vor vier Jahren miteinander umgingen. Ich war mir sicher, dass die guten Ohren meiner Verwandten es auch nicht überhörten, dass wir die Kellner nie berichtigten, wenn sie uns für die Eheleute Noyamano hielten.

Der Effekt war noch viel größer gewesen, als ich es mir hätte ausmalen können. Kaum, dass wir fertig waren und zurück zu den Fahrstühlen gingen, beendeten auch meine Eltern und meine Schwester hektisch ihr Mahl und rannten uns förmlich hinterher, um noch in den gleichen Fahrstuhl steigen zu können.

Dort standen wir nun. Seite an Seite, eingefangen zwischen unser beider Ruten. Sesshoumaru lehnte gegen eine waagerechte Stange, die zum Festhalten montiert war und hatte links und rechts von sich die Arme ausgebreitet. Ich tat es ihm gleich, umfasste die Halterung hinter seinem Rücken und umarmte mit dem anderen Arm meinen Pelz.

Keiner von uns sagte etwas. Meine Mutter versuchte angestrengt woanders hinzusehen, doch mein Vater und meine Schwester – ein Ei glich eben doch dem anderen – betrachteten uns eingehend.

Ich hätte zu gern irgendetwas zu Sesshoumaru gesagt um die Sache abzurunden, doch in ihrem Beisein wagte ich es nicht. Also wartete ich geduldig auf das Zeichen, dass der Lift sein Ziel erreicht hatte.

Als er endlich mit einem Ruck zum Stehen kam bewegte sich lediglich eine Hand des Fürsten. Die Türen schwangen auf und seine warmen Finger fanden ihren Platz tief auf meinem Rücken, direkt über dem Steißbein, und er schob mich hinaus. Vater verneigte sich gerade vor ihm und bot ihm den Vortritt, doch das beachten weder ich noch er. Vielleicht hatte er ja gehofft, dass auch ich Sesshoumaru als ersten gehen ließ, um mir eine erneute Standpauke zu halten, wer wusste das schon, doch er machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er mich einfach vor sich hinaus schob und dann weiter neben mir her ging die Gang entlang, ohne den Arm von meinem Rücken zu nehmen. Hinter mir hörte ich meine Schwester irgendetwas murmeln, doch ich verstand es gar nicht. Nicht, weil meine Ohren so schlecht waren, sondern weil ich mich nicht darauf konzentrieren konnte. Wir hatten gerade unseren Weg gefunden, da wanderte sein Arm komplett um mich herum. Die Hand strich über meine Hüfte, meinen Oberschenkel hinab soweit es ging und dann… Hatte ich das Gefühl, dass mein Rock rutschte, nicht runter, sondern hinauf.

Mein Arm, der bis vor wenigen Sekunden noch hinter ihm gelegen hatte, schnellte von allein hinter ihm hinauf und krallte sich in den Rücken seines Sakkos.

Dann erreichten erst seine Klauen meine blanke Haut, dann die Finger.

Bildete ich mir das nur ein? Seine Finger schoben sich auf meiner Hüfte vor und wieder zurück, seine Krallen kratzten mich leicht. Meine Hand auf seinem Rücken rutschte tiefer, dann waren wir endlich da.

Er zückte unsere Karte und wandte sich der Tür zu. Mit einem Ruck schob er mich mit dem Rücken zu ihr. Seine Hand wechselte in dieser Bewegung seine Position. Seine warmen langen Finger strichen von der Hüfte zu meinem Hinterteil. Der Minirock klappte auf der Rückseite hinauf wie ein Gürtel und legte mich frei.

Fest griff er zu und hielt mich so gefangen.

Blut schoss mir in den Kopf, ich lief puterrot an.

Seine Augen sahen zu dem Schlitz der Türkarte. Mit einer schnellen Bewegung zog er sie durch, und fixierte dann mich, vollkommen ausdruckslos, aber erhaben.

Als er sich hinunter beugte an mein Ohr, krallte ich einen Arm hinter seiner Schulter fest und griff mit der anderen an seinen anderen Oberarm.

„Ich kann nicht mehr warten!“, knurrte er und öffnete die Tür mit einem Ruck, schob mich Rücklings hinein.

Ich blickte über seine Schulter hinweg. Kalkweiß und wie festgefroren standen sie alle drei weiter hinten im Gang.

Ich grinste.

Mission erfüllt!

Mit einem lauten Knall flog die Tür zu. Da konnte ich mich nicht mehr halten.

Lautstark lachte ich los, sackte gegen seine Schulter.

Der Druck an meinem Hintern verschwand und er richtete sich wieder auf. Sah mich an als wäre ich vollkommen verrückt geworden.

„Danke, dass du mitgemacht hast, Sesshoumaru.“, sprach ich artig und löste mich von ihm, um mir eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. „Das würde mir keiner Glauben, wenn ich ihm erzählte, dass der Fürst mir geholfen hat meine Eltern zu schocken!“

Ehe ich mich herum drehte richtete ich schnell wieder den Rock und marschierte dann hinüber ins Schlafzimmer.

„Eigentlich war das ja gar nicht geplant! Ich weiß nicht mal, wie das Kleid in meinen Koffer gekommen ist!“

Ich hockte mich vor meiner Tasche hin und begann wieder nach dem Pyjama zu suchen. Dabei sah ich auf. Er stand in der Tür gegen den Rahmen gelehnt mit verschränkten Armen.

„Es gehört nicht dir?“, fragte er in einem seltsamen Tonfall, den ich nicht deuten konnte.

„Oh doch, das schon. Emi und Kazumi haben mich so lange bequatscht, bis ich es gekauft habe. Ich habe es nur nicht eingepackt.“

„Emi und Kazumi…“, murmelte er und kam zu mir hinüber. Er stellte sich hinter mich als ich mit meinen geknautschten Schlafsachen aufstand.

„Was ist mit ihnen?“

„Sie haben dir beim Packen geholfen, oder?“

„Ja, wieso?“

„Vermutlich hat eine der beiden es in deine Tasche geschmuggelt, weil sie meinten, dass es mir gefallen könnte. Die beiden Weiber kennen mich einfach viel zu gut.“

Ich legte die Stirn in Falten und legte den Kopf schief, betrachtete ihn ihm Spiegel, wie er hinter mir stand und ebenfalls unser Spiegelbild besah.

„Emi und Kazumi, aber auch Ritsuko, die letzten meiner alten Haremsdamen, die noch auf dem Gelände wohnen.“

Ich schwieg ein paar Sekunden.

„Das erklärt viele Klamotten, die sie mir aufgequatscht haben…“, flüsterte ich.

Schweigend standen wir da. Keiner sagte etwas.

Dann auf einmal bewegte er sich, wendete sich ab und ging zum Bad hinüber.

„Sesshoumaru?“, ich hielt ihn auf, als er gerade in der Tür angekommen war.

Aufmerksam drehte er sich zu mir zurück.

„Möchtest du wirklich auf der Couch schlafen?“

„Einer von uns muss es tun.“

„Aber vielleicht willst du…“, ich sah zum Bett. „Das Bett ist groß genug für zwei. Vielleicht können wir zusammen hier schlafen… Wir sind doch Freunde, oder? Das geht doch!“

Er erstarrte so plötzlich, dass ich mir augenblicklich auf die Unterlippe biss. Hatte ich jetzt was Falsches gesagt?

Doch er machte nur ein amüsiertes Geräusch und drehte sich wieder herum, um seinen Weg zur Dusche fortzusetzen.

„Ist gut, lass uns beide zusammen in dem Bett schlafen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Miezer
2014-01-28T09:29:29+00:00 28.01.2014 10:29
als erstes wiedermal ein super kapi! :D hatte die ganze zeit beim lesen ein dickes fettes grinsen im gesicht!! ;))
zweitens, das die drei leibwächterinnen ehemalige haremsdamen waren, da war ich schon baff! da überkommt mich so der gedanke rachepläne, weil er sie ja einfach so rausgeschmissen hat! mal sehn!
die situation mit den eltern war ja auch sehr interessant und dann noch das abendessen, mich hätts beinahe zerrissen vor schmunzeln! aber es bleibt spannend, das WE is ja noch nicht vorbei! ;)
war ja auch interessant das Gang so ein SChwein war bzw. ist, da tut er mir fast nicht mehr leid!
zum schluss: sess und sie in einem bett.........!!!!! XD das könnte sehr spannend werden oder auch ganz anders kommen!! ich werdes dann noch lesen, wenns soweit is!
Freu mich drauf wenns wieder weiter geht!

GLG Miezer

PS: kein stress, zu essen is immer zeit! ;)


Antwort von:  XdramaX
28.01.2014 16:22
wenn ich fies wäre: ja, mietzekäätchen essen XD

nein, scherz beiseite ^^

aber ich kann dich beruhigen: wenn sie sich hätten rächen wollen, dann würden Emi und Kazumi nicht so lieb zu Leenchen sein und wären nciht mit ihr shoppen gegangen etc. und wenn du dich daran erinnerst: im zweiten teil des pitels habe ich erwähnt, dass ritsuko und Katsuro (so hieß er doch oder?) ein paar sind. also die wird def nichts machen. die ist vergeben. wie es bei den anderen beiden aussieht weiß ich nicht.
Antwort von:  Miezer
28.01.2014 22:40
ja stimmt die is vergeben, hab i ganz vergessen! des andere, ja stimmt a wieder, aber werd es gefhl ned los das da noch was kommt, vllt. ned rache aber man weiß ja ned!
ach ja, hab den kommentar von Cendy und dir gelesen und hab mir witzigerweise das selbe gedacht, was die situation an der suittür an geht!!! ;) der erste gedanke an der stelle war "er meints ernst und sie ned", omg!!! XD
naja, wir werden sehn/lesen!
Antwort von:  XdramaX
29.01.2014 19:36
hehe jaaa, aber nciht mehr heute ^^ morgen vllt auch noch net, aber am freitag spätestens werde ich weiter schreiben... morgen hängt davon ab wie lange ich arbeite und ob ich danach noch trainieren gehe oder nicht...
Antwort von:  Miezer
29.01.2014 19:46
Brav!!!! Fleißig, fleißig!!!! ^^
Also stressen musst dich nicht, ganz entspannt! Wenns fertig is is fertig und des passt! Arbeit geht vor!!!! (ich selbst arbeite Schicht als kranke Schwester und habe da her sehr viel Geduld und Verständnis!)
:)
Lg
Antwort von:  XdramaX
29.01.2014 19:53
aaaaaah eine kranke schwester XD was haste denn? eine erkältung? (ich glaube ich bekomme eine im moment *hust/schnief*)
Antwort von:  Miezer
30.01.2014 00:03
also mein therapievorschlag is Schoki, ScHoKi und SCHOKI!!!!! XD
Antwort von:  XdramaX
30.01.2014 18:30
gute idee XD komme gerade wieder vom probearbeiten, morgen gehts doch noch weiter, hab mich freiwillig gemeldet XD

mal sehen was passiert... aber da sie morgen noch eine andere bewerberin zum probearbeiten nächste woche anrufen will hab ich irgendwie die blöde befürchtung, dass ich auch nächsten Monat weiterhin ohne ausbildung bin T.T ich bin so traurig T.T
Von:  Cendy
2014-01-28T08:02:59+00:00 28.01.2014 09:02
Soso, die beiden waren also mal seine Haremsdamen..... sehr interesant! ;)
Und dann lacht sie ihn auch noch aus, wo er doch schon zu ihr sagt, dass er nciht mehr warten kann! - Gemein oder blind ist hier die Frage! XD
Ihren Elter und ihrer Schwester hat sie auf jeden Fall eins ausgewischt - die waren aber auch fies, da braucht man ja schon keine Feinde mehr....
UND sie schlafen als in einem Bett, der arme Sess XD!
Ich bin wie immer gespannt wie es weiter geht!

GLG
Antwort von:  XdramaX
28.01.2014 16:19
ich würde sagen sowohl gemein als auch blind XD
geschnallt hat sie es jedenfalls nicht ^^
übrigens: du bist vermutlich die einzige, die gemerkt hat, dass seine aussage ernst gemeint war XD sowas würde der nie im scherz sagen ^^ aber die meisten schreiben einfach nur: geil! er hat mitgemacht bei der show! und fanden das total cool XD du bist mir sympathisch cendyleinchen XD
Antwort von:  Cendy
28.01.2014 17:28
Du mir auch Herzchen, du mir auch! XD
Antwort von:  XdramaX
28.01.2014 17:48
aber gott seih dank scheinste doch nicht die einzige gewesen zu sein ^^ da gabs auf ff.de noch eine, die das auch bemerkt hat hehe


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