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Janosch

von

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Der Weg

„Dinos magen kein Umzug! Grööh!“
 

„Schon komisch, das olle Bachstadt zu verlassen...“

„Obersolner ist viel kleiner als Bachstadt, dafür ist Wellingenstadt aber viel größer.“

„Gleicht sich ja super aus. Das wird Janosch nur überhaupt nicht trösten und jetzt lügen wir ihn auch noch so an.“

„Es ist wirklich besser so für ihn... und uns auch.“
 

Umziehen... Für Jasmin war das noch nie ein Thema und für ihren kleinen Bruder Janosch eigentlich auch nicht. Doch plötzlich bot man ihrem Vater eine Stelle als Professor an der Hochschule von Wellingenstadt an. An den Wochenende musste Andreas Berger deswegen oft nach Wellingenstadt fahren, um dort seine Fähigkeiten als zukünftiger Professor unter Beweis zustellen. Ein kleines Rinnsal der Veränderung entstand, doch in windeseile wurde ein kleiner Bach daraus. Andreas überzeugte deutlich mit seinem Wissen, der Präsentation seiner Folien und seinem Auftreten. Jasmin erinnerte sich noch genau daran. Die Fahrt nach Wellingenstadt betrug über 4 Stunden, warum sollte sie sich also nicht ein Bisschen daran erinnern?
 

Es war am Anfang des Jahres gewesen, es hatte noch Schnee gelegen. Jasmin blieb der Tag gut in Erinnerung. Janosch hatte unbedingt im Schnee spielen wollen, aber sie hatte lieber mit Erika telefonieren wollen.
 

Janosch! Ihre Rückblende kurz pausierend wandte Jasmin ihren Blick zu Janosch. Ihr kleiner, vierjähriger Bruder schlief noch, es war gerade mal 5 Uhr morgens. Wenn der kleine, rothaarige Junge schlief, konnte man ihn problemlos durch die Gegend tragen und an anderen Stellen niederlegen. Janosch merkte das nie und wachte dann immer perplex auf. Diese Eigenschaft hatten sie sich zunutze gemacht und so ging der Kleine sicherlich noch davon aus, dass er Daheim in seinem kuscheligen Bett liegen würde. Doch das war eine Lüge, was Jasmin sehr störte. Janosch war ein besonderer Junge und das lag nicht an seinen roten, leicht orangen Haaren. Nein! Er war sehr fantasievoll, egal wo, er erschuf sich eine Fantasiewelt. Aber so oft wie er am Fantasieren war, so oft merkte er es auch nicht. Manchmal fing Janosch laut an zu schreien und zu weinen, weil er ein Monster vor sich sah, welches aber aus seinem Geiste stammte. Manchmal wurde er auch still, wenn er viele Monster sah und da durch große Angst bekam, die ihn richtig lähmte.

Dieser Umzug...
 

Ja! Sie hatte telefonieren wollen - mit Erika, doch Janosch hatte sich wie ein Kätzchen an ihre Beine geschmiegt. Mit einem verboten niedlichen Hundeblick und seinem Plüschdinosaurier hatte er immer wieder gefragt: „Spiln wir jätz Schnee? Spiln wir jätz Schnee?“ Wer wäre sie gewesen, hätte sie diesem Anblick widerstehen können? Also hatte Janosch wieder gewonnen und sie hatte wieder aufgelegt.

„Na gut Feuerwehrautochen~ Dann spielen wir jetzt im Schnee“, hatte sie zu ihrem Bruder gesagt und ihn vergnügt aufgehoben. Mit Janosch auf dem Arm, der wiederum seinen Albus auf dem Arm hatte, hatten sie ihr Zimmer verlassen.
 

Albus! Natürlich lag das Kuscheltier in Janoschs Armen und wurde auch beim Schlafen feste gedrückt. Albus war Janoschs Plüsch-Austroraptor, ein gefiederter Raptor, der wohl ziemlich groß war. Albus hingegen hatte natürlich eine schöne Kuschelgröße und ein liebes Gesicht – Niemand, wirklich niemand könnte vor Albus Angst haben, daran änderte sein rotes Fell auch nichts, welches das Federkleid des Austroraptoren darstellen sollte. Der kleine Janosch war so vernarrt in dieses Kuscheltier! Vielleicht weil sie beide rote Haare hatten? Oder sie den selben, niedlichen Blick im Gesicht hatten? Oder einfach nur, weil Janosch Dinosaurier liebte?
 

Jasmin wusste es nicht und für ihren Rückblick war es sowie so egal. So lehnte sich die junge Schülerin zurück und erinnerte sich wieder an den Tag. Janosch und sie hatten mittlerweile den Garten erreicht. Es hatte zuvor so schön geschneit, dass eine richtig dicke Schneedecke im Garten gelegen hatte.

„Das ist ein Wolke in unserm Gartn!“, hatte Janosch gerufen und sich vom Wohnzimmer aus direkt in die Schneedecke geworfen. Zum Glück war er gut eingepackt worden und nicht so schwer, dadurch tat die Landung nicht weh und zusätzlich war er auch nicht im Schnee versunken. „Du must auch auf Wölckchn!“

„Wölkchen? Heißt unser Garten jetzt so?“

„Nein! Hier ist ein Wölkchnbalast!“

„Ballast?“, hatte Jasmin amüsiert, über die undeutliche und hastige Aussprache ihres Bruders, gekichert, “Du meinst Palast! P“

„Habsch sagt!“, hatte Janosch trotzig versicht und war aus seiner Schneemulde gesprungen. Jasmin hatte es noch nicht gewusst, hatte jedoch schon geahnt, dass sich für den kleinen Mann der Garten schon in ein Wolkenparadies verwandelt hatte.

Vergnügt kichernd war Janosch über die große Wolke gerannt und war immer wieder an einigen Stellen stehen geblieben. Dort war er in die Hocke gegangen und hatte beim Aufstehen große Bäume und Häuser aus Wolken in die Höhe gezogen. Doch Jasmin hatte nur gesehen, wie ihr Geschwisterchen Schnee in die Luft warf und Dinge wie: „Haus“ oder „Baum“ gerufen hatte. Also war sie Janosch dann in seine Welt gefolgt und sah dann, wie dieser mit Leichtigkeit Häuser, Bäume und einen gewaltigen Palast aus dem Boden hatte wachsen lassen. Der Palast war wirklich beeindruckend gewesen, er hatte eine schöne Verzierung und Insignien aufgewiesen.

„Wohnst du da, Feuerwehrauto?“

„Nein! Das wohnt die Prinzäsin.“

„Ich?“

„JAA!“ Vergnügt war Janosch in die Luft gesprungen und hatte sich dabei zu Jasmin gedreht, welche bei seiner Landung plötzlich ein schönes, weißes Kleid getragen hatte.

„Immer muss ich die Prinzessin sein... Wieso bist du nicht mal die Prinzessin?“, hatte Jasmin dramatisiert, ohne es wirklich ernst gemeint zu haben.

„Weil ich ein Jungä bin! Die sind imma Rittah!“, hatte Janosch ihr erklärt, der das für selbstverständlich gehalten hatte und hat sich dabei in einen Ritter, der eine goldene Rüstung getragen hatte verwandelt. Ein Schwert hatte er jedoch nicht getragen.

„Tragen Ritter nicht immer ein Schwert?“

„Ich bin ein Wolknrittah!“

„Ist das bei denen anders?“

„Jaaa! Gugg!“ Hochkonzentriert hatte Janosch eine merkwürdige Haltung eingenommen, war in die Luft gesprungen und hatte bei der Landung mit seinem rechten Fuß besonders fest aufgestampft. Dadurch war ein kleines Stück Wolke vor ihm aus dem Boden geschoßen und im hohen Bogen weggefolgen.

„Boah!“, hatte Jasmin nicht schlecht gestaunt und hatte sich ein Kichern verkniffen, weil Janosch einfach nur einen Schneeball geworfen hatte. „Das ist ja ein super Trick!“

Man hätte glauben können, dass damit alle Vorbereitungen für das Abenteuer schon getroffen waren, aber dem so nicht gewesen. Damit Janosch im Kampf seine Kräfte schneller hätte einsetzen können, hatten sich Jasmin und ihr jüngerer Bruder ans Werk gemacht viele Schneebälle herzustellen. Sie hatte schon geahnt, dass sie später nicht nur dir Prinzessin gewesen wäre, sondern auch der Feind – vermutlich wieder ein Drache. Doch soweit war es nicht gekommen...

„Jasmin, Janosch? Kommt doch mal rein! Papa hat was Tolles zu verkünden.“
 

Dann hatten sie gemeinsam am Tisch geseßen. Janosch hatte es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht, weil ihm so kalt war und er ein wenig kuscheln wollte. Mama und Papa hatten ihnen gegenüber Stellung bezogen. Sie hatte sich wie in einer Besprechung oder einer Bewerbung für eine Stelle gefühlt.

„Ich hab den Job! Ich werde Professor!“

„COOOOL!“

„Was das?“
 

Und dann gingen die Veränderungen los... Andreas fuhr immer wieder nach Wellingenstadt, oft auch mit ihrer Mutter, um sich Häuser anzuschauen. Langsam verstand Janosch auch, dass sie weg ziehen würden. Das machte dem Kleinen große Angst. Viel öfter sah er Monster im Flur, in seinem Zimmer oder auch auf der Straße. Schrie wie am Spieß oder schwieg wie ein Grab. An einem Abend wollte er Nichts essen, weil an der Decke über ihn ein Monster klebte.

Solch Situationen waren für Familie Berger immer schwer. Sie sahen diese Kreaturen nicht und wussten nicht wie sie Janosch trösten sollten. Oft half eine Umarmung oder einfaches Ablenken, doch dann sah er die Monster wieder und wieder.
 

Schweigend sah Jasmin wieder ihren kleinen Bruder an, der immer noch friedlich schlief. Wenn er die Monster sah, fühlte sie sich immer schlecht. Eigentlich war sie sehr stolz auf seine Fantasie, doch wenn diese ihm Angst einjagte, wünschte sich Jasmin lieber, dass Janosch ein unkreatives Kind wäre. Seine lebhaften Fantasiewelten konnte sie immer, buchstäblich, sehen und fühlen, auch ihre Eltern, wenn gleich sich Andreas immer unbeholfen anstellte. Doch wenn die Monster auftauchten... Janosch schottete sich richtig ab, als wolle er mit ihnen alleine sein oder waren es die Kreaturen, die ihn so abschotteten?
 

In der letzten Woche, die sie in Bachstadt verbrachten, schlief Janosch jeden Tag bei seinem besten Freund Julian. Dort schrie er nicht, er war richtig glücklich. Er verstand einfach nicht, dass es ein Abschied war. Gestern... Es war furchtbar.

Janosch hatte Morgens im Bett gelegen und sich fest an seine Decke geklammert. Er hatte geschrien, die Monster würden ihn nicht los lassen, würden ihn an sein Bett binden. Helen hatte schnell gehandelt und ihn einfach aus seinem Bett gehoben, um ihn damit zu trötsten.

„Ich hab dich befreit. Die Monster können dir Nichts mehr tun.“

Er hattee nur geweint, doch langsam hatte er angefangen sich zu beruhigen. Später, am Frühstückstisch waren die Monster wirklich weggewesen und Janosch war wieder ein Dinosaurier.

„Dinos magen kein Umzug! Grööh!“
 

Seufzend sah Jasmin wieder aus dem Fenster. Die Fahrt würde noch so unsagbar lange dauern...
 


 

Verschlafen öffnete Janosch seine Augen. Was brummte hier nur so? Instinktiv drückte der kleine Junge noch im Halbschlaf seinen Dino fester an sich. Langsam realisierte er die Umrisse seines Kindersitzes und erkannte auch die kleinen Autos, die darauf waren.

„Uhm...?“

Natürlich bemerkte Jasmin als Erste, dass sich ihr Sitznachbar rekelte.

„Guten Morgen Janosch.“

„Wo...Auto...“ Jetzt hatte der Rotschopf es begriffen. Er war im Auto! „Boah!“ Aber warum? Vor lauter Staunen kam er nicht dazu, seine Gedanken zu richten, was ihm aber auch manchmal im Normalfall sehr schwer fiel.

„Na Schlafmützchen? Wach?“, alberte nun auch Andreas und sah kurz nach hinten, ehe er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. Als Letzte meldete sich auch noch Helen zu Wort, welche ebenfalls zu ihrem Kleinen sah. „Hallo Feuerwehrautochen.“

„Mamiii! Papiii! Hallooo!“, freute sich Janosch riesig über die Anwesenheit seiner Eltern und strahlte dabei fröhlich.

„Und ich?“, schmollte Jasmin belustigt und wuschelte Janosch durch die roten, lockigen Haare.

„Hallooo Jaaasmiiin!“, begrüßte er nun auch seine große Schwester.

„Na wie hast du denn geschlafen, mein Großer?“, erkundigte sich Jasmin.

„Pfohl gut!“

„Hast du auch was geträumt?“

„Ja! Von Dinos! Ich wa ein Dinorittah und Albus mein Di~ino~“

„Wirklich? Das ist ja stark! Was habt ihr denn erlebt?“

So stürzte Janosch seine große Schwester in ein überschwängliches Gespräch, welches von einer Welt voller Dinosaurier und einem großen, bösen Tyrannosaurus handelte.

„Und, und, und da wa diesa große Dinosauriaa.“

„Was für einer denn?“

„Ein Türannosaurus! Und der hat Türo heist.“

„Türo? Klingt ja wie Tür!“, lachte Jasmin und kassierte damit einen empörten Blick ihres Bruders.

„Nein! Türö wa böhse.“, erklärte Janosch und zog Albus mehr zu sich. „Und alle Dinos ham sagt, ich soll ihn besiegn.“

„Du? Ganz alleine?“ Jasmin war bei Weitem nicht so überrascht, wie sie es vorgab. Sie kannte das Szenario nur schon zu gut.

„Nein! Mit Albus.“

„Achja... Und habt ihr das geschafft?“

„Klar! Aba Türo war voll stark! Der hat Feuer spukt!“

„Ein Dinosaurier, der Feuer speien kann?“

„Nein! Spukn!“

„Das ist fast das Selbe.“, lachte Jasmin belustigt, welche absichtlich speien sagte, um Janosch ein neues Wort bei zu bringen, auch wenn sie sich sicher war, dass er es schon längst wieder vergessen hätte.
 

„Hey ihr Beiden. Schaut mal aus dem Fenster. Das ist Obersolner! Wir sind gleich da. Hier werden wir wohnen...“, unterbrach Andreas seine Kinder und riskierte selbst einige Blicke auf das neue Umfeld der Familie. Schlagartig änderte sich Janoschs Laune. Jetzt hatte er es begriffen. Sie waren im Auto, weil sie umzogen zu ihrer neuen Heimat. Angst und Unwohlsein machten sich breit und sein Blick verlor die strahlende Freude.

„Uhm...“ Sofort sah Janosch aus dem Fenster und betrachtete neugierig, mit einer gewissen Vorsicht, die Häuser. Hier sah Alles viel ländlicher aus, als in Bachstadt, das gefiel dem jungen Dinofan so gut, dass er sein Unbehagen erst mal verdrängte. Die Gebäude standen viel weiter auseinander und es gab viel mehr Grün, selbst die Gärten der Häuser schienen größer zu sein. Langsam verkroch sich Janoschs Unwohlsein und wich großer Neugier und Erwartung. Viele interessante Dinge erblickte der kleine Junge außerhalb des Autos, doch gemächlich legte sich ein leichter Schatten über den schönen Anblick. Der wolkenlose Himmel wurde immer dunkler und auf den Dächern der Häuser sammelten sich große, dunkle Haufen mit glühenden Augen.

Ängstlich japste Janosch nach Luft und umschlang Albus fester, wie eine Python. Er konnte seinen Blick nicht von den glühenden Augen lassen, die ihn durchbohrten. Selbst sein Lidschlag schien auszusetzen. Je länger der kleine Mann seinen Blick auf den Kreaturen lies, desto mehr Gestalt nahmen sie an. Die dunklen Erscheinungen bildeten große Flügel aus, die sich wie ein Umhang um die Häuser legten. Lange Hälse mit spitzen Drachenköpfen und riesigen Zähnen bildeten sich aus und gewaltige Pranken bohrten sich in die Hauswände.

Janoschs Atmung wurde immer schneller und seine Angst immer größer. Diese Drachen beobachteten ihn, selbst wenn er sie nicht mehr sah, wusste er, dass sie ihn immer noch ansahen.

„Ja...“

„Jaaaa....“

Eine vertraute Stimme ertönte, doch der rothaarige Junge nahm sie nicht mehr wahr. Die Kreaturen zogen ihn in ihren dunklen Strudel.

„JANOSCH!“ Hastig packte Jasmin Janoschs kleinen Kopf und drehte ihn vorsichtig, aber zügig, zu sich. Langsam klarte der Blick des Verängstigen wieder auf und er merkte, dass seine Schwester ihn besorgt ansah.

„Ganz ruhig! Sie können dir Nichts tun.“ Natürlich hatte Jasmin gemerkt, dass ihr Bruder wieder verstörende Gestalten sah. Auch ihren Eltern war es nicht entgangen und so streichelte Helen, so gut es ging, seinen Kopf.

„Wir sind doch alle da! Diese Wesen können es sich nicht wagen hier rein zu kommen.“, versicherte Helen und versuchte ihr besorgtes Gesicht zu verbergen.

„Genau!“

„A....Ab...Aba...“, japste Janosch nach Luft, während ihm Tränen über die Backen liefen. „Sie sind... auf auf auf auf... den Häusan... und und und und schaun mich an...“, beschrieb der Junge weinerlich und drückte sein Gesicht in Albus.

„Alles ist gut Jani. Wir fahren so schnell, dass sie dich gar nicht sehen können.“, mischte nun auch Andreas mit, der sich aber an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30km\h halten musste. Gerne hätte er seinen Sohn besser getröstet, doch als Fahrer war ihm das leider vergönnt. „Freust du dich nicht auf dein neues Zuhause? Das ist monsterfrei!“

„W....Wir....Wirklich?“

„Ja! Papa hat recht. Die Umzugsfirma hat doch schon alles eingerichtet und alle Monster vertrieben.“, bestätigte Helen und musst dabei lächeln.

„Das stimmt. Das ihr besonderer Service.“, fügte nun auch noch Jasmin dazu, weil sie merkte, dass diese kleine Geschichte Janosch wirklich beruhigte.

Endlich konnte der kleine Junge wieder positive Gefühle zu lassen. Hoffnung und Neugier machten sich dabei besonders bemerkbar. Wie würde ihr Haus wohl aussehen?

„Pestimmt mit Planschi.“, kicherte Janosch vergnügt und schmuste mit seinem Kuscheldinosaurier.

„Klar! Dein Planschi ist im Kofferraum.“, bestätigte Helen.

„COOOOL!“ Janosch war begeistert und freute sich schon richtig auf ein abkühlendes Bad. Vor lauter Freude merkte er nicht, wie ein kleiner Restschatten über die Häuser glitt und den Rothaarigen verfolgte.

„Wir können dein Planschbecken ja noch heute aufstellen.“, schlug Andreas vor, der in ihre neue Straße abbog.

„AUJA!“, rief Janosch vergnügt, ehe das Auto schon stehen blieb.

„Wir sind da!“, verkündete Andreas und wieder sah Janosch neugierig aus dem Fenster. Welches Haus war den nun ihres? Dabei fiel ihm der kleine Schatten auf, welcher den jungen Mann erschaudern lies.

Das neue Umfeld

„Na das lässt sich doch einrichten.“
 

„Janosch...“

„Hau... ap!“

„Warum bist du so böse zu mir? Ich bin doch dein Freund!“

„N-Nein...H-Hau... ap!“

„Du kannst mir doch Alles erzäh...“
 

„Janosch!“, strahlte Helen fröhlich, als sie die Autotür öffnete, hinter der sich ihr Sohn verbarg. „Komm! Du musst unserem neuen Haus doch Hallo sagen.“

„...Ja...“ Ängstlich sah der kleine Junge seine Mutter an, als konnte er ihre Anwesenheit noch nicht ganz begreifen. Langsam wanderte sein Blick am Körper seiner Mutter entlang und blieb bei ihrem Gesicht stehen.

„Feuerwehrautochen...“, gab diese besorgt von sich. Helen kannte diesen Blick nur zu gut. Er hatte schon wieder Monster gesehen und das innerhalb eines so kurzen Zeitraumes.

„JA! Ich mag schaun!“, rief Janosch plötzlich vergnügt, der sich endlich sicher war, dass vor ihm wirklich seine Mutter stand. Das freudige und breite Strahlen ihres Sohnes schenkte auch der Mutter wieder Ruhe und so löste sie den Anschnallgurt ihres kleinen Mannes. Gerade wollte sie den Rothaarigen aus seinem Sitz heben, da rutschte dieser bereits in den Fußraum und drückte sich an seiner Mutter vorbei.

„Bin doch schon gros!“, erklärte Janosch und hüpfte an seiner Mami vorbei aus dem Auto, ohne dabei Albus zur Seite zu legen.

„COOOOOOOL!“ Begeistert lies der kleine Junge seinen Blick über die Nachbarhäuser schweifen. Es waren keine Monster zu sehen! Nur schöne Häuser mit einem leicht ländlichen Hauch. Auch hier war die Umgebung viel grüner, als in ihrer alten Heimat.

„Na?“ Plötzlich stand Andreas hinter dem kleinen Dinofan und hob diesen auf seinen Arm. Die ganze Fahrt über konnte sich der Professor nicht mit seinem Jüngsten beschäftigen und das wollte er jetzt nachholen, immerhin war für ihn die Situation am Schwierigsten.

„Aba Paaapiii! Ich bin doch schon gros!“, klagte Janosch, lies es sich jedoch nicht nehmen ein wenig mit seinem Vater zu kuscheln, natürlich zusammen mit Albus.

„Das weiß ich doch mein Großer.“, versicherte Andreas nach seiner Kuschelpartie, „Hast du unser Haus schon gesehen?“

„Das daa?“

„Nein.“

„Öhm.... das?“

„Nööö.“

„BOAH!“, überrascht und leicht beleidigt sah Janosch seinen Vater an. Wo war den ihr Haus nun? Jasmin lies es sich nicht nehmen dem kleinen Jungen zu helfen und tippte ihn auf die Schulter.

„Frag mal da...“, flüsterte sie zu ihrem Bruder und deutete unauffällig zu dem Haus, vor dem sie alle standen. Der kleine Junge hatte das Gebäude übersehen, weil er auf Andreas' Arm systemaitsch nur nach Rechts gesehen hatte.

„Papi! Daaaa!“, grinste der Junge breit und deutete mit ausgestrecktem Arm auf das Haus mit der weißen Fassade direkt vor ihm.

„RICHTIG! Und? Wie findest du es? Schön oder?“
 

Das neue Heim der Familie Berger war moderner, als die anderen Häuser in der Straße, wies sonst aber keine besonderen Merkmale oder Ausprägungen aus. Das Dach war rot geziegelt, die Fassade weiß und die Fenster mit Vorhängen versehen.

„Boah! Schaut aus wie unsa Haus... nur andas.“, stellte Janosch fest und musste kichern. „Ist das sein grosa Bruda?“ Tatsächlich war das neue Haus größer, als ihr Altes in Bachstadt.

„Das ist jetzt unser Haus.“ Lächelnd stellte sich Helen zu ihrem Mann, wuschelte jedoch Janosch durch die Haare, während ihr Blick auf dem Haus ruhte. Hier würden sie also leben? Es war ein merkwürdiges Gefühl, neu anzufangen. Jasmin fühlte sich ähnlich. Auch sie hatte noch nicht realisiert, dass jetzt alles anders werden würde.

„Unsa Haus...?“, wiederholte Janosch nachdenklich und vergrub sein Gesicht leicht in Albus.

Behutsam schlängelte der Schatten an Andreas' Beinen hoch und baute sich ab dessen Bauch vor Janosch auf.

„Ja Janosch. Hier wohnst du! Und ich komme mit! Wir sind doch Freunde!“

„Lass ihn in Ruhe! Du bist nicht sein Freund! Ich bin sein Freund.“, mischte sich plötzlich Albus mit ein. Janosch war nicht stark genug um sich seiner Fantasie entgegen zustellen, aber Albus war es!

„Lass mich in Ruhe du Pfau.“

„HAU AB!“, rief Albus energisch und schnappte mit seinem länglichen Maul nach dem Schatten. Seine kleinen Zähne zerrissen die Kreatur in viele kleine Stücke, die wie Stofffetzen zu Boden segelten und sich dabei auflösten. Auch wenn Janosch wusste, dass der Schatten nur vertrieben war, strahlte er dennoch freudig.

„DANKE ALBUS!“ Sofort gab der kleine Junge seinem Plüschdinosaurier einen dicken Kuss auf sein Maul.

„Was hat Albus den gemacht?“, fragte Andreas erstaunt, der seinen Sohnemann leicht hüpfen lies.

„Er hat das Monsta weg macht!“

„Wirklich? Wow! Danke Albus.“, gespielt erstaunt streichelte Andreas den plüschigen Dinosaurier von Janosch, bis sich Jasmin ungeduldig zu Wort meldete: „Können wir nicht mal reingehen?“

„Ich muss Jasmin zu stimmen! Es gibt doch drinnen so viel zu sehen!“, unterstützte Helen die Aufforderung ihrer Tochter. Sie und Andreas kannten das Haus natürlich schon. Sie hatten das Gebäude nicht nur gemeinsam besichtigt, sondern auch die Einräumarbeiten überwacht. Jasmin und Janosch hatten sie dabei nicht mitgenommen. Sie hätten es gerne getan, aber leider lag Obersolner nicht um die Ecke und lange Autofahrten mit Janosch konnten sehr anstrengend werden. Wegen der langen Fahrtzeit mussten die beiden Eltern auch oft im fast unmöblierten Haus übernachten, dass wollten sie ihren Kindern jedoch ersparen. Gegen Ende des Einrichtens war das kein Problem mehr, weil es endlich Betten gab, doch dann war der Einzugstermin so nah gerückt, dass sie sich entschlossen ihre Kinder mit dem Endergebnis zu überraschen.

„Mhhhh! Was meinst du Feuerwehrautochen? Wollen wir reingehen oder noch ein bisschen die Sonne genießen?“

„Nein! REIN GÄN!“ Jetzt, wo alle Monster vertrieben waren, wollte Janosch auch das Haus sehen. „Aba, aba, abaaaa ich mag selpst laufn.“

„Alles klar.“ So lies Andreas seinen Großen wieder herunter, der den sofortigen Bodenkontakt nutzte um bis zur Haustür zu rennen, welche aus dunklem Holz bestand und ein kleines Fenster zum hineinsehen bot. Leider hing das Fenster so hoch, dass Janosch nicht durch dieses hindurchsehen konnte, im Gegensatz zum Rest seiner Familie.

„Mano! Da kan ja ploß ein Dino durchschaun!“, ärgerte sich der kleine Junge über die zu hohe Positionierung des Fensters in der Tür.

„Aber warum kannst du dann nicht durchschauen? Du bist doch unser kleiner Dino!“, neckte Jasmin ihren kleinen Bruder.

„Ja... aba... ein Langhalsdino! Der kan da durchschaun!“, erklärte Janosch hastig und drückte Albus dabei etwas mehr.

„Stimmt ja. Du bist doch ein Raptor, so 'n Flauschiger.“

„Aba der ist auch gepfährlich!“ Jetzt fühlte sich der Rothaarige von seiner Schwester herausgefordert. Er war ein gefährlicher Dinosaurier, aber sie schien das Ganze nicht ernst zu nehmen. „Graaah!“ Mit einem lauten Brüllen gefolgt von fröhlichen Gekichere machte sich der kleine Knirps bereit zu seiner Schwester zu rennen, wurde jedoch von seiner Mutter unterbrochen.

„Jani! Jasmin kannst du doch noch im Haus fressen. Jetzt lasst uns doch mal reingehen.“

„Puh! Da habe ich ja nochmal Glück gehabt.“

Nach dem kleinen Zwischenfall schloss Andreas die Haustür auf. Wieder war Janosch Erster, der sofort durchstartete, als sich die Tür öffnete.
 

Nach einem kurzen Flur, mit Kleiderhaken, stand Janosch direkt im großen Wohnzimmer, welches nur durch die räumlich getrennte Küche verkleinert wurde. Neben der Einrichtung gefiel dem Jungen besonderes die Decke, mit dicken, dunklen Holzbalken und darüber liegenden Holzlatten. Das ganze Zimmer war mit vielen warmen Farben ausgestattet, deren wärmender Effekt von den Holzmöbeln unterstützt wurde. Familie Berger versuchte im Wohnzimmer ein leicht rustikales Ambiente zu erzeugen, ohne eine Almhütte zu kreieren.

„POAH!“ Den Kopf komplett in den Nacken gelegt betrachtete Janosch fasziniert die Decke. Natürlich war ihm der Rest des Wohnzimmers auch nicht entgangen, aber das ganze Holz über ihm gefiel ihm sehr gut.

„Die Decke ist wirklich hübsch oder?“ Helen fing bei dem Anblick von Janoschs Faszination an zu grinsen.

Sofort drehte sich der kleine Junge zu seiner Mutter und sah sie mit großen Augen an. „JAH!“ Kaum hatte sein begeisterter Ausruf seinen Mund verlassen, rannte Janosch zum Esstisch und bewunderte diesen kurz, danach führte ihn sein Entdeckerdrang zum Sofa, welches gegenüber von ihrem neuen Fernseher stand. Doch dieser interessierte den Rothaarigen nicht so sehr, wie die Schrankwand mit Regalen, in der der Fernseher stand. Obwohl die Regale noch leer waren, gefiel Janosch der Anblick sehr gut.

„COOOOL!“

Nach einer gründlichen Beobachtung der Schrankwand warf sich der Wildfang auf das Stoffsofa und startete eine Kuschelrunde mit Albus.

„AAAAALBUS! HIR IST 'S TOOOOOOOOLL!“
 

Unbemerkt von Janoschs Blick rieselte pechschwarzer Staub von der Decke. In kürzester Zeit bildete sich auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa ein kleiner Staubhaufen, der wie der Sand einer Sanduhr einen kleinen Hügel bildete.

Jetzt fiel auch dem Kleinen das Häufchen auf. Unsicher richtete sich Janosch auf und setzte sich ordentlich auf das Sofa, als säße er in der Schule. Albus ordnungsgemäß auf seinem Schoß platziert, starrte er das Häufchen an, welches immer schneller wuchs.

Einige Zeit verharrte Janosch still, bis das Rinnsal aus der Decke zum Erliegen kam. Ohne einen Moment zu verlieren, verschmolzen die feinen Körner zu einer zähen Masse, die merkwürdige Auswüchse bildete, welche nach kürzerer Zeit wieder in den Körper zurück fielen. Das merkwürdige Verhalten, der noch merkwürdigeren Substanz erinnerte nicht gering an einen Tanz, mit dem außergewöhnlichen Zusatz, dass die Masse bei ihrer Tanz an Substanz zulegte. Der Körper wurde immer länglicher und damit versiegten auch die Auswüchse. Bald hatte sich eine dicke Wulst, mit einem länglichen, dünnen Schwanz gebildet, die anfing zwei Beinpaare und einen Kopf auszubilden. Die Substanz erinnerte jetzt stark an einen pechschwarzen Gecko.

Zögerlich streckte Janosch seinen Zeigefinger zu dem stillstehenden Wesen aus. Sie wirkte nicht gefährlich und war gleichzeitig sehr faszinierend. Janosch musste sie einfach berühren. Kurz bevor sein kleiner Finger jedoch den Kopf des Geckos berührte, erstrahlte der Raum kurz hell, wie durch ein Blitzlicht.

„AAAAAAAAAAAAAAAAAhhhhhhhhhhh!“, erschrak Janosch laut schreiend und sprang zurück in das Sofa. Kaum war das Blitzlicht erloschen, standen hinter dem Tisch fünf finstere Gestalten, zu denen sich der Gecko sofort drehte. Die Gestalten waren, wie die Echse, pechschwarz und trugen dunkle Mäntel mit Kapuzen, die jeglichen Blick in ihre Gesichter verwehrten. Die Hände in den Ärmeln vergraben, wirkten die Gestalten wie beim Gebet. Obwohl ihrer Häupter gesenkt waren, fühlte sich Janosch von den menschlichen Wesen beobachtet und vor allem bedroht.

Der kleine Gecko war mittlerweile putzmunter. Wie ein Hund wedelte er glücklich mit seinem Schwanz und senkte seinem Körper zum Sprung. Kurz visierte das schwarze Tier die mittlere Gestalt an, ehe sie mit einem kräftigen und langen Sprung direkt auf dessen Schulter sprang und seinen Blick auch auf Janosch richtete.

„HAUT AB!“ Albus entging die Angst seines Freundes nicht und so baute sich der Austroraptor schützend vor Janosch auf. Auf die Aufforderung reagierte erneut die mittlere Kreatur, die ihren Kopf hob. Dennoch blieb ihr Gesicht unerkennbar, nur eine Nasenspitze stach dunkel hervor.

„Und wer fordert uns dazu auf?“, fragte sie, während der Gecko wie eine Katze fauchte.

„Ich! Albus von Dinostein! Ritter Janoschs edler Gefährte und treuer Diener.“

„Wir interessieren uns nicht für dich.“

„Ich werde Janosch beschützen! Bis zum Tode.“

„Na das lässt sich doch einrichten.“ Ohne noch ein weiteres Wort zu verschwenden ging die Kreatur in die Hocke und stieß sich vom Boden ab. In einem hohen Bogen flog sie Albus entgegen, die Hände zur Faust geballt und angewinkelt.
 

„Feuerwehrautochen!“, trällerte Jasmin vergnügt und lies sich neben Janosch, auf das Sofa fallen. Der kleine Junge konnte kaum realisieren, dass die Gestalten verschwunden waren, da hatte ihn seine Schwester schon umgeworfen und fing auch noch an ihn zu kitzeln.

„Na? Na? Na?“, ärgerte sie den kichernden, sich windenden, kleinen Mann, der mal wieder nicht aus ihrem Griff entkommen konnte.

„Hihihi...“,lachte Janosch laut und versuchte hastig aus dem Kitzelgriff zu entkommen, doch Jasmin blieb erbarmungslos.

„Das ist genug.“, beschloss Jasmin nach einiger Zeit und erlöste den noch kichernden Jungen. „Möchtest du nicht mal dein neues Zimmer sehen? Mama hat gesagt, dass es dir sehr gefallen wird.“

„AUJA!“, rief Janosch vergnügt und warf sich auf den Schoß seiner Schwester.

„Hast wohl noch nicht genug?“, grinste die große Schwester und beugte sich über ihren Bruder dabei fiel ihr auf, dass sein geliebtes Kuscheltier vom Sofa gefallen war. „Nanu? Was macht den Albus auf dem Boden?“

„NEIN! ALBUUUUS! ICH RÄTTEH DICH!“ Voller Übereifer rollte sich Janosch von Jasmins Schoß und fiel direkt zu Albus auf den Boden. Die Sturzhöhe war nicht hoch genug, dass sich der kleine Junge ernsthaft hätte verletzen können und ihm selbst war es wichtiger schnell zu Albus zu kommen. Glücklicherweise lag der kleine Plüschdinosaurier in Greifweite des Jungen und so waren diese schnell wieder vereint.

„Was machst du denn auf dem Boden?“, wunderte sich Helen, die nach ihren beiden Kindern sehen wollte.

„Hap Albus rättät!“, erklärte Janosch strahlend und richtete sich mit seinem Freund im Arm wieder auf.

„Du passt wirklich gut auf Albus auf.“

„Jaaa! Er 's mein Pfreund!“

„Wir schauen uns jetzt die Zimmer ein Stockwerk höher an, da ist auch deine kleine Höhle.“

„COOOOL!“
 

So machte sich die Familie in das nächste Stockwerk auf. Allen voran wieder Janosch, der ungeduldig jede Stufe heraufsprang. Obwohl der kleine Mann das erste Mal in seinem neuen Zuhause war, ahnte er schon welches Zimmer seines wäre und rannte zu dessen Tür.

„Das daaa?“ Schwer zu erraten war dies jedoch nicht, hing an der Tür vor ihm doch ein Sauropode - ein langhalsiger Dinosaurier, auf dessen grauen Körper sein Name geschrieben stand.

„Genau!“, kicherte Helen vergnügt.

„BOAH! COOOOOOL!“ Mit leuchtenden Augen starrte Janosch den platten Dinosaurier an seiner Tür an. „JAAAAAANOOOOOOOOOOSCH!“, las er langsam vor und fing freudig auf der Stelle an zu hüpfen. „JANOSCH! DA STÄHT JANOSCH! DAS BIN ICH!“ Der rothaarige Junge war mehr als nur begeistert! Nicht nur, weil er seinen Namen richtig gelesen hatte, sondern weil ihm der Dinosaurier so gut gefiel und, dass auf dessen Rücken auch noch sein Name stand - er liebte es!

„Schön, dass dir der Saurier gefällt! Jetzt geh doch endlich mal rein!“ Andreas konnte es nicht mehr abwarten. Ihr kleiner Sohn freute sich bereits über diese Kleinigkeit, wie würde er erst beim Highlight seines Zimmer reagieren?

Freudig strahlte der kleine Junge seinen Vater an, ehe er nach einem lauten 'JAAAA', hastig seine Zimmertür öffnete.
 

Neugierigen Blickes, aber sehr behutsam, trat Janosch in sein neues, eigenes Reich ein. Direkt nach dem Betreten richtete sich sein Blick auf sein Fenster, welches nun größer war, als in seinem alten Zimmer und so viel Licht in das Zimmer lies.

„COOOOL!“, freute sich der Kleine laut und rannte auf das Fenster zu, doch erreichte es nie. Auf seiner kurzen Reise machte der Rothaarige bei seinem neuen Hochbett stopp und war direkt begeistert.

„COOOOOOOOL! COOOOOOOOL! COOOOOOOL!“, rief er freudig und fing wieder mit seinem wilden Gehüpfe an. Janosch hatte sich schon immer ein Hochbett gewünscht und endlich hatte er Eines bekommen! Während seines exzessiven Freudensprunges, drückte er Albus fest an sich. „ALBUS! ALBUS! HEUT SCHLAFN WIR HOOOOCH!“ Kurz darauf stopfte sich Janosch sein Kuscheltier in den Ausschnitt seines Shirts und erklomm die Leiter, zu seinem neuen Bett. Weil Albus ein relativ großes Kuscheltier war, blieb es durch seine Schnauze am Ausschnitt hängen und fiel nicht zu Boden. Oben angekommen zog der Dinovater seinen Freund wieder aus seiner Halterung und warf sich mit ihm zusammen in das Bett.

„BOAH! AAAAAAALBUS! DAS TOOOOOLL HIER!“, rief der kleine Junge laut und verpasste seinem Dinosaurier eine weitere, intensive Kuschelkur.

„Es war so klar, dass es ihm gefallen würde.“, strahlte Andreas, der mit dem Rest der Familie auch schon in Janoschs Zimmer stand.

„Jani wird ’s hier gefallen.“, versicherte Helen strahlend und lief zu dem Hochbett. Für sie war das Bett bei weitem nicht so hoch, wie für ihren Sohn und so konnte sie problemlos vor dem Bett stehen und durch Janoschs lockige Haare streicheln. „Das Bett ist toll oder?“

„JAAAAA!“

„Hast du aber schon mal an die Decke gesehen?“

Weil der kleine Junge auf dem Bauch lag, konnte er noch keinen Blick an die Decke werfen, was er aber sofort nachholte, indem er sich bequem auf seinen Rücken rollte. Natürlich nahm er Albus mit zu seinem Blickwechsel und drehte auch seinen Kopf zur Decke. Janoschs Augen fingen an zu strahlen und ein breites, freudiges Lächeln machte sich bemerkbar.

„TAPI! RAMPY! PERO!“ Drei vertraute Spielgefährten aus seinem alten Zimmer, hingen nun direkt über seinem Bett. Tapi, das Tapejara, Rampy der Rhamphorhynchus und Pero, der Pteranodon. Alle drei waren Flugsaurier, die sonst immer nur auf Janoschs Schränken lagen und nie wirklich flogen. Doch seine Mutter hatte sich die Mühe gemacht mit Stofffetzen und Fäden ein Fluggeschirr für jeden Saurier zu basteln, damit sie ab sofort über Janoschs Schlaf wachen konnten.

„Cool oder? Jetzt passen die Drei jede Nacht auf, dass du gut schläfst, zusammen mit Albus.“, erklärte Helen.

„JAAAA! PFOOOOOOHL COOOOOOL!“, freute sich Janosch, der sich in sein Bett kniete und aufrichtete, um die Flugsaurier noch besser zu betrachten.

Das freudige Strahlen ihres Sohnes zauberte auch Helen ein Lächeln in ihr Gesicht. Vielleicht würde Janosch sein neues Zimmer so gut gefallen, dass er hier niemals Monster sehen würde. Helen hoffte es sehr.

„Hast du eigentlich schon das Poster gesehen?“ Mittlerweile hatte sich auch Jasmin, zusammen mit ihrem Vater, zu dem Bett begeben.

„Was?“ Hastig sah Janosch zu Jasmin. „Wooooo?“ Doch ehe sie hätte antworten können, fand der Wildfang die Antwort selber. An der Wand, natürlich auf Höhe seines Bettes, hing ein Poster mit Sauropoden, die durch eine Sandlandschaft wanderten und dabei von einige großen Raubsauriern beobachtet wurden. Wieder liefen Janoschs Augen Gefahr aus seiner Augenhöhle zu hüpfen, als er das Poster ergiebig betrachtete.

„Das ist soo süß!“, kicherte Jasmin, leise für sich. Ihr kleiner Bruder freute sich immer so extrem und herzlich, dass seine gute Laune richtig ansteckend war.

„Weist du Janosch. Das ist nicht das einzige Poster hier.“ Fröhlich griff Helen nach ihrem Sohn und hob ihn aus seinem Bett.

„Uhm?“ Erstaunt über die plötzliche Umplatzierung, schnappte sich der Rothaarige noch schnell seinen Plüschsaurier. Albus musste immer dabei sein! „Wo? Wo? Wo ist dänn noch Ains?“

„Hier!“

Unter Janoschs neuem Bett war genug Platz und Höhe, um dort eine kleine Spiel- und Kuschelecke einzurichten. Im Moment war dieses noch etwas leer, doch an der Wand hing ebenfalls ein Dinosaurierposter.

„POAH! COOOOOL!“ Begeistert rannte der kleine Knirps zu dem Poster und starrte es ebenfalls fasziniert an. Dieses künstlerische Werk zeigte einige rote Flugsaurier im Sturzflug.

Geschafft lies sich Janosch in die Kissen und Decken seiner kleinen Kuschelecke fallen und kicherte vergnügt.

„MEIN ZIMA IST TOOOOOOHL!“, rief er begeistert und kuschelte sein Plüschtier ergiebig. Danach genoss er einen kurzen Blick auf sein Zimmer. Seine alten, kleinen Kinderschränke hatten auch ihren Weg in sein neues Zimmer gefunden, genauso wie seine Piratentruhe. Ebenfalls ein alter Bekannter war sein kleiner Schreibtisch und dessen Stuhl. In den letzten Tagen des Umzuges war sein Zimmer furchtbar leer gewesen. Selbst sein Spielzeug war verschwunden.

Doch Janosch gefiel sein Zimmer so gut, dass die Tragik längst vergessen war und selbst die Monster und Schatten draußen bleiben mussten.

„Na kleiner Dinomann?“, grüßte Andreas seinen Sohn und kroch zu ihm in die Höhle. Im Gegensatz zu Janosch konnte er hier nicht aufrecht stehen, doch im gehockten Zustand lies es sich dort auch aushalten.

„Wir wollen uns Jasmins Zimmer anschauen, na wie wär's? Bist du dabei? Danach packen wir mal dein Planschbecken aus, das haben wir dir doch versprochen.“

„AUJA!“
 

Kurz bevor Janosch sein Zimmer verlies, schaute er noch einmal in dieses. Hier gefiel es ihm wirklich gut! Gerade wollte er mit seinen Eltern aufschließen, als ihm das Skelett eines Flugsauriers, vor seinem Zimmer auffiel. Der Flugsaurier war kaum größer als ein Huhn und schaute mit seinen leeren Augenhöhlen in Janoschs Zimmer, durch das neue Fenster. Seine knochigen Flugfinger, die sonst eine Flughaut aufspannten, waren angelegt und wirkten wie kleine Lanzen. Der kurze, längliche Schädel mit den runden, spitzen Zähnen wirkte bedrohlich, doch Janosch verspürte kaum Angst. Er hatte das Skelett noch nicht richtig realisiert. Als dies jedoch der Fall war, drehte sich das verstorbene Tier um, spannte seine fehlende Flughaut auf und flog einfach davon, als wäre es ein lebendes Tier.

„Janosch? Wo bleibst du denn?“
 


 

„Es ist schon ganz schön warm! Ufff...“, erschöpft drückte Andreas den letzten Stöpsel des Planschbeckens in die Vertiefung und lies das Gebilde zu Boden. Anfangs hielt er es für eine gute Idee nicht die Luftpumpe zu benutzen, doch jetzt bereute er es.

Janosch machte sich in der Zwischenzeit mit dem Garten vertraut. Dieser war viel größer, als ihr Alter und hatte sogar zwei große Bäume und schönes Gras. Im Gegensatz zum Rest seiner Familie, hatte sich der kleine Junge schon dem Wetter entsprechend gekleidet und trug nur noch seine Unterhose, dafür aber die Filzscheide seines Holzschwertes, mit dem er eifrig in der Luft herumfuchtelte. Natürlich durfte Albus auch nicht fehlen! Dieser saß bei Andreas und sah Janosch beim Kämpfen zu. Doch der Kampf war schnell vorbei, als der kleine Krieger merkte, dass sein Pool aufgebaut war.

„Boah! Papi!“, rief er kichernd und steckte sein Holzschwert in die Schwertscheide, die er auf seinem Rücken trug.

„Na kleiner Ritter?“ Langsam richtete sich Andreas auf und wuschelte durch Janoschs rote Haare, als dieser bei ihm ankam. „Hab' ich gut gemacht oder?“

„Ja! SUPA GUT!“

Janoschs Planschbecken war ein wirklich hübsches Exemplar, wie auch Julian – sein bester Freund – fand. Das Becken war nicht größer oder kleiner, als seine Verwandten, dafür waren seine drei Ringe aber schön gestaltet. Insgesamt stellte der Pool das Meer dar, weswegen alle Ringe dunkelblau waren, mit einer Halbtransparenz. Entlang des unteren Ringes schlängelte sich, unterhalb der Hälfte, ein Meeresboden und auf der oberen Hälfte des obersten Ringes der Wellengang mit dem hellblauen Himmel. Zwischen den drei Ringen schlängelte sich die Besonderheit des Motivs: Eine Seeschlange! Ihr Schwanz fand sich bereits im untersten Ring und ihr Kopf kurz vor der Wasseroberfläche. Lang war die Seeschlange nicht und so gab es über den gesamten Umfang des Planschbeckens gleich zwei unterschiedliche Exemplare, die beide von Janosch einen Namen bekommen hatten.

„LEEEEVIOS! LEEEEEEVIIIITAAAAAAS!“

Julian war immer Levios gewesen und Janosch Levitas. Natürlich spielten die Freunde im Planschbecken nichts Anderes. Immer waren sie gefährliche und magisch hochbegabte Seeungeheuer, die aber eigentlich sehr nett waren.

Lange hielt die Freude über die beiden Meereskreaturen jedoch nicht. Das Planschbecken erinnerte Janosch schmerzlich daran, dass er seinen besten Freund nie wieder sehen würde. Die freudige Mine des Kleinen wurde bitterlich traurig.

„Juuulian...“, gab er traurig von sich, während ihm dicke Tränen in die Augen stiegen. Wie gerne würde er jetzt mit seinem Freund spielen. Andreas entging das Leiden seines Sohnes natürlich nicht. Beklemmt schweigend sah er Janosch an, bevor dieser endgültig in Tränen ausbrach.

„Jani...“, gab der Professor tröstend von sich und nahm den kleinen Ritter sofort in den Arm.

„Ich... ich... mag mit Jul...Julian spieln.“, weinte Janosch leise und klammerte sich an seinen Vater.

„Julian kommt dich bestimmt mal besuchen und dann könnt ihr ganz viel spielen.“, versicherte Andreas nach einiger Zeit. Er war sich zuvor nicht sicher gewesen, was er hätte sagen sollen. Einerseits wollte er Janosch ermutigen nicht zu sehr an Julian zu hängen, weil er auch hier neue Freunde finden würde, anderseits wollte er ihm auch nicht die Freundschaft zu Julian schlecht reden.

„Aba... Aba... Planschi ist, ist, ist jätz daaaaaaaaaa!“, weinte der Kleine weiterhin bitterlich. Wieder bedeckte sich Andreas mit Schweigen und fing an seinen Sohn zu streicheln, um von seiner Überlegzeit abzulenken. Nach einigen Streicheleinheiten kam ihm eine Idee. Eigentlich wollte sich der junge Professor auf sein Treffen mit seinem Kollegen vorbereiten. Dem erfahrenen, älteren Professor wollte er seine Folien zeigen und eine Probevorlesung halten. Obwohl diese schon komplett überarbeitet war, wollte Andreas sie noch ein weiteres Mal überarbeiten um jegliche Mängel zu beseitigen. Aber sein Sohn brauchte jetzt seinen Vater und keinen Professor.

„Weißt du Janosch!“ Flott stand Janoschs Vater auf und hob dabei den weinenden Jungen auf seinen Arm. „Wir spielen jetzt zusammen!“

„Uhm?“ Überrascht, dennoch verheult sah der kleine Ritter seinen Vater an. Eigentlich hatte dieser ihm vorhin noch gesagt, dass er unbedingt Etwas für seinen Job machen müsste und sie nachher spielen würden. „Wir....Wirglich?“

„Klar! Ich bin bestimmt keine so tolle Seeschlange wie Julian, aber will es versuchen. Gibst du mir die Chance?“

Kräftig zog Janosch seine Nase hoch und wischte sich eifrig seine Tränen weg, welche aber dennoch ein Bisschen nach oben stiegen.

„JAAAAA! Du, du, du pist pestimt einä tooooolle Seesmonsta!“, freute sich der Kleine vergnügt. Von seinem Vater bekam er noch einen Kuss, bis seine nackten Füße wieder den Rasen berührten.

„Ich werde dich nicht enttäuschen.“, lachte Andreas und streckte sich kurz. „Ich werde mich mal schnell verwandeln und noch das Wasser anstellen. Als Seeungeheuer brauchen wir doch Wasser!“

„AUJA!“ Das sah natürlich auch Janosch ein, der voller Vorfreude auf der Stelle hüpfte. Nachdem sein Papi den Garten verlassen hatte, rannte der kleine Wildfang zu seinem Kuscheltier, welches er aufhob und mal wieder kräftig drückte. „ALBUS! ALBUS! Mein Papi ist heut ein Seemonsta! Und ich auch!“, teilte er seinem wissbegierigen Freund mit. Danach legte er den Austroraptor wieder auf den Rasen und zog sein Schwert aus der Scheide.

„Ich, ich, ich schau jätz ob hir Monsta sind.“, erklärte er Albus und ging sofort, schleichend, auf die Pirsch. Obwohl man es vermuten konnte, verwandelte der kleine Jäger seinen Garten nicht in eine Fantasiewelt. Nach kurzer Suchdauer, aber einigen Monster-Fehlalarmen, blieb Janosch vor dem Maschendrahtzaun des Gartens stehen.

„BOAH!“

Wenn der Rothaarige aus seinem Zimmer sah, konnte er direkt in den Wald sehen und so war ihm noch nicht aufgefallen, dass sie auf der einen Seite des Hauses keinen Nachbarn hatten. Dafür aber eine sehr weitläufige, steppenähnliche Landschaft. Der Bewuchs der Landschaft hielt sich in Brauntönen und dunklen Grüntönen. Die Pflanzen wirkten zum Teil, als wären sie vertrocknet, obwohl sie wirklich so wuchsen. Der Boden war kaum mit Gras bedeckt und bot einen ungehinderten Blick auf den dunklen Sandboden. Vereinzelnd ließen sich auch niedrige Bäume entdecken, deren Anzahl und Höhe zum Waldrand jedoch zu nahmen.

Die Landschaft wirkte wild und exotisch. Janosch liebte es auf den ersten Blick!

„ALBUS! ALBUS!“ Sofort steckte er sein Schwert weg und rannte zu seinem Kuscheltier zurück. „Da, da, da, das musst du schaun!“ Ungebremst hob er das rote Kuscheltier auf und rannte zu dem Zaun, um Albus den wunderbaren Ausblick zu zeigen.

Während das Plüschtier den Ausblick genoss, wandelte sich die Welt um Janosch herum. Während die Lokalitäten und das Umfeld gleich blieben, stolzierten plötzlichen einige Sauropoden durch die Landschaft. Ihre langen Hälse waagrecht über dem Boden gehievt, merkten sie nicht, wie ihnen gefräßige Raubsaurier folgten.

„Albus! Wir, wir, wir, wir müssen den Dinos rättän!“, rief Janosch aufgeregt und griff mit seinen Fingern in die Maschen des grünen Zaunes. Kurz rüttelte der kleine Mann an dem Zaun und sah wieder zu seinem stillen Kuscheltier.

„Wir glättan schnäll und dann, und dann, und dann spiln wir mit Paaaapiii!“, erklärte Janosch seinem Kuscheltier und hob es wieder hoch. „Ich hälf dir!“ Flux war der kleine Kuscheldino mit dem Arm fixiert. Dadurch stand dem Rothaarigen nur eine Hand zum Klettern zur Verfügung, doch das hatte bisher immer ausgereicht. So schlüpfen seine kleinen Zehen und Finger in die Maschen und Janosch begann mit dem Klettern. In ihrem alten Zuhause hatte er schon oft Maschendrahtzäune, zusammen mit Albus erklommen und das immer ohne Probleme. Generell war Janosch ein guter Kletterer, was seiner Mutter nicht behagte. Bisher jedoch endeten seine Kletterpartien ohne Verletzungen und meistens mit einer Menge Ärger. Diesen bekam Janosch nicht wegen dem Klettern an sich, sondern, weil er meistens ohne ein Wort zu sagen über den Gartenzaun kletterte und dann weg rannte. So wie heute. Böswillige Beweggründe waren es, auch wie heute, nie gewesen. Andreas und Helen verstanden, dass Janoschs Fantasiewelten ihn manchmal zu wunderlichen Verhalten animierten und so fielen die Strafen meist milder aus.

Nach kürzester Zeit landete der Barfüßige auf dem staubigen Weg, der zwischen der Steppe und dem Garten lag.

Um sich seiner Leistung noch einmal bewusst zu werden, drehte sich Janosch um, doch das Haus war bereits verschwunden. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Auch Albus nahm nun seine wahre Gestalt an und wurde zu einem großen Austroraptor. Der kleine Janosch reichte dem rotfiedrigen Dinosaurier gerade zum Bauch und so legte sich Albus vor dem Ritter nieder.

„Steigt auf!“

„Jaaaa!“, rief Janosch, der in seiner Fantasiewelt auch noch in einer Unterhose gekleidet war. Nur sein Holzschwert, dass er auf dem Rücken trug, war nun zu einem echten Schwert geworden. Bequem setzte sich der Held auf Albus' Rücken und fuhr durch sein Gefieder, welches eher an ein Fell, als an Federn erinnerte.

„LOOOS! Wir, wir, wir, wir müsn die Dinos hälfn!“

„Alles klar!“ Sofort rannte Albus los, um die Sauropoden noch rechtzeitig einzuholen.

Der Zauberer der Lotosblüte

„Warum wainst du?“
 

Kleine Staubwolken beschrieben die Spur, der Albus entlang rannte. Wie kleine Schaufeln warfen die Krallen des Austroraptoren den Sand der Steppe in die Luft. Anfangs waren es noch kleine Wölkchen, die immer größer wurden, weil der Bewuchs der Landschaft langsam nachließ und sich das Landschaftsbild zu einer Wüste wandelte. Dieser Wandel stammte nicht aus Janoschs Fantasiewelt, tatsächlich wurde die steppenähnliche Gegend an dieser Stelle viel sandiger.

Auf einmal blieb Albus jedoch stehen. Hastig stemmte er seine Beine in den Sand, um seinen großen Körper noch zum Stehen zu bekommen.

„Woah! Albus? Was, was, was ist loooos?“, fragte Janosch überrascht, der über die roten Fasern seines treuen Begleiters strich.

„Ritter Janosch! Schaut!“

„BOOOOOAH!“ Vor dem Ritter und seinem Dinosaurier erstreckte sich eine gewaltige Sandgrube. Die gelben Sandhänge waren sehr steil und boten wenig Halt. Dafür präsentierte sich auf dem Grund der Grube ein schöner, großer und vor allem natürlicher Sandkasten, von dessen Sandqualitäten jeder Spielplatz nur träumen konnte. Selbst ein üppiges Gebüsch, mit einigen Bäumen, wuchs dort unten. Der Anblick der großen Grube gefiel Janosch so gut, dass er sie ohne Veränderungen einfach in seine Fantasiewelt importierte. Obwohl der kleine Ritter sonst sehr mutig war, traute er sich nicht in die Grube hinabzusteigen. Liebend gerne wollte er auf ihren Grund eine kleine Burg bauen. Dann fiel ihm jedoch wieder seine Mission ein und damit ein guter Grund sich vor dem Abstieg zu drücken. Schnell kuschelte er mit seinem Stofftier, ehe dieses wieder zu seinem treuen Gefährten wurde.

„Albus! Wir dürfän nicht wartn! Wir, wir müssn doch die Dinos rättän!“

„Verzeiht!“ Sofort legte sich der Austroraptor vor Janosch nieder, damit der heldenhafte Ritter problemlos aufsteigen konnte.

„Hüüü!“, spornte dieser seinen Gesellen an, der sich auch unverzüglich in Bewegung setzte. Das meisterliche Duo entfernte sich rapide von der Sandgrube und so nahm auch der Bewuchs wieder zu, blieb jedoch – scheinbar – verdorrt.

Langsam kam Albus den Sauropoden näher. Auch ihre Verfolger waren nun deutlich zu sehen, welche bereits die Jagd eröffnet hatten.

„SCHNÄÄÄÄLLAAAH!“, rief Janosch und zog sofort sein Schwert aus der Schwertscheide. Für einen Moment hielt er die glänzende, goldene Klinge in das Sonnenlicht, ehe er seine Waffe senkte und flach über Albus Oberschenkel hielt. „Albus! Was, was für Dinos sind das?“

„Die Langhalsigen sind Diplodocus, die anderen Sinraptor.“

„BOAH! Aba, aba, aba ALBUS! Du, du phist auch ein Raptor.“

„Ja. Aber die tun' nur so!“

„WIE FIEHS!“ Janosch mochte Lügner nicht und die Sinraptoren logen, indem sie sich als Raptoren ausgaben. Angesäuert umklammerte der Ritter den Griff seines Schwertes noch fester. Absichtlich hielt er sein Schwert gesenkt, damit sein erster Streich richtig sitzen würde. Langsam näherten sie sich dem ersten Sinraptor, welcher ein gutes Stück länger als Albus war. Doch das hielt den Austroraptor nicht auf. Ganz im Gegenteil. Problemlos schloss er auf und näherte sich dem Dinosaurier. Die Geschwindigkeiten waren immens. Dennoch richtete sich Janosch auf und stand aufrecht auf Albus' Rücken.

„HIYAH!“, rief der kleine Ritter und stieß sich von dem Rücken seines Dinosauriers ab. Im hohen Bogen landete er auf dem Rücken des bösartigen Dinosauriers und stieß dabei sein Schwert in dessen Körper. Für einen Vierjährigen wirkte diese Handlung sehr brutal, doch so empfand es Janosch nicht. Wie ein Computerspiel, war seine Fantasie zensiert. Zwar verschwand das Schwert im Rücken des Dinosauriers, doch dieser schrie nicht schmerzerfüllt auf. Er fiel einfach mit der Schnauze voraus, auf den Boden. Während Janosch sein Schwert aus dem Körper zog, floss nicht einmal Blut, oder eine vergleichbare Flüssigkeit. Selbst eine klaffende Wunde blieb aus.

Doch eines hatte der Ritter nicht bedacht. Als die schuppige Echse zu Boden fiel, rutschte sie zwar noch ein gutes Stück, blieb dann jedoch liegen, während ihre Genossen weiterhin die Jagd aufrecht erhielten.

„MANNOO!“, klagte der edle Ritter und sprang von dem Dinosaurier, welcher auf dem Boden lag und die Augen geschlossen hielt. Ob er jetzt schlief, bewusstlos oder gar tot war, spezifizierte Janosch nicht genauer. Der Sinraptor befand sich nun in einem Zustand, in dem er ewig so liegen würde, bis er sich entschließen würde ein guter Dinosaurier zu sein. Durch diesen Entschluss wäre er wieder voll rehabilitiert und könnte sich frei bewegen.

Albus stieß sich gegen den vordersten Sinraptor und brachte diesen damit sogar zu Fall, obwohl der federlose Dinosaurier ein gutes Stück länger und etwas Höher war. Doch der rot gefiederte Dinosaurier war stark und hatte viel mehr Erfahrung als die Angreifer. Wie bei einem Stau fielen die restlichen zwei Sinraptoren über ihre gestürzten Kameraden.

„Du hast eh keine Chance.“ Bei einem Stau waren immer die Letzten die Glücklichsten, das traf auch auf den letzten Sinraptor zu, der in den Stapel seiner Kameraden fiel. Im Gegensatz zu seinen Verbündeten fiel er am Weichesten und war damit der Erste, der sich wieder aufrichtete.

„Und wie kommst du darauf?“, fragte Albus unbeeindruckt und sah seinen schuppigen Cousin fordernd an.

„Wir sind zu Dritt! Und größer.“, erklärte der Sinraptor und fuhr mit seinen roten Füßen durch den Sandboden. In der Zwischenzeit hatten sich auch seine Freunde wieder aufgerichtet und sich neben ihren Gesellen platziert.

„Wenn du jetzt verduftest, verschonen wir dich noch.“, sprach der Mittlere weiter.

„Warum? Weil ihr dann die Diplodoci noch erwischt?“, schlussfolgerte Albus ohne seine Miene zu verziehen. Selbstbewusst und leicht arrogant sah er die größeren Saurier an.

Albus' Auftreten hinterließ bei den drei Sauriern einen bleibenden Eindruck. Um dies jedoch zu überspielen, fingen sie an zu lachen.

„Bist ein schlaues Kerlchen, aber leider immer noch in der Unterzahl.“ Mit einem bedrohlichen Grinsen in ihren Gesichtern kamen die Sinraptoren Albus einen großen Schritt näher, doch dieser blieb immer noch unbeeindruckt stehen. Das Verhalten des Austroraptoren irritiere die Dinosaurier nicht unerheblich, aber ihr Stolz verbot ihnen die Demonstration ihrer Gefühle. Insgeheim hofften sie, dass Albus sich ihrer Drohung beugen würde.

„Was ist nun? Jetzt hau schon ab!“

„Könnt ihr zaubern?“

„Was eine dumme Frage! Natürlich nicht!“, antwortete der mittlere Sinraptor, als ihn plötzlich eine Feuerkugel von hinten traf.

„Argh!“, schrie der Dinosaurier vor Schreck auf und sprang ein gutes Stück nach vorne. Kaum berührten seine Krallen den Boden, drehte sich der Saurier um und erkannte in der Ferne einen Ritter.

„Wer ist das?“, zischte er wütend vor Schmerz.

„Das ist dieser Ritter.“, erklärte der benachbarte Sinraptor, der ängstlich anfing zu zittern.

„Hör auf dir in die Schuppen zu machen!“

„Der edle Ritter Janosch wird euch besiegen.“, mischte nun Albus wieder mit, der trocken seine Widersacher angrinste, welche ihre Köpfe zu ihm drehten.

„Ritter Janosch?“, wiederholte der Mittlere und schüttelte nachdenklich seinen Kopf. „Wer soll das sein?“

„DU KENNST RITTER JANOSCH NICHT?!“, rief der Rechte panisch und fing noch stärker zu zittern an. „Er ist der stärkste Ritter der Welt! Niemand kann ihn besiegen! NIEMAND!“

„Das ist doch Unsinn! Niemand kann so stark sein.“, mit geschärften Blick sah der mittlere Saurier wieder zu Janosch, der immer näher kam. Zum Glück hatte er noch genug Abstand zu dem Trio. „Jeder hat eine Schwäche.“, fügte er noch hinzu.

„Nicht Janosch! Nicht er! Tut mir leid Frank! Ich hau ab.“

„WAS?!“ Bevor der Kopf der Bande seinen Kameraden aufhalten konnte, rannte dieser bereits davon. „DAS GIBT 'S DOCH NICHT!“ Energisch drehte er seinen rundlichen Schädel zu seinem Linken Genossen.

„UND DU?!“ Zu deutlich sah Frank, dass auch dieser sich vor Angst kaum noch halten konnte.

„Ich fasse es nicht!“, wütend stampfte der Sinraptor mit seinem Fuß auf den Erdboden. „Bin ich nur von Feiglingen umgeben? Hau ab! Ich mache diesen möchte gern Helden platt!“ Das lies sich der linke Dinosaurier nicht zweimal sagen. Um jedoch noch ein bisschen Ehre zu wahren, floh er erst, als sein Anführer ihn nicht mehr beachtete.

„Janosch und ich sind ein eingespieltes Team. Im Gegensatz zu deinen Waschlappen von Freunden.“

„Sei still! Das ist ein Kampf zwischen mir und diesem Winzling.“

„Du wirst keine Chance haben.“

„Niemand hat mich je besiegt.“ Ohne sich noch weiterem Spott auszusetzen nahm auch Frank seine Beine in die Hand. Doch im Gegensatz zu seinen Kameraden raste er auf Janosch zu, statt von ihm weg. Dabei legte der Saurier eine erstaunliche Geschwindigkeit vor, die nicht unerheblich aus seiner Wut rührte.

„Graaaaah!“

Dem hochbegabten Ritter entging natürlich nicht, dass der feindliche Dinosaurier auf ihn zu raste. Doch Janosch hatte schon den perfekten Plan. Der magiebegabte Ritter klatschte mit seiner freien Hand an den Griff seines Schwert, welches dadurch kurz rot aufleuchtete. Kaum war das Lichtspiel beendet, streckte Janosch das Schwert, wie eine Armverlängerung, von sich weg und rannte dem Dinosaurier entgegen.
 


 

„Hast dich ja richtig in Schale geworfen, für Janis Planschbecken.“, neckte Helen ihren Mann, der sich extra seine Badehose angezogen hatte. Im Gegensatz zu Janosch wollte dieser nämlich nicht splitternackt im Planschbecken spielen und mit Klamotten auch nicht. Für ihn war es also selbstverständlich, dass er sich extra eine Badehose anzog.

„Ja! Im Schwimmbad trägt man auch eine Badehose.“, erklärte Andreas frech grinsend. „Aber bitte entschuldige mich jetzt. Ich werde schon sehnsüchtig erwartet.“, versicherte Andreas, mit einem wichtigen Blick, ehe er über seinen eigenen Blödsinn lachen musste.

„Dann mal viel Kreativität!“

Andreas tat sich Anfangs immer schwierig mit Janoschs Fantasiewelten. Im Gegensatz zu Helen und Jasmin konnte er nicht problemlos in diese eintauchen. Man musste immer aufpassen, was Janosch gerade sagte und im Namen welcher Person. Wenn Janosch zum Beispiel gerade König spielte und sagte: 'Ich, ich, ich, ich schlaaaag dich jätz zum Rittah!', dann hörte sich das für ihn ungefähr so an: „Edler Ritter! Mit der mir von Gott gegebenen Kraft, schlage ich dich zum Ritter...“ Aber ohne, dass er diese Worte wirklich hörte. Tatsächlich fantasierte sich Janosch seinen Satz lieber so zu recht, weil er wusste, dass ein König anders sprechen würde. Doch damit tat sich Andreas immer schwer. Er musste Janoschs Fantasiewelten für sich interpretieren und vielleicht war der König gerade kein edler Geselle, sondern ein Bösewicht, der eher Etwas sagte wie: „Meine Macht wird dich zerschmettern.“ Jeder sah also seine eigene Fantasiewelt, doch der Professor versuchte immer seine Interpretation dicht an Janoschs Vorstellung seiner Welt zu halten. Aber dies gelang ihm einfach nicht, weil er nicht wusste wie der König wirklich für Janosch sprach. Helen und Jasmin interpretierten Janoschs Fantasiewelten nicht so akribisch, sondern lies sich direkt in die Welten ziehen. Damit sahen sie seine Welten zwar auf eine andere Art, dennoch ermöglichte es ihnen problemlos mit Janosch zu spielen.

Für heute nahm sich Andreas jedoch vor mehr mit Herz, als Verstand zu spielen.

„Ja...“ Als der Familienvater den Garten betrat verstummten seine Worte noch im Mund. Janosch war weg! Wieder ein Mal! Vielleicht hatte er wieder Monster gesehen? Das waren die einzigen Fantasien, die der Rothaarige mit Niemanden teilte. Er erwähnte nicht ein Mal, was die Monster sagten, sprach nicht für sie. Nur stillschweigen. Oft genug animierten sie ihn deswegen zu scheinbar verrücktem Verhalten. Doch Andreas und Helen mussten sich in Verständnis üben. Sie wussten nicht woher diese Kreaturen kamen, die ihr Jüngster immer sah. Aber sie hatten einen Verdacht.
 


 

Kurz bevor der Ritter und der Dinosaurier aufeinander stießen, bremste Janosch ab. Der wertvolle Schub, der dabei entstand nutzt der junge Held natürlich sofort aus. Akrobatisch nutzte er die freigewordene Energie und stieß sich vom Erdboden ab. Wie eine kleine Rakete schoss er dem Sinraptor entgegen. Sein Schwert immer noch angelegt, raste er am Kopf des Sauriers vorbei, doch sein glänzendes Schwert schnitt direkt hindurch. Als wäre der Dinosaurier nur eine Illusion, glitt die Klinge durch dessen Schädel und ging dabei sogar noch in Flammen auf. Der verheerende Angriff war ebenfalls Janoschs Zensur zum Opfer gefallen. Doch den Jungen störte das überhaupt nicht! Leichtfüßig landete er hinter dem Saurier. Durch die enormen Kräfte, die Janosch in seinen Sprung investiert hatte, kniete er sich bei seiner Landung unweigerlich hin, damit die Energie abfließen konnte.

Tatsächlich kniete Janosch auch außerhalb seiner Fantasie. Natürlich stellte der Rothaarige für seine Fantasie gerne einen Großteil der Bewegungen auch im wirklichen Leben nach, einfach weil es für ihn überzeugender war. Um den unsichtbaren Sinraptor wirklich Schaden zu zufügen, musste auch sein Sprung in der Realität großartig sein. Deswegen hatte Janosch, neben viel Anlauf, auch noch eine Menge Konzentration in seinen Sprung gesteckt. Die Mühen machten sich bezahlt, doch bei der Landung kam er Etwas ungünstig auf. Verletzt wurde er dadurch nicht, verlor aber das Gleichgewicht und fiel auf seine Knie.

Bei seiner Landung hatte der Ritter sein Schwert in den Erdboden gestoßen. Jetzt wo seine gewaltige Energie abgeflossen war, griff der kleine Held nach seiner Waffe und zog sie aus dem Erdreich. Langsam schritt er auf den Sinraptor zu, der auf der Seite lag und seinen Kopf schwer zu Janosch hob.

„Bring es zu Ende.“

„Magst du kein netta Dino wärdn?“ Während alle Rollen in Janoschs Fantasiestück fehlerfrei redeten, weil er es für sie so vorsah, manipulierte er die Wahrnehmung seiner eigenen Worte jedoch nicht.

„Niemals!“

„BIST 'N BLÖDI!“ Mit diesen vernichtenden Worten drehte der Unterhosenritter dem Dinosaurier seinen Rücken zu und wollte gerade gehen, als ihm urplötzlich wieder der fleischlose Flugsaurier auffiel, der vorhin vor seinem Fenster saß. Janosch folgte mit seinem Kopf der kreisenden Flugroute des fliegenden Skelettes. Angst hatte er immer noch keine, obwohl das Fossil direkt über ihnen kreiste. Nach einigen Umdrehungen, die Janosch wegen der Flugbahn des Sauriers einlegen musste, taumelte er ein Stück zurück. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte das fleischlose Tier und landete auf dem Körper von Frank, der sich entsprechend der Regeln von Janoschs Fantasiewelt nicht mehr bewegte.

„Was, was mapfst du daaa?“, fragte Janosch unsicher und sah dem Flugsaurier an.

Doch der Rhamphorhynchus antwortete nicht, stattdessen färbten sich seine Knochen pechschwarz. Vom höchsten Punkt seines Schädels fing die Kreatur an zu schmelzen, wie ein Eis in der Sonne. Die zähflüssige Substanz, aus der der Flugsaurier wohl bestand, tropfte auf den Körper des Sinraptoren und färbte diesen langsam auch schwarz ein.

Ängstlich wich Janosch zurück. Der Flugsaurier schien wohl auch zu den Monster zu gehören. Glücklicherweise hielt Janosch in der Realität noch Albus fest, dadurch konnte er den Austroraptoren direkt zu sich rufen.

„Versuche es erst gar nicht!“, drohte der große, flauschige Raptor und stellte sich schützend vor Janosch. Doch der Prozess lies sich davon nicht beeinflussen. Mittlerweile hatte sich das ganze Skelett aufgelöst und den kompletten Dinosaurier schwarz eingefärbt. Damit war der Vorgang aber nicht abgeschlossen. Der ehemalige Sinraptor legte deutlich an Länge zu und brach kurz darauf die wichtigste Regel von Janoschs Fantasiewelt. Obwohl er besiegt war und sich nicht zum Guten bekehren lies, stand der Dinosaurier auf und öffnete seine bedrohlichen, gelben Augen.

„A-A-Al...Albus...“ Ängstlich starrte Janosch den großen Dinosaurier an und fing deutlich an zu zittern.

„Soll ich jetzt Ang...“ Wie üblich wollte Albus das Monster vertreiben, doch der schwarze Dinosaurier zögerte nicht lange und biss dem kleineren Raptoren in den Hals.

„ALBUS!“, schrie Janosch panisch und lies seinen Freund einfach verschwinden um ihn zu beschützen. Doch dadurch war er dem wilden Saurier schutzlos ausgeliefert.

Die Zähne des Dinosauriers klackten laut, als der Austroraptor zwischen seinen Kiefern plötzlich verschwand. Ohne ein Wort zu sagen drehte er seinen Kopf zu Janosch, der wieder wie eine Salzsäule vor ihm stand. Die Situation schien ausweglos. Sein treuer, starker Beschützer musste sich zurückziehen, seine eigenen Fähigkeiten waren wie erloschen und selbst sein Körper wurde starr. Bedrohlich näherte sich der gewaltige Saurier immer mehr dem Jungen, der zitternd zu der Bestie hoch sah.

„AAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!“, schrie der Rothaarige endlich den Dinosaurier an und riss sich damit aus seiner eigenen Starre. Ohne noch eine weitere Sekunde zu verlieren rannte der kleine Junge vor dem Monstrum davon. Das weckte den Jagdtrieb der gewaltigen Echse, welche ebenfalls sofort die Verfolgung aufnahm. Ihr schwerer Körper lies mit jedem Schritt den Erdboden erzittern, so stark, dass das Fliegengewicht von Janosch immer ein kleines Stück in die Luft katapultiert wurde. Gleichzeitig bekam Janoschs Fantasiewelt Risse. Als würde seine Welt auf Glas projiziert werden, zogen sich große, unspürbare Risse und Sprünge durch den Erdboden und wanderten selbst an den entfernten Bäumen entlang. Mit jedem Auftreten der Kreatur wurden die Sprünge in der Fantasiewelt größer und tiefer. Erste Bäume und Details in der Ferne fingen an wie Kartenhäuser zusammenzubrechen, laut klirrend, wie ein Haufen Scherben.

Obwohl Janosch ein vorbildliches Tempo vorlegte, kam der schwarze Dinosaurier immer näher. Langsam zerfielen auch Elemente vor ihm und vor dem Ritter tat sich ein gewaltiger, schwarzer Graben auf. Der Erdboden seiner Fantasiewelt war einfach zersprungen. Scharfkantige Scherben, die den sandigen Boden zeigten, hingen noch am Rande der schwarzen Schlucht. Panisch drehte sich Janosch von der Schlucht weg. Natürlich war der Dinosaurier schon vor ihm. In seiner Verzweiflung griff der junge Held nach seinem Schwert, doch seine Waffe war verschwunden und er griff einfach ins Nichts. Tränen der Angst stiegen ihm in die Augen und er kauerte sich vor dem Dinosaurier zusammen, der das Schauspiel sichtlich genoss. Janosch bekam keinen Ton mehr aus seinem Mund. Laut weinend zog er seine Knie näher an seinen Körper und vergrub sein Gesicht in diesen. Er wollte es nicht sehen! Doch wie durch Zauberhand sah er sein Umfeld immer noch. Weiße Fliesen fielen wie Regen vom Himmel, doch statt auf dem Boden zu zerbrechen bauten die Kacheln eine Wand um Janosch und den Dinosaurier, senkrecht, als würden sie wirklich auf einem Mauerwerk aufliegen. Das entstandene Gefängnis erinnerte stark an ein Bahnhofsklo, zumal die weißen Kacheln ähnlich verdreckt waren. Das Alles machte Janosch unsagbare Angst, die ihm zu Kopf stieg. Ihm wurde schwindlig, er sah seine Welt nur noch verwackelt, wie ein gestörtes Fernsehbild.
 

„Warum wainst du?“

Panisch hielt Janosch seine Augen geschlossen und versuchte der Stimme ein Gesicht zu zuordnen. Doch er kannte die Stimme nicht. Sie klang freundlich, ein Bisschen piepsig vielleicht, wie seine eigene Stimme.

„Kahnst du nicht redn?“, fragte die Stimme weiter. Janosch merkte deutlich, dass Jemand um ihn herumlief, doch traute er sich immer noch nicht seinen Kopf zu heben.

„Haaaaalloooo? Hast du auch ein Kobf? Du hast da plohs so roht!“

Jetzt musste der rothaarige Junge kichern. Er war schon immer sehr stolz auf seine roten Haare und, dass diese Stimme von seinen Haaren verwirrt war gefiel ihm noch besser.

„Das sint meine Hahrä.“

„Aber die sint ja roht!“

„Naund?“ Wieder konnte sich Janosch sein freudiges Kichern nicht verkneifen, hielt seinen Kopf jedoch weiterhin gesenkt.

„Hast du auch ein Kobf?“ Die Stimme wirkte nun näher als zuvor, scheinbar hatte sie sich vor ihn gesetzt.

„Ja!“

„Wo?“

„Du muhst suchän!“

„Auja!“

Für Janosch wurde das Ganze zu einem Spiel und so hielt er seine Beine nach wie vor fest, jedoch nicht mehr aus Angst, sondern um ein eng geschnürtes Pakt zu sein. Die Stimme schien einige Male um ihn herum zu wandern, ehe sie Janosch leicht an stupste.

„Miep!“, antwortete der Rothaarige und kicherte.

„Möhp!“, erwiderte die Stimme und bedeckte sich kurz mit schweigen, „Warum hast du plohs einä Untahose an?“

„Weil, weil, weil Sommah ist.“

„Cool!“ Wieder setzte sich die Stimme in Bewegung und pikste Janosch nun in die Seite.

„Miep!“

„Möhp! Hap ich dich jätzt einschaltet?“

„Nain! Noch niiicht.“

„Ohhh!“ Ein weiteres Mal setzte sich die Stimme in Bewegung und positionierte sich neu. Geschickt drückte sie ihre Hand durch Janoschs Beine und zwickte ihm in die Nase.

„Miep!“, kicherte Janosch amüsiert und löste seinen Klammergriff, um seine Beine. Dadurch fehlte ihm eine Rückenlehne und er lies sich einfach auf den Erdboden fallen. Seine Beine blieben angewinkelt stehend zurück. Durch das Umlegen konnte er jedoch nicht den Besitzer der Stimme sehen, dieser jedoch ihn.

„Da 's ja dein Kobf!“, freute sich dieser und legte seine Hände auf Janoschs nackten Knie. Danach hob er seinen Kopf über dessen Beine und präsentierte so endlich dem Rothaarigen sein Gesicht.

„Du phist ein Juuuuungäää!“, freute sich Janosch riesig, der seinen Kopf angehoben hatte um in das Gesicht des fremden Kinder zu sehen. Sein Gegenüber schien in seinem Alter zu sein und hatte blonde, ganz glatte Haare. Dabei schienen sich die glatten Haare systematisch zu dickeren Strähnen zusammen zu finden, was aussah, als hätte sich der Blonde so oft die Haare gekemmt, dass der Kamm Furchen in seiner Frisur zurück lies. Die Augenfarbe seines Gegenübers konnte Janosch auf diese Distanz nicht erkennen, konnte aber seine Größe abschätzen. Scheinbar war der fremde Junge ein Stückchen größer, als er. Doch der junge Herr war das schon lange gewöhnt. In seinem alten Kindergarten war er der Kleinste und so war auch Julian größer als er.

„Du auch!“

„Ich wais! Mähtchän sind blööööhd!“, erklärte der Rothaarige kichernd.

„GENAU!“, bestätigte der fremde Junge enthusiastisch und riss dabei begeistert seine Arme hoch.

Janosch war das fremde Kind sofort sympathisch. Mit einem breiten Strahlen im Gesicht wechselte der Kleine von seiner liegenden Position in die Hocke und sprang dann aus dieser, wie ein Frosch, in den Stand.

„BOING!“, rief dieser dabei noch.

„Boah! Du hast ja gah nix an!“

„Doch! Ein Untahoooosä!“, korrigierte Janosch seinen neuen Freund.

„STIMMT!“

Jetzt wo der Blonde das Thema Klamotten ansprach, musterte auch Janosch die Kleidung des Unbekannten. Im Gegensatz zu ihm trug er nämlich ein kurzärmliges Shirt und auch eine kurze Hose, doch barfuß war er auch. Sein Oberteil war sommerlich, hellblau und als Motiv hatte es einen bunten Tukan, der auf einem Ast saß, umgeben von dunkelgrünen Palmenblättern. Die Hose des Jungen betrachtete sich Janosch schon gar nicht mehr. Der bunte Piepmatz gefiel ihm dafür viel zu gut.

„POAH!“, begeistert von dem Motiv fing der Rothaarige an auf der Stelle zu springen. „Der, der, der, der Pfohgel ist cooooooooooooool!“

Der fremde Junge sah Janosch erst skeptisch an, doch sein Blick wandelte sich langsam in Begeisterung und schließlich sprang er synchron zu Janosch.

„Das ist ein Dukahn.“

„Ders fohl bunt!“

„Jaaaa! Ich liepä Dukahnä!“

„ICH JÄTZ AUCH!“, rief Janosch begeistert und sprang gleich noch höher. „Mein, mein, mein Pfreund Albus ist auch...“ Albus! Erst jetzt fiel dem Wildfang auf, dass Albus nicht mehr da war und sein Schwert auch nicht. Außerdem war er gar nicht mehr auf der steppenähnlichen Wiese, diese lag nun vor ihm. Er selbst befand sich am Anfang eines kleinen Trampelpfades, der von grünen Gebüschen und einem Baum umgeben war. Dem Pfad folgend traten wild wuchernde Pflanzen auf das Gelände und am Ende folgte ein kleiner Berg mit Laubbäumen. Der Bewuchs war sehr dicht und so konnte Janosch nicht sehen, wie die Vegetation weiterging. Der fremde Junge musste über den geteerten Weg gekommen sein, der zwischen der vermeintlichen Steppe und den Gebüschen lag.

„Wers Ahlpus?“

„Nein! Albus!“

„Ahlpus!“

„AAAAAAALLLLLBUUUUS!“

„Albus!“

„GENAU!“ Wieder von reiner Begeisterung getrieben, sprang Janosch eifrig auf der Stelle. Doch dann fiel ihm wieder das Fehlen seines Freundes auf.

„Ich, ich, ich bin Rittah! Und, und, und Albus ist mein Dino! Wir rättän immer Dinos und, und, und kämpfän gegen Drachis!“

„COOOL! Ich mag auch ein Rittah sein!“

„Auja! Ich, ich, ich bin ein Dino-Rittah! Und duuu?“

„Ähm...“ Nachdenklich sah der fremde Junge Janosch an und überlegte derweil eifrig über seine Ordenszugehörigkeit. „Ich bin ein Lotos-Rittah!“

„BOAH! Was, was ist ein Lotos?“

„Mein Papii sagt das immah zu mir.“, erklärte der Fremde, dem man seine Unwissenheit deutlich ansah.

„Dann bin ich ein Feuahwährauto-Rittah.“, erklärte Janosch und fing mit dem Lotos-Jungen an zu lachen.

„Das ist coooool!“

„Jaaaa! Dann bin ich das jätz! Aba... ich muss Albus findän.“

„Warum?“

„Weil, weil, weil er mein Pfreund ist und, und ein böhsa Dino hat uns Ankst macht.“, erklärte Janosch traurig.

„Wie schaut Albus aus?“

„Der ist rooot und ein Dino und halt fiel Fedärn.“, erklärte Janosch.

„Ich hälf dir! Wir findän dein Albus!“

„COOOL! DANKEEEE!“, rief Janosch begeistert und umarmte den scheinbar namenlosen Jungen herzlich. Diesen machte die Umarmung nichts aus, ganz im Gegenteil. Freudig kichernd erwiderte er die herzliche Geste, ehe sich die frischgebackenen Freunde wieder trennten. „Aba... Wenn der Dino wida da ist, prauchn wir ein Schwärt!“

„Stimmt! Aba ich kann auch zauban.“, erklärte der Lotos-Ritter.

„ICH AUCH! Aba nur mit Schwärt.“

„Ohhh... Ähm...“ Eifrig sah der blonde Junge in alle Richtungen, um ein geeignetes Schwert zu finden. Die Auswahl an potenziellen Klingen war jedoch nicht sehr gewaltig und nichts überzeugte ihn so wirklich. Doch er wollte seinem neuen Freund unbedingt ein Schwert schenken. Als Lotos-Ritter konnte er ohne eine Waffe zaubern, doch der arme Feuerwehrauto-Ritter wäre vollkommen schutzlos.

Nach längerem Suchaufwand fand der fremde Junge jedoch endlich ein geeignetes Schwert! Auf dem Boden vor einem Baum lag ein relativ gerader Ast. Begeistert hob er ihn auf und brach noch kleinere Ästchen ab, ehe er sich zu Janosch drehte.

„Ich hap ein Schwert!“, rief der Ritter begeistert.

„BOAH! COOOOL!“ Janosch war ebenfalls begeistert! Freudig strahlend überreichte das größere Kind dem halbnackten Kind sein neues Schwert. Dieses wurde von seinem Besitzer bereits mit einem begeisterten Strahlen erwartet. „DANKEEEE!“

„BIITEH!“

„Jätz, jätz brauchst du aba auch ein Schwert!“

„Ich kann doch zauban.“

„Dann prauchst du ein Zaubaschwert... nein! Ein Zaubastap!“

„BOAH! JA!“ Die Idee gefiel dem kleinen Zauberer sehr gut.

Stolz fuchtelte Janosch mit seinem Ast in der Luft herum und versicherte dann: „Ich waiß wo das ist!“

„Wo?“, fragte der fremde Junge, der noch keinen Schimmer hatte, woher Janosch nun einen Zauberstab nehmen würde. Doch der Kleinere hatte schon eine wunderbare Idee, die er sofort in die Tat umsetzte. Zwischen den Büschen und dem Anfang des kleinen Berges wuchsen einige hohe, komplett grüne Pflanzen. Janosch wusste nicht, was für Pflanzen das waren, konnte jedoch ausschließen, dass es Brennnesseln wären. Diese Pflanzen hatten nämlich eine komplett andere Blattform und der Stiel war auch dicker, als bei Brennnesseln. Selbstsicher und gefahrlos pflügte der kleine Junge das größte Exemplar und brachte es sofort zu seinem neuen Freund.

„Hier! Dein Zaubastap!“, kicherte der Unterhosenmatz vergnügt und überreichte das magische Utensil an seinen neuen Besitzer.

„Boah! COOOL!“ Dem blonden Jungen gefiel die Idee sehr gut und so nahm er begeistert sein Pflänzchen entgegen und hielt es in die Luft.

„BLITZ!“, befahl der Zauberer mit kräftiger Stimme, dass sein Befehl noch leise widerhallte. Erwartungsvoll sah der kleine Feuerwehrauto-Ritter in dem Himmel. Dort zog nicht eine einzige Wolke auf, doch der fähige Ritter spürte die Magie, die sich dort oben an einem Punkt sammelte. Nachdem die Konzentration an Magie hoch genug war, schoss ein hellblauer Blitz aus dem wolkenlosen Himmel und schlug punktgenau auf dem geteerten Weg neben den beiden Rittern ein. Kurz hielten Beide inne, als wären sie sich ihres Werkes nicht bewusst. Doch dann fingen sie begeistert an zu hüpfen.

„BOAH! PFOHL COOOOL! DU, DU, DU, DU BIST PFOOOOOOHL STAAARK!“, rief Janosch begeistert.

„JAAA! DEIN ZAUBASTAP IST TOOOOLL!“, rief der fremde Junge. Sprangen die beiden Kleinen anfangs noch alleine, nahmen sie sich nach kurzer Zeit gegenseitig in die Arme und sprangen in dieser Konstellation noch einige Zeit. Doch dann erinnerte Janosch wieder an die dringliche Mission.

„Wir, wir, wir mühssn Albus rättän!“

„Ja! Stimmt! Weist du wo?“

„Mhh...“ Bedachten Schrittes trat der Ritter aus dem Trampelpfad auf den asphaltierten Fußweg. Nachdenklich sah er zu der steppenähnlichen Landschaft und hob langsam sein Schwert, als Verlängerung seines Armes, in eine Richtung. „Ich glaupe... da!“ Zufälligerweise deutete Janosch exakt in die Richtung, aus der er gekommen war. Doch weil er und sein neuer Freund, wieder in einer Fantasie stecken, die eigentlich nur ihre Fähigkeiten betraf, waren es natürlich seine hochrangigen Qualitäten als Feuerwehrauto-Ritter, die ihn zu dieser Erkenntnis trieben.

„Dann los!“, forderte der Blonde und gesellte sich zu seinem Kollegen.

„JA!“
 

Ohne noch mehr Zeit zu verlieren schlug Janosch seine Arme nach hinten und rannte, mit leicht vorgebeugtem Oberkörper, los. Sein Freund stellte sich dabei weniger aerodynamisch an und rannte ohne besondere Haltungen dem Rothaarigen hinterher. Lange dauerte es nicht und magische Steppenbewohner gesellten sich zu den Zweien. Kleine Zwerge, kaum höher als ihre Knie kletterten aus kleinen Löchern und folgten den Rittern. Dabei waren die zipfelmützentragenden Kreaturen sehr schnell und holten die Beiden zügig ein.

„Was, was ist das?“, fragte Janosch überrascht und sah zu seinem Zauberer-Freund, der nicht die selbe Höhe wie Janosch halten konnte.

„Zwärge!“, rief er panisch und schlug mit seinem Zauberstab einen der Miniaturwesen weg. „Die magn nicht, dass wir Alpus findän!“

„BOAH! BLÖHDIS!“, rief Janosch wütend und schlug mit seinem Schwert eine Reihe von Zwergen weg. Doch die bartlosen Kreaturen wurden immer mehr. Wie kleine Armeen krochen sie aus ihren Löchern und versuchten die beiden Helden zu überrennen.

„Wir müssn kämpfän!“, wandte der Zauberer nach einiger Zeit ein. Verzweifelt hatten sie versucht weiter zu rennen, um sich von den Kleinen nicht ausbremsen zu lassen. Mittlerweile waren jedoch so viele Zwerge auf den Schirm getreten, dass man den Boden nicht mehr sehen konnte und ehe man sich versah, versuchten sie schon an den Helden hochzuklettern. Obwohl Janosch einen leichten Hang zum Risiko hatte, sah auch er ein, dass ein Kampf unausweichlich wäre.

„Aba, aba... Wenn wir stehn, dann, dann klättan die auf uns!“, wandte der rothaarige Ritter ein.

„Aber... dann kann ich ein stargn Zauba machen!“, erklärte der Zauberer, der langsam das Tempo nicht mehr halten konnte. Die Lage war verzwickt. Verzweifelt dachte Janosch über eine Lösung nach. Ohne seinen Freund könnte er sich problemlos eine Schneise schlagen, doch dann würde der Zauberer auf der Strecke blieben. Undenkbar! Der edle Rittercodex verbot dies, niemals würde man einen Freund zurücklassen. Als hochrangiger Ritter kannte Janosch den Codex natürlich in und auswendig und beherzigte diesen auch. Sie mussten es also gemeinsam schaffen oder gar nicht.

„Ihhh!“, schrie der Ritter erschrocken, als ein erster Zwerg trotz seines Tempos an ihm hochkletterte. Es blieb ihnen keine Wahl mehr. „Ich, ich, ich mach dir Blatz und, und, und du machst den Zauba!“, befahl Janosch, der unverzüglich abbremste und mit seinem alten Schwert durch die Unmengen von Zwergen fuhr. Die kleinen Kreaturen gewannen ihre Stärke aus ihrer hohen Anzahl und so war es kein Problem sie einzeln, wie Grashalme abzurasieren. Jetzt wo er stand und auch der Zauberer anhielt, fielen die Zwerge in windeseile über sie her.

„Wind...Bind...Kind...Rind...“, murmelte der Blonde die magische Formel seines mächtigen Zaubers und hielt dabei seine Augen geschlossen. Er vertraute auf Janosch, der sich bereits eine Schneise zu dem Zauberer geschlagen hatte.

„Ich, ich, ich beschützäh dich!“, versicherte der Feuerwehrauto-Ritter und rannte im Kreis um den Jungen. Dabei schlug er mit seinem Schwert die Zwergkreaturen weg, die immer wieder versuchten an dem Blond hoch zu klettern.

Für Außenstehende, die kein Teil dieser Fantasiewelt waren, stellten die beiden Jungs ein merkwürdiges Bild da. Während der Größere der Beiden unzusammenhängende Reime aussprach, sprang der Kleinere um ihn herum und schlug mit seinem Ast gegen die niedrig wachsenden Pflanzen. Unschwer zuerkennen war dabei ihre gewaltige Freude, die den beiden Jungen dick in ihr Gesicht geschrieben stand. Obwohl sie sich noch nicht so lange kannten, verstanden sich Janosch und der namenlose Junge sehr gut. Beide schienen auf der selben Wellenlänge zu sein und auch der Namenlose hatte einen Hang zu unüberlegten, spontanen Abenteuern. War er doch mit Janosch mitgegangen, ohne seinen Eltern Bescheid zu geben.

„JÄTZT!“ Endlich hatte der namenlose Zauberer seine magische Formel zu Ende gesprochen und sprang, mit einem großen Schritt, zu Janosch und drückte sich eng an ihn.

„Was, was, was ,was paaaassiert jätzt?“, fragte Janosch aufgeregt und drückte sich auch an den Jungen, der seinen Zauberstab in die Luft hielt.

„NA DAS!“, rief er und ein kleiner Wirbelsturm entstand auf der Spitze seines Stabes. Lange blieb der Wirbel jedoch nicht beschaulich, mit zügigem Tempo wuchs er gegen den Himmel und wurde dabei immer größer. Bald war er so groß, dass er nicht mehr auf der Spitze des Stabes stehen konnte. Wie ein Vorgang fiel der Tornado von dem magischen Utensil und schloss die beiden Helden in seinem Augen ein. Dem Ritter und dem Zauberer ging es dadurch sehr gut, doch die Armee von Zwergen wurden einfach hinfort geblasen, wie die Samen einer Pusteblumen. Unaufhaltsam vergrößerte der magische Wirbelsturm seinen Durchmesser, bis dieser so groß war, dass selbst die beiden Freunden ihn nicht mehr sahen.

„Boah! Du, du, du phist pfohl staaaaarg!“, rief Janosch begeistert und umarmte den Magier begeistert.

„Ohne dich, hab ich das aba nicht schaft!“, versicherte der fremde Junge und umarmte den Ritter mit.
 

„JANOSCH!“

„Janosch?“

„Jaaaa! Das bin, bin, bin iiiich!“, kicherte Janosch noch vergnügt, ehe er realisierte, dass die Stimme zwar sehr vertraut, aber auch leicht wütend war. Sein Vergnügen wich sofort der Angst vor einer Strafe. Todesmutig drehte sich der kleine Ritter zu der Stimme und fand seinen vermissten Partner vor: Albus!

„ALBUS!“ Unverzüglich umarmte der Held seinen riesigen Dinosaurier-Freund, der behutsam seine gefiederten Arme um den Jungen legte.

„U-Uh...“ Ängstlich wich der blonde Junge zurück und fixierte mit unsicherem Blick den gewaltigen, gefiederten Dinosaurier. „D-Das ist...Alpus?“

„JAAA! Aber Albus ist dodaaaal nääätt!“, erklärte Janosch und drehte sich, trotz der Dino-Umarmung, zu seinem neuen Freund.

„Wirklich?“

„Jaaaa! Und das ist mein Paaapiii!“
 

Damit endete die Fantasiewelt. Andreas hatte sich natürlich auf die Suche nach seinem Jüngsten begeben und bei dieser Suche sowohl Albus, als auch Janoschs Schwert gefunden. Nur der Besitzer fehlte, doch diesen konnte der Familienvater schnell finden, nachdem der namenlose Junge den Wirbelsturm sehr laut synchronisierte. Obwohl er sehr froh war seinen Sohn gefunden zu haben, war er doch Etwas sauer auf ihn.

Nachdem er die Umarmung löste und Albus seinem rechtmäßigen Besitzer übergab, sah Andreas zu Janoschs neuem Freund.

„Ich bin Andreas, Janoschs Vater.“

„Du, du, du, musst Albus auch liep haben!“, verlangte Janosch und lief mit seinem Kuscheltier wieder zu dem Jungen zurück. Mit einem fröhlichen Strahlen hielt der Rothaarige den Dinosaurier direkt vor die Nase des Fremden.

„Uh? Okii!“, willigte dieser ein und nahm Albus in den Arm. Nach kurzem Zögern kuschelte er dann richtig mit dem roten Kuscheltier. „ALPUS IST TOOOOOLL!“

„JAAAAAAAA!“, rief Janosch begeistert und fing eifrig an zu hüpfen. Er freute sich sehr, dass der Junge sein liebstes Kuscheltier auch mochte. Das bedeutete nämlich, dass auch Albus ihn mögen würde und das war ihm wichtig, immerhin liebte Janosch sein Dinosaurier.

Nach der Kuschelpartie, bekam der Kleine sein Kuscheltier zurück und daraufhin noch eine weitere Umarmung von dem Größeren.

„Du bist tooooll!“, sagte der Blonde begeistert.

„DU AUCH!“, rief Janosch.

Zwischen den beiden Jungs herrschte keine falsche Scham, jeder gestand seine Gefühl, die der Andere so wieso schon vermutete. Andreas freute sich riesig, dass sein Kleiner bereits nach wenigen Stunden schon einen neuen Freund fand, woher auch immer dieser kam.

„Sag mal, wie heißt du denn eigentlich?“, wollte Andreas wissen, der sich für die Suche nach seinem Sohn ein T-Shirt übergezogen hatte.

„GENAU! Wie heißt dein Name?“

„Lian!“

Wasser, Wasser überall

„Na los Janosch! Du musst mich fangen“
 

Das weite Meer glitzerte sacht im Licht der scheinenden Sonne. Nur kleine Wellen huschten über das Wasser und verschwanden am Horizont. Keine Insel, kein Festland nur der weitläufige Himmel war zu sehen. Mario fuhr jeden Tag hinaus aufs Meer. Er war Fischer und von seinem gefangenem Fisch lebte seine ganze...

„Also ich weiß nicht... Alleine Fischen? Ich glaube, dass das gar nicht geht. Ich meine... so Netze auswerfen und wieder einholen, da braucht es schon mehr.“

„MAAAANOOOO! PAAAAPIIIII!“

„Tschuldige...“

Von Marios Fischen lebte seine ganze Familie und die übrigen Exemplare verkaufte er immer auf dem Markt.

„Also nein... Janosch. Da muss ich noch mal drüber nachdenken! Alleine könnte er niemals so viele Fische fischen. Ich probier's nochmal“

„PAAAAPIIIII!“

„Feuerwehrautochen! Ich schaff das! Ich habe es dir versprochen“

Jeden Tag fuhr Mario mit seinem fünfköpfigen Team hinaus...

„Fünf? So viele Angestellte kann Mario doch nicht mit Fisch bezahlen...“

„PA-PI!“

„Bei dir und Mama sieht das immer so leicht aus, aber warum schaff ich das den nicht?“ Seufzend lies Andreas seinen Kopf hängen. Er kannte die Schaltpläne des at92eb64 auswendig, inklusive der doppelten Pinbelegung, aber an einer Fantasiewelt mit seinem Sohn scheiterte er? Helen und Jasmin konnten immer problemlos in Janoschs Welten eintauchen, sie mussten sich nie so viele Fragen stellen. Aber die Welt sollte doch authentisch sein! Oder war das egal? Er wollte doch ein guter Vater sein! Von sich selbst enttäuscht fuhr Andreas mit seiner Hand durch das Wasser des Planschbeckens. Sonderlich viel Platz war in diesem nicht mehr. Janosch nahm nicht viel Raum ein, doch er war schon viel größer und der Kinderpool war vermutlich nicht auf seine Größe ausgelegt.

„Das, das, das kaaaaaannst du pestimt!“, rief Janosch enthusiastisch und sprang aus der Hocke in den Stand. „Du, du, du, du waißt ALLÄS!“ Von den Fähigkeiten seines Vaters überzeugt warf sich der völlig entkleidete Junge auf seinen Papi. Im Fangen war Andreas glücklicherweise talentierter und so fing er seinen kleinen Sohn ohne Probleme auf.

„Das ist nett von dir Janosch“, freute sich Andreas, während sein Sohnemann auf ihm herumturnte, als wäre er eine blaue Isomatte. „Was gibt das denn?“

„Ich mag dir hälfn!“, kam es hochkonzentriert von dem rothaarigen Jungen, der endlich eine bequeme Stelle auf dem Oberkörper seines Papis fand.

„Du hilfst mir?“
 

Jeden Tag fuhr Mario hinaus auf das weite Meer, um für sein gesamtes Dorf Fische zu fangen. Die Bewohner waren ihm jedes mal sehr dankbar und versuchten ihn soweit zu unterstützen, wie es nötig war.

„Die See ist so ruhig heute...“ Unsicher sah Mario durch die verdreckten Scheiben seines Fischkutters. Egal wie sehr er sich bemühte, glasklar wurden die Scheiben einfach nicht mehr. So oft war er schon hinaus gefahren, einen sechsten Sinn für die See hatte er dabei entwickelt und dieser schien ihn zu warnen. Doch wovor? Vielleicht war ihm nur so flau im Magen, weil er in seinen vielen Jahren als Fischer noch nie eine so ruhige See erlebt hatte.

Trotz ungewöhnlichen Gefühls setzte Mario seine Fahrt fort und hielt wie üblich an seinem geheimen Fischerpunkt. Obwohl das Meer so weitläufig war, dass praktisch jeder Punkt auf diesem sein Geheimpunkt hätte sein können, fand Mario diesen speziellen Punkt intuitiv wieder.

Mittlerweile glich das Meer einem gewaltigen, stehenden See. Kein Lüftchen wehte mehr und die Meeresoberfläche bildete eine spiegelnde, blaue Schicht.

„Irgendetwas stimmt hier doch nicht.“

Marios Fischkutter hatte keinen durchsichtigen Rumpf und so entging es ihm, dass ein großer, länglicher Schatten sein Bötchen umkreiste. Obwohl sich unter dem Schiff offensichtlich eine Kreatur bewegte, zeichneten sich keine Wellen auf der Oberfläche ab. Das Wesen zerteilte während seines Tauchganges das Wasser so präzise, dass es das Meer nicht in Bewegung versetzte. Von der Situation verunsichert verlies Mario das kleine Führerhäuschen und stellte sich auf die Schiffsspitze. Sein Unwohlsein nahm dabei so stark zu, dass er sich verkrampft an Reling festhielt. Er konnte es nicht mehr leugnen! Hier war Etwas. Er konnte nur hoffen, dass dieses Etwas ihm wohlgesonnen wäre. Todesmutig senkte Mario seinen Blick und sah einen gewaltigen, langen Schatten unter der Meeresoberfläche.

„BEIM HEILIGEN PETRUS! WAS IST DAS?!“ Panisch fiel Mario auf seinen Hintern und versuchte auf das Meer zu sehen. Doch es war bereits zu spät. Kaum konnte er seinen Blick wieder auf das kühle Nass richten, schoss eine gewaltige Wand aus Meerwasser senkrecht in die Höhe. Die Wand machte dabei keinen Eindrucken wieder in sich zusammenfallen. Wie eine Mauer aus Stein stand sie vor Mario und sprudelte eifrig vor sich hin, während sie an der Spitze leicht schäumte. Das hoch gepumpte Wasser fiel als leichter Nieselregen zum Planeten zurück. Der Regen kühlte den Kopf des Fischers ein wenig ab, welcher durch seine Angst schon am Heißlaufen war. Das beeindruckte Wasserphänomen stempelte er direkt als Bedrohung für sein leibliches Wohl ab. Doch wie sollte man sich gegen eine Wand aus Wasser zur Wehr setzen? Kaum hatte Mario seinen Gedanken zu Ende gedacht, stieg bereits der Kopf einer riesigen Seeschlange aus der Wand. Das Wasser umfloss einfach ihren langen Hals. Das Maul der Kreatur war erstaunlich lang und es zeichneten sich deutlich die gesägten Zähne ab, welche scheinbar direkt aus dem Kiefer ragten, ohne dabei von Lippen umschlossen zu werden. An der Maulspitze saßen dreieckige Nasenlöcher. An der Seite der Spitze tanzten zwei lange, tentakelartige Barthaare, als würden sie leichteste Schwingungen wahrnehmen. Während das orangene Maul aus einer Art Horn zu bestehen schien, war der anschließende Schädel blau-lila geschuppt. Hellgrüne Augen saßen an den Schädelseiten und erstachen einen förmlich auch ohne erkennbare Pupillen. Dicht hinter den Augen schloss sich jeweils ein kleines Segel aus Schwimmhäuten an. Von der vermeintlichen Stirn der Seeschlange über den Hals erstreckten sich orangene Haare, die zu einem Irokesenschnitt nach oben standen.
 

„W-Was... w... willst du?“ Marios Angst stand dem Fischer deutlich ins Gesicht geschrieben. Alles in seinem Körper schrie: 'Renn!' Aber seine Muskeln hörten nicht. Sein Ende erwartend fixierte der junge Mann den Schädel des Monsters. Der Atem der Kreatur war deutlich zu sehen, wie er sich zwischen den Zähnen hervor drückte.

„Graaaah!“, brüllte die Kreatur des Meeres laut und verteilte dabei ihren Speichel tröpfchenweise im Meer und auf Marios Boot.

„Oha!“, stöhnte der Fischer gequält und versuchte der Spucke auszuweichen. Schon kurz nach ihrem Brüllen kam die Seeschlange mit ihrem Kopf immer näher und näher! Langsam drehte sich für den jungen Fischer die ganze Welt. Benommen schwankte er im Takt seiner nahenden Ohnmacht, als urplötzlich ein gewaltiges Handy vom Himmel fiel.

„B-Bin ich...?“

„Graaaaaah?“

Mit einem lauten Platschen und einer gewaltigen Flutwelle fiel das riesige Mobiltelefon in das Meer. Die entstandene Welle war so gewaltig, dass sie sowohl die Seeschlange als auch Marios Boot einfach weg schob.
 

„Gehst du auch raus, Mom?“, fragte Jasmin und stand bereits in der Schiebetür zum Garten. Janosch und Andreas hatten es sich bereits im Planschbecken bequem gemacht. Angeblich wollte er heute mal richtig mit Janosch spielen und dabei lernen, wie man mit einer Fantasiewelt umgeht. Jasmin hatte viel Vertrauen in die Fähigkeiten ihres Vaters - wenn es um Technik ging! Doch mit den eigenwilligen Fantasiewelten seines Sohnes tat er sich immer schwer. Wie ein echter Techniker versuchte er immer logisch an die Welten zu gehen. Ein Riesenfehler! Wer in Janoschs Fantasiewelten abtauchen wollte, musste seinen Kopf ausschalten und fortan nur noch auf sein Herz hören. Nicht das ihr Vater herzlos wäre, er tat sich nur damit schwer seinen Kopf mal auszuschalten.

„Ich komme nach“

„Und was machst du jetzt noch? Draußen ist doch super Wetter“

„Ich weiß. Aber ich möchte Janosch und Andreas nicht stören. Wenn ich da jetzt aufschlage ist Janosch nur wieder abgelenkt und Andreas lernt nie, wie man sich auf unseren Kleinen einlässt“

„Öhm... Wie du meinst. Ich ruf jetzt Michael an“ Vergnügt sah Jasmin auf ihr Handy und konnte sich ein Schulmädchenkichern nicht verkneifen. Michael war ihr fester Freund und ein begehrtes Exemplar an ihrer Schule. Es erfüllte Jasmin mit Stolz, dass sie einen Freund hatte, auf den die Anderen neidisch waren. „Tschö-Tschö!“, verabschiedete sich Jasmin strahlend und verschwand mit ihrem Handy im Garten.

Dem Planschbecken und ihren Insassen schenkte sie keine Beachtung. Sie setzte sich auf einen der Holzgartenmöbel und wählte flink auf ihrem Handy Michaels Nummer an.
 

„Hallo Schatz! Ich bin 's!“, begrüßte sie munter ihren Freund.

„Hallo Jasmin“, entgegnete ihr die männliche Stimme am anderen Ende trocken wie die Wüste.

„Hast du was?“

„Nein. Nein“

Michael war noch nie der Typ, der überschwänglich sprach, doch heute wirkte er stark desinteressiert. Jasmin hasste es, wenn er so war. Entsprechend verschlechterte sich ihre Laune auch.

„WAS ist los?“

„Du bist doch weg gezogen oder?“

„... Ja“

„Fernbeziehung also?“

So langsam ging Jasmin ein düsteres Licht auf. Schon vor ihrer Abreise hatte sich Michael sehr abweisend verhalten.

„Kannst du jetzt keine ganzen Sätze mehr raus bringen?“, fragte sie mit Hinterdruck in ihrer Stimme.

„Fernbeziehungen sind ja... nicht so mein Ding...“

„KOMM AUF 'N PUNKT!“ Jetzt war Jasmin wirklich wütend! Dieser Feigling! Eierte am Telefon herum, als würde sie nicht schon längst wissen worauf er hinaus wollte. Doch so leicht wollte sie ihm es nicht machen. Dieser Feigling sollte es schon aussprechen.

„Obersolner ist ja schon weit weg... und... ich weiß nicht ob du das so... schaffst“

„ICH?! ICH HAB DIR DIE GANZE ZEIT GESAGT, DASS DAS KEIN PROBLEM IST!“

„Ich muss auflegen...“

„DU FEIGE SAU! LEG JETZT BLOSS NICHT AUF!“ Das konnte doch nicht wahr sein! Der sonst so coole und lässige Michael verhielt sich wie ein Kleinkind! Nur, dass selbst Janosch in diesem Moment erwachsener war, als er.
 

„ARGH! MÄNNER! ALLES WASCHLAPPEN!“ Natürlich hatte Michael aufgelegt. „ICH HAB GENUG VON EUCH!“ Voller Rage griff Jasmin das Handy mit ihrer anderen Hand. Um ihrer Wut Raum zu geben sprang die Braunhaarige aus dem Stuhl und nutzte dabei den Schwung um mit ihrem Arm weit aus zu holen.

„DU LAPPEN!“ Mit diesem letzten Kraftschrei warf sie ihr Handy im hohen Bogen einfach weg, um im nächsten Moment zu realisieren, was sie angestellt hatte.

„SCHEISSE!“ Mit seinem Extraschwung flog das Handy genau auf Janoschs Planschbecken zu. Sie machte sich weniger Sorgen um ihren Bruder, als mehr um ihr Handy, welches gerade in das Becken eintauchte.

„SCHEISSE! SCHEISSE! SCHEISSE!“
 

Das Smartphone kam so unerwartet, dass es Janoschs und Andreas Fantasiewelt in kleine Scherben zerschlug.

„POAH! Paaaaapiiii?“, fragte Janosch aufgeregt, der wieder vor seinem Vater saß, „Waaa~as war daaas?“ Neugierig griff der Nackedei nach dem Handy, welches direkt vor ihm lag. Er kannte das Smartphone von seiner Schwester, doch es war so schnell vor seinen Augen versunken, dass er es nicht erkannt hatte. Jasmins Flüche waren vor lauter Neugier in den Hintergrund gerückt.

„Ich glaube deine Schwester hat Mist gebaut.“, lachte Andreas vergnügt, der schnell Janosch das Handy vor der Nase wegschnappte. Er sollte mit seiner Neugier die Situation nicht noch schlimmer machen.

„HEY!“, protestierte Janosch sofort und sprang seinen Vater direkt an. Das war kein unübliches Verhalten und so fing der Professor – trotz Handy – seinen Sohnemann erneut auf.
 

„PAPA!“ Mittlerweile war auch Jasmin zu dem Kinderpool gestoßen. Die Sorge um ihr Kommunikationsgerät stand ihr klar erkennbar ins Gesicht geschrieben.

„Komm Janosch!“, flüsterte Andreas leise zu dem Rothaarigen, jedoch laut genug, dass Jasmin es hören konnte, „Wir tun so, als wäre nichts! Ja?“

„AUJA!“ Von der Idee sichtlich begeistert machte es sich der Kleine in Andreas' Armen bequem und sah zu seiner Schwester. „HAAAAALLLOOOO!“

„Hallo Feuerwehrautochen!“ Nur kurz wandte sich die große Schwester dem Kleinen zu, um ihren Vater unverzüglich zur Rede stellen zu können. „Papa! Du musst Bob retten!“ Es war eine Angewohnheit von Jasmin ihren technischen Geräten einen kurzen Namen zu geben. Das wusste jeder, der die Braunhaarige etwas länger kannte. Doch Andreas schaltete auf ahnungslos. Er wollte Janosch eine kleine Freude machen, den kleine Kinder freuten sich immer, wenn sie andere Leute zappeln lassen konnten und Janosch war da keine Ausnahme.

„Bob? Nein! Mir sagt das nichts. Dir Janosch?“

„NAAAAAIN!“, rief der kleine Nacktfrosch laut, während sich sein Mund zu einem breiten Strahlen ausweitete. Das Kichern konnte nicht mehr fern sein.

„MAAAAAN! PAPA!“ Im Gegensatz zu den beiden Männern fand Jasmin diese Verschwörung nicht witzig. Sie machte sich große Sorgen um Bob. „Bob braucht Hilfe! DEINE!“

„POAH! Paaapiii? Phist du, phist du AHRZT?“, fragte Janosch aufgeregt und drehte seinen ganzen Körper um, damit er seinem Vater direkt ins Gesicht sehen konnte.

„Naja... Ich bin ein Handy-Arzt. Zumindest kenne ich mich aus“

„POAH! Ich, ich, ich, ich bin DINO-AHRZT!“

„Wirklich?“

„JAA! Ist, ist Bob grank?“

„Ja, ihm geht es nicht so gut... Ich sollte ihn besser schnell behandeln“ Mit diesen Worten reichte Andreas seiner Tochter ihr nasses Handy, damit er Janosch besser festhalten konnte. Mit dem Jungen vor der Brust erhob sich der Professor aus dem Kinderbecken und merkte dabei deutlich, dass seine Gelenke auch nicht mehr die fittesten waren.

„Bah...“, seufzte er und stieg mit Janosch aus dem Pool. „Janosch, ich muss mich kurz um Bob kümmern, sonst könnte er sterben“, erklärte Andreas und setzte dabei den Rotschopf im Gras ab. „Danach spielen wir aber sofort weiter“

„MAAAANNOOO!“ Das gefiel dem Nackedei natürlich nicht. Er hatte sich so sehr darauf gefreut seinen Papa zu verspeisen und nun musste er 'arzten'.

„Jani!“ Nun klinkte sich auch Jasmin wieder ein, die sich zu ihrem Bruder hockte. „Ich spiele so lange mit dir. Aber Papa muss Bob unbedingt retten! Bitte! Sag ja! Für mich!“

„Uhm... Naguuuut! Papi! Du darfst ahrzten!“

„Ich beeil' mich auch“, lachte Andreas über das neuartige Verb und gab seinem Jüngsten noch einen Kuss, zur Vertröstung.

„Kannst du Bob retten?“

„Die Chancen stehen gut Jasmin. Wenn wir Janoschs Planschbecken mit Zuckerwasser gefüllt hätten, wären die Kontakte kaputt. Oh! Oder Milch! Versenk' dein Handy nächstes mal in Milch, dann ist es richtig kaputt“

„Mah! Das war ja keine Absicht... nicht wirklich“, erwiderte Jasmin leicht beleidigt.

„Ich zerlege es komplett und dann muss es trocknen. Die Handys schalten sich eh aus, wenn sie einen Kurzschluss haben. Glaube ich...“

„Danke Paps!“

„Wird schon werden“ Mit einem fröhlichen Lächeln verlies Andreas die Bühne.
 

„MAAAAANOOO!“, brachte Janosch erneut seinen Frust zum Ausdruck. Von leichten Schuldgefühlen gepackt, ging Jasmin erneut vor dem Jungen in die Hocke und sah ihn an.

„Tut mir ja leid! Aber danke, dass du mir Papa kurz ausleihst“

„Warum ist Bob grank?“

„Bob mag kein Wasser und ich habe ihn rein geworfen“

„War Bob träckik?“

„Nein! Aber... Mh... du kennst doch Michael. Das war der große Junge, den ich immer geküsst hab“

„JAAA! Das, das, das war iiiihhhhh!“

„Was?“, erstaunt fing Jasmin an zu kichern. „Küssen ist ih?“

„Kenau! Weil, weil, weil das machen Mähdchn imma!“

„Ich bin ja auch ein Mädchen“, grinste Jasmin vergnügt, die die unschlüssigen Erklärungen von Janosch liebte, „Und Mama küsst dich doch auch, oder ich und Papa auch!“

„Ja aba... ähm... du, du bist tooooooll! Und, und, und Mami und Papi auch!“

„Und Albus? Ich habe schon gesehen das du ihn auch geküsst hast. Ach und mich ja auch, Mama auch und Papa ebenso. Küssen ist nicht ihh!“, kicherte die Jugendliche vergnügt und sah dem Kleinen noch ein Bisschen beim Schmollen zu. Der Anblick war zu süß! Am liebsten hätte sie davon ein Foto geschossen. Doch ihr Handy hatte leider gerade andere Sorgen.
 

„Ich, ich, ich mag auch Ahrztn!“, erklärte Janosch plötzlich und sprang vergnügt auf der Stelle.

„Tolle Idee! Dann bin ich eine Krankenschwester“ Jasmin hatte versprochen mit Janosch zu spielen, bis ihr Vater wieder da wäre. Also musste sie es auch einhalten. Der wilde Rothaarige freute sich darüber riesig und sprang deswegen gleich einige Runden länger.

„Also Herr Doktor... wie heißt du denn, Janosch?“

„Ähm... Ich, ich, ich bin Doktaaaaah öhm...“ Mit einem Strahlen im Gesicht grübelte Janosch über einen Namen nach und lieferte Jasmin erneut ein schönes Fotomotiv. „DOKTAH DIMODO!“

„Doktor Dimodo?“, wiederholte die Teenagerin den wundersamen Namen ihres Bruders, ehe sie ihn einfach so hin nahm. „Also Herr Doktor Dimodo. Wir müssen Patienten finden. Ich denke Dinos oder?“

„JAAA! Ich, ich, ich bin Dino-Doktah!“

„Dr. med. dino. Dimodo! Wo sind denn ein paar Patienten?“

„ICH SCHAU MAL!“ Motiviert rannte Janosch los. Er verwandelte den Garten für seinen neuen Beruf jedoch nicht in eine Arztpraxis, sondern lies ihn als Garten verweilen. Dafür schenkte er sich in seiner Fantasiewelt einen weißen Arztkittel, auf dessen Rücken ein großer Dinosaurier abgebildet war.

„Oh! Herr Doktor! Da haben sie ja einen schicken Kittel“, lachte Jasmin vergnügt, die bereits voll in Janoschs Welt eingetaucht war. „Darf ich auch Klamotten tragen?“

„POAH! JA!“ Das hatte der junge Arzt ganz vergessen! Sofort rannte er zu seiner Schwester zurück und sprang bei seiner Ankunft wieder ein wenig. Doch kaum war sein letzte Sprung beendet, fand sich auch Jasmin in einem Arztkittel wieder, der jedoch komplett grün war.

„Grün? Janosch... Warum grün?“

„Weil, weil, weil ich waiß hap! Und, und, und ich bin Ahrzt!“, erklärte Janosch vergnügt. Für ihn war es ein Leichtes Menschen in seinen Fantasiewelten zu kleiden, doch am Liebsten machte er dies mit Requisiten. Leider war der Garten dafür nicht ergiebig. Sein ganzen Klamotten – inklusive Unterhose – lagen im Haus und sein universelles Hilfsmittel – Fingerfarben – waren auch nicht da. Schlimm war das aber nicht. Janoschs Priorität lag darin zu arzten und nicht ein Arzt zu sein. So rückte die Tätigkeit in den Vordergrund, die Verwandlung war nur für seine Fantasiewelt nicht so wichtig.
 

„Ich find' mein Grün eigentlich ganz schick. Sag mal Herr Doktor...“, fing Jasmin ein kleines Gespräch an und folgte dabei brav dem kleinen Nackedei, der sich eifrig nach einem kranken Dinosaurier in ihrem Garten umsah. „... Du hast schon einen neuen Freund hier gefunden?“

„JAAAAA! LIAN! ERS TOOOOOOOOLL!“, rief Janosch begeistert, sah jedoch nicht zu der Krankenschwester. Als Dinosaurier-Arzt durfte er sich nicht ablenken lassen, damit ihm kein Patient entgehen würde.

„Lian... Interessanter Name. Warum spielt ihr eigentlich nicht?“

„Weil, weil, weil Papi hat sagt, daaaass Lian zu sein Papi muss. Aba wir spieln morgähn!“, erklärte Janosch vergnügt und lies sich nun doch von Jasmin ablenken. Von der Vorfreude auf Morgen gepackt, fing der Rothaarige auf der Stelle zu hüpfen, wie er es so oft tat, wenn er sich freute. Sein weißer Arztkittel bliebt dabei aber gut in Form. „DAS WIRD TOOOOOLL!“

„Das glaub ich dir, Herr Dimodo“

„DOKTAH DIMOOODO!“, korrigierte Janosch fröhlich kichernd.

„Oh Entschuldigung. Natürlich muss ich Sie mit vollem Titel ansprechen“ Ärzte waren da gerne eitel, dass wusste natürlich auch Schwester Jasmin.

„DA PRAUCHT EIN DINOHHH HILPFÄH!“, rief der Arzt urplötzlich und raste auf den Zaun zu, welcher das benachbarte Grundstück von Ihrem trennte.

„Was? Wo? Ich seh' da nichts“ Weil Jasmin keinen Patienten entdecken konnte, wollte sie Janosch erneut befragen, doch dieser war bereits zum Zaun gerannt und bereitete sich aufs Klettern vor.

„JANOSCH! NEIN!“ Sofort nahm Jasmin ihre Beine in die Hand und rannte zu ihrem kleinen Bruder. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihn hoch heben. „Das da drüben ist nicht unser Garten“

„Waaaaiß iiich, aba, aba, da ist ein Dinoooo!“, erklärte Janosch leicht traurig und kuschelte sich an seine Schwester.

„Wo denn?!“
 

Vielleicht war es Jasmins jüngste Enttäuschung über das männliche Geschlecht, dass ihr der jugendliche Sohn der Nachbarfamilie noch nicht aufgefallen war. Diese hatte die neu zugezogene Familie – dank Janosch – schon früh bemerkt, war jedoch zu schüchtern um Hallo zu sagen. Also war er seiner Lieblingsbeschäftigung ungestört nachgegangen und hatte sich mit seinem Laptop in die Sonne auf einen Gartenstuhl gesetzt.

„Da hockt ja wer!“

„Nain! Das, das, das ist ein Dinooooh und, und, und der hat ein Aua auf sein Bainen“, erklärte Janosch begeistert. Für seine Fantasiewelt hatte er den Jugendlichen, mit der leicht gebräunten Haut, in einen kleinen Dinosaurier verwandelt. Der kleine Dino war ein Lesothosaurus, auf dessen Schwanz ein großer Stein lag. Mit seinem entenartigen Schnabel rief das Tier laut um Hilfe.

„Da drüben gibt es bestimmt auch einen tollen Dinosaurierarzt“, versicherte Jasmin, die den fremden Jungen noch etwas musterte, ehe sie ihren Kopf zu Janosch drehte.

„Aba! Aba! Aba... NAAAIN! Ich, ich, ich bin doch Doktah Dimodo!“, quengelte Janosch. Er wollte unbedingt den fremden Jungen kennenlernen. Dafür hatte er ihn doch extra in einen Dinosaurier verwandelt.

Jasmin seufzte schwer. Sie hasste es die Böse zu sein, doch sie konnte Janosch schlecht auf ein fremdes Grundstück lassen. Wie einen jungen Welpen hielt die Jugendliche den Rothaarigen vor sich und sah ihm direkt in sein Gesicht.

„Auch Ärzte müssen sich an Regeln halten“

„Waaaarum?“

„Naja weil...“ Kurz musste Jasmin überlegen. Welche Regel würde es einem Arzt verbieten in ein anderes Land zu gehen? Vielleicht wegen einer Diktatur? Das wäre zu kompliziert. Oder der Arzt wird strafrechtlich verfolgt? Nein. Das passte überhaupt nicht. Doch dann dämmerte Jasmin, dass ihre Antwort nicht für die reale Welt gedacht war, sondern für Janoschs Fantasiewelt. Das bot viel mehr Potenzial. „Weil da drüben eine andere Luft ist, als bei uns.“

„POAH!“ Erstaunt starrte der Nackedei seine Schwester an. Große Neugier stand in seine Augen geschrieben.

„Deswegen ist da ja der Zaun. Wir atmen Sauerstoff, aber die drüben atmen... Süßstoff“, erklärte die Krankenschwester hoch wissenschaftlich und verkniff sich ein Lachen.

„Wirglich?“, fragte Janosch überrascht und musste vergnügt kichern.

„Na logo! Schau mal“ Geschickt drückte Jasmin den Arzt an sich und griff dabei um, damit sie Janosch einen direkten Blick in den Garten bot. „Die Luft da drüben ist gelb“ Die Jugendliche nahm sich die Freiheit raus auch Janoschs Fantasiewelt zu gestalten. Für ihre Argumentation färbte sie kurze Hand die Luft des benachbarten Gartens gelb ein.

„POAH! STIMMT!“ Jetzt sah auch der junge Doktor die Veränderung und kicherte begeistert. „GUG MA! Der, der, der Dinoh lauft wida!“

„Was?!“ Überrascht sah Jasmin in den Garten und erkannte, dass der Jugendliche auf dem Weg zu ihnen war. Das war der jungen Frau sehr unangenehm. Sie wollte eigentlich nicht die Aufmerksamkeit des Nachbarn erwecken und nun hatte sie es doch getan. Schlimmer noch. Mit einem hochgehobenem, nackten Jungen empfang sie den Gleichaltrigen. Eigentlich störte sich Jasmin sonst nie daran, doch in dieser Situation handelt es sich um den ersten Eindruck, den der Jugendliche von ihr bekommen würde.
 

„HAAAAAAAAAALLOOOO!“, begrüßte Janosch freudig strahlend den Nachbarn, bevor dieser überhaupt am Zaun war. Obwohl die Lautstärke den Gebräunten etwas irritierte, zauberte die enthusiastische Begrüßung den Jungen ein Grinsen in sein Gesicht.

„Hallo“, begrüßte er das Kind und sah direkt zu Jasmin. „Hi“ Seine anfängliche Schüchternheit war wohl überwunden.

„Ähm...“, hustete Jasmin leicht verlegen und versuchte den jungen Mann nicht zu auffällig zu mustern. „Hey“, entgegnete sie dann aber selbstbewusst.

„Ihr seid wohl unsere neuen Nachbarn, oder? Ich bin Angelo“, grüßte der Jugendliche freundlich.

„Ja sind wir. Ich bin Jasmin und der kleine Arzt hier ist“ Natürlich war der Nackedei schon groß genug sich selbst vorzustellen und so hob Jasmin den Jungen ein Stückchen höher. Erst jetzt realisierte sie, dass das keine gute Entscheidung angesichts Janoschs mangelnder Bekleidung war. Zwar schämte sich der Junge keineswegs für sein Auftreten, aber sie hielt Janosch förmlich unter Angelos Nase. Leicht beschämt zog Jasmin ihren Bruder etwas zurück, während sich dieser überschwänglich vorstellte: „ICH, ICH, ICH, ICH BIN DOKTAH DIMODO!“

„Was?“

„DOOOOOOOOOOOKTAAAAAAAAAAAAH DIIIIIIIIIIIIIMOOOOOOOOOOODOOOOO!“, rief Janosch lauthalsig und beendete seinen Satz mit einem begeisterten Kichern. Der kleine Junge dachte, dass Angelo ihn nicht verstanden hätte.

„Ach Feuerwehrautochen“, lachte Jasmin vergnügt und lies es sich nicht nehmen ihren Bruder feste zu drücken. „Du bist klasse! Aber ich glaube Angelo wollte deinen Menschen-Namen wissen“, erklärte Jasmin, löste die Umarmung dabei aber nicht. Sie liebte ihren kleinen Bruder.

„ACHSO!“ Leise war Janosch mit seiner Antwort wieder nicht. Dafür war er zu glücklich und wenn er das war, musste er einfach laut und fröhlich sein.

„Ich, ich, ich, ich bin Jaaaaaanoooosch“, stellte sich der Rothaarige nun auch vor und strampelte mit seinen Beinen. Dank des mangelnden Bodenkontaktes konnte er ja nicht hüpfen.
 

„Janosch also? Und warum heißt du Doktor Dimodo?“

„Weil, weil, weil ich ein Dinoh-Doktah bin“, erklärte der junge Mann ohne laut zu schreien, schenkte Angelo aber ein fröhliches Strahlen. Trotz ihrer Umarmung hatte Jasmin den kleinen Jungen nicht gedreht, besser noch sie konnte Janosch nun besser halten und gleichzeitig seine Blöße verdecken.

„Dino? Ein... Doktor für Dinosaurier. Ich meine Arzt. Bist du ein Dinosaurierarzt?“

„JA!“ Der Doktor war begeistert. Der fremde Jugendliche hatte seine Verwandlung erkannt. „Und, und, und du pist ein Dinoh. Aba, aba, aba Jasmin hat sagt ich, ich, ich daf dich nicht hälpfän!“, erklärte Janosch leicht protestierend.

„Na! Na!“, tadelte Jasmin gespielt. „Ich habe gesagt, dass da drüben eine andere Luft ist und dort nicht atmen kannst“

„Ähm...“ Leicht irritiert, aber auch ein gutes Stückchen belustigt sah Angelo den Geschwistern beim Diskutieren zu.

„Aba, aba, aba ein Dinoh-Doktah kann ALLLÄS!“, wandte Janosch sofort ein und versuchte zu Jasmin zu sehen, was aber nicht klappte.

„Süßstoff Janosch! Da drüben atmet man Süßstoff und hier Sauerstoff. Das geht einfach nicht“

„MAAAAAAAAAAAANNOOOOO!“, rief Janosch enttäuscht und verschränkte bockig seine Arme.

„Ich glaube... deine Schwester hat recht“, mischte sich Angelo zögerlich ein und kam dichter an den Zaun.

„Aba, aba...“ Janosch gab sich nicht geschlagen. Mit traurigen, großen Kulleraugen sah er Angelo an. „Du, du, du pist doch ein Diiinoooh und, und, und hast ein Aua“

„Ärhp...“ Angelo war keine erpresserischen Kinderaugen gewohnt. Eigentlich hätte er dem Jungen schon längst beigegeben. Er wollte vorschlagen, dass er ihn kurz über den Zaun hebt um den Süßstoff zu atmen. Doch seine große Schwester hätte dem wohl nicht zu gestimmt. Ihm war es aufgefallen, dass es ihr unangenehm war, dass er Janosch so sah. Angelo war das nicht unangenehm gewesen, doch wenn die große Schwester so reagierte, würde sie ihr Brüderchen schon nicht raus rücken. Die Unsicherheit über die Situation stand dem jungen Mann deutlich in sein Gesicht geschrieben, sehr zur Belustigung von Jasmin. Sie war den quengelnden Blick von Janosch schon lange gewohnt, umso mehr freute sie es wie Angelo daran verzweifelte. Einige Augenblicke genoss sie das Schauspiel, bis sie Janosch wieder zu sich drehte.

„Also wirklich! Janosch, das war doch fies von dir“, lachte sie vergnügt und kitzelte den Jungen mit ihrer freien Hand am Bauch. Sie hatte sich Janosch auf den Arm gesetzt und damit fixiert. „Unser Nachbar ist deinen Blick doch gar nicht gewöhnt“, lachte sie weiter und steckte damit auch Janosch an. Jasmin wusste, dass ihr Brüderchen den Blick nicht bewusst aufzog. Angelo war die Situation etwas unangenehm.

„Ich habe auch einen kleinen Bruder, der ist aber schon vierzehn“

„Tatsächlich?“, erstaunt stellte die große Schwester ihr lachen wieder ein und sah zu dem Dunkelhaarigen. „Wie alt bist du?“

„Sechzehn“
 

„Hallo. Du bist wohl unser Nachbar?“ Unbemerkt der beiden Kinder war Andreas zu seinen Sprösslingen zurückgekehrt. „Ich bin Andreas“, begrüßte er Angelo direkt mit einem freundlichen Lächeln.

„Ähm... Angelo... Hallo“ Angelo war es nicht gewöhnt, dass sich Erwachsene direkt mit ihrem Namen vorstellten. Er war sich nicht einmal sicher, ob Andreas ihm damit das 'du' angeboten hatte.

„PAAAAAPIII!“

„Na mein Großer?“ Ohne zögern nahm Andreas seinen Sohn aus Jasmins Armen, drückte ihn kurz, ehe er ihn auf den Boden stellte.

„SPILN WIR JÄHTZT WEITAH?“, fragte der kleine Knopf aufgeregt und hüpfte vor Begeisterung auf der Stelle.

„Wieder Seeschlange?“, erkundigte sich der langjährige Vater und ging vor seinem Sohn in die Hocke. Augenhöhe war auch bei Kindern wichtig, er wollte seinem Sohn früh das Gefühl geben ernst genommen zu werden. Natürlich war das bei seinem Alter nicht immer einfach, vor allem nicht für Andreas, für den immer alles rational sein musste.

„Ich, ich, ich, ich bin Doktah Dimodo!“, erklärte Janosch begeistert und hievte seine Arme gegen den Himmel. „Und, und, und ich ahrzte Dinooooohs!“

Kurz lies Andreas den Moment auf sich wirken und extrahierte alle Informationen aus Janoschs Erklärung. Er verstand sofort, dass er ein Arzt für Dinosaurier war.

„Ein Arzt für Dinosaurier also?“

„KENAU!“ Begeistert sprang Janosch ein Stück in die Luft.

„Doktor Dimodo!“ Andreas hatte eine kleine Idee für ein Spielchen, mit einer süßen Belohnung für den vermutlich süßesten Arzt der Welt. Doch die musste er sich erst verdienen. Gespielt dramatisch legte er seine Hände auf Janoschs Schultern. „Es ist ein Notfall!“

„POAH! WAAAAHS?“ Natürlich war der junge Arzt sofort Feuer und Flamme. Obwohl er nicht den hippokratischen Eid geschworen hatte, hatte sich Janosch der bedingungslosen Hilfe aller Dinosaurier verpflichtet. Andreas' Notfall stieß deswegen sofort auf offene Ohren.

„Ein junger...“ Andreas hatte es vergessen. Was für ein Dinosaurier war Albus noch gleich? „Austroraptor...? Ja! Austroraptor. Ein junger Austroraptor braucht dringend deine Hilfe, aber ich weiß leider nicht mehr wo er ist“, klagte Hagen dramatisch und sah seinen Jüngsten eindringlich an. „Schnell! Du musst ihn finden“

„AUJA!“ Nach einigen wenigen freudigen Sprüngen schwang sich Janosch in den Vierfüßler stand und verharrte kurz so. Überrascht sah Hagen seinem Sohn zu. Manchmal wurde er aus ihm nicht schlau. Eben war er noch ein Arzt und nun stand er auf allen Vieren. War er jetzt eine Art Spürhund?

„Ich, ich, ich...“, erklärte Janosch hastig, beendete seinen Satz aber erst mal mit einem Kichern. „Ich riech-hä Diiiiiinoooos!“ Wie ein Spürhund nahm der kleine Arzt die Witterung auf, indem er in verschiedenste Himmelsrichtungen schnupperte. Janosch war sich sicher, dass jeder Arzt dieses Talent hatte und so trug er in seiner Fantasiewelt nach wie vor seinen Arztkittel, ohne das sich sein Umfeld geändert hatte.

„Janosch...?“, fragte Hagen unsicher. Der kleine Junge hatte sich nun seit einigen Minuten nicht viel bewegt. Sah er wieder Monster? Bei dem Gedanken wurde es dem Professor nicht wohl in der Brust. Doch dann lies sich Janosch mit einem leicht traurigen Blick auf seinen nackten Hintern fallen. „Was ist los?“

„Ich, ich, ich, ich riech-hä kein Dinoooo“, klagte Janosch traurig und sah zu seinem Vater.

„Das kommt vor. Aber du bist doch ein guter Dinoarzt. Bestimmt hast du noch andere Fähigkeiten um ihn zu finden, oder?“

„POAH! JAAAAAAAAAAAA!“ Hagens aufmunternde Worte zeigten direkt Wirkung. In seiner typischen, wilden Art sprang Janosch in den Stand und rannte davon. Der kleine Arzt wusste, dass Dinosaurier Planschbecken liebten - also musste der hilfsbedürftige Raptor bei seinem Planschbecken sein. In wenigen Sekunden erreichte der Mediziner seinen Pool und wurde direkt in seiner Vermutung bestätigt. Obwohl Austroraptoren größer als Menschen wurden, ragte ein kleiner Austroraptorenkopf über den obersten Ring seines Planschbeckens. Doch Janosch störte sich daran überhaupt nicht. Für ihn waren seine Fantasiewelten immer realistisch, also stellte er diese Szene nicht in Frage.

„ALBUS!“, erkannte er den vertrauten Dinosaurier, der ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Becken stand.

„Janosch! Du musst schnell kommen“, erklärte der große Dinosaurier mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

„AUJA!“ Sofort rannte Janosch um sein Planschbecken, doch der freche Albus lief einfach mit um das Planschbecken, sodass der Rothaarige ihm keinen Schritt näher kam.

„POAH!“ Überrascht blieb der kleine Arzt stehen und sah zu Albus. „Das, das, das ist pfies!“, klagte er und rannte sofort auf Albus zu. Leider war der Dinosaurier sehr aufmerksam und rannte wie zuvor dem eifrigen Arzt davon. Wieder hatte der Dinosaurierexperte keinen Abstand gut gemacht.

„POAH ALBUS!“, rief Janosch leicht wütend, musste aber sofort wieder kichern. Er konnte seinem Dinosaurier nicht böse sein. Auch Helen musste leicht kichern. Sie war dieses mal Albus' Strippenzieher. Frech hatte sie das kleine Plüschtier ergriffen und ihn vor Janosch weg laufen lassen.

„Na los Janosch! Du musst mich fangen“, erklärte Albus fröhlich und ahmte Janosch nach, in dem es fröhlich auf der Stelle hüpfte. „Oder bist du etwa zu klein dafür?“, stachelte der freche Dinosaurier seinen Papa an. Helen war klar, dass Janosch jetzt ernst machen würde. Wenn er für etwas zu klein war, bemühte sich Janosch um so mehr um zu beweisen, dass er schon ein großer Junge war. Doch gleichzeitig war auch Vorsicht geboten, so gut man den kleinen Wildfang mit dem Satz motivieren konnte, so schnell konnten Situationen auch außer Kontrolle geraten.

„NAAAAAAAAAAAAAAAAAIN!“, rief Helens Söhnchen laut und hüpfte energisch auf der Stelle. Die kleinen und großen Zahnräder in Janoschs Kopf fingen sofort an zu rattern. Was konnte er bloß tun um Albus einzufangen? Vielleicht sollte er einen Zauber anwenden, doch dann fiel dem Jungen wieder ein, dass er ein Dinoarzt war und die konnten leider nicht zaubern.

„Naaa Janosch?“, stichelte Albus weiter und wedelte mit seinem Schwanz hin und her.

„POAH!“ Sofort kamen die eben noch aktiven Zahnräder zum Stillstand und Janosch rannte wieder auf seinen gefiederten, kuscheligen Kameraden zu. Darauf hatte Albus nur gewartet. Kaum setzte sich Janosch in Bewegung, rannte auch er wieder vor Janosch davon.

„Ach Ja....“ Bereit für einen neuen Spott sah sich der Austroraptor nach seinem Freund und Vater um. Aber Janosch war wie vom Erdboden verschluckt.

„Janosch?“ Albus gab es nicht zu, doch die Situation war ihm nicht geheuer. Kleine Dinoärzte verschwanden nicht einfach so! Langsamen Schrittes stapfte Albus über den Strand, der sich zu seinen Krallen erstreckte. Rechts das Meer und links weite, sandige Dünen – aber keine roten Haare. Anfangs bemerkte der Austroraptor nicht, wie der Wind von Seiten des Meeres zu nahm. Doch dann wehten frische Böen durch sein rotes, fasriges Federkleid. Die Zunahme des Windes konnte sich der große Saurier nicht erklären und wandte sich deswegen an den Ursprung der Winde: dem Meer. Doch das Meer gab sich einfach seiner ruhigen, gleichbleibenden Bewegung hin. Die Monotonie der Wellen beruhigten den Dinosaurier leicht.

Dabei entging es dem flauschigen Urzeitjäger, wie sich auch ihm ein dunkler, länglicher Schatten näherte. Obwohl der Schatten gewaltig war und Albus direkt auf das Meer sah, realisierte er den Schatten viel zu spät.

„Wa...“, verschlug es ihm die Sprache, als eine riesige Wassersäule vor ihm in den Himmel schoss. Jetzt war es zu spät. Wie Mario, erschien die Seeschlange nun auch dem armen Albus, welcher ängstlich zurückwich, seinen Blick aber starr auf der Bestie hielt. Langsam zogen sich die gewaltigen Wassermassen zurück und präsentierten erneut die Seeschlange. Mit einem furchteinflößenden Brüllen verkündete sie ihre Anwesenheit. Der donnernde Laut schüchterte Albus sehr ein. Während man den Straußen nach sagte sie würden ihren Kopf in den Sand stecken, praktizierte Albus aus Angst diese Technik wirklich. In einer beeindruckenden Geschwindigkeit steckte er seinen spitzen, länglichen Kopf in den Sand und hoffte zitternd, dass die Bestie jetzt endlich verschwinden würde. Dabei entging ihm leider, wie Janosch triumphierend auf dem Kopf der Seeschlange stand und sie an ihren Barthaaren lenkte, wie ein Pferd an seinen Zügeln.

„Hihihihih“, kicherte Janosch vergnügt über Albus Feigheit und lies sich bequem von der Seeschlange zu seinem Freund tragen.

Außerhalb seiner Fantasiewelt war der kleine, nackte Junge in sein Planschbecken gesprungen und hatte so die Strecke zu Albus abgekürzt. Prinzipiell hinderte das Helen nicht daran Albus noch einmal weglaufen zu lassen. Aber sie war so beeindruckt von Janoschs Idee, dass sie ihm den Trick durchgehen lies. Ansonsten wäre er vielleicht zu entmutigt und das wollte sie nun auch nicht.

„Du, du, du, pist pfohl ein Pfeigling“, betitelte Janosch vergnügt seinen dinotastischen Freund und stieg vom Kopf der Seeschlange. Zögerlich hob Albus seinen Kopf und schielte den Jungen verlegen an.

„Ich... hatte Angst...“, gab er beschämt zu, ehe er von seinem Freund liebevoll in den Arm genommen wurde. Dafür hatte Janosch den Dinosaurier einfach wieder geschrumpft. Nicht nur in seiner Fantasiewelt kuschelte der liebevolle Dinovater mit seinem Dinosaurier, auch in der Realität drückte er sein geliebtes Kuscheltier an seinen nassen Bauch. Manchmal brauchte es nicht mehr den Rothaarigen fröhlich zu machen. Sein Gesicht wurde von einem zufriedenem, leicht gemütlichen Blick geziert, der deutlich machte, dass ihm alle Reichtümer der Welt gestohlen bleiben konnten. Er hatte seinen Albus. Seinen Beschützer auf Lebenszeit und seinen flauschigsten Freund.
 

„Du Janosch...“, fiepte der Dinosaurier und rieb seinen Kopf an Janoschs Köpfchen. „Ich habe einen Schatz gefunden“ Helen mischte sich in die herzliche Situation, die auch ihr Herz mit Freude erfüllte, nicht sonderlich ein. Aber sie wollte, mit Hagen, Janosch den späten Nachmittag versüßen und so musste Albus leider die Situation auflösen, indem er von seinen Schatz berichtete. Bei dem Wort 'Schatz' wurde der eingefleischte Schatzsucher in Janosch geweckt.

„POAH! WO DÄHN?“, fragte er aufgeregt und sprang in den Stand. Mit Albus im Arm hatte es sich der kleine Mann auf dem Rasen bequem gemacht, doch jetzt galt es einen Schatz zu finden.

„Da drüben. Ich zeig's dir, ja?“

„AUJA!“

Mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht übernahm Helen wieder die Rolle des Dinosauriers und lies die Urzeitechse vor rennen. Sie wollte sich ein kleines Wettrennen mit ihrem Sohn liefern, der natürlich sofort darauf einging.

„POAH!“, rief Janosch erstaunt, rannte dann aber ohne große Worte dem roten Dinosaurier nach, unterstützt von einem Kichern, dass nur von ihm stammen konnte. Es war schwer vorstellbar, dass sich so eine Frohnatur von Monstern einschüchtern lies. Nach einem kurzen Wettrennen, das Janosch gewann, kamen die Beiden vor der Terrassentür an. Doch in Wahrheit war es nicht die Tür zu ihrem Wohnzimmer.

„POAH! POAH! POAH!“ Das Erstaunen des kleinen Abenteurers lies sich mit jedem 'POAH' deutlich fühlen. Die grünen Augen des Jungen nahmen eine beeindruckende, runde Form an und ein klares Glitzern war zu erkennen. „EIN, EIN, EIN TÄMPÄL!“

Das Haus der Familie Berger hatte sich in einen goldenen, glitzernden Tempel verwandelt. Der torlose Eingang wurde von einem Rahmen umgeben, auf dem die Intarsien von langen Schlangen und feuerspeienden Drachen geritzt waren. Hinter dem beeindruckenden Eingang erstreckte sich ein gewaltiger, boxartiger Komplex aus dem hohe Türme ragten, die im Vergleich sehr dünn wirkten. Auf dem Komplex thronte eine Kuppel. Zusammengefasst erinnerte der Tempel stark an den Taj Mahal.

„Beeindruckend oder?“

„JA! PFOHL!“, gab Janosch lautstark von sich.

„Aber das Beste kommt noch“, versicherte Albus und deutete mit seinem Kopf auf eine kleine, erhabene Fläche vor dem Eingang.

„Was das?“

„Der auserwählte Abenteurer muss auf diesen magischen Kreis treten, damit ihm der große Schatz zu teil wird. Wenn er jedoch nicht der Auserwählte ist, fällt er in eine Grube voller giftiger Schlangen“

„Ihhhhhh!“, lies Janosch verlauten, ohne sich vor Schlangen zu ekeln. Es war ein Ausdruck von Furcht, doch schnell packte den ehemalige Dinodoktor sein Mut. Kurz atmete er durch, dann trat Janosch sicheren Schrittes auf den magischen Kreis. Er versuchte dabei ernst zu sein, doch sein fröhliches Strahlen siegte über den Ernst.

Der magische Kreis fing an zu drehen und erstrahlte in einem hellen, goldenem Strahlen.

„Das glaub ich nicht!“ Erstaunt starrte Albus auf das Spektakel. Janosch schien tatsächlich der Auserwählte zu sein! Wie von Geisterhand und scheinbar aus dem Nichts stieg ein dunkelblaues, edles Gewand aus dem Himmel. Gespannt von unsichtbaren Händen legte sich die edle Kleidung auf die Schultern des verdutzen Kindes. Von magischen Impulsen geführt hoben sich die Ärmel des teuren Kleides und Janosch schob intuitiv seine Arme hindurch. Kaum konnte er seine Arme senken, zog sich der Mantel vor ihm zu und ein dunkelblaues Band hielt die beiden Hälften zusammen.

„POAH!“ Begeistert von seinem edlen Gewand drehte sich der Rotschopf auf einem Fuß und sah dann zu Albus. „SCHAU MA! SCHAU MA!“ Vergnügt hüpfte der kleine Flummiball auf und ab und genoss den beeindruckten Blick von Albus.

Das magische Einkleiden hatte nicht Helen zu verantworten, sondern Hagen. Während seine Frau und sein Jüngling zusammen spielten, hatte er Janoschs blauen Bademantel geholt. Ursprünglich war das nicht mehr nötig gewesen, weil die Sonne den Körper des Kindes gut getrocknet hatte. Doch durch seine Abkürzung war der Bedarf eines Bademantels wieder da. Das bedeutete aber nicht, dass Janosch sein Planschbecken nicht mehr aufsuchen würde. So schnell er seinen kleinen Mantel an hatte, so schnell lag dieser wieder auf dem Boden oder schlimmer – im Planschbecken.
 

Auch Albus war urplötzlich in ein blaues Gewand gekleidet. Das hatte der kleine Janosch zu verantworten. Wenn er so ein tolles Kleidungsstück tragen durfte, musste auch sein Begleiter in diesen Genuss kommen.

„Pin, pin... BIN! Bin ich Köhnik?“

„Ja Janosch. Du bist der König über diesen Tempel“

„COOOOOOOOOOL!“, begeistert stürmte der frisch gebackene König in sein neues Reich. Albus folgte ihm sofort und schnitt dem Adligen den Weg ab.

„Jeder König muss noch das heilige Zepter entgegen nehmen“

„Ein, ein, ein Zäptah?“ Mit einem klischeehaft geöffnetem Mund starrte Janosch seinen Dinosaurier an, ehe seine Fantasiewelt einen großen Riss bekam. Ohne, dass Splitter entstanden zog sich der Riss in seiner Welt auf und präsentierte dahinter seinen Vater, der immer noch mit seiner Badehose und seinem Shirt gekleidet war. Durch den magischen Spalt musste der kleine Fantasierer sich keine Rolle für seinen Vater überlegen, obwohl er anwesend war.

„Duuuuu! Paaaapi! Was, was, was ist ein Zäptah?“

„Ein Zepter“, startete der Professor seine Erklärung ohne sich die Mühe zu machen Janoschs Aussprache zu korrigieren, „Ist eines der Königsinsignien und ist meistens ein Stab aus wertvollem Metall. Herrscher wie Könige, Kaiser und Fürsten haben Zepter getragen. Auf ihrer Spitze ist immer ein Symbol, zum Beispiel ein Adler oder so“

„POAH! COOOOL!“ Wie üblich war Janosch schwer begeistert und umarmte in seiner Welt, wie auch in der Wirklichkeit seinen Vater liebevoll. „DAAAANKEEEEE PAAAAAAAAPIII!“

Helen konnte sich ein munteres Kichern einfach nicht verkneifen. Ihr Mann war durch und durch ein Lehrer, sein neuer Job wäre also perfekt für ihn.

„Kein Problem mein Feuerwehrautochen“ Fröhlich fuhr Andreas mit seiner Hand durch die wuscheligen Haare seine Sohnes. Obwohl er die herzliche Umarmung jedes Mal sehr schätzte, wollte er seinen Wirbelwind nicht zu lange vom Spielen abhalten. Er wusste um was es sich bei seinem Zepter handelte und so freute sich Andreas schon auf das Strahlen seines Sohnes.

„Willst du nicht schnell dein Zepter ergreifen? Albus weiß wo es zu finden ist“

„AUJA!“ Die Idee gefiel dem kleinen Wildfang sehr gut. Noch einmal drückte er seinen Papa fest, ehe er seine herzliche Umarmung löste und den Spalt in die Realität wieder schloss.

„Albus! Zeikst du mein Zäptah?“

„Natürlich“ Albus lief wieder zu Janosch und ging vor ihm die Hocke. Obwohl es nicht weit zum Zepter war, wollte er seinen König dahin tragen. „Steigt auf meine Majestät“ Eigentlich mochte der junge Mann es lieber ein Ritter zu sein, aber gerne genoss er auch die Privilegien eines Königs und stieg deswegen sofort auf Albus. Wie bei einem Pferd lies der Adelige seine Beine seitlich herunterhängen, nur die Sporen musste Janosch nicht geben, den Albus lief bereits von sich aus los. Eine lange Strecke legten die Beiden aber nicht zurück, dennoch musterte Janosch die neue Umgebung genau. Er war nun der König über dieses faszinierende Reich und musste deswegen natürlich die abgelegensten und hintersten Winkel kennen. Nach wenigen Minuten erreichten die beiden Adeligen den Zeremonieraum. Albus wusste, dass hier die Krönung seines Freundes zu ende gebracht werden würde und trat dafür vor eine große, längliche Truhe aus massivem Stein. Das Gebilde war aus einem Guss und mit einem großen Sonnensymbol verziert. An der untersten Kante, die direkt zum Boden stand, waren alle bisherigen Könige verewigt worden obwohl nicht genug Breite vorhanden war um sie vollständig in das Gebilde einzumeißeln. Dennoch erkannte Janosch jeden einzelnen König, als hätte er sie noch selbst miterlebt.

„König Janosch... Ihr erhaltet jetzt Euer Zepter“, verkündete Albus und schritt von dem Sarkophag zurück, während sich dieser langsam öffnete, als wäre die große Steinplatte eine einzelne Schranktür. Nur knapp schwenkte die Platte an Albus' Schnauze vorbei. Das Innere des Steingebildes erfüllte den Raum mit einem hellen Strahlen, welches Janosch sehr blendete. Dennoch konnte er seinen Blick nicht abwenden und sah nur schemenhaft, wie das königliche Zepter aus dem Inneren herbeigeflogen kam. Wieder von Geisterhand schwebte es auf den jungen König zu und platzierte sich direkt in seiner Hand. Schlagartig schloss sich der Sarkophag wieder und Janosch konnte endlich die komplette Schönheit seines Zepters genießen.

„COOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL!“ Ein überaus fröhliches Strahlen zierte sein Gesicht. Er liebte sein Zepter! So sehr, dass sich plötzlich alle seine Gedanken nur noch um die königliche Insignie drehten. Langsam baute sich seine Fantasiewelt ab und der kleine Junge fand sich in der häuslichen Küche wieder. Sein Zepter zerfiel langsam zu einem Eis, seinem Lieblingseis! Ein super süßes Kaktuseis. Janosch liebte dieses Eis. Einmal gefielen ihm die unterschiedlichen Farben, dann die grüne Schicht mit knusprigen Brausekügelchen und zu guter Letzt natürlich der Geschmack.

„DANKEEEEE MAAAAAAAAAAAAMIIIIIIIIIIIII!“, rief Janosch begeistert und fing sofort mit dem Verzehr seines Eises an. Dabei blieb er aber nicht stehen. Jasmin musste auch sehen, dass er ein super leckeres Eis bekommen hatte. So schleckte der Junge im Bademantel mit seiner Rechten sein Eis, hielt in seiner Linken seinen geliebten Albus und lief begeistert in Richtung Garten. In solch Momenten zeigte Janosch erstaunliche Multitaskingfähigkeiten, denn obwohl sich seine Gedanken jetzt nur noch um sein Eis drehten und auch sein Blick auf diesem ruhte, fand er ohne anzustoßen seinen Weg.

„JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAASMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Sternengaukler
2013-08-30T23:20:48+00:00 31.08.2013 01:20
ich bin ehrlich. mir fehlt die zeit das alles durchzulesen :( aber ich habs mal überflogen. es ist leicht verständlich und detailiert genug geschrieben, worauf ich als hobbyleser viel wert drauf lege. kritik an sich kann ich nicht direkt geben. klar hier und da maln schreibfehlerchen aber das passiert jedem, auch mir. mach ruhig weiter so :)
Von:  Linchan
2013-04-13T12:52:11+00:00 13.04.2013 14:52
Yaaay durch :D

Ich mag Janoschs Fantasiewelten, die sind cool. Und dadurch dass zwischendurch immer geklärt wird, was jetzt in der Fantasie und was in echt los ist, hat man auch eine gute Vorstellung davon, denke ich :D Hahaha Frank, der böse Saurier of doom xD Epischer Name xD Wie Janosch die Feinde abgestochen hat fand ich zuerst komisch, eben weil es echt brutal ist, aber das wrde dann ja entschärft, ich denke das ist realistisch so^^

Dieses Skelett ist derbe gruselig.... auch dass es so schweigsam ist und dann schmilzt und, Gott, das war total unheimlich o.O Ich hätte auch Angst gehabt, ich verstehe Janosch q.q Ich fand diese Beschreibung wie er panisch wegrennt und irgendwie alles auseinander fällt und so toll gemacht, man hat einfach richtig gemerkt dass es eine Angst-Szene ist, die Stimmung kommt toll rüber^^ Und och, ich hab mich so gefreut als es vorbei war, der arme Janosch q____q

Und dann kam der namenlose Freund, der ist so niedlich xD Wie die reden, wie sie so begeistert sind, das war einfach so süß! xDD Und wie sie dann Albus suchen und zwischendurch immer wieder vergessen, dass sie das tun, weil sie erst Zauberstäbe und Schwerter brauchen und so... das ist total witzig, Kinder sind einfach echt so xD Ich finde, du kannst Kinder wahnsinnig toll beschreiben, wie sie sich verhalten, wie sie denken, wie sie reden und so :D *lob*

Und die Aktion mit den Zwergen war toll xD Die Idee mit dem Tornado war echt cool, und dieses Bild, wie die da rumgehopst sind und so, das muss in der Realität irre witzig ausgesehen haben xDD hahaha xD Schön, dass Andreas Janosch am Ende noch gefunden hat und wir auch den Namen des Lotos-Ritters erfahrne haben. xD Würd mich interessieren wie der auf Lotos kommt und wieso sein Vater ihn so nennt xDD Okay, wenn man Lian chinesisch ausspricht (also so Liänn, quasi ^^') bedeutet es Lotos oô Aber er ist blond, er wird ja wohl kein Chinese sein xD Aber vllt kann sein Vater chinesisch? o.o ich bin gespannt^^
Von:  Linchan
2013-03-16T23:40:58+00:00 17.03.2013 00:40
Boah! ich hatte völlig verdaddelt dass ich das doch lesen wollte!! q___q Es tuht miarh laaiiidh q____q *schreibt Mongo*

Es ist echt spannend mit Janoschs Fantasien o.o Diese Randomeinwürfe mit den Schatten sind richtig gruselig.... man merkt immer wenn ein Monster kommt, dass es gruselig wird, es kommt sofort diese bedrohliche Stimmung auf o.o Find ich gut :3

Die Beschreibung vom Haus und von Janoschs Zimmer war auch gelungen, ich zumindest habe eine gute Vorstellung wie es aussieht, ohne dass die Beschreibung zu langatmig geworden wäre. Vor allem das Kinderzimmer muss sowas von cool sein, ich hätte als Kind sicher auch gern so eins gehabt :D Wobei ich den Dinoflash erst etwas später hatte, ansonsten, ein Zimmer auf Elefanten und Dschungel ausgelegt oder so wäre perfekt für mich gewesen. Ich liebe Dschungel :D

Mich hat verblüfft dass Janosch lesen kann - auch wenns nur sein Name war, okay, den lernen Kinder dann ja vllt schon früher... aber mit vier schon? oô Also, vllt erkennt er irgendwie am Aussehen der Buchstaben zusammen, dass das sein Name ist, ich könnte mir vorstellen dass ein kleines Kind sowas eher als Bild mit bestimmter Strichfolge betrachtet als als einzelne Buchstaben... aber ich weiß es nicht besser^^ Ich bin nur sehr sicher, dass ich mit vier noch nicht lesen konnte. Mit fünf, glaube ich, aber schon, auf jeden Fall habe ich vor der Schule gelesen und geschrieben oô... ach Wayne.

Übrigens sind das Springen zwischen den Zeitformen und die Rechtschreib/Tippfehler besser geworden, Fehler waren nur wenige und Zeitsprünge so gut wie keine, glaube ich oô

Das Ende mit der Fantasiewelt und dem Zaun war cool, und es macht es auch spannend, wie es wohl weitergeht :D Wie er die Dinos retten wird, ob er es schafft, wie weit er wegläuft, ob er viel Ärger bekommt, ob vllt sogar wieder Monster auftauchen da draußen :O ..... und die "Verwandlung" der Umwelt hat mir auch gefallen :3 Albus ist übrigens voll cool ♥ Wie er Janosch (mann ich will immer Ianus schreiben x___x... damn it.) beschützt hat und so, er ist cool. Ich bin sein Fan :D

Also öh, endlich, besser spät als nie, ein Kommi. Yeahr. :D
Von:  Fairytale_x3
2013-01-13T20:11:01+00:00 13.01.2013 21:11
Hallo :)

Ich kann mich meinen Vorrednern in den meisten Punkten anschließen. Die Rechtschreibung hat mich jetzt persönlich z.B. schon gestört, mir sticht sowas immer gleich ins Auge und mal kann ich da drüber hinwegsehen, wenn eine Story aber gespickt davon ist, würde ich sie irgendwann wegklicken ;)

Ich war ein wenig irritiert, dass das Kind ehrlich Janosch heißt. Ist jetzt ja nicht sooo ein gängiger Name (ist das überhaupt ein richtiger?)
Und auch die Länge war mir für einen Prolog absolut unpassend. Ein Prolog muss kurz, präzise und spannend sein, den Leser ansprechen und Lust auf mehr machen. Dein Anfang dagegen zieht sich in meinen Augen für den Leser endlos dahin und dann auch noch mit eher langweiligen Szenen die einen großen Teil einnehmen ;)

Janosch's Phantasieeindrücke dagegen fand ich wirklich spannend und auch sprachlich sowie bildlich gut dargestellt, man konnte beim lesen praktisch miterleben.

Die Idee an sich find ich nicht schlecht (wäre jetzt vielleicht nicht ganz mein Genre^^) aber wie Sushi schon gesagt hat musst du in jedem Fall an deiner Form arbeiten, dein Schreibstil gefällt mir, aber er ist wie ein Rohdiamant den man noch schleifen muss, such dir am besten einen Betaleser. Und dann solltest du versuchen deinen Text von überflüssigen Füllwörtern zu befreien, du wirst sehen, dann klingt er an manchen Stellen schon viel besser ;)

liebe Grüße
Fairy
Von:  Linchan
2013-01-04T14:25:29+00:00 04.01.2013 15:25
Im Prinzip kann ich mich in allen Punkten meinem Vor-Kommischreiber anschließen^^ Vielleicht wäre ein Betaleser ganz gut, das vermeidet eben Tippfehler oder Kommafehler^^ Vor allem am Anfang waren da schon unnötig viele, auf die Dauer irritiert das beim Lesen.^^

Mir hat der Anfang mit dem Dialog gefallen, und mich hat es auch nicht gestört, dass man nicht merkt wer jetzt genau was sagt, das spielt keine Rolle. Aber ich mag generell Geschichten, die mit einem Dialog anfangen, es macht neugierig und wirft einen direkt ins Geschehen^^

Das mit der Rückblende ist an sich eine coole Idee :3 Nur, wie schon gesagt wurde, es war etwas irritierend, das Hin und Her zwischen Vergangenheit und Gegenwart - was ebentuell abhelfen könnte, ohne dass du viel ändern musst, ist, wenn du den Flashback im Plusquamperfekt schreibst, also der Vergangenheit der Vergangenheit. Dann wird deutlich, dass das, was da erzählt wird, die Story mit dem Wolkenpalast und alles, eben in der Zeit in der Jasmin sich erinnert schon vorbei ist, also Vergangenheit ist^^ Oder, wenn du die Zeit nicht ändern willst, könntest du auch alles, was Flashback ist, einfach kursiv machen. Ich persönlich fände Plusquamperfekt aber eine schönere Lösung. Bei so etwas könnte eventuell eben auch ein Betaleser helfen. So als Beispiel, da würde dann der erste Satz des Flashbacks so werden:

Statt
"Es war am Anfang des Jahres, es lag noch Schnee, Jasmin erinnerte sich noch gut daran. Janosch wollte unbedingt im Schnee spielen, aber sie wollte lieber mit Erika telefonieren."

"Es war am Anfang des Jahres gewesen, es hatte noch Schnee gelegen, Jasmin erinnerte sich noch gut daran. Janosch hatte unbedingt im Schnee spielen wollen, aber sie hätte lieber mit Erika telefoniert gehabt."

Janoschs Sprachfehler wird jedenfalls sehr deutlich xD Ich finde das interessant, am Anfang vllt gewöhnungsbedürftig, aber durchaus passend und ein echt cooler Einfall :3 Wie schon gesagt wurde, die Beziehung zwischen Jasmin und Janosch kommt sehr gut und innig rüber, ich finde es immer toll, wenn Geschwister sich so nahestehen^^ Du hast auch so deine Prinzipien, was? xD Weil in jeder deiner Stories es ein älteres Kind und ein sehr viel jüngeres Kind gibt, Ianus und Alex haben denselben Alterunterschied und bei Linus (auch wenn der nicht wirklich verwandt war mit der Familie) war es auch ähnlich xD Ich finde das cool, so dieses immer wiederkehrende in all deinen Stories :3 Ich hab solche Sachen auch, die es in jeder meiner Geschichten wieder gibt xD

Das mit den Monstern hat mir auch gefallen^^ Janoschs Panik-Attacke da im Auto kam gut und authentisch rüber, wie er auch erst mal gar nicht reagiert und dann erst von Jasmin aus dem Wahn gerissen werden muss... der arme Kleine óò Und das Ende war ja dramatisch, es macht es spannend! :3 Also, mach hier ruhig mal weiter :3
Von:  sunshishi
2013-01-03T18:20:29+00:00 03.01.2013 19:20
Hallo Jaberwocky,


die Überschrift ist ein verwirrender Einstieg - weil sie so falsch klingt. Gleichzeitig möchte ich wissen, ob das Absicht ist, weil du ja sagtest, dass Janosch einen Sprachfehler hat^^
Die Verwirrung wird aber erstmal mehr, da ich bei dem Eingangsdialog überhaupt nicht weiß, wer da mit wem spricht. Vielleicht wäre es etwas hilfreicher mit ein paar Namenszuordnungen.
Ich finde den Einstieg über Jasmin gut, nur leider sind in dem Absatz einige Kommafehler und Füllwörter.
Ist "Präsentation" denn nicht das Gleiche wie "Auftreten"? Oder meinst du die Präsentation seines Unterrichtsstoffes/Wissensgebietes? Weil man doch sagt, dass man sich selbst präsentieren kann...
Einen Rückblick finde ich auch toll, weil man so etwas mehr über die Personen und das Umfeld erfahren kann. Allerdings wiederholst du dich da gleich: Jasmin erinnerte sich noch gut/genau.
Grundsätzlich benutzt du oft gleiche bzw. gleichklingende Sätze, was ich persönlich nicht so mag. Aber vielleicht beabsichtigst du ja etwas damit.
Hm, dass diese Rückblende unterbrochen wird, finde ich nicht so toll. Dadurch stockt der Lesefluss. Auch wenn du das prima gelöst hats, durch die einleitenden Sätze, aber durch den ständigen "Ortswechsel" kommt mein Gehirn ins stocken. Rein theroretisch könntest du mit dem Rückblick auch nach Dieser Umzug... beginnen. Da könntest du auch noch vorher die Sache mit Albus einbauen. Lass sie ruhig erst einmal ausgiebig ihren Bruder betrachten - mit allem drum und dran. Dann hat auch der Leser Zeit, sich in die Geschichte zu finden. Oder du erzählst die Rückblende erst komplett zu Ende, bevor du ins Hier und Jetzt zurück kehrst.
Der Rest mit dem Wolkenpalast gefällt mir erstmal sehr gut, aber du musst wirklich mehr darauf achten, dass du im "normalen" Text korrekt schreibst. Es sind noch viele Kommafehler drin und Tippfehlerchen. Dadurch, dass Janosch ja seine eigene Sprache hat, kommt man da leicht durcheinander. Und ich halte es für wichtig, dass sich Janoschs Sprache von Rest der Geschichte abhebt.
Aber mir gefällt die Beschreibung der Fantasiewelt sehr gut^^ Und ich finde auch, dass die Beziehung von Janosch und Jasmin da endlich mal richtig zur Geltung kommt^^
Die Monster hast du auch toll eingebaut. Nach der Ankündigung durch den Papa wirken die Monster noch bedrohlicher und du hast das richtig gut rüber gebracht - auch wie Janosch darauf reagiert.
Ich find's toll, dass Jasmin ihn nach dem Aufwachen erstmal ablenkt. Wieder zeigt sich die tiefe Bindung zwischen Schwester und Bruder. Ich hab fast den Eindruck, die ist stärker, als zu seinen Eltern... Ist das so oder täusche ich mich, weil die selbst noch nicht so zu Wort gekommen sind?
Ui, die Drachen sind echt gruselig. (Fachsimpelmodus on) Aber dass Jasim den kleinen Kopf ihres Bruders ruppig packt, hoffe ich nicht. So schmale Kinderhälse sind doch empfindlich. Und gerade Drehungen sind für eine zarte Halswirbelsäule nicht ungefährlich (Fachsimpelmodus off).
Oha, ein Schatten bleibt. Du machst es schön spannend am Ende^^

Insgesamt ein gelungener Einstieg deiner Geschichte, aber du musst dringend mehr an der Form arbeiten, sprich Rechtschreibung und Grammatik. Sonst wird es für die Leser zu anstrengend, dien fantasievollen Abenteuern von Janosch zu folgen. Und es wäre doch schade, wenn Janosch nicht ein paar Fans bekommen würde^^


Liebe Grüße
SuShi


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