Zum Inhalt der Seite

Dem Tode so nah

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

„Was machen wir eigentlich, wenn die Cops doch zu der Ansicht kommen, dass ich für Marias Mord verantwortlich bin?“

„Dann tauchst du unter und wartest bis sie alle tot sind.“

„Fürchterliche Vorstellung!“ Heero schüttelte sich und blinzelte. „Kann ich ihre Erinnerungen nicht löschen?“

„Nicht ohne mindestens 100 Jahre Übung!“

Er grummelte und zog die Nase kraus. „Dann muss ich ja doch diesen Idioten fragen…“

„Du meinst Treize?“

„Welchen Idioten kenne ich sonst noch, der das könnte?“

„Na ob er dir hilft, wenn du ihn so nennst?“

Heero zuckte mit den Schultern. „So lange er mich so verkloppt!“

Mitfühlend wurde der Vampir gedrückt. „Das Training dauert bestimmt nicht mehr ewig.“

„In einem der Momente bevor ich K.O. ging, hörte ich ihn mal so was sagen wie, dass er mich besonders hart rannehmen würde, da ich Wufeis letztes Kind sei und er ihm alle Ehre machen wollte. Aber auch so was wie, dass er dessen Wunsch entsprechen wollte, auch wenn ich keine Ahnung habe, was er damit meint.“, maulte der Jüngere mit der Andeutung, dass es wohl länger dauern würde, als Duo ahnte.

„Sie meinen es beide nur gut mit dir“ versicherte ihm der Langhaarige da erst einmal sanft.

Heero brummte. „Dann sollten wir bald zurück, damit er mich weiter windelweich prügeln kann!“

„Ich bin ja da um dich wieder zusammen zu flicken“ versprach Duo ihm zärtlich.

Eine seltsame und fremde Wärme umfing Heero als er diesen Blick erwiderte und er senkte mit einem Schlucken seine Lider. „Ja…“
 

Aufmunternd drückte Treize Wufeis Hand, als sie den unterirdischen Palast durch einen versteckten Eingang betraten. Doch im Gegensatz zu ihrem Abgang, war ihr Wiederkommen sofort mit Aufmerksamkeit versehen und jeder der in der Nähe war kam zu ihnen. Normalerweise würden sich Wufeis Untergebene ihm nun zu Füßen werfen und dann unterschwellig Kritik üben, doch diesmal erstarrten sie nur und starrten das Paar fassungslos an.

Nicht nur, dass das Sippenoberhaupt ihre Berührung hielt und seine Hand somit nicht von Treize löste. Nein, der deutlich Geruch ihrer nun offiziellen Verbindung war so klar, als hätte sie gerade erst stattgefunden und würde wohl niemals wirklich abnehmen.

Niemals zuvor hatte es ein Sittenoberhaupt gewagt jemanden zu heiraten, der so weit von seinem Stand entfernt war und dann nicht einmal wirklich zum Clan gehörte.

Wufei fing die Gedanken einiger seiner Untergebenen auf und bedachte daraufhin jeden einzelnen mit einem strengen Blick. „Die meisten von euch wissen nicht einmal wie es vor mir war und sie haben auch nicht genügend Willen um alt genug zu werden um zu erfahren, wie es vielleicht einmal nach mir sein wird. Sie wissen nur, was man ihnen mündlich überlieferte. Deshalb ist es lediglich nun offiziell was Treize in meinem Namen und auf meinem Befehl macht und es wird sich nichts ändern.“ Er sah zu dem blonden Franzosen hinauf. „Und was das Gerücht um meine Entführung betrifft. „Ich bin wieder da und wohlauf, es rührt mich sehr, dass ihr euch um mich sorgtet!“

Anstatt die Antworten der Untertanen abzuwarten setzte Treize sich in Bewegung und führte Wufei zurück zu dessen Gemächern. Wie ein Vorhang teilte sich dabei die Menge, die sie umringt hatte. Schweigend ließ sich der Ältere führen und sah sogar aus der jüngeren Vampirgeneration positiven Neid auf Treize. Der schien regelrecht unbekümmert durch all die Blicke und ging mit seinem üblichen leichten Lächeln seines Weges.

Als sie dann aber die Tür zu Wufeis privaten Gemächern hinter sich zugemacht hatten und nur die wenigen, handerlesenen Dienerinnen, denen sie blind vertrauen konnten, anwesend waren, kam ein jämmerliches Geräusch aus dem Körper des Sippenoberhauptes.

„Wufei“ sprach Treize da sanft auf ihn ein. Doch dieser legte ihm eine Hand auf die Brust und schob ihn etwas von sich weg. Außerdem senkte Wufei seinen Kopf und drehte sich weg.

„Lass mich jetzt!“

„Drache?“ An der Körperhaltung konnte Treize sehen, dass Wufei Schmerzen hatte, dennoch trat der Ältere sogar noch von ihm weg.

„Du musst dich fertig machen. Das Kind ist fort und kommt gleich wieder, damit ihr üben könnt!“

„Willst du mir Sorgen machen?“

Wufei knurrte gefährlich und hielt sich nun den Bauch, bevor er ohne zu antworten zu einer kleinen und mehr als unscheinbaren Tür ging, die sogar hinter einem aufgehängtem Tuch versteckt war. War es nämlich so, dass ein Vampir, je älter er wurde, die menschlichen Nahrungsmittel immer schlechter vertrug und die Zuckerwatte endlich ausgestoßen werden musste.

„Oh!“ Jetzt verstand Treize, was für Schmerzen sein Liebster hatte und hielt sich diskret zurück. Er selbst würde noch ein wenig mehr Blut brauchen, um sein menschliches Verdauungssystem in Gang zu bringen. Zu seinem Glück hatte er aber auch nur von der Zuckerwatte probiert und würde, wenn überhaupt, nicht viel ausscheiden.

Natürlich verstanden auch die Dienerinnen die sich ungesehen aber immer in der Nähe aufhielten um auch ungesagte Wünsche zu erfüllen. Deshalb zog sich eine von ihnen vollständig zurück um den erwählten Spendern Bescheid zu geben
 

„Meine Güte, was für eine Aufregung!“ lachte Duo, als er und Heero nur kurz nach den ersten Beiden zurückkehrten.

Extrem unruhig, weil seine Instinkte Alarm schlugen, versuchte sich der Vampir zu beherrschen. „Was ist hier los?“

Duo zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wufei ist jedenfalls wieder da, das kann ich spüren.“

„Ich will zu ihm!“, verkündete Heero, der als jüngstes Sippenmitglied noch den engsten Kontakt zu seinem Schöpfer hatte und somit hoffte, dass er sich beruhigen konnte.

„Wenn du willst.“ Duo nahm seine Hand und führte ihn die Gänge entlang, in denen es nur so von aufgeregten Vampiren wimmelte.

„Ja, das will ich!“ Aufmerksam folgte Heero ihm und behielt die um sie herumwimmelnden aufmerksam im Auge. Es war deutlich wann sie Wufeis Räume erreichten, da diese von Wachen geschützt waren. Ein Blick von Duo aber veranlasste diese die Türen zu öffnen. Im inneren des ersten Raumes entspannte sich Heero sogleich etwas, da er Wufeis Nähe spüren konnte, dennoch runzelte er verärgert die Stirn als er Treize sah. „Was ist hier los?“

Der Franzose saß auf Wufeis Bett und las dort scheinbar ein Buch, von dem er nun aufsah. „Ah, da seid ihr ja wieder!“

„Wo ist das Kind?“, fragte Heero hingegen weiter und versuchte den Gesuchten selbst ausfindig zu machen, indem er all seine Sinne dafür einsetzte.

„…An einem sehr privaten Ort.“

Der jüngere knurrte und fand endlich die Tür, hinter der sich sein Herr befand.

„Heero!“ hielt ihn da Duos Stimme auf, bevor er die Tür aufreißen konnte. „Ich würde das lassen!“

„Was?“, fragte der Vampir nach und fühlte sich gleich ruhiger, als er Duo in die Augen sah.

„Er reißt dir den Kopf ab, wenn du da rein platzt.“

„Ok…“ Langsam kam er wieder zu Duo und begann dabei Treize zu mustern, der einen neuen Geruch an sich hatte.

Auch dem Engel war das nicht entgangen. „Jetzt versteh ich, warum hier alle so aufgeregt sind!“ Der Franzose zeigte ein selbstgefälliges Grinsen, was noch größer wurde, als Heero noch mehr schnupperte.

Auch Duo konnte das Grinsen nun nicht mehr unterdrücken. „Das ihr so was anstellt…“

„Keine Hinweise geben!“

Sofort knurrte Heero wieder. „Du riechst neu und er…“ Dabei deutete er beleidigt auf Duo. „…weiß warum!“

„Definiere mir das neu und ich sage dir warum.“

Wütend drehte sich Heero zu dem Todesengel. „Sag es mir!“

Verärgert über seinen Tonfall blitzen Duos Augen auf, doch es war Treize der sprach: „Erhebe deine Stimme nicht gegen ihn, sondern nutze deine Sinne!“

Der junge Vampir verzog sein Gesicht und drehte sich beleidigt weg. Dabei versuchte er auch seine Wut unter Kontrolle zu bekommen und als er das nach ein paar Minuten geschafft hatte, schloss er konzentrierend die Augen. Ganz automatisch fixierten seine Sinne für einen Moment Duo, bevor er sie auf Treize zwang, um dessen neuen Geruch genauer wahrzunehmen.

„Du riechst nach dem Kind!“, presste er schließlich hervor.

„Richtig“ lobte Treize ihn da lächelnd. „Wufei hat mich als Seins markiert.“

Überrascht, dass er nun tatsächlich eine Antwort bekam drehte sich Heero wieder um, ignorierte Duo aber konsequent. „Warum das?“

„Als Beweis für unsere innige Freundschaft.“

Heero nickte skeptisch, denn er glaubte, dass dies noch nicht alles war, doch zum Fragen kam er nicht, da nun Wufei von seiner kleinen privaten Toilette kam und genau so einen Duft verströmte.

„Ach du heilige Scheiße!“ entwich es da Duo, dem das auch aufgefallen war.

Wufei zog eine Augenbraue hoch. „Glaubst du ernsthaft, dass wir ewig damit warten könnten?“

„Ihr… ihr… ihr heiratet ohne mich??“

„Das war rein privat und nur für uns beide.“, verteidigte sich der alte Vampir leise und drückte so aus, wie sehr es ihn berührt hatte. Duo musterte ihn einen Moment böse, bevor er zu grinsen begann und zu Wufei ging, um ihn zu umarmen.

„Herzlichen Glückwunsch!“

Verlegen nickte der Chinese und nuschelte seinen Dank, bevor er sich wieder löste und zu Treize trat. Jener streckte ihm lächelnd eine Hand entgegen. Sofort setzte sich Wufei auf seinen Schoß und betrachtete nun Duo, wobei er den Ärger über Heero herunterschluckte. „Du scheinst aber auch nicht mehr so unschuldig…!“

Wie auf Kommando wurde der Engel rot. „Das ist auch privat!“

„So… so…“ Wufei grinste und sah nun zu Heero. „Und warum bist du so angefressen, Kind?“ Auch die anderen beiden Anwesenden legten nun ihre Augen auf Heero.

Der aber schnaubte nur und drehte sich weg. „Es wird gleich Morgen, ich geh schlafen!“

„Warte ich komm mit!“ rief Duo da und eilte dem Vampir nach. Dem neuen Ehepaar winkte er dabei noch einmal zu. Doch ihm wurde die Tür vor der Nase zugemacht. Verdattert blieb Duo stehen und sah dann wieder zu Wufei und Treize. „Ich glaub er ist nicht gut drauf.“

„Stimmt, denn eigentlich müsste er jetzt mit mir trainieren!“, bemerkte Treize.

„Und es ist noch nicht mal ansatzweise Morgen“ stellte da auch der Todesengel fest.

„Was ist denn vorgefallen?“, fragte Wufei ganz interessiert.

„Wir waren bei Marias Nachtwache, aber danach schien es ihm eigentlich wieder ganz gut zu gehen.“

Er nickte. „Und vorhin? Ich hab gehört, wie angespannt der Kleine war.“

„Es hat ihn frustriert, dass er nicht wusste, was los war“ erklärte Treize ihm das.

„Und du hast Duo nicht zufällig untersagt ihn aufzuklären?“

„Ein bisschen vielleicht.“

„Da hast du es.“, stellte Wufei fest und sah wieder zu Duo. „Dein kleines Spielzeug ist stink sauer auf dich. Wundert mich eigentlich, dass er dich nicht angegangen ist, oder dich angeschrien hat. Er ist noch jung und wird noch einige Zeit extrem impulsiv sein.“

„Er ist sauer auf mich?“ fragte Duo da verblüfft noch einmal nach. Er sah ein bestätigendes Nicken.

„Du hast ihm keine Rückendeckung gegeben.“

„Oh. Das ist schlecht, oder?“

„Nun, wenn du es so formulieren willst… ja!“

„Oh.“ Sorgenvoll biss sich Duo auf die Unterlippe. „Dann geh ich das wohl besser grade rücken…“

„Wenn du das hinkriegst.“ Wufei lächelte Duo zu. „Viel Spaß!“

„Wünsch mir lieber viel Glück!“

„Sag ich ja.“, bemerkte der Vampir und sah zu Treize. „Und du solltest dich auch mal zurückziehen. Ich bin sicher, es würde dir gut tun!“

„Ich habe nur darauf gewartet, dass du fertig wirst“ erklärte der Franzose lächelte, während Duo sie nun endlich alleine ließ.
 

Vor Wut, beleidigt und sich echt schlecht fühlend, tobte Heero durch seine Räumlichkeiten, die Wufei ihm zur Verfügung gestellt hatte. Tränen hatten sich sogar in seine Augen verirrt. Rational gesehen war ihm bewusst, dass es eine Kinderei war, über die er sich aufregte. Aber es hatte ihn mehr getroffen, als er sich eingestehen würde, dass Duo sich auf Treize‘ Seite gestellt hatte und sie Heero gemeinsam wie ein dummes Kind behandelt hatten. Der junge Vampir spürte, dass ihn sein neuer Körper in seinen Gefühlen immer mehr aufpuschten und er hoffte, dass es sich irgendwann legen würde.

Da öffnete sich die Tür zu dem Zimmer und Duo steckte vorsichtig den Kopf herein, als hätte er Angst ihn abgerissen zu bekommen. Genau das geschah auch. Fuchsteufelswild, wurde er von dem Vampir angesehen, der nur ein Wort sagte. „Raus!“

Erschrocken zuckte der Langhaarige tatsächlich zurück, bevor er sich dann gänzlich durch die Tür schob. „Ich mag nicht, wenn du sauer bist.“

„Mir doch egal, verzieh dich!“, knurrte Heero hingegen nur.

„Auch wenn ich mich entschuldigen will?“

„Da gibt es nichts zu entschuldigen, du hast deutlich gemacht, was ich bin und hinter wem du wirklich stehst!“ Ein Stuhl landete neben Duo an der Wand und zerbarst in seine Einzelteile. „Auf geheucheltes Mitleid kann ich verzichten!“

Erschrocken zuckte Duo zur Seite und hob abschirmend die Arme vors Gesicht, um sich vor den Holzsplittern zu schützen. „Vorsicht!“ Da landete eine Vase neben Duo an der Wand um zu verdeutlichen, dass es kein Versehen gewesen war. Der Todesengel quiekte eingeschüchtert, als einige der Scherben in seinen Haaren landeten. „Hör auf damit!“

„Dann lass mich!“

„Nein!“

Der Vampir schrie erzürnt auf und nur die Wärme, die er empfand, wenn er Duo sah, hielt ihn davon ab, diesen ernsthaft anzugreifen, auch wenn er gegen den Engel des Todes keine Chance hätte.

„Hör auf dich so zu benehmen und rede mit mir!“ blaffte nun jener ihn an.

„Kein Bedarf!“ Heero drehte sich um und ging ans andere Ende des Zimmers.

Duo grummelte irritiert und stapfte ihm hinter her. „Ich habe aber Bedarf!“

„Dann such dir jemand anders!“ Als er ihn erreichte, drehte sich Heero um und lief regelrecht in die entgegengesetzte Richtung, doch Duo blieb ihm auf den Fersen.

„Ich will aber nur mit dir reden!“

„Dein Problem!“ Der Jüngere funkelte ihn wütend an und schickte sich an, zu Tür zu gehen. Bevor er die Tür aber erreichte packte ihn eine Hand am Arm. Mit vor Wut, Vampir roten Augen, drehte sich Heero um.

„Ich lass dich nicht weglaufen“ erklärte Duo ihm hart. „Ich will das jetzt klären, weil ich es fürchterlich finde, dass du wütend auf mich bist!… Und das auch noch ohne Grund!“

„Ohne Grund???“, begann Heero da zu schreien. „Du hast mich von Grund auf verarscht!!“

„Das stimmt nicht!“ verteidigte Duo sich sofort.

„Verarsch jemand anders! Ich glaub dir kein Wort mehr!“

„Ach, und wieso??“

„Weil du mir Vertrauen vorgegaukelt hast und bei erst bester Gelegenheit bewiesen hast, das ich dein kleines Spielzeug bin und dir andere wichtiger sind!!!“ Der Kurzhaarige schüttelte die Hand ab. „Und jetzt verschwinde oder lass mich gehen!“

„Du gehst nirgendwo hin, bevor du nicht begriffen hast, wie dämlich das ist! Ich behandle dich nicht wie ein Spielzeug und es ist gemein, dass du so was sagst!“ Aufgebracht packte Duo sich an den Zopf, nur um schmerzlich aufzuschreien, hatte er sich doch mit einer der Scherben aus den Haaren so stark in die Hand geschnitten, dass es blutete.

Sofort verwandelte sich Heeros Zorn in Blutgier, die aber von seinen Gefühlen für den Engel gebändigt wurde und er zog den Älteren, schneller als dieser realisieren konnte, in seine Arme und hielt die verletzte Hand vorsichtig fest. „Pass doch auf!“, schollt der Vampir sanft und sah Duo in vollendeter Verwandlung an.

„Das tat weh“ hauchte der Langhaarige da, der unter seinem Blick so rot wurde, wie Heeros Augen. Zärtlich begann der Jüngere das Blut fortzuküssen und sah Duo dabei weiter in die Augen. „Das ist lieb…“ murmelte Duo verlegen unter diesem intensiven Blick. Zärtlich wurde alles Blut aufgeküsst und die Hand mit der Zunge gesäubert, während Heeros freie Hand die Scherben aus dem Haar zupfte. All diese Zärtlichkeit trieb Duo da plötzlich die Tränen in die Augen.

„Duo…“, flüsterte Heero und küsste nun die Lippen des Engels. „Tut es so weh?“ Der Langhaarige schniefte und schüttelte den Kopf. „Was ist dann?“, fragte der Jüngere vorsichtig und zog ihn in seine Arme.

„Ich will nicht, dass du denkst, dass ich so über dich denke“ erklärte Duo sich da mit zittriger Stimme. Er bekam einen sanften Kuss.

„Ich hab mich allein gelassen gefühlt.“, beschrieb nun Heero sein Problem. „Du hast gesagt, du bist für mich da. Aber schon bei so einer Kleinigkeit, hast du mich in der Luft hängen lassen.“

„Aber das wollt ich doch gar nicht“ erklärte Duo und zog geräuschvoll die Nase hoch. „Treize wollte nur, dass du was lernst und in dein Training mochte ich mich nicht einmischen.“

„Das hat damit gar nichts zu tun. Entweder stehst du auf seiner oder meiner Seite!“, bestand der Vampir.

„Was für Seiten denn? Irgendwie wirkt das gerade kompliziert.“

„Ist auch egal, du hast mir ziemlich weh getan!“

„Das tut mir leid“ hauchte der Ältere und wischte sich mit der heilen Hand über seine Augen. Seine verletzte Hand wurde nun auch wieder an die Lippen des Vampirs gehoben und weiter geküsst.

„Wir sollten das versorgen.“

„Sie muss nur verbunden werden, dann ist der Schnitt ganz schnell verheilt“ wurde es dem Größeren leise versichert.

„Gibt es nicht eine Möglichkeit, dass ich das machen kann? Ich meine, meine Bisse kann ich doch auch heilen.“

„Soweit ich weiß gibt es dafür ein Serum, aber frag mich nicht, wie du das produzieren kannst.“

„Darf ich es versuchen?“

„Gerne.“ Mit noch feuchten Wangen streckte Duo ihm die Hand noch etwas mehr entgegen. Er bekam einen zarten Kuss, bevor sich Heero um die Hand bemühte. Zuerst küsste Heero die Wunde mehrfach, bevor Duo tatsächlich ein paar Tropfen fühlte. Auch der Vampir begann zu verstehen, was er da tat und wie es funktionierte, weshalb er die Flüssigkeit auf seiner Zunge verteilte und mit dieser die kleine Wunde massierte. Die hörte sofort auf zu bluten, was auch damit zusammen hing, dass Duo das Blut ins Gesicht schoss.

„Ist es jetzt gut?“, fragte der Jüngere leise.

„Perfekt“ nuschelte der Ältere dankbar.

Dennoch zog Heero ihn noch einmal fest an sich und hielt ihn. „Tut mir leid!“

„Mir tut es auch leid.“

„Wollen wir jetzt noch etwas machen?“, fragte Heero dann nach ein paar Minuten in der Position.

Wieder erhitzten sich Duos Wangen und er ließ den Vampir nicht los. „Was meinst du?“

„Kann ich dich jetzt allein lassen oder nicht?“

„Du willst weg?“ Fast entsetzt löste Duo sich von ihm.

„Dieser Blonde wartet sicher und je eher ich seine Schule um hab, desto schneller bin ich ihn los!“, erklärte der Vampir ruhig.

„Du willst also nur trainieren und bist nicht mehr böse auf mich?“

„Bin ich nicht mehr, versprochen!“, lächelte Heero ehrlich. Duo seufzte und beugte sich für einen Kuss vor, den er auch erhalten sollte. „Ich bin vor Anbruch der Dämmerung zurück!“

„Lass dir nicht zu sehr wehtun, ja?“

„Ich versuche es.“

Mit der heilen Hand strich Duo ihm da zum Abschied durchs Haar.
 

Direkt danach ging Heero zu Treize und er würde versuchen seine Gefühle, die von dem Vampir in ihm so extrem verstärkt wurden, unter Kontrolle zu halten. Deshalb überraschte es ihn, dass er keine stichelnde Bemerkung von dem Franzosen bekam, als sich Wufei zurückzog, denn dieser hatte es für diese Nacht verboten. Mit einem „Dann lass uns einmal sehen was du bis jetzt gelernt hast!“ führte Treize ihn direkt weiter zu einem der Trainingsräume. Dort begann erst einmal das körperliche Training, indem Heeros übermenschliche Sinne, Reflexe und seine extreme Stärke und Schnelligkeit gefördert wurden. Wobei sich Treize nicht zurück hielt und dem Kleinen natürlich auch ein paar Blessuren verpasste. Dennoch ließ es sich der Franzose nicht nehmen Heero erst zu loben und dann auf jeden noch so kleinen Fehler hinzuweisen.

Mit den Wochen, die Heeros besonderes körperliches Training dauerte, floss aber auch immer mehr Wissen ein, dass er ganz nebenbei lernte. So konnte er schließlich jeden einzelnen Duft nicht nur unterscheiden, sondern auch zuordnen.

Am meisten stach dabei, neben Duos Duft, der Geruch hervor, der Wufei eigen war. Tatsächlich schien Treize ihn regelrecht auf diesen zu trimmen.

Heero wurde so auch eingetrichtert, dass Wufei sein Oberhaupt war, eine Art König und Kaiser in einem. Denn die Vampire waren allesamt in Sippen aufgeteilt. Diese wurden meist von den Ältesten angeführt, wobei der junge Vampir lernte, dass Wufei zu den ältesten noch existierenden Vampiren gehörte und somit zu den stärksten, da mit dem Alter auch immer mehr Macht einem Vampir eigen wurde.

Die Struktur innerhalb einer Sippe konnte oft unterschiedlicher nicht sein und sie glichen lediglich darin, dass es immer nur einen Anführer gab. Dieser bestimmte natürlich, was unter ihm vorzugehen hatte, auch wenn sich niedere Vampir untereinander um der Macht wegen bekämpften.

Treize verheimlichte ihm auch nicht, dass Streitereien unter niederen Vampiren verschiedener Sippen auch schon zu Clankriegen geführt hatten und das Wufeis Vorgänger in so einem Krieg gefallen war.

Außerdem wurde dem jungen Vampir erklärt, dass einer der ersten Kriege fast für eine Ausrottung der Menschheit vor über 5000 Jahren geführt hatte und das diese danach begonnen hatten, die Blutsauger zu jagen um sich selbst zu schützen. Theoretisch ein unmögliches Unterfangen, da die Vampire den Menschen in allem überlegen waren. Doch die Tatsache, dass sie so extrem und tödlich aufs Tageslicht reagierten, machten auch sie angreifbar. Zu angreifbar, weshalb sich alle Vampirsippenoberhaupte auf eine einzige wirkliche Regel, ein unangreifbares Gesetz, geeinigt hatten. Sie würden im Schatten der Menschheit, ihrer Nahrungsquelle leben und existieren.
 

Eines Tages jedoch, Monate nach dem sein Training begonnen hatte, schüttelte Treize den Kopf, als er in Kampfstellung ging. „Was?“, fuhr Heero da genervt auf, auch wenn er sein vampirisches Temperament bereits seit längerem im Griff hatte und nun wieder einen Fehler bei sich vermutete.

„Ich beende heute deinen Unterricht, Heero. Das einzige was du nun noch lernen musst, kann dir nur die Zeit beibringen.“

„Was?“, wiederholte der junge Vampir, dieses Mal aber verwirrt.

„Dein Training ist beendet“ wiederholte der Franzose bester Laune.

„So plötzlich?“, blieb Heero irritiert.

„Du hast dich tatsächlich als recht begabt herausgestellt“ erklärte Treize ihm mit einem Lächeln. „Duos Blut trug natürlich dazu bei, dass du rasante körperliche Fortschritte gemacht hast.“

„Und du hättest nicht zufällig mal vorher etwas andeuten können?“

„Doch, das hätte ich sicherlich tun können.“

„Und warum hast du nicht? Ist das nicht zufällig gerade von dir entschieden, da du Angst bekommen hast, dass ich dich heute besiege?“

„Mir stand nicht der Sinn danach“ erklärte Treize amüsiert. „Und bevor du mich besiegst vergehen sicherlich noch an die tausend Jahre.“

„Klar doch.“, erklang es irgendwie ungläubig. „Aber dann kann ich ja jetzt gehen.“

„Eine Sache gibt es da noch!“

„Ja?“ Heero fixierte den Älteren und wartete auf das Aber.

„Du erinnerst dich, als Wufei und ich uns eine Nacht und einen Tag frei genommen haben?“

„Klar, Duo war köstlich darüber belustigt, wie der Rest der Vampire hier, Amok gelaufen ist!“

„In der Außenwelt sind wir auf andere Vampire gestoßen, die sich auf unserem Gebiet herum getrieben haben.“ Treize Blick lag nun ernst auf dem jüngeren Vampir. „Wufei hat sich die Freiheit herausgenommen drei von ihnen zu markieren.“

„Und was willst du mir mit dieser Information sagen? Ist meine Aufgabe in der Sippe das Aufräumen von Ärger?“ Darüber hatten sie nämlich noch nicht gesprochen, was Heero von nun an für eine Stellung in der Sippe hatte. Ihm war zwar inzwischen bewusst, dass er durch die häufige, bis jetzt ausschließliche Aufnahme von Blut vom Todesengel, eine besondere Stellung hatte. Aber da ihm Menschenblut noch immer fremd war, konnte ihm die Theorie nicht wirklich den Unterschied sagen, auch nicht, was das für seine Kräfte bedeutete. Der Franzose gab ihm aber auch jetzt keine Aufklärung über seine Stellung, sonder bloß eine Erklärung über die Markierung.

„Ich sage dir damit nur, dass die drei Männer, die du niederstrecken willst, nun den Duft deines Schöpfers tragen und so leicht zu finden sind.“

Sofort leuchteten Heeros Augen freudig auf, doch der Rest von ihm zeigte keinerlei Reaktion, da er die volle Kontrolle über sich selbst zurückerlangt hatte. „Ich verstehe.“

Treize nickte und entließ ihn so.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück