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Lost memory

Try to remember...[Albus S. Potter ♥ Alice G. Longbottom]
von

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old friends, old sins

Stumm saß Albus Potter auf dem Besucherstuhl und betrachtete seine Freundin, welche blass und mit geschlossenen Augen in ihrem Krankenbett lag. Es sah fast so aus, als würde sie nur tief und fest schlafen, doch als er den Arm ausstreckte und ihre Hand vorsichtig in die Seine nahm, wurde ihm schlagartig wieder bewusst, dass dem nicht so war. Ihre Haut fühlte sich ungewöhnlich kalt an und sie reagierte auch sonst nicht auf seine Berührung. Sie lag einfach da, unbewegt und leblos. Fast wie tot. Nur das regelmäßige, sanfte Heben und Senken ihrer Brust zeugte davon, dass Alice noch nicht gänzlich aus dieser Welt entschwunden war.
 

„Hey Ali.“, murmelte der Potter schließlich und brachte sogar so etwas Ähnliches wie ein Lächeln zustande, während er sanft ihre Hand drückte. Den Heilern nach war das, was er hier tat, reine Zeitverschwendung. In ihrem jetzigen Zustand könne Alice ihn weder hören noch spüren noch sonst in irgendeiner Weise mit ihrem unmittelbaren Umfeld interagieren. Doch das war Albus – gelinde ausgedrückt – scheißegal.
 

Ihn interessierte schon lange nicht mehr, was die Heiler sagten.

Seitdem er vor knapp zwei Wochen entlassen worden war, versuchten sie andauernd, ihn zu einer Therapie zu überreden.
 

Zwar sagten sie ihm nicht direkt, dass sie glaubten, dass er nicht mehr alle Kessel im Schrank hatte, doch durch unterschwellige Andeutungen, verpackt in ein nettes Gespräch und dekoriert mit einem falschen, verständlichen Lächeln, war ihm sehr schnell klar geworden, was sie ihm mitteilen wollten.
 

Aber er hatte vehement abgelehnt.
 

Was sollte eine Therapie schon bringen? Was sollte es ändern, wenn er alles, was ihn momentan bewegte, belastete und um den Schlaf brachte, irgendeinem Fremden erzählte, der nichts, aber auch rein gar nichts, dagegen unternehmen konnte? Dadurch würde er weder die Antworten bekommen, die er suchte, noch würde sein Schmerz dadurch gelindert werden.
 

Das Einzige, was ihm momentan etwas Trost spendete, waren die regelmäßigen Besuche an Alice' Krankenbett, auch, wenn er nie so lange bleiben konnte, wie er gerne gewollt hätte. Erik war nahezu Rund um die Uhr bei ihr und wachte über sie und Albus war momentan der Letzte, den er in der Nähe seiner Schwester sehen wollte.
 

Seitdem Erik ihn über Alice‘ Zustand aufgeklärt hatte, waren sie sich nicht mehr begegnet, und nach Albus‘ Empfinden war das auch besser so.
 

Nur durch Professor Longbottom hatte Albus überhaupt die Chance, Alice zu sehen.

Jeden Tag um die Mittagszeit lotste Neville seinen Sohn aus ihrem Zimmer, um mit ihm in der Cafeteria etwas zu essen. Albus nutzte diese Zeit, um, von Erik unbemerkt, seine Freundin an ihrem Krankenbett zu besuchen.
 

Offenbar waren sie diesmal früher fertig geworden, denn obwohl Albus noch keine zehn Minuten im Zimmer war, hörte er bereits näherkommende Schritte. Kaum eine Sekunde später schwang auch schon die Zimmertür auf und mehr oder weniger gut gelaunte Erik betrat, gefolgt von Neville, das Krankenzimmer.
 

Kaum, dass er Albus erblickte, war sein angedeutetes Lächeln jedoch wie weg gewischt. Seine Miene verfinsterte sich.
 

Innerlich machte Albus sich bereits auf das nahende Donnerwetter gefasst. Er konnte es Erik nicht einmal verübeln. Er selbst würde vermutlich nicht anders reagieren, wenn er an seiner Stelle wäre.
 

Als er Erik für einen kurzen Augenblick in die Augen schaute, hatte er für einen Moment das Gefühl, als würde er in einen Spiegel schauen. Erik sah genauso fertig aus wie er selbst. Er wirkte blass und ausgezehrt, dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und sein Blick war starr und emotionslos.
 

Doch anders als Albus hatte Erik seine Trauer in ein viel nützlicheres Gefühl umgewandelt; nämlich in Wut.
 

„Was in Merlins Namen machst du hier?“, knurrte der Longbottom auch sofort los und Albus erhob sich hastig von seinem Platz. Das Letzte, was er wollte, war einen Streit vom Zaun zu brechen, schon gar nicht mit Erik und erst recht nicht in Alice' unmittelbarer Nähe.

„Tut mir leid, ich wollte nur…“, versuchte er sich zu erklären, doch Erik schenkte seinen Worten keinerlei Beachtung.
 

„Du hast hier nichts zu suchen. Raus! Verschwinde!“ Erik war unerbittlich.
 

Nun schaltete sich Neville ein. „Erik, reiß dich zusammen!“ Er warf seinem Sohn einen warnenden Blick zu. Doch Albus hob abwehrend die Hände und schob sich an den Beiden vorbei zur Tür.

„Nein, lassen Sie es gut sein, Professor. Ich wollte ohnehin gerade gehen. Entschuldigen Sie die Störung.“
 

Und bevor Neville noch ein weiteres Wort sagen konnte, hatte der Potter bereits das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich zugezogen.
 

Mit Bedauern sah der Kräuterkundeprofessor ihm nach. Man konnte es förmlich körperlich spüren, wie sehr der junge Potter litt.
 

Dann wandte er sich seinem Sohn zu, der inzwischen auf dem Stuhl, auf welchem Albus bis vor ein paar Augenblicken noch gesessen hatte, Position bezogen hatte und mit immer noch zornesroten Wangen seine Schwester musterte.
 

„Musste das sein?“, fragte ihn sein Vater streng und er schaute auf. Seine dunkeln Augen verengten sich zu Schlitzen.
 

„Er hat hier nichts zu suchen.“, wiederholte er, „Schließlich ist er der Grund, warum sie überhaupt hier ist.“

„Das stimmt nicht. Und das weißt du auch.“

Erik stieß darauf nur ein unwilliges Schnauben aus, wich dem durchdringenden Blick seines Vaters jedoch gezielt aus.
 

Neville wusste, dass Erik nicht direkt Albus die Schuld gab. Er suchte nur jemanden, auf den er seine Wut, seine Angst und seinen Schmerz projizieren und auslassen konnte und da Albus sich sogar selbst an dem Unfall die Schuld gab, stellte er den perfekten Sündenbock dar.

Doch auch, wenn Neville die gemischten Gefühle seines Ältesten gut nachvollziehen konnte, war er nicht gewillt, zu zulassen, dass dieser Albus zu einem psychischen Wrack machte.
 

„Findest du dein Verhalten nicht ein bisschen unfair? Er macht sich selbst schon genug Vorwürfe, da brauchst du nicht auch noch nachtreten.“, ließ Neville deshalb nicht locker.

Als Erik darauf nichts erwiderte, fuhr er fort: „Glaubst du, Ali wäre begeistert davon, wenn sie wüsste, wie du ihm zusetzt?“
 

Damit hatte er anscheinend einen wunden Punkt getroffen. Eriks ohnehin schon wutverzerrtes Gesicht nahm einen beinahe feindseligen Ausdruck an, als er sich seinem Vater zuwandte. "Woher willst du bitteschön wissen, was sie davon gehalten hätte, mh? Seit Mum gestorben ist vergräbst du dich doch in Arbeit und interessierst dich einen feuchten Kobolddreck für uns!"
 

Verblüfft und zu schockiert, um etwas darauf erwidern zu können, starrte Neville seinen Sohn an. Dann schüttelte er traurig langsam den Kopf. "Erik, ich verstehe ja, dass du emotional aufgewühlt bist, aber..."
 

"Emotional aufgewühlt?! Entschuldige, dass es mich mitnimmt, dass das Leben meiner kleinen Schwester an seidenem Faden hängt! Anders als du laufe ich eben nicht wie ein Feigling davon, sonder stelle mich dem Problem!"
 

Unter den scharfen Worten seines Sohnes zuckte der Ältere leicht zusammen, doch Erik war viel zu wütend, als dass er jetzt darauf Rücksicht nehmen konnte.
 

"Wann hast du das letzte Mal ein wirkliches Gespräch mit ihr geführt anstatt nur diese leeren 'Wie-geht-es-dir-mir-geht-es-gut'-Floskeln auszutauschen?"
 

Neville antwortete nicht.

"Na los. Sag schon." Herausfordernd starrte Erik seinen Vater an. "Was war das letzte tiefsinnige Gespräch, was ihr miteinander geführt habt? Worum ging es? Hat sie dir von der Uni erzählt? Dass ihr von der Schulleiterin ein Stipendium angeboten wurde, weil sie ihre letzte Zwischenprüfung als Jahrgangsbeste abgeschlossen hat? Oder von ihrer Idee, vielleicht doch noch in den Bereich der Kindermedizin zu wechseln?"
 

"Ich...", setzte dieser an, doch beinahe augenblicklich verstummte er wieder.

Er wusste nichts von alledem. Wenn er mit Ali Briefe geschrieben oder - in seltenen Fällen - telefoniert hatte, waren all diese Dinge nie Thema gewesen. Sie hatte nie etwas gesagt. Andererseits - er hatte auch nie gefragt.
 

"War mir klar.", murmelte Erik, als sein Vater ihm keine Antwort gab. "Bei mir ist es ja genauso - warum solltest du es bei ihr dann anders machen?" Die Bitterkeit, die in der Stimme seines Sohnes mitschwang, schnürte Neville förmlich die Kehle zu.
 

Erik hatte Recht. Seit dem Tod seiner Frau hatte der Longbottom sich ausschließlich seiner Arbeit gewidmet. Es half ihm, zu vergessen. Zu vergessen, dass er abends in ein leeres Haus zurückkehren musste, wo nichts auf ihn wartete außer die schmerzhafte Erinnerung an das was einst gewesen war.
 

Doch anscheinend war das nicht das Einzige gewesen, was er vergessen hatte.
 

Eine Weile starrten sich Vater und Sohn nur schweigend ein, doch die ausgesprochenen Vorwürfe und Anschuldigungen zogen ihre Bahnen unablässig durch den Raum und Neville fühlte sie schwer auf seine Brust drücken, wie Blei, dass man ihm um den Oberkörper geschnallt hatte.
 

Schließlich hielt er das und die vorwurfsvollen Blicke Eriks nicht mehr aus. Ohne ein weiteres Wort zu sagen erhob sich der einstige Held der Schlacht um Hogwarts und verließ das Zimmer.
 

~
 

Die Hände in den Jackentaschen vergraben, schlenderte Albus mit gesenktem Kopf den Bürgersteig entlang. Eisiger Wind schlug ihm entgegen und den dunklen Wolken nach zu urteilen würde es bald wieder anfangen zu schneien.
 

Jetzt, da sein Besuch bei Alice so radikal verkürzt worden war, wusste der Potter nicht was er noch anstellen sollte, um die Zeit bis zum Abend totzuschlagen.

Nach dem Unfall war er für zwei Monate von seiner Abteilung beurlaubt worden. Mit seinen Vorgesetzen war alles geregelt, er konnte die Prüfungen, die er dadurch verpasste, zu einem gegebenen Zeitpunkt nachholen und die kleine Unterbrechung würde seine Ausbildung sonst in keinster Weise negativ beeinträchtigen.
 

Albus war nicht besonders glücklich darüber. Die Arbeit wäre eine gute Ablenkung für ihn gewesen. So hatte er den lieben langen Tag nichts zu tun und ohne, dass er es verhindern konnte, spukten die unterschiedlichsten Gedanken durch seinen Kopf, einer unerfreulicher als der Nächste.
 

Auch, wenn er keinen richtigen Hunger verspürte – er wusste nicht mal, wann er das letzte Mal wirklich Hunger gehabt und eine vollwertige Mahlzeit zu sich genommen hatte - , beschloss er, in der kleinen Bäckerei in der Winkelgasse etwas zu Mittag zu essen.
 

Während er die Gasse entlang ging, vermied er jeden Blick nach rechts oder links, zog sich seine Kapuze noch etwas weiter in die Stirn und starrte nur stur geradeaus.

Das Letzte, was er jetzt wollte, war erkannt zu werden.
 

Natürlich hatte sein Unfall in der Zaubererwelt für großen Aufruhr gesorgt – schließlich war er der Sohn von dem berühmten Harry Potter und Alice war als Neville Longbottom’s Tochter auch nicht unbekannt. Ganze zwei Tage lang hatte ihr Unfall die Titelseite des Tagespropheten geziert und selbst jetzt, knapp zwei Wochen später, erschien ab und zu immer noch kleinere Artikel dazu, die den Leser über Alice‘ Zustand und Albus‘ Schuldgefühle auf dem Laufenden hielten.
 

Glücklicherweise hatte der Prophet sich nicht auf die Schuldfrage gestürzt und versucht, Albus einen Strick daraus zu drehen. Als Schuldiger war der 33-jährige Muggelfahrer des Land Rovers genannt worden. Vielmehr war über die Gefahr von Muggelfortbewegungsmitteln und die Tragik des Unfalls berichtet worden.
 

Es schien keine Hexe und keinen Zauberer in London, ja vermutlich in ganz Großbritannien zu geben, die den Artikel nicht gelesen hatten. Nicht viele sprachen ihn direkt darauf an, aber er spürte trotzdem, wie ihre Blicke ihm folgten, egal, wo er auch hinging. Und das gerade jetzt, wo er keinen Ort hatte, an den er flüchten konnte.
 

Er hatte es einfach nicht über sich gebracht, ihre gemeinsame Wohnung zu betreten. Als er in Begleitung von Rose und Scorpius vor der Wohnungstür gestanden hatte, hatten seine Hände so sehr gezittert, dass er es nicht einmal geschafft hatte, den Schlüssel in das Schloss zu stecken. Seine beiden Freunde hatten sich das Trauerspiel einige Minuten lang schweigend angeschaut, bis Rose plötzlich vorgetreten war und ihm den Schlüssel aus der Hand genommen hatte.
 

„Ich denke, du solltest mit zu uns kommen. Zumindest für die erste Zeit.“, hatte sie mit sanfter Stimme gesagt und Scorpius hatte ihren Vorschlag mit einem heftigen Nicken unterstützt.

Erst hatte Albus dankend abgelehnt, schließlich hatte er den Beiden schon genug zugemutet. Sein und Alice‘ Unfall hatte seine besten Freunde mindestens so sehr mitgenommen wie ihn selbst.

Doch die Alternative wäre gewesen, zu seinen Eltern zu ziehen, und das hielt er für nicht besonders erstrebenswert.
 

Seit dem Unfall behandelte seine Mum ihn wie ein rohes Ei und erdrückte ihn förmlich mit all ihrer Liebe und Aufmerksamkeit. Selbst sein Vater, der seinen Kindern sonst stets den Freiraum gelassen hatte, den sie brauchten, hatte nahezu jeden Tag, in dem er im Krankenhaus lag, an seiner Seite gesessen und war jedes Mal, wenn einer der Heiler herein kam, um Albus etwas Blut abzunehmen oder sonstige Kontrollen durchzuführen, kreidebleich geworden und hatte sich erst wieder entspannt, wenn man ihm ausdrücklich versichert hatte, dass mit seinem jüngsten Sohn alles in Ordnung war.
 

Selbst Lily's und James' Gesellschaft hatte er mittlerweile über. Während Lily andauernd den Tränen nah war, ihn fragte, wie es ihm gehe und gar nicht mehr damit aufhören zu wollen schien, ihn an sich zu drücken, versuchte James pausenlos, ihn aufzuheitern und beglückte ihn alle paar Minunten mit einem neuen dämlichen Witz oder platten Wortspielen. Albus wusste, dass seine Geschwister es nur gut meinten, doch das Einzige, was er momentan wollte, war allein sein. Inzwischen hatten die Beiden das verstanden.
 

Lily war nun wieder in Hogwarts – sie schrieb ihm jeden Tag und er antwortete auch fleißig, einfach, weil er nicht wollte, dass sie sich sorgen machte – und James hatte ihm zwar angeboten, eine Weile bei ihm in Rom zu bleiben, doch er konnte es nicht über sich bringen, Alice in ihrem jetzigem Zustand allein zu lassen.
 

Also war er doch auf Rose‘ Angebot eingegangen.
 

Und er bereute es zutiefst.
 

Denn obwohl Rose und Scorpius sich alle Mühe gaben und er dies auch wirklich zu schätzen wusste, versuchte er, so viel Zeit wie möglich allein und außerhalb der Wohnung zu verbringen. Nicht etwa, weil es ihm bei den Beiden nicht gefiel oder er ihre Gegenwart leid war, sondern vielmehr aus dem Grund, weil ihr intaktes, perfektes Liebesglück ihn schier um den Verstand brachte. Er konnte es nicht verhindern, aber bei jedem Kuss, jeder Berührung und jedem innigen Blick zwischen den Beiden fühlte er sich, als würde ihm jemand das Herz heraus reißen.
 

Wenn Rose sich im Schneidersitz in ihrem Sessel fläzte, ihre Lesebrille trug und las, verwandelte sie sich vor seinem inneren Auge automatisch in Alice und Scorpius, der aus der Küche kam und ihr eine Tasse Tee reichte, wurde zu ihm selbst und schon fühlte Albus sich, als würde er keine Luft mehr bekommen.
 

Es gab vermutlich keine Beziehung, die seiner und Alice‘ unähnlicher war als die von Scorpius und Rose – und doch erschien ihm das alles so schmerzlich vertraut.
 

Aus diesem Grund verließ er die Wohnung stets früh morgens, kurz bevor Rose aufstand um joggen zu gehen und Scorpius von der Nachtschicht kam, und kam erst spät abends wieder, wenn Rose schon schlief und Scorpius bereits zur nächsten Nachtschicht aufgebrochen war.

So bekam er zwar nicht viel Schlaf, aber das war ohne hin besser. Denn sobald er einschlief, wurde er von Albträumen heim gesucht und nicht selten wachte er mitten in der Nacht keuchend und schweißgebadet auf.
 

Er musste wohl nicht erleutern, wer in seinen Träumen stets die Hauptrolle spielte.
 

Gerade, als es leicht anfing zu schneien, hatte Albus sein Ziel erreicht. Er stieß die Ladentür zu einer kleinen Bäckerei auf. Ohne der Bedienung in die Augen zu sehen bestellte er an der Theke einen einfachen Kaffee und ließ sich dann in einer Sitzecke nieder. Während er auf sein Getränk wartete, starrte Albus unablässig auf die Tischplatte vor sich und malte gedankenverloren mit den Fingern die Holzmaserungen nach.
 

Völlig versunken in seinen Gedanken bemerkte der Potter nicht, dass er beobachtet wurde.
 

~
 

Nachdenklich betrachtete Annabeth Wood die zusammengesunkene Gestalt von Albus Potter durch die leicht vereiste Fensterscheibe. Sie war erst vor gut zwei Stunden in London eingetroffen und hatte sich nach einem kurzen Besuch bei ihren Eltern sofort auf den Weg ins St. Mungo’s gemacht.

Als Albus in der Winkelgasse an ihr vorbei gestürmt war, hätte sie ihn beinahe nicht erkannt. Sie war an einen vorlauten, ungestümen, leicht arroganten Albus Potter gewöhnt, der stets einen frechen Spruch auf den Lippen hatte und mit einer Selbstüberschätzung so groß wie ein ganzes Quidditchstadion durch die Welt spazierte. Doch der jetzige Albus hatte mit dieser Version nicht mehr all zu viel gemeinsam.
 

Ihm war anzusehen, dass ihm die jetzige Situation ganz schön zusetzte.
 

In Transsylvanien gab es keinen Tagespropheten, und so hatte sie erst von dem Unfall erfahren, als Lucy Weasley's Brief sie vor drei Tagen erreicht hatte, was beinahe schon an ein Wunder grenzte. Denn für ihre Ausbildung zur Vampirjägerin absolvierte Beth momentan ein hartes Spezialtraining, welches im tiefsten Herzen von Transsylvanien stattfand. Die genaue Position des Ortes war Außenstehenden unbekannt und so verirrten sich eher selten Eulen dorthin. Doch - natürlich – hatte Lucy es irgendwie geschafft, sie dennoch zu erreichen.
 

Am Liebsten wäre sie sofort auf den nächstbesten Besen gesprungen und nach London geflogen, aber Beth hatte bis zum Wochenende warten müssen, denn es herrschten strenge Regeln, was die Besuchszeiten bei den Familien oder generell das Verlassen der Trainingsanlage anging.

Seit ihrem Abschluss vor zwei Jahren hatte sich die zur Schulzeit unzertrennliche Viererclique, bestehend aus Roxanne, Lucy, Alice und ihr selbst, ein wenig aus den Augen verloren. Ab und an schrieben sie sich zwar noch, aber alle Vier wurden von ihrem Alltag derart beansprucht, dass es meist nur das übliche Geplänkel war.
 

Doch dies änderte nichts daran, dass Lucy, Alice und Roxanne ihre besten Freundinnen waren. Ihre gesamte Schulzeit und Jugend hatten sie zusammen verbracht, sie waren für sie wie eine Familie. In gewisser Weise standen die Drei ihr sogar noch näher, denn sie wussten Dinge über Beth, die sie ihren Eltern niemals erzählen konnte und auch gar nicht erzählen wollte, hatten viele Höhen und Tiefen mit ihr durchlebt, schlechte Noten, verlorene Quidditchspiele, eine in die Brüche gegangene Beziehung, unzählige lustige gemeinsame Abende im Raum der Wünsche, entspannte Nachmittage am Ufer des Schwarzen Sees...
 

Alice war ein Teil von all diesen Erinnerungen, ebenso wie Roxanne und Lucy. Der Gedanke, sie zu verlieren, schnürte Beth die Kehle zu und ihr stiegen ungewollt die Tränen in die Augen, als ihr bewusst wurde, dass genau das vielleicht passieren würde. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, die Bäckerei zu betreten und sich zu Albus zu setzten. Dann schalt sie sich selbst eine Idiotin und wandte sich hastig von der Scheibe ab. Ihre Anwesenheit würde wohl nicht gerade zu einer Steigerung von Albus' Laune beitragen.
 

Als sie schließlich mit einigen Minuten Verspätung die Straße erreichte, in welcher der Eingang vom St. Mungos lag, sah sie schon vom Weiten, dass man bereits auf sie wartete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es passiert nicht besonders viel im Kapitel, aber es kann ja auch nicht jedes Kapitel vor dramatischen Wendungen nur so strotzen. xD Ich hoffe trotzdem, es gefällt! :3

Alles Liebe eure Nymeria <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Norrsken
2014-10-21T12:09:29+00:00 21.10.2014 14:09
Uguh... ja, es hat viel zu lang gedauert.
Schande über mich, schande über meine Kuh.
Ich hatte verdammt lange einen blöden Leerlauf was Harry Potter FFs anging. Ich hab keine Ahnung wieso. Gnah. Jetzt aber!

Erst Mal. Selbst, wenn ich es lang vor mich hergeschoben habe, hatte ich immer meine Freude daran zu denken, dass hier noch etwas auf mich wartete. Einfach, weil ich wusste, dass ich (sobald die Lust wieder da ist) hier dran meinen Spaß haben werden und ja, da hab ich mich keineswegs geirrt. :)
Wo ich nun so lange gebraucht habe, hab ich auch noch mal alles gelesen und ach, es ist einfach so herzallerliebst alles! Wirklich so so toll! ♥

Nun aber etwas näher zu dem Kapitel hier.
Albus kann einem durchweg eigentlich nur leid tun. Das hat er gar nicht verdient, das alles. >_< Familie kann wirklich erdrückend sein, wenn sie sich um einen Sorgt. Dass er überhaupt noch Luft bekommt ist erstaunlich. Und wie er das Zusammenleben mit Scorpius und Rose betrachtet, dass grenzt ehrlich an selbstfolter. ; _ ; Aber irgendwo muss er hin! Allein wäre auch keine Lösung.
Erik ... Erik ist verdammt gut darin, um sich zu schlagen. x'D Der findet offenbar bei jedem einen Wundenpunkt, wo er schön reinbohren kann? Ich mag den nicht bei Verhören oder ähnliches sehen.
Zwei Wochen sind inzwischen vergangen. Das ist schon eine beachtliche Zeit. Klar die Diagnose wird mit der Zeit auch nicht besser, aber wow, Erik ist ganz schön ausdauerd im Nachtragen und Wüten. Das kann auf Dauer nicht gesund sein für den Blutdruck ó_ò

Zu dem etwas weniger trübsinnigen Punkt.
Ich freu mich, dass Annabeth nun ihren ersten Auftritt hat und du auch die Freundschaft von ihr mit den anderen drei Mädels gleich anschneidest. Cx Ich war schon ehrlich gespannt, wie sie oder eben Lucy und Roxanne dazukommen würden. :) Bei dem Anriss von Annabeth' Ausbildung in Transsilvanien, musste ich ehrlich schmunzeln. xD Das hat was von typischen JKR Humor.
Nun ist noch die Frage, wer auf sie wartet. :> Irgendwo wären Lucy und Roxanne naheliegend, aber ich warte es mal ab und bin gespannt.

Alles in Allem ein super Kapitel und eine wirklich tolle FF.
Es ist meine liebste zu Albus & Alice und das sag ich nicht, weil es ein Geschenk ist! XD
Antwort von: abgemeldet
22.10.2014 22:45
Juhuuu, endlich kam das heiß ersehnte Feedback! <3 :) Es freut mich, dass du nach einer gefühlten Ewigkeit (immerhin schon über ein Jahr :D) 'Lost Memory' immer noch gerne liest und es dir noch immer Freude bereitet. :3 Das hört man gern!

Ich hoffe, Erik fällt durch seine momentane Gefühlslage bei dir nicht in Ungnade! :O >-< Ich habe mir nur vorgestellt, wie ICH persönlich regieren würde, wenn es eine meiner Schwestern beträfe - ich wäre ähnlich unerträglich mies drauf und wütend wie Erik. Aber er wird dem lieben Al nicht ewig die Schuld geben - keine Sorge. :3

Ja, in den nächsten Kapiteln werde ich endlich genauer auf dein liebes Quartett eingehen - das heißt, momentan ist es ja eher ein Trio. ._. Auf die Umsetzung von Roxy, Lucy und Beth freue ich mich ja schon eine geraume Weile ^-^. Ich bin gespannt, wie sie dir gefallen werden. :) Bis dahin,

Alles Liebe
deine abgemeldet <3
Antwort von: Norrsken
23.10.2014 00:03
Es tut mir ehrlich so leid, dass es so gedauert hat l'D

Und nein, nein! Keine Sorge. :> Erik fällt nicht in Ungnade. Cx
Es ist menschlich da so eine Miesmuschel zu sein, das kann ich ihm nicht vorwerfen. :> Nur gesund kann das eben nicht sein. xD Wütend sein ist anstrengend. Das mit den wunden Punkten treffen war auch weniger eine Kritik. Das können manche Menschen einfach sehr gut. :'D

Ein Trio ._. Das macht schon traurig zu hören. ; ^ ; Natürlich die Wahrheit x'D
Ich bin ehrlich gespannt auf die geballte Mädenpower. <33 Aber fühl dich nun nicht unter Druck gesetzt oder so! >_<
Von: Norrsken
2014-04-12T10:55:25+00:00 12.04.2014 12:55
Es tut mir so leid, dass ich es noch nicht kommentiert habe T_T Ich hab es tatsächlich aber noch nicht einmal gelesen. Fand keine Zeit dafür und da ich es sowohl lesen als auch ordentlich kommentieren will, brauch das Zeit, die ich Momentan schwer aufbringen kann.
Aber ich habe es die ganze Zeit im Hinterkopf und denke "Da wartet ein tolles Kapitel auf mich!". Das erhellt mir ab und zu den Tag. ;v; ♥


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