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Großmutter hat immer Recht

OsT #004
von

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Mein Großmutter hatte mir einst gesagt, dass es Unglück bringt, wenn man an Silvester mit einem Auto durch die Straßen fährt. Seid diesem Tag habe ich beschlossen, diese Monster zu meiden. Vielleicht ist es abergläubisch, aber meine Oma hatte mit vielem Recht!

Meine Großmama hatte mir einst gesagt, dass Silvesterknaller leicht ins Auge gehen können. Wie sie das bitte gemeint hat, ist mir ein Rätsel, aber da Oma immer Recht hat, meide ich seid diesem Tag auch Feuerwerk. Denn wer will schon an Silvester ein Auge verlieren?

Meine Omi hatte mir einst gesagt, dass die Musik die ich höre vom Teufel selbst gemacht wurden war. Ich bin nicht gläubig, ich bin ja nicht mal getauft, aber mit dem Teufel will ich nichts am Hut haben, dass das mal gleich klar ist! Also war Musik von da an ebenso Tabu.

Heute ist Silvester und vor meinem Bunker ist ganz schön viel los. Wahrscheinlich schießen da die Autos halsbrecherisch über die Straßen, vermutlich hören sie ihre gottlose Musik und schießen Knaller in die Luft. Aber ich nicht! Ich sitze hier unten und bin sicher!

Ich habe keine Wunderkerzen, keine Raketen und schon gar nicht diese lauten Knaller, die man einfach nur an macht, damit sie einen Knall von sich geben. Sie zerreißen einem doch bloß die Ohren, oder etwa nicht?

Ich habe auch keine Techno-Musik oder was da draußen so 'in' ist, ich sitze hier in unserem Keller und begieße das neue Jahr mit Sprudel. Denn Oma hat mich auch vor den Folgen von Alkohol gewarnt! Und Großmutter hat bekanntlich immer Recht!

Zum Glück bin ich so weit weg von Autos, wie es nur geht. Gerade habe ich den Fernseher eingeschaltet und musste feststellen, dass es keinen Film gibt, der nicht ein einziges Fahrzeug zeigt. Da schalte ich doch lieber um und sehe mir 'Dinner for One' an. Ein guter alter Schwarz-Weiß-Streifen, meine Großmama hatte ihn auch gemocht, da bin ich mir sicher.

Was da draußen keiner weiß ist, wie man wirklich Spaß haben kann. Ich habe ein altes Tütü meiner Tante gefunden, es ist gruselig Pink mit Lila gemischt und hat mehr Rüschen als man zählen kann. In meinem Gesicht habe ich mir ein Löwenmuster gemalt und niemand steht wohl nicht auf Schminke, oder? Nach 'Dinner for One' schalte ich um, doch ich finde nichts, was meinen Ansprüchen gerecht wird.

Frustriert schalte ich diesen Apparat wieder aus und lehne mich zurück. Hier wird es ja wohl irgendeine Möglichkeit geben, sich zu beschäftigen. Meine Familie ist unterwegs und wird sicher kein Monopoly mit mir spielen, also fange ich einfach mal alleine damit an.

Nach fünf Minuten wird mir langweilig. Hat jemand außer mir schon mal alleine Monopoly gespielt? Die Gegner werden ziemlich durchschaubar und man will sich ja auch nicht selber schaden, oder? Woran das bloß liegen mag ....?

Es wird immer langweiliger, die Zeit will nicht vergehen und langsam bereue ich es, nicht mit Freunden unterwegs zu sein oder mit meiner Familie auf einen dieser Silvesterbälle gegangen zu sein. Aber ... ich halte mich immer an die Grundprinzipien meiner Großmutter!

Und genau deswegen tue ich jetzt genau das, was sie auch immer getan hatte – ich setze mich in unseren Sessel und lese eine Zeitschrift oder stricke oder mache irgendwas, dass mich an sie erinnert, häkeln zum Beispiel. Ich laufe schon die Treppe aus dem Keller hinauf in den Flur, als mir einfällt, dass ich da jetzt nicht hoch kann. Oben gibt es Fenster und dann sehe ich die Autos, das Feuerwerk und höre womöglich noch Musik? Nein, das kann ich mir nicht antun!

Theatralisch schlage ich mir den Handrücken gegen die Stirn und mache auf dem Absatz kehrt. Ich werde mich nicht dieser Höllenbestie ausliefern! Niemals, jetzt nicht und auch niemals in der Zukunft. Meine Seele muss immerhin rein bleiben. Also stolziere ich in meinem helllila-blassblauen-rosa Tütü wieder zurück in meinen Keller. Man nennt ihn nur noch Bunker, weil ich mich dort vor den Luftangriffen der heutigen Zeit schütze. Oder zumindest versuche ich, dort Schutz zu finden!

Ich habe begonnen, die Sekunden zu zählen. Nicht rückwärts, das wäre mir zu anstrengend und so besessen vom neuen Jahr bin ich dann doch nicht. Also zähle ich einfach mal vorwärts drauf los. Naja, man müsste jetzt ehrlich zugeben, dass ich mich schon drei Mal verzählt habe. Einmal habe ich eine Sekunde verpasst, vielleicht auch Zwei oder Drei, ich weiß es nicht, also habe ich erneut angefangen. Und dann habe ich mich einmal aus Unsicherheit einfach so verzählt. Großmutter wäre sicher sauer gewesen, also höre ich auf und sitze meine Zeit bis zum Feuerwerk und dem Ende dieses grotesken Schauspiels einfach ab.

Doch in diesem Jahr darf ich wohl nicht einfach warten, so wie alle Jahre zuvor. Punkt Mitternacht tut es einen Schlag, dass ich schon glaube, das Haus sei über mir einfach ... weggesprengt wurden! Ich rase wie eine angestochene Tarantel die Kellertreppe hinauf und sehe aus der Haustür heraus. Ein paar Jungen stecken Böller in die Briefkästen und unserer ist blechern und im Haus. Deswegen also der Knall.

Wütend stapfe ich zu ihnen hinüber, ziehe den ersten an der Kaputze herum und bekomme einen entgeisterten Blick zu sehen. "Was willst du Freakshow denn bitte?", ich plustere mich vor ihm auf und ein herzhaftes Lachen seiner Kumpel schallt über die Straße. "Sei du lieber ruhig, ehe ich die Polizei rufe und dich hinter Gitter stecken lasse!", drohe ich ihm, aber diesen jungen Mann scheine ich kaum zu beeindrucken.

"Na dann ruf mal, so wie du aussiehst, nehmen die dich gleich in einer weißen Jacke mit, statt mich hinter Gitter zu stecken!", antwortete er keck und ich musste nun doch einmal an mir herunter sehen. Ich sah vermutlich wirklich ein wenig bescheuert aus. Ich lasse seine Kaputze los und raufe mir die Haare. Meine kleinen Locken stehen mir nun auch noch in alle Himmelsrichtungen ab.

"Wow, ich hab sie durchschaut!", ruft einer der umstehenden Jungen. "Die ist noch bei Halloween und geht gleich auf eine völlig abgefahrene Party!", ich ziehe die Augenbrauen hoch und hoffe, dass diese Typen mich jetzt nicht noch in Gefahr bringen. "Achso!", völlig dümmlich antwortet dieser Rüpel, der mich eben noch so dumm angesprochen hatte. "Na dann ist sie ja die perfekte Komplizin!", kurzerhand liegt sein Arm auf meiner Schulter und ich werde mitgezogen.

Es wäre möglich das es daran liegt, dass wir beide Schwarz sind. Seine weißen Kumpel grinsen bloß und ich sehe mich hilflos um. Ich versuche zwar, ihn abzuwimmeln, aber es gibt keinen Schlupfwinkel. Da fällt mir ein, dass ich die Vier hier von meiner Schule kenne. Nur das sie mich wahrscheinlich nicht kennen, denn da bin ich noch unsichtbarer als eine Scheibe Glas.

Nach ein paar Häusern muss ich zugeben, dass es gar nicht so schlimm ist, ein paar Knaller in fremde Briefkästen zu stecken. Ich fahre sogar in ihrem Auto mit und die Musik die sie hören, ist auch nicht gerade schlecht. Als wir bei Chris daheim sind, müssen die Jungs noch ein paar Raketen in die Luft jagen.

Erst verstecke ich mich im Schuppen, da ich nichts finden kann, dass Sicherer aussieht als dieses Holzhäuschen. Doch als die Lichter über den Himmel funkeln, komme ich aus meinem Kokon heraus und geselle mich zu ihnen.

"Du weist schon, dass du Kinderschminke im Gesicht hast, oder?", fragt man mich, ich nicke und da ich ja zu jeder Zeit gerüstet bin, bekommt kurzerhand jeder etwas in sein Gesicht geschmiert. "Oh es wäre ungerecht den ganzen Spaß für mich zu behalten!", kontere ich, als ich gefragt werde, was dieser Unsinn soll.

Und was war nun mit meiner Großmutter? Vergessen! Ich muss ja zugeben, dass mein Silvester ziemlich öde war, die Jungs aber dann doch etwas Leben in die Sache gebracht haben. Chris hat jetzt meine Nummer und ich bin mir sicher, nächstes Silvester wird genauso toll. Immerhin bin ich auf seinem Sofa eingeschlafen und wurde von seiner Familie zwar schräg angesehen, aber das lustige Outfit war eben doch ein Hingugger.

Also zum Teufel mit Omas Ratschlägen. Von Heute an fahre ich im Bus zur Schule und muss dafür nicht mehr eine Stunde eher aufstehen. Ich höre Musik und Feuerwerk macht mir auch nichts mehr. Da soll noch einer sagen, Großmütter hätten immer Recht!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2013-01-12T18:38:06+00:00 12.01.2013 19:38
Guten Abend.
Das Silvestergeschichtchen ist ja nun auch schon ein paar Tage alt. Langsam bin ich aber neugierig.

Es hat sich ein kleines Seid-Seit-Problem eingeschlichen. "Seit" ist wohl eher in diesem Text gemeint.

Mich wundert, dass die Omi nichts gegen das Fernsehen an sich hatte. XD

dass ich schon glaube, das Haus sei über mir einfach ... weggesprengt wurden! -> worden

aber das lustige Outfit war eben doch ein Hingugger. -> Hingucker

Alle anderen Fehlerchen habe ich einfach überlesen.

Jedenfalls finde ich richtig, richtig gut, wie du den letzten Absatz beginnst. Und meine Großmutter? Diese Art zu erzählen ist dir echt prima gelungen, Hut ab!
Du überspitzt es hier und auch das finde ich toll. Die Idee mit der Kinderschminke gefällt mir auch. Wenn auch das Kapitel etwas Schnellebig ist und du ruhig mehr von ihren Erlebnissen außerhalb des Bunkers hättest berichten können, finde ich, dass sie dir gelungen ist.
Da steckt noch sehr viel Potential drin, aber sie ist gut, wie sie ist. Einfach weil du meiner Meinung nach alles mit dem Schluß raushaust. Der ist einfach klasse geworden.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turnaris
Von:  CanisMinor
2013-01-04T18:02:24+00:00 04.01.2013 19:02
Okay... schräg ist das schon, irgendwie. XD
Ich glaube jeder, der das hier liest, wird sich ein Schmunzeln wohl nicht verkneifen können.
Ich wäre fast beim Lachen an einem Hustenanfall krepiert (bin gerade erkältet).
Ich denke, das ist das beste Beispiel dafür, dass vielleicht auch nicht zu extrem auf die Erwachsenen hören sollte und manchmal mehr auf sich selbst.
Aber an Naivität fehlt es dem Mädchen wohl auch nicht. XD
Ein oder zwei Rechtschreibfehler haben sich da eingeschlichen, aber ich finde nicht, das sie den Leseflus stören. Mich hat es jedenfalls nicht gestört.
Insgesamt finde ich den One-Shot wirklich gelungen.


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