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Being Obvious

because he is oblivious [NaLu]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich sollte der OS "Being smart" heißen. Ich hatte es an dem Lied "criminal" von Britney Spears orientieren wollen, aber während ich so daran getippt hatte, hatte die Geschichte einen völlig anderen Verlauf genommen, welcher mir doch sehr gefallen hat. Vielelicht greife ich die alte Idee wann anders noch einmal auf...oder was denkt ihr? Komplett anzeigen

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Being freed

Nie hatte sie ihre eigene Intelligenz in Frage gestellt. Lucy wusste einfach, dass sie nicht nur mit einem guten Aussehen, sondern auch mit reichlich großer Intelligenz gesegnet worden war. Das hatte auch niemand anderes je in Frage gestellt. Das war aber auch eine notwendige Voraussetzung, wenn man in Betracht zog, dass sie die Erbin des Heartfilia-Konzerns war. Selbstverständlich würde sie jemanden heiraten müssen, der die Leitung übernehmen würde, da ihr Vater es nicht anders sehen wollte. Sie war eine Frau. Deswegen sollte sie der altertümlichen weiblichen Rolle entsprechend wie ihre Mutter ein Kind - am besten dem männlichen Geschlecht angehörend - gebären, welches das Erbe auch irgendwann entgegen nehmen würde. Doch mit ihren 17 Jahren dachte sie nicht ans Heiraten. Das schloss aber nicht aus, dass sie sich nach Romantik sehnte. Sie wollte die große Liebe finden und festhalten. Bisher schien ihre Suche keine Früchte zu tragen, denn in ihrer Schule waren die potentiellen Kandidaten nur an ihrem Geld - aber auch zu ihrem Leidwesen an ihrem Körper - interessiert. Keiner wollte sie heiraten. Großzügig wie ihr Vater war, hatte er ihr Zeit bis zu ihrem 18. Geburtstag gegeben, ihm einen für sie - vor allem für den Konzern - passenden Heiratskandidaten auszuwählen, ansonsten würde er ihr einen zuweisen müssen. Das sagte ihr definitiv nicht zu. Doch in jener Hinsicht waren ihr die Hände gebunden. Immerhin war er ihr Vater, ihr einziger Vormund. Sie könnte es nur noch hinnehmen.
 

In erster Linie hatte sie versuchen wollen, den Zeitrahmen noch einhalten zu können. Ihr war nur noch eine Woche geblieben. Dennoch weigerte sie sich zu kapitulieren. Sie würde es noch schaffen. Ihre Mutter stand ihr im Himmel bei! Leider war das Schicksal nicht mit ihr gewesen. An ihrem Geburtstag entschied ihr Vater sich für den Erben des Eucliffe-Emperiums. Durch die Heirat würden die Konzerne miteinander verschmelzen. Das würde beiden Konzernen zu Gute kommen. Nur eben nicht ihr. Aber das interessierte keinen. Selbst die Presse schwärmte von einer Traumhochzeit zweier junger wohlhabender Menschen, die hoffnungslos ineinander verliebt waren. Die Wahrheit war es nicht, interessierte scheinbar auch keinen...
 


 

Morgen würde Lucy heiraten. Morgen wäre es wohl endlich so weit, wobei sie sich den Tag nicht herbeisehnte. Dieser Tag würde alles andere als ihren kindlichen und mädchenhaften Wunschvorstellungen einer Hochzeit entsprechen. Lucy würde Sting nicht aus Liebe heiraten, sie sah wenig Hoffnung dafür, dass sie einander irgendwann lieben würden. Es war ja nicht einmal das Schlimmste, dass sie dazu gezwungen wurde. Schlimmer war, dass auch ihr Verlobter zur Heirat gedrängt wurde. Im Gegensatz zu ihr hatte er sich bis zum Ende gewehrt, denn er hatte eine Freundin, die er über alles zu lieben schien, aber sein Vater war mit seiner Wahl alles andere als einverstanden gewesen. Letzen Endes hatte er ihm alle Möglichkeiten abgeschnitten, sodass er keine andere Wahl gehabt hatte, als mit Yukino Schluss zu machen. Als er ihr das erzählt hatte, hatte es die Blondine zu Tränen gerührt. Das Leben war einfach nicht fair. Es war grausam. Da fand man die Liebe, nur um sie aus den Armen gerissen zu bekommen.
 

Am Tag vor der Hochzeit hatte sie sich bewusst gemacht, dass ihr persönliches Märchen niemals aufgehen würde. Kein Prinz würde sie retten. Sie war ihrem Schicksal vollkommen ausgeliefert. Jetzt blieb ihr nur noch die Möglichkeit, das Beste aus ihrer Lage zu machen.
 

Den letzten Abend wollte die junge Frau ein letztes Mal die Freiheit spüren. Lächelnd machte sie es sich vor dem Grab ihrer Mutter bequem. Dort verspürte sie eine innerliche Ruhe. Sie sprach zu ihrer Mutter, da es ihr Kraft gab, all das kommende Leid entgegen zu nehmen. Sie musste stark bleiben. Mithilfe ihrer Mutter würde sie alle Hürden auf sich nehmen können. Davon war sie fest überzeugt. Es war ja nicht so, als wäre ihr Zukünftiger ein schlechter Kerl. Sie verstanden sich relativ gut. Nur würde es niemals über Freundschaft hinauslaufen. Das hatte sie einfach im Gefühl. Sie glaubte an die wahre Liebe und dann hätte sie es doch bemerkt, wenn er ihr Seelenverwandter gewesen wäre.
 

Es war bereits dunkel geworden. An Himmel funkelten bereits etliche Sterne. Lucy konnte nicht anders als diese mit einem strahlenden Lächeln zu betrachten. Die Sterne lagen in einer so weiten Entfernung. Dasselbe traf auch auf ihr persönliches Glück zu. Eine Träne stahl sich aus ihrem Auge, die sie nicht fortwischte. Damit musste sie zu leben lernen. Ihr Glück war unerreichbar.
 

Ohne eine weitere Vorwarnung wurde ihr ein Tuch auf Nase und Mund gedrückt. Aufgrund ihrer Überraschung realisierte sie viel zu spät, dass sie das nicht hatte einatmen dürfen. Die Sterne verschwammen allmählich, ehe sie völlige Dunkelheit empfing. Ihr letzter Gedanke war, dass man sie wohl entführen wollte. Auch mit letzter noch vorhandener Kraft wehrte sie sich nicht. Sie hatte ohnehin nichts zu verlieren. Wenn sie jetzt sterben sollte, dann wäre es ihr auch recht. Wozu lohnte es sich denn auch zu leben? Überhaupt...sie würde ihre Mutter wiedersehen. Das war ein beruhigender Gedanke.
 


 

Wo war sie nur? Das war der erste Gedanke der Heartfilia, als sie aus der Ohnmacht erwachte. Gedämpft vernahm sie die Stimmen anderer. Noch war ihr Verstand zu benebelt, um aus den einzelnen Wortfetzen sinnvolle Sätze zu bilden. Dass ihre Sicht durch etwas wie ein Tuch auch lahm gelegt worden war, störte sie aber noch mehr. Nichts sehen zu können, war etwas, was ihr das Gefühl der Hilflosigkeit vermittelte. Zusätzlich kam hinzu, dass ihre Arme und Beine jeweils an den Gelenken mit einem Seil wohl gefesselt worden waren. Es machte sie unsicher nicht ihren Aufenthaltsort und ihre Entführer zu sehen, wobei das sicherlich so schmierige Gauner waren. Davon war sie überzeugt. Die wollte sie doch gar nicht sehen! So lag sie weiterhin auf dem harten Boden und wartete darauf bis ihre Wahrnehmung klarer werden würde. Immerhin würde sie dadurch an eventuell für sie wichtige Informationen kommen.
 

„Der Geizhals hat sich noch nicht gemeldet seitdem er von der Ablösesumme erfahren hat...“
 

„Stimmt, dabei ist der fast eine Milliarde schwer der Kerl. Ist ihm seine Tochter keine 50 Millionen wert?“
 

„Keine Ahnung, aber sein Deal mit den Eucliffes würde dadurch auch platzen. Das wollten wir doch.“
 

„Ob er es darauf ankommen lassen möchte? Meinst du, er ruft die Bullen?“
 

„Unsinn, er weiß doch, was dann mit seiner Tochter passieren würde, sollten die hier aufkreuzen. Außerdem haben wir noch ihn. Er würde uns vorher warnen.“
 

„Stimmt auch wieder...“
 

„Es wären noch 12 Stunden bis zur geplanten Hochzeit...vielleicht lässt er sich einfach noch Zeit?“
 

Nach diesen Worten wurde erst einmal nichts mehr gesprochen. Lucy runzelte ihre Stirn. Ihr Vater wollte nicht zahlen? Er war eine Milliarde schwer? Die Kerle hatten doch keine Ahnung. Wären sie so reich, dann würde er sie nicht mit Sting vermählen. Er hätte ihr einen noch reicheren und einflussreicheren Mann angeschafft. Doch unter den derzeitigen Umständen waren die Eucliffes die Einzigen, die dazu bereit gewesen waren. Seit geraumer Zeit durchlitt der Heartfilia-Konzern eine schwere Krise. Ihr Vater konnte mit Sicherheit nicht die Summe für sie aufbringen. Sie war es ihm nicht wert. Wenn sie ihm nicht vom Nutzen sein konnte, dann bräuchte er sie auch nicht.
 

Sie würde also sterben. Sie würden sie umbringen. Wieso war das Leben nur so unfair zu ihr? Ihr war danach, bittere Tränen zu vergießen. Wegen ihres Vaters gab es so viele Sachen, die ihr entgangen waren. Das Wichtigste darunter war für sie, dass sie ungeliebt sterben würde. Sie würde dieses Leben verlassen, ohne ihren persönlichen Prinzen je gefunden zu haben, so wie ihre Mutter es zu ihren Lebzeiten ihr noch versprochen hatte. Ihre Mutter. Wenigstens wären sie bald vereint.
 

„Oi, Prinzesschen bist du wach?“ Jemand kniete sich wohl neben sie. Jetzt, wo sie die Stimme aus nächster Nähe vernahm, wurde sie das Gefühl nicht los, dass dieser Entführer in ihrem Alter oder nur ein wenig älter als sie sein dürfte. Seine Stimme hatte etwas Kindliches und Fröhliches an sich. Fast schon kam er ihr sympathisch vor. Die Blondine überlegte kurz, ob sie ihm antworten sollte, doch sie entschied sich für das Gegenteil. Wahrscheinlich würde man sie gleich umbringen, sobald sie wussten, dass durch sie nichts zu bekommen war. Sie war nutzlos. Nicht einmal die Entführer brauchten sie. Oder würden sie ihren Spaß mit ihr haben, ehe sie ihr die Kehle aufschlitzen würden? Und ehe sie sich versah, quollen bereits die ersten Tränen aus ihren Augen und benetzten das Tuch, welches ihre Augen vom Licht abschirmte. Ihr Köper begann auch mit jedem Schluchzer, sich immer mehr zu regen. Auch als sie ihre Lippen aufeinander presste, half es nicht, die Laute völlig zu ersticken. Es war so frustrierend. Ihr waren wortwörtlich die Hände gebunden.
 

Der Entführer erhob sich mit einem tiefen Seufzen und ließ sie in diesem Zustand verweilen, worauf sie sich nicht mehr zurückhielt. ‚Mama, wieso geschieht das ausgerechnet mir? Ich bin doch immer ein kluges und hübsches Mädchen gewesen. Ich war immer nett zu meinen Mitmenschen. Also warum...?‘
 

Warum war sie nur zu so einem Ende verdonnert?
 


 

Irgendwann musste sie weinend eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal das Bewusstsein erlangte, lag sie scheinbar zugedeckt und mit einem Kissen unterm Kopf auf einem weichen Untergrund. Lag sie auf einer Matratze? Wären ihre Augen nicht noch immer verbunden, so hätte Lucy wirklich das Geschehene für einen Albtraum gehalten. Doch warum ging man plötzlich so rücksichtsvoll mit ihr um? Hatte ihr Vater sich gemeldet? Würde sie bald frei kommen? Ihr wäre es lieber, Sting zu heiraten, als an diesem Ort eines einsamen und eventuell grausamen Todes zu sterben. Zwar wäre sie liebend gern bei ihrer Mutter, doch sterben wollte sie wirklich nicht. Zu mindestens nicht so. Ihre Zeit war noch nicht gekommen. Jedoch traute sie sich nicht, ihre Entführer zu fragen, was nun ihre Lage betraf.
 

„Wieder wach?“, vernahm die Blondine, dabei zuckte sie zusammen, als sie die Stimme so plötzlich hörte. Seltsamerweise klang er belustigt. Warum denn das? Ergötzte er sich etwa an ihrem Leid? Dem würde sie etwas erzählen!
 

„Setze dich mal auf, ich gebe dir etwas zu trinken. Du musst doch wirklich durstig sein“, wurde ihr angeboten. Jetzt, wo er es erwähnte, fiel auch ihr auf, wie ungewöhnlich trocken ihre Kehle sich anfühlte. Ein wenig Wasser würde ihr definitiv nicht schaden. Also setzte sie sich brav auf und wartete ab dabei in die Richtung blickend, aus welcher sie die Stimme vernommen hatte. Lange musste sie nicht warten, da wurde ihr schon ein Glas an die Lippen gesetzt. Gierig schluckte sie das Wasser hinunter. Sobald nichts mehr kam, seufzte sie zufrieden.
 

„Mehr“, verlangte sie leise, worauf sie ein Schmunzeln vernahm. Auch murmelte der Kerl etwas belustigt vor sich hin. Doch das konnte sie nicht entziffern.
 

„Aber natürlich, Prinzesschen“, bekam sie zur Antwort. Seltsamerweise konnte sie es fast schon spüren, dass er dabei wohl gegrinst hatte. Den Grund würde sie nicht nennen können, aber es machte sie ein wenig verlegen. Er erhob sich wohl, da sie Schritte vernahm, die von ihr wegführten. Nach einer Weile kam er wieder und befolgte endlich ihre Aufforderung.
 

„Danke“, hauchte sie. Auch wenn es sich hierbei um einen ihrer Entführer handelte, so war er ja nicht gezwungen, sie mit Wasser zu versorgen. Das durfte sie nicht als selbstverständlich sehen.
 

„Bitte“, bekam sie überraschend zu hören und sie war sich sicher, dass ihr Mund nun offen stand. Wollte der Kerl sie verwirren oder warum war er so freundlich zu ihr? Was bezweckte er damit? Wollte er sie in Sicherheit wiegen, nur um diese Illusion grauenhaft in Stücke zu reißen? War er so einer?
 

„Oi, Streichholz sei nicht so nett zu ihr. Du vergisst, wenn du da vor dir hast“, ertönte eine andere Stimme. Er wirkte eindeutig unzufrieden. Also war das nicht ein hinterhältiger Plan, um ihre Psyche zu brechen? Vielleicht hatte sie auch einfach zu viele Thriller gesehen. Das musste es sein.
 

„Klappe, Eisbirne!“
 

Streichholz und Eisbirne. Sollten das ihre Codenamen füreinander sein, um sich vor ihr eine anonyme Persönlichkeit zu verschaffen? Dem Anschein nach ja. Wie der scheinbar junge Mann neben ihr wohl in Wahrheit hieß? Wohl kaum Streichholz. Das wäre so ziemlich der lächerlichste Name überhaupt.
 

„Wie auch immer, es gibt Neuigkeiten von ihm“, sagte die Eisbirne. Darauf bewegten sich beide fort bis sie außerhalb ihrer Hörweite waren. Was sie wohl zu besprechen hatten? Hatte ihr Vater sich endlich gemeldet? Das letzte Mal muss es etwa Mitternacht gewesen sein, als sie dazu etwas erfahren hatte, da sie erwähnt hatten, dass es noch zwölf Stunden bis zur Hochzeit wären. Wie es jetzt wohl um die Zeit stand? Lucy legte sich wieder hin. Auch wenn ihr Durst gestillt war, so verspürte sie noch immer Hunger. Sie musste sich ihre verbliebende Energie aufsparen. Für was? Das wusste sie auch nicht.
 


 

„Was willst du zuerst hören, Prinzesschen? Die gute oder die schlechte Nachricht?“, wurde Lucy gefühlt Stunden später von Streichholz gefragt, welcher sich wohl zu ihr ans Bett gesetzt hatte. Sie konnte spüren, dass die Matratze an einer Stelle abgesenkt war. Sie konnte es sich nicht erklären, doch war ihr danach, eine Hand nach seinem Gesicht auszustrecken. Sie wollte ihn fühlen, um ihn wenigstens etwas besser einschätzen zu können. Leider erübrigte es sich, denn ihre Hände waren immer noch verbunden. War wohl auch besser so. Was würde er auch von so einer Geste halten? Dass sie völlig verrückt geworden war? Wahrscheinlich.
 

„Selbstverständlich möchte ich zuerst die Schlechte hören“, beantwortete sie ihm die Frage dabei ihre Stirn runzelnd. Das war doch völlig klar! Also warum kam es ihr wieder so vor, als würde er grinsen?
 

„Na schön, also die schlechte Nachricht ist, du wirst wohl noch ein paar Tage bei uns verweilen müssen. Wie lange genau liegt voll und ganz bei deinem Vater“, eröffnete er ihr. Sie schluckte. Sie musste noch länger bei ihm und seinen Komplizen verweilen? Einerseits machte es sie nervös und andererseits fühlte sie sich auch traurig. Oder was war das nur für ein Gefühl?
 

„Die gute Nachricht ist, dein Vater wird auf unsere Forderungen eingehen, sobald er das Geld hat, und damit wärest du auch schon frei.“ Diese Worte...warum lösten sie keine Freude in ihr aus? Wollte sie so sehr nicht zu ihrem Vater zurückkehren? Was erwartete sie da aber auch schon? Keine Vaterliebe, eine Zwangsehe und sehr viele Pflichten. Lieber würde sie hier verweilen. Doch das war ihr nicht möglich. Ganz davon abgesehen, dass man sie umbringen könnte. Außerdem musste sie sich daran erinnern, dass man nur so nett zu ihr war aufgrund des Geschäfts. Auch Streichholz war sie eigentlich egal. Für ihn war sie auch nur ein Mittel zum Zweck. Sie wurde lediglich als ein Objekt von allen betrachtet.
 

Dieser Gedanke schmerzte sogar noch mehr als der mit ihrem Vater.
 

„Mein Vater hat viel von seinem Vermögen verloren. Er wird euch das Geld nicht auf die Schnelle auftreiben können“, teilte sie ihm mit. Sie wusste auch nicht, was sie dazu geritten hatte, ihm das mitzuteilen. Wahrscheinlich fühlte sie sich derzeit nicht von ihnen bedroht? Oder war es ihr einfach inzwischen egal, was mit ihr geschehen würde?
 

„Das ist uns durchaus bewusst“, bekam sie zur Antwort. Das überraschte sie etwas. Sollte das bedeuten, sie würden es in Kauf nehmen, sie noch länger bei sich zu halten? Dann kam ihr ein fast schon grausiger Gedanke.
 

„Er wird es nicht tun, er wird euch nur hinhalten, um euch aufzuspüren“, hauchte sie, als sie die Erkenntnis traf. Sie hätte es vorher bereits wissen müssen. Ihr Vater war ein herzloser Mann. Er würde die Zeit nutzen, um ihre Entführer aufzuspüren und fassen zu lassen. Sie selbst war ihm das Geld nicht wert. Es ging lediglich um seinen persönlichen, angeknacksten Stolz, was durch die Entführung seiner Tochter hervorgerufen wurde.
 

„Wieso sagst du das?“, wurde sie von ihm gefragt. Dabei klang er überraschend ruhig.
 

„Weil ich ihn und seine verdammte Persönlichkeit kenne.“
 

„Nein, ich meine, ist dir klar, dass dies Grund genug für uns wäre, dich einfach hier zu lassen, während wir abhauen?“ Sie einfach sterben zu lassen. Das deutete er damit wohl an.
 

„Und wenn schon, ich bin ihm nur etwas wert, solange er aus mir Profit schlagen kann. Wenn er keinen Profit aus mir machen kann, dann wird er mich links liegen lassen. Die Summe bin ich ihm definitiv nicht wert. Selbst wenn er zahlen würde, so möchte ich das alles nicht...“, wisperte Lucy sich dabei ihre Tränen zurückhaltend. Es war nicht fair. Warum musste sie sich so fühlen? War ihre einzige Option der Tod? Der Gedanke erschien ihr nicht sonderlich schlimm, denn dann würde sie ihre Mutter wiedersehen. Ihre geliebte Mutter. Das wäre in ihren Augen auch Freiheit.
 

„Du würdest lieber sterben? Sag so etwas nicht. Das ist einfach nur dämlich“, bekam sie von ihm eingeschnappt zu hören, ehe er sie auch wieder mit ihren Gedanken alleine ließ.
 

Es wäre dumm so zu denken? Aber was für eine andere Wahl hatte sie? Sie war keine Prinzessin, die aus einem Märchen entsprungen war. Ihr persönlicher Prinz existierte nicht, es würde sie niemand retten. Von wem oder was überhaupt? Das wusste nicht einmal sie so ganz. Wer kümmerte sich denn schon um sie? Sie fühlte sich so dumm, anders darüber gedacht zu haben. Dabei war sie bereits lange nicht mehr das kleine und naive Mädchen von früher. Sie musste es akzeptieren: niemand brauchte sie.
 

„Setze dich mal auf, es gibt Essen“, erklang die Stimme von Streichholz wieder. Verwunderte blickte Lucy in die Richtung, aus welcher seine Stimme erklungen war. Er hatte sich wieder zu ihr gesetzt. „Es gib nichts Besonderes. Aber Kartoffeln magst du doch sicherlich, oder?“ Wieso war er wieder so freundlich zu ihr? Hatte sein Komplize ihn nicht belehrt, dass das nicht gut wäre? Dennoch setzte sie sich auf und bevor sie es kommen sah, kräuselten ihre Lippen sich zu einem Lächeln.
 

„Ich mag Kartoffeln.“
 

„Da bin ich ja erleichtert“, gluckste er zufrieden und fing an sie zu füttern. Auch wenn der Gedanke daneben war, so genoss sie das ziemlich. Sogar ihr Herz flatterte innerhalb ihres Brustkorbes. Aber es war doch nichts dabei, oder? Diese Aufmerksamkeit von ihm würde sie wohl doch ein wenig genießen dürfen. Was wäre daran verkehrt?
 


 

Das Gefühl für die verstrichene Zeit hatte Lucy verloren. Ab und zu sprach Streichholz mit ihr und erfüllte ihr Inneres mit Wärme, indem er ihr einfach etwas erzählte. Egal, was es war, so zauberte es ein Lächeln auf ihr Gesicht. Diese wenigen Augenblicke mit ihm gaben ihr das Gefühl, dass es sich doch lohnte zu leben. Als sie ihn gebeten hatte, dass sie eine Dusche nötig hatte, hatte er witzelnd gemeint, dass das nur möglich wäre, wenn er sie waschen dürfte. Selbstverständlich hatte sie mit knallrotem Kopf abgelehnt. So weit käme es noch! Wobei sie auch nicht ungeduscht verweilen wollte. Das war doch ein Dilemma. Jedoch würde sie es keinesfalls zulassen, ihm praktisch ihren Körper zu überlassen. Es machte sie überraschenderweise eher extrem verlegen als wütend, dass er ihr das angeboten hatte.
 

„Sag mal, bist du verrückt geworden?“, hörte sie irgendwann die Eisbirne sagen. Sie war gerade dabei aufzuwachen.
 

„Was meinst du? Und sei leiser, du weckst sie noch.“
 

„Willst du mich verarschen? Hörst du dich eigentlich? Du behandelst sie nicht wie eine Geisel, du Vollpfosten!“
 

„Was ist daran so schlimm? Immerhin ist sie ein Mensch!“
 

„Natsu, ich mache mir Sorgen um dich. Du weißt, was morgen passieren wird. Es war von Anfang so geplant gewesen.“
 

Natsu? War das sein richtiger Name? Und was war mit Morgen?
 

Es war ruhig.
 

„Ich weiß...“
 

Das war das letzte Mal, dass sie von ihnen hörte, denn kurz darauf verfiel sie wieder der Dunkelheit, nachdem sie einem kurzen Schmerz im Arm spürte. Vorher vernahm sie noch ein „Tut mir Leid, Luce“. Natsu!
 


 

Als Lucy aufwachte, lag sie in einem hellen Raum, es blendete ihre Augen, weswegen sie diese gleich zusammenkniff. Warte mal...sie konnte etwas sehen? Wie war das denn möglich? Ihre Augen waren nicht mehr verbunden, dasselbe traf auch auf ihre Arme und Beine zu. Aber warum? Vorsichtig setzte sie sich auf und sah sich im Raum um, nachdem sie ihre Augen an das viele Licht gewöhnt hatte. Sie war auf einem Krankenzimmer. Im Krankenzimmer eines Krankenhauses. Aber wie...warum...? Sie verstand die Welt nicht mehr. Was war nur in dem Zeitraum vorgefallen, in welchem sie geruht hatte? Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und gleich darauf trat jemand durch die Tür.
 

„Hime, wie ich sehe, seid Ihr endlich erwacht. Wie geht es Ihnen?“, wurde sie von ihrem rosahaarigen Dienstmädchen begrüßt.
 

„Virgo...wie bin ich hierhergekommen?“, überging Lucy die Frage ihrer Angestellten. Sie wollte es wissen. Vor allem wollte sie erfahren, ob man Natsu gefasst hatte. Natsu. Ihm durfte nichts geschehen sein! Eisbirne war ihr da völlig egal!
 

„Nun, Hime, man hat Sie auf einer Bank hier in der Nähe des Magnolia-Krankenhauses gefunden, obwohl das Lösegeld nicht überreicht wurde. Man hat Sie selbstverständlich gleich untersucht und selbstverständlich Ihren Vater verständigt. Die Testergebnisse verweisen darauf, dass man Ihnen ein stärkeres Schlafmittel verabreicht hat. Ansonsten dürfte Ihnen an nichts fehlen.“
 

„Was ist mit dem Deal mit den Eucliffes?“
 

„Dieser besteht nicht mehr. Der ältere Eucliffe hat den Vertrag für nichtig erklärt aufgrund Ihres Fehlens zum Hochzeitstag. Er möchte sich lieber einem anderen Konzern widmen.“
 

„Was ist mit N-...ich meine...mit meinen Entführern?“
 

„Sie wurden noch nicht gefasst, es führt derzeit auch keine Spur zu ihnen. Es sei denn, Sie wüssten etwas. Ich befürchte, die Polizei wird hier bald erscheinen, sie haben einige Fragen an Sie, Hime.“
 

„In Ordnung...“, hauchte sie. Aber sie wusste ohnehin nichts. Nur sein Name war ihr bekannt, doch diesen würde sie für sich behalten. Das war ihr kleines, süßes Geheimnis. Sie würde ihn nicht verraten. Es würde dem Verrat ihres Herzens gleichen.
 


 

Einige Wochen waren seit jenem Tag im Krankenhaus vergangen. Die Heartfilia hatte in ihren Alltag zurück gefunden. Der nächste Verlobte stand auch bereits fest, doch diesen würde sie erst am Tag der Hochzeit, die am nächsten Wochenende stattfinden sollte, kennenlernen. Ihr Vater war der festen Überzeugung, dass dadurch alles dieses Mal richtig verlaufen würde. Nicht einmal die Medien wussten darüber Bescheid. Wenn so wenige wie möglich Bescheid wussten, wäre es besser, vermutete er. Die Schlagzeilen würden später noch folgen können.
 

„Hime? Kann ich Ihnen etwas Gesellschaft leisten?“
 

Sie hob ihren Kopf und traf auf die Augen ihres engsten Vertrauten im Anwesen. Loke stand ihr stets bei und hörte ihr zu, wenn es kein anderer tat. Er war so etwas wie ihr bester Freund. Sie vertraute ihm vollends. Nie würde er ihr Schaden zufügen. Eigentlich war er der perfekte Prinz, er sah sich auch gerne als solcher, was er durch seine regelmäßigen Liebesbekundungen ihr gegenüber auch immer wieder zeigte. Doch sie empfand nichts, was über Freundschaft hinausgehen würde.
 

„Aber selbstverständlich und höre auf mich zu siezen.“ Sie seufzte und ließ ihren Blick wieder durch den Garten schweifen. Das war der Garten, in welchen ihre Mutter so viel Arbeit hinein investiert hatte. Dieser Garten war ihr persönlicher Schatz gewesen. Nun war es das kleine Paradies der Tochter, die ihre Zeit gerne in diesem verbrachte. Das Grab ihrer Mutter befand sich auch ganz in der Nähe. Dadurch fühlte sie sich nicht mehr einsam. Denn hier war ihre Mutter ganz nah bei ihr.
 

„Woran denkst du, Lucy?“, fragte er sie dabei ein Tablett mit zwei Teetassen und einem Teller mit Leckereien auf dem Tisch abstellend. Seine Augen waren auf sie gerichtet, während er sich zu ihr an den Tisch setzte. Ihm war aufgefallen, dass sie seit ihrer Entführung nachdenklicher geworden war. Manchmal erhielt er sogar den Eindruck, dass sie darüber traurig war, wieder Zuhause zu sein.
 

„Loke, kannst du dich noch an meine Mutter erinnern?“, fragte sie ihn leise dabei wieder zu ihm blickend.
 

„Natürlich, Layla-sama hat mich damals aufgenommen, als mich niemand gebraucht hatte. Durch Sie durfte ich dich kennenlernen und ich bekam diesen Job. Ihre reizende Tochter durfte ich auch kennenlernen.“ Seine Antwort brachte sie zum Lächeln, doch verblasste es im nächsten Augenblick wieder.
 

„Meine Mutter wäre gegen das Tun meines Vaters gewesen. Dessen bin ich mir sicher. Aber...aber ich frage mich, was sie von ihm halten würde. Würde sie es akzeptieren, dass ich mein Herz an ihn verschenkt habe?“ Ihre Augen zeigten ihre Trauer und doch schien sie Glück zu empfinden, wenn sie an jene Person dachte.
 

„Von wem sprichst du, Lucy?“, wunderte er sich. Er war sich sicher, dass sie nicht von ihm sprach, aber sie kannte niemand anderen, der in Frage käme. Immerhin verweilte sie nur im Anwesen. Es gab keinen weiteren Bediensteten, welcher in Frage kommen könnte.
 

„Ich kannte ihn nicht wirklich lange, doch habe ich mich in die Person verliebt, welche ich in der kurzen Zeit hatte kennenlernen dürfen“, antwortete sie und schenkte ihm ein trauriges Lächeln, "Ist es so falsch, in jemanden verliebt zu sein, welcher mir die Freiheit geraubt hat und mich dennoch das Leben in Freiheit gelehrt hat?"
 

Überrascht starte er in ihre Richtung. Ihr war anzusehen, dass sie sich ihre Tränen zurück hielt. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Er wollte wieder ihr zauberhaftes Lächeln sehen können.
 

„Es spielt ohnehin keine Rolle. Ich werde ihn nie wieder sehen und bald werde ich eine verheiratete Frau sein. Das ist die bittere Wahrheit“, sprach sie weiter.
 

Was er nicht ahnte, war, dass sie in der folgenden Nacht den Entschluss fasste, diesem Leben ein Ende zu setzen. Noch in jener Nacht war Lucy Heartfilia von Zuhause weggelaufen, um ihre Freiheit auszuleben.
 


 

Liebe Mutter, nun wohne ich schon seit einer Woche in diesem Hotelzimmer unter falschem Namen, mein Erspartes reicht zwar noch für eine Weile, doch möchte ich heute mich auf die Suche nach einem Job begeben. Immerhin muss ich etwas Geld verdienen, nicht, dass ich letzten Endes nichts mehr davon habe und ich werde unter keinen Umständen zu meinem Vater zurückkehren. Ich sehe mich auch bereits nach einer festen Unterkunft um, aber das ist gar nicht so einfach, wenn man auf sich alleine gestellt ist. Wie auch immer, mir geht es dennoch so gut wie lange nicht mehr.
 

Mutter erinnerst du dich an Natsu? Er fehlt mir wirklich sehr, seine Persönlichkeit hat mich einfach mitgerissen, ich wünsche mir so sehr, ihn ein weiteres Mal zu treffen. Ich schaue mich immer nach ihm um, jedoch kenne ich bloß seine Stimme, sein Lachen und seinen Namen. Ich weiß nicht mal etwas Annäherndes, was sein Aussehen betrifft. Es ist schon traurig, dass ich ihm begegnen könnte, ohne zu wissen, dass er es gewesen war. Der Gedanke bricht mir das Herz.
 

Mama, ich glaube nicht, dass er Böses im Sinn gehabt hatte mit meiner Entführung. Dass Einzige, was sie erreicht haben, ist die Auflösung meiner Verlobung mit Sting. Das Geld haben sie nie wirklich gefordert. Übrigens ist Sting wieder mit Yukino dem Anschein nach zusammen. Erst gestern habe ich die Beiden getroffen. Ich werde heute wohl versuchen, eine Stelle in dem Café zu bekommen, wo auch sie arbeitet. Wünsche mir Glück!
 

Zurück zu Natsu, ich halte ihn für keinen Verbrecher. Und wenn er doch einer sein sollte, dann wäre es mir egal. Ich glaube, ich könnte mich voll und ganz in ihn verlieben. Außerdem würde ich ihn davon abhalten weiterhin Böses zu tun. Dazu wäre ich doch mit Sicherheit fähig.
 

Bis zum nächsten Mal!
 

Deine Lucy
 

Lächelnd versiegelte Lucy den Brief und streckte ihre Arme. Sie sollte wohl allmählich losgehen. Also zog sie sich etwas Passendes an und nahm sich eine Tasche mit allem Nötigen mit. Das Café musste sie ja noch ausfindig machen. Wobei der Name „Fairy Bar“ sicherlich auffällig genug wäre.
 

Das Finden stellte sich tatsächlich als kein großes Problem heraus, denn sie traf dort mehr als pünktlich ein. Die Leiterin war eine nette junge Frau namens Mirajane Strauss, die aber mit „Mira“ angesprochen werden wollte. Mit dieser klärte sie alles und durfte auch gleich anfangen. Nachdem sie die Uniform angezogen hatte, konnte es auch schon losgehen.
 

Alles lief überraschend gut, es erschien der Heartfilia so, als hätte sie vorher nie etwas anderes gemacht. Des Weiteren machte es wirklich Spaß. Die anderen Kellnerinnen waren auch wirklich freundlich. Da gab es eine Blauhaarige namens Juvia, welche ein ziemlicher Tsundere war, doch ansonsten wirklich lieb war, solange ihr eben danach war. Eine weitere Arbeiterin war die jüngere Schwester Miras, Lisanna.
 

Und dann trat Loke gefolgt von jemand anderen ein. Sie nahm sich der Aufgabe an, zu deren Tisch zu treten, nachdem sie sich niedergelassen hatten.
 

„Loke“, grüßte sie ihn und schielte darauf kurz zu seinem Begleiter, nur um zu kichern. Der junge Mann besaß pinke Haare, das war wirklich sehenswert, doch seine dunklen Augen hatten etwas Mysteriöses an sich. Sie lächelte ihm kurz zu und widmete sich wieder ihrem guten Freund.
 

„Lucy...du...was machst du hier?“, hauchte Loke ungläubig und stand auf. Er konnte es nicht fassen. Die entflohene Prinzessin war vor seinen Augen aufgetaucht. Er hatte sich wirklich große Sorgen gemacht.
 

„Ich arbeite hier. Was sonst?“, antwortete sie ihm lächelnd und zückte ihr Notizblock. "Also was kann ich dir und deinem Begleiter bringen?"
 

„Ich...“, setzte er an, ehe er seufzte und sich wieder setzte, „ich bekomme einen schwarzen Kaffee und er hier nimmt ein großes Glas Wasser und das Übliche. Mira weiß schon Bescheid.“ Nickend notierte sie das Bestellte und schritt zurück, aber nicht ohne vorher einen letzten Blick auf den Pinkhaarigen zu werfen. Seltsam, doch eigenartigerweise verspürte sie das Gefühl ihn von irgendwo zu kennen. Doch das wüsste sie wohl. Immerhin hätte sie sich an einen Kerl mit so Haaren sicherlich erinnert. Seltsamerweise waren auch seine Augen auf sie gerichtet, was ihr die Röte in die Wangen trieb. In seinen Augen hatte sie etwas sehen können, doch wusste sie es nicht zu deuten.
 

Nach der Arbeit – also gute zwei Stunden später – trat sie aus dem Café und machte den Braunhaarigen dort alleine stehend aus. Lächelnd näherte sie sich ihm. Er bot ihr an, sie zu begleiten, denn sie hatten etwas zu bereden, da hatte sie nichts dagegen.
 

„Wie geht es dir, Lucy?“, fragte er und ließ sich neben ihr auf dem Bett ihres Hotelzimmers nieder.
 

„Mir geht es gut. Ich fühle mich auch so. Wie sieht die Lage Zuhause aus?“
 

Dann erzählte er ihr davon, dass ihr Vater nicht aus seinem Zimmer trat. Ihre Verlobung hatte man ein weiteres Mal gelöst. Ihr Vater schien zu denken, dass sie von sich aus zurückkehren würde und nicht ihm ewig fernbleiben würde wie in ihrem an ihn adressierten Brief angemerkt.
 

„Sag mal Loke, wer war dein Freund? Und woher kennst du ihn?“, wollte sie dann lieber wissen. Ihr Vater war ihr nun doch egal.
 

„Du meinst den Pinkhaarigen im Café? Er ist wie ich ein Mitglied Fairy Tails. Das ist eine Clubgemeinschaft zu welcher nur Mitglieder Zugang haben. Mira, Lisanna und Juvia sind übrigens auch Mitglieder“, meinte er, ehe er grinste, „gefällt er dir etwa?“
 

Hastig schüttelte sie ihren Kopf. „Ach quatsch, so oberflächlich bin ich nicht. Außerdem mag ich bereits jemanden. Das habe ich dir doch schon erzählt.“
 

„Wen eigentlich? Doch nicht tatsächlich einen deiner Entführer?“, hakte er nach. Ihr Lächeln beantwortete ihm seine Frage.
 

„Findest du das etwa verrückt?“
 

„Lucy, du kennst ihm doch gar nicht“, verlautete er empört.
 

„Das stimmt nicht...auf jeden Fall interessiert mich euer Club, würdest du mich mal mitnehmen?“
 

Seufzend nickte er. Warum hatte er nur eine gewisse Vorahnung? Gray hatte Recht gehabt, er war zu nett zu ihr gewesen.
 


 

Wie versprochen nahm Loke sie noch an dem Abend zu dem Club mit. Als seine Begleitung kam auch Lucy ohne Probleme herein. Sobald sie das Gebäude betrat, fühlte sie sich augenblicklich wohl. Überall konnte sie die verschiedensten Menschen ausmachen. Alle – ohne jegliche Ausnahme – wirkten glücklich. Sie freute sich sehr über ihr Erscheinen. An diesem Ort vergingen ihr jegliche Sorgen. Sie wusste augenblicklich, dass auch sie ein Mitglied werden wollte.
 

„Heute gehst du unter, Stripper!“
 

Und ihr Herz setzte aus. Diese Stimme...das war doch Natsu! Fieberhaft suchte sie nach dem jungen Mann, zu welchem diese Stimme gehörte. Sie musste ihn unbedingt sehen! Ihr Herz schrie nach ihm, auch wenn es vollkommen irrational wirken mochte. Sie wollte ihn wirklich besser kennen lernen. Daran war doch nichts Verbotenes! Sie wollte ihn doch nicht gleich heiraten. Das konnte ruhig warten.
 

„Träum weiter, Feuerechse!“
 

Auch diese Stimme erkannte sie. Das musste...
 

„Eisbirne!“ …sein.
 

„Schlitzauge!“
 

„Schlaffauge!“
 

„Streichholz!“
 

Ihre braunen Augen blieben bei einem Duo hängen. Zwei junge Männer drückten ihre Köpfe aneinander, als wollten sie dem jeweils anderen den Schädel zerschmettern und sich nebenbei noch an die Gurgel des anderen werfen. Einer von ihnen war der Pinkhaarige aus dem Café, der andere war ihr ein schwarzhaariger Unbekannter. Dennoch war sie sicher: sie hatte ihre beiden Entführer gefunden. Noch wichtiger war, dass sie ihn gefunden hatte. Ihr Herz machte vor lauter Aufregung mehrere Hüpfer. Sie wurde ein wenig nervös. Wie sollte sie sich ihm jetzt am besten nähern? Einfach hin?
 

„Lucy...? Was ist los?“, riss Loke sie aus ihren Gedanken.
 

„Ich habe ihn gefunden, Loke“, wisperte sie gerade verständlich für ihn mit einem glückseligen Lächeln. Endlich.
 

„Wen?“, kam es irritiert von ihrem Begleiter.
 

„Meinen Entführer, in welchen ich mich verliebt habe...Natsu...“
 

Der Braunhaarige neben ihr schluckte. Er war sich nicht sicher, ob das so gut wäre. Doch ehe er etwas Weiteres sagen konnte oder sie gar aufhalten konnte, eilte sie schon zu den beiden Streitenden. Wie er das sehen sollte, wusste er nicht so recht. Selbstverständlich wollte er sie glücklich sehen, aber ob das so richtig wäre? Immerhin steckte hinter der ganzen Entführungsgeschichte tatsächlich weitaus mehr. Doch wie man das an sie näher bringen sollte, wusste er noch nicht. Wie sollte er ihr erklären, dass er sie entführt hatte, um ihr zu helfen? Und sich nebenbei von Fairy Tail hatte helfen lassen?
 

„Natsu!“, grüßte sie den Pinkhaarigen bei den beiden Streitenden angekommen. Der Genannte zuckte deutlich zusammen bei dem Klang ihrer Stimme und starte ungläubig in ihre Richtung.
 

„Du...“ Mehr kam nicht von ihm. Er war eindeutig sprachlos. Scheinbar wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Er konnte sich nicht erklären, woher sie seinen Namen wusste. Seine Augen wanderten kurz zu einem wohl überforderten Loke.
 

„Ich habe dich vermisst“, gestand sie leise und ergriff eine seiner Hand mit ihren beiden Händen ihn weiterhin fest ansehend. „Ich weiß, wer ihr seid, aber das ist mir egal. Das ist nicht weiter wichtig. Ich wollte dich einfach wieder sehen.“
 

„Was...was redest du denn da? Ich sehe dich erst zum zweiten Mal...“, meinte ihr Gegenüber und klang dabei ein wenig nervös, was durch sein folgendes Lachen nur bestätigt wurde. Doch das überzeugte sie nur noch mehr. Es verletzte sie aber ein wenig, dass er so tat, als würde er sie nicht kennen, auch wenn sie sich denken konnte, dass er ihr nicht gerade mitteilen wollte, sie entführt zu haben. Eigentlich sollte man so einen Menschen verabscheuen. Doch war die Heartfilia sich sicher, dass man sie dadurch bewusst aus den Fängen einer Heirat gerettet hatte.
 

Plötzlich fiel ihr noch etwas ein, weswegen sie ihre Augen zurück zu Loke richtete. Er hatte sich auch beteiligt, er hatte die Aktion wahrscheinlich erst ins Leben gerufen. Sie lächelte ihm beschwichtigend zu, ehe sie sich wieder Natsu zuwendete, welcher sich noch immer unwohl zu fühlen schien. Der Schwarzhaarige hatte sich inzwischen irgendwohin verzogen.
 

„Ich bin Lucy Heartfilia“, stellte sie sich mit einem strahlenden Lächeln vor. Ihr Gegenüber wirkte nicht sonderlich überrascht, das fiel ihm aber scheinbar zu spät ein. Zu mindestens trug er wieder einen ertappten Gesichtsausdruck, was sie doch recht niedlich fand. Er gefiel ihr wirklich immer mehr.
 

„Ähm...ja...ich bin Natsu Dragneel.“ Darauf schenkte er ihr ein breites Grinsen. Das war also das Grinsen, welches sie immer gespürt hatte und welches sie mit Wärme erfüllt hatte. Endlich konnte sie es mit ihren Augen sehen, endlich konnte sie mit ihm von Angesicht zu Angesicht reden, endlich konnte sie ihn näher kennenlernen.
 

„Natsu, ich würde gerne mit dir befreundet sein“, teilte sie ihm mit, was ihn im ersten Augenblick wohl überrumpelte, ehe er nickte.
 

Jetzt konnte sicherlich ihre Freiheit beginnen. Und Natsu würde ihr den Weg zeigen. Und vielleicht würde er es auch für sein restliches Leben lang für sie tun.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen~
Ich liebe euch :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2014-09-14T01:33:25+00:00 14.09.2014 03:33
Super Story^^
Antwort von:  Carameldream
14.09.2014 09:07
Danke :)


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