Zum Inhalt der Seite

Augenblicke

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ins Feuer

Die Oneshots sind nicht unbedingt chronologisch geordnet. ;)
 

~~~
 

Mit einem Hechtsprung rettete er sich hinter Kili und Fili in den letzten Baum, der jedoch selbst bereits deutlich schief hing.

Azog beobachte die Szene unübersehbar amüsiert. „Ich frage mich“, sagte er, die Stimme nur noch ein dumpfes Grollen, während er seinem weißen Warg durch das dichte Fell im Nacken strich, „werden deine Neffen auch so riechen?“

Beinahe hätte Thorin das Gleichgewicht verloren und den Ast losgelassen, an dem er sich festhielt. Der Baumstamm knirschte bedrohlich, sackte noch ein Stück weg und Nori schrie auf, als er stürzte und sich gerade eben noch an Gandalfs Stab klammern konnte.

In Thorins Ohren rauschte es und er umklammerte den Ast so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. In einiger Entfernung brüllte Fili einen deutlichen Fluch in Azogs Richtung, der jedoch im Lärm des Feuers unterging und Kili knirschte mit den Zähnen, die Lippen weiß vor Zorn, doch davon bekam er kaum etwas mit. Sein Blick galt einzig und allein Azog, den Narben auf der hellen Haut des Orks, den spitzen Zähnen und den scharf-kalten Augen, die ihn, so wenig er das auch zugegeben hätte, in Alpträumen verfolgten.

„Sie sind zart, wenn sie jung sind“, murmelte der Ork seinem Reittier zu, doch seine Stimme übertönte die Flammen mühelos. Der Warg fletschte geifernd die Zähne, seine Augen blitzten im Fackelschein.

Er konnte sich nicht erinnern, aufgestanden zu sein. Auch der Weg den Baumstamm hinab erschien ihm später wie in einem seltsam-grausamen Traum, und beinahe wie in Trance setzte er einen Fuß vor den anderen, spürte nur das Gewicht seines Schwertes in der Hand, vor seinem inneren Auge das Bild seines Großvaters und seines Bruders, fast zerfetzt unter den Schwertern der Orks, Dís, die weinend über ihnen kauerte…

Der Vorderlauf von Azogs Warg traf ihn mitten auf die Stirn. Für Sekundenbruchteile wurde ihm schwarz vor Augen und er strauchelte, landete unsanft auf dem Rücken im Gras, und das war der Augenblick, in dem ihm überhaupt erst bewusst wurde, was gerade geschah. Noch immer drehte sich alles vor seinen Augen, mit Mühe rappelte er sich auf. Vor seinen Augen flackerte das Bild von Dís mit seinem neugeborenen Neffen auf dem Arm, blondes Haar wie sein Onkel, den er nie kennen lernen würde, und so klein und verletzlich...

Wie gelähmt starrte er Azog und den Warg an, nur wenige Meter von ihm entfernt, den Streitkolben hoch erhoben.

Sein Bruder, sein Großvater, sein Vater, in ihren geborstenen Rüstungen, fleckig von halb geronnenem Blut...

Azog lachte, doch es erreichte seine Ohren nicht.

Der Streitkolben des bleichen Orks traf ihn mit voller Wucht auf die linke Wange. Ein Geräusch wie von einer berstenden Nussschale war zu hören, bestialischer Schmerz schien sich ihm von einer Sekunde auf die andere direkt in den Schädel zu bohren und er stürzte wie ein gefällter Baum.

Seine linke Gesichtshälfte schien wie betäubt, in seinem Kopf hämmerte der Schmerz und der heiße Atem des Wargs streifte seine Wange, bevor sich die Kiefer des Tieres beinahe sanft um seinen Oberkörper schlossen.

Der Schild, der ihm damals gegen Azog das Leben gerettet hatte, wurde ihm nun zum Verhängnis; der Knochen seines linken Oberarmes, eingeklemmt zwischen dem Schild und den Kiefern des Wargs, splitterte wie morsches Holz, als das Tier ihn hochriss. Er konnte jemanden schreien hören, war sich jedoch kaum sicher, ob es sich dabei um seine eigene Stimme handelte.

Die Zähne des Wolfes gruben sich tiefer, drückten seine Rüstung ein und zermalmten seine Rippen wie Zahnstocher. Der Schmerz und der Druck auf seinen Brustkorb raubten ihm den Atem; unkontrolliert zuckte sein freier Arm und der Warg riss seinen Kopf erneut nach oben.

Sein Arm folgte der Bewegung und er rammte dem Wolf den Griff seines Schwertes ins Auge.

Der Wolf jaulte auf, schleuderte ihn durch die Luft und diesmal war er sich sicher, dass es seine Stimme war, als er halb bewusstlos auf den Felsen landete. Das Schwert entglitt seinen Fingern, der gebrochene Arm pendelte nutzlos hinter dem Schild verdreht an seiner Seite.

Noch immer bekam er keine Luft. Azog sagte etwas zu dem Ork neben ihm, doch durch den roten Nebel in seinem Kopf drang kein Geräusch, nur die Lippenbewegungen ließen sich erahnen. Etwas kaltes schmiegte sich an seine Kehle und er erkannte die schwarzgraue krumme Klinge eines Orkschwertes.

In blinder Panik und nach Atem ringend tastete er nach seinem Schwert, seine Finger zuckten krampfhaft, doch seine Beine gehorchten ihm nicht mehr und auch der Rest seines Körpers verweigerte ihm den Dienst.

Der Ork hob das Schwert, und das letzte, was er sah, war eine kleine Gestalt, die sich wie wild schwertschwingend auf den Ork stürzte, bevor er endgültig in Dunkelheit versank.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück