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Amputiert

CrocodileXDoflamingo
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
4 Jahre ist das letzte Update her. Doch nun, da "Mesh of Lies" beendet ist, habe ich meine Liebe für "Amputiert" wiederentdeckt. Ich werde die Ff auf jeden Fall beenden und würde mich natürlich freuen, wenn der eine oder andere Leser auch nach so einer langen Zeit noch weiterliest. :)

bye
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Kapitel 19

Es überraschte Crocodile selbst, doch tatsächlich ließen sowohl Doflamingo als auch Daz ihn in Ruhe. Er nutzte die Gelegenheit, um seine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

Während er sich auf der Kante seines Krankenbettes niederließ, fuhr er bedächtig mit dem rechten Armstumpf über seine Wange. Doflamingo hatte ihn ins Gesicht geschlagen. Und es tat ihm nicht einmal leid. Obwohl Crocodile den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund schmecken konnte, war er kaum dazu in der Lage zu begreifen, was eben geschehen war.

Er war sich sicher, dass sein Partner erneut die Hand gegen ihn erheben würde. Doflamingo hatte sich verändert: Von dem unbefangenen, stets amüsierten Shichibukai, den er einst kennengelernt hatte, war nichts mehr übrig geblieben. An seine Stelle war ein paranoider, selbtgefälliger Mann getreten, den er nicht ausstehen konnte.

Bitterere Enttäuschung übermannte Crocodile, als ihm mit einem Mal klar wurde, dass er Doflamingo nicht mehr liebte. Dass er der Person, die sein Partner nun war, nichts als Hass und Verachtung entgegenbringen konnte.

Wenn Crocodile noch seine rechte Hand gehabt hätte und in Besitz seiner Teufelskräfte gewesen wäre, dann hätte er mit Doflamingo ganz einfach Schluss gemacht. Ihm erklärt, dass ihre Beziehung nicht länger existierte. Dass es in Zukunft keine Telefongespräche und erst recht keine gemeinsamen Treffen mehr geben würde.

Doch in dieser priviligierten Situation befand Crocodile sich leider nicht. Er konnte sich nicht einfach von Doflamingo trennen; dazu hatte er überhaupt keine Möglichkeit.

Ich kann ihn nicht verlassen, dachte er verzweifelt. Doflamingo war ein Puppenspieler und Crocodile seine Marionette. Einfach alles hing von ihm ab. Seine Sicherheit, der Bau seiner Prothese... Sollte er ihre Beziehung beenden, würde der Shichibukai bestimmt keinen Finger mehr für ihn rühren. Am Ende schnitt er sich damit ins eigene Fleisch - ganz gleich welch toxische Züge ihre Beziehung inzwischen angenommen hatte.

Ganz abgesehen davon war Crocodile sich nicht sicher, ob der Shichibukai eine Trennung überhaupt akzeptieren würde. Er könnte ihn ganz einfach daran hindern, Dressrosa oder auch nur sein Krankenzimmer zu verlassen. Wenn man ehrlich war, dann war Crocodile doch bereits jetzt sein Gefangener. Er war ihm hilflos ausgeliefert.

Plötzlich kam Crocodile sich nicht länger vor wie ein Haustier. Eher wie ein Lamm, das geschlachtet werden sollte. Doflamingo würde ihn in seiner krankhaften Fürsorge verzehren, bis nichts mehr von ihm übrig war. Ein eiskalter Schauer lief Crocodile den Rücken hinunter.

Er schloss die Augen und zwang sich dazu tief ein- und wieder auszuatmen. Soweit durfte er es nicht kommen lassen. Er musste fliehen. Um jeden Preis. Eine Wahl hatter er nicht. Es war bloß noch eine Frage der Zeit, bis Doflamingo vollkommen die Kontrolle über sein Handeln verlieren würde. Doch wie?

Er musste sich etwas einfallen lassen. Sich einen Plan überlegen. Dressrosa den Rücken kehren. Doch wie sollte solch ein Unterfangen gelingen?
 

Die vom Shichibukai angeordneten Untersuchungen ließ Crocodile täglich mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Er wehrte sich nicht, wenn der Arzt (den er beinahe genauso sehr verabscheute wie Doflamingo selbst) seinen Blutdruck maß, seinen Torso abtastete oder sein Herz abhörte. Die Ergebnisse waren jedes Mal unauffällig.

Sein Gehorsam schien seinem Partner gut zu gefallen. Am Abend des dritten Tages leistete Doflamingo ihm beim Essen bereits wieder Gesellschaft. Mit viel Mühe zwang Crocodile sich dazu alle Speisen, mit denen er gefüttert wurde, hinunterzuschlucken. Er wollte Doflamingo unbedingt bei Laune halten.

„Bist du immer noch sauer auf Daz?“, fragte er in einem möglichst unbefangen klingenden Tonfall, während er auf einem Stück durchgebratenem Rindersteak herumkaute.

„Wie kommst du darauf?“, erwiderte Doflamingo mit kühler Stimme.

Crocodile zuckte mit den Schultern. „Nun ja, du erlaubst immer noch nicht, dass wir beide uns sehen. Dabei dachte ich, dass du deine Eifersucht inzwischen unter Kontrolle gebracht hättest.“

„Er ist zu später Stunde in deinem Zimmer gewesen“, warf sein Partner ihm zähneknirschend vor. „Und du hast verlangt, dass ihr allein gelassen werdet.“

„Daz ist mein Untergebener“, wandte Crocodile ein. „Oder zumindest ist er das gewesen. Ich hatte ihm verboten dich holen zu lassen, doch er hat sich über meinen Befehl hinweggesetzt.“

„Eine äußerst vernünftige Entscheidung. Hätte Daz anders gehandelt, wärst du womöglich tot.“

Crocodile senkte den Blick. „Ich wusste nicht, dass mein Blinddarm entzündet war“, wiederholte er zum x-ten Mal. „Jedenfalls würde ich Daz gern wiedersehen. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit mich bei ihm zu bedanken.“

„Wofür möchtest du dich bedanken? Er hat doch deiner Anweisung zuwider gehandelt.“

„Und damit mein Leben gerettet“, sagte Crocodile, „worüber ich sehr froh bin. Auch wenn es nicht immer leicht ist: Ich hänge doch an meinem Leben. Und deswegen möchte ich gern mit Daz sprechen.“ Als Doflamingo noch immer zögerte, fügte Crocodile mit eindringlicher Stimme hinzu: „Du weißt, dass nichts zwischen uns beiden war, Doflamingo. Du bist der einzige für mich. Warum fällt es dir so schwer das zu akzeptieren?“

„Also gut“, meinte sein Partner schlussendlich und kreuzte die Beine übereinander. „Von mir aus darfst du ihn treffen.“

Unerwartet legte sich ein liebevolles Lächeln auf seine schmalen Lippen. Für einen kurzen Augenblick kratzte der alte Doflamingo an der Oberfläche. Crocodile spürte, wie sein Herz sich zusammenzog. Angesichts dieses Lächelns fühlte er sich beinahe schon schlecht wegen des Fluchtplans, an dem er arbeitete. „Ich weiß, dass du mich liebst und für Daz nichts empfindest. Tief in meinem Inneren wusste ich es die ganze Zeit über. Es hat mich nur so furchtbar verletzt, als du nach ihm anstatt nach mir verlangt hast. Kannst du das verstehen?“

„Natürlich“, sagte Crocodile. „Ich liebe dich, Doflamingo. Nichts könnte an meinen Gefühlen für dich etwas ändern.“
 

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen machte Crocodile zusammen mit Daz einen Spaziergang im Garten. Die beiden Sklaven, die allgegenwärtig an seinen Hacken klebten -wie Mist, in den man getreten war-, blieben wenige Schritte hinter ihnen beiden zurück.

Crocodile musste herausfinden, wie es um die Loyalität seines Untergebenen stand. Daz hatte ihn verraten. Er war mitverantwortlich dafür, dass Crocodile sich gegen seinen Willen hatte einer Operation unterziehen müssen. Doch er ahnte, dass Daz diesen Schritt nicht ergriffen hatte, um ihn herabzusetzen, sondern um sein Leben zu retten.

Was wäre Daz noch bereit zu tun, um ihn zu schützen?

So unauffällig wie möglich wollte Crocodile sich seiner absoluten Untergebenheit versichern. Bestimmt hatte Doflamingo die beiden Sklaven, die mit aufmerksamen Gesichtern hinter ihnen herliefen und jedes Wort ihrer Unterhaltung mitbekamen, angewiesen ganz hinzuhören. Sie würden es sofort melden, wenn sie irgendwelche verdächtigen Gesprächsfetzen mitbekämen.

Nachdem sie eine Weile lang über belanglose und ungefährliche Themen gesprochen hatten, fragte Crocodile seinen Untergebenen irgendwann: „Erinnerst du dich noch daran, wie wir beide in Impel Down aufeinander getroffen sind?“ Seine Stimme klang ruhig und gelassen. Die beiden Wachen, deren Atem Crocodile beinahe im Nacken spüren konnte, würden keinen Verdacht schöpfen.

Daz drehte sich nicht zu ihm um, sondern warf ihm lediglich aus dem Augenwinkel heraus einen verwunderten Blick zu. Auf Außenstehende erweckte er -wie immer- einen absolut stoischen und gefassten Eindruck, doch Crocodile nahm überdeutlich Daz' erwartungsvolles Schweigen wahr.

„Ich habe dich damals etwas gefragt“, fuhr Crocodile fort. „Weißt du das noch?“

Ich habe vor, von diesem Ort zu fliehen. Doch dafür brauche ich Hilfe. Wie sieht es bei dir aus? Schließt du dich mir an, Mister One?

Der Groschen schien gefallen zu sein. Keinem Anderen wäre es aufgefallen, doch Crocodile, der die Mimik seines Untergebenen lesen konnte wie kein Zweiter, bemerkte die Veränderung in seinem Blick sofort.

„Ich erinnere mich“, meinte Daz. Seine Stimme klang ruhig wie die unberührte Oberfläche eines Sees. „Die gleiche Frage hast du mir nach dem Krieg gestellt, als wir den Bericht über Mugiwaras Rückkehr zum Schlachtfeld in der Zeitung gelesen haben.“

Ich werde in die Neue Welt zurückkehren. Kommst du mit? Zu dieser Zeit hatte er angefangen ihn „Daz“ anstatt „Mister One“ zu nennen.

Sie beide spazierten gelassen im Garten umher. Sie blieben nicht stehen und schauten einander auch nicht an. Niemand, der sie hier sah, würde auch nur im Entferntesten ahnen, dass sie darüber sprachen gemeinsam von hier zu fliehen.

„Wenn ich dich ein drittes Mal fragen würde“, sagte Crocodile und legte den Kopf in den Nacken, damit er die warmen Strahlen der Sonne auf seinem Gesicht spüren könnte, „bekäme ich dann zum dritten Mal dieselbe Antwort?“

„Natürlich“, antwortete Daz ohne auch nur einen winzigen Moment lang zu zögern. Ich werde mich anschließen, wenn du derjenige bist, der fragt.

Crocodile nickte und versuchte seine aufkommende Euphorie so gut wie möglich zu verbergen. „Das freut mich zu hören.“
 

„Du solltest dich allmählich wieder ins Bett legen“, meinte sein treuer Untergebener nach einer Weile. „Es ist nicht gut, wenn du so lange auf den Beinen bist. Die Blinddarmoperation hat an deinen Kräften gezehrt. Du musst dich ausruhen.“

„Ja, wahrscheinlich hast du Recht.“

Vermutlich wollte Daz verhindern, dass die beiden Wachen doch Verdacht schöpften. Es handelte sich bei ihm um eine extrem vorsichtige und vorausschauende Person. Und dass den beiden Wachen ihr Gespräch doch komisch vorkam und sie sich deswegen bei ihrem jungen Lord meldeten, war nun wohl das Letzte, was sie beide gebrauchen konnte.

Niemand durfte von ihrem Vorhaben erfahren. Crocodiles Plan wäre zum Scheitern verurteilt, wenn Doflamingo auch nur den winzigsten, aberwitzigsten Verdacht schöpfte.

Crocodile verabschiedete sich unten am Treppenabsatz von Daz. Den restlichen Weg zu seinem Krankenzimmer trat er allein -allein bis auf die beiden allgegenwärtigen Wachen natürlich- an.
 

Crocodile musste geduldig bleiben. Er hatte sich der Loyalität seines Untergebenen versichert, doch ansonsten war er in seinem tollkühnen Plan noch kein Stück vorangekommen. Er war kein Dummkopf; ihm war klar, dass er nicht heute die Absicht fassen konnte zu fliehen und morgen von Dressrosa verschwunden wäre.

Doflamingo war ein gefährlicher und mächtiger Mann. In der Villa, in der sie sich aufhielten, wimmelte es nur von Sklaven und Angestellten, die ihren jungen Lord gleichermaßen fürchteten und verehrten. Ganz zu schweigen von den Mitgliedern seiner Piratencrew. Sie alle wussten genau, wie sehr Doflamingo an ihm hing, und würden nichts unversucht lassen, um seinen Fluchtversuch zu vereiteln.

Crocodile musste sich einen schlauen, ausgeklügelten Plan überlegen, um all die Hindernisse zu umgehen. Es würde nicht leicht werden, daran bestand kein Zweifel: Doch nun, da Daz wieder an seiner Seite war, konnte Crocodile in seiner Brust endlich wieder die Flamme lodern hören, von der er ausgegangen war, sie wäre für immer erloschen. Eine solche Zuversicht hatte er nicht mehr gefühlt, seitdem er aus seinem Koma erwacht war.

Crocodile hatte nach der linken nun auch seine rechte Hand verloren, doch sein Gehirn war unbeschädigt geblieben. Nicht seine Teufelskräfte, nicht sein Goldhaken, sondern sein scharfer Verstand war stets seine stärkste Waffe gewesen.

Er brauchte sich nur einen todsicheren Fluchtplan zu überlegen. Crocodile setzte seinen Kopf ein und Daz seine Hände. Gemeinsam würden sie einen Weg aus diesem Alptraum herausfinden.
 

Doch er durfte nicht ungeduldig werden. Keinen Verdacht erregen.

Crocodile bemühte sich darum, in Doflamingos Gunst aufzusteigen. Je gelassener und unvorsichtiger sein Partner wurde, desto höher stiegen seine Chancen auf Erfolg.

Inzwischen war Crocodile geübt darin, seine wahren Gefühle zu verbergen. Es kostete ihn nicht viel Kraft so zu tun als würde er Doflamingos Gesellschaft genießen. Widerstandlos ließ er die Küsse seines Partners über sich ergehen. Die süßen Worte, die er ihm in sein Ohr flüsterte, erduldete er ruhig.

Seine immer größer werdende Abneigung gegen Doflamingo ließ er sich nicht anmerken. Seine Stimme wurde nicht gereizt, seine Mundwinkel zuckten nicht unwillig, seine Augen offenbarten nichts von dem immer größer werdenden Hass, den er in seinem Inneren spürte.

Es erstaunte Crocodile, wie leicht es ihm fiel, Doflamingo als Feind anzuerkennen. Wie einfach es war, sich seiner Abneigung gegen diesen Mann zu ergeben.

Einst hatte er ihn geliebt. Crocodile hatte nicht einfach bloß romantische Gefühle für Doflamingo gehegt. Er war eine ernsthafte, intensive Beziehung zu dem anderen Shichibukai eingegangen; eine Beziehung, die viele Jahre lang andauerte und das Vertrauen auf beiden Seiten wachsen ließ.

Von dem warmen Prickeln, das ihn immer überkam, wenn er die Möglichkeit hatte sich mit Doflamingo zu treffen, war nichts mehr übriggeblieben. Da war keine Liebe mehr. Um ehrlich zu sein, konnte er seinen Partner kaum noch ausstehen.

Eine seltsame Traurigkeit überkam Crocodile plötzlich. Schade, dachte er, dass es so enden musste. Das hatten sie beide nicht gewollt. Damals, vor so vielen Jahren, als er den anderen Piraten bei Gold Rogers Hinrichtung kennengelernt hatte, hätte Crocodile sich niemals erträumt, dass ihre gemeinsame Geschichte auf diese Weise zu Ende gehen würde. Nicht einmal in seinen allerschlimmsten Alpträumen.
 

Sie aßen gemeinsam zu Abend.

Crocodile lag in seinem Krankenbett, während sein Partner sich auf der Bettkante niedergelassen hatte. Er fütterte ihn behutsam mit etwas lauwarmen Kartoffelbrei.

Alles war wie gewohnt. Lustlos schluckte Crocodile den Brei hinunter und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Ihm bot sich exakt derselbe Anblick wie immer: Links das große Erkerfenster, rechts die Türe, die auf beiden Seiten von Wachen flankiert wurde. Man konnte in Worten nicht ausdrücken, wie sehr Crocodile dieses Zimmer verabscheute. Es widerte ihn dermaßen an, dass er plötzlich kämpfen musste, um den Kartoffelbrei hinunterzuschlucken.

„Ganz ruhig“, hörte er die sanfte Stimme seines Partners sprechen. „Lass dir Zeit.“

Hunderte Male hatte er Doflamingo schon genau diese Worte sagen hören. Lass dir Zeit, echoten sie in seinem Kopf. Es ist nur vorübergehend. Bald wird alles wieder früher sein.

Crocodile konnte nicht anders: Angewidert spuckte er den Brei aus. Die gelbliche Pampe landete auf der Bettdecke in seinem Schoß.

Doflamingo nahm es gelassen. Situationen wie diese hatte es schon sehr häufig gegeben. Es passierte oft, dass Crocodile einen Bissen, der sich bereits in seinem Mund befand, einfach nicht herunterbekam. Dann blieb ihm nichts Anderes übrig als ihn wieder auszuspucken.

Nein, dachte er und betrachtete missmutig die Schale Kartoffelbrei, die auf dem Tablett auf seinem Nachttisch stand, nichts wird wieder wie früher werden.

Plötzlich hatte Crocodile keinen Appetit mehr. Schuldgefühle überkamen ihn.

„Es tut mir leid“, hörte er sich selbst sagen.

„Nicht schlimm“, erwiderte Doflamingo und streichelte zärtlich mit der Hand über seinen Rücken.

Seinem Partner war nicht klar, was er meinte. Verzweifelt ließ Crocodile den Kopf hängen.

Er musste daran denken, was der Shichibukai alles für ihn getan hatte. Nicht nur dass Doflamingo keine Kosten und Mühen gescheut hatte, um ihn während seines Komas am Leben zu erhalten. Und dass er die besten Wissenschaftler versammelt hatte, um nur für ihn eine Prothese bauen zu lassen. Fast täglich nahm Doflamingo sich die Zeit, um an seinem Bett zu sitzen und ihn zu füttern oder ihm zuzuhören, wenn er über die Bücher sprach, die er gelesen hatte, um sich die Langeweile zu vertreiben. Ohne ungeduldig zu werden, sah er Crocodile beim Essen und Trinken zu.

Hätte der Shichibukai auch dann all diese Dinge für ihn getan, wenn er von Anfang an gewusst hätte, dass es ihn ihre Beziehung kosten würde? Es tat Crocodile schrecklich leid. Er hatte nicht gewollt, dass seine Liebe zu Doflamingo zugrunde ging. Das hatte er nicht verdient. Erst recht nicht nach allem, was er für ihn getan hatte.

Plötzlich überkamen Crocodile Zweifel. Könnte er es wirklich über sich bringen seinen Partner zu verlassen? Damit verriet er ihn, das war klar. Die Vorstellung versetzte ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz. Es tat ihm wirklich schrecklich leid.

Crocodile leckte sich über die Lippen, ehe er in einem zögerlich klingenden Tonfall sagte: „Weißt du, Doffy... Ich glaube, ich habe mich nie bei dir bedankt.“

„Bedankt?“ Doflamingo zog die Augenbrauen zusammen. „Bedankt wofür denn?“

„Für alles.“ Crocodiles Stimme klang belegt. Er hatte sich noch nie so traurig gefühlt wie jetzt gerade in diesem Augenblick. „Für all die Jahre, die wir nun schon zusammen durchgestanden haben. Und dafür, wie fürsorglich du dich um mich kümmerst, seitdem ich gegen Eustass Kid verloren habe. Mir ist klar, dass es nicht immer einfach war. Auch für dich nicht. Und ich möchte, dass du weißt... dass ich alles, was du für mich getan hast, wirklich außerordentlich wertschätze.“

Es war ihm wichtig, seinem Partner diese Dinge ganz klar und deutlich zu sagen. Wenigstens diesen schwachen Trost hatte Doflamingo verdient.

Seine Worte rührten den Shichibukai zu Tränen. Es war lange her, dass Crocodile ihn hatte weinen sehen. Nun konnte er beobachten wie dicke, heiße Tränen über seine Wangen kullerten. Um ehrlich zu sein, wusste er nicht, wie er darauf reagieren sollte. Mit einer solchen Reaktion hatte Crocodile nicht gerechnet. Instinktiv streckte er seinen rechten Arm aus, um die Tränen seines Partners fortzuwischen. Zu spät fiel ihm ein, dass er keine Finger mehr besaß, mit denen er Doflamingos Gesicht hätte berühren können. Verlegen nahm Crocodile seinen Armstumpf wieder zu sich zurück.

Crocodile kam sich schrecklich unbeholfen vor. Er wünschte sich bloß, dass sein Partner aufhörte zu weinen. Doch ihm fiel nichts ein, was er hätte tun oder sagen können, um ihn zu trösten.

Irgendwann fing Doflamingo sich von selbst wieder. Mit dem Hemdsärmel trocknete er seine Tränen.

„Es tut mir leid“, sagte er und zog laut die Nase hoch. „Eigentlich habe ich mir vorgenommen, in deiner Anwesenheit nicht zu weinen.“

„Du kannst nicht immer nur stark sein“, erwiderte Crocodile mit sanfter Stimme.

„Ich muss es“, gab Doflamingo kopfschüttelnd zurück. „Für dich, Wani. Ich weiß, dass es hart ist. Aber du musst mir glauben: Alles wird wieder werden wie früher. Ich habe neue Nachrichten von meinen Wissenschaftlern erhalten: In etwa einem Monat wird deine erste Prothese fertiggestellt sein. Versprich mir bitte, dass du diese vier Wochen noch durchhalten wirst. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.“

„Das habe ich nicht.“ Crocodile sprach die Wahrheit. Er blickte hoffnungsvoll in die Zukunft.

Seitdem er Daz, seinen treuesten Untergebenen, wiedergesehen hatte, hatte er wieder zu sich gefunden. Hatte einen Zugang zum alten Sir Crocodile gefunden, der zuvor verschüttet gewesen war.

Bitter lächelnd blickte Crocodile in das tränenverschmierte Gesicht seines Partners. Seine Entscheidung stand fest, auch wenn sie ihm das Herz brach: Ihm blieben nur noch vier Wochen, die er an Doflamingos Seite würde ausharren müssen. Sobald er über seine Prothese verfügte, würde er Dressrosa verlassen. Crocodile fürchtete diesen Tag ebenso sehr wie er ihn herbeisehnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Simone1
2020-04-14T13:53:27+00:00 14.04.2020 15:53
Ich hoffe du schreibst weiter, weil es wird gerade sehr interessant :)
Von:  Kasumi18
2019-01-21T04:43:54+00:00 21.01.2019 05:43
Ich hoffe das du bald wieder weiter schreibst deine Geschichten sind so fesselnd ^-^
Von:  Goesha
2018-09-04T23:26:06+00:00 05.09.2018 01:26
Wirklich super geschrieben!
Ich kann mich nur schemenhaft an die anderen Kapitel erinnern aber das ist echt halb so wild. ^^

Crocodile ist wirklich nun hin und her gerissen, da hat man bedenken, dass er Doflamingo dann doch nicht verlassen kann.
Zumal, wenn er dann auch noch seine Protese bekommt und in 4 Wochen kann noch allerhand passieren.
Überrascht hat mich aber, dass Doflamingo geweint hat. Vielleicht liebt er ihn doch noch aufrichtig und will ihn nicht nur... sagen wir, wie einen Sklaven halten.

Ich bin jedenfalls gespannt wie es weiter geht! ^^
Antwort von:  kleines-sama
05.09.2018 20:50
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar :) Es freut mich, dass du noch Interesse an "Amputiert" hast :)
Der Verlust von Crocos rechter Hand treibt sowohl ihn als Dofla an ihre absoluten Grenzen... Ich denke, die Situation ist weder für den Häftling noch den Gefängniswärter leicht ;)
Kapitel 20 ist bereits in Arbeit :D Mich hat wieder die Schreibwut gepackt!

bye
sb


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