Nachts in Konoha oder: ein schlechter Tag für Hinata
„Hallo?“ fragte Hinata in den Hörer.
„Hey, Hinata.“ Antwortete eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
Es war Kankuro, und Hinata wollte jetzt wirklich mit jeden lieber reden als mit ihm.
„S-s-sorry, Kankuro, aber i-ich muss dir was gestehen...“ Hinata biss sich auf die Unterlippe.
Schon den ganzen Abend hatte sie nachgedacht, und war nun endlich zu einem Schluss gekommen, dass es so nicht weiter gehen konnte. Sie wollte mit ihrem Freund Schluss machen. Doch so viel Mumm in den Knochen aufzubringen war eine Herausforderung für das schüchterne Mädchen, die auch jetzt wieder stotterte. Auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie Naruto liebte, Kankuro für Kankuro konnte sie auf jeden Fall keine tiefen Gefühle empfinden.
„…können wir uns nicht heute noch treffen oder so? Im Caffè >Feuerversteck<?“
„Ähm, klar, Süße. Wie geht es dir denn so? Warum hast du mich nach Hause geschickt?“ bohrte Kankuro nach. „und warum noch heute?“
„Ach, nichts Wichtiges. Wir treffen uns dann in so einer halben Stunde. Bye“ schnell legte sie auf, bevor der Junge noch antworten konnte. Sie hatte jetzt wirklich keine Lust, mit ihm zu reden.
Doch jetzt musste sie noch schnell was klären. Auch wenn es schon spät war. Also stopfte sie ihr Handy in ihre Tasche und wollte schon aus ihrem Zimmer gehen, doch dann fiel ihr etwas ein. Ihre Mutter würde ihr niemals in aller Welt erlauben, um diese Zeit das Haus zu verlassen.
„Du bist schließlich erst 15! Für Kinderschänder wäre das ein gefundenes Fressen!“ hatte sie damals das Mädchen getadelt.
Was mache ich dann?, fragte sie sich. Ihr Blick schweifte durch den Raum, bis er bei etwas hängen blieb- dem Fenster. Naruto erzählte ihr doch damals, er sei immer durchs Fenster gegangen…
Und schwupp- kaum war der Gedanke da, war er auch schon umgesetzt. So leise wie sie nur konnte schlich sich das Mädchen der Familie Hyuuga. Noch einmal drehte sie sich um, um ihr riesiges Haus zu betrachten. „Entschuldige Mama“ flüsterte sie. „Aber ich bin jetzt schon groß. Ich werde mich wehren können, falls mir jemand etwas zu Leide tun will. Ich treffe ab diesem Augenblick meine eigenen Entscheidungen.“ Mit diesen Worten verschwand die blauhaarige Schönheit in der Dunkelheit der kalten Nacht.
Sie lief. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen in der Dunkelheit.. Ein paar armselig leuchtende Straßenlaternen warfen mehr Schatten als Licht. Sie war auf dem Weg zu ihm- sie musste ihn einfach etwas Bestimmtes fragen.
Angekommen vor dem Heim machte Hinata Halt. Nach einer kleinen Verschnaufspause, die sie sich gegönnt hatte, trat sie in das Anwesen ein.
„Oh, hallo, Hinata!“ begrüßte Shizune sie fröhlich. „Was machst du den um diese Uhrzeit hier bei uns?“
„Darf ich zu Naruto?“ fragte sie, statt auf Shizunes Frage zu antworten.
„Ich weiß nicht…“ grübelte die Betreuerin.
„Bitte!“ Hinatas Stimme wurde flehend. „Es ist wirklich sehr dringend!“
„Na, okay.“
„Danke!“ rief das Mädchen noch, bevor sie schon losraste in Richtung Narutos Zimmer.
„Kinder“ murmelte Shizune mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Hinata dachte gar nicht daran, zu klopfen sondern stürmte geradewegs in den Raum, in dem Naruto hauste.
„Hinata…?“ dieser war ziemlich überrascht, das Mädchen um diese Uhrzeit noch zu sehen.
„Sag Naruto, hat der Kuss dir etwas bedeutet?“ Hinata legte gleich los und verzichtete auf jegliche Begrüßung. Dafür hatte sie keine Zeit.
Naruto dache nach und starrte das Mädchen mit emotionslosen Augen an. Ja, wollte er sagen, aber was wäre, wenn sie ihn dann auslachen würde?
„Nein… natürlich nicht.“ log er und senkte dabei den Blick.
Hinata erstarrte. Damit hätte sie zwar rechnen können, hatte es aber nicht getan. Kurz wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte, bis ihre Beine nachgaben und sie in die Knie fiel.
„Hinata, was ist denn los?“ versuchte Naruto sie zu trösten, da Hinata ein paar Tränen vergossen hatte.
Doch Hinata antwortete nicht. Sie stand auf und lief weg.
„Hinata, warte doch!“ schrie Naruto ihr hinterher.
Doch Hinata war schnell. Aber durch ihre Tränen war ihr Blickfeld nur verschleiert, was auch der Grund dafür war, dass sie genau in Shizune hinein lief, die gerade mal wieder Akten herum trug. „Hinata, wohin will…“ weiter kam die junge Frau nicht, da Hinata sich schon wieder aufgerappelt und wieder weg war. Kurz darauf hörte Naruto, der Hinata hinterher gelaufen war, wie die große Tür am Empfang sich schloss.
Hinata wollte jetzt eigentlich nicht mehr zu Kankuro, doch sie musste. Heute war anscheinend kein guter Tag für das arme Mädchen.
Als sie am >Feuerversteck< ankam, waren ihre Tränen getrocknet, und obwohl sie ein bisschen zu spät war, konnte sie Kankuro nirgends entdecken.
Am >Feuerversteck< herrschte nur milde Stimmung. Kein Mensch wollte draußen sitzen, weshalb Hinata mutterseelenallein vor dem Caffè wartete.
Plötzlich fassten zwei starke Hände Hinata von hinten an. Das Mädchen wollte schreien, doch der Mann war schneller und legte ihr die Hand auf dem Mund, sodass sie keine Chance hatte, nach Hilfe zu schreien.
„Du kommst jetzt brav mit zu mir“ flüsterte ihr der Unbekannte ins Ohr.
Hinata nickte nur. Ihre Mutter behielt Recht. Ach, Mutter, es tut mir so sehr leid, dass ich nicht auf dich gehört habe…!, dachte sie sich, obwohl sie wusste, dass es jetzt schon zu spät war. Ihr ganzer Mut löste sich in Luft auf.
Wenn Naruto nur hier wäre!, waren ihre letzten Gedanken, bevor ein dumpfer Schlag auf den Hinterkopf sie zur Ohnmacht bewegte.
