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Amantes amentes

Eine One-Shot-Sammlung
von

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Millicent

Hellgraue Wolken hingen am Himmel und versprachen baldigen Schnee. Nichts was die Besucher von „Madam Puddifoot's Tea Shop“ interessiert hätte. Immerhin hatten die ein Dach über dem Kopf. Aber Millicent Bulstrode war nicht so glücklich. Seit zwei Stunden schon war sie um das kleine Café herumgeschlichen und hatte überlegt, ob sie wohl hineingehen sollte.

Weniger, weil sie unbedingt einen Tee trinken wollte, als viel mehr weil sie wissen wollte, wie es da drinnen aussah. Jedes Jahr hatte sie sich die Geschichten ihrer Mitschülerinnen angehört und jedes Jahr hatte sie sich vorgenommen es sich im nächsten Jahr mit Jemandem anzusehen.

Im letzten Jahr hatten die Todesser dafür gesorgt, dass sie den Vorsatz kurzzeitig vergessen hatte, aber das zusätzliche Schuljahr brachte eine weitere Gelegenheit mit sich.

Eine weitere Gelegenheit, die sie nicht nutzen würde, weil sie sich einfach nicht in das verdammte Café hinein traute.

Nicht alleine zumindest.

Immerhin wusste sie, wie die anderen Schüler darauf reagieren würden. Sie würden sie nur wieder auslachen. Auslachen, weil sie alleine war und dick und fett und eine Slytherin und wenn sie sich dann wehrte und einem von ihnen die verdammten Zähne ausschlug, dann würde sie auch noch die Böse sein, die sich vor Professor Slughorn dafür verantworten musste.

Jedenfalls unter der Voraussetzung, dass der Professor überhaupt wusste, dass sie existierte und mehr war als nur ein Name in einer Liste, die vom letzten Jahr übriggeblieben war.
 

Seufzend wandte sie sich von den rosaroten Lichtern ab, die aus den Fenstern des Cafés drangen. Es hatte ja doch keinen Zweck. Anstatt hier draußen herumzustehen und sich eine Erkältung einzufangen, gegen die Madame Pomfrey ihr wieder diesen ekelhaften Trank aufzwingen würde, dank dem sie immer aus den Ohren rauchte, konnte sie auch in den Honigtopf gehen und ihr sorgsam gespartes Geld in eine XXL-Tüte Chocoballs investieren, die sie dann heute Nacht im Bett essen würde, wenn die Vorwürfe die sie sich selbst machte, sie aufzufressen begannen.

Das war vielleicht nicht gut, aber wenigstens lecker und es tröstete mehr als es die ekligen Diätbonbons mit Brokoligeschmack taten, die ihre Mutter ihr geschickt hatte.
 

Millicent hatte gerade drei Schritte gemacht, als sie glaubte ihren Namen zu hören. Normalerweise reagierte sie auf so etwas nicht, auch weil viele der jüngeren Schüler nur nach ihr riefen, um dann einen besonders fiesen Scherz loszulassen, den sie alle super lustig fanden, während sie verletzt und traurig zurückblieb. Doch heute war sie so überrascht davon auf einmal angesprochen zu werden, dass sie einfach nicht widerstehen konnte.

Neugierig drehte sie sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war, halb bereit eine Nase zu brechen, nur um sich gleich darauf wieder zu entspannen. Es war nur Gregory der da mit großen Schritten auf sie zugeeilt kam.

Millicent kannte Gregory aus dem Unterricht und auch aus dem Gemeinschaftsraum. Der Junge hatte seine Zeit immer mit Draco und Vincent verbracht, bis Vincent im Feuer gestorben war und Draco begonnen hatte, sich von den ehemaligen Todessern zu distanzieren.

Sie konnte es ihm nicht übel nehmen. Vermutlich brauchte er es, um wenigstens ein bisschen was von seinem Ruf zu retten, aber Gregory hatte ihr seitdem oft leid getan, wenn sie ihn alleine in den Gängen des Schlosses hatte herumschleichen sehen.

Verspottet, ignoriert und beleidigt von den Schülern der anderen Häuser, die ihn sicher auch nicht besser kannten, als sie es tat.

„He Millicent“, begrüßte er sie, als er schließlich neben ihr zum Stehen kam und Millicent fiel auf, dass er die dämliche Wintermütze mit der Bommel drauf tiefer ins Gesicht gezogen hatte, als nötig.

„Du willst doch nicht etwa in dat Ding da, oder?“, fragte er und für einen Moment war sie versucht ihm mit einem stolzen „Und ob“ zu antworten. Aber wem machte sie eigentlich etwas vor? Sie würde nie zu den Mädchen gehören, die glücklich an einem dieser pinken Tische saßen und Cherubin beim herumflattern zusahen und vielleicht war es an der Zeit sich einfach damit abzufinden. Langsam schüttelte sie den Kopf. Eine Bewegung die Gregory dazu veranlasste, sie breit anzugrinsen.

„Wusste du hast Geschmack. Dat Teil ist viel zu pink. Aber weißte was Spaß macht?“

Der Junge hob die Hand, in der er einen großen Stoffbeutel hielt, doch Millicent war nicht so ganz klar, worauf er damit hinaus wollte. Wenn sein erklärtes Tagesziel Shopping hieß, hätte er vielleicht besser Daphne ansprechen sollen.

Obwohl – Die saß wahrscheinlich längst in dem Café und schlürfte teuren Tee auf Kosten irgendeines Jungen, dessen Namen sie sich mit Pech nicht einmal gemerkt hatte. Sie würde es spätestens morgen früh erfahren, wenn Pansy mit ihrer üblichen, neugierigen Art von ihnen allen zu erfahren wünschte, was sie am Vorabend getan hatten.

Gregorys andere Hand verschwand im Beutel, nur um gleich darauf eine rosarote Kugel herauszuheben, die er sorgsam in den Fingern wog.

„Kannste rennen?“, wollte er wissen, wartete aber nicht bis Millicent eine Antwort über die Lippen gekommen war. Er hob die Kugel in seiner Hand, zielte - Und warf.
 

Grüne Farbe klatschte gegen das Fenster von „Madam Puddifoot's Tea Shop“, lief in ekligen Bahnen an der Wand hinab und Millicent glaubte wirklich für einen Moment die erschrockenen Schreie aus dem Inneren zu hören.

Eine Kugel wurde ihr in die Hand gedrückt, nur Sekunden, bevor eine zweite, braune Farbbombe an der Fassade des Hauses explodierte. Der Geruch nach fauligen Eiern stieg ihr in die Nase, aber Millicent blieb nicht die Zeit es eklig zu finden. Ihr Arm hatte sich selbstständig gemacht und den hellblauen Ball gerade in dem Moment auf die Tür geworfen, als diese begonnen hatte, sich zu öffnen.

Ein angewiderter Schrei drang an ihr Ohr, während eine Hand sich um ihren Arm legte und sie eiligst mit sich zerrte. Weg von der Straße. Weg vom Schauplatz des Verbrechens. Weg von Madam Puddifoot.
 

Millicent keuchte als sie endlich zum Stehen kamen. Sport war nie ihre Leidenschaft gewesen und es war anstrengend mit Gregory Schritt zu halten, der immerhin aktiv Quidditch spielte. Anstrengend, aber auch irgendwie lustig.

„Haste gehört wie die Alte geschrien hat?“, fragte Gregory lachend und Millicent fiel fröhlich in sein Gelächter ein. Ja, das war witzig gewesen. Eindeutig verboten, aber auch wirklich witzig. Besonders der Schrei der harmoniebedachten Inhaberin, als ihre Bombe die Tür getroffen hatte.

„Wie kommst du nur auf solche Sachen?“, fragte Millicent und Gregory reagierte mit einem Schulterzucken.

„Hab gerade viel Zeit zum Denken“, erklärte er, während das Grinsen auf seinen Lippen langsam erstarb.

Millicent glaubte zu verstehen. Draco, Vincent – Das war bestimmt nicht leicht für ihn. Die plötzliche Einsamkeit, die Schuld, die Vorwürfe. Sicher war er sehr traurig darüber, wie sich das alles entwickelt hatte.

Langsam glitt ihre Hand in die Tasche ihres Umhangs. Wenn sie traurig war, gab es etwas, das ihr immer weiterhalf. Nur ob es ihm da auch so ging? Das würde sie wohl ausprobieren müssen.

„Magst du?“, fragte sie und hielt dem Jungen einen Schokofrosch entgegen. Eigentlich hatte sie ihn für den Rückweg aufgehoben.

Ein Leckerbissen gegen die düsteren Gedanken, die sie immer dann überfielen, wenn sie alleine durch die Dämmerung marschierte und dabei die anderen Schüler beobachtete, die in kleinen Grüppchen zurück in Richtung Schloss strömten. Aber wenn es Gregory ein wenig aufmunterte, dann opferte sie ihn gerne.

„Danke“, hörte sie ihn murmeln, während seine Augen verheißungsvoll zu glänzen begannen. „He Milli“, redete er weiter und seine Finger rissen bereits geübt an der Verpackung des Frosches herum, „Haste Lust noch 'n paar Bomben auf die Gewächshäuser werfen zu gehen?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo.


Schön das Du Dich für diese One-Shot-Sammlung interessierst. Ich hoffe du hattest viel Spaß beim Lesen und freue mich natürlich darüber wenn Du jetzt Lust und Laune hast Favoriten, Empfehlungen oder Kommentare zu verteilen. Für Anmerkungen bezüglich der Charakergestaltung und -entwicklung, sowie für Gesamteindrücke bin ich jederzeit offen, von anderen Bemerkungen bitte ich allerdings abzusehen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Von:  Emmett-the-Cullen
2014-04-12T17:53:55+00:00 12.04.2014 19:53
das ist natürlich auch eine art, den Valentinstag hinter sich zu bringen^^
das ende war schön, da er sie milli genannt hat. ich finds blöd, dass draco nicht zu ihm hält, schließlich hat er ihn all die jahre vorher schikaniert!

und wieder war es ein toller os!
Von:  Finvara
2014-03-02T09:39:19+00:00 02.03.2014 10:39
Ich liebe Millicent, wirklich <3
Die Geschichte ist einhach zu herzig und bleibt zu oberflächlich, als dass all die Probleme ihr etwas von dieser Herzigkeit nehmen könnten.
Da hast du den Spaghat gut gemeistert.
Antwort von:  _Delacroix_
02.03.2014 10:44
Dank dir
Von:  Teilchenzoo
2013-03-20T14:59:39+00:00 20.03.2013 15:59
Irgendwie ... irgendwie sind die beiden zusammen echt süß. Ich hoffe, dass sie dein Happy End gekriegt hätten^^. Die Hässlichen und weniger Netten kriegen ja irgendwie nie was ab vom großen Glück, jedenfalls in den Geschichten. Umso schöner, dass sie hier auf ihre ganz eigene Art ihr Portiönchen Romantik kriegen^^.


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