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Enigma

Alltag im "Trickster's Treasures"
von

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Höfische Spiele

Mit einem Gähnen offenbarte ich mein Raubtiergebiss und zeigte recht deutlich, was ich von der Warterei auf diese elendige Zusammenkunft hielt. Höfische Treffen waren immer nur eines, entsetzlich langwierig und langweilig. Ich schüttelte mein Haupt, um ein wenig wacher zu werden, da der Platz, an welchen ich mich zurückgezogen hatte, geradezu zu einem kleinen Schläfchen einlud.

Aus zu Schlitzen verengten Augen beobachtete ich das edle Volk, welches sich im Vorraum zum Ratssaal versammelt hatte. Schlanke schöne Damen in leuchtend bunten Ballkleidern, die zum Teil an Blätter erinnerten, ließen sich bewundern. Hochgewachsene Herren in allerlei Arten von Wappenröcken schlenderten umher. Zwischen diesen aufwendig herausgeputzten Gestalten wuselten rot und grün gekleidete Frauen und Männer mit Tabletts, auf welchen sie die verschiedensten Getränke und Häppchen anboten.

Ein kleiner rotberockter Junge stand, einen Heroldsstab in der Hand, an der Tür des Ratssaales, öffnete diese und verkündete der Gastgeberin Königin Aine die Namen ihrer holden Gäste. Um mich herum vertrieb sich das edle Volk die Wartezeit je nach Gemüt. In der Wartezeit wurden schon die ersten Bündnisse geknüpft und Fehden begonnen. Es waren Sessel, Stühle und Hocker im Raum bereitgestellt, auf welchen die Wartenden je nach ihrem Rang zu sitzen hatten, wenn sie denn ranghoch genug waren um sitzen zu dürfen.

Mein Schmunzeln brachte meine Schnurrbarthaare zum Vibrieren. Bis jetzt hatte sich noch keiner der Edlen daran gestört, dass ich, ein Gemeiner in ihren Augen, einen Sessel für mich in Anspruch nahm.

Ein Kater zu sein hatte eindeutig den Vorteil sich aussuchen zu können, an welchen Teil des Hofzeremoniells ich mich zu halten gedachte und welchen Teil ich als nicht beachtenswert ansah. Ich drehte mich auf den Rücken und räkelte mich genüsslich auf dem Samt des Sessels. Es hatte mich noch nie geschert, ob ein gemütliches Plätzchen wie mein Sessel eigentlich einem hohen Sidhe-Lord zustand und nicht mir. Ich mochte in den Augen der noblen Sidhe ein Gemeiner sein und ihnen untertan, dennoch war ich kein normaler Gemeiner. Wie die Sidhe-Höfe, so gab es auch unter uns Gemeinen Höfe mit eigenen Herrschern, welche den Sidhe zwar nicht gleichgestellt waren, welche die hohen Herren allerdings auch nicht komplett übergehen durften. Sie brauchten die Unterstützung von uns Gemeinen bei ihren Fehden, auch wenn ich vorhatte mich aus allen Streitereien herauszuhalten.

Dösig lauschte ich mit aufgestellten Ohren auf die Verkündungen des Herolds. Das Hofzeremoniell mochte ich zwar meistens nicht beachten, doch war es nicht angebracht den Zeitpunkt zu verpassen, an dem ich vor Königin Aine und in den Ratssaal zu treten hatte. Es gab Verstöße, die ich mir aufgrund meines Status leisten konnte und es gab solche, die ich mir nicht leisten konnte.

So allmählich verlor ich das Interesse an den leisen Gesprächen des edlen Volks. Ich musste wirklich aufpassen auf meinem kuscheligen Plätzchen nicht einzuschlafen.

Eine Bewegung am Rande meines Gesichtsfeldes und das liebliche Klingeln, welches sie begleitete, erweckte meine Aufmerksamkeit. Ich haschte nach dem schwingenden, klingelnden Etwas, ehe ich noch darüber nachdachte, was ich da tat. Meine Pfote traf auf Stoff. Ihr Stups löste eine liebliche Kaskade an Gebimmel aus. Begeistert schnappte ich mit den Pfoten nach dem Etwas und verbiss mich in dem erhaschten schwarzen Stoff. Meine Krallen gruben sich in meine Beute und zerfetzten sie. Ich zerrte und zog an ihr. Das Etwas geriet ins Rutschen, fiel und begrub mich unter sich. Ich umklammerte den Stoff und wickelte mich hinein, während ich meine herrlich bimmelnde Beute erlegte.

Ein trockenes Räuspern erklang über mir und ließ mich innehalten. Ich musterte meine Beute. Es war eine zweifarbige Mütze, an deren beiden spitzen Enden ein Silberglöckchen befestigt war. Langsam hob ich den Blick von dem Stoff zu der Person vor meinem Sessel. Dort stand ein hochgewachsener, schlanker, gutaussehender Mann. Er war dunkel gewandet, in das Schwarz einer Mitternacht und das leuchtende Blau der blauen Dämmerungsstunde. Seine gesamte Kleidung war in diesen Farben unterteilt, selbst seine Hose. Das eine Hosenbein blau das andere schwarz. Die Enden seiner verschiedenfarbigen Stiefel waren hochgebogen und an ihnen hingen Silberglöckchen. Seine Tunika war ebenfalls zweifarbig blau und schwarz, sie wies Schwalbenschwänze mit Glöckchen an den Enden und spitzen Schmetterlingsärmeln, ebenso mit Glöckchen verziert, auf. Nur sein Mantel bestand einheitlich aus einem Stoff von der Farbe tiefster Mitternacht. Sein schwarzes Haar war zu einem Zopf geflochten. Das dunkelblaue Band, welches den Zopf abschloss, wies wieder Silberglöckchen auf. Er musterte mich aus großen violetten Augen, in denen es unheilvoll glitzerte. Sein fein geschwungener Mund war zu einem schmalen Lächeln, welches mich an eine kalte Messerklinge erinnerte, verzogen.

Hastig zog ich die Krallen aus dem weichen Stoff der Narrenkappe. Ich drehte mich, kam auf meine Pfoten, setzte mich und drapierte meinen Schwanz zu meiner Zufriedenheit. Ich tat mein Bestes, um ihn mit meinen grünen Augen so unschuldig, wie nur irgend möglich anzuschauen. Eine bleiche Hand näherte sich mir und hob die zerrupfte Kopfbedeckung vor mir auf. Bedächtig drehte er sie in seinen Händen, wobei er jede Beschädigung zu registrieren schien.

Ich begann meine rechte Vorderpfote zu lecken, während ich den Sidhe-Lord im Auge behielt. Trotz seiner närrischen Erscheinung handelte es sich um einen hohen Sidhe-Lord und zwar nicht um irgendeinen hohen Lord. Nein, mir war es gelungen die Aufmerksamkeit des großen Amadan Dubh, des boshaften und rachsüchtigen Schelm unter den Sidhe, zu erregen. Schlimmer noch, ich hatte ihn verärgert.

„Ich hoffe Ihr seid gewillt die Konsequenzen für Euer Handeln zu tragen, Cait Sith!“, stellte er mit kühler samtiger Stimme leise fest.

Ich senkte meine Pfote, so dass sich nun beide Vorderpfoten vor meinem Körper befanden. Meine Ohren und mein Blick waren auf Lord Amadan gerichtet. Es gab nur eine mögliche Erwiderung auf seine Feststellung, wenn ich mein Gesicht nicht vor den versammelten noblen Sidhe verlieren wollte.

„Ich bin gewillt die Konsequenzen zu tragen, Lord Amadan.“, erwiderte ich scheinbar ungerührt.

„Nun, da wir uns derzeit auf neutralen Boden befinden, zwecks der heutigen Zusammenkunft, muss diese Angelegenheit warten. Um unsere Unstimmigkeiten zu regeln, schlage ich vor, ihr sucht mich am kommenden Neumond in meinem Heim auf, König der Katzen.“

Das Lord Amadan mich zuerst mit meinem Titel Cait Sith und als Herrscher angesprochen hatte, zeigte sehr deutlich, wie wichtig ihm diese Angelegenheit war.

„Ihr dürft mit meinem Erscheinen rechnen, Lord Amadan.“, stimmte ich seiner Forderung zu. Da hatte ich mir etwas Schönes eingebrockt. König der Katzen hin oder her, Lord Amadan als Sidhe stand über mir und war eindeutig nicht gewillt meine Respektlosigkeit zu übergehen. Ich konnte nur hoffen, dass er seinen Unmut nur an mir und nicht auch noch an meinen Untertanen ausließ.

„Bei Neumond, Cait Sith, vergesst es nicht!“, drang seine eisig-sanfte Stimme durch meine Überlegungen hindurch.

Ich neigte mein Haupt, um ihm zu zeigen, dass ich unsere Abmachung einhalten würde. Ruckartig wandte er sich ab und schritt elegant zum anderen Ende des Raumes. Für den heutigen Tag war ich noch leicht davongekommen. Es hätte auch in seiner Macht gestanden mich, ob meines Handelns zum Amüsement der Anderen bei einem seiner fiesen Scherze zu verwenden und schließlich zu töten. Nun, ich konnte nur abwarten, was auf mich zukommen würde. Ich hoffte, er wäre bis dahin ein wenig milder gestimmt. Ich hoffte es von ganzem Herzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2016-01-03T11:51:20+00:00 03.01.2016 12:51
Ich mag es, wie Du das vorgeplänkische Treiben in der ersten Szene beschreibst! Dieser Lord scheint ja echt wie ein Narr angezogen zu sein, was der Protagonist ja auch erwähnt. Aber ich finde es toll, dass Du die Farben seiner Kleidung nicht so knallig, sondern eher bedeckt und dunkel gewählt hast. Das unterstreicht seine kühle Art umso mehr, finde ich. Dass er den König der Katzen nur wegen der Mütze töten würde, finde ich ziemlich übertrieben, aber das ist ja auch ein anderes Universum, als unseres. Ich hoffe das Beste für deinen Helden! :)
Antwort von:  Salix
03.01.2016 16:44
Danke für den Kommentar. Freut mich, dass sie dir gefallen hat.
Da hast du dir ja eine der Geschichten ausgesucht, bei denen ich ein wenig hänge. Ich sollte echt mal daran weiterschreiben.
LG
Von:  Serefina
2013-03-28T07:00:24+00:00 28.03.2013 08:00
Du hast die natürliche Arroganz der Katze gut betont und es macht Spass, die Geschichte aus der Perspeketive zu lesen. Du hast ein bis zwei Sätze in dem Kapitelchen, die ich persönlich vielleicht umformulieren würde, da die Satzkonstruktion etwas zu verschachtelt wirkt. Davon ab, lässt es sich wunderbar und flüssig lesen. Ich bin gespannt, ob Cat Sidhe noch vor die Königin tritt und welche Folgen sein Verhalten haben wird!

LG Sera


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