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New Generation

Es wird wieder Zeit für ein Duell
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und hier ist auch schon Teil 4 unserer NG Reihe ;-)
Have fun and enjoy it! [Habt Spaß und genießt es!]
~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Komplett anzeigen

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Vierter Zug / Hinter den Kulissen

Endlich war es wieder so weit. Ein neues Schuljahr begann. Für jeden fing ein weiterer Lebensabschnitt an. Wie so oft, sollten auch diesmal neue Schüler an der berühmten Duellakademie aufgenommen werden. Für die alten Hasen änderte sich wenig. Jedoch besaß jeder von ihnen andere Erwartungen an dieses Schuljahr.
 

In einem Einzelzimmer stand ein junger Mann vor seinem Schrank. Nur mit Boxershorts bekleidet. Langes, welliges, braunes Haar zierte seinen Kopf. Zwei goldene Augen stachen aus dem Gesicht hervor. Sein Körper war nichts Besonderes, wenn man ihn näher betrachtete. Er war nicht durchtrainiert und besaß sogar ein wenig Speck an den Hüften. Allerdings in einem noch natürlichen Maße. Er suchte sich seine Kleidung aus. Wie jeden Tag waren es nur einfache Klamotten. Eine Jeans, ein T-Shirt mit irgendeinem Motiv und einfache Turnschuhe. Kurz betrachtete sich der Schüler abermals im Spiegel, bevor er den Schrank schloss. Der Braunhaarige schien mit sich zufrieden zu sein. Schnell band er sein offenes Haar noch mit einem Gummi in einem Pferdeschwanz zusammen und steuerte dann seine kleine Küche an. Dort angekommen nahm er sich nur eine bescheidene Porzellanschüssel und füllte sie mit Cornflakes. Gemeinsam mit der Milch ergab dies ein typisches Frühstück für ihn. Der Blick des Essenden richtete sich nach draußen. In der Küchenwand befand sich ein großes Fenster, wo durch der Duellant freie Sicht auf das Meer hatte. Sein Name lautete Tobi Schäfer. Etwas verträumt verfolgte er den Wind, der das Gras umwehte und die Seevögel einzigartige Flugmanöver durchführen ließ. Tobi war jetzt schon ein Jahr auf der Duellakademie und einer der wenigen Schüler, die das Privileg besaßen, in einem Einzelzimmer wohnen zu dürfen. Nach einem Jahr jedoch wurde dem Schüler immer mehr klar, dass ein Einzelzimmer eigentlich mehr Nachteile als Vorteile mit sich brachte. Man war die ganze Zeit alleine und hatte keinen zum reden. Alleine musste man sich um alles kümmern, was so im Zimmer anfiel. Die zeitweise angenehmen Vorteile, wie sich zurückziehen zu können oder keine Kompromisse eingehen zu müssen, wirkten auf Tobi gegenüber den Nachteilen ziemlich klein. Aber er beschwerte sich nicht. Dies war nicht seine Art. Seine Einstellung oder der Leitsatz lautete daher: „Man muss auch die Unannehmlichkeiten des Lebens erdulden können.“ Außerdem war ein Platz auf der Duellakademie dies alles wert gewesen. Er gehörte zwar nicht zu den so genannten Vorzeigeschülern, aber der junge Mann konnte sich im guten Mittelfeld behaupten. Gerade stellte Tobi seine leere Schüssel in die Spüle, da klopfte es auch schon an der Tür. Eine Stimme drang durch die Eingangspforte: „Tobi? Bist du wach? Wir kommen sonst noch zu spät zur Aufnahme.“ Es war Kyuzo, sein bisher einziger Freund auf der Schule. Der Deutsche überlegte kurz, dann fiel der Groschen! „Ich bin gleich da!“ Das Geschirr konnte noch warten. Einige Blocks weiter stand ein anderer Schüler ebenfalls in seinem Zimmer. Die vier Wände befanden sich einige Meter über der Erde. Dadurch besaß es einen riesigen Balkon, von dem aus die Sicht auf die Insel und das Meer drum herum umso schöner war. Der Mann, geschätzte 25 Jahre alt, teilte sich mit einen Mitbewohner dieses kleine Reich. Wie die meisten Einzel- und Wohngemeinschaftszimmer unterteilte sich die Unterkunft in einen großzügigen Schlaf- und Wohnraum. Dazu kamen ein Bad und eine kleine Küche.
 

Oft wird gedacht, dass die Akademie eine reine Schule sei. Dies war aber nicht der Fall. Die Duellakademie stellte eine Mischform aus Schule und Berufsakademie da. Neben herkömmlichen Abschlüssen, die denen dem weltweiten Standard entsprachen, konnten hier auch Studiengänge besucht werden. Nach Beenden dieses Studiums schloss man nach einer besonderen Theorie- und Praxisprüfung ein „Duell-Akademie-Examen“ ab. Ab dann standen die Türen für die Welt offen. Sofern man das Examen auch bestand. Der Student hatte blondes, kurzes bis halblanges Haar. Sein hervorstechendes Merkmal waren die eisblauen Augen. Sie rundeten das markante Gesicht und den durchtrainierten, männlichen Körper ab. Der Duellant hieß Leon Norman. Mittlerweile war es das letzte Semester, welches er an der Akademie verbrachte. Leon wies allerdings einen deutlichen Altersunterschied, als der normale Durchschnitt auf. Dies hatte jedoch zwei Ursachen. Zum einen dauerte das komplette Studium regulär drei ganze Jahre. Zusätzlich kam ein halbes Jahr vor und nach dem Studium hinzu, welches den Duell-Akademie Aufenthalt ebenfalls verlängerte. Zum anderen musste der Blondschopf, der nicht unbedingt zu den so genannten Strebern gehörte, ein Studienjahr wiederholen. Aber alles in allem hatte er sein Ziel, den Beruf des Event-Managers mit Duell-Monster zu kombinieren, bald erreicht. Dieses neue Schuljahr, war sein erhofftes Abschlussjahr. „Endlich. Nach diesen vier Jahren kann ich hoffentlich meinen Abschluss machen. Wurde auch langsam Zeit. Wenn mich diese Professorin nicht durchfallen gelassen hätte, wäre ich schon früher weg.“ Vor seinem inneren Auge spielten sich Szenen aus der Vergangenheit ab. Leon stand vor der Abschlussprüfung. Seine Vorfreude war riesig. Doch während der Prüfung erreichte er nicht die vorgeschriebene Gesamtpunktzahl. Die Professorin, Alexis Rhodes, hielt es nicht für sinnvoll, dem Schüler die nötigen Endpunkte zu geben. Ihrer Meinung nach, hatte sich sein Duellstil in der Zeit seines Aufenthalts kaum geändert. Auch die Grundlagen und das Verständnis zu Duell-Monster blieben unverändert. Dies unterstrich sie mit einer kleinen Ansprache: „Herr Norman. Wie ich sehe, haben Sie in all den Jahren an dieser Akademie keine Fortschritte gemacht. Die Basis und die richtige Einstellung zu Duell-Monster fehlen Ihnen komplett. Daher erhalten Sie die letzten Punkte für die Gesamtwertung nicht. Letztendlich bedeutet das: Sie müssen ein Jahr wiederholen! Ich hoffe, Sie begreifen dann, was es heißt Duell-Monster zu spielen. Ihre Zukunft wird es Ihnen danken!“ Mit einer Faust haute der Blauäugige spontan an die Wand. „Diese blöde Kuh! Was soll das heißen: „Ich habe nicht die richtige Einstellung“?“ Zornig setzte der Deutschstämmige ein Fausthieb nach. „Der werde ich es zeigen! Es wäre doch gelacht! Ich werde mein Examen machen! Darauf können sie sich verlassen, Frau Professor!“ „Hey Leon! Warum so wütend?“, fragte sein Zimmergenosse ihn. Der Angesprochene drehte sich zum anderen um. Mit zusammengezogenen Augenbrauen zeichnete sich eine finstere Mimik in dem Gesicht des Studenten ab. Verängstigt schluckte sein Kumpel. „ÄH… Schon gut!“, brachte er zögerlich hervor. „Ich meinte ja nur. Vergesse nicht, dass wir heute die Willkommensfeier haben. Danach wird wahrscheinlich wieder praktische Anwendung stattfinden. Professor Princeton will doch keine Zeit vergeuden bis die Prüfungen anstehen. Spar deine Kraft für die Duelle auf.“ Langsam wendete sich Leon von ihm ab. „Eigentlich hast du Recht. Nachher brauche ich noch genug Energie um diese Pappnasen aufmischen zu können.“, erwiderte er schließlich. Seine schmalen Lippen formten ein Lächeln. „Und trotzdem. Diese bekloppte Lehrerin wird es noch bereuen mich durchfallen gelassen zu haben!“ schoss es durch Leons Kopf. Sein Kumpel betrachtete ihn schweigend. Auch er hatte mit den Launen seines Kameraden zu kämpfen. Hitziges Temperament mit leichter Reizbarkeit und ein großer Dickkopf war die beste Beschreibung, um die hervorstechenden Charakterzüge des Duellanten auf zu zeigen.
 

Der Zeit verstrich wie im Fluge und schon stand die Willkommensfeier der Duell-Akademie an. Die gesamte Schülerschaft versammelte sich in der Halle und nahm in geordneter Reihenfolge ihre Plätze auf der Tribüne ein. Tobi machte es sich auf einem der Plätze gemütlich. Neben ihn setzte sich Kyuzo. Auf dem gemeinsamen Weg zur Halle wurde Kyuzo von jedem Schüler begrüßt, der ihnen begegnete. Er war nun mal eine Person, mit der man sich nicht schlecht stellen konnte. Dazu sah er auch unglaublich gut aus. Der Schüler war hilfsbereit, freundlich, zuvorkommend und es gab keinen, der sich nicht mit ihm verstand. Der Goldäugige hat schon öfters überlegt, warum sich dieser beliebte Mensch überhaupt mit ihm abgab. Kaum saßen beide auch schon, fingen alle in der Umgebung an mit Kyuzo zu reden. Dies war Tobi schon gewohnt. Er konnte nur nicht begreifen, wie jemand so viel Aufmerksamkeit ertragen konnte. Ihm selbst reichten eigentlich ein paar Freunde, mit denen man sich gut unterhalten konnte. Jetzt half nur eins. Da ein Gespräch unmöglich wurde, wartete Tobi einfach auf die Neuankömmlinge. Vielleicht war ja jemand interessantes dabei. Der 25 Jährige setzte sich neben seinen Zimmergenossen. Um ihn herum saßen einige Mädchen. Sie kicherten und tuschelten miteinander. An Leon haftete der Ruf eines Frauenhelden. Es gab bei den weiblichen Fans keine, die eine potenzielle Möglichkeit für ein Date mit dem Sunnyboy versäumen wollte. Der Blauäugige grinste den Damen zu. Teilweise erlitten sie dadurch kurze Schwächeanfälle. Dies belustigte ihn. „Diese Gänse bekommen von mir einfach nicht genug. Wie sie immer umfallen. Echt zum kaputtlachen!“, dachte Leon dabei. Plötzlich wurde die Tonstärke des Publikums leiser. Die Neulinge betraten zusammen mit Professor Alvarez die große Halle. Nun, da sich die Neuankömmlinge endlich zeigten, fiel Tobi sofort etwas auf. Offensichtlich waren es noch weniger Duellanten, als letztes Jahr, wo er noch selbst zu ihnen gehört hatte. Vielleicht eine Hand voll. Nun müsste es bald zu dem interessanten Teil kommen. Den Duellen. Der Braunhaarige weiß noch genau, wie es letztes Jahr bei ihm gewesen war. So eine Aufregung verspürte er noch nie. Dazu noch dieses unglaubliche Gefühl gewonnen zu haben. Seit dem erfüllte ihn kein weiterer Sieg so sehr wie dieser. Sein Blick ruhte nun auf den jungen Menschen, da er selbst sehen wollte, wie viele diesen Druck gewachsen waren. „Mal sehen, wer dieses Jahr dabei ist. Hoffentlich ist einmal ein guter dabei. Die Letzten waren ja so was von unfähig!“, überlegte der Blondhaarige, während er mit seinen Augen die neuen Schüler beobachtete und jeden mindestens einmal genau betrachtete. Endlich ergriff der Direktor das Mikrofon und hielt seine Willkommensrede. Bei den Namen „Alexis Rhodes“ kam Leon die Wut hoch. „Diese blöde Kuh gibt es also doch noch!?! Hoffentlich wird sie ordentlich fertig gemacht.“ Ein herablassendes und teuflisches Grinsen bildete den Mittelpunkt seines Gesichtsausdruckes. Die Duelle wurden eröffnet. Jedes Duell war klasse. Man konnte erkennen, warum es diese Schüler bis hier her geschafft hatten. Doch ein Duell wollte Tobi nicht mehr loslassen. Das Spiel des ersten Duellanten. Von Kazuo García. Irgendetwas an ihm ließ diese Kämpfe wie ein Kinderspiel wirken. Doch zeichnete sein Charakter kein bisschen Hochmut aus. Er war gelassen und bedacht in jedem seiner Züge. Man musste einfach von ihm fasziniert sein. Kazuo war der Einzige, der den schriftlichen Test bestand und dazu noch zweimal einen Professor mit Leichtigkeit besiegen konnte. Deswegen wunderte es den Goldäugigen auch kaum, dass der Rothaarige in der Akademie aufgenommen wurde. Innerlich stieß Leon ein Freudeschrei aus. „HURRA! Die Rhodes ist besiegt worden! Zwar hatte dieser Japaner nur Glück, aber sie hat gleich zu Anfang verloren.“ Seine Laune besserte sich ein wenig. Die Duelle gingen weiter. Als der Duellant André Burkhard vorgestellt wurde, horchte der Blauäugige auf. Er selbst stammte auch aus der Schule in Straßburg. „Mal sehen, wie sich dieser Grünschnabel schlägt. Wenn er von den Straßburgern kommt, dann hat er neben guten Zensuren auch ein klasse Deck. Mal sehen.“ Genau verfolgte der Ältere das Geschehen. Es enttäuschte ihn am Ende sehr. „Dieser Junge ist ja eine totale Niete. Gut, Manieren hat er. Aber sonst? Null!“ Für Leon war der Neuling schon abgeschrieben. „Hey Leon. Kommt der nicht aus derselben Stadt wie du?“, fragte ihn sein Kumpel. Der Blondhaarige nickte. „Ja. Aber der ist total schlecht. Die Straßburger scheinen nicht mehr das zu sein, was sie einmal waren. Eigentlich schade. Aber so ist es nun mal.“ Gelassen lehnte er sich zurück. Die letzen Duelle wurden durchgeführt und schließlich kam es zur Ernennung der neuen Schüler. Bei Nr. 4 schreckte Leon hoch. „WAS!?! DER!“, empört schlug der Student auf das Tribünengeländer. Sein Freund versuchte ihn zu beruhigen. „Bleib cool. Selbst wenn dieser André dabei ist. Der hält es so oder so nicht lange an der Akademie aus.“ Beschwichtigt durch die Worte, beruhigte sich Leon wieder. „Es ist eine Schande, dass dieser Taugenichts an dieser Akademie bleiben darf. Aber im Endeffekt kann es mir auch egal sein. Komm wir gehen! Die Show ist schon lange vorbei.“ Gemeinsam verließen sie die Publikumsplätze. Als alle neuen Gesichter wieder aus der Halle verschwanden, leerte sich die Halle langsam. Jeder musste seinem noch bevorstehenden Schultag hinter sich bringen.
 

Dazu gehörte natürlich auch Tobi, der immer noch auf das Duellfeld sah. Er wusste einfach nicht, warum ihn dieser Junge so in den Bann zog. Erst durch ein wildes Schütteln wurde ihm klar, dass die Willkommensfeier vorbei war und nur noch er und sein Freund Kyuzo sich in der Halle befanden. „Aufwachen! Wir müssen uns beeilen! Wir haben gleich praktische Anwendung und du kennst Professor Princeton. Der kann Verspätungen nicht ausstehen.“ Nur durch das erwähnen des Faches und dem Namen des Professors stand Tobi in wenigen Sekunden Kerzen gerade. Er konnte beides einfach nicht ausstehen. Den Lehrer wegen seiner Art und das Fach wegen den Auseinandersetzungen mit wild fremden Leuten. Tobi hatte immer das Glück gegen total eingebildete und arrogante Duellanten kämpfen zu müssen. Er nahm seine Beine in die Hand und machte sich sofort auf den Weg in die Duellierhalle. Die Clique um Leon Norman erwartete ihren Star bereits. Sie unterhielten sich kurz. Jedem zuckte es in den Fingern. Actionreiche Duelle standen wieder an. „Wann kann es endlich los gehen“, dachte jeder. Ein klein wenig außer Atem stand Tobi noch rechtzeitig in der Halle. Mit Kyuzo ging er zu dem aushängenden Plan. Dort stand an jedem Namen das Duellfeld, wo ihn seinen Gegner erwarten würde. Die Zahl stand für die Reihe und der Buchstabe für die jeweilige Spalte. Der Braunhaarige ging langsam die Liste mit den Augen entlang, bis sie an seinem Namen stehen blieben. 5D. Bevor er sich noch von seinem Freund verabschieden konnte, meldete er sich zuerst: „Also Tobi, wir sehen uns nachher. Ich muss zum Feld 20C. Tschau.“ Mit erhobener Hand verabschiedete Kyuzo sich und ging davon. Eine kleine Gruppe folgte ihm und verwickelte den netten Menschen sogleich in ein neues Gespräch. Seufzend ging Tobi auch zu seinem Feld. Als er dort ankam, war dieses jedoch noch leer. „Hoffentlich habe ich diesmal Glück. Ich will nicht schon wieder gegen einen überheblichen und zu selbstüberzeugten Duellanten antreten müssen.“, schoss es noch durch seinen Kopf, als er auf seinen Gegner wartete.

„Also ich werde mal zu meinen Feld gehen. Nachher treffen wir uns wieder, OK?“, fragte Leon seine Freunde. Sie nickten und alle suchten ihre Felder auf. „5D, 5D. Wo ist … AH da! Hallo Tobi!“, rief der Deutsche seinem Gegner zu. Tobi hätte sich am liebsten selbst ins Gesicht geschlagen. Wie so oft hatte er das Pech gepachtet. Ausgerechnet musste es sich, wie kann es anders sein, auch noch um ein Paradebeispiel handeln. Der Braunhaarige kannte seinen Gegner genau. Sehr oft standen sie sich schon gegenüber. Innerlich grinste der Ältere. „Wieder der Schäfer. Ein Kinderspiel. Das Duell ist schon gelaufen.“ Tobi gab zu, dass Leon ein guter Duellant war. Aber egal wie das Duell ausging, es konnte nur schlecht für ihn enden. Wenn er verlieren würde, dann erwatete ihn bereits eine großzügige Portion Hochmut. Andererseits, falls er dennoch siegen sollte, dann bekäme der Schüler sofort den Stolz seines Gegners und dessen Temperament zu spüren. Wie man es drehte und wendete. Nichts war positiv. Ein kleiner Seufzer entwich ihm, als er auch schon sein gemischtes Deck in seine Disk steckte: „Hi Leon. Auf ein gutes Duell.“, antwortete Tobi schließlich. Der Blonde verlor keine Zeit: „Dann wollen wir mal anfangen. Erwarte keine Gnade.“ Daraufhin aktivierte sich seine Duell-Disk. „ZEIT FÜR EIN DUELL!“, ertönte es zeitgleich aus den Mündern.
 

Tobi fing an. Er zog und sah sich seine sechs Handkarten genau an. Am liebsten hätte er geschrien. So eine schlechte Hand besaß er schon lange nicht mehr. Viel konnte er nicht machen. Als erstes legte er ein Monster verdeckt und danach drei Karten in sein Zauber- und Fallenkarten Zone. „Du bist dran.“, bekam der Goldäugige nur heraus, als er seinen Zug beendete. „Na schön. Ich spiele meinen Darius. Im Angriffsmodus.“ Wie angekündigt erschien der Pferde-Gladiator und ließ seine Peitsche knallen. „Zum Schluss lege ich eine Karte verdeckt und beende den Zug“. Er gab an seinen Gegner ab. Nun war Tobi etwas verwundert. Normalerweise nutzte Leon jede Möglichkeit anzugreifen. Schon allein wegen den Effekten seiner Monster. Nachdem er dann gezogen hatte, sah seine Hand immer noch nicht besser aus. „OK, ich beschwöre meine „Mutter Grizzly“. Doch Leon lächelte. „Reisender Tribut! Ich aktiviere dich!“ Alle Monster-Karten zersprangen in ihrer Einzelteile. Nun wusste Tobi, was sein Gegner plante. Etwas genervt legte er noch eine Karte verdeckt und beendete seinen Zug. Nun setzte der Blauäugige in seinen neuen Zug nach. „Ich hole mit „Wiedergeburt“ Darius zurück. Dann spiele ich: „Gladiatorungeheuer Bestiari“ Der grüne Vogelmann tauchte neben den Pferd auf. „Nun verschmelze ich sie zu „Gladiatorungeheuer Gyzarus“. Erscheine!“, rief Leon. Ein Blitz. Ein Donnern. Viel Rauch. Gyzarus bewegte seine breiten Schwingen, während er langsam zur Erde sank. „Effekt aktivieren!“, befahl der Duellant. Mit einem Knall zersprangen zwei der verdeckten Karten. Es waren „Spiegelkraft“ und „Adliger der Auslöschung“. Jetzt lagen nur noch zwei weitere Karten in der gegnerischen Zauber- und Fallenkarten Zone. „Es ist zwar ein mögliches Risiko, aber ich ziehe es jetzt durch.“, schoss es dem Studenten durch den Kopf. „Los Gyzarus! Greife seine Lebenspunkte direkt an.“ Der vogelartige Krieger öffnete seinen Flügeln und mit Schallgeschwindigkeit flog er auf Tobi zu. Der Braunhaarige schloss die Augen. Der Angriff erfolgte. Ohne Probleme sanken die Lebenspunkte auf 1600. Gyzarus Besitzer freute sich. „So! Jetzt aktiviere ich noch den Effekt von Gyzarus und zerteile ihn wieder.“ Der Effekt der Gladiatoren konnte nur mörderisch sein. Nach einem kurzen aufblitzen standen, neben Darius und Laquari, auch Bestiari wieder auf seiner Spielfeldseite. Sie bildeten den neuen Schutz für den Blonden. „Falls du dich fragst, warum nun auch Bestiari da ist, dann erkläre ich es dir. Gyzarus erlaubt mir zwei Gladiatorenungeheuer zu rufen. Mit seiner Hilfe und der Kombination mit Darius Effekt konnte ich nun auch Bestari wieder vom Friedhof zu rufen. Ich lege eine Karte verdeckt und beende meinen Zug.“ Innerlich schon aufgegeben, sah der Braunhaarige auf sein Deck. „Toll. Was kann ich jetzt noch machen? Der letzte Schutz, wurde mir genommen. Der Rest war doch alles nur ein Bluff.“
 

Gerade verließ ihn der Mut, da schoss ihm das Bild von der Willkommensfeier in den Kopf. „Wenn Kazuo ohne Probleme einen Professor besiegt, dann werde ich wohl noch so einen arroganten Duellanten in die Knie zwingen können.“ Tobis Augen blitzten förmlich auf. „Mein Zug.“ Ohne irgendeinen Zweifel zog er seine nächste Karte. „In Ordnung, ich spiele „Topf der Gier“ und darf zwei weitere Karten aus dem Deck ziehen.“ Unbeeindruckt wartete Leon nur darauf, dass er endlich weiter spielen konnte. Mit den neuen Karten in der Hand erweiterte sich das Funkeln in den Augen zu einem selbstsicheren Glänzen. So gut fühlte er sich schon lange nicht mehr. „Jetzt spiele ich „Riesen-Trunade“ und jeder bekommt alle seine Feldkarten wieder auf die Hand.“ Es zuckte in den Fingern des Gegners. Der Blauäugige überlegte, ob er seine Karte aktivieren sollte. „Soll ich? … Soll ich nicht? … Hmm … Ich lass es mal. Ich hebe die Karte für später auf.“ Als die Karten sich in den Händen befanden, fuhr Tobi fort. „Als nächstes kommt meine Zauberkarte „Magischer Hammer“ ins Spiel. Ich lege alle meine Handkarten in mein Deck und ziehe dieselbe Anzahl von Karten.“ Nun mit drei neuen Karten auf der Hand konnte er sich kein Grinsen mehr verkneifen. So einen Spaß hatte er schon lange nicht mehr gehabt. „Ich spiele: „Hai-Angriff aus dem Jenseits“. Für jeden Hai auf meinem Friedhof darf ich bis zu zwei gegnerische Monster zerstören.“ Kurz drauf entstiegen auch schon zwei haiähnliche Gestalten aus dem Nichts und zerrissen die Gladiatoren in Fetzen. Leons Blick erstarrte. „MEINE GLADIATOREN!“, brachte er entsetzt hervor. Doch viel Zeit zum realisieren und verstehen blieb nicht. Der Goldäugige legte noch mal an Tempo zu. „Das war aber noch lange nicht alles. Jetzt aktiviere ich „Blutspur“. Damit darf ich, wenn Monster auf dem Feld durch einen Zauber- oder Fallenkarteneffekt zerstört wurden, die gleiche Anzahl an Hai-Monstern aus dem Deck oder meiner Hand speziell beschwören. Ich rufe „Tornado-Hai“ und „Blitz-Hai“.“ Sofort erglänzte Tobis Duelldisk in einem hellen Schein und zwei Monster erschienen auf seinem Feld. Ein Hammerhai, der am Ende seines Körpers einen kleinen Tornado besaß. Seine Angriffsstärke betrug 1200, die Verteidigung 1800. Der andere Knorpelfisch war ein Schwerthai mit einem kleinen Blitzableiter auf der Stirn. Er erzeugte dadurch ein leichtes elektrisches Feld um sich. Mit 1000 ATK und 1900 DEF spielte er ungefähr in derselben Liga wie der erste Hai. Nur noch eine Karte blieb in Tobis Hand übrig. „Jetzt aktiviere ich den Effekt meines Monsters „Giri, der Haijunge“. Wenn ich ihn von meiner Hand auf den Friedhof werfe, darf ich die Feldzauberkarte „Hairiff“ sofort auf meine Hand nehmen. Die ich natürlich sofort ausspiele.“ Wie angekündigt führte der Duellant sein Vorhaben durch. Leon konnte nichts unternehmen. Das Spielfeld verschwand und wurde durch eine Unterwasserlandschaft ersetzt. Sie standen nun auf den Grund eines Kliffs. An den Wänden wuchsen Korallen in jeglicher Form und Farbe. Hinter Tobi waren in der Ferne Schatten zu erkennen, die alle Ähnlichkeiten mit Haien hatten. „Nun aktiviere ich einen Effekt meiner Spielfeldzauberkarte. Wenn ich zwei Hai- Monster auf dem Feld habe, darf ich zwei weitere Karten ziehen.“ Kaum gesagt, schon waren die Karten gezogen. „Jetzt beschwöre ich meinen „Frost-Hai“ mit seinen 500 ATK und 1700 DEF im Angriffsmodus.“ Neben den beiden anderen Meerestieren erschien nun ein Tigerhai in hellem Blau. Seine Rücken- und Brustflossen bestanden aus Eis. „Jetzt da mein Blitz-, Tornado- und Frost-Hai auf dem Feld sind, kann ich eine meiner mächtigsten Karten rufen. Los erscheine, „Meteorologenfestung Walhai“!“ „NEIN! Nicht der!“ Der Blondschopf war fassungslos. Das Duell erreichte seinen Höhepunkt. Er hatte keine Chance mehr. Alle drei Haie schossen ihre Energie in Form von Eis, Strom und Luft direkt nach oben. Sie bündelten sich und erstrahlten in unterschiedlichen Farben. Es erinnerte an das flackernde Polarlicht. Aus der Mitte des Schauspiels erschien ein riesiger Walhai. Seinen Köper schmückten verschiedene Instrumente, die sich Richtung Rücken ausbreiteten. Außerdem umgab ihn eine Eis-, Strom- und Windaura. Seine Werte beliefen sich auf 2500 Angriffs- und 3300 Verteidigungskraft. Leon war total schutzlos. „Los meine Haie! Greift ihn direkt an.“ Mit diesem Befehl bündelten alle 4 Monster ihre Kraft und senkten in einer Runde die Lebenspunkte des Studenten auf null. „NEIN!“, schrie Leon. Das Riff und die Monster verschwanden und gaben wieder die gewohnte Sicht auf die Halle frei.
 

Tobi war fassungslos und unglaublich glücklich. Noch nie behauptete er sich gegen den Blauäugigen so gut wie dieses Mal. Sein ganzer Körper kribbelte. So hatte er sich bis jetzt nur bei seinem ersten Sieg bei Duell-Monster gefühlt. Der Braunhaarige wollte Bäume ausreisen. Sein Gegner interessierte ihn in diesem Moment wenig. Er drehte sich auf dem Absatz um und hob nur die Hand: „Tschau Leon. Es war ein klasse Duell. Man sieht sich bestimmt wieder.“ Langsam aber sicher wurde Leon klar, dass er gegen Tobi verloren hatte. „VERDAMMT! Dieser Mistkerl. MAN!“ Er richtete sich zur vollen Größe auf und schrie wütend dem Deutschen nach. „WART NUR AB, SCHÄFER! DAS WIRST DU MIR BÜßEN! MEINE RACHE WIRD FÜRCHTERLICH SEIN!“ Unbeeindruckt ging der Angesprochene weiter. Nun kochte der Blauäugige. „Dieser, DIESER …’#!@?!&$’!!!“ Der Duellant schnaubte stinksauer. „Tobi! Du Glückspilz! Das büßt du mir.“, fauchte der Verlierer erneut, bis er schließlich das Duellfeld verließ und in Richtung Apartment verschwand. Einige Mitschüler, die die Szenen beobachteten, besaßen gemischte Gefühle. Zum einen beeindruckte sie der siegreiche Tobi. Zum anderen kannten sie Leon Norman genau. Ihn als Feind zu haben, konnte auf Dauer gefährlich werden. Tuschelnd zerstreuten sich die Zuschauer in alle Himmelsrichtungen. Für den heutigen Tag war der Unterricht für Tobi zu Ende. Langsam ging er zu seinem Zimmer zurück. Seine Laune war unbeschreiblich. Nichts konnte sie ihm mehr vermiesen. Im Zimmer angekommen machte er sich sein Abendessen und legte sich danach gemütlich in sein Bett. Langsam versank er in seine Gedanken. „Wäre die Willkommensfeier nicht gewesen, hätte ich nie den Mut gefasst weiter mit voller Kraft zu kämpfen. Das alles nur wegen diesem Kazuo. Es würde mich interessieren wie er so ist. Auf jeden Fall lasse ich mich nicht mehr unterkriegen. Egal was für ein Gegner mich erwartet.“ Immer weiter versank er in seine Gedanken bis er langsam in einen angenehmen Traum glitt. In seiner Wohnung angekommen schmiss Leon seine Disk auf den Boden. Zielstrebig ging er zu einem frei schwebenden Boxsack. Ein Schlag traf das alte Leder. Ein Zweiter folgte. „Dieser Idiot. Na warte! …“, schwirrte es den Blonden durch den Kopf. Er biss auf die Zähne. „Der kann sich zukünftig warm anziehen. Niemand legt sich mit Leon Norman an!“. Er bemerkte, wie sich sein Kumpel durch die Tür ins Zimmer hineinschlich. „Hallo Sascha! Warst du erfolgreich?“, fragte er ihn. Erschrocken schluckte der Angesprochene zuerst. „Ich, äh, … die Duelle sind gut gelaufen. Und selbst?“ Der Student brachte die Frage kaum heraus. Schon erschallte ein weiterer Schlag gegen den Boxsack. Es knarrte laute und man hätte schwören können, dass der Sack etwas nach unten glitt. Mit einer düsteren Miene betrachte Leon, der den Schlag ausführte, seinen Zimmergenossen. Dieser erstarrte vor Angst. „Frag lieber kein zweites Mal. Verstanden!“, befahl der Deutsche. Seine Augenbrauen zogen sich dabei zusammen. Nickend antworte der Andere. Leons Aggression machte ihm Angst. Die Panik ergriff Sascha. Er flüchtete durch die Tür hinaus. Einen Moment sah Leon ihm nach. „Weichei!“, raunte er schließlich. Sein Wutanfall nahm etwas ab. Doch ständig kam ihn ein Gedanken: „TOBI! DAS BÜßT DU MIR!“ Am späten Abend traute sich Sascha zögerlich in den gemeinsamen Wohnraum. Leon lag bereits im Bett und schlief ruhig. Erleichtert ging auch er schlafen. Doch der Schein trog. Leon wurde von Albträumen verfolgt und schreckte immer wieder hoch. „Verdammt! So schlafe ich nie ein!“, fluchte er innerlich. Er stand erneut auf und stellte sich nur in Boxershorts bekleidet ans Fenster. Der Mond schien hell. Das Meer blieb still. „Hätte ich nur „Feierliches Urteil“ aktiviert.“ Der Blauäugige seufzte. „Und meine Wutanfälle werden auch immer schlimmer. Sascha hat richtig Angst bekommen.“ Kurz sah Leon zu seinen schlafenden Freund. „Er ist der Einzige, der mich einigermaßen mag. Und doch verhalte ich mich so. …“ Er schwieg und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, führte Leon seine Gedanken weiter. „Ich hoffe, dass Sascha mir nicht mehr böse ist. Morgen stehen wieder einige Fächer an. Tobi bekommt seinen Denkzettel schon. Aber zuerst kümmere ich mich um meinen Prüfungsvorbereitung. Mal sehen ob es klappt.“ Mit diesen letzten Worten legte sich Leon wieder in sein Bett und schlief dann endgültig ein.
 

Der neue Morgen begann mit einem hellen und warmen Sonnenstrahl. Er fiel durch das dicke Fensterglas und beschien das ruhende Gesicht des Studenten. Im Licht der aufgehenden Sonne hatte das markante Gesicht etwas Engelhaftes an sich. Mit einen lauten Grummeln erhob Leon die Hand. Alles blende ihn. Langsam erwachte er. Der 25 Jährige verließ das Bett und ging ins Bad. Sein Weg wurde durch ein Gähnen bekleidet. Schon ertönte das Geräusch von Wasser. In Windeseile stand er nackt unter der Dusche. Das kühle Nass ergoss sich über ihn. Es floss an seinen muskulösen Körper herab. Die Kälte führte zu einer leichten Gänsehaut und seine Brustwarzen richteten sich auf. Seine Gedanken sortierten sich nur mühsam. Als Leon fertig war, kam er mit einen Handtuch um die Hüften und einem zweiten über der linken Schulter in den Wohnraum zurück. „Morgen!“, begrüßte der Blauäugige Sascha. „Morgen“, antwortete der Gegrüßte vorsichtig. Leon bemerkte die Angst und kam langsam auf ihn zu. Als er vor ihm stand, reichte der Größere dem Anderen die Hand. „Tut mir Leid wegen gestern. Ich habe die Beherrschung verloren. Nimmst du meine Entschuldigung an?“ Zuerst sah Sascha ihn an. Dann grinste er. „Natürlich. Junge, du bist wie eine Diva. Ich sollte dir wohl ab und an ein Snickers anbieten.“ Daraufhin lachte der Jüngere auf. Er spielte dabei auf einen Werbespot an, der einfach perfekt dazu passte. Leon verzog eine Augenbraue. Er grinste dann ebenfalls. Dann lachten beide miteinander. Das Lachen hielt einige Minuten an. Irgendwie war es entspannend. Als sie sich wieder fingen, klatschen die Männer gegenseitig in die rechte Hand. „Na dann! Die Diva bestimmt jetzt: Anziehen und ab in den Schulstress!“ Sascha stimmte ihm zu. Salutierend verschwand er auch ins Bad, um sich frisch zu machen. Gut gelaunt verließen die Freunde das Apartment. Der alltägliche Kampf konnte von neuen beginnen.
 

Dieser Morgen war für Tobi wie jeder andere. Aufgeweckt von einem monotonen Piepsen trottete der Junge erst mal ins Bad. Dort stieg er in die Dusche. Es folgte seine übliche Morgenwäsche. Danach suchte sich der Schüler seine Kleidung für den heutigen Tag aus und verspeiste anschließend sein Frühstück in der Küche. Eine Schüssel Cornflakes. Doch eine Sache war anders. Noch immer war der Braunhaarige in einer fast schon unglaubwürdigen Freude und diese würde auch nicht mehr so bald verschwinden. Egal was ihm auch an diesem heutigen Tag passieren würde. Wie auch sonst klopfte es wieder an seiner Tür und Kyuzo konnte man sprechen hören: „Tobi komm schon! Ich will nicht wieder zum Unterricht hetzen.“ Der Goldäugige gab nur ein freudiges „Bin gleich da“ zurück und war dann auch schon aus seinem Zimmer getreten. Als Erstes stand praktische Anwendung an. Professor Princeton erwartete die Schülerschaft bereits. Mit einer kurzen Ansprache entschied die Lehrkraft schließlich, wie die heutigen Duelle aussehen werden. Die Duellanten platzierten sich und schon ging das wilde Treiben los. Beschwörungen, Monster-, Zauber- und Fallenkarteneffekte und Kombinationen. Die Halle dröhnte von den vielen Befehlen und Reaktionen, die die einzelnen Züge mit sich brachten. Im Augewinkel entdeckte Leon, dass die Neulinge André und Kazuo sich den anderen Duellanten anschlossen. Doch darüber nachdenken konnte er wenig. Sein eigenes Duell brauchte die volle Konzentration des Spielers. Die Zeit verstrich. Mit einem letzen, gekonnten Zug beendete Leon sein Duell. „Endlich. Jetzt habe ich ein wenig Zeit, bevor es mit dem nächsten Fach weiter geht.“ Der Duellant wollte gerade gehen, als sein Interesse durch eine Schar Schüler geweckt wurde. Sie umkreisten ein laufendes Duell. Neugierig schloss er sich ihnen an. Dank seiner Größe konnte Leon das Geschehen im Hintergrund verfolgen. Das Duell bestritten die Neulinge untereinander. Die Amerikanerin Wilson und der Südafrikaner Makeba gegen den Japaner García und den Europäer Burkhard.
 

Der Blauäugige schüttelte nur den Kopf. „Wieso kämpfen diese beiden Loser [Verlierer] gegen die zwei Top-Neulinge? Die haben doch keine Chance.“ Er wollte schon wieder gehen, als plötzlich der Schwarzhaarige seinen Zug eröffnete. „Ich aktiviere die Feldzauberkarte: „Jagdgründe der Harpyien“. Eine heftige Windböe baute sich auf und veränderte das Spielfeld. Aus Beton wurde eine Ebene. „Als nächstes beschwöre ich meine „Cyber-Harpyie“. In Angriffsposition.“ Jetzt wurde es für Leon interessant. Der Duellant kannte die berühmte Harpyien-Kombination. „Mal sehen, wie er sich schlägt.“, dachte sich der Beobachter dabei. Die Vogelfrau erschien mit einem lauten, typischen Schrei. Ihre Rüstung schimmerte im Tageslicht. 2000 ATK und 1500 DEF. André kündigte sein Vorhaben an. „Die Jagdgründe erhöhen nicht nur ihre Angriffs- und Verteidigungsstärke um 200. Nein, auch der spezielle Effekt meiner Feldzauberkarte wird aktiviert. Harpyie! Zerstöre die Karte von Monsieur [Herrn] Makeba.“ Eine Blitz-Peitsche tauchte auf. Die Harpyie holte aus und die verdeckte Fallenkarte wurde zerstört. „Beeindruckend. Diese Kombination ist zwar nichts Neues, aber sehr effektiv.“, gab Leon selbst zu. Er erwartete, dass der Jüngere seinen Zug nun beendete. Doch eine Überraschung geschah. „Super, nun zu ihnen Mademoiselle [Fräulein] Wilson. Auch sie sollen die Stärke meiner Harpyien spüren. Ich spiele: „Vornehmer Egotist“. Bei diesen Worten wurden die Augen des Deutschen groß. „Ruft er etwa …?“ Doch bevor er die Frage stellen konnte, beantwortete sie sich von selbst. Die Harpyie verdreifachte sich. Die berühmten „Harpyien-Schwestern“ befanden sich nun auf Andrés Seite. Ihr Besitzer wusste genau, was er tat. „Harpyien-Schwestern, befördert die verdeckten Karten auf den Friedhof. Blitzpeitsche aktivieren!“ Wie befohlen schlugen die Peitschen auf die Karten ein. Sie zersprangen in tausend Teile. Das gegenseitige Tuscheln innerhalb des Publikums wuchs stetig. Der Franzose lieferte eine beeindruckende Show ab. Selbst Leon konnte nichts Negatives dazu sagen. Der Zug ging weiter und endete schließlich über einen Angriff auf die Gegner und in dem legen einer verdeckten Karte. Leon war baff. „Sehr beeindruckend. Ich habe den Kleinen wohl unterschätzt. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.“ Die Zuschauer verfolgten jeden einzelnen Schritt in dieser Auseinandersetzung. Am Ende gewannen Kazuo und André. Lächelnd drehte sich der 25 Jährige um. „Da steckt in diesem Jungen tatsächlich ein wahrer Straßburger.“ „Hey Leon! Komm jetzt! Wir müssen los.“, rief Sascha ihm zu. Der Angesprochene bemerkte ihn und ging zu seinen Kumpel. Auf seinen Weg merkte er, dass ihn jemand beobachte. Leon sah genauer hin. Er stellte fest, dass es André war. Gelassen lief der Student an ihm vorbei. Als sich ihre Blicke trafen, errötete der Grauäugigen. „Was hat er denn?“, fragte sich Leon. Es irritierte ihn zwar ein wenig, aber richtig interessierte es den Duellanten auch nicht. Mit seiner nach außen stolz wirkenden Mimik schloss sich Leon Sascha an. Gemeinsam verließen sie die Halle, um zu ihrem nächsten Fach, Mathematik, anzutreten. Sein Kopf behielt das Ereignis für einen Moment bei sich. Doch nach kurzer Zeit vergaß Leon es auch wieder. Das Interesse, die Situation zu hinterfragen fehlten nämlich völlig.
 

Tobi hatte fast seinen ganzen Schultag hinter sich gebracht. Jetzt fehlte nur noch Duellstil-Management. Professor Rhodes war in den Augen des Braunhaarigen eigentlich eine gute Lehrerin. Doch wurde ihr Unterricht leider oft einfach zu viel, da unglaubliche Mengen an Unterrichtsstoff auf einen einstürzten. Aber selbst dies konnte die gute Laune des Duellanten nicht trüben. Kyuzo war schon vorgelaufen, während der Goldäugige langsam zum Klassensaal schlenderte. Dieser kam auch schon in Sicht. Kurz bevor Tobi eintrat, spürte er plötzlich einen Schubs im Rücken. Sofort drehte er sich um. Was er sah verwunderte ihn ein wenig. Genau vor seinen Füßen saß nun die Person, der er seiner guten Laune verdankte. Ein Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht. Jetzt da Tobi ihn das erste Mal von nahem sehen konnte, fielen ihm die außergewöhnlichen Haare und die beiden grün funkelten Augen auf. Der Rothaarige wirkte verwirrt, denn außer hoch zu schauen tat er nichts. „Wenn er nichts sagt, dann mach ich das eben.“, dachte sich der Zuschauer und wendete sich an den Jüngeren: „Oh, Entschuldigung. Ich hoffe dir ist nichts passiert? Bist du nicht einer der Neulinge? Hast du dich vielleicht verlaufen? Ich bin Tobi, Tobi Schäfer. Kann ich dir aufhelfen?“ Danach reichte er seine Hand der sitzenden Person. Als Erstes schien sein Gegenüber zu zögern. Doch dann ergriff er die Hand und ließ sich aufhelfen. Wieder entstand eine kleine Pause bis der Jüngere antwortete: „Danke. Ich bin Kazuo García. Entschuldigung, dass ich in dich rein gelaufen bin.“ Danach wurde der Blick von Kazuo etwas glasig. „Das macht nichts. Ist ja nichts passiert.“ Doch schien der Neuling nichts gehört zu haben. Tobi lächelte einfach nur weiter und wartete darauf, dass sein Gegenüber wieder aus seinen Gedanken aufwachen würde. Auf einmal färbten sich die Wangen des Gesprächspartners rot, bevor er wieder etwas unbeholfen anfing zu sprechen: „Ähm? … Ja, … ich, … ich suche das Zimmer für Duellstil-Management.“ „Oh das trifft sich ja gut. Ich habe jetzt auch Duellstil. Einfach in diese Tür. Professor Rhodes wartet bereits. Wir sehen uns ja dann gleich.“ Kurz zeigte Tobi dabei auf die Tür hinter sich und verschwand danach auch schon in dem Zimmer. Langsam ging er die Reihen entlang, bis er endlich seinen Freund fand. Zum Glück hatte Kyuzo ihm einen Sitzplatz frei gehalten.
 

Kurzer Hand setzte er sich auch direkt auf den freien Stuhl und wartete, dass der Unterricht endlich begann. Fleißig schrieb der Schüler alles auf, bis er auf einmal ein Gefühl im Rücken verspürte. Tobi drehte sich langsam um und erblickte wieder Kazuo, der ihn anscheinend beobachtete. Sofort erschien erneut ein Lächeln auf seinem Gesicht. Kurz winkte er ihm zu und dann drehte sich der Braunhaarige auch schon um. In diesem Fach durfte man einfach nicht länger als wenige Sekunden unaufmerksam sein. „Irgendwie ist er ja niedlich. Er wirkt so unbeholfen und naiv.“ Doch bevor er sich über seine eigenen Gedanken bewusst werden konnte, zog Professor Rhodes ihr Tempo noch mal an. Ihm blieb einfach keine Zeit in Gedanken zu schwelgen. Mathematik ödete Leon total an. „Dieser Professor ist so langweilig.“, dachte er. Professor Misawa lebte für die Welt der Zahlen und Gleichungen. Er kombinierte diese Leidenschaft mit Duell-Monster und erschaffte dadurch eine neue Variante dieses Faches. Trotzdem hasste der Student Mathematik. Er gähnte, während er dabei Notizen aufschrieb. „Man. Das ist so langweilig. Ich würde viel lieber draußen sein und Fußball spielen. Morgen ist zum Glück Sport. Dann ist wieder mehr Action angesagt.“ Nach einer quälenden Stunde ertönte das erlösende Klingeln. Die Stunde und der heutige Unterricht waren nun zu Ende. Leon hatte sich schon die ganze Zeit darauf gefreut und verschwand als einer der Ersten aus dem Klassenraum. Gähnend lief Tobi in Richtung seiner Unterkunft. Dabei wurde er von seinem Freund Kyuzo begleitet. „Der Unterricht bei Professor Rhodes ist wirklich der Schwerste auf dem ganzen Campus.“, gab der Goldäugige mit einem weiteren tiefen Gähnen an seinem Freund weiter. „Ja, das stimmt. Aber wenigstens gibt es in ihrem Unterricht keine Zeit sich zu langweilen.“, antwortete dieser kurzer Hand. Der Zuhörer stimmte mit einem Nicken zu. Beide liefen schweigend weiter, bis sich de Himmel in einem schönen warmen orange tauchte. Tobi blieb stehen und sah sofort in Richtung der Sonne. Wie sie langsam am Horizont verschwand und dabei einfach alles in warme orange und rot Töne färbte. Es war ein atemberaubender Anblick. Tobi lebte zwar schon ein ganzes Jahr auf der Insel, doch so kräftig Farben sah er noch nie. „Schön.“, kam es leise aus dem Mund des Schülers. Ihm blieb einfach nichts anderes übrig, als dem Schauspiel bis zum Ende zu zusehen. Wie das rot immer weiter in ein violett wechselte, als wollten die letzten Lichtstrahlen sich mit aller Kraft am Himmel festhalten. Bis sie keine Chance mehr hatten und der schönen sternenklaren Nacht Platz machen mussten. Nun da alles vorbei war ging Tobi langsam in Richtung seiner Unterkunft.
 

Nach Mathematik verschlug es Leon, zusammen mit seiner Clique, auf die Grünanlagen. Jeder erzählte von seinen Schultag. Aufmerksam hörte der Student zu. Dabei lag er im Gras. Die Sonne sank langsam in Richtung Meeresoberfläche. „Also Leute! Ich mach mich auf den Weg. Morgen steht Geschichte an und Professor Alvarez hat uns noch Hausaufgaben gegeben.“ Mit einen breiten Grinsen verließ der Blondschopf die Anderen. Auf den Weg zu seiner Wohnung blieb Leon auf einmal stehen. Seine Augen verfolgten den Verlauf der Abendsonne. Sie tauchte alles in orange, rote und goldene Töne. „Was für ein schöner Sonnenuntergang.“, dachte er dabei. Eine Weile stand der 25 Jährige nur da und beobachte das Farbenspiel. Doch dann ging er weiter und suchte sein Zimmer auf. Viel geschah nicht mehr. Leon sah sich einige Kapitel im Geschichtsbuch an und notierte sich wichtige Punkte. Todmüde fiel der Blauäugige ins Bett und war auch schon bald im Land der Träume entschwunden. Es dauerte nicht lange, da erreichte Tobi sein Zimmer. Kurz nach dem er ankam, machte er sich erst mal an sein Abendessen. Es bestand aus einfachen, belegten Brote. Als er schließlich gesättigt war und alles wieder aufgeräumt hatte, machte er sich bettfertig. Mit verschränkten Armen hinter dem Kopf lag Tobi in seinem Bett. Hier kamen ihm einzelne Erinnerungen. Vor allem der Zusammenstoß mit einer bestimmten Person, die ihm schon in so vielen Punkten geholfen hatte, blitze darunter hervor. „Er war schon niedlich mit seiner schüchternen Art. Oder lag es nur an der neuen Umgebung, die ihn ein wenig überforderte? Ach egal. So oder so, ich hoffe wir verstehen uns gut. Vielleicht sehen wir uns ja sogar morgen wieder?“ Dabei konnte Tobi sich kein Grinsen verkneifen, was aber sofort von einem Gähnen ersetzt wurde. Sich auf den nächsten Tag freuend sank der Duellant dann auch schon in einen wohltuenden Schlaf.
 

Ausgeruht von der guten Nacht, saß der Goldäugige auch schon in seinem ersten Unterricht. Mathematik war angesagt. Normalerweise nicht gerade das Lieblingsfach des Schülers. Doch verstand es sein Lehrer wirklich zu unterrichten. Professor Misawa kombinierte die Lehre der Zahlen perfekt mit Duell-Monster. Selbst totale Mathematikmuffel konnten so ein Interesse an dem Fach entwickeln. Außerdem ging der Unterricht unglaublich schnell vorbei. Dieser Schultag gefiel Tobi eher nicht. Kyuzo hatte einen völlig anderen Stundenplan als er. Langsam machte er sich auf den Weg zum Sportfeld. Wie jedes Mal wollte er seine Freistunden damit vertreiben indem er anderen bei ihrem Sportunterricht zusah. Es dauerte nicht lange, da erreichte er auch schon sein Ziel. Wie sonst auch machte er es sich auf der Wiese, die den Sportplatz umrandete, bequem. Es waren noch keine Schüler anwesend. Nur der Lehrer, Professor Hassleberry, zeigte sich. „Mal sehen was heute passiert. Meistens ist es eigentlich schon spannend.“, dachte sich Tobi, als auch die ersten Schüler das Feld betraten. Seine Augen wurden groß als er dazu noch drei Neulinge auf dem Feld erkennen konnte. Ein breites und freundliches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Das wird auf jeden Fall interessant.“ Ebenfalls ausgeruht wachte Leon frühzeitig auf. Nach einem gemeinsamen Frühstück verließ er zusammen mit Sascha die Wohnung. Geschichte bei Professor Alvarez interessierte ihn genauso viel wie Mathematik. In seinen Gedanken hatte der Mann jedoch seine Abschlussprüfung schon vor Augen. „Ich muss mich zusammenreißen! Eine weitere Blamage will ich nicht erleben!“ Entschlossen und hartnäckig blieb der Student diesen Worten treu und versuchte fleißig zu sein. Zu Ende des Unterrichts rief Felipe Leon zu sich. „Senõr [Herr] Norman!“ „Ja, Herr Professor?“, antwortete er ihm. „Ich möchte Sie für Ihren Ergeiz loben. Geschichte war eigentlich einer Ihrer schwachen Fächer. Doch Sie haben sich deutlich verbessert. Machen Sie weiter so!“, sprach die Lehrkraft. Erstaunt und froh zugleich bedankte sich der Blauäugige bei seinen Lehrer. „Vielen Dank, Herr Alvarez. Ich schätze Ihr Lob sehr. “ Er verließ das Klassenzimmer. Sport stand nun an.
 

Tyranno erwartete seine Schützlinge bereits. Gemeinsam ging es zu den Umkleiden. Die Klassenstufe von Leon teilte sich den Umkleideraum mit den drei Neulingen. Der Ältere bemerkte André Burkhard. „Na sieh mal an. Der Kleine ist auch da. Anscheinend haben die Neuen mit uns Sport.“ Schnell entledigte er sich seines T-Shirts. Seine Gedanken rissen ab. Denn plötzlich fiel ihm etwas ein. „Da fällt mir ein, dass Wiktor bestimmt heute seine Revanche einfordert. Aber dem werde ich in seine Schranken weisen!“ Nach dem umziehen bewegten sich alle nach draußen. Der Lehrer, dessen Haupt Rasterlocken zierten, stand schon bereit. Er kündigte den Unterricht an. „So. Heute werden wir keine Zeit mit Techniktraining und der Gleichen vergeuden. Ich bitte Leon Norman und Wiktor Jelzin zu mir.“ Die Aufgerufenen stellten sich zu ihm. Jeder kannte den Anderen. Sie reichten sich die Hände. Ein freundliches Lächeln lag auf ihren Lippen. „Wählt eure Mannschaftsmitglieder. Fußball ist angesagt. Ich möchte ein schönes und faires Spiel sehen.“ Das hatte sich Leon gedacht. Nun konnte eine neue Runde im Duell zwischen dem Russen und ihm beginnen. „Ok. Wiktor, fange bitte an!“, sprach der Blauäugige seinen Gegner an. Dieser nickte und so wählte jeder seinen Mitspieler. Eine Mannschaft entstand auf beiden Seiten. Zum Schluss standen die drei Neulinge da. Tobi sah gespannt zu als die Mannschaften gewählt wurden. Doch die letzte Wahl war für ihn am spannendsten. Er wusste nicht warum, aber am liebsten hätte er Kazuo auf dem Feld gesehen. Die Neugier war einfach zu groß, wie sportlich der Rothaarige wohl sein konnte. Leon dachte nach. „Nur noch der Rothaarige, der Farbige und dieser André. Die Auswahl wird schwer. Wer wäre besser.“ Der Student schätzte anhand des Aussehens und der womöglich verbundenen Fitness ab, wer von den Drei ihm eher zusagte. Schließlich zeigte er auf seine Wahl. „Hmm, … Ich nehme … den Afrikaner. Jetzt bist du dran, Wiktor.“ Er grinste wieder. Der Osteuropäer dachte nach. „Schwierig. Ich nehme den da!“ Der russische Kapitän zeigte auf seine Wahl. André! Herr Hassleberry mischte sich ins Geschehen ein. „Dann wären wir so weit. Platziert euch. Das Spiel kann dann beginnen.“ Kazuo setzte sich auf die Ersatzbank. Mit seinem Team verteilte sich der blondhaarige Student auf der einen Spielhälfte. Er beobachtete den Franzosen. „Der geht ins Tor?“, stellte er fest. Der Student schüttelte den Kopf. „Wiktor, Wiktor, … Du hast nichts dazu gelernt. Aber egal. Dann wird es ein einfaches und schnelles Spiel.“ Der Blauäugige schaute sich noch einmal um. Plötzlich erklang lautes Geschrei. Er sah genauer hin und erblickte einige, weibliche Fans. Der Sportler lächelte. „Diese Mädchen sind unbeschreiblich. Mal sehen, vielleicht lasse ich diesmal ein Date zu.“ Er zwinkerte ihnen zu. Zwei, drei der Damen bekamen spontane Ohnmachtsanfälle.
 

Der Braunhaarige war am Anfang enttäuscht. Er hätte so gerne den Grünäugigen spielen sehen. Seine Augen verfolgten Kazuo, wie dieser es sich auf der Ersatzbank bequem machte. „So blöd. Es hätte mich schon interessiert was er kann.“, ging es ihm noch durch den Kopf, als auch schon der Pfiff ertönte und seine Gedanken wieder aufs Spielfeld gelenkt wurden. Das Spiel begann. Ein Stürmer von Wiktors Mannschaft trippelte mit samt Ball los. Leon rannte auf ihn zu. „Sorry Tai! Der gehört mir“, rief er seinen Gegner zu. Der Angesprochene versuchte auszuweichen. Doch geschickt ergatterte der Mannschaftsführer den Ball. Im Eiltempo raste er über den Platz. Wiktor probierte einen Angriff auf Leon. Er rutschte am Boden entlang. Doch das Sport-Ass wich mit einem Sprung, samt Ball, aus. Niemand konnte ihn aufhalten. Kurz vor dem Tor setzte er zum Schuss an. Der Jüngere blieb in der Mitte stehen. Leon holte aus und der Ball flog nach dem Tritt direkt an ihm vorbei. Nur noch Zentimeter trennten sie. Das erste Tor ging an Leons Team. Tobi war nicht überrascht, nachdem das erste Tor fiel. Da er schon öfters bei den Sportstunden zusah, kannte er Leons Talent für Fußball. Das machte das ganze Spiel auch irgendwie etwas langweilig. Wenn man sich das Spielende schon denken kann verlor es irgendwie an Reiz. Aber vielleicht könnte sich das ändern, denn zwei Neulinge sind ja noch auf dem Feld. Leon erhob seine Faust. „Das erste Tor ist gemacht. Das nächste kommt!“, schoss es ihm dabei durch den Kopf. Er sah André. „Der Kleine scheint Angst zu haben. Perfekt. Dann wird einem Sieg nichts entgegenstehen.“ Vor lauter Vorfreude konnte der Ältere ein Grinsen nicht verbergen. Das Spiel ging weiter. Zunächst verlief es sehr ausgeglichen. Doch dann bekam Leon erneut den Ball. Er umspielte die Gegner und schoss mit aller Kraft den Ball in Richtung Tor. Der Franzose stellte sich gegen den fliegenden Ball. „Den hält der nicht!“, dachte Leon. André überkreuzte die Hände und blockte den Ball. Er prallte ab und sank auf die Erde. „WAS!“, erschrocken riss Leon die Augen auf. „Wie kann das sein! Niemand hält meine harten Bälle. Ein „Mörderball“ wie er im Buche steht.“ Total fassungslos blieb er wie angewurzelt stehen. Der Jüngere beförderte den Ball mit einer Sprungangabe nach vorne. Der Ball landete letztendlich im Tor. Der Kapitän verfolgte die Ereignisse. „Moment mal. Der spielt Volleyball! Das ist BETRUG!“. Leicht begann eine innere Wut in ihm zu brodeln. Leon sah den Tormann zornig an. „Herr Hassleberry. Der Torhüter, der gegnerischen Mannschaft, spielt keinen, richtigen Fußball. Dieser Aufschlag stammt vom Volleyball. Das ist Betrug.“ Die Lehrkraft dachte einen Moment nach. „Prinzipiell hast du Recht. Da wir aber kein Profi-Fußball spielen, lasse ich es diesmal gelten. Zumal das Spiel endlich interessant wird. Solange er keinen groben Fehler macht, ist dem Tormann gestattet, Volleyballtechniken einzusetzen. DAS SPIEL GEHT WEITER!“ Erneut ertönte die Pfeife. Die Wut heizte sich auf. „Na schön. Lange wird der Kleine das nicht aushalten. Der wird meine ganze Kraft zu spüren bekommen. Ziehe dich warm an!“
 

Seine Fans begannen den Blauäugigen anzufeuern. Doch nicht die Zurufe, sondern die Wut peitschte ihn an. Tobi gab zu, dass der Block des Neuen nicht schlecht war. Keiner konnte bis jetzt die Bälle von Leon halten. Der erste Schock und die darauf folgende Wut konnte man gut im Gesicht des Frauenhelden ablesen. Ein leichtes Grinsen konnte sich der Braunhaarige nicht verkneifen. Dass Leon auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht wurde, war immer etwas, was Tobi nur zu gerne sah. „Der Junge muss auch mal lernen, dass er nicht der Beste in Allem ist.“, blitze es in seinem Kopf auf, als etwas anderes seine Aufmerksam in Anspruch nahm. Fast sofort viel seine Kinnlade runter. Kazuo war aufgestanden und hatte sich zwei Pompons von den Mädchen in seiner Nähe geschnappt. Kurz darauf feuerte er seinen Freund damit an. Was der Rothaarige sagte kam nicht bei seinem Gehirn an. Tobi war einfach von den Bewegungen gebannt. „Ich muss näher ran.“ Gleich aufgestanden machte er sich auf den Weg zu seinem Ziel. Gerade als er ankam vollzog Kazuo den Höhepunkt des Anfeuerns. Von nahen musste Tobi noch mehr staunen. Wie sich der Körper des Jüngeren bewegte und diese unglaublichen Figuren meisterte, als wären sie eine Kleinigkeit. Dazu noch diese Feuer ähnliche Haar, was zu flackern wirkte. Doch so überraschend wie es begann hörte es auch schon auf. Tobi war ein klein wenig enttäuscht. Als sich der Jüngere wieder auf die Ersatzbank setzte, ging er auch schon direkt zu ihm hin. Leicht tippte der Braunhaarige auf die Schulter des Akrobaten. Dieser drehte sich um und schien ziemlich überrascht zu sein. Der Beobachter hätte schwören können, dass Kazuo ein klein wenig rot im Gesicht war. Er musste wieder lächeln. „Er sieht einfach zu niedlich aus, wenn er überrascht ist.“ Der Ältere sprach den männlichen Cheerleader an. „Nicht schlecht. Wo hast du das den gelernt?“ Die Worte überschlugen sich, als der Gefragte versuchte, einen Satz hervorzubringen. „Ich… Wie lange bist du schon hier? ... Hast du alles gesehen? ... Ich war in mehreren Tanzkursen… Warum bist du überhaupt hier?“ „Ist eigentlich nichts Besonderes. Ich habe jede Woche um diese Uhrzeit eine Freistunde und setzte mich in den Sportunterricht. Das ist viel besser, als sich nur zu langweilen. Aber ich glaube, du solltest dein Freund noch ein wenig anfeuern. Es scheint geholfen zu haben.“ Mit einem Zwinkern machte sich Tobi wieder auf den Weg zu seinem Platz und setzte sich hin, um den Spielfluss weiter zu folgen. Doch das Lächeln bekam er nicht mehr aus seinem Gesicht.
 

Das Sport-Ass gab alles. Sein ganzes Können demonstrierte er. Nichts half. Der Neuling blockte die Angriffe seiner Gegner gekonnt ab. Leon versuchte einen sehr scharf angeschnitten Ball. Er flog etwas weiter links. Der Schüler sprang ihm entgegen. Eine „Saltoannahme“ führte er durch. Das Publikum war von dieser Darbietung sichtlich erstaunt. Selbst Leon blieb der Mund offen stehen. „Das ist doch nicht wahr! Der Kerl ist gut. Der will sich mit mir messen. Na warte!“ Purer Neid und tiefe Wut bestimmten das Spielverhalten des Spielers. Der Student schoss einen Ball nach den anderen. Das Spiel entwickelte sich zur Nervenpartie. Wer der zwei Kontrahenten machte schneller schlapp? Am Ende stand es 5 zu 1 für die Mannschaft von Wiktor. Nachdem das Spiel endete, machte sich Tobi auch langsam auf den Weg zu seinem nächsten Fach. „Der Sportunterricht war heute echt interessant. Wer hätte gedacht, dass so viel frischer Wind durch die Akademie wehen würde. Und das allein durch vier neue Schüler.“, ging es durch seinen Kopf als er die Gänge des Gebäudes durchstreifte. Sein Lächeln tauchte wieder auf, als er an die Anfeuerung von Kazuo dachte. „Ob ich ihn noch mal in solchen Bewegungen sehen kann?“ Mit diesem letzten Gedanken verschwand er auch schon ins Klassenzimmer.
 

Leon kochte. Nichts konnte ihn bremsen. „Dieser Betrüger! Na warte. Das lass ich nicht auf mir sitzen!“ Wutschnaubend verschwand er mit seinen Kumpels zu den Umkleiden. Er kühlte zuerst seinen hitzigen und verschwitzten Körper unter der kalten Dusche. Danach wartete der Deutsche auf André. Als der „Held des Tages“ antrabte, baute sich Leon vor ihm auf. „So, du möchte gern Fußballer. Mal sehen, ob du im duellieren genauso gut bist wie im betrügen. Ich fordere dich heraus! Ein Nein gibt es nicht!“ Abneigung und auch Spuren von Hass spiegelte sich in seiner Gestik wieder. Er drückte den sprichwörtlichen Revolver auf die Brust des Jüngeren. Dieser nahm die Herausforderung an. Er schlug als Schlachtfeld die Wiese am Haupteingang vor. Das war Leon nur Recht. „Gut. Ich erwarte dich in einer dreiviertel Stunde dort. Schreibe schon mal dein Testament.“ Mit einem lauten Lachen verließ er mit seinem Clan die Umkleide. Im Unterricht passierte nichts Spektakuläres. Nachdem endlich die Schulglocke zum Schulschluss klingelte, lief Tobi sofort zu seinem Wohnraum. Dort angekommen machte es sich der Braunhaarige erst mal gemütlich. Doch kaum lag er auf seinem Bett, klopfte es auch schon an seiner Tür: „Ich bin’s! Kyuzo. Kann ich rein kommen.“ Tobi gab etwas verwundert Antwort: „Ja, komm rein, ist offen.“ Das ließ sich sein Freund nicht zweimal sagen. Kyuzo gesellte sich zu ihm und setzte sich auf einen bequemen Stuhl. „Und weist du schon was du heute Abend machst? Oder hast du die Party vergessen?“ Den Goldäugige durchzuckte ein Gedanke. Er hatte wirklich die Willkommensparty vergessen. „Klar komme ich zur Feier. Aber was hast du denn bestimmtes vor, dass du extra hier her kommst um mich zu fragen?“ Tobi kannte seinen Freund gut genug, dass er wusste das Kyuzo etwas Bestimmtes sagen wollte und seine Vorahnung war nicht falsch. „Ähm, … ich wollte dir nur sagen, dass ich wohl ein Date habe. Ich hoffe es macht dir nichts aus alleine auf der Party zu sein?“ „Klar warum sollte mich das stören? Habe deinen Spaß.“ Kaum hatte Tobi zu Ende gesprochen, stand Kyuzo auch schon an der Zimmertür. „Na dann. Man sieht sich vielleicht nachher.“ Mit diesen letzten Worten verschwand er auch schon aus dem Zimmer. Der Zurückgebliebene seufzte leise vor sich hin. „Na toll was soll ich jetzt alleine auf einer Feier machen?“ In Gedanken versunken saß der Duellant auf seinem Bett und wusste jetzt nicht genau wie er sich am Abend verhalten sollte.
 

Bis die Vorbereitungszeit vorbei war, hielt sich Leon mit Sascha in ihren Wohnraum auf. Gemeinsam besprachen sie, welche Strategie der Student einsetzen sollte. „Ich glaube, ich bleibe bei den Gladiatoren. Die sind derzeit die spielstärksten Karten. Zwar könnte man auch Lichtverpflichtete oder die berühmten Monarchen und Jinzo Kombination verwenden. Aber die Gladiatoren scheinen mir im Moment als die beste Wahl.“ Sein Freund stimmte ihm zu. Sascha kannte sich mit Duellstrategien sehr gut aus. „Die Harpyien sind zwar mit der Spielfeldzauberkarte im Vorteil. Jedoch kommen sie ohne Unterstützung alleine nicht gegen die Gladiatoren an. Spiele sie geschickt und beschwöre so schnell wie es geht deine effektivste Karte. Dann hat dieser Frischling keine Chance.“ Der Duellant freute sich über die Unterstützung seines Kumpels. Gemeinsam erschienen sie kurz vor Ablauf des Zeitlimits am Duellierplatz. Auch weitere Freunde und Fans des 25 Jährigen versammelten sich bereits dort. Wenige Minuten später tauchte auch André in Begleitung von Kazuo auf. „Na so was. Der Kleine hat ja Mut. Aber nun ist der Spaß vorbei.“, sprach Leon. Der Gemeinte blieb gelassen. Er antwortete dem Älteren. „Es braucht schon mehr, um mir Angst zu machen. Fangen wir endlich an, LEON!“ Er erhob seine Duell-Disk. Diese klappte sich aus und die Lebenspunkte wurden angezeigt. Durch die Worte angestachelt, aktivierte auch der Blondhaarige seine Disk. Das Duell konnte beginnen. Mit einem schnellen Beginn verlief das Duell zunächst ausgeglichen. Der Franzose konterte die Angriffe des Anderen geschickt. Leon verlor in kurzer Zeit einen Haufen Lebenspunkte. Sein Kopf rauchte. „Verdammt. Diese Witzfigur von Duellant führt mich wie beim Fußballspiel vor. Mir muss schnell etwas einfallen.“ Im Laufe des Duells schien ihm das Glück für einen Moment zurück gekehrt worden zu sein. Leon beschwor „Gladiatorungeheuer Heraklinos“. Das Spiel drehte sich zu seinen Gunsten. Doch dann rief André ein Monster, dass „Alicorn“ hieß. Schneller, als der Blauäugige schauen konnte, zerstörte das geflügelte Einhorn seine Monster. Der angebliche Grünschnabel besaß alle Fäden in der Hand. Seine Züge bestimmten das Duell. Langsam aber sicher verzweifelte Leon innerlich. „Es ist zum Mäusemelken. Nichts gelingt mir. Jetzt fehlt nur noch ein Zug und dieser Gaul setzt meine Lebenspunkte auf null.“ Man sah den Schweiß auf seiner Stirn. Mit aller Hoffnung, die er noch hatte, zog der Blondhaarige seine letzte Karte. Als er realisierte, um welche es sich handelte, atmete der Duellant auf. „Hurra. Ich bin wieder im Spiel. Jetzt werde ich den Kleinen in seine Schranken weisen!“ Er verlor keine Zeit und aktivierte seine Karte. Die darauf folgenden Züge ließen den Studenten als Sieger aus diesem Duell hervortreten. Jedoch störte ihn etwas.
 

„Seltsam. Der Franzose reagiert nicht. Seine verdeckte Karte hat er auch nicht aktiviert. Mal sehen welche es ist.“ Mit zielsicheren Schritten ging er auf seinen Gegner zu. „Zeig mir deine verdeckte Karte!“, befahl er seinem Gegenüber. Dieser schien weiterhin irgendwie desorientiert zu sein und schaute mit einem leeren Blick zu ihm auf. Dies nutze der Blonde und griff nach der Karte, die in der Disk steckte. Als er sie ansah, warf er sie gleich zu Boden. „Was soll das?! Du hättest gewinnen können! Dieser Kampf zählt nicht! Das wirst du mir noch bezahlen!“ Wut und Unverständnis kamen in ihm hoch. André hatte die Karte „Feierliches Urteil“ nicht aktiviert. Der Kleinere hätte anstatt Leon gesiegt. Diese Tatsache begriff der Ältere nicht. In seinen Kopf schwirrte ein „Warum?“ herum. Es ließ ihn keine Ruhe. Er fühlte sich zugleich in seiner Duellantenehre gekränkt. Siegen wollte er. Doch keinen Sieg geschenkt bekommen! Schnaubend drehte er sich schließlich auf dem Absatz um und verschwand mit seinem Anhängsel in Richtung der Unterkünfte. Den ganzen Weg ging ihm dieses Ereignis nicht mehr aus dem Kopf. „Was will er damit bezwecken? Hat der etwa Mitleid mit mir gehabt. ICH BRAUCHE KEIN MITLEID!!!!“ Der temperamentvolle Mann versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Dies war jedoch leichter gesagt, als getan. Nur Sascha gelang es, Leon wieder zu beruhigen. Äußerlich wurde der Student wieder gelassen. Sein Inneres jedoch blieb bei einer Frage: „Warum?“ „Hey! Jetzt ist wieder alles OK! Vergesse diesen Zwerg. Heute steht die Schulfeier an. Keine Lust mehr?“, redete Sascha auf ihn ein. Leon reagierte zögerlich. „Stimmt. Heute ist die Feier. Da lenke ich mich mal von dem ganzen Schulstress ab.“ Der Blondschopf wurde wieder normal. Zusammen mit der Clique besprachen er und sein Zimmergenossen den Treffpunkt und die Zeit. Dann verschlug es die Studenten in ihre Wohnung zurück.
 

Tobi schlenderte etwas an der frischen Luft. Er hatte gerade seine Unterkunft hinter sich gelassen. „Was könnte ich bloß machen. Alleine auf der Party ist es langweilig. Doch möchte ich auch nichts verpassen. Wenn ich noch jemanden, anderen fragen könnte.“ Doch da wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Irgendetwas oder besser gesagt irgendjemand hatte ihn angerempelt. Sofort sah er auf den Boden und entdeckte dort einen jungen Mann, den er nicht erwartet hatte. Kazuo lag mit einer Hand am Hinterkopf vor ihm. Sofort musste Tobi wieder lächeln. „Wie es aussieht, stößt du dich gerne an mir. Kann ich dir aufhelfen?“ Der Schüler reichte dem Rothaarigen seine Hand entgegen. „Entschuldigung. Habe ich dir wehgetan?“ Der Gefragte erwiderte nur mit einem Kopfschütteln. „Genau in diesem Moment überkam dem Goldäugigen eine Idee. „Mir geht es gut. Kommst du heute Abend auch zu der Feier in der Haupthalle?“ Fragend sah Kazuo nun zu Tobi. „Was für eine Feier?“ „Was! Du weißt nichts darüber. Professor Yuki hat eine kleine Party organisiert, damit sich die Neuen wie du, mit dem Rest der Schule anfreunden können. Du kommst doch? Ich würde dich gerne tanzen sehen.“ Nach dieser Aussage wurde der Kopf des Südländers knallrot. Er schien etwas angespannt zu sein: „Klar komme ich. Die Feier wird doch wegen mir und den anderen Neuen gehalten.“ Daraufhin bildete sich ein noch weiteres Grinsen auf den Lippen des älteren Schülers. Tobi freute sich darauf. Jetzt würde er nicht mehr alleine da stehen. „OK! Dann sehen wir uns dort. Ich freue mich schon.“ Danach drehte sich Tobi auch schon um und machte sich wieder auf den Weg zu seiner Unterkunft.
 

In der Wohnung angekommen entledigte sich Leon sofort von seinen Klamotten. Halbnackt verschwand er ins Bad. Als das Wasser auf seinen Körper prasselte, schloss der Mann seine Augen. „Warum? … Warum hat er mich gewinnen lassen? Ich verstehe es einfach nicht. Mit dem stimmt etwas nicht.“ Eine Faust schnellte nach vorne. Sie traf auf die harte, geflieste Wand. „Warum mache ich mir über diesen Jungen so viele Gedanken? Der kann mich mal kreuzweise. Und trotzdem, diese Sache lässt mir keine Ruhe. Automatische drehte seine linke Hand die Wärme des flüssigen Elements heißer. Kochend heißes Wasser ergoss sich über den Körper. Gedankenverloren ignorierte der Blauäugige den Schmerz, der stetig stieg. Dann drehte die Hand die Temperatur des Wassers auf eiskalt. Auf den Wechsel reagierte die Haut und allgemein der Körper des Mannes sofort. Gänsehaut, angespannte Muskeln und aufgerichtete Brustwarzen zeichneten sich ab. „LEON! VERGESS ES! Die Erinnerungen lassen sich nicht weg waschen oder gar brennen. Heute ist die Feier. Habe deinen Spaß!“ Nach mehr als einer Stunde stieg Leon endlich aus der Dusche. Mit einen Handtuch bekleidetet ging er vom Bad zu seinen Kleiderschrank. In der Zwischenzeit machte sich nun auch Sascha im Bad frisch. Kurz vor Beginn des Festes wartete Leon ungeduldig auf seinen Zimmergenossen. Er trug ein helles Hemd, welches seinen muskulösen Körper sehr betonte. Die oberen Knöpfe blieben offen. Eine eng anliegende Hose und dunkle Schuhe gehörten ebenfalls dazu. Sein halblanges Haar bildete einen Mittelscheitel und hing beidseitig herab. „SASCHA! JETZT BEEILE DICH MAL!“, forderte der Ältere seinen Kumpel auf. Hastig kämmte der Gerufene seine Haare zu Recht und erschien aus dem Bad. Ohne große Worte machten sie sich auf den Weg zur Party.
 

Tobi grinste bis über beide Backen. So gefreut hatte er sich schon lange nicht mehr. Ständig dachte er daran, dass er Kazuo wieder beim Tanzen zusehen konnte. Tobi lag auf seinem Bett und behielt das Kopfkissen fest in seinem Griff. Je mehr er darüber nachdachte, desto glücklicher schien er zu werden. Doch da schlug plötzlich ein Frage wie ein Blitz in seine Träumerei ein: „Warum freue ich mich so? Was habe ich denn überhaupt?“ In diesem Moment fielen ihm die Worte ein, die er im Zusammenhang mit Kazuo benutzte: „Niedlich und süß. Was habe ich mir da gedacht?“ Tobi machte sich eigentlich noch nie viele Gedanken über Liebe und Beziehungen. Zwar war der Braunhaarige bisher nicht wirklich verliebt oder dergleichen. Was Homosexualität betraf, so besaß Tobi eine große Toleranzschwelle und diese Form der Liebe störte ihn nicht. Für Verliebte jeglicher Art freute er sich einfach. Dadurch kam eine daran gekoppelte Frage auf: „Bin ich in ihn verliebt?“ Nur bei dem Gedanken wurde er schon rot und umarmte das Kissen noch fester. „Und wenn schon.“ Sofort schmiss er sein Kissen wieder ans Kopfende und machte sich für die Party fertig. Nach einer Dusche schnappte er sich schnell ein paar Kleidungsstücke. Ein T-Shirt mit einem passenden Hemd darüber und einer Jeans. Dazu etwas feinerer schwarze Schuhe. Das Haar trug er ausnahmsweise offen. Tobi betrachtete sich im Spiegel und machte sich zufrieden auf den Weg zu Willkommensfeier.
 

Schnell fand sich die Clique zusammen. Jeder trumpfte mit seinem Outfit auf. Vor allem die Mädchen wetteiferten darum, wer die Königin des Abends sei. Das interessierte den stolzen Studenten wenig. Er beteiligte sich an einen Gespräch und erwartete die Eröffnung des festlichen Anlasses, der von Professor Yuki organisiert wurde. Es dauerte nicht lange da war Tobi auch schon in der Halle. Langsam füllte sie sich. Sie sah mal wieder ganz anders aus als sonst. Der Braunhaarige wusste einfach nicht wie die Schule das jedes Mal hinbekam. Gespannt schaute er sich um. Doch konnte er den Gesuchten nirgendswo erkennen. „Kommt er doch nicht?“ schoss es durch seinen Kopf. Doch dann stachen die typischen, flammenden Haare des Duellanten aus der Masse raus. Tobi kämpfte sich durch die schon ziemlich angewachsene Schülermenge. Endlich erreichte er sein Ziel. Sachte legte er seine Hand auf die Schulter des Neulings. Dieser gab dann sofort eine Antwort, bevor er sich ganz umdrehte: „Ah da bist …“. Seine Kinnlade viel auf einmal runter. Der Goldäugige konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sein Gegenüber so fassungslos sah. „Ich bin froh, dass du gekommen bist.“ Kazuo schien antworten zu wollen, doch da wurde er unterbrochen. Jaden war ans Mikrofon getreten. Die Lehrkraft eröffnete den Abend. „Guten Abend! Willkommen zur diesjährigen Kennenlernfeier! Habt euren Spaß! Vergesst den Schulstress und lernt euch kennen. Bis dann!“ Nun konnte der Spanier zu seiner Antwort zurückkommen: „Auch ich bin froh, dass ich gekommen bin. Hier ist ja viel los.“ „Ja, die Tanzfläche ist noch nicht offen. Deswegen ist man hier etwas zusammengedrückt.“ „Ach so ist das. Weißt du, wo man hier was zu trinken her bekommt?“ Auf dem Gesicht von Tobi schien ein noch weiteres und freundlicheres Lächeln aufzutauchen. „Klar. Ich bring dich hin“ Schnell ergriff der Größere die Hand seines Gesprächpartners und führte ihn durch die Menschenmenge. Es dauerte nicht lange, da hatten sie auch schon die Theke erreicht und Tobi ließ die Hand seines Begleiters los. „So hier wären wir. Hol dir schnell was zu trinken. Bald müsste die Tanzfläche offen sein und das erste Lied gespielt werden.“ Der Schüler schien jemand an der Theke zu kennen und ging sofort auf ihn zu. Tobi folgte ihm schweigend. Beide schienen sich super zu verstehen. Außerdem erkannte er den Zweiten wieder. Es war der Neuling, der heute Mittag so eine Glanzleistung im Tor ablieferte. Höflich fiel er den Beiden nicht ins Wort. Doch irgendwann entwickelte sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Brust. Sachte legte er wieder seine Hand auf die Schulter von Kazuo. Dieser schien die Geste zu verstehen und stellte sie aneinander vor. „Ach! … Du hast ihn ja schon gesehen. Darf ich ihn dir vorstellen. Das ist Tobi.“ Während er sprach zeigte der Rothaarige auf seine Begleitung.
 

Darauf wandte er sich dem Älteren zu. „Und das ist mein Zimmerkamerad.“ Plötzlich lief der Franzose rot an. Wieder entsprang ein Grinsen auf dem Gesicht von Tobi, als sich André selbst noch mal vorstellte und ihm die rechte Hand zustreckte. Beide schüttelten sich die Hände. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Als sich die einander Vorgestellten ansahen, wechselten die Augen des Dritten im Bunde zwischen ihnen hin und her. Sein Blick versteinerte. Tobi beobachtete alles gespannt. Vor allem dieser Blick von Kazuo, machte ihn ein wenig stolz. Es schien schon fast so, als wäre er eifersüchtig. Nach dem Vorschlag von André bestellte der Braunhaarige sein Getränk. Für einen kurzen Moment, als die drei Männer ihre Getränke endlich in den Händen hielten, fingen die beiden Anderen an miteinander zu flüstern. Irgendwann drehte sich Kazuo von seinem Freund weg und sah damit dann direkt zu den Goldäugigen. Er musste wieder sofort Lächeln, was sofort eine rote Farbe auf das Gesicht seines Gegenübers zauberte. Dazu sah Kazuo noch verlegen in sein Glas. „Mein Gott ist er niedlich.“, dachte sich Tobi. Mittlerweile entwickelte er sich, in Gegenwart des Jüngeren, zu einer Grinse-Katze.
 

Viele Schüler und Studenten klatschten, als die Rede zu Ende war. Leon erfreute es. „Jetzt kann es ja losgehen.“, warf er in die Runde. Seine Freunde stimmten zu. Einen Moment unterhielten sie sich noch. Einige Fans des Blauäugigen gesellten sich dazu. Die Chance nutzte der Männerclan. Zugleich schnappte sich jeder von ihnen eine weibliche Begleitung. Geschlossen ging es in Richtung Tanzfläche. Leon führte eine wunderschöne Asiatin, ihr Name war Aiko Chang, nach Gentlemanart auf das Parkett. „Aiko. Schenkst du mir den heutigen Tanz?“, fragte der Europäer. Die Dame nickte errötet. Ungeduldig warteten alle auf das erste Lied. Langsam begann der Abend und das erste Lied ließ seine ersten Töne erklingen. Sofort fing André an sich zu der Musik zu bewegen und forderte Kazuo zum Tanz auf. Tobi verfolgte alles mit seinen Augen. Er ging den Zwei bis zum Rand der Tanzfläche nach. Die Freunde fingen an einen Tanz aufs Parkett zu zaubern, der einfach nur atemberaubend war. Der Zuschauer konnte seinen Blick nicht abwenden. Er wollte nichts davon verpassen. Die Ersten begannen zu tanzen. Der Blondschopf erkannte das Lied sofort. „Gia Farrells Song: „Hit Me Up“. Alles klar!“ Spontan eröffnete der Mann mit seiner Partnerin die Tanzfläche. Sie zögerte einen kleinen Moment. Dann ahmte sie die Bewegungen des Studenten nach und so begann sie sich nach dem Rhythmus der Melodie zu bewegen. Doch plötzlich hielten sie inne. Eine große Menschenmenge umkreiste etwas. „Was ist da los?“, kam es aus ihren Mündern. Gemeinsam schlossen sie sich der Mehrheit an. Leon kämpfte sich nach vorne. Bei freier Sicht staunte der 25 Jährige Bauklötze. Der Goldäugige wurde förmlich in den Bann gezogen. Diese Bewegungen waren schon fast hypnotisierend. Sein Blick glitt über den Körper von Kazuo. Wie sich seine Muskeln anspannten und entspannten. Es war einfach atemberaubend. Genau in diesem Moment wurde Tobi etwas klar. Er wollte ewig Kazuo weiter beobachten. Bei ihm sein. Nichts mehr von ihm verpassen. „Ich bin verliebt. Bis über beide Ohren.“ Langsam entfernte er sich von der Tanzfläche und ging wieder zur Theke, trank seinen Cocktail auf einen Zug aus und begab sich, Gedankenversunken, auf dem Weg zur Ausgangstür. Nichts konnte ihn in diesem Moment ablenken. „Ich liebe ihn. Das ist nun klar. Doch was ist wenn er mich nicht liebt? Wie kann ich das nur raus finden.“
 

Passend zum Lied tanzten die Neulinge Kazuo und André. Sie boten eine einzigartige Show. „Verdammt. Der tanzt ja wie ein Profi.“, dachte Leon. Leichte Schamröte umspielte das perplex wirkende Gesicht. Doch schnell holte ihn sein alter Ego wieder ein. „Moment mal! Wie ein Profitänzer? Übertreibe mal nicht! Der tanzt nicht besser als jeder Andere. Das wirkt nur so.“ Seine Mimik wandelte sich in Gleichgültigkeit. Allerdings konnte man in seinen Augen Spuren von Neid erkennen. Leon verließ das Geschehen. „Ist mir doch egal, wenn sich dieser Dreikäsehoch wichtig machen möchte. Aiko wartet bestimmt auf mich.“ Er gesellte sich zu ihr. Doch die Asiatin verfolgte gespannt das Tanzduell, welches die beiden Schüler ausfochten. Sie wirkte wie hypnotisiert. „Hey Aiko! Was ist nun?“, sprach Leon die Schwarzhaarige an. Die Studentin winkte mit einer Hand ab. „Jetzt nicht Leon! Ich will mir das nicht entgehen lassen!“ „Wieso bloß? Die wollen doch nur Aufmerksam haben. Wahrscheinlich leiden die Zwei an ADS [Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom]. Jetzt komm schon!“ Ein eifersüchtiger Unterton lag in seiner Stimme. Doch Aiko blieb wie angewurzelt stehen und beobachte die Tänzer weiter. Leon schüttelte nur den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Soll das heute mein Pechtag werden? Erst blamiert mich der Kleine beim Fußball. Dann schenkt er mir aus unerklärlichen Gründen das Duell. Und nun stielt der Franzose mir die Show.“ Er seufzte schwer. „Warum muss ich ständig mit diesem Typ zusammentreffen? Ich habe genug Probleme. Einen Unglücksbringer in dieser Form brauche ich nicht noch dazu!“
 

Nun stand Tobi im Gang und sah aus einem der großen Fenster. Der Mond leuchtete ihm freundlich entgegen. Er wusste nicht was er jetzt tun sollte. Doch da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Kazuo stotterte, wurde rot und wirkte in seiner Gegenwart verlegen. „Ist er vielleicht auch in mich verliebt? Ich muss es einfach wissen.“ Entschlossen drehte er sich wieder um und entdeckte den auffälligen Tänzer an der Theke. Der Braunhaarige war sich noch nie so sicher über sein Tun wie jetzt. Er tritt langsam zu dem abgelenkten Kazuo. Dieser schien sich voll und ganz auf sein Getränk zu konzentrieren. Sachte näherte sich Tobi dem Ohr des Neulings: „Komm! Lass uns raus gehen. Ein wenig Luft tut uns beiden gut.“ Sofort machte sich der Goldäugige in einem schnellen Schritt auf den Weg. Sein Ziel war außerhalb der Schule. Er sah nicht mal zurück. Wenn ihm Kazuo nicht folgte, dann waren seine Schlussfolgerungen alle falsch. Er besaß einfach nicht den Mut sich umzudrehen und wollte es so weit wie möglich hinauszögern.
 

Nach dem Spektakel lockerte sich Leons Anspannung wieder. Entspannt holte er mit Aiko den Tanz nach. Seine Gestik und vor allem seine eisblauen Augen strahlten wieder vor Freude. Anscheinend war der Abend doch nicht gelaufen. Seine Freunde verwickelten ihn in ein Gespräch, als er plötzlich etwas in seinen Rücken spürte. Leon drehte sich um. Er traute seinen Augen nicht. André hatte ihn angerempelt. „Was will DER schon wieder?“, fragte er sich. Seine Mimik verfinsterte sich. „Wieso lässt der mich nicht in Ruhe? Der nervt mich einfach! Na warte, jetzt werd ich dich mir mal zur Brust nehmen!“ Der Student baute sich vor dem Jüngeren auf. „Schau mal an! Wen haben wir denn da! Was willst du hier!?!“, knurrte er seinen Gegenüber an. „Ich … ÄH …“, André brachte keinen Satz hervor. Mit einem Kopfnicken befahl der Deutsche, dass seine Freunde ihn allein lassen sollten. Gehorsam verschwanden alle. Danach funkelten die eisblauen Augen den Schwarzhaarigen an. „Sag! Was willst du!“, fauchte Leon erneut. André erwiderte nichts. Der Kleinere starrte sein Gegenüber nur an. Das Schweigen zerriss Leons Geduldsfaden. „Der Kerl treibt mich in den Wahnsinn!“, schoss es ihm nur durch den Kopf. Seine Aggression wurde wie ein Feuer wieder angefacht. Mit einer ruckartigen und harten Bewegung drückte der Ältere, André blitzschnell an eine Wand. Mit den Händen hielt er sein Opfer an den Schultern fest. Immer noch fixierten seine Augen den Jüngeren. „Willst du mich ärgern? SAG! Was soll dieses ganze Verhalten!“ Dem Schüler lief der Schweiß seitlich herab. „Er hat Angst.“, stellte Leon fest. Gedanklich grinste er. „Sehr schön! Dann wird er jetzt seine Grenzen erkennen.“ Der Student erhöhte den Druck auf die Arme. Mit seinen Verhalten wollte er nur eins klarstellen:

LEG DICH NICHT MIT MIR AN!
 

André drehte den Kopf zur Seite. Eine leichte Röte verfärbte seine Wangen. Leon erschrak. „WAS geht mit dem ab?“, schoss es ihm durch den Kopf. Er ließ die Schultern los. Nach dem er frei war, antwortete der Grauäugige ihm endlich. Die Ansage, die der Schüler an ihn richtete, verblüffte Leon erneut. Er bekam die Worte nur halb mit. Dennoch beeindruckte ihn die Charakterstärke des Jüngeren sehr. „Wow! Der Kleine hat Mumm. Ich sollte ihn nicht noch einmal unterschätzen! Er kann ja genauso aggressiv sein wie ich. Irgendwie könnten wir Geschwister sein. …“ Doch die letzen Worte von André ließen ihn aus seiner Gedankenwelt aufhorchen. „… Lass mich in Ruhe und gehe mir endlich aus den Kopf!“. Der Duellant stockte. Sein Kopf glühte rot vor Scham. Leon bemerkte es. „Was hat er? Er sieht so seltsam aus. … Ich soll aus seinen Kopf? Was heißt das? … Irgendwie erinnert mich das Ganze an ein verliebtes Mädchen. …“ Das Verhalten seines Gegenübers verunsicherte ihn. Doch registrierte André es nicht. Der Franzose befreite sich schließlich aus dieser Situation. Er stieß Leon zur Seite und entschwand in die Nacht. Der Blondhaarige verfolgte sein Verschwinden. Seine Fragen blieben offen.
 

Die Nacht war wunderschön. Es schien schon fast so, als hätte Tobi die Sterne und den Mond auf seiner Seite. Erst bei einem kleinen Pfad machte er langsamer. Immer noch traute er sich nicht zurück zuschauen. Doch da hörte er schon Schritte neben sich. Er war sichtlich erleichtert. „So was mache ich jetzt? Wir sind alleine. Soll ich ihn einfach fragen? Ich weiß es nicht.“ In Gedanken versunken lief er einfach weiter bis sie an einer Bank ankamen. Sofort setzte er sich auf die Bank. Zu einem konnte man so die Sterne besser beobachten. Zum anderen hatte Tobi vor der Frage, die in seinem Kopf spukte, Angst. Würden seine Beine nachgeben? Schnell gab er zu verstehen, dass sich auch Kazuo hinsetzten sollte. Es dauert nicht lange, da saß auch der andere Junge etwas entfernt von Tobi auf der Bank. Nun packten ihn Zweifel. Er wusste nicht was er oder wie er es sagen sollte. In seiner Hoffnungslosigkeit, suchte er nach einer Antwort in den Sternen. Auf einmal fing der Sitznachbar an zu reden: „Eine wunderschöne Nacht, nicht wahr?“ Tobi konnte nur mit einem einfachen „Ja“ antworten. „Ich habe den Mond noch nie so hell und groß gesehen.“ Danach fielen sie in Schweigen. Als Tobi weiter überlegte spürte er auf einmal etwas. Kazuo begann zu zittern. Ohne auch nur nachzudenken rückte er an den Frierenden näher, bis sie sich berührten. In diesem Moment war jeder Zweifel verflogen. Fast gleichzeitig sahen sich die jungen Männer an. Die grünen Augen funkelten ihn wie zwei große Smaragde entgegen. Jetzt funktionierte der Körper des Älteren wie von alleine. Gerade öffnete der Jüngere den Mund, da bewegten sich die Finger von Tobi wie von selbst vor die Lippen des Anderen. Die Worte kamen wie selbstverständlich aus seinem Mund: „Seitdem du das erste Mal in mich gelaufen warst, bist du mir nicht mehr aus den Kopf gegangen. Mit deinem Tanz hast du mich jetzt total gefangen.“ Ihre Gesichter kamen immer näher. Tobi konnte schon Kazuos warmen Atem im eigenen Gesicht spüren. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt. Dem Südländer entglitt nur noch ein Wort, da waren ihre Lippen schon vereint. Nun war es soweit. Der Ältere wurde von Gefühlen überschüttet. Wie ein Feuerwerk, vor dem man sich nicht entziehen konnte. Doch dann kam noch ein zweites Gefühl hinzu. Kazuo erwiderte den Kuss. Nun fühlte sich der Deutsche, wie aus dem eigenen Körper gezogen. Es kam ihm so vor, als würde er einmal um den Mond fliegen. Nur um auf der Erde, in seinem Körper noch weitere Glückseeligkeit zu spüren. Nun ließ sich Tobi einfach in das Bett von Gefühlen fallen. Sachte drückte er mit seiner Zunge an der weichen Lippe von dem Rothaarigen. Sofort öffneten sich die Lippen. Beide Zungen vereinten sich zu einem Tanz. Jeder untersuchte den Mund des Partners. Doch nicht nur die Zungen untersuchten den fremden Körper. Auch die Hände glitten über den Körper des zweiten Mannes. Sie strichen über den Rücken, die Seiten, den Hinterkopf und über die Schultern. Jede Erhebung, jeder noch so kleiner Zentimeter wurde untersucht. Der Kuss hielt eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Lippen wieder trennten und beiden nach Luft schnappten. Es war einfach perfekt. So wunderbar hatte sich Tobi noch nie gefühlt. Doch auf einmal schreckte der Schüler hoch: „Ähm … Ich muss weg. … Ich muss … noch Hausaufgaben machen. Man sieht sich!“ So schnell er konnte rannte der Verstörte in Richtung seiner Unterkunft. Gerade war er noch auf Wolke Sieben gewesen. Und so schnell fiel der Goldäugige wieder wie Ikarus dem Boden entgegen. „Was habe ich bloß getan?!“ schwirrte es in seinem Kopf.
 

Verwirrt stieß Leon wieder zu seiner Clique. Die Party neigte sich ihrem Ende zu. Schließlich trennten sich ihre Wege und Sascha und er suchten ihr Apartment auf. Todmüde ließ sich sein Kumpel aufs Bett fallen. Binnen weniger Sekunde schlief der Mann auch schon ein. Leon betrachtete ihn kurz und grinste. „Der gute, alte Sascha. Der schläft jetzt wie ein Murmeltier.“ Der Blauäugige zog sich um. Bevor er ins Bett ging verweilte er noch mal an dem großen Fenster. Der Mond schien weiterhin hell. Der Himmel war klar. Seufzend lehnte sich Leon an einer Wand an. „OH Man! Jetzt geht mir dieser André erst Recht nicht aus dem Kopf. Was war vorhin mit ihm bloß los? Ich begreife das einfach nicht.“ Lange grübelte der Blondhaarige nach. Plötzlich erinnerte er sich an eine ähnliche Situation. Ein Mädchen aus seiner damaligen Schulklasse verhielt sich genauso. Später erfuhr er, dass sie in ihm hoffnungslos verknallt war. Bei den Gedanken, stellten sich alle seine Nackenhaare auf. „OH mein Gott! Heißt das, dieser Zwerg ist in mich ver…!“ Leon brachte den Satz nicht zu Ende. Ein Schaudern beherrschte seinen Körper. „NIEMALS! Ich bin keine Schwuchtel! Das kann er vergessen!“ Total aufgewühlt suchte er Zuflucht in seinem Bett. Unruhig wälzte er sich hin und her. Der 25 Jährige fand keinen Schlaf. Die Tatsache, dass André homosexuell und zudem scharf auf IHN war, ließ Leon keine Ruhe. „NEIN! Der soll bloß aufpassen! … Jetzt verstehe ich auch, wieso er in der Umkleide rüber geschaut hat. … AHHH! Scheiße! …“ Nach langem hin und her fielen Leon doch die Augen zu. Jedoch verfolgten ihn „Albträume“. In sich zusammen gezogen saß Tobi immer noch auf der Bank. Er spürte nichts. Nur Angst und Zweifel durchzogen seine Gedanken: „Was habe ich getan? Was habe ich bloß getan? Ich war zu voreilig. Ich habe alles zerstört!“ Wie sehr er doch seine letzte Tat verfluchte. Tobi konnte nichts mehr daran ändern. Doch dann wurde auf einmal sein Handrücken nass. Zum ersten Mal sah er wieder auf. Da war aber nichts. Er sah sich um und sofort sah er eine Gestalt.

Im Eiltempo lief sie davon. Er musste nicht zweimal hinsehen. Ohne Zweifel war gerade Kazuo an ihm vorbeigelaufen. „Er weint?“ Auf einen Schlag waren seine Gedanken nur noch mit Sorgen gefüllt. Tobi sprang auf und lief seiner Liebe hinterher.


Nachwort zu diesem Kapitel:
~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
Story written by Nekokuma and KFutagoh89

Nun ist auch Nr. 4 zu Ende! T-T
Auf Bald, VGs Nekokuma & KFutagoh89

Kapitel 5 ist schon in Arbeit.
*an Nekokuma: Hoffentlich packen wir das! -.-
*an KFutagoh89: Klar doch! xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2013-05-09T18:48:51+00:00 09.05.2013 20:48
Das ist ein sehr gutes Kapitel,aus der Sicht von Leon und Tobi geschrieben.Auch die Erkenntnisse der Beiden zu dem jeweils anderen ist mehr als erstaunlich.Wobei ich Leon es nicht abnehme das er ein Schwulen Hasser ist.Das wird noch ganz interessant werden,zum eine zwischen Tobi und Kazuo und zum anderen was entsteht bei Leon und Andre.Weiter so,bin echt begeistert,mit jedem Kapitel mehr.

LG
Onlyknow3
Von:  SSJUkyo
2013-05-08T13:08:45+00:00 08.05.2013 15:08
Der Aufbau der Gefühle sowie auch dem Entdecken der Gefühle ist sehr schön beschrieben. Man fiebert so richtig mit den Charakteren mit und wartet darauf, was noch auf sie zukommt.
Antwort von:  KFutagoh89
08.05.2013 16:03
Das ist unser Grundkonzept. Alles sollte so beschrieben werden, dass der Leser mitfiebert und sich selbst in der Geschichte wiederfindet
Antwort von:  Nekokuma
08.05.2013 19:16
Solange sich der Leser in der Geschichte komplett verliert, wurde alles erreicht, was wir erreichen wollten. ^^


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